Sahidisch-gri...
psalmenfrag...
Carl Wessely
STANFORD-VNIVERSITY- LIBRARY
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І
SITZUNGSBERICHTE
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHEN KLASSE
DER KAISERLICHEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
HUNDERTFÜNFUNDFÜNFZIGSTER BAND,
(MIT 14 TAFELN UND 1 TEXTABBILDUNG.)
WIEN, 1908.
IN KOMMISSION BEI ALFRED HÖLDER
К. U. К. НОР. UND UNIVERSITATS-BUCHRANDLKR
BUCHBÄNDLER DER KAISERLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN.
391160
Druck von Adolf Holzhausen,
k. und К. Hof- und Universitäts-Buchdrucker in Wien.
INHALT.
I. Abhandlung. Wessely: Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. (Mit
«AR 2 Tafeln.)
cap T. Abhandlung. Schorr: Altbabylonische Rechtsurkunden aus der Zeit
der I. babylonischen Dynastie (ca. 2300—2000 v. Chr.).
III. Abhandlung. Beer: Die Handschriften des Klosters Santa Maria
зх de Ripoll. I. (Mit 1 Kärtchen im Texte und 12 Schrifttafeln.)
lY. Abhandlung. Steinschneider: Rangstreit-Literatur. Ein Beitrag
zur vergleichenden Literatur- und Kulturgeschichte.
V. Abhandlung. Schönbach: Studien zur Geschichte der altdeutschen
' »
ра Predigt. Achtes Stück: Über Leben, Bildung und Persönlichkeit
Bertholds von Regensburg. II.
a*
XV. SITZUNG VOM 23. MAI 1906.
Der Sekretär legt das vom russischen Komitee übersandte
Bulletin Nr. 6 der ‚Association internationale pour l’exploration
historique, archéologique, linguistique et ethnographique de
l'Asie Centrale et de l'Extréme Orient, St. Petersburg, Jünner
1906‘, vor.
Das К. М. Herr Dr. Karl Wessely in Wien übersendet
eine Abhandlung mit dem Titel: ‚Sahidisch-griechische Psalmen-
fragmente‘ und bittet um deren Aufnahme in die Sitzungs-
berichte der Klasse.
Die Abhandlung wird in die Sitzungsberichte aufgenommen.
XVI. SITZUNG VOM 13. JUNI 1906.
Die Vorstehung des historischen Seminars der К. К. Uni-
versität in Graz dankt für die geschenkweise Überlassung der
Bände 51, 52 und 54 der zweiten Abteilung der Fontes rerum
austriacarum.
Se. Exzellenz Dr. Gustav Marchet teilt mit, daß Se.
k. und k. Apostolische Majestät ihn zum Minister für Kultus-
und Unterricht allergnädigst zu ernennen geruht haben.
Der Sekretär legt eine Abhandlung des Herrn Dr. Moses
Schorr in Mödling-Vorderbrühl vor, betitelt: ‚Altbabylonische
VI
Rechtsurkunden aus der Zeit der ersten babylonischen Dynastie.
Umschrift, Übersetzung und Kommentar‘. Der Autor ersucht
um Aufnahme seiner Abhandlung in die Sitzungsberichte.
XVH. SITZUNG VOM 20. JUNI 1906.
Der Sekretär legt das an die Klasse gelangte Druckwerk
vor „Initia Patrum aliorumque scriptorum ecclesiasticorum lati-
norum ex Mignei Patrologia et ex compluribus aliis libris con-
legit ac litterarum ordine disposuit Marcus Vatasso, biblio-
thecae Vaticanae scriptor. Volumen I: A—M. Romae 1906.‘
Es wird hierfür der Dank ausgesprochen.
Der Sekretär überreicht das vom Direktor des öster-
reichisch-archüologischen Instituts, Herrn Sektionschef O. Benn-
dorf, übersandte Werk ‚Forschungen in Ephesos. Veröffentlicht
vom österreichischen archäologischen Institute. Band I. Wien
1906,‘
Es wird hiefür der Dank ausgesprochen und das Werk
wird der akademischen Bibliothek einverleibt.
Das у. М. Herr Hofrat D. Н. Müller überreicht im Namen
des Autors die Schrift ‚Jakob Krall. Von A. Wiedemann. Paris
1906‘ (S.-A. aus dem ‚Recueil des Travaux relatifs à la Philo-
logie et à l’ Archéologie égyptiennes et assyriennes. Vol. ХХ. VII‘).
Es wird hierfür der Dank ausgesprochen.
XVIII. SITZUNG VOM 4. JULI 1906.
Der Sekretär legt die an die Klasse gelangten Druck-
werke vor, und zwar:
1. Oskar Waldeck: ‚Das latente Ich. Das Quellengebiet
der Psychologie eines Individuums. Wien 1905‘:
vu
2. ,Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der
Sprachwissenschaft. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht
des Realgymnasiums zu Duisburg-Ruhrort von Dr. E. Meyer.
Duisburg-Ruhrort 1906*;
3. ,Inventaire général des Richesses d'art de la France.
Province. Monuments civils, Tome VII. Paris 1904 (Міпівідге
de l'instruction publique et des beaux-arts)', übersendet durch
das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht;
4. ,La Biblioteca Marciana nella sua nuova sede. XXVII
Aprile MDCCCCV. Venezia 1906.‘
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse aus-
gesprochen.
Die Vorstehung des k. k. Statthalterei-Archives in Graz
übermittelt ihren Dank für die dem Archive bewilligte geschenk-
weise Überlassung akademischer Publikationen.
Das Königliche Lyzeum in Bamberg übersendet das
Festprogramm zu der am 21. Juli l. J. stattgehabten Johann
Kaspar Zeuss-Feier.
Seine Exzellenz der vorsitzende Vizeprüsident Ritter von
Hartel legt eine Abhandlung des Kustos der k. k. Hofbibliothek,
Herrn Dr. Rudolf Beer in Wien, vor, betitelt: ,Die Hand-
schriften des Klosters Santa Maria de Ripoll I.“ und beantragt
namens der akademischen Kirchenväterkommission die Auf-
nahme derselben in die Sitzungsberichte der Klasse.
Das w. M. Herr Hofrat Gomperz überreicht eine kurze
Mitteilung des Herrn Professors Dr. Adolf Wilhelm in Wien
über eine Inschrift aus Athen.
In der Gesamtsitzung vom 28. Juni l. J. wurden folgende
Subventionen aus den Mitteln der philosophisch-historischen
Klasse bewilligt:
1. zur Herausgabe des Werkes ‚Arabia Petraea‘ von Prof.
Dr. A. Musil 10.000 K (in zwei Raten à 5000 K pro 1906
und 1907);
VIII
2. Herrn Privatdozenten Dr. Rudolf Brotanek in Wien
zur Herausgabe einer Serie von Neudrucken früh-neuenglischer
Grammatiken ein Druckköstenbeitrag von 1800 K (in drei Raten
à 600 K pro 1906, 1907 und 1908);
3. Herrn Kustos Konrad Stefan in Laibach zur Heraus-
gabe einer ,Geschichte der Entstehung und Verwaltung der
k. k. Studienbibliothek in Laibach‘ ein Druckkostenbeitrag von
300 K;
4. der prühistorischen Kommission, wie alljährlich, für
Ausgrabungszwecke 600 K und zur Herausgabe ihrer Mittei-
lungen 400 K, zusammen 1000 K.
XIX. SITZUNG VOM 11. JULI 1906.
Der Sekretür macht folgende Mitteilung:
Die Kommission zur Herausgabe mittelalterlicher Biblio-
thekskataloge hat sich mit einem Rundschreiben (Mürz 1906)
an die Vorstehungen der Archive, Bibliotheken und Museen
Zisleithaniens mit dem Ersuchen gewendet, an die Akademie
über das Vorhandensein von mittelalterlichen Bücherkatalogen
oder anderen zweckdienlichen Dokumenten Mitteilung zu
machen.
Auf diese Anfrage hin sind von folgenden Bibliotheks-
vorständen Zuschriften bei der Akademie eingelangt:
1. K. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien,
2. K. k. Universitätsbibliothek in Lemberg und Prag,
К. К. Studienbibliothek in Klagenfurt, К. К. Statthaltereiarchiv
in Graz.
3. Steiermärkische Landesbibliothek in Graz, Stadtrat
von Eger und Wiener-Neustadt, Biblioteca civica in Ro-
vereto, Museum Francisco-Carolinum in Linz, Gemeinde-
bibliothek in Freiberg (Mühren).
4. Graf Wilezeksche Bibliothek in Kreuzenstein, Fürst
Dietrichsteinsche Fideikommifbibliothek in Nikolsburg, Graf
Lambergsche Fideikommifbibliothek in Steyr, Graf Falken-
haynsche Schloßbibliothek in Walpersdorf.
IX
5. Dominikanerkonvent in Eger, Erzdekanal-Vikariats-
bibliothek St. Niklas in Eger, Benediktinerstift Góttweig,
fürsterzbischöfliche Bibliothek in Kremsier, Benediktinerstift
in Kremsmünster, bischöfliche Bibliothek in Leitmeritz,
fürsterzbischöfliche Bibliothek in Olmütz, reg. Chorherrenstift
in Reichersberg, Zisterzienserstift in Szczyrzyc (Galizien),
Prämonstratenserstift in Tepl, Augustiner-Chorherrenstift in
Vorau, Servitenkonvent in Wien, Zisterzienserstift in Zwettl.
Das k. M. Herr Professor Dr. Moritz Steinschneider
in Berlin übersendet eine Abhandlung, betitelt: ,Rangstreit-
Literatur. Ein Beitrag zur vergleichenden Literatur- und Kultur-
geschichte‘.
Die Abhandlung wird in die Sitzungsberichte aufgenommen.
XX. SITZUNG VOM 10. OKTOBER 1906.
Seine Exzellenz, der vorsitzende Vizepräsident der Kais.
Akademie, Dr. W. Ritter von Hartel, begrüßt die Mitglieder
bei der Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit nach den akademischen
Ferien und heißt die beiden erschienenen neugewählten wirk-
lichen Mitglieder, Herren Professor Dr. Josef Seemüller und
Professor Dr. Hans von Arnim herzlich willkommen.
Sodann macht derselbe Mitteilung von dem großen Ver-
luste, den die Akademie durch das am 5. September 1. J.
zu Duino erfolgte Hinscheiden des wirklichen Mitgliedes der
mathematisch - naturwissenschaftlichen Klasse, Herrn Hofrates
Professors Dr. Ludwig Boltzmann, erlitten hat.
Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck.
Der Sekretär verliest den nachstehenden Kuratorial-
Erlaß vom 15. September 1. J., Zahl 52, C.-St., betreffend die
X
Allerhöchste Bestätigung, beziehungsweise Ernennung der neu-
gewählten Mitglieder der Akademie.
‚Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit Aller-
höchster Entschließung vom 27. Juli 1906 die Wiederwahl des
Geheimen Rates, Ministers a. D. Dr. Wilhelm Ritter v. Hartel
zum Vizepräsidenten der Akademie der Wissenschaften in Wien
für die statutenmäßige Funktionsdauer von drei Jahren, sowie
die Wahl des Geheimen Rates, Ministerpräsidenten a. D. Dr.
Ernest v. Koerber, Kuratorstellvertreters der Akademie, zum
Ehrenmitgliede der Gesamtakademie im Inlande allergnädigst
zu bestätigen und zu wirklichen Mitgliedern der Akademie, und
zwar in der philosophisch-historischen Klasse den ordentlichen
Professor der klassischen Philologie an der Universität in Wien
Dr. Hans v. Arnim, sowie den ordentlichen Professor für
ältere deutsche Sprache und Literatur an der Universität in
Wien Dr. Josef Seemüller und in der mathematisch - natur-
wissenschaftlichen Klasse den ordentlichen Professor der Ana-
tomie an der Universität in Wien, Hofrat Dr. Emil Zucker-
kandl, sowie den ordentlichen Professor der angewandten
medizinischen Chemie an der Universität in Wien Hofrat Dr.
Ernst Ludwig huldvollst zu ernennen geruht.
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben ferner die von
der Akademie vorgenommenen Wahlen korrespondierender Mit-
glieder im Inlande huldvollst zu bestätigen geruht, und zwar:
In der philosophisch-historischen Klasse die Wahl des
ordentlichen Professors der Geographie an der Universität in
Wien Dr. Eugen Oberhummer, des ordentlichen Professors
der Philosophie an der Universitüt in Graz Dr. Alexius Mei-
nong Ritter v. Handschuchshein, des ordentlichen Pro-
fessors der neueren Geschichte an der Universität in Graz Dr.
Hans v. Zwiedineck-Südenhorst, des ordentlichen
Professors der politischen Ökonomie an der Universität in
Wien Hofrates Dr. Friedrich Freiherrn v. Wieser, des ordent-
lichen Professors des Bibelstudiums des alten Bundes und der
orientalischen Dialekte an der theologischen Fakultät in Olmütz
Dr. Alois Musil, des ordentlichen Professors der allgemeinen
Geschichte an der Universität in Innsbruck Hofrates Dr. Ludwig
Pastor, Direktors des Istituto austriaco di studii storiei in Rom,
und des Professors für Linguistik und Ethnologie an der philo-
ХІ
sophisch-theologischen Lehranstalt St. Gabriel bei Mödling Р.
Wilhelm Schmidt, von der Gesellschaft des Göttlichen Wortes;
in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse die
Wahl des ordentlichen Professors der allgemeinen und experi-
mentellen Pathologie an der Universität in Graz Dr. Rudolf
Klemensiewiez, des außerordentlichen Professors der Histo-
logie an der Universität in Wien Dr. Josef Schaffer, des
ordentlichen Professors der darstellenden Geometrie an der
Technischen Hochschule in Wien Dr. Emil Müller und des
außerordentlichen Professors der Chemie an der Universität in
Wien Dr. Josef Herzig.‘
Im Anschlusse daran verliest der Sekretär die einge-
laufenen Dankschreiben der neugewählten korrespondierenden
Mitglieder im Inlande, und zwar der Herren: Professor Dr.
Alexius Ritter von Meinong in Graz, Professor P. Wilhelm
Schmidt in St. Gabriel bei Mödling, Professor Dr. Eugen Ober-
hummer in Wien, Professor Dr. Hans Zwiedineck Edler
von Südenhorst in Graz, Hofrat Professor Dr. Ludwig Pastor
in Innsbruck und Professor Dr. Alois Musil in Olmütz.
Der Sekretär überreicht die im Verlaufe der akademi-
schen Ferien erschienenen Publikationen der Klasse, und zwar:
Sitzungsberichte, CLIII. Band. Jahrgang 1906. Wien
1906;
Register zu den Bänden 141 bis 150 der Sitzungs-
berichte. XV. Wien 1906;
Archiv für österreichische Geschichte. XCV. Band. Erste
Hälfte. Wien 1906.
Der Sekretär überreicht ferner folgende an die Klasse
gelangten Druckwerke, und zwar:
1. Schweden. Ein kurzer Führer durch Schwedens Ge-
schichte, Wirtschaftsgebiete, soziale Verhältnisse, Unterrichts-
wesen, Sport, Kunst, Natur etc. Herausgegeben vom Verein
XII
zur Förderung des Fremdenverkehrs (Turisttrafikfürbundet)
Stockholm. Stockholm 1906;
2. Das Zeitalter des Humanismus. Von Dr. Rudolf Wolkan
in Wien (S.-A. aus den Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche
Erziehungs- und Schulgeschichte. XVI. Jahrgang 1906). Berlin
1906;
3. Österreich-Ungarn und die Vereinigten Staaten von
Amerika in ihren handelspolitischen Beziehungen. Wien und
Leipzig 1907. Überreicht vom mitteleuropäischen Wirtschafts-
verein in Österreich;
4. Deutsche Volkskunde aus dem östlichen Böhmen von
Dr. Eduard Langer. 1906. VI. Band, 1. und 2. Heft. Braunau
1. В. 1906.
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse aus-
gesprochen.
Das k. M. Herr Hofrat Dr. Johann Loserth in Graz
übersendet eine Arbeit unter dem Titel: ‚Die Reformations-
ordnungen der Städte und Märkte in Innerösterreich aus den
Jahren 1581—1628“ und bittet um deren Aufnahme ins Archiv
für österreichische Geschichte.
Die Abhandlung geht an die historische Kommission.
Das w. M. Herr Hofrat Prof. Dr. Anton E. Schönbach
in Graz legt eine Abhandlung vor: ‚Studien zur Geschichte der
altdeutschen Predigt. Achtes Stück: Über Leben, Bildung und
Persönlichkeit Bertholds von Regensburg II‘ und ersucht um
Aufnahme in die Sitzungsberichte.
Die Abhandlung wird in die Sitzungsberichte aufgenommen.
Der Sekretär überreicht eine zu spät eingelangte Ein-
ladung der Società storica subalpina in Turin zu einem vom
3. bis 6. September |. J. stattgehabten Congresso storico sub-
alpino.
Die königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen
übermittelt die Tagesordnung für die am 15. und 16. Oktober
zu Göttingen stattfindende Kartellkonferenz.
XIII
Das w. M. Herr Professor Dr. Oswald Redlich überreicht
als Obmann der akademischen Atlas-Kommission die eben er-
schienene erste Lieferung der I. Abteilung des Werkes ,Нівіо-
rischer Atlas der österreichischen Alpenländer‘; diese erste
Lieferung enthält ‚Die Landgerichtskarte, bearbeitet unter Lei-
tung von weiland Eduard Richter: Salzburg (von Eduard
Richter), Oberösterreich (von Julius Strnadt), Steiermark
(von Anton Mell und Hans Pirchegger). Wien 1906‘.
Desgleichen legt derselbe die ‚Erläuterungen zum histori-
schen Atlas der österreichischen Alpenländer‘ etc. vor.
Das w. M. Herr Professor Jireček überreicht als Obmann
der historischen Kommission den nachstehenden Bericht des
k.M. Herrn Hofrates Prof. Dr. Joh. Loserth über seine mit
Unterstützung der Kais. Akademie der Wissenschaften unter-
nommene Durchforschung von Archiven in Ungarn und Kroatien
behufs Herausgabe des II. Teiles der Akten und Korrespon-
denzen zur Geschichte der Gegenreformation in Innerösterreich
unter Ferdinand II.
In der Gesamtsitzung vom 13. Juli l. J. wurden folgende
Subventionen aus den Mitteln der philosophisch-historischen
Klasse bewilligt, und zwar:
l. zur Fortführung der Regesta Habsburgica 3000 K;
2. an die Weistümer- und Urbar-Kommission als Do-
tation pro 1906 5000 K;
3. als außerordentlichen Beitrag der Klasse zum ‚The-
saurus linguae latinae* 1200 K.
Ferner wurden in der Gesamtsitzung der Akademie vom
28. Juni l. J. aus dem auf die philosophisch-historische Klasse
entfallenden Anteile an dem Ertrügnisse der Treitl- Erbschaft
folgende Dotationen an die einzelnen Kommissionen der Klasse
pro 1906 bewilligt, und zwar:
l. an die linguistische Abteilung der Balkan-Kommis-
sion 1600 К;
XIV
2. an die antiquarische Abteilung der Balkan-Kommis-
sion 4000 K;
3. an die Südarabische Kommission 4000 K;
4. an die Sprachen-Kommission 2000 K;
5. an die Kommission zur Herausgabe der Trienter
Konzils-Korrespondenz 2570 K;
6. an die Kommission zur Erforschung des römischen
Limes in Österreich 6830 K;
7. an die Kommission zur Herausgabe eines historischen
Atlas der österreichischen Alpenländer 4500 K;
8. an die Kommission für die mittelalterlichen Biblio-
theks-Kataloge 2000 K, zusammen 27.500 K.
ХХІ. SITZUNG VOM 24. OKTOBER 1906.
Seine Exzellenz, der vorsitzende Vizepräsident, macht
Mitteilung von dem am 23. Oktober 1. J. zu Petersburg erfolgten
Ableben des korrespondierenden Mitgliedes im Auslande, Herrn
Professors Dr. Alexander Wesselofsky.
Die Mitglieder geben ihrem Beileide durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck.
Der Sekretär überreicht den eben erschienenen ‚Bericht
über die Tagung des Ausschusses der Internationalen Asso-
ziation vom 30. Mai bis 1. Juni 1906 in Wien. Wien 1906“,
Ferner legt derselbe (in Vertretung des Obmannes der
Weistümer- und Urbarkommission) den kürzlich ausgegebenen
ersten Band der dritten Abteilung (‚Urbare geistlicher Grund-
herrschaften‘) des Werkes ‚Österreichische Urbare‘ vor; dieser
Band enthält ‚Die Urbare des Benediktinerstiftes Göttweig von
1302 bis 1536. Im Auftrage der Kais. Akademie der Wissen-
schaften bearbeitet von Dr. Adalbert Fr. Fuchs. Wien und
Leipzig 1906‘.
Weiters überreicht der Sekretär die eben erschienene
Lieferung XV des Werkes ‚Die attischen Grabreliefs. Heraus-
gegeben im Auftrage der Kais. Akademie der Wissenschaften
XV
zu Wien. Berlin 1906*, womit das Werk nach einem Berichte
des Generalredaktors, k. M. Herrn Dr. Alexander Conze in
Berlin, bis zum Ende der II. Hauptperiode (bis zu Demetrios
von Phaleron) gediehen ist.
Endlich folgende eingelaufene Druckwerke, und zwar:
1. ‚Führer durch das Rómerkastell Saalburg bei Homburg
vor der Höhe von H. Jacobi, königl. Landbauinspektor. 2. Auf-
lage. Homburg v. d. Н. 19055;
2. ‚Ankündigung einer neuen Ausgabe des hebräischen
Pentateuchs der Samaritaner. Von Dr. A. Freiherrn von Gall
in Mainz‘ (S.-A. aus der Zeitschrift für die alttestamentliche
Wissenschaft. 1906); überreicht vom Verfasser;
3. ,Licinus Tonsor. Carmen (Aloisii Galante Florentini) in
certamine poetico Hoeufftiano praemio aureo ornatum. Accedunt
duo carmina laudata. Amstelodami 1906'; übersendet von der
niederlándischen Akademie der Wissenschaften zu Amsterdam;
4. ,Die Reichenauer Handschriften beschrieben und er-
läutert von Alfred Holder. I. Band: Die Pergamenthand-
schriften. (Die Handschriften der großherzoglich Badischen Hof-
und Landesbibliothek in Karlsruhe. V.) Leipzig 19065,
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse ausge-
sprochen.
Der Sekretär verliest eine Zuschrift der Deutsch-akade-
mischen Lese- und Redehalle in Wien, worin diese bekannt-
gibt, daß sie sich laut Beschluß der Vollversammlung vom
14. Juli 1906 aufgelöst hat, und der Akademie für das bisher
bewiesene Wohlwollen dankt.
Der Sekretär legt ein an die Klasse gelangtes Manuskript
des Herrn Dr. Nikolaus Rhodokanakis, Privatdozenten an der
К. К. Universität in Graz, vor, welches betitelt ist: ‚Der nord-
arabische Dialekt im Dofär (Zfär). I. Teil: Prosaische und
poetische Texte, Übersetzung und Indices‘.
Das w. M. Herr Hofrat Dr. У. Jagić überreicht die
beiden kürzlich erschienenen Bände IV und V der Schriften
XVI
der linguistischen Abteilung der Balkankommission, enthaltend:
‚Das Dalmatische von Dr. Matteo Giulio Bartoli. I. Ein-
leitung und Ethnographie Illyriens. (Mit einer Karte.) II. Glos-
sare und Texte. Grammatik und Lexikon. (Mit einer Tafel.)
Wien 1906.
Sodann überreicht derselbe das Manuskript einer Abhand-
lung von Herrn Dr. Milan Ritter von Re&etar, Professor an
der k. К. Universität in Wien, das betitelt ist: ‚Der stokavische
Dialekt‘ und das für die Fortsetzung der Schriften der Balkan-
kommission, linguistische Abteilung, bestimmt ist.
XXII. SITZUNG VOM 31. OKTOBER 1906.
Der Sekretür verliest ein Telegramm des auswürtigen
Ehrenmitgliedes der Klasse, Herrn Leopold Delisle in Paris,
worin dieser für die ihm zu seinem 80. Geburtstage seitens
der Akademie übersandte Glückwunschadresse seinen Dank
ausspricht. КА
Der Sekretär verliest ein Schreiben des Е. М. Herrn Hof-
rates Professors Dr. Friedrich Freiherrn von Wieser in Wien,
worin dieser für seine Wahl zum korrespondierenden Mitgliede
der Klasse im Inlande dankt.
Der Sekretär legt drei in Angelegenheit der geplanten
Herausgabe mittelalterlicher Bibliothekskataloge an die
Klasse gelangte Zuschriften vor, und zwar von den Vorständen
der k. k. Universitätsbibliotheken zu Wien und Graz sowie
vom k. k. Statthaltereiarchive zu Prag.
Der Sekretär überreicht die eben erschienenen akademi-
schen Publikationen, und zwar:
ХҮП
1. ‚Almanach der Каз. Akademie der Wissenschaften.
LVI. Jahrgang 1905. Wien 19065;
2. ‚Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissen-
schaften, philosophisch-historische Klasse, CLI. Band, Jahr-
gang 1905. (Mit fünf Tafeln.) Wien 1906‘;
3.,Fontes rerum austriacarum (Österreichische Geschichts-
quellen). Herausgegeben von der historischen Kommission der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Zweite Abteilung:
Diplomataria et acta. LIX. Band (enthaltend: „Urkunden und
Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Kartause Aggsbach
V. O. W. W. Bearbeitet von Dr. Adalbert Fr. Fuchs“.) Wien
1906.“
Der Sekretär legt weiters die eingelaufenen Druckwerke
vor, und zwar:
1. Thesaurus linguae latinae. Editus auctoritate et con-
silio academiarum quinque germanicarum Berolinensis Gottin-
gensis Lipsiensis Monacensis Vindobonensis. Vol. IV, fase. I
und Vol. II, fasc. X. Leipzig, bei Teubner, 1906;
2. Statistik des Unterrichtswesens der Hauptstadt Buda-
pest für die Jahre 1895/96 — 1899/1900. Von Dr. Josef von
Körösy, Direktor des Budapester kommunal - statistischen
Bureaus. Berlin 1906;
3. Die Sterblichkeit der Haupt- und Residenzstadt Buda-
pest in den Jahren 1901—1905 und deren Ursachen. Von dem-
selben. II. (tabellarischer) Teil. Berlin 1905;
4. Statistisches Jahrbuch der Haupt- und Residenzstadt
Budapest. VII. Jahrgang 1904. Redigiert von Professor Dr.
Gustav Thirring. Budapest 1906;
[Nr. 2 bis 4 als Publikationen des statistischen Bureaus
der Haupt- und Residenzstadt Budapest übersendet];
5. Bulletin de l'institut international de statistique. Tome
XV. Deuxiéme Livraison. Londres 1906;
6. Nouveaux fragments syropalestiniens de la bibliothé-
que impériale publique de Saint-Petersbourg. Publiés par Р.
Kokowzoff. (Avec quatre planches en phototypie.) Saint-
Petersbourg 1906.
Es wird für diese Geschenke der Dank der Klasse aus-
gesprochen.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. b
XVIII
XXIII. SITZUNG VOM 7. NOVEMBER 1906.
Der Sekretär legt die von Mme. У" J. B. André Godin,
Directrice des Familistére in Guise (Aisne) und Herausgeberin
der Zeitschrift ‚Le Devoir‘, übersandten Publikationen vor,
und zwar:
1. ‚Solutions sociales par Godin. Paris 18715;
2. Von demselben: ,Le Gouvernement ce qu'il a été, ce
qu'il doit être, et le vrai socialisme en action. Paris 1883‘;
3. Von demselben: ,La Hépublique du travail et la ré-
forme parlementaire (Oeuvre posthume). Paris 1859‘;
4. ‚Documents pour une biographie complete de Jean-
Baptiste-André Godin rassemblés par sa veuve, née Marie
Moret. I. Volume. Guise 1897—1901*. (Mit dem Porträt von
J. B. André Godin.)
Es wird für diese Spenden der Dank der Klasse an die
Einsenderin ausgesprochen.
Der Sekretür überreicht weiters das vom Autor, k. M.
Herrn Professor Dr. Friedrich Thaner in Graz, übersandte
Werk: ‚Anselmi episcopi Lucensis collectio canonum una cum
collectione minore iussu instituti Savigniani recensuit Fridericus
Thaner. Fasciculus I. Oeniponte 1906*.
Ferner folgende Werke:
l. ,La revue de Paris. 13"* année. No. 16. Paris 1906*;
2. ‚Eine obersteirische Bauerngemeinde in ihrer wirtschaft-
lichen Entwicklung 1498—1899. Von Dr. Hubert Wimbersky.
I. Teil. Graz 190%‘.
Die Klasse spricht auch hierfür ihren Dank aus.
Endlich legt der Sekretär die von der Université St.
Joseph in Beyrouth, Faculté Orientale, übersandten sämtlichen
bisher erschienenen Bände der Zeitschrift ,Al-Machriq. Revue
catholique orientale bimensuelle, Sciences—Lettres— Arts. Sous
la direction des Pères de l'Université St. Joseph. Paraissant le 1
XIX
et le 15 de chaque mois‘ vor, und zwar die kompletten Jahr-
gänge [—VIII, Beyrouth 1898—1905, sowie die bisher erschie-
nenen 18 Hefte des Jahrganges 1906 (Band IX).
XXIV. SITZUNG VOM 14. NOVEMBER 1906.
Der Sekretür verliest eine Zuschrift des hohen Kura-
toriums, wonach Seine kaiserliche und kónigliche Hoheit, der
durchlauchtigste Herr Erzherzog-Kurator, mit der Anbe-
raumung der nächstjährigen Feierlichen Sitzung der Kaiser-
lichen Akademie auf Dienstag den 28. Mai 1907, um 7 Uhr
abends, einverstanden sei.
Der Sekretür legt die vom russischen Justizministerium in
St. Petersburg eingesandten Hefte 1—7 des ‚Journal mini-
sterstwa justizi. God dwjenadzatij. St. Petersburg 1906* vor.
Es wird hierfür der Dank der Klasse ausgesprochen.
XXV. SITZUNG VOM 21. NOVEMBER 1906.
Seine Exzellenz, der vorsitzende Vizepräsident Ritter von
Hartel, legt in Vertretung des erkrankten Herrn Sekretärs
die vom Landesarchivare in Kärnten, Herrn Dr. August Ritter
von Jaksch, übersandten Pflichtexemplare seines mit Sub-
vention der Kais. Akademie der Wissenschaften gedruckten
Werkes vor: ,Monumenta historica ducatus Carinthiae. Ge-
schichtliche Denkmäler des Herzogtumes Kärnten. Vierter Band:
Die Kärntner Geschichtsquellen 1202 — 1269. Zweiter Teil:
1263 — 1269. Klagenfurt 1906“.
Das w. M. Herr Professor Oswald Redlich überreicht ein
an ihn als Obmann der Atlas-Kommission gelangtes Manuskript
b*
XX
des Herrn k. k. Oberlandesgerichtsrates Dr. Julius Strnadt in
Graz, betitelt: ,Das Land zwischen Traun und Enns'; dasselbe
ist für die ,Abhandlungen zum historischen Atlas der óster-
reichischen Alpenländer‘ (Archiv für österr. Geschichte, Band
XCIV, zweite Hälfte) bestimmt.
Das w. M. Herr Hofrat Leo Reinisch überreicht der
Klasse zwei Broschüren des französischen Konsuls in Stuttgart,
Herrn Gabriel Ferrand, und zwar:
1. ‚Le dieu malgache Zanahari. (Extrait du „T’oung-pao“,
Serie II, Vol. VII, No. 1.) Leide 1906‘, und
2. ,Priéres et invocations magiques en malgache sud-
oriental. Transcrites, traduites et annotées d'aprés le manuscrit
8 de la bibliothèque nationale. (Extrait du tome II des „Actes
du XIV* Congrès International des Orientalistes^.) Paris 1906*,
Die Klasse spricht für diese beiden Spenden ihren
Dank aus.
Das w. M. Herr Hofrat Theodor Gomperz erstattet
namens der Kommission für den Thesaurus linguae latinae
den Jahresbericht.
Das w. M. Herr Hofrat D. H. Müller überreicht als Ob-
mann der nordarabischen Kommission die nunmehr fertigge-
stellte ‚Karte von Arabia Petraea. Nach eigenen Aufnahmen
von Professor Dr. Alois Musil. Ausgeführt im k. und k. militür-
geographischen Institute*.
Das w. M. Herr Hofrat Friedrich Kenner erstattet als
Obmann der Limes-Kommission den vorläufigen Bericht des
Leiters der Ausgrabungen, Herrn k. und k. Obersten Maximilian
Groller von Mildensee, über die im Jahre 1906 ausgeführ-
ten Grabungen dieser Kommission.
ХХІ
XXVI SITZUNG VOM 5. DEZEMBER 1906.
Von dem am 22. November l. J. zu Graz erfolgten Ableben
des k. M., Herrn Professors Dr. Hans Zwiedineck Edlen von
Südenhorst, wurde schon in der Gesamtsitzung der Kais.
Akademie vom 29. November l. J. Kenntnis gegeben.
Die Mitglieder haben ihrer Trauer durch Erheben von
den Sitzen Ausdruck gegeben.
Der Sekretär verliest eine Zuschrift des Vorarlberger
Landesarchivs in Bregenz betreffs dort vorrütiger Dibliotheks-
kataloge des Mittelalters.
Das k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht über-
mittelt in zwei Bänden die Reproduktion eines äthiopischen
Manuskriptes des British Museums in London als Geschenk
der ehemaligen Besitzerin des ósterr.ungar. Botschaftspalais in
London, Lady Meux, an die Kais. Akademie der Wissen-
schaften; das Werk ist betitelt: ‚The Life of Takla Häymänöt
in the Version of Dabra Libanós, and the Miracles of Takla
Háymánót in the Version of Dabra Libanós and the Book of
the Riches of Kings. The ethiopie Texts from the British
Museum Ms. Oriental 723, edited with English Translations,
to which is added an English Translation of the Waldebbán
Version. By E. A. Wallis Budge (with 165 Coloured Plates).
Privately Printed for Lady Meux. London 1906.‘
Der erste Band enthält: ‚The Life and Miracles of Feshha-
Séyón who was named by our Lord Takla Häymänöt‘, der
zweite: ,The Book of the History of the Translation of the
Body of our Father the Holy Man Takla Háymánót which
took place 57 years after his Death, and was revealed by the
Holy Spirit to John Каша
Es wird für diese wertvolle Spende der Dank der Klasse
ausgesprochen und die beiden Bünde werden der akademischen
Bibliothek einverleibt.
XXI
Der Sekretär legt im Namen des Autors, Herrn Viktor
A. Reko, dessen Schrift: ‚Über einige neuere Versuche mit
Sprechmaschinen (S.-A. aus dem ХХХІ. Jahresberichte der
К. К. Franz Josef-Realschule im XX. Bezirke in Wien), Wien
1906*, vor.
Das w. M. Herr Hofrat Leo Reinisch überreicht ferner
im Namen des Verfassers das Werk: ,Mota Musê (La mort
de Moise) Texte éthiopien traduit en hébreu et en francais,
annoté et accompagné d'extraits arabes par Jacques Faitlovitch.
Paris 1906*.
Die Klasse spricht für diese beiden Spenden ihren Dank aus.
Der Sekretär überreicht eine mit der Bitte um Aufnahme
in die Sitzungsberichte der Klasse eingesandte Arbeit von Herrn
Dr. Bernhard Wachstein in Wien, welche betitelt ist: , Wiener
hebräische Epitaphien*.
XXVII. SITZUNG VOM 12. DEZEMBER 1906.
Seine Exzellenz, der vorsitzende Vizeprüsident Ritter von
Hartel, überreicht als Obmann der akademischen Kirchen-
vüter-Kommission den kürzlich erschienenen Band XX XX VIII
des ‚Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum‘, enthaltend:
‚Атей Manlii Severini Boethii operum pars I: In isagogen
Porphyrii commenta copiis a Georgio Schepps comparatis
suisque usus recensuit Samuel Brandt. Vindobonae, Lipsiae
1906*. cT
Der Sekretär verliest eine Zuschrift des Präsidenten der
königl. serbischen Akademie der Wissenschaften in Belgrad,
worin derselbe den Dank dieser Akademie für die ihr bewil-
ligte geschenkweise Komplettierung der in den dortigen Be-
ständen akademischer Publikationen vorhandenen Lücken sowie
für die Neubewilligung akademischer Schriften ausspricht.
XXIII
Der Sekretür überreicht das im Wege der hiesigen mexi-
kanischen Gesandtschaft vom mexikanischen Ackerbaumini-
sterium für die akademische Bibliothek gespendete Werk: ,Le
Mexique. Son évolution sociale. Synthése de l'histoire politique,
de l'organisation administrative et militaire etc. Inventaire mo-
numental qui résume en immenses travaux les grands progrès
de la nation au ХІХ siècle. Directeur littéraire: M. Just
Sierra, Licencié. Directeur artistique: Mr. Jacques Ballesca.
Traduction française par M. Lamole de Tamayo. Tome
I—1IL Мехіко 1900—1902.‘
Ferner überreicht der Sekretär das vom R. Istituto Ve-
neto di scienze, lettere ed arti in Venedig geschenkweise
übersandte Werk: ,Monumenti Veneti nell' isola di Creta. Ri-
cerche e descrizione fatte dal dottor Giuseppe Gerola per
incarico del R. Istituto. Volume primo parte seconda. Venezia
1906*.
Es wird hiefür der Dank ausgesprochen und die beiden
Werke werden der akademischen Bibliothek einverleibt.
Der Sekretür verliest eine Zuschrift der künigl. Gesell-
schaft der Wissenschaften zu Göttingen, worin dieselbe unter
gleichzeitiger Einsendung der ,Protokolle der Kartellversammlung
des Verbandes wissenschaftlicher Körperschaften in Göttingen
am 15. und 16. Oktober 1906‘ Mitteilung macht über die Be-
schlüsse und die Delegierten für die einzelnen Fachkommis-
sionen.
Die Klasse designiert als ihren Vertreter in der speziellen
Fachkommission für die Herausgabe mittelalterlicher Bibliotheks-
kataloge das w M. Herrn Professor Dr. Emil von Ottenthal.
Der Sekretär verliest ein Schreiben der ethnographischen
Sektion der ‚kais. Gesellschaft der Freunde der Naturwissen-
schaften, der Anthropologie und der Ethnographie‘ in Moskau,
worin mitgeteilt wird, daß am 15. Dezember 1. J. das 25jührige
Jubiläum des Professors Vsevolod Fedorovié Miller als Präsi-
denten dieser Sektion gefeiert wird, und zwar durch eine Jubi-
läumssitzung und durch die Sammlung von Beiträgen zu einem
XXIV
Kapital, das als Miller-Stiftung zur Herausgabe einer Serie
ethnographischer Publikationen dienen soll.
Das w. M. Herr Hofrat D. H. Müller bringt als Obmann
der südarabischen Kommission zur Kenntnis, daß diese Kom-
mission beschlossen habe, die Abhandlung des Privatdozenten
an der k. k. Universität in Graz, Herrn Dr. Nikolaus Rhodo-
kanakis: ‚Der vulgärarabische Dialekt von Dofär‘ in die
‚Schriften der südarabischen Expedition‘ aufzunehmen.
Sitzungsberichte
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
155. Band, 1. Abhandlung.
= = жшт Dei کے ни
і
Sahidisch-griechische
Psalmenfragmente.
Dr. Carl Wessely,
korresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
(Mit 2 Tafeln.)
Vorgelegt in der Sitzung am 23, Mai 1906.
Wien, 1907.
In Kommission bei Alfred Holder
k. u. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler
Buchhändler der kaise:lichen Akademie der Wissenschaften.
Periodische Publikationen.
Schriften der Balkancommission. Linguistische Abtheilung. I. Band.
Die serbokroatische Betonung südwestlicher Mundarten von
Milan Rešetar. 4°. 1900. 10 K = 9 M.
— II. Band. Das Ostbulgarische von Lj. Miletič. 49. 1903.
14 K 50 h — 13 M.
— Ш. Band. Die Dialekte des südlichsten Serbiens von
Olaf Broch. 49. 1903. 16 K 40 h — 14 M.
— ТУ. und V. Band. Das Dalmatische von M. G. Bartoli.
49. 1906. 40 K — 36 M.
— VI. Band. Der heutige lesbische Dialekt verglichen
mit den übrigen nordgriechischen Mundarten von Paul
Kretschmer. 4?. 1905. 30 К = 25 М.
Quellenwerke der altindischen Lexikographie. Band I: Der
Anekarthasamgraha des Hemachandra, mit Auszügen aus
dem Kommentar des Mahendra, herausgegeben von
Th. Zachariae. Grofi-59, 1893. 12 K — 10 M.
— Band II: Das Unadiganasutra des Hemachandra mit
dem selbstverfassten Kommentare des Autors, herausgegeben
von Joh. Kirste. СгоВ-8°. 1895. 10 K 40 h = 8 M. 70 Pf.
— Band III: Der Mankhakosa, mit Auszügen aus dem
Kommentare und drei Indices, herausgegeben von Theodor
Zachariae. СгоВ-8°. 1897. 8 K 60h —' M.
— Band IV: Der Dhátupátha des Hemachandra mit dem
selbstverfassten Kommentar des Autors, herausgegeben
von Joh. Kirste. Groß-8°. 1901. 18 K — 16 M.
Schriften der südarabischen Expedition. I. Band. Die Somali-
sprache von Leo Reinisch. I. Texte. 49. 1900. 20 К = 18 M.
II. Band. Die Somalisprache von Leo Reinisch. П. Wörter-
buch. 4°. 1902. 50 К = 45 М.
III. Band. Die Mehrisprache in Südarabien von Alfred Jahn.
Texte und Wörterbuch. 4°. 1902. 24 К == 22 М.
IV. Band. Die Mehri- und Sogotrisprache von Dav. Неїпг.
Müller. I. Texte. 49, 1902. 24 К = 21 М.
V. Band. Teill. Die Somalisprache von Leo Reinisch.
III. Grammatik. 4°. 1903. 12 К = 10 М. 40 РЕ
— VI. Band. Die Mehri- und Sogotrisprache. II. Sogotritexte.
49, 1905. 48 K — 42 M.
Selbständige Werke.
Aptowitzer, V.: Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur.
Prolegomena. 8?. 1906. 1 К 90 h — 1 M. 90 Pf.
Bittner. Maximilian: Der vom Himmel gefallene Brief Christi
in seinen morgenlündischen Versionen und Rezensionen. 4°.
1906. 16 K — 16 M.
I. Abhandlung: Wessoly. Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 1
L
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. Er
Dr. Carl Wessely.
(Vorgelegt in der Sitzung am 23. Mai 1906.)
Es gibt eine doppelte Übersetzung der Psalmen ins Kop-
tische nach den beiden Dialekten, in die sie gemacht wurde,
dem boheirischen und dem sahidischen. Während nun der
boheirische Psalter schon lange bekannt ist, besitzen wir die
vollständige sahidische Psalmenübersetzung erst seit ganz kurzer
Zeit. Diese Ungunst der Verhältnisse, die den sahidischen
Text so sehr zurücksetzte, waltet in der Überlieferung über-
haupt vor; denn eine Anzahl Handschriften stehen nur für den
boheirischen Psalter zur Verfügung, welche H. Hyvernat, Etude
sur les versions coptes de la bible (Revue biblique juill.-oct.
1896 — janv. 1897) aufzählt; es sind dies der Vaticanus Copt. 5
(12. Jahrh.): Turin Bibliot. Nazionale (12—13. Jahrh.); British
Museum or. 427 C. А. (12.—13. Jahrh.); Bodleianus Maresc. 3
(12.—13. Jahrh.); Berlin Dietz. A. fol. 37 C. A. (13. Jahrh.);
Bodleianus Hunterian. 50 (a. 1261); Vaticanus Copt. 7. С. A.
(13. Jahrh.); Berlin or. 4° 276 C. A. (13.--14. Jahrh.); or. 4° 157
C. A. (14. Jahrh.); Bibliotheque Nationale 5 (16--17. Jahrh.);
3 (a. 1627), Barberinus 31. Die Editionen sind folgende: Tuki
(R) neun NTE MIYAATHPION NTE AAYIA Rom 1744
nach dem cod. Vaticanus Copt. 5, hier sind die Psalmen in
5 Bücher eingeteilt, die folgende Gruppen umfassen: 1. Buch
Psalm 1—40; 2. Buch Psalm 41—71; 3. Buch Psalm 72—88;
4. Buch Psalm 89—105; 5. Buch Psalm 106—150 (151). Auf
den cod. Berolinensis or. 4° 157 und ein ehemals Ilgensches
Sitrungsber. d. phil.-hist, КІ, CLV. Bd. 1. Abh. 1
2 I. Abbandlung: Wessely.
Manuskript (Berlin or. 4° 276. nach Schwartze) gründet sich
die Ausgabe L. Idelers Psalterium coptice, ad codicum fidem
recensuit, lectionis varietätem- et psalmos apocryphos sahidica
dialecto conscriptos ас primum а Woidio editos adiecit. Berlin
1837. An diese.reiht sich die M. G. Schwartzes psalterium in
dialectum -linguae copticae memphiticam translatum ad fidem
trium codicum mss. regiae bibliothecae Berolinensis inter se et
, ceri. T'ükii et Ideleri libris neenon cum graecis Alexandrini
"7. <odieis ac Vaticani, Hebraicisque psalmis comparatorum edidit
notisque criticis et grammaticis instruxit. Lipsiae 1843. Reicher
waren die kritischen Grundlagen für Paul de Lagardes psalterii
versio memphitica accedunt psalterii thebani fragmenta parha-
miana, proverbiorum memphiticorum fragmenta berolinensia
(Berlin 1875), nämlich: 1. der Berliner eodex or. 4° 157. 2. Dietz
A. fol. 37. 3. Oxford, Hunterian 121. 4. Oxford Maresch. 31.
5. Paris copte 5. 6. Paris copte 6 (in 16°, saec. 16). Endlich
ist zu nennen Fr. Rossi, Cinque manoscritti copti della biblioteca
nazionale di Torino in den Memorie della R. Academia delle
Scienze di Torino П. ser. XLII, 1893 auch unter dem Titel
Di aleuni manoseritti copti che si conservano nella Biblioteca
nazionale di Torino, 1894; er gibt den boheirischen Psalter
von Turin mit Varianten aus Idelers Ausgabe (s. o.).
Eine Überraschung für alle Fachgenossen war aber die
endlieh im Jahre 1898 erfolgte Ausgabe des ganzen sahidischen
Psalters, seine editio princeps: NXWWME NNEYAAMOC The
earliest known Coptic Psalter the text, in the dialect of upper
Egypt, edited from the unique papyrus Codex Oriental 5000
in the British Museum by E. A. Wallis Budge, London. Zwei
Jahre zuvor war dieses Papyrusbuch von 156 Blättern (11°/, : 81/,
engl. Zoll) von wunderbarer Erhaltung, in einem rechteckigen
Steinbehältnis eingeschlossen, in den Ruinen einer koptischen
Kirche ausgegraben worden. Erst diesem glücklichen Funde
und seiner mit anerkennenswerter Schnelligkeit erfolgten Ver-
öffentlichung verdanken wir die Kenntnis des ganzen sahidi-
schen Psalmentextes. 1901 brachten dann die Abhandlungen
der königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, philo-
logisch-historische Klasse, N. F., Band IV, Nr. 4 eine neue
wichtige Publikation: die Berliner Handschrift des sahidischen
Psalters herausgegeben von Alfred Rahlfs mit drei Lichtdruck-
Sahidisch-griechisehe Psalmenfragmente. 3
tafeln. Die um 400 geschriebene Pergamenthandschrift P. 3259
der ägyptischen Abteilung der kónigl. Museen zu Berlin, er-
worben 1889 in Theben (vgl. A. Erman, Zeitschrift für ägypti-
sche Sprache und Altertumskunde 28 [1890], 62) ist hier mit
musterhaft peinlieher Sorgfalt ediert; von allen Psalmen sind
größere Partien vorhanden, Lücken sind nur im Psalm 84, hier
fehlt ein Blatt, und Psalm 105—144, hier fehlen etwa 30 Blätter.
Eine bloße Kollation wäre infolge der schlechten Erhaltung der
Handschrift zu unpraktisch gewesen, ‚denn entweder hätte ich
nur die Abweichung von Budges Text angeben können, dann
hätte, da die meisten Zeilen der Handschrift unvollständig er-
halten sind, noch niemand gewußt, ob er aus meinem Still-
schweigen auf Fehler der Berliner Handschrift oder auf ihre
Übereinstimmung mit Budges Text zu schließen hat; oder ich
hätte jeden Defekt einzeln buchen müssen, dann wäre die
Kollation durch die vielen Defektnotizen ganz unübersichtlich
geworden. So habe ich mich entschlossen, die Verantwortung
für eine volle Edition auf mich zu nehmen, und gebe hier zu-
nächst diese allein mit einer über die Handschrift, die Art
der Herausgabe und ihre orthographischen und grammatischen
Eigentümlichkeiten orientierenden Einleitung und einer Kolla-
tion unserer Handschrift mit den übrigen Zeugen‘ (Rahlfs p. 4).
An diesen Grundsätzen Rahlfs habe auch ich in dieser
Ausgabe der sahidischen Psalmenfragmente, welche in der
Sammlung Papyrus Erzherzog Rainer aufbewahrt werden und
die ich mit gütiger Erlaubnis des Direktors der Hofbibliothek,
Hofrat R. v. Karabacek, herausgebe, festgehalten. Da aber ein-
zelne Handschriftenfragmente sehr klein sind, sind größere
Einleitungen nur bei den beiden umfangreicheren Papyrushand-
schriften gegeben worden. Bei der in jedem Falle angegebenen
adnotatio eritica habe ich grundsätzlich nur die Varianten inner-
halb der sahidischen Psalmenübersetzung gebracht, denn vor-
derhand ist die Beschaffung des kritischen Apparats innerhalb
dieses Textes die erste Etappe der Erforschung derselben; ich
finde einen ähnlichen Gedanken schon von В. Peyron (Psalterii
Copto-Thebani specimen, Turiner Akademie 1875, p. 10) aus-
gesprochen, der im Gegensatz zu Schwartze, dem der am
meisten hebraisierende koptische Text für den reinsten galt, den
Grundsatz aufstellte: jam non quaero quid іп familia aegyptia
1*
4 I. Abhandlung: Wessely.
propius accedat ad hebraicum textum, sed quid familia ipsa
adoptandum duxerat‘, und so die selbständige Erforschung der
koptischen Version anbahnte.
Ich gebe nunmehr eine Übersicht der sonstigen Über-
lieferung des sahidischen Psalters, indem ich an Rahlfs Anord-
nung festhalte (p. 5ff.).
Größeren Umfangs sind folgende Handschriften:
B der oben genannte codex Berolinensis ed. Rahlfs. Um
400 n. Chr. geschrieben.
L der Londoner Papyruspsalter, herausgegeben von Wallis
Budge (ca. 6. Jahrh. nach paläographischer Schätzung
Budges).
Lagarde: Parhamer Pergamenthandschrift jetzt im British Mu-
seum, früher Besitz des Lord de la Zouche іс, der Paul
de Lagarde die Editionserlaubnis gab (Ps. 9, 32 — 11, 9
mit zwei kleineren Lücken), siehe das oben angeführte
Werk Psalterii versio memphitica 1875. Nach Hyvernats
paläographischer Schätzung 9.—10. Jahrhundert.
T Turiner Papierhandschrift (saec. 14.) herausgegeben von
Bernardino Peyron: Psalterii Сорќо- Thebani specimen
quod omnium primum in lucem prodit continens praeter
decem psalmorum fragmenta, integros psalmos duos et
triginta ad fidem codicis Taurinensis cura et criticis anim-
adversionibus . . . Turin 1875 in den Memorie della
В. Accademia di Torino Ser. II, 28 Scienze morali...
117 ff. Enthält Psalm 3—11. 20—26. 59—13. 15—19.
84—89 ganz oder teilweise.
Kleinere Bruchstücke:
R verschiedene Fragmente des Museum Borgia teils in Rom,
Propaganda, teils in Neapel, Nationalbibliothek, berühmt
durch Zoégas Catalogus. Zitiert nach Ciasca, Sacrorum
Bibliorum fragmenta copto-sahidica musei Borgiani vol. II,
Rom 1889. Nach Hyvernat datieren die Pergamenthand-
schriften aus dem 9.— 12. Jahrhundert.
У die hier publizierten Wiener Papyri und Pergamente. Die
bisherigen Mitteilungen sind: Krall, Mitteilungen aus der
Sammlung der Papyrus Erzherzog Rainer I, 67 f. (Ps. 135.
141. 142 fragmentarisch) ИЛИ, 267; І, 68. П, 67 (Ps.
Babidisch-griechische Psalmenfragmente. 5
109, 1.2. 111). Führer durch die Ausstellung Wien 1894
р. 46, mit der reduzierten Photographie von Psalm
112,6 — 113, 6.
Masp. G. Maspero, Etudes égyptiennes I, Paris 1881—83, 267 —
275 Fragmente des 5—6. Jahrhunderts mit Psalm 34.
35. 38—41. 44. 45.
Psalm 101 bei Lagarde, Aegyptiaca р. 207f. Jung.
Psalm 49f. 118f. nach einer Handschrift W. Golenischtschews
aus dem 9. Jahrhundert: publiziert von О. у. Lemm, Sa-
hidische Bibelfragmente П, im Bulletin de l'académie de
St. Pétersbourg, N. S. I, 1890, p. 315—318.
Psalm 33. 50. 70. 96 in kleinen Stücken bei Urb. Bouriant,
Mémoires publiés par les membres de la mission archéo-
logique française au Caire I, fasc. 3, Paris 1887, 398—401.
Psalm 117, 24—29. 121, 1—4. 148—150 aus dem Pariser Codex
der bibliothéque nationale Copt. 68 bei Ch. Ceugny, Quel-
ques fragments coptes-thébains im Recueil de travaux re-
latifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assy-
riennes II, Paris 1880, 96 sq. Jung.
Tuki: Zitate in Tukis Rudimenta linguae Coptae, Rom 1778.
Aus einer handschriftlichen koptischen Grammatik mit
Beispielen aus den Psalmen excerpiert, Museum Borgia
saec. 13—14.
Pistis Sophia. Die zahlreichen Psalmenzitate in diesem gnosti-
schen Werke verzeichnet A. Harnack, Über das gnostische
Buch Pistis Sophia, Texte und Untersuchungen VII (1891).
‚Während die Zitate auf S. 53—82 (ed. Schwartze-Peter-
mann) und 111—181 sich an die gewöhnliche sahidische
Psalmenübersetzung anschließen und nur relativ leichte
Varianten zeigen, weichen die dazwischen auf S. 86 —110
stehenden Zitate total ab' (Rahlfs). Von ersterer Kate-
gorie sind nach Rahlfs: 6 ganze Psalmen 24 (Pistis 80. 6),
68 (53. 4), 69 (62. 4), 87 (12. 7), 90 (141. 8), 129 (75. 1);
9 in größeren oder kleineren Stücken zitierte: 7, 2—7,
12—17 (172, 13. 175, 10), 29, 2—4, 11(2)—12 (161, 15.
162, 10), 39, 2—4 (165, 10), 50 (3—6) (111, 22), 70, 1—18
(58, 10), 84, 11—12 (118, 19), 101, 2—22 (65, 21), 102, 1—5
(163, 15), 106, 1—21 (179, 6). Auf p. 86—110 werden
folgende Psalmen zitiert: p. 86 Psalm 31, 2—19 — p. 93
6 I. Abhandlung: Wessely.
Psalm 35, 1—28 vollständig — p. 100 Psalm 120, 1—7
vollständig — p. 102 Psalm. 52, 3—11 vollständig — p. 108
Psalm 109, 1—27 —
Psalm 82, 6—19 bei Guidi aus dem cod. Borg. 115 in den
Atti della R. Accademia dei Lincei Ser. 4, Rendiconti 4, 1
(Rom 1888) 64.
Diese Übersicht ist, wie gesagt, nach Rahlfs, dessen Edi-
tion des Berolinensis ferner die Handschriften L, R, T, Lagarde
der Hauptsache nach unsere Adnotatio geliefert haben.
Die Sammlung P. E. В. bewahrt auch die Notizen auf, die von
Professor Kralls Hand stammen; sie sind alle hier reproduziert
zu den einzelnen Stücken zu denen sie gehören. Kralls Haupt-
verdienst besteht in der mit großer Mühe und peinlicher Sorg-
falt vollbrachten Zusammentragung der einzelnen Bruchstücke
aus dem ungeordneten Zustand des Papyrusmaterials; auf dieser
so notwendigen und wichtigen Arbeit fußt jede weitere Bear-
beitung; um so mehr muß diese seine stille Vorarbeit hervor-
gehoben werden.
К. 1231—1238. Ausstellung Nr. 133—140.
Die nachstehenden sahidischen Psalmenfragmente stehen
auf den Resten einer Papyrushandschrift, die in Kodexformat
geschrieben war, und repräsentieren eine ausgerissene Lage
dieser Handschrift, welche 9 ineinander gelegte Doppel-
blätter umfaßte; auf diesen zweiseitig beschriebenen Doppel-
blättern standen 36 Seiten Text; weitere Fragmente, etwa von
einer anderen Lage des Papyruskodex sind nicht erhalten.
Aber kein einziges dieser Doppelblätter liegt so voll-
ständig vor, daß wir durch den Augenschein uns von der Sach-
lage überzeugen könnten; es beruht vielmehr obige Darstellung
auf einer Prüfung der Überreste. Die ersten 9 einfachen Blätter
sind nämlich, wie die Reste zeigen, so beschrieben, daß immer
auf der ersten Seite die Schrift senkrecht gegen die Fasern
läuft, auf der zweiten Seite sind Schrift und Fasern parallel.
Aber auf den 9 letzten Blättern ist dies Verhältnis umgekehrt;
es standen also ursprünglich auf demselben Doppelblatt die
Seiten:
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 7
Blatt І: S. 1. 2 und 35. 36 | Blatt VI: S. 11.12 und 25. 26
II: S. 3. 4 und 33. 34 „ УП: 8.13.14 und 23. 24
ПІ: S. 5. 6 und 31. 32 » VIII: S. 15. 16 und 21. 22
IV: S. 1. 8 und 29. 30 IX: S. 17. 18 und 19. 20
V: S. 9. 10 und 27. 28
з з 3 з
Gegenwärtig sind auch diese 9 Doppelblätter der Hand-
schrift zertrümmert, oft fehlen einzelne Stücke der Blätter,
andere Blätter sind ganz zerrissen, ein Blatt, nämlich das 12.
der Handschrift fehlt. Mit dieser letzteren Angabe stehe ich
in
Widerspruch zu J. Krall, der von 18 erhaltenen Blättern
spricht und Mitteilungen über die Handschrift gemacht bat.)
1
Mitteilungen aus der Sammlung Papyrus Erzherzogs Rainer ИЛИ, 67 f.
‚Aus dem Papyrusbuch, aus welchem wir oben [Mitt. I, 65] einen Teil
des 110. Psalms mitgeteilt haben, geben wir den folgenden 111. Über
das Alter und die Zugehörigkeit dieser Papyrusblätter vgl. die Bemer-
kungen oben 8.55 und A. 2. Die Texte geben keine Interpunktion.‘ —
Mitt. IL III, 267. ‚Endlich gehören hierher 18 zum Teil ganz erhaltene
Blätter eines Papyrusbuches, welches einen Teil der Psalmen, mit dem
102. (nach der Zühlung der Septuaginta) beginnend und mit dem 124.
schließend, enthält. Die Blätter messen 14 cm Breite, 17 cm Höhe.
Dieses Papyrusbuch zeigt den sahidischen Dialekt. Aus den oben 8. 67
und 1,68 mitgeteilten Proben ersieht man seine orthographischen und
sonstigen Eigentümlichkeiten. Wichtiger als diese sind die sachlichen;
denn die Handschrift läßt einzelne Psalmen aus und hat in einigen
Fällen eine von dem griechischen und hebräischen Text abweichende
Zählung ...*. Führer durch die Ausstellung p. 46, Nr. 133—140: ‚8 Blätter
eines Psalters in sahidischer Mundart aus dem 6, Jahrhundert. Dies
Blatt 136, auf Tafel VII reproduziert, enthält Psalm 112 (113), 6 bis
113 (114), 4. Papyrus, Breite 13cm, Höhe 17 ст, Inventar Корі. Papyr.,
Nr. 1231—1238. Dieses Papyrusbuch stammt aus Panopolis-Schmin, dem
Zentrum eines eigenartigen Dialekts . . .'
Außerdem existieren noch von Kralls Hand folgende Aufzeich-
nungen, die auf den Papierbogen stehen, in denen die Papyrusblätter
früher gelegen waren. Die Zahlen bedeuten die Seitenzahlen:
,15. 16 | 31. 32. 31 Anfang des Ps. 116 (pts),
17. 18 X beginnt Psalm 107 fehlt 117. 118. Psalm
19. 20 10 beginnt Psalm 108 32 Psalm 119, Anfang 120
21. 22 xß beginnt Psalm 109 7. 8 n oben
95. 96 d 8.25 Psalm pa Beginn des Psalms 104
8.26 Psalm gpp 9.10
27.28 | 8.97 Psalm ру 11. 12 ı8 Beginn des Psalms 105
S. 28 Ps. pô eigent. 113.12 | 13. 14
29.30 8. 30 Anfang ре 35. 36 Psalm 123. 124.*
Andere Angaben liegen nicht vor.
8 1. Abbandlung: Wessely.
ohne jedoch eine erschöpfende Studie zu publizieren. Ich glaube
die Quelle des Irrtums darin gefunden zu haben, daß Krall
die Zahl ‚18 Blätter‘ von der höchsten erhaltenen Paginabe-
zeichnung der Handschrift abstrahiert zu haben scheint, die
7, 36 beträgt; er mochte die Überreste der fehlenden Blätter
unter den Fragmenten vermutet haben, die er aber nicht zu
Blättern zusammengesetzt hat. Letzteres beweist insbesonders
der Umstand, daß selbst das von ihm ausgestellte Blatt, Aus-
stellungsnummer 134, unvollständig ist; ich habe seitdem das
fehlende Stück unter den Fragmenten dazugefunden. Es liegen
also die Überreste von nur 17 Blättern vor.
Der Fundort soll Achmim sein. Diese Angabe rührt wohl
von Theodor Graf, dem Verkäufer aus zweiter Hand her, der
seinerseits diese wieder von einheimischen Antiquitätenhändlern
gehört haben mochte. Aber abgesehen davon, daß mit dem
Namen Achmim viel Unfug getrieben wurde,! findet sich in
den erhaltenen Resten nicht der geringste Anhaltspunkt sprach-
licher oder paläographischer Natur vor, der auf einen Zusammen-
hang mit Achmim hindeuten würde.
Die Schrift, von der eine Probe im Führer durch die
Ausstellung der Papyrus Erzherzog Rainer Tafel VII vorliegt,
ist eine schöne, regelmäßige Unziale, griechischen Charakters,
welche die wesentlichen Eigenschaften der bei Gardthausen,
Griechische Paläographie, Tafel I analysierten ältesten Unzial-
schrift zeigt.” A beginnt mit der Schleife, die oben an dem
geneigten Strich angeknüpft wird; B mit einem rechten Winkel,
an den eine der З ähnliche Schlangenlinie sich legt. Г und Т
zeigen herabhängende Punkte am Ende der Querbalken; diese
1 8. С. Schmidt, Zeitschr. für ägypt. Sprache 34, 1896, S, 80. Bei der An-
gabe Achmim hat man bisher viel ха wenig beachtet, daß die in der
Nekropole von Sohag gefundenen Altertümer von den sämtlich in Achmim
ansässigen Antiquitätenhändlern angekauft sind und dadurch eine heil-
lose Verwirrung eingetreten ist. So möchte ich bei dieser Gelegenheit
darauf hinweisen, daß die große ägyptische Bibliothek, welche so viele
Stücke den verschiedenen Museen geliefert hat, sehr häufig fälschlich
als die Bibliothek von Achmim bezeichnet wird, während sie doch im
Kloster des Schenudi, welches auf der Stätte des alten Athribis liegt,
entdeckt ist.
Vergleiche insbesonders die Schrift des Dioscorideskodex kurz nach 500
geschrieben,
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 9
sind nie bei П zu bemerken, bei dem der Querstrich über die
beiden Schafte hinausgeht. ECOW6 haben die Kreisform zum
Element, € hat manchmal am Ende der Zeile einen verlän-
gerten Mittelstrich, dem gelegentlich ein Punkt am Ende an-
gehängt wird. Letzteres geschieht auch bei 7. М hat gerun-
dete Mittelteil. Y erhebt sich manchmal über die normale’
Größe der Buchstaben und zeigt unten die Verbindung der
beiden Schäfte zu einem Knopf. Bei ^| gehen die Äste vom
Stamme in der Mitte schräg fort. A und X haben außerordent-
lich ähnliche Formen, der Grundstrich ist nur nach links ver-
längert. €) ist ein durch den abwärts geführten rechten An-
hang vergrüfertes W. "Р ist einer der größten Buchstaben
wie ф und ^Y, größer, als die Buchstaben T und 1 überein-
andergesetzt würen. 2 besteht aus der oberen Hülfte eines O,
der Rest reicht nur wenig unter die Zeile, ebenso 4.
Die palüographischen Indizien weisen wohl auf das frühe
6. Jahrhundert hin.
Der Text ist stichisch geschrieben, jeder Stichos beginnt
mit einer neuen Zeile; es sind im wesentlichen dieselben wie
in den ültesten Handschriften. Die Breite der Zeilen betrügt
durchschnittlich 17—22 Buchstaben. Genügt für den Stichos
die erste Zeile nicht, so wird bei der nüchsten eingerückt, ge-
nügt aber auch diese nicht, so wird entweder bei der dritten
neuerdings eingerückt, oder es bleibt die zweite intakt. Selten
wird am Ende der Zeilen übergeschrieben.
Die Überschriften der Psalmen werden ebenso eingerückt
wie die Fortsetzungen des Stichos, sonst sind keine Unter-
schiede bemerkbar. Oft machen auf neue Psalmen wagrechte
Striche, bald Kombinationen mit Schrägen oder schiefe Winkel.
zeichen aufmerksam, immer aber die Numerierung.
Nur ganz selten erscheint in der scriptura continua ein
Zeichen der Worttrennung OYGIWT` 102, 13, роко" 105, 18.
(D ist mit einem zirkumflexartigen Zeichen versehen in
116, 6.
Die Vokalisierungsstriche sind wagrecht und so, wie
es in den ältesten Handschriften der Fall ist, angebracht. Bemer-
kenswert sind folgende Formen: die Krümmung der Linie in
EYTWpn 103, 21; die Aufrichtung gegen rechts in NTAlI-
10 1. Abhandlung: Wessely.
KAIOCYNH 105,3; МПХОЇС 105, 2 nach links in MN 103, 25;
NNIMNTNO6 105, 31; NOGE 113, 5.
Der Gebrauch der Abkürzungen ist schwankend; wir
finden OIEPOYCAAHM 121, 6 neben OJI(AHM] 121, 2; MHA
114, 6, ПІНА 113, 2; MHCKHHNA 103, 30 neben MHNCYMA
103, 4.
Häufiger, wenn auch unregelmäßig ist der Gebrauch der
Diürese: am Anfange in IOY A AC 107, 8; ТАКОВ 104, 6. 23.
113, 1. 6; in М, und zwar: АЇАЄЇ 103, 24; ммере 115, 1;
?POYBBAT 103, 7; NMMAI 108, 3; МММАТ 108, 21; мм 107, 9.
115, 7. 116, 3. 119, 5. 120, 1. 121, 1; МАТАТЧ 111, 1; МАЄЇА-
TOY 105, 3; ПАЇ 103, 26. 115, 1. 116, 1; тетм 108, 27;
хаухі 105, 29; NOYXAI 116, 1; MOYXAI 107, 12; оужхіє
105,9; пХМЕ 119,4; C2pAT 104, 23. 38. 105, 26; (орхі сорхі
мораї 29). 107. 108, 2. 98. 113, 9. 11. 115, 2. 4. 119, 1. 120, 1.
122, 1; in Ні und zwar: ОУБВНІ 119, 7; ПЄСНЇ 112, 9; печн
104, 21. 111, 3; NEYHI 108, 10; emt 114, 9. 121, 5; мпні
116, 6; пні 113, 1. 114, 6; in Ol, und zwar: AY TA20l 115,3;
OYOi 119, 5; noyoin 111, 4; Epoi 107, 6. 108, 2. 25. 29.
115, 2. 119, 1; MMOI 108, 3. 109, 1. 115, 3. 118, 20; MATOY-
X Oil 107, 6; schwankend in ПХОЮ 102, 2. 14. 20. 103, 1. 21.
24. 31. 104, 1. 3. 4. 7. 21. 105, 1. 16. 34. 40. 41: (PX.OIC) 108,
20. 21. 21. 109, 2; (KNAPX.OIC) 111, 1. 4. 6. 114, 6. 8. 9. 11.
12. 13. 14. 15. 115, 1. 9. 116, 6. 119, 2. 120, 2. 5. 121, 1. 4. 9.
122, 2. 123, 1. 2; daneben ПХОБІС 103, 33; 105, 47; 108, 15.
30. 111, 7. 116, 3. 190, 5; PXOIC 113, 2; ПХО 113,9. 115,
5.6; ЄПХОІС 119, 1; in Wï, und zwar: Єх) 108, 2. 28;
TOYwei 121, 8; HOI 107, 8; in ОУЇ, und zwar: AMAHAO YA
105, 1. 107. 113. 114, I. 115,1. 116; M[MJO Yi 103, 21; KOYÎ
103, 25. 114, 10. 115, 6.
Zu den bemerkenswerten Eigentümlichkeiten der Hand-
schrift gehört die Behandlung der Stichoi und, da die ganze
Handschrift stichisch geschrieben ist, die Behandlung der Vers-
abteilungen, endlich die Aufnahme der Psalmen oder
deren Weglassung.
102,12 kein neuer Stichos vor | 109, 3 vor МЧМАКІМ
A4YTPE 1 kein Absatz bei dem
22 vor ОМ MA NIM Versbeginn
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
24 kein neuer Stichos vor 10
AKTAMOY
25 vor МІКОУЇ 48
104, 5 vor мечэвнуе
11
zwei Stichen sind um-
gestellt
kein neuer Stichos vor
хим ENE?
16 vor АЧОУСРИ)Ч 108, 4 vor ANOK AG
34 vor AYO ПЄБрРОУ- 15 vor МСЄЧЄТ
хос 15 vor АЧВОК
37 vor NE MNNETGOOR 51 kein Absatz vor dem
39 vor MN OYKO?T Versbeginn ЖЄ
105, 8 vor EOYWN2 114, 4 die Stichen sind um-
15 vor АЧХ О0У gestellt
23 kein Absatz bei dem | 116, 7 kein Absatz vor dem
Versbeginn A4X.OOC |
kein neuer Stichos vor |
хуме»
vor NTCOOY |
‚ 2 vor 6ВОХ 2N NIAAXOC
9 vor НТА NAMOPY-
AOC
Versbeginn Fnayon
Psalm 117 und 118 fehlen
113, 2 kein neuer Stichos vor
NENTAYTAMIG
120, 7 vor 4NA2APE2
123, 3 vor NGYNAOMK.
Wir wenden uns nun zu den orthographischen und
sprachlichen Eigentümlichkeiten der Handschrift. Durch
die ganze Handschrift zieht sich die Vereinfachung der
Doppelvokale: АЧКАЧ V sonst АЧКААЧ 104, 20; печмлхе
sonst ПЄЧМААХЄ 115, 2; TNCMAMAT sonst TNCMAMAAT’
114, 12; NETOYAB sonst NETOYAAB 105, 16. 107. 48; Gl-
C?HT€ sonst ЄІСІННТЄ 120, 2; 2MOC sonst 2MOOC 109, 1;
H[TAY]?MOC 121,5; NCESOAOY sonst КІСЄСООХОУ 108,
29; 6d)A46OA€4 neben €0)A460OA€4 108, 19; ETOTOY
sonst €TOOTOY 105, 41; OYKAOA€ sonst OYKAOOAE
104, 39; nGTGOB sonst NETGOOB 104, 37; АЧХОС sonst
A4X.00C 104, 31. 34. 105, 23; AEIX.OC sonst АЇХООС 115,2;
EIEX.OC sonst EIEX.OOC 107, 45; ХОЧ sonst ХООС 113,
10. 123, 2; GJON sonst Moon 105, 1. 111, 3. 9. 120, 2.
123, 1.2; мета)оп sonst NETAJOON 121, 6; FWON sonst
moon 103, 33; CENAMOW)E sonst СЄМАМООЦ)Є 103, 20;
NNEYMOWE sonst NNCYMOOQ)G 114, 4; EX.OPOY sonst
EXOOPOY 105, 27; NNEITWBE sonst NNEITWWEBE 102, 2;
NTAYTWBE sonst NTAYITW@WBE 102, 10; EY2EBWN sonst
12 I, Abhandlung: Wessely.
EY2EBDON 104, 16; AN'CCOX sonst ХУ СЧ 105, 39; эрч
sonst 2102024 108, 18; FNAYWDT sonst FNAYWWT 116, 7;
MNX.WP sonst МПХООРЄ (London) МПР Pistis So-
phia 119, 4. Ähnlich ist die Reduzierung von Doppelkonso-
nanten: NPEYMOOYT, besser: NPPEIMOOYT (London) 105,
27; ENMANCEMEPIT V ENMANCEMEPITT 108, 4. Vgl. AYƏ-
BIE У 104, 18 neben AYOBBIE L, AYOBBIO У 105, 41;
ХЇӨБВІО У 115, 6.
Wo andere Handschriften T haben, erscheint hier ©:
NAGIATOY Vindob., NAIATOY London 105,3; NCwei V,
NCW І, 108, 31; 4460€1A6€ V, АЧСОЇХЄ І, 104, 23; AGIOY W2?
V, мо > І, 119, 1; EEIWANWAX.E У, єїаулмаухх Є LR
ibid. AEIYAXE У, хіаулх Є L; АЄІОБВІОЄЇ У, АЇӨВВІО L
115, 1; лахос У, АЇХООС L 115, 2. Der umgekehrte
Fall ist regelmäßig in ПХОЇС V, ПХОЄІС L; ПІ V, nei L
113, 1 (das Gehen).
Die Variante HOY für НУ (Rahlfs, р. 31) erscheint in
NTNHOY У neben NFTNHY L 107, 11; OYHOY V neben
OYHY І, 102, 12.
Statt der Pluralform XIXEEY finden wir in unserer
Handschrift regelmäßig XIXEOY : NEIXIXEOY 104, 24;
NEYXIX.COY 105, 41; NENXIX.EOY 105, 47; NEKXIXEOY
109, 1; NNEAXIXEOY 111, 8.
Die Assimilation eines auslautenden Nasals vor folgendem
Wortanfang mit N ist selten: ATM NX.OiC 120, 2 sonst z. В.
€BOA?H ПКА? 103, 14.
Schwankend ist auch die Verwendung von ф neben n2:
dur V neben n2HT L 103, 15; ЄП?АП V neben ЄФАП L
105, 3; N20 V neben фо L 103, 50; pe V neben ME L
105, 29. Vorzuziehen ist AddCT im V der Lesart AdBCT im
В. s. Rahlfs p. 37f. Ps. 105. 40.
Das härtere Є in OYNOG (L) ist vertreten durch X:
O[y]M[O]X. V 107, 2.
Für XIN erscheint хм: XN ENE2 107, 48; хм NEEIBT
112, 1; XN TENOY 124, 2.
Die ältere Form des Pronomen person. Plural 1. Person
ANN für ANON steht in 102, 14 (ANON І, [Ммм B prima
manus, [A]JNON В correct.). Dagegen finden wir ANOK im У
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 13
wo andere Handschriften ANT haben: 108, 22 L und Pistis ХЄ
ANT OY?HK€ AY(O ANT OYEBIHN; 106, 6 ANT L.
Über bemerkenswerte Formen des verbalen status con-
structus haben wir folgendes zusammengestellt: Ps. 102, 11 А
NXOEIC TAXPE У neben TAX.PO L vgl. Steindorff 260. Ps.
104, 39 лчпфра) оүклолє V, besser хчпера) OYKAOOAG
Г vgl. Steindorff 212. Ps. 104, 14 A4XNIO 2ENEPWOY У,
besser АЧХПІЄ L vgl. Steindorff 262. Ps. 108, 11 торп У
neben ТЄРП L. Ps. 123,5 ФУТРТР V neben YIPTWP L.
Für die Konstruktion des Objekts mit N habe ich folgende
Fälle notiert: ETXICE МОУЄВІНМ V neben ETXICE ОУЄ-
BIHN L Ps. 112, 7; NENTA4YTAMIE мтпе V 124, 12. 120, 2
neben TNE L vgl. Stern $ 494. Dagegen ohne N: АЧЧІ ТЄЧСІХ.
V neben АЧЧІ МТЄЧСІХ, L Ps. 105, 26 Atdl NABAA V 122, 1
ХЄГПЧІ NABAA V 120,1 neben NNABAA L.
Formen des Artikels älterer Texte finden sich in den
Varianten NNITOY€IH У, NNTOYEIH L 103, 12; NNIOCIAE :
NNOCIA€ (Widder) 113, 4; dagegen ENMA У, ЄПІМА L 115,3;
2N N2EONOC V, 2N мэвенос L 107, 2.
Es folgen andere Zusammenstellungen orthographisch-lexi-
kalisch bemerkenswerter Varianten: NNI22XX6 У und Pistis
NNIG)X.€ І, 108, 23, es erscheint demnach dieses Wort in drei
Formen: YX.E, 6х6 und 2X€ (Heuschrecke). — NNAOYPHTE
V, NTAOYEPHTE L 120, 2; NNEKOYPHTE V, NNEKOYE-
PHTE L 109, 1 (Каб) — N]AWO2BE[K V, NAG)OB?K L 120, 6,
vgl. d)(DE2 exsiccari arescere mit U)W2T combustio flamma.
— NOYMAC V, NOYMACE L 105, 19: MMAC V, MMACE L
105, 20 (МАСІ: MACE Kalb, MAC Junges) — МПНОУ У,
мпнує І, 113, 11 — пекмхе V, MEKNA L Pistis 108, 26
— 2PEKPIKE V, PEKPIKE І, 120, 4 — NNTWPT V, NNTOPTP
І, 124 — 06 V richtig, OH L 102, 12 — NXOEIC nETP2X-
EIBEC V, п. пвохвес І, 120, 5 — плифа)с монт хе
раме V, плпоа)є хе раме L 115, 2 — AiXIG)KAK L,
хера) У 119, 1.
Die Varietas lectionum ist nur in wenigen Fällen eine
Abspiegelung der griechischen: TWOYN €?pAi плєооү
TWOYN NEFAATHPION MNTGIOAPA V ‚steh auf, meine
Ehre, steh auf mein Psalter und Harfe‘, wo griechische Hand-
schriften den Zusatz tragen û 855 роо бд TWOYNT NE-
14 I. Abhandlung: Wessely.
YAATHPION MN TKIOAPA L 107,2. Besonders klar ist die
Abhängigkeit von der griechischen Varietas lectionum in 121, 1
врат imi toig gieraie цого... elg olov журоо wopsucóps0a, var.
лоресфєба; ersteres ist repräsentiert durch TNNABWK L letz-
teres durch MAPNB[CODK V.
Es erscheinen Varianten, die im Griechischen kein Gegen-
stück haben: 102, 6 n2[A]n NE ‚er ist das Gericht‘ L; n2an V
zolua Griech. — 115,5 ПХ.ОЄІС NGENNOYTE ‚der Herr unser
Gott‘ V NXOEIC AYW nGHNOY'TG L der Herr und unser
Gott‘. — 112,3 XN ПЄСІВТ V ‚vom Osten! AYW XIN ENE2
UJA ENE? XIN NEEIBT І, ‚und von Ewigkeit zu Ewigkeit vom
Osten. — 112, 1 смоу GENGCAPAN У ‚Lob seinem Namen‘
CMOY прам MNXOIC ‚Lob (dem) Namen des Herrn‘. —
115, 2 лахос У, ANOK AIXOOC L бр 8 ата Griech. —
107, 1 2N эеммнае V, 2N мєммнна)с L wie im Griechi-
schen èv 5215 Зоудрастм Augen, — 104, 15 AYO мпрпомнре\уе V
xai un rovngebeche : МПрРПОМНРЄУЄ L. — 103, 6 ‚Die Wasser
standen EXN [H]TOOY V vor den Bergen‘; besser: AXN
NTOOY über den Bergen Zei зу Хого L. — 103, 15 прп
ETEYPPANE V, ‚daß der Wein erfreue des Menschen Herz‘
пнрпе сүфрлме L а. і. xai оїуос єйбрраїче: Griech. — 102, 19
мечеронос V, псчоронмос L а. i. 055%, Singular, Griech.
— 102, 20 по:обутгс Toy héyov айтоб tou duoc steht im Griecht,
schen, wie GCWTM in L; nicht aber &«252v::z, dem die Variante
CTCWTM im V entsprechen würde. — 103,3 eis т>у alva тод
ду im Griechischen entspricht YA GENE? МЄМЄ? im L;
der Vindobonensis hat nur OOA ENE2, läßt also тоб 210725 weg.
— 108, 34 NAWAXE AE NAWWNE У; im L fehlt das AC.
— 104, 5 нмапнре V, мыечаннре L wie im Griechischen
збу бхоразіву айтоб. — 107, 7 "РМАЖІСЄ мтхпеа) — NTAEN
V, Fnaxıce Tanca — ТАЄП LR (zu NTA vgl. Steindorff
250*) ‚darum frohlocke ich, ich will teilen — vermessen‘. —
103,29 EKWAN4I У dem vorhergehenden €KQ)ANKTO an-
geglichen; КМАЧІ L und В. — 103, 13 ПКА? NAMOY?2
NNKAPHOC NNEK2BHYE У ‚von der Frucht deiner Werke
wird übervoll die Erde‘ ПКА2 NAMOY? GBOA 2N NKAPNOC
ммечэвнуе L &=> хартоб zën Zen cov уортасбйстт d, үй
Griech. — 114,5 EYEPTEY2E NGI NETTAMIO MMOOY У,
besser als NENTAYTAMIOOY L ‚ihnen gleichen die sie machen‘,
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 15
d туты. — 105, 38 AY OYt(OG)T V richtig, von ОУФФИ)Т
ууегебгеп'; AYG)OXODT L falsch von YWWT schneiden. —
104,5 ечтхчллу V, besser als МТЄЧАЛХУ L; vgl. Steindorff
512. — 104, 14 МПЄЧКА У gleichwertig mit МПЧКА; vgl. Stein-
dorf 313. — 102, 20 єпороу V, епегроо\у L (richtiger
nach Steindorff 150). — 108, 5 N2NNGTNANOY4 У, N2N-
NETNANOYOY L, besser. — 105, 34 N2EONOC ENTA
пхоїс X.OOY NAY V, besser nach Steindorff 512 als NTA L.
— 107, 11 GNTAKKAN У, NTAKKAAN L; vgl. Steindorff 512.
— 105, 32 ETBHTOY V, ETBHHTOY L, besser nach Stein-
dorff 391.
Unsere Handschrift bevorzugt reinkoptische Worte den
griechischen Lehnwörtern gegenüber: 115, 4 лекра) егрм
ЄПхО[]С V, мегклле MHpAN MNXOEIC L. — 115, 3
NTAXOd) €EOA V, TAGHIKAACI L. — 113, 8 моут V,
пнгн L.
Auffallende Formen griechischer Wörter sind 107, 2 61-
OAPA V, KIOAPA L. — 104, 15 ENAXPHCTOC V. ENAXPI-
CTOC L. Der Eigenname фінєєс steht im У (wie im Grie-
chischen): dagegen PENEEC L 105, 30.
1. Blatt.
Aus drei Fragmenten von mir zusammengesetzt. Höhe
182, Breite 9-7 cm. Kollesis rechts 3:6 ст.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2cm, linker Rand 1:5 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina A
Psalm 102 MAAAYEIA PB
1 TIAY]YxH смоу enxoeic
ме[т 2M] NACAN2OYN THPOY
смогу) EeNE4PAN ETOYAAB
1 ме[т У, ато» мет L, [a] TO wer... B, xal Gr. —
NACANHOTH У, пасамостум L. — (метмпає)амости В,
метеми. Ind., метии. Pistis Sophia.
16 І, Abbandlung: Wessely.
з TAY[y]xH смоу enxoic
м[прјрпова) NNEYTWBE
THPOY
з п[еткоф NE EBOA NNOYA
NOMIA THPOY
N[ETT]JAASO NNOYO)ONE THPO[Y]
4 [п@тсфте MNOYWN? EBOA
эм NTAKO
п[єт+{] NO[Y]KAOM ежа NNA
[21 MINTWAN2TH4
5 [NETTCIo мпоуфа) NAFA
OON
[TOYMN]TK[OYi] NAPBPPE N
[0]€ NTA OYAETOC
6 [n]xoeic neT[e]ipe N2ENMN[TNA]
[AY] n2[A]n N[O]YON NIM
гєтрену NG[ONC]
т |хуоу)ємо) uea(2100y 6€ EMW/CHC]
[мечоујо[о)) еманре мпїнх]
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 22 ст,
rechter Rand 1—15 em.
Anfang des Blattes.
Pagina: B
Psalm 102
10 OYA€ NTAITWBE N[AN] AN
КАТА NENANOMIA
2 епо oic V, епосоєтс LB. — миров V, ATO ми.
L, [arw ми ррисз)бш В, ue ул ції Emihavdävon Gr. —
negtwoße LB, Pistis. 4 [мио]хомеф B. — ом DKCH
Pistis. — HMA 9120) OI мит. Pistis. — митшаиотич L.
5 миотото»пу Pistis, — мех Pistis. 6 no[a]n У, wie
біда Gr, Ngan ме ‚ist das Gericht L. т еищире L.
10 итачтове У, nraqroobe LB.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 17
11 XE KATA NXICE NTN[E E]BOA
aN NK[A2 ]
AnXOGIC TAXPE печ[м]х .
EXN метрготе 2HT[4]
12 KATA OG ETEPE пеейвт]
OYHOY MNEMNT лат[ре]
NENANOMIA OTT HI
CABOA MMON
13 NOE ETEWAPE OYEIWT`
ауметня 24 мечанре
A пхоїс d)N2TH4 24 NETP
20те ?HT4
14 хе [N]TO4 хчеме ENEN
ПЛАСМА
[apın]meye пхоїс хе ANN ОГУ)КГА?
15 |хуа» NOE] NOYXOPTOC NE NE[20OY]
мпром(є6
NOE NOY2PHPE NTC[WAJE
TAT T[E] өв ETEUNAAJ[OOYE
16 [XE A nje[lajnna єї EBO[A N2HT4
[AY Mjeaayone
11 ити[е e]àoÀ ом mnm[ao BL У, wie das griechische,
ehoA om. В*. — a nxoeic таре V, à nocoere таро Г,
Inparalwse xpi; aber аЧтах]ре В = M. — exn LB.
12 ee V, он І. — ownow V, отит L. — Neuer Stichos mit
ачтре L, kein Stichos V. — оті V, оте LB. 13 nee ете-
wape V, мәе ещаре Г, [noe] epua B. — посоїс У,
nxoeic І. 14 ами У, [а]ии В", anon L, [ajnon B°.
15 ATW om. В, #убрөл Фо! уфртов Gr. — емте(оущіе) V,
мтесще B. — ererjtaw[oore V, етчиащовте L, [erq][na-
{о]з в B.
те
Sitzungsber. d. phil.-hist. КІ, CLV. Bd. 1. Abh,
18 1. Abhandlung: Wessely.
2. Blatt.
A. Die Schrift läuft senkrecht zu den Fasern.
Anfang des Blattes.
Pagina: r
Psalm 102 x »
18 мпмєєує мнечечт]охн €AAY
Сз
19 [A]NXOIC CETE n640PONOC
aN TNE
хуга) TE4MNTEPO о NX.OIC
EXN OYON NIM
20 C[M]OY ЄПХОЇС МЄЧАГГ6 ЛОС
THPOY
[NXW]WPE 2N теубом ете
ре мпечахже
ETCWTM EN2POOY ммеч
аухх є
21 CMOY єпхоїс мечбом THP[O]Y
мечаумаутт ETEI[PE мпеч
оуса)
22 смоү ENXOIC мечэ[внүє
THPOY 2N MA мим N]
T€4MNTXOIC
[T]aYYXH смоу ENX.OIC
— 2 3 23 3 >>> — >> >>> —
_ 19 меҷеромос У, пеҷеромос L, feinen Gr. — Tox oic У,
мосоєгс Г. — етефтм V, parallel zu пообутес тоу Aóyov abrod
етегре Мпецщаже; есотм L, wie тоб Acten im Gr. —
епороот V, eneopoov L, ,е[пјеороот B. 21 emo oic V,
enxoeic L, епос о|еге, В. 29 emo oic V, emocoeic L,
‚e[noe|se B. — neuer Stichos mit Ө ма HIM LB kein Stichos V.
— on ма V, ом ма LB, ou ma B. — епт отс V, епох oere
LB. — Der Schluß im VL wie im Griechischen; add. AAH-
Aozilal B.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 19
Psalm 103 [pr] NAAAYEIA
1 TAYYXH смоу en[xjoic (пхоїс
(пхЛоїс HANO[Y T€ лар 2ENMNTNOG EMATE
Höhe 195 em, Breite 13:5 cm. Aus 8 Fragmenten von
mir zusammengesetzt.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 22 cm.
Linker Rand 2—25 cm.
Anfang des Blattes.
Pim 103 EE:
з (|є)лчка» NNE[KAOOAJE ETPEA
AAG EPAI GXOOY
NETMOWE EXN NTN? NN
THOY
4 NETTAMIO NNEYATTEAOC
MIINEYMA
NEAAITOYPTOC NUJA? N[CAT]G
5 A4CMNCNTE MKA? [2N OY]
DPX NYNAKIM AN WA
ENC2
6 Aq6O0OAC4 MNNOYN NOG N
OYPOQO)N
MMOJOY NAA2EEPATOY EXN
(7) N]TOOY 7 CENANWT EBOA
N]TEKENITIMIA
103 1 erster Stichos є|посоєгс ~ В, — einmal [nox oic] B
wie im Griechischen die Vulgata; zweimal: L und der Kodex B im
Griechischen.
_ 3 єрраї V, egpai L — митнох У, митит В.
5 MERAQ B — neuer Stichos mit ицилиум В. — Wa enep У,
ща enco и eneo L, elc тоу alva тоб alavos Gr. 6 отрощи
ү, оуршои L — eon (м|тосту У bis zu den Bergen: IH
NTOOT über den Bergen L, êri zim Spdwyv Смесь. — Keine neue
ә
20 1. Abhandlung: Wessely.
NCEJPPCWB эм пегрооу N
NE]K2POYEBAI
8 NTJOYEIH XOCE NCWa)e
20BE
зм NEYMA €NTAKCMNCN
TE MMOOY NAY
9 AKKW] NA[Y] NOYTOU) EINNEY]
[EWCAATA] `
3. Blatt.
Von mir aus 4 Fragmenten zusammengesetzt.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Anfang des Blattes.
Pagina: €
Psalm 103 "EM
12 60)AYO YO» AXWOY NGI N
N2AAAT6 мтпе
Zeile bei dem Anfang des 7. Verses У — on пеороот VL, ми [е-
ороот| В, And ic çavî роутїс Griech. — Оротіібаї У, ороу-
A [бат B, оротфат L.
9 ноттощ e[ und am Ende der Lücke im nüchsten Stichos ein
horizontaler Strich, der auf q hindeutet: V nos Ton ниєтещ-
салат L. ‚91 Dedit große Schwierigkeiten. L hat МОПУТОУЦ) имеу-
eujca a TG, was bis auf das orthographisch falsche TOU (statt TOW)
griechisches Zeen 8 ob таредебсоутаї richtig wiedergibt. B's mies" rouj
ist ja nicht unmöglich, aber doch gewiß nicht ursprünglich , sondern
vielleieht durch Vermittelung eines HNOTTOW (vgl. МИОУЦУІМе
88 46) aus MOTTOL entstanden. Das folgende emte[$] ist entweder
falsche Schreibung für Tute? oder für ein sonst freilich noch nicht be-
legtes enner. Am Schluß hat man ca A [TOT] zu ergänzen, falls die
Form dem sekundären мметутощ angepaßt war‘. Rahlfs миєттощ
ene[ve]jycaa,--
12 ешатотод У, щатотою І, [ugavovo]o, B, х2-
samınywası тх петиуя Griech.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 21
wayt NTEYCMH NTMHTE-
NMNETPA
13 NETTCO NNITOYEIH EBOA
ом мечпетхосе
NKA? MAMOY? NNKAPNOC
NNEK2BHYE
14 ner] oyw NOYXOPTOC N
NTENOOY€
OYOTOYET NTMNT2M2AX
NNPOMG
ETAYEOEIK €BOA?N MKA?
15 AYO nupn ETEYPPANE M
PHT MnpaMe
ETPE пєчго OYPOT 2N OYNE2
NOEIK NETTAX.PO MN2HT
MNPWME
16 CJENACEI NGI маны THPOY
NTCWU)E
NKEAPOC MHAIBANOC EN
TAKTOGOY
11 6p]€ NXAX M[OCE N2]HTOY
[пні мпєелсов XOCE EPOJOY
13 мшитотеи V, митотєї І, птотен B — инао
namoro микарпос ммекобнте У, [ңар мамо)тд
чик LapnJo[e] В, 32 картов rûv Epyov тоо уортаабіаєта ў үў MRAP
намото CROA on MRAPHOC миєцойнтє L. 14 ебећом
пкаф У, єболом тка? L. 15 пири етеуфраме У,
пирие суфраме L, xal olg рамы Grieeb. — понт У,
PHT L.
22 I. Abhandlung: Wessely.
Höhe 22 cm, Breite 13:5 ст.
B. Die Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand
25cm, linker Rand 2 cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: ©
Psalm 103 EE Е
20 CENAMOWE мгнтс NGI NOH
PION THPOY NTCWA)JE
21 ММАС М[м]оүї EYA2HM єутерп
EYÜ)INE NCA TEY2PE EBOAATN
пхоїс
29 A MPH WA AYCOOO y? E2OYN AYN
KOTK 2N NEYBHB
A проме CL EBOA ENE42WB
23 хуФ ETEAEPFACIA UJA DHA
NPOY2E
24 NOG ENTA NEK2BHYE мха
пхоїс AKTAMIOOY THPOY
2N OYcodıa
А ПКА? MOY? EBOA 2N NEK
CONT
25 TGOAAACCA TEINO6 ETOY
OU)C EPE NXAT4E ментс
ETG MNTOY HNE мкоүї
СТОМ? MN NINOG
V. 99 1 in а Ум außergewöhnlich groß ebenso V. 24 in тироу.
20 семамоще У, (сем а | моощує) B, cenamoowe L —
менріом У, neenpion LB. 21 |ммотєї В — ewropn
D, етори B*L, wie das griech. wpuspevar Apräsaı — езщиме У,
[ециме] В — ehoAgırn ижое У, ehoAgır мимозте L,
еболоітм, пи os[Te] B. 24 wo оїс V, nxoeic L — neuer
Stichos mit ARTAMOOF L — ARTAMIOOT V, ARTAMOOT Г.
25 Temos V, {мос І, — neuer Stichos mit MIROTY L.
26
27
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
EPE межну сєнр N2HTC
E4MMAY NGI NEAPAKWN
ПАЇ G[NTA]KNAACCE
[| MMO4 есфве ммоч]
в[убфат
. oh è è% ù ç 9 9 9 э 2 9 o 9*9
4. Blatt.
Rand 2 ст, linker Rand 2 ст, rechter Rand 25 ст.
Pagina:
Psalm 103
29
30
31
32
Anfang des Blattes.
7
EKWANKTO EBOA MNEK2O
CENAWTOPTP
єкаухмчі мпеупмх CENAW
XN NCEKOTOY ENEYKA2
KNATNNOOY мпекпмх
NCECWNT
NTP пго MrKA? вврре N
кесоп
Mape NEOOY мпхоїс QW
пе ал ENE?
пхое{с] млеуфрлме EXN
NE42BHYE
NETEWWT EXM NKA? ET
тречстот
петєаулчх а» ENTOOY N
ce] клпмос
29 lies мпезупиа.
23
Oberer
_ 29 enwangı V, вмафі В — cenacox i У, мсео|жи) В.
30 исесомт L — фо B — Ёћрре У, neppe г, [u]óppe B.
31 мпосоїс V, мпогоєгс L.
32 mereujaqoe oo ємтосу
24 1. Abhandlung: Wessely.
зз Fnaxw enxoeic ?N NAWN
Рим лі ENANOYTE EN
госом Fwon
34 плалхе AE нлафпе єч
20۸6 МАЧ
ANOK AG | млеуфрлме
[EIXM nX[ocıc]
[сре NPE4PNOBE WXN] 21
[XM HKA2]
Höhe 13:5 cm, Breite 13:5 cm.
B. Die Schrift und Fasern laufen parallel. Linker Rand
2'5 cm, rechter Rand 1:5 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: H
Psalm 104 Е Е m
1 OYWN2 EBOA МПХОЇС NTE
тнешклм MNE4PAN
NTETNXW NNE42BHYE 2N
N2EONOC
2 хо ероч NTETNYAXx! EPON
мтєтиха» миєчаупнрє
THPOY
з NTETNXIı TAEIO 2N печрхм
ETOYAAB
MAPE пгнт EYPPANE N
NETWINE NCA пхоїс
У, neujaqoeoo емтоот L, [пеща2х00] euro[ow B.
33 on пасмо У, ом паюиф L — TuawaAA: V, $ra-
Pader L — емоосом V, досом L — twon У, {шоо L.
34 Me zwischen NAWARE und NAWJONE fehlt in L — eqooA5 L.
3 мтєтижітаАЙО B — on пецрам У, ом печрам LB
— пос V, посоєіс L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 25
4 WINE НСА NXOIC NTETNSM
GOM
MINE NCA печго моуовю)
NIM
5 APINMEYE NNWNHPE 6NTA4
AAY мечэвнуе
AYO м2хп NTEYTANPO
6 H6CH6PMA NABPA2AM меч
2M2AX
NQ)HP6 NIAKWB NEICWTN
т мточ пе пхоїс NENNOYTE
N€42Anl 2N NKA? тнр[ч]
8 A4P[NMEYJE NTE4[AJAOH[KH]
[QA ENE2]
5. Blatt.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2:5 ст, linker Rand 2:2 cm, rechter Rand 2 ст.
Anfang des Blattes.
Pagina: Ө
Psalm 104 B
10 NAJA ENE2
11 вахо ммос хє Ем}
МАК MIIKA2 NXAN[AA]N
NCKNO Y? NTETNKAHPONO
MIA
—— —
V. 6 T in COTH hat die doppelte Größe.
4 итетибмбом L. 5 мищиире У, ммечиутире L,
10у Ompaclov 2000 Griech. — емтацаату У, мтецаат L —
neuer Stichos mit мечойнтє BL. 7 мточ L — noer L.
11 менмото У, менното L.
26 I. Abbandlung: Wessely.
12 эм NTPEYWYWNE єусовк 2N
TEYHNE
EYCOBK EYO NPMNGOCIAC
N?HT4
13 AYEI EBOA 2N OY2EONOC EY
?260NOC AYO EBOA2N
КЄ MNTEPO EKE AAOC
14 Мпечкх PWME EXITOY NGONC
хчхліо 2ZENEPWOY ETBHTOY
15 XE Mnpxo? ENAXPHCTOC
AYW мпрпоннреуе 2N NA
профнтнс
16 ламоүте EY2EBWN EXM
ПКА? лхчоү@а)уч мп
TAXPO MNOEIK
17 хчхеу оурфме 2AT€Y?H
AY мажнф евох €y2M2AX
18 AYOBBIE мєч[оүер]н[тјє 2N
[NEINE N2OMNT]
Höhe 22 cm, Breite 19:5 cm.
В. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 25 cm,
linker Rand Эст, rechter Rand 2 cm.
12 өй птретщоте У, ом TX. L — ирмибоеме У,
ирмибогАе L. 14 миечиа У, Anqua L — ngone У,
мбоме L — adqpoemio У, ve Kack L. 15 ENAXCPHCTOR У,
емо рістос L — гто› мприомиретє V, ха! рі; поупрейєовє
Griech., &$9« om. LB. 16 espehon У, стоебоон І, —
neuer Stichos mit àdqowvouyq LB. 17 evmoM[o&A B — aT-
обе V, (аттобдіє) B, атеббіє L — ом [neme] У, ом
neme І, ом име] В.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 27
Anfang des Blattes.
Pagina: 1
Psalm 104 =
20 HAPXON NNAAOC АЧКАЧ €
BOA
21 A4KAOICTA ммоч NX.OIC
EXM печні
АҮФ NAPXON MNETNTA4
тнрч
22 ECBO NNE4APXWN NTE42E
АҮ ETCABO мечоххо
23 A MICPAHA BWK Є?РАЇ екнме
TAKWB AqGOCIAC ENKA? N
XAN sie
24 AYAYZANE МП6ЧААОС 6
MATE
aqt бом мла E2OYN ємеч
хахвоу
25 лактє печзнт EMECTE
NEYAAOC
AYW еркроч 2N NE42M2AA
26 AdX€Y MWYCHC печ2м?лл
MN AAPON MENTAACOTTNA
27 лако N2HTO Y NNWAX.E
NNE4MAEIN
AYW пєча)пнрє 2N NKA?
[NXA]M
20 Anert V, ачнаац L. 23 тісрані V, тиий L
= Aore L, &qóooerAe У — ефоти емнецжижеот У,
90те neqoe ioc еет L. 26 n[e]qoo,& [A] В, ,L hat noch
МИ vor Aapan, im B reicht der Raum auch bei Fortlassung von ми
nur knapp‘ Rahlfs; praemittit ха! 210 et Aaron Vet. Lat. 27 en
MA? V, ом TRAY L.
28 I. Abhandlung: Wessely.
6. Blatt.
Gegenwärtig zwei Fragmente.
A. Schrift senkrecht zu den Fasern. Oberer Rand 22 cm,
linker Rand 2cm, rechter Rand 3-2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 104 2.2 _ И
30 2N NTAMION NNE€YPPOOY
31 АЧХОС Au NGI NAYNOY2OP
AYO пегхфм эм NEYTOU) THPOY
32 лако NOY2WOY NAA MNE
NKW2T €4MOY? 2N NEYKA2
33 A4NATACCE NNEYBW NE
AOAC мннеува NKNTE
34 хчоуфач маны мм N
меутоа)
хчхос лче NGI пеа)хе AYW
певроүхос єтє MNT4 HNE
35 A4OYWM мпехортос THp4
MNEYKA2
36 АЧПАТАССЄ NWPN MMICE
NIM MIIEYKA2
TAHAPXH NNEY2ICE THPOY
37 AdNTOY EBOA 2N П?АТ MN
пмоув NE MN петбов —
2N меуфулн
LA
_ 81 àaqmooc L — п]ечмо[хфор В. 32 мотооот У,
мметооот L, tàs 820745 Gr. — ом пезнао V, ом m. L.
34 aqzxooc L — neuer Stichos mit ATO пеброт ос L —
мито L. 36 мурпммісе B. зт gm поат V, ỌM
NAT L — neuer Stichos mit ме мипетбоой LB — мет] 5 0o,
B, nevróoob L, петбой V.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 29
38 A кнме еуфрлме 2N ney
EI EBOA XE A TEY2OTE
61 егрм EX.WOY
39 АЧПОРа) OYKAOAC євох
[6р)2ле[вес E]POOY MN OY
(карт EP оуобім E]POOY N
[теуфн
40 [AYAITEI N26NA4 ACEI] NAY
(мет OY2H мпнр]є
[A4TCIOOY MNOEIK NTNE]
41 [An NOYNETPA A 26N]
Höhe 23 cm, Breite 19:5 cm.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 2-2 cm,
linker Rand 2:2 ст, rechter Rand 1:5 ст.
Anfang des Blattes.
Радїпа: IE
Psalm 104
41 MOOY ауру О €EOA : A 2ENGIE
PWOY сок 2N 2ENMA EMNMO
OY №нтоу |
42 хе AYPIIMEYE MNEIWAXE є
TOYAAB ENTAICMNT4 MN ABPA
2AM TIE42M2AA
43 АЧМ П6ЄЧААОС ЄБОХ эм OYTGAHA
AYW мєчсотп 2N OYOYNO4
44 Ad NAY NNEXWPA NN2EONOC
AYKAHPONOMI NN2ICE NN
AAOC
38 au never І, on m. У. 39 aqnopuy OTRAoNe
V, ачпершу отиЛосЛе L, [ayııpıy о] T RAO che, B —- neuer
Stichos mit An ownooT L, — |а тагтет)а cer B.
44 а7кАнромомех L.
30 I. Abhandlung: Wessely.
45 XEKAC EYELAPE2 емечлкм
WMA
AYW NCEWINE NCA печномос
— >>>>>>> — %\>>> —
Psalm 105 PE AXAHAOYÍA
1 OYWN? EBOA мпхоїс хе OYXPHC
TOC пе лү NENA а)оп
WA ENE2
2 NIM NETNAX@ NNGOM МП
хоїс NITPEYCWTM ємеч
смоу THPOY
з NACIATOY NNET2APE2 En2Al
ETEIPE NTAIKAIOCYNH
NOYOEId) NIM
4 A[PININMEYE | nxoeic 2)м ol)
[MNEKAAOC
(нгемпємаумє 2M NEKOYXAI)
5 [ETPENNAY 2N TMNTXPC NNEKCWTN]
[NTNEYPPANE зм поумоч мпек2сөнос)
7. Blatt.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 ст, linker Rand 2°5 cm.
Pagina: [ır]
Psalm 105 Beginn der Seite.
5 GTPENXI TAEIO M[N] TEKKAH
PONOMIA
105, 1 o?Xc L — won V, woon Г. 2 мибом L.
3 маїатот L — ефаи L. 4 &pmmemaeese г — ох
nos[ow VL, Mno [Tow] B.
5 ми Г, [pn B. ‚Statt [o] hat L МИ == perd; dies kann
man in B nicht ergänzen, weil es hier nach ausnahmsloser Regel мА
10
13
14
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 31
хе ANP мове MN NENEIOTE
ANANOMI ANXINGONC
NENEIOTE мпоүєемє є
мекаупнрРЄ 2N KHME
мпоурпмєує мпла)х[й M
NEKNA.
Ayt ноубс єумну өгрм 2N
T€PYOPA OAAACCA
AYO лчтоүхооү ETBE
NE4PAN EOYWN2 EBOA
NT€460M
AIENITIMA NTEPYOAA өл
МАССА ACWOOYE
A4XIMOGIT 2HTOY эм [NNOYN
NOE 2N OYX.AIE
лчтоүхооү єтбіх NN[ETMOCTE
AdCOTOY €BOA2N тбіх MN
XAX6
A HIMOOY XDBC EXN N[CTOAI
BE MMOOY
MNE оүл шохп N?HTOY
AYTICTEYE 2N NEIW[AX.E
AYC[MOY 2]N п[єч]смоү
[мубепн єрпажа)) NN[EA2BHYE]
[MNOY2YNOMEINE 2M пєчауох ме)
[лүєпөүме єуєпівуміх 21 пхме]
[AYNEIPAZE мпмоуте 2N OYMA]
[EMNMOOY N2HT4]
heißen müßte. Statt usr hat nur S* (im Griechischen) ёу, was dem er-
gänzten (оїм entspricht‘ Rahlfs.
7 artnorõe L. — мпаща[ї] У, unJaujae[t] B.
8 neuer Stichos mit Corong. | 9 lies мтертера. 10 мижа-
хе V, мпогаже L.
32 І, Abhandlung: Wessely.
Höhe 20cm, Breite 14-1 ст. Aus drei Fragmenten von
mir zusammengesetzt.
B. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2 cm,
rechter Rand 16 cm.
Pagina: [1A]
Psalm 105 Beginn der Seite.
15 Ad] му) MNETOYAW4 лахо
oy No[yce]ı ммєеуУухн
16 AY-FNO[yJ6C MMWYCHC 2N т
nA[PJEMBOAH
MN A[AP|DN NETOYAB MNX.OIC
17 A HKA[2] OYXON хчфмк NAA
OAN
A42WBC NTCYNATWTH NABEI
PON
18 хука»т MOY2 2N TEYCYNA
TOTH
хүл? роко NNPE4APNOBE
19 AYTAMIO NAY NOYMAC 2N
XWPHB
хуготуфаут NNEYMOYNT N6IX.
20 [^У]алве мпеувооу 2N оүе
че ММАС EWAYOYWMXOPTOC
[лүр)поов MNNOYTE ETNOY
2M MMOOY
21 NENTA4EIPE NNIMNTNOG
2N KHME мапнре 2N п
o KA? NXAM
15 MNETOTAWY B — neuer Stichos mit 42007 L —
nemyvocnu B. 16 nerovaab LB — Amxoeic L.
17 итетмасоси L — naßıpon Г. 19 МАУ nach AT-
TAMIO omisit L, im Griechischen nur Єпоїусау — NMOTMAC V, NOT-
масе L — ат[ојуошт V, атотоут L. 20 ммас V,
ммоасе L. 21 он nnao V, ом MRA? L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 33
29 2EN2ZOTE EXN TEPYOPA өл
23 МАССА | лахос [в] чотоу EBOA
[NCA]BH[A ем]ау[снс печсфтп]
[емтхчхэерхтч 2M поуфач мпечмто]
[EBOA]
[EKTO EBOA мтєчоргн етмчотоу]
[EBOA]
24 [хүсєйуч NKA? CTNANOY4]
(мпоупістєує ємєчаухх є)
8. Blatt.
А. N. 138.
A. Die Schrift läuft senkrecht auf die Fasern. Oberer
Rand 2-5 em, linker Rand 2 ст, rechter Rand 17 ст.
Anfang des Blattes.
Рай 105 | _
25 AYKPMPM 2N NGYMANGOJ[M]
пе MNOYCWTM ENE42POOY
26 A44 T€461X. егрм EXWOY
EPA2TOY горлі эм TEPHMOC
эт ерегт NEYCNEPMA 2N N
2EONOC
EX.OPOY €BOA эм NEXWPA
28 AYWMWE мвеєлфегор
AYOYWM өүсіл NPEIMOOYT
29 хуРмоуєс млч гм NEY2BHYE
A фе лалї мәрлї NEHTOY
23 Neuer Stichos bei 23 Aqxooc L — adqoeoc У, ay-
хоое Г, 25 епеороот Amoeoerc L.
26 ау: тецбіос V, AO nTeysi L. 27 феемос У,
9enoc В. — ежороз V, ехоорот Г. — атотом У, AT-
ITOM L. — мреҷмоотт ү, пррецмооут L. 29 av-
Bitzungsber. d. phil.-hist. КІ. СГУ, Bd. 1. Abh. 3
36
46
І, Abhandlung: Wessely.
[AdTAAY E2ENMNTAJANZTHA]
[мпемто євох моуом)
[NIM ENTAYAIXMAAD]
9. Blatt.
А. М. 139. Höhe 23 ст, Breite 13 cm.
A. Die Schrift läuft senkrecht auf die Fasern.
Rand 2:4 ст, linker Rand 2 cm, rechter Rand 2 cm.
Pagina:
Psalm 105
46
47
48
Anfang des Blattes.
17
тхе MMOOY
MATOYXON пхос NENNOY
те NTCOOY2 мегоум
эм NENXIXEOY
ETPENOYWN? EBOA мпек
PAN ETOYAAB
ETPENWJOYWOY MMON 2N
пексмоу
qCMAMAT ПХОбІС NIETOYAB
NNOYTE MHICPAHA XN €
NE? WA €N62
хуа» єчехос NGI DAAOC TH
pd хє EIEWDWNE E46
Pz dune >-> AAAHAOYIA
m aec ue
Oberer
47 mov oic V, næoeic L. — Neuer Stichos mit МССООУ L.
— wenoixeoyw V, nenxixeer Г. — етремотооф ekod
48 nerovatb V, ппетогаай Г. — Neuer
Stichos mit as exeo L. — жи enep У, xm emeg Г. —
erte ос V, eqeoeooc L.
Tuki p. 200.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 37
Psalm 107 ТФАН NEYAAMOC NAAYEIA
1 NNOYTE nA?HT СЕТОТ
nAeHT СЕТОТ FNAX® N
тхУллм ENEKEOOY
з TWOYN E2PAl плєооу TWOYN!
NEYAATHPION MN TGIOAPA
фихтфоум MINAY NOM
(3) РП | з NTAOYWN2 NAK
евох ПХОЇС 2N NAAOC
[1] мхУллм EPOK 2N ме
(4) емос |4 хє O[Y]N[O]X. пе
(пуєкма EXN M[n]Hy6
[AYM T6]KM[6] NH2 WA NE
[KAOOAE]
5 [Х1СЄ MMOK nNOYT]E [62р]м
(єхм мпнує)
107, 1 мталуа ЛА: enereoos У, тачуаЛАєгї ом ne-
REOOT L. — ототи еодраї плеоот TOOTH пераЛтирюм
ми Tóíeapa THATWOTH ею. У, «ЕеєуЄрвут й 2552 роо 25сүѓо0тт:
Yahrıpıov xal мара 18 48 65 66 67 (69 marg. 80 81 99 100
101 102 106 111 112 113 114 140 143 144 145 146 150 151
152 154 156 162 163 164 166 167 168 169 172 173 174 175
177 178 179 180 183 186 187 189 190 191 193 194 195 196
197 199 200 201 202 203 204 205 206 208 211 212 213 214
215 216 217 226 227 262 263 264 265 266 267 269 270 271
273 (274 ohne you) 275 278 279 280 282 283 284 285 286 287
290 291 292 293 Compl. Ald. Theodoret I 1378, praemitt. #5290“
ў 952a роо 55; ohne das zweite ёЁєүёрбүүп 141 170 TWOTHT NE-
YAATHPION ми TRIEAPA фиатооти ete. Г. — {. nitas
пуори итаотомо wan V, Ж. X. м. тастомо м. L.
3 choA погоїс ом nAaoc V, cbah on міЛаос пожоєте L.
Neuer Stichos mit e&oA ом nıAaoc L. — МАаос У, міЛаоє L.
— haya V, Tapae L. — ом моеемос У, on
моееное L, 4 о[у] [0]2= V, отмо L.
38 Г. Abhandlung: Wessely.
А. N. 139. Höhe 23 cm, Breite 13 ст. Links beginnt die
2 cm breite Kollesis.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 27 ст,
linker Rand З ст, rechter Rand 177 cm. у
Anfang des Blattes.
Pagina: iH
Psalm 107 EN
AYO пєкєооү EXM NKA?
тнрч`
6 XEKAC EPE NEKMEPIT NOY2M
MATOYX.OI 2N TEKOYNAM
лү NTCWTM єрої
т A пмоутє UJAXE 2N пєчрпє
хє Fnaxıce NTArIEU) CIKIMA
NTAEN MIA NMMANA)WNE
8 пах пе FAXAAA. пал IE MA
MACCH
єфрмм пе npeaayon Epoa
NTAANE
TOYAAC NE NAPPO
9 MWAB NE NAEBHC NTA2EANIC
Ina2wM MNATOOYE EXN +
AOYMAIA NTE нлллофу
AOC 2YNOTACCE им
5 пенеоот сораї EXM NRA? тирч R p. 1406.
6 мотом Lë потом L. Ton У, ом vor пеҷрпе В. —
Äuas tee М пталещ, итлеп У, T. Tanew Taen LR (фобісоша
хай бідцеріо Griech. — Dë LV, мета В. 8 сААлам AO
moi К. — ефраїм пе npequjon epoq V, eppaım пе
ищет epog LR. — парро ҮЕ, app L. 9 Neuer
Stichos mit мта naAAopsAoe L. — ите nadAoprAoc 97-
noTacce VR, мта м. ©. Г. — маХАофудос У, maAAo-
Proc LR.
Sabidisch-griechische Psalmenfragmente. 39
10 мм NETNAXIMOEIT энт UJA
TAOYMAA
мм NETNAXIT ах тпомс CTOPX
11 MH NTOK AN пе пмоутє EN
TAKKAN NCOK
лү NTNHOY AN €BOA пноуте
2N 2еммнае
12 МА NAN NOYEOHOIA 2N[ TEN]
exrYıc
хе [п]оүхлї мпро[мє QOYEIT]
13 TNNAP O[YGOM 2м NENNOYTE]
AYW NT[O4 петнхсаа)ч NNEN]
[XAX6 THPOY] `
10. Blatt.
А. М. 134. Höhe 26:5 cm, Breite 12:5. Eine 2:5 ст breite
Kollesis ist hart am rechten Rande. Dazu wurde von mir ein
kleines Fragment gefunden.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Rand
oben 23 ст, links 2 cm, unten 1'5 ст, rechts 2:3 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: Ө
Psalm 108
PH NAAYEIA
1 пмоутє мпркхрак ENA
CMOY
10 HIM V, и HIM Г. — петмажит У, NETHARITT L,
2Зтугисе це Griech. — Die beiden Stiehen von 10 stellt В um —
емтаннам V, птайнаам LR. — Qn gerne У, ом nen
минще L, ом мембом В, èv «aig duvapscıv Тру Griech.
13 тимар V, тимар LR.
108 епох ськ eĝo пефалмос по. L.
40 І. Abhandlung: Wessely.
2 XE ттлпро HUPGOPHORG
MN тлпєкроч AYCOYWN
G2pAi ехал
хуаухх,є EPOT 2N OYAAC N
Kpo4
з хукаутє єрої 2м 26NQ)À
хе MMOCTE
ху? мммаї епхімхн en
MA NCEMEPIT
4 AYAIABAAE ММОЇ ANOK
AG N6€€IQ)AHA пе
AYCMINE N2ENNEOOOY
€poi єпмх N2NNET
NANOY4
AYW OYMOCTE ЄПМА MNAME
6 KAOICTA мпречрмове Єх ч
MAPE TAIABOAOC A2EPATI
21 OYNAM MMO4
т эм NTPEAX.IEAN MAPEAEI
GBOA €4TGAGIHY
MAPE печаухнх WWNE
МАЧ EYNOBE
C
2 ттапро V, TTAMpÓ L, тапро R. — ми V, ми LE.
— TaWenpoq VLR, nerpoy Pistis. — aweowon V, азотом
RL, &TWowown просту Pistis. — en oemuaoxe VL, HENYA-
xe В. — DAAG) У, HMMAT L. — Neuer Stichos mit епма
исемергт В, исемеритт L. 4 asıtahbaNe R.
Stichos mit AMOR ae Г. — HeesyAHA У, MEWAA L, mi-
WAHA R. 5 атсміме R, аземине VL, Pistis: AVCMME
nowHi (OVÅHI) et omisit ерої. — Wonnernanosq V, ngen-
NETHAHOTOT LR. — Мпаме V, мпаме В, Anaarann
Pistis. 6 нотречриєве сорал: CS ATO маре Pistis.
т ом птрецхлохи HAAG) мареце В, єущамУТдат epog
марец ehoA ецтӯулїну ато mape Pistis. — етме
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente, 41
8 NTE NE4200Y CBOK
NTE кєоүл хи NTE4IMNT
ENICKONOC
9 мАР[Є м]ечанре P[OP]PA
NOC A[YW] T6[dC?]lMC NXHPA
10 2N O[Y]K(IM MA]JPOYTIENE
мегчаунрує [E]BOA N
CET[WB2]
Ende des Blattes.
A.N. 134.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2:2 ст, linker Rand 2:5 cm, unterer Rand 1:7 cm, rechter
Rand 2 ст.
Anfang des Blattes.
Pagina: K
Psalm 108 _
10 MAPOYNOXOY €BOA 2N
NEYHI
11 NTE NAANICTHC мет
NETNTA4 THP4
NTE 2ENU)MMO торп
N€42IC€.
VL, eqróaei R. — nequjAwA VL, пецшАиА Е, nag
etiam Tuki p. 175, Pistis cum ceteris omisit. — миобе Pistis.
8 chon VL, Chon В, маремецесот chon ато» mape REOTA
Pistis. 9 ATW von течсорме VL, Pistis, deest in R. — її
хира VL, p ира В. 10 маротпеме VL, мароу-
пееме R. — MAPOTRIM enequiHpe ATO MAPOTNOOHOT
ehoA Pistis.
11 ато ите NAANICTHC R, маре NAAMICTHC MEWT
метщооп HAY THPOT ATW MAPE оемшммо ... инечосе
тироту Pistis. — тори У, тери Г. — meqorce VL, имеҷ-
осе В. — щамотная VL, щемефтич R.
42 I. Abhandlung: Wessely.
12 MNPTPEIWWNE NAG
He петмха)опч
epo4
MNPTPE аухметня QW
ne ммечорфлнос
13 MAPOY4ET мечанре
EBOA
МСЄЧЄТ печрлм EBOA 2N
OYXWM NOYWT
14 NCEPIMEYE NNANOMIA
NNE4EIOTE MNM
TO євох MNNOYTE
мсетмчфте євох мп
мове NT€4MAAY
15 мароуауриє мпмто
EBOA мпхоес моуова)
мм NCE4ET NEYMEYE
евох AXM ПКА?
16 6вох хе MNOYPNMEYE
EEIPE NNOYNA
19 Anprpequjone мої петма{ тосту оте миртре
шамотяч Pistis. 13 маротчет мецшире ебоћ ато
маротчет печрам ehon a отсемех HOTOT Pistis.
13 маротримеете Amnobe . . ATO миртрезчете eho’
HTANOMIA MTe{MaaT Pistis, 14 мимто V, мпемто LR.
— мМпмотте У, михове LR. — ато» vor исетмчете gibt
hinzu R. — мотоецу нім VLR, мотоєпу MIM Pistis.
15 MIIMTO V, MneMTo LR, neuer Stichos mit исецет Г. —
исецет VLR, маротожере Pistis. — петмете У, пецри-
меєте ВІ. — еболога м пңао VL, ом ива R.
16 мпоурпмете У, мичримеете L. — "мистна V, nor
ма Г. — enma же мицрпмеете сегре HOTIHA ` ATO
AGIT nea отроме HOHRE ATO мебтни ` ато» асо rone
исх ота єҷмоно MOHT' EMOOTTY Pistis.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 43
17 AYNWT [N]CA OYEBIHN MN
OY2HKE MN NET
мок[2] мнт EMOOYT4
18 A4YMEPE [nCAPOY 64661 МАЧ
мпао[уејо (пејсмоү €a[6]
NOT N[EBOA] MMO4
Ende des Blattes.
11. Blatt.
А. М. 135. Höhe 26:8 cm, Breite 23 cm,
A. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 2:3 cm,
linker Rand 1'5 ст, unterer Rand 2:5 ст, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: KA
Psalm 108
18 Aq] ncazoy 204 нее NOY
20EITE AdBCDK E2OYN
ENE4MA2T NOE NOYMOOY
AYO моє ноуме? 2N NC4K6C
19 MAPEIWWNE МАЧ NOE мпго
EITE валхчболеч MMO4
AYW NOE NOYMOX2 EUJA4M°
ра MMO4 NOYOCIU) NIM
20 ПАЇ пе NWB NNETALABAAE
ММОЇ 2ATM NX.OIC
18 еҷ[ејпоти У, єҷепот L, ецеотує Pistis.
18 олбу V, окос L, Pistis. — мотдоєтте У, мотостте
L, NOTWTHN Pistis. — Neuer Stichos mit Aybwr L; ATO ay-
bon eneqeauooyn мее Pistis. — мецнес V, neqneec Г;
ayp ee HOTMEH nequec Pistis. 19 Amooerre У, мпооїте
L, nohew Pistis. — ещацтолеч V, ещљацбооћеҷ L, er:
мазооћеҷ Pistis. — OTMOXQ еіс. V. МОУМТОМИ enz:
морд MMOC Pistis. 20 посі У, фоб Pistis. — ММО!
44 I. Abbandlung: Wessely.
AYO нетхф N2NNEEOOY
NCA TAYYXH
21 МТОК AG ПХОЇС nxoic лире
МММАЇ ETBE NEKPAN
XE OYXPHCTOC NE пекна.
22 NA2MET хе ANOK OY2HKE
ANOK OYEBIHN
XE A nA?HT WTOPTP MNACAN
үн
23 AGIAO NTMHTE NOE NOY2A
EIBEC EACPIKE
AYNOWNT євох NOE NNI2X.€
94 A МАПАТ GEBE €BOA 2N TA
NHCTIA
А NACAPZ ()IEC ETBE ме?
25 АҮФ ANOK ACIQ)DNC NAY N
NOGNEG
AYNAY єрої AYKIM NNEY
хпнує
26 воне! EPO! NXOIC NANOY[TJE
МАТОҮХО! KATA NEKNAE.
om. Pistis, момпееоот Mca таун VL, HICHNAPAHOMON
egow етмуухХи Pistis. 21 nxoïc V, похоєгс LP. —
MOTNA fehlt im V vor erbe, API оза иммаї erbe nenpan
МАТОУЖ OI Pistis. — хе OTXPHCTOC ete. fehlt in Pistis.
22 AMOR У, Aut L, Pistis; же амс OTPHRE ати ant
озейни ANAQHT ete. Pistis. — MTACANQOTH V, мпасаи-
gorn Г, мпасамости Pistis. 23 ео У, amo L,
ATYIT Pistis. — NOTgaerkee У, nosgaibee L, Inorgashee
Pistis. — мито е V und Pistis, nnuuzse L. 24 She У,
Sühe L, Pistis, ећоћ fehlt in Pistis. — ATW hinzugefügt vor A
TACApZ (L) Pistis. — пме Pistis, teo ГУ. 25 ATO aon У,
anon Ae Pisti. — aeiujyo[n]e У, aiuyone L, Pistis. — ATW
hinzugefügt vor ATRIM Pistis. 26 памотте VL, пиозте
Sabidisch-griechische Psalmenfragmente. 45
А. N. 135. Psalm 109, 1 und 2 ist zitiert von Krall,
Mitteilungen I, 68 (Druckfehler ММОЇ).
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2:5 ст, linker Rand 2:5 ст, unterer Rand 2:1 cm, rechter
Rand 1'7 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: KE
Psalm 108
эт NCEEIME хе TEKSIX. тетм
NTOK ПХОЇС АКТА
MIOC
28 CENACA2OY NTOK AG EKE
CMOY
NETTWOYN E2PAl ехал
NAXIWINE
NEK2M2AX лє млеуфрлме
29 MAPE NETFTWTOYHT ерої
+2ıwoy мпаупє
NCEGOAOY ммоч NOE N
OYAINAOEIC
30 Fnaoywn?2 EBOA MNAXO
ес EMATE-
AYO |члсмоү єроч ZN TA
TANPO NTMHTE NOY
(31) мнае | 31 же хчхэерхтч
21 OYNAM мпгнке
ємегм TAYYXH єметпнт
РӨ >>— NCWEI: *>>—
Pistis. — MATOT2.01 VL, ATU TOTXOY Pistis. — Пеннає У,
певна. L, Pistis.
27 nceesme У, мсеегме L; моротеме me TAI TE-
RIX ATO MTOR ARTAMIOC поеоее Pistis. — посоїс V,
nxoeic Г. — мсобоЛот V, мсебоолот L. 30 MNA-
х.0ес У, mnaxorc Г. — Kein neuer Vers beginnt bei 31 же.
— AmoHRe У, Anonne L. — newer У, MEM L.
46 1. Abhandiung: Wessely.
Psalm 109 п neYAAMOC NAAYEIA
nexe NXOEIC МПАХОІС
XE 2MOC 21 OYNAM ммої
GJANFKA NEKXIXEOY 2A
NECHT NNEKOYPHTE
2 NTA nXOCIC TNNOOYK N
сера NGOM EBOA
2N см
AYO KNAPX.OIC NTMHTE
NNEKXAX.E
з TEKAPXH NMMAK MNE
Ende des Blattes.
13. Blatt der Handschrift.
А. М. 133. Höhe 26 ст, Breite 13 ст. Eine 15 cm breite
Kollesis ist 2-4 ст vor dem rechten Rande. Der Psalm 111
ist abgedruckt von Krall, Mitteilungen II/III 67 f. (darin Druck-
fehler).
A. Die Schrift und die Fasern laufen parallel. Rand
oben 1:5 cm, links 2 ст, unten 2:3 ст, rechts 1:8 ст.
Anfang des Blattes.
Pagina: кє
Psalm 110
PIA
10 Ende N€2 МЄМЄ? >>> AAAHAOYIA
Psalm 111 1 МАЇХТЧ MNPOWME €TP20T6
?HT4 мпхоїс
109, 1 омос V, өмоос І. — ммої У, ммої Г. —
wanra V, wan Tio Г. — nerxixeor У, мекото ees L.
— WnenovpHTe V, инеңотерите L. З WAMMAR У,
пмман, L. 110 АЛАНЛОТІМ om. L.
111,1 A mox oie V, Ans оете L. — HOON addidit ante en Е.
— мецемтоли V, мецитоЛн R et Tuki. — емате addidit L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 47
хү EPE NEIOYWU) 2N меч
ENTOAH
2 nEACNEPMA NAGMGOM 2M
ПКА?
TTENEA NNETCOYTWN NA
XICMOY
з пеооу MN TMNTPMMAO NET
2M печні
AYO TEYAIKAIOCYNH Won
WA ENE? МЄМЄ?
4 A NOYOIN WA 2M пкхке N
NETCOYTWN
OYNAHT NG)AN2TH4 N
AIKAIOC NE NXOIC
NENNOYTE
5 NEXPHCTOC NNPWME пе п
WAN2TH4 Np6a]T
q4NAOIKONOMI NNEIWAX.E
2N oyan
6 хе мамлюм AN ал ENE2
NAIKAIOC NAWONE NP
NMEYE UJA ENE?
7 NANAPZOTE AN 2HT4 N
OYCOEIT €4200Y
печгнт CBTOT E2EAMI
ze ENX.OEI[C]
Ende des Blattes.
2 набмбом V, HAGAGOM Г. — махлемот Е. 3 WON
V Woon LR. 4 потоїм У, novoent L. — ищамотна Lv,
пщемедтна В. — nxore У, пжоес Г. — пеннотте ү,
отте L, пмотте В. 5 пехре В. — Wape мотнагос
пещидит ATO мч Tuki р. 122. — мироме У, мроме LR. —
їщанотня LV, nujereoThusq В. — qunaomonoar V. — ert,
Maomomomer В. 6 ци L. — иримете У, прпмеете LR.
48 1. Abhandlung: Wessely.
A.N. 133. Zweite Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 14 ст, unterer Rand 2cm, linker Rand 2 ст, rechter
Rand 2:4 cm.
Anfang des Blattes.
Be E
8 печент TAXPHY мамл
P2OTE AN
WDANTAME2EIATI NNE4
жахвоу
9 A4XWWPE EBOA Aq] NN2H
ке TEYAIKAIOCYNH
WON а)х ENE? меме?
AYO NEATAN NAXICE
зм OYEOOY
10 пречрмове NANAY NG
NOYSC
N42POX.PEX. NNC4OB26
МЧВФА EBOA
тепөүміл NNPE4PNO
рів | ве NATAKO
Psalm 112 AXAHAOYIA TEXWPIA
1 N2M2AX CMOY ENX.OIC
CMOY ENE4PAN
111,8 WAHTQMEgerarg VL, щантецмереїату R. —
ммецо 12: eo) V, ммеҷ тх ee LR. 9 _%ҷ осоре Е. —
won V, woon LR. — ато» В. 10 мчорожреж VL,
мчороз реж. В. — Wq&oX ehoA тепіотміа VL, NYAWA
мтепеютм В.
112, 1 emo oic V, епосоєгс Г, єпогоєїс Б. — смог
епрам мпжоєїс В, cmos прам михове Г, emor eneg-
рам V. — ецемлмат Ende von В.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 49
2 EPE npAN MNXOIC MWNE
€4CMAMAT XN TENOY
WA ENE2
з XN NEEIBT WA NEMNT CMOY
ENPAN МПХОІС
4 NXOIC XOCE EXN N2EONOC
THPOY
EPE печеооу 2N мпнує
5 NIM NETO моє MNX.OIC
NENNOYTE
Ende des Blattes.
14. Blatt der Handschrift.
А. N. 136. Höhe 26:5 cm, Breite 13 cm.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2 ст,
linker Rand 17 ст, unterer Rand 2:4 ст, rechter Rand 2 ст.
Anfang des Blattes.
Pagina: KZ
Psalm 112 9
6 NETOYH2 2N NETX.OCE
етофат єхметоввіну
2N TNE AYO AXM ПКА?
т петтоумос мпонкє 21
XM NKA?
етхасе NOYEBIHN евол 2N
TKONPIA
8 GOMCO4 MN NAPX(ON мпеч
AAOC
з en V, XIM 1. — жи пеефт V, avo xm енед
Wa enep 21м пеет Г. 4 пос V, nxoeic L.
112, 6 ex метоб ит У, ехи nerobüruw L. "er
хлсе nowebinw У, ETXICE отемиим L.
Sitzangsber. d. phil.-hist, Kl. CLV. Bd. 1. Abh, 4
wc
50 1. Abhandlung: Wessely.
9 петтре OYAGPHN OYW2 2M
песн? ECO MMAAY мон
Рг ре eceydpaue.
Psalm 113 AXAHAOYÍA TEXOPIA
1 2M ПІ EBOA MHICPAHA 2N
KHME
ПНІ NIAKDB €BOA 2M ПАА
OC NNBAPBAPOC
2 A {оүллмх афпе мла N
TBBO A ПІНА PXOIC єрос
3 А OAAACCA NAY ACHOT
A MOPAANHC КОТЧ ENA2OY
4 A NTOOY CNAEIN NOE NNI
O€IA€
лү NCIBT NOE N2EN2I
EIB NECOOY
5 АЭРО OAAACCA XE лрп® т
AYO NTOK MOPAANHC
хє AKKTOK ENA2OY
NTOOY хе ATETNCKIPTA
NOE NNIOCIAC
Ende des Blattes.
A.N. 136. Zweite Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2:2 ст, linker Rand 2-6 cm, unterer Rand 2:6 cm, rechter
Rand 15 cm.
118, 1 ом пр У, ом те Г. Der Anfang lautet bei Tuki
р. 327 so: QM Trees ehOAHM IRAQ минме. — мтиераиА
У, MUHA L. 4 мигоєїЛе V, ммоеЛе L. — мет У,
мефт L. 5 же apnoT У, хе a пот L. — ARRTOR У.
ARROTR L. 5 wie 4 имюе!е V, имоегАе L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 51
Anfang des Blattes.
Раріпа: кн
Psalm 113 "E" | d
5 АҮФ NCIBT МОЄ N2GN?ICIB
NECOOY
6 A ПКА? KIM МПМТО EBOA
(1) мпхоїс | 7 AYO MNMTO EBOA
MNNOYTE N DROE
з пемтхчкто NTNETPA E2N
NOYT MMOOY
AYW «owe ETNAGT E2N
NOYT MMOOY
9 мпр epon nxoic Mnwp
Epon AAAA Feooy M
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E2PAl EXN ПЄКМА MN TEK
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10 мнпоте NTE N2EONOC
хоч хе єчтфм NEY
NOYTE
11 NENNOYTE грхі эм MNH
оу AYO 2KM пк?
пєтчоүлауч тнрч AAA
PIA. ‚ AAAHAOYIA
Psalm 114 1 NELAWAON NN2EONOC
2EN 2AT NE 21 NOYE:
IP
113, 6 und 7 мимто V, Мпемто L. — MH ое Y
ATmxoerc L. 7 Neuer Vers und Stichos mit ATO L. — epr-
NOTT У, egennostL. — MOTT MMOOT V, писи MMOOT L.
3 мпр epon moore У, мпор epon посоєгс Г. — ежи
пеких V, ежм nerna L. 10 xoy V, жоос L.
П пеммотте драї У, m. ae eopaí Г. — минот У,
Annze L.
4*
52 I. Abhandlung: Wessely.
2ENZBHYE NENGIX. N
PWME
2 OYN вА MMOOY CENAY
€EOA AN
OYN MAAXE MMOOY CECW
TM AN
Ende des Blattes.
15. Blatt der Handschrift.
A. N. 137. Höhe 26:2 cm, Breite 13:6 cm. Eine 2 cm breite
Kollesis läuft 6 cm von links entfernt.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2 ст,
linker Rand 1:9 ст, unterer Rand 2:1 ст, rechter Rand 2 ст.
Anfang des Blattes.
Pagi
rina: KO
Psalm 114 ge wi
3 OYN TANPO MMOOY NNEY
WAX.E
WAANTOY MMOOY NNEYA)W
AM
4 NEY6IX MMOOY NNCYGOMGM
NNEYMOYTE 2N TEYWJOYWBE
NEYOYPHTE MMOOY NNEY
MOWE
MN DHA CAP 2NPWOY
5 6үєр TEY2E NGI NETTAMIO
MMOOY
MN OYON мм €TNA?T€ EPOOY
114, 2 cena® V, исемат L. — сесотм V, исесотл L
4 umgestellt in L: метотерите ete., пметмотте ete. — метот:
рите V, нетотерите L. — мметмоще V, мметмооще Y.
5 иеттамю MMOOT V, HMENTATTAMIOOT Г.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente, 53
6 пні МПІНА A426ATHIZ6 ENX.OIC
пеувонеос пе AYW TEYNA
аутє пє
7 NHY NAAPON АЧ?ЄАП!7Є
ENX.OIC
пеувонеос пе хуф TEY
млаутє пе
8 метрготе энтч мпхос лү
зелгихе ЄПХОІС
NEYBOHOOC пе AYW TEY
млаутє пє
э A пхоїс рпеммеуе лчсмоу
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€4€CMOY епнї мпісрлнл
€4€CMOY єпні NAAPON
10 ечесмоу EOYON мм ETP
20TE ?HT4
NKOYi MN NNOG
Ende des Blattes.
À. N. 137. Zweite Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 ст, linker Rand 2:5 ст, unterer Rand 3:2 ст, rechter
Rand 2 em.
Anfang des Blattes.
Pagina: ^
Psalm 114 a =
11 пхоїс EIEOYW2 EPON MN
мєма)нрє
12 TNCMAMAT ANON MnXoic
NENTAYTAMIE NTNE MN
MKA?
па, 7 enxoïc У, enmoere L ebenso 8. 9. — млиерамА
VAURA L. 10 ФИТЧ dazu михове І. 11 moxoie У,
Мове L. 12 тисмамат V, тисмамаат L. — nen-
54 І. Abhandlung: Wessely.
13 TNE мтпе TAnxoic TE
xq} NKA? дє мманре NN
раме
14 NETMOOYT AN NETNACMOY
EPOK nxoic
OYA€ OYON мм AN ET’BHK
ENECHT EAMNTE
15 AAAA ANON NETON? NET
NACMOY епхою XIN
ре TENOY UJA еме
Psalm 115 AXAHAOYÍA
1 AIMEPE пм хе nXxoic NA
COTM €rie2poovy MIA
conc
2 хе хчрект печмлхе ерої
+nawa) єорхі ероч 2N NA
200Y
3 AYAMA2TE MMOI NGI NNA
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NKINAYNOC NAMNTE AY
ТА?ОЇ
AGIGINE ноүөлүс MN
OYMOK2C
4 AGIW) егрм eno o[t]c
а» nxoic NEM TA[Y y]xn
Ende des Blattes.
тачталие итпе V, пемтачтамие тпе Г. 14 moxoic V,
nxoeic L.
115, 1 посоїс У, nxoeic L. 2 пецмажже V, пе
quaaoe Г. 3 aeısine V, аїбтме L. 4 aerww еораї
ema ole V, afenınader мпрам AIS дес L.
c
л
Sabidisch-griechische Psalmenfragmente,
16. Blatt der Handschrift.
А. N. 140. Höhe 26'5 cm, Breite 13:3 cm.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2:5 ст,
linker Rand 2 ст, unterer Rand 2:0 cm, rechter Rand 2:3 ст.
Anfang des Blattes.
Pagina: [АЈА
Psalm 115
5 OYNAHT AO OYAIKAIOC пе
NX.OIC NENNOYTE UJANA
6 NXOIC NET2APE2 вманре
коуї
ACIOBBIO AYO A nXOIC TOY
xoi
т A TAYYXH KTOC EYMTON
хе ANXOIC р NETNANOYA4 HAT
8 XE АЧМЄ?М TAYYXH EBOA
2M пмоу
NABAA €BOA 2M приме
NAOYEPHTE ENECAATE
9 -NAPANA4 мпхоїс 2N
TE ХОРА NNCTON?2
Psalm 116 PIS AXAHAOYIA
1 АЄІПІСТЄУЄ ETBE пм AGI
аухх є
ANOK AE АЄІЮБВІОЄІ EMATE
115, 5 nxore mennowre V "Soen, neuer Scho ATO
пеммотте L. 6 посоєгс L. — _еищире ү, емщире L. —
aerebó:o V, afehkıo У. т p nernanoyq У, p mme-
тнамоті L. 8 enecAaaTe І. 9 мтосоїс V, михоес
L — миєтомо Y, миетомо L.
116, 1 acsiyaxe У, alyame Г. — аєгобйгоєг У,
эмо L — Aeımoc V, anor aimooce І, à 3i dea Gr.
56 1. Abhandlung: Wessely.
2 AEIXOC эм плифас N
энт хе PWME мм 2N
CA NMNTNOYX. NE
з EEINATEBE OY МПХОЄІС en
МА NNENTAYAAY HA
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4 Нихри ноухф поухлі NTA
фа) EBOA мпрлм MNX.OIC
NIMOY NNETOYAAB мпхоіс
TAEIHY мпечмто ЄБОХ
(D NX.O[E]IC ANOK NEKZM2AA
Ende des Blattes.
En
с
А. N. 140. Zweite Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 25cm, linker Rand 2:5 ст, unterer Rand 2:2 cm, rechter
Rand 1:7 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: [XE]
Psalm 116 = Е
6 ANOK па[нре] NTE[K]2M2AA
(т) AKCWAN N[NAMJPPE | т Tu
QOT NAK NOYOYCIA NCMOY
Tux] NNAEPHT Mnxoic
2N NAYAH MIHÎ M
NENNOYTE
nanouje монт хе роме V, nanouje же poe L. — on
ca V, ден cà L. — HAUT OE V, MMMTHOS?S. L.
3 eeina efe V, ематеве І, ena Tech Tuki р. 218. — ema
V, enma L. 4 rëm ekod У, raensraler L.
4. 5 мижоес У, Amoxoerc L. 6 anon V, айс L. —
Neuer Stichos bei er 1. — THAWOT У, _ машет L. —
An Or У, мижоее Г. — мимто У, мпемто L. — eie-
ротсалим У, FAHM І. — Psalm 117. 118 fehlt.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 57
МПМТО EBOA MHAAOC THP4
гм TOYMHTE өероүсл
Psalm 119 РӨ AHM `>— ТФАН NNTOPT
1 лес‹оа) €?pAi EPOK NXOIC
NTEPIZWU) AKCWTM €poi
2 пхоїс MATOYXE TAYYXH
EBOA2N 2ENCNOTOY N
XINGONC
хуа» €EOA2N OYAAC NKPO4
з €yux] оу NAK нсєоүо оу
EPOK NNA2PN HAAC N
KPO4
4 NCOTE мпхор THM MN N
ANOPAZ NTE пхліє
5 OYoi млі XE A HAMANG)O
ne оүє
AEIOYW2 2N MMANG)ODIIE
NKHAAP
6 A TAYYXH P рымбоейле EMATE]
NEEIO NEIPHNIKOC M[N NET]
MOCTE NFPHNH
m
119, 1 айнан L, дес V. — ATO ante ARCOTAM
addidit Г. — AOL еораї ероң mocoere ом итрафощ AR-
COTM Lepor Pistis. 2 по оїс MATOTXE тфуу и VL, пос оєте
потом ителү и Pistis. — ehoAgrrn osÀac Pistis, e&oAn
Такі p. 314, CROA eu VL. 3 исеотоо V ү, йтсеотоо L, à ато
стнастео Pistis. — имаорм V, миадри Pistis, мигорм L.
+ Amxop У, Мпогомуре Г, ANoo0p Pistis. — тим VL,
OAT Pistis. 5 210709 Pistis, L, &eiovoo V. — оте VL,
оте ehoN Pistis. 6 емате L, on озминще мма Pistis,
114 Griech. — меєго V, meio L, В. — NEIPHHIROC у,
пеїримеїнос Е, мегриминос Tuki р. 814. — мегримікос
пешатмице HMMA NINH Pisti. — Gemenge У,
еїщ. LR.
58 I. Abhandlung: Wessely.
євідухмаухх є NMMAY MAY
TovsHi єпхімхн
Psalm 120 PR — — — — – — —
1 Ae[ılaı NABAA €2p[A]i EXN
Ende des Blattes.
17. Blatt der Handschritt.
Höhe 21:2 cm, Breite 23cm. Gegenwärtig 4 Fragmente.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Oberer Rand 2 cm,
rechter Rand 2-4 cm, linker Rand 1°8 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: AF
Psalm 120 =
(1) [NT]OOY XE EPE TAEOHOI[A NHY
мм TON
2 EPE TABOHOIA WON EBOA атм
ПХОЇС NENTAYTAMIE N
TNE MN ПКА?
Mnp] NNAOYPHTE EYKIM
мпртре NET2APE2 EPOI хи PEK
PIKE
4 €IC?HT€ NN€4XI 2PEKPIKE
OYAE NNEIWEB’A) NGI NETPOEIC
ENICPAHA
120, 1 аїҷі L, eil V. — maba У, ингйг\ L.
2 won У, moon Г. — Neuer Stiehos mit NENTAYTAMIE L. --
итле V, тие І. — миаотернте V, мтаотернте І. —
отте миртре петоарео L. 4 EICHHTE У, EICHHHTE Г.
— 9perpire У, рекріке І. — emiepagA У, eniHÀ L. —
пох ое с _-петрәгейес У, м. neeaibec І. — м)ащовбеГк У,
нащобок L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 59
5 пхоїс NETNA2APE2 EPOK
NX.OEIC] NETP2AEIBEC EXN тек
[6х NOYNAM
6 мпрн N]AG)O?EG(K AN мпегооу
AYO NOJO? мтєуаун
т nxoeic NAJ2Ap[EI2 EPOK[ епетгооу
NIM 4NA2APE2 EJTERY[YXH
8 4ANA2A]PE2 G[TCKGINEI E2LOYN
[M]N TEKSINE[I EBOA WA ENE2
мемег cà
Psalm 121 PKA ТФАН NNTWPT
1 ACIEYPPANE EXN N[ENTAY
ХОС МАЇ хе MAPNB[OK ЄПНЇ
[м]пх.оїС
2 мере мемоурнте A[2EPATOY
[2N NOYAYAH ө][хнм]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2cm, rechter Rand 2 ст, linker Rand 2:5 ст.
Anfang des Blattes.
Pagina:
Psalm 121 - IR
(4) [NTA] мефулн FAP BWK [E2PAI
EMAY
120, 7 Neuer Stichos bei qaoa peo L.
121, 1 аєгеуфранме V, аїєуфраме L, arerppane Р.
мариё [он V, тимайок І, марембої P, тореосбраба, var.
тореосюреба 13 66 69 80 99 106 111 112 113 140 143 145
152 165 167 171 173 175 177 186 189 190 191 193 195 196
200 202 203 204 206 208 219 223 262 271 278 279 280 282
284 289 (292 corr. 293 Ald. Cyrill. Alex. vol. I, part. II, p. 99. —
[nera т) ос V, мемтатожоос PL. — мотрите V, nov-
ерите Г, ммотерите Р. 4 сар om. Р. — имитре LV,
60 I. Abhandlung: Wessely.
NEPYAH мпхоїс пмитрє
MHICPAHA EOYWN?
EBO[A )мпекрам пхоїс
5 хе МтАурмос MMAY Hei
2ENOPONOC EYAN
2ENOPONOC ENHI NAAYELA.
6 WINE CA метадоп EYEIPHNH
BIEPOYCAAHM
AYO OYOYPOT NNETME MMOK
т MAPE OYEIPHNH WYWNE 2N
текбом
AYO OYOYPOT 2N N[EKOYOMTE]
8 ETBE] NACNHY MN [NET21]
тоуаеї
NCÍX)D AE NOYEI[PHNH
[CTBHH]TK
9 [ETBE пні мп]хос пмоутіє
[AIMINE] NCA 2ENATAOON
Psalm 122 [PKB ТФАН] NNTWPT
1 IA NABAA GPA EPOK
пхоїс NETOYH2 2N
[T]n€
2 [NOE] NNBAA NN[2CEM2AA
[6убфа)т ет[оотоү NNEYXICOOYE
гхуа NOE NNBAA NOY2M2AA]
[ETSIX. NTECX.OEIC]
[TAT TE өв EPE NENBAA]
еумитмитре І, ATucpaHA V, MIHA PL. — Neuer Stichos
bei еотомо L. — woe У, næoeie т. 5 м(та у)дмос У,
мтатдмосс І. 6 щимеса У, щименса Г. — метщоп Y,
HETWOON Г. — етеротсайнм У, меїХнм І. 8 Гиєтої)
тотомї У, -QF L. — (етвбин)ти У, -TR L. 9 посоїс У,
те ес Г. — пмоуте У, пенмотте L.
122, 1 à ba У, имайл L. — иво У, пос ое L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 61
18. Blatt der Handschrift.
Höhe 20 cm, Breite 13:5 em. Gegenwärtig 3 Fragmente.
B. Schrift und Fasern parallel. Oberer Rand 1:5 cm,
linker Rand 2 cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
е ia €]
(2) єфаут enxoic NENN[OYTE
UJANTAWN2TH4 эхом
3 МАМАМ ПХОЇС HA NAN
хе ANMOY? мс[0]а)а EMATE
4 X6 A темфуфн міоу? EMATE
2X nNOG[N]GG NNETCOG)A
AYO псфач NNXACI?HT
Psalm 123 PKT TOAH NNTOPT
САЕНА XE пхоїс WON NAN
2 MAPE [M]IC[PJAHA хоч хе CA
[BHA .. Же пхоїс Yon NAN
[гм птре] NPXOM6 TXOOYN
Го EXON
з [NEYNAOM]K NENON? пе
[2M птре пјеусонт NOYGC
4 [ EPA] EXON NEYNA
[ сомк NCNOJN? пе
. 122, 2 enxoic V, епос oerc Г. — _мтушмотич V, мтф
шмотич L. 3 Auch bei Tuki р. 476; месощуц Tuki.
123, 1 eabuh У, мсабий L. — ижо V, næoe L.
— won V, woon Г. | 2 герані У, ША L. — ca&nA У,
NCABHA І. — won У, woon L. 3 моубе V, norse L
— Neuer Stichos mit метунаоми L. 4 omisit epe moo?
маомем пе V.
62 Г. Abhandlung: Wessely.
5 [A TENYYXH Ei] EBOAATN
го оумоу nc]wpM
[мере TENYYXH] мну 6вох
го атм пмооу ета] тртР
6 [NXOEIC CMAMAAT E]TE мпеч
TAAN N2PE NNEY]NAX.2[E]
7 [A тємфухн моүгм] Noe МОУ
[XAX. єппла) NN66PHG]
AnnA[d) оү‹оа AO ANON]
AN[NOY2M]
8 OYN B[OHOGIA WON NAN 2M]
HPA[N мпхоею NENTAYTAAME]
[TNE MN NKA?]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Im
oberen Rande von 1'7 cm steht die Aufschrift des Psalms.
Linker Rand 2 cm, rechter Rand 2 cm.
Anfang des Blattes.
Pagina: Ae
Psalm 124 ze Е Së
[PK]A. TDAH NNTOPT
1 [мет)мл2те єпхоїс єүо NOE
MNTOOY исм
[N]JETOYH2 2N ӨІНА [ман км
AN ФА ENE2
2 NTOOY M[NE]ÇKWTE Da пхок]
мпко[тје M[n]jea(4]A[OC]
XN тємоу WA ENE?
123, 5 етщ]тртр У, erujrprop L.
124 Überschrift имторт У, митортр L. 1 өш У,
‘этлим Г. 29 мтоот У, MTOOT L. — жи Tenor У, хи
темот L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 63
з хє NINAKD [AN Mr66[XOE]
NNPE[4]PNO[BE эхм NE]
KAHPOC [NNJAI[KJAIOC
XEKAC ENE N[AIKAI]
гос C]OYTN n[e]ysıx. [EBOA 2N]
2ENANOM[IA]
4 NXOEIC APINET[NANOY4 N]
NATAOO[C MN NETCOY]
том 2]M n[eY2HT]
5 NETPIKE A[E MMOOY EBOA]
€NIMN[TCANKOTC пхоес]
NANOX.O[Y MN NETP2WB]
€TANO[MIA]
[TJPHNH e[xM _NICPAHA]
Psalm 125 [PKE] TW[AH NNTCOPT]
r7 c fren fa
لا
KG. 9907—9979.
Zu einem Konvolut mit der Bezeichnung Koptisch-Griechisch
9901—9912 sind von Professor Krall folgende Fragmente ver-
einigt worden: 9907, 9909—9916, 9918—9972. Davon sind
einige ganz unbedeutende, winzige Stückchen, kaum mit ein-
zelnen Buchstaben, die Nummern 9907 9911 9912 9926 9936
9945 9946 9948 9954 9955 9960 9971; alle anderen Fragmente
liegen in nachstehender Bearbeitung vor. Der Papyrus ist
rotbraun, äußerst brüchig; daher die Menge der Fragmente.
Die große Mühe und der Fleiß, mit dem Professor Krall
diese Fragmente zusammengetragen hat, sind umsomehr ver-
dienstlich, als er dadurch die Grundlage für eine spätere Bear-
beitung legte, einer gemeinschaftlichen Arbeit, die wir mit
64 I. Abhandlung: Wessely.
einander vorhatten, die ich aber nunmehr allein machen muß.
Ich habe die Fragmente identifiziert und zu größeren Stücken
vereinigt, so daß ein Bild dieser in viele Stücke zerschlagenen
Handschrift rekonstruiert werden kann. Über ihre Provenienz
kann nichts Sicheres gesagt werden. Professor Krall hatte
zwar ein Fragment miteinbezogen, das allerdings auf das be-
stimmteste für Achmim gesprochen hätte, aus paläographischen
und sprachlichen Indizien:
N. 9972, 1. Seite, Schrift und Fasern parallel:
]NGAM.[
Joy eapA[
ya naam G[
Rp WAL
10 A4AAOY ті
2. Seite, die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern:
1...1
мема
1. ТбАМА. [
Jpo мпрро [
1.6 мернгі
)мтє ммм
тјнроү `. [
Wir sehen hier das gestrichelte 2 und sonstige Eigentümlich-
keiten des Achmimer Dialektes. Allein eine genauere Unter-
suchung zeigt, daß dieses Fragment offenbar nicht zu unserer
Handschrift gehört, wenn auch eine gewisse Ähnlichkeit nicht
in Abrede gestellt werden kann; auch der Papyrus ist ebenso
brüchig. Hiermit schwindet die Möglichkeit genaueres über
die Provenienz zu sagen, wir können nur im allgemeinen Ober-
ägypten als die Heimat angeben.
Durch die so zeitraubende Zusammensetzung der Frag-
mente ergab sich ein Bild über die Art und Anlage der Hand-
schrift. Sie war in Kodexformat paginiert; eine Paginazahl
liegt gut erhalten vor auf Blatt XXI: poy 173, Rückseite [р]
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 65
[1]74. Ich habe die Anordnung der Fragmente nach Blättern
vorgenommen. Die griechischen und koptischen Psalmen waren
nicht gegenüberstehend, sondern aufeinanderfolgend geschrieben,
und zwar der griechische voran, dann der entsprechende kop-
tische. Die Handschrift bestand aus Doppelblättern zu vier
Seiten, etwa 15°5ст breit und mindestens 23 ст hoch; der
Rand wurde in 3cm Ausdehnung freigelassen. Die Doppel-
blätter wurden geheftet und nicht ineinandergelegt. Ein solches
Doppelblatt lege ich in Rekonstruktion vor unter Nr. УШ.
Auf der 1. und 4. Seite läuft die Schrift senkrecht gegen die
Fasern, auf der 2. und 3. parallel mit ihnen.
Der griechische und der koptische Text sind stichisch
geschrieben; die Überschriften sind eingerückt und durch Striche
gekennzeichnet, die Nummer des Psalmes steht seitlich; sonst
ist die Handschrift schmucklos geschrieben, ohne größere An-
fangsbuchstaben. Die Schrift ist steif und eckig, nur O und
6 zeigen eine Rundung; koptisch und griechisch sind grund-
sätzlich dieselbe Schrift. Auffallend sind besonders С und Є,
der obere Teil wird wie eine Haube dem abgetrennten Unterteil
aufgesetzt. 5 erscheint als ein Doppelstrich mit der Schlangen-
linie in der Mitte. B hat die untere Hälfte zu der Form А
vergrößert, der obere Teil ist bedeutend kleiner, es erinnert
entfernt an ein cyrillisches в. Die spezifisch koptischen Laute
62 X а) Ч haben keine besonders abweichenden Formen.
Y trägt in der Mitte einen spitzen Winkel. Die konstitutiven
Merkmale des ganzen Schrifttypus glaube ich in einem halb-
unzialen Papyrus, aus dem 4. Jahrhundert datierbar, wieder-
zufinden, der in der erzherzoglichen Sammlung die Nummer
unc. 41 trägt. Auch unser Psalter muß, nach der Schrift zu
urteilen, ein hohes Alter haben, eher das 4. als 6. Jahrhundert
n. Chr. Sonstige paläographische Eigentümlichkeiten sind in
folgendem zusammengestellt. Im griechischen Text: ‘zum Kenn-
zeichen der Eigennamen am Ende ave?’ 38 Überschrift, Ge-
бол” 38 Überschrift. 5 und i: iva 38, 5, ov 38, 6, трох 54, 18,
Barwy 31, 6, сто» 56, 3, утостасс 38, 6, 8, бешу 16, 15; Aspi-
ration in der Form eines kleinen Rechtecks 5 50, 16, ёт: 50, 18,
irrzrwpara 50, 18; vgl. auch оЗоутас 3, 8, das у am Ende der
Zeile ist ein horizontaler Strich у]хомоуу 38, 8; Abkürzungen:
бо 28, 1, бо 48, 8, пух 50, 12, ти 50, 14, avo; 48, 8, «ушу 48, 3,
5
Sitzungsber, d. phil.-hist. Kl. CLV. Ва. 1. Abh.
66 I. Abhandlung: Wessely.
хо 31, 5, x» 3, 9, ж 28, 8; Uberschreibungen am Ende der
Zeile соу: `o х< 38, 8; als Korrekturen ewmkeipn’scv 4, 2.
Im koptischen Text treten besonders hervor die Bezeich-
nungen des Wortendes, ein Häkchen, ein nach rechts oder
links geneigter Strich, oder ein Punkt, das nüchste Wort mag
mit einem Vokal oder einem Konsonanten beginnen: EPHMOC’
N[KAAHC 28, 8; СЕТОТ: €26NMACTIUZ 31, 17; NCETEAHA
мпемто 67, 3.
€TOY]AAB' AIAYAAMA 3, 4; NETP2W]B’ ET[A]NO-
MIA 52, 4.
NNIAX ЄТЄ 37, 13; EYTEAHA' MN 50, 8.
G]POK'X[6 58, 12; ANOK’ EEINA2TE 55, 3; впежажк’
€BOA; 53 Überschrift FN[AJXACTK' nxoeic 29,1; WN-
?THK' EX.WEI 4, 1; ACLXIQ)KAK' е2рм 3, 4.
єчкім" ETEPHMOC 28, 8.
ANASWA IT EBOA 28, 9; CEWOON XIN 24, 6; эмп
2A2TH[N 53 Überschrift; nrpex-tzan’ Epor 50, 4.
M]APOYP Mno 30, 18.
AKW)ONT’ EPOK 29, 1; кмлхокмет” €EOA 50, 7;
кмлбеа)боат” NNOY2YCCWNOC 50, 7; чхайут” хе
36, 13; AYNOX T^ EBOA 37, 20; PEIMOOYT’ [єчв]нт 37, 20;
AJYCTWT’ TA2OOY 47, 6; ENECHT’ епаах 29, 3; MNA-
?HT' OYO{O)C 24,17; OY?HT' C4[O]YAAB 50,10; адтоунт
[6рОЄІ 37, 20; NN]ETN2HT’ €T€CGO[M 47, 13; MAPOYOY-
POT’ 2N 67, 3, CMAMAAT XE 30,21; NTAPEAINDT’ 2нтч,
3 Überschrift OYT’ AY[W 24, 16.
NNAJSIX ERAY 27, 2.
Im Innern des Wortes bei Konsonantenhäufungen 2POX.-
pex. 36, 12, Mnparr'a 50, 11; CONT 50, 10.
Der Punkt am Ende kennzeichnet den Eigennamen NAA-
YEIA. 4 Überschrift.
Die Diärese, bald zwei, seltener ein Punkt, ist auf einige
Worte beschränkt AiK]A?TH€I 30, 6; epot 50, 4; MMOI 50, 5;
NAT 50, 6; 55, 11; €2pAi 24, 16; 27, 2; 36, 14; 31, 16; 67, 4;
EPAI 3, 1; п]єүхлї 52, 6; MNT4OYXAÏ 3, 2.
Die kritische Bedeutung der Texte erhellt aus der Ad-
notatio. Die wichtigste Frage ist zunächst, ob der vorliegende
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 67
griechische Text mit dem koptischen der Handschrift, in zweiter
Linie mit dem Text der sahidischen Übersetzung, wie sie
anderweitig vorliegt, übereinstimmt. Diese Frage ist von großer
Wichtigkeit; denn erscheint eine Übereinstimmung, so haben
wir zu schließen, daß der griechische Urtext der sahidischen
Übersetzung uns erschlossen vorliegt. Der direkte Vergleich
der beiden Texte in der Handschrift selbst ist leider infolge
der mangelhaften Erhaltung selten möglich, nur der 30. Psalm
liegt teilweise, und zwar auch da lückenhaft vor im Koptischen
auf Blatt X, griechisch auf Blatt IX. Die Übereinstimmung
ist hier augenscheinlich, so 30, 23, wo are[p]pppx: alpx aro mit
Вс т ш. wegen der Größe der Lücke zu ergänzen ist (Variante:
адероцщии aro ohne dpa), dem entsprechend im Koptischen:
M€Q)AK AI2€ ево».
In anderen Fällen müssen wir die anderweitig vorliegende
griechische oder sahidische Übersetzung vergleichen:
4, D Фу тойс харас шу == ЭМ NETN2HT im Vindobonensis;
Variante èv хара Zei,
25,7 тоб ёхобож = ECWTM Vindob.; Variante тоб àxcücal pe.
28, 5 суутріфеї бро = MXOEIC NAOY(OQ)4 Vindob.; Va-
riante ха! соутріфе! хрос.
29 Überschrift eis т> тёз; == впжежк €BOA Vindob.; Va-
riante ohne diese Worte.
31,5 тім ápapzlaw роо Eyvweısa xal Thy &voplav pou oly. ixdAua ==
мха MMANOBE МПІ26П TAANOMIA Vindob.; Va-
riante ті» Avoplav роо dyvapısa xal Thy брортіау роо ойх
Zaika.
48, 3 Besonders wichtig ist diese Stelle, wo der Vindobonensis
allein zAcóct: xai пёуттес bietet, entsprechend dem kop-
tischen NPMMAO ... MN N2HKE. Sonst ist im Griecht,
schen der Singular überliefert 27055105 xai т.
48, 13 sbAe[áscos» == CENACMOY Vindob.; Variante ej3oxá-
COUCt,
50, 15 xai туєбшаті fe[suovux ото Hz = АҮФ NUTAXpOI
aN OYNNA N2HTEMONIKON; Variante ohne xat.
So erfreulich die Übereinstimmung in diesen Fällen ist,
so dürfen wir doch nicht andere Fülle übersehen, in denen
das Gegenteil stattfindet:
bg
68 1. Abbandlung: Wessely.
25,7 alvessws Vindob.; Variante alvécsóg cou == MNEKCMOY.
38, 4—5 von хех bis У.О трас роо ist ein einziger Stichos im
Vindobonensis, ebenso in BS; sonst dagegen zwei Stichen,
auch im Koptischen малхе эм ПАЛМАС | XE MA-
TAMOI NIXOEIC ЄТАгАН.
54,8 Зіміфадра im Vindob.; es fehlt dagegen auch im Kopti-
schen wie in anderen Handschriften.
Alles in allem abwügend, werden wir aber doch die
große Verwandtschaft des Vindobonensis mit der sahi-
dischen Übersetzung anerkennen müssen, zumal da wir ihre
Fassung im Vindobonensis nicht unmittelbar kennen, der ja
auch sonst Varianten im koptischen Text von bemerkenswerter
Art bringt.!
In grammatischer Hinsicht sind, von sporadischer Ver-
wechslung von 4 und B, У und OY etc. abgesehen, nur wenige
Punkte zu bemerken; es sind dies Erscheinungen, die in der
ganzen Handschrift durchgängig anzutreffen sind: der Kon-
junktiv mit NK für NT 4, 1 NKCODTM V, NTCWTM L, 9, 33
NKNAGJINE V, NrNAG)INE LT; 24, 16 NKN[A V, NTNA LT;
27,1 NKKAPOXK V, мгкхрак L Lagarde; 36, 27 NKEIPE V,
Wr€ipe LB Lagarde; 50, 4 NX pO L Lagarde, NKXpO У;
die unterlassene Assimilation des Nasals vor Labialen: 3, 8
EXN NEKAAOC V, EXM NEKAAOC LT; 30,7 EXN NA-
OBBIO V, EXM П. L Lagarde; 52, 4 NNN[OYTE V, мпмоу-
T€ L; dagegen die Assimilation des pluralischen N vor anlau-
tendem р 30,20; 48, 2 мррамме V, NNPWME LR (Lagarde);
36, 16 мрреч[рчовє V, NNPE4PNOBE Lagarde L; 52, 5
NJPPE4A[PECKE V; endlich die Entwicklung eines Vokals vor
M, м, P (B), 29, 4 MriepriMee ye У, мпримевуе LR; 30, 1
OY. A€ MNKPO4V, cf. OY A€ МММКРОЧ Lagarde B, ОУАЄ
EMNKPO4 L; 53, 2 EN[YAXE У, NWAX.E Lagarde.
t Ich erinnere ап 48, 7; dann 37, 12 моемироч В == Zei,
Tiras, vulg. МОУВРОЧ LV Graec. 5! 184 Arm. Ed. == $омттла.
30, 11 fehlt im Vindobonensis.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 69
I.
Die Fragmente 9910 und 9967" gehören zusammen.
KG. 9910. Höhe 15:3 cm, Breite 14:3 cm; überall ab-
gerissen.
KG. 9961». Höhe 11:5 cm, Breite 13:5 ст. Unterer Rand
25cm. Oben rechts und links abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 3 griechisch KG. 9910
7 [ANAC]TA ке сфсон ме о oC MOY]
8 [O]TI су ENATAZAC HANTAC TOYC €
XOPAINONTAC MOI MATAIDC
OAONTAC AMAPTWADN CYNETPLYAC
9 TOY KY н CWTHPIA ет TON AAON
COY H EYAOTIA COY
Psalm 3 koptisch
>>>— ~
nEYAAMOC N AAYEIA’ NTAPEA
ПОТ” 2HT4 NABECCAAWM
г печаунрє
1 пхобіс ETBE Є[ү] хулалхе NGI [NET]
OXIEC MMOEI
OYN 2л? TWOYN 62рм EX.WEI.
2 OYN 22 XQMMOC NTAYYXH De
` мытаоухл NNA2PM печ
NOYTE : AIAYYAAMA
Зр 8 & cù deg 201. 9 ў ebhoyla coo Мафаїра 27.
_ 3k in L (Такі p. 49) ab V. 2 in T. — Überschrift MTA-
рециот V, итерециот Г. — мабесхАюм І, мабесса-
Хом У. 1 оз L Такі, еў V. — атаще VL, awar Tuki.
— nerjoAske VL, merhe Tuki. — ммої L, ммоег У. —
ewer V, exi L. 2 отм gap УТ, pap L. — митч-
Ov ài V, мимтцот А: АМАТ Г.
10 I. Abhandlung: Wessely.
з NTOK лє NXOEIC NTOK пхреча)о
пт EPOK
NTOK HA€OOY AY(O ETXICE NTAA[NE]
4 [2]N TACMH AGIXIQ)KAK' езрм [ENX.OIC]
[A4]CXODTM ероєі 2M печтоо[у ETOY]
AAR AIAYAAMA
5 [ANJOK лє AEINKOTK лева)
[ATWOYN хе nxoeig) N[ETNAMONT]
[E]PO4 KG. 9967»
6 NFN[A]P2OT[E AN ?HTOY] N2E[NTBA]
NAAOC €Yy-Foysuei MNAKWT[E]
т TWOYN NXOEIC MATOYXOEI NANOY[TE]
хе NTOK пе NTAKNATACCE OYON
NIM ето мхлхе epoeı €
пхамхн
NOB2E мм)РєчрМОВвЄ AKOYOQ)[4OY]
8 NANX.OEIC пе NOYXAEI Ayw пекгоу?
Фа) EXN пекллос >> — —
Psalm 4 griechisch
ес TO TEAOC EN "YAAMOIC
WAH TW AAYEIA > — —
1 [EIN TO ENIKAAEICOAI ME EICHK[OYCE]
Ende des Blattes.
Зк 3 MTOR У dreimal, MTR L dreimal, MTOR das erste, МТК
das zweite und dritte Mal T. 4 ACIXIWRAR У, AÏXIWRAR LT.
— ALCHTM У, ATO аҷеотм L. — epor ehoA LT, epoer У.
— пецтотаай T, пецтооу erowaa& LV. 5 àainRoTR LT,
ACIHROTR V. — aso аїовщ L, aeroby V, aow T.
6 ewtoshnuer V, ewlosün: LT. 7 матотогоєг V, ма-
тоухої Г. — MTOR ARTIATACCE T, MTOR пе нптанпатас-
ce VL. — озон LV, тотон T. — epoer V, ерог ТГ. 8 nor-
oe Aer V, поза: L. — ежм nen aoc V, еж М nenAaoc LT.
4g & фадуоїс : & Duvois papós var. Ф2% om. var.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 11
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 4 griechisch KG. 9910
(2) deg A EN өл]
„ya ENAATYNAC MOI
[OIK]TCICON ME км EICAKOYCON THC
NPOCEYXHC MOY a
3 YIOI лмерфифы EWC NOTE BAPYKAPAI
INA TI АГАПАТЄ MATAIOTHTA км ZH
тете Уеулос AupAxMA
4 км гнфте OTI велумхстасен KC
TON OCION AYTOY
[KC] EICAKOYCE[TJAL MOY єм TW KEKPA
(гуємхі ME прос AYTON
5 [ОРГг1!]7ЄСӨМ! км MH AMAPTANETE
[A легетм EIN TJAIC KAPALAIC YMON
Lem TAIC KOITAIC YMWN KA
TANYTHTAI : АІАЧААМА
6 [е]усхте OYCIAN AIKAIOCYNHC км
EANICATE Ent KN
т [nO]AXO! хегоусшм TIC девке HMIN
TA ATAOA
[6сн]мкоен Ep HMAC TO фос тогу)
[npjoewnoy COY KE u
8 [EAWIKAC EYPPOCYNHN EIC KAPA[IAN MOY]
[ANO KAP]NOY CIT[OY к]м OINOY [км EAAIOY]
[AYT]WN [ENAHOY]|NƏ[HCA]N KG. 9967»
9 [EN EJIPHN[H EM то хут]о KOIMHOHCOM[AI]
км YINDCW
[ОЈТІ СҮ КЄ КАТА MONAC EMI EAMIAI
KATOKICAC ME
Ag 5 друбузсве : срү:бєесдх: У. — Хеуєте ; Хеуєто У. — ev харда єт!
B!*?3 : фу 104$ napdlars Орбу ёті. — матаміуттє : кололи У. 7 їі»
ABSV : оу. — Фотулємову, : ёстрлюбу У. 9 ёт! бт ВУ : тм,
12 I. Abhandlung: Wessely.
Psalm 4 koptisch
[A] єпхак вол NEYAAMOC NAAYEIA `
1 [2]M птрлоа) егрм EPOK AKCODTM
[E]poEı пмоуте NTAAIKAIOCYNH
м теелгуеюс AKOYWA)C мле EBOA
гаумотнк" EXWEI AYO NKCWTM
NNOYTE ENAUJAHA
з Ім)дунрє мрромє YATNAY NETN[2HT]
гора) EPWTN
Ende des Blattes.
II.
KG. 9924. Höhe 8:5 ст, Breite 3:6 ст. Oberer Rand ІЗ ст.
Sonst abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 6 griechisch.
Beginn des Blattes.
(9) [OTI EINHKOYCE [KC THC фомнс TOY]
[кЈллуөмоү [MOY]
10 [CICH]KOYC€N KIC THC АЄНСЄФС МОУ кс)
[T]HN NPOC[EYXHN MOY проседеххто}
11 [AICX]YNOGCIHCA(N км TAPAXOCIHCAN]
[Cp O APA п[лмтес O1 єхөро MOY епі]
[CITPAPEIH[CAN км мсхунеен]
[C]AN СФОГАРА ліл TAXOYC]
4k in LT. — emoecon еол пе ухАмое nova mer L,
епо сум ейоА recom пеухАмос DE T. 1eporL
epoer У. — AROTOWCL, anovotujc V. — MAI Г, мае V. —
exor L, eoe oer V. — мисотм У, исеотм Г. 2 nppoaeY,
мироме L.
6g 5и Zkoaues У : би clo*ouce. 11 србЗра prius om. BS’.
— ünxco:pagiinoa» ie та Orlow xal AS. — xa:xwyuvüstcav АВ.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 13
Psalm 6 koptisch —
[6є)пхо[к евох 2N NECMOY 2A]
[s )пмераумоум пеүллмос NAAYIA]
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 6 koptisch.
Beginn des Blattes,
9 [A пхобіс COTM 6na]conc
[A пхобіс WEN пхла)]лнх^ ероч
10 Гєуєхлаупє NCEWJTOPTP EM[ATE NGI
[NAXAXE TH]POY
[MAPOYKOTOY ENA2JOYN мс[єх1а0)іпє
[EMATE 2]N оубепн
Psalm 7 griechisch
[YAAMOC то AAY]LA. ON[ HCE
[TM KO YNEPITON логан хоүс!
[уюу 1]eMEIN-
1 [K6 O ӨС MOY єп! COY HANJICA
ПІ.
KG. 9934 + 9947. Höhe 7:2 ст, Breite 6:8 cm.
A. Schrift und Fasern laufen parallel. Linker Rand 2 cm.
Psalm 9 koptisch
IL] — ہے
21) [A]KOBQ)K 2M пєуоєпа) NNeoxrY1C]
22 эм птре HACCBHC XICE [MMO4 WAPE]
фнкє жеро
6k in ТІ. 10 епафот мсежиціпе TL.
Tg Überschrift (еру М : tepever; перем 39 156 203 263 Compl.
Alex. Isp? 154, teuevn 164 165 171, teppevet 170 273, cppevet 194,
ever 290, eupever 293.
ЭК іп TL(V.1—11in В). 21 neosoenyT, nesoe|ru У.
22 NOHREL, Purre V.
74 I, Abhandlung: Wessely.
C€HAGOHOY 2N NEYW[OXNE ETOY]
MEEYE EPOOY
23 XE пречрнове CETAE[IO ммоч 2N]
NENIOYMIA NTE4[YYXH]
AYW NIETXINSONC[ CECMOY EPONJ
24 A npeapu[ose Fnoyst мпхов!с]
KATA пх[а)м мтечоргн NINA]
ауме AN
В. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 9 koptisch
31 [A4KTE пєчго) EBO[A етмефат]
[ єптнрч]
32 [TWOYN NX.OJEIC MAPECKICE NGI TEK[GI]X
мпррпов]а)у NINJ2HK[E]
зз [ETBE оу AN]ACEBHC Fnoysc мпно]у
те
[хүх Оос FAP] 2M пєчәнт' же NKNA
WINE AJN
34 [KMAY хе нтојк ETFN2THK EYA
[се MN OYSJW[NT]
[ETPEYTAAY 62рм енек]6их.
ТУ.
KG. 9961. Höhe 8 ст, Breite 16:5 cm. Überall abgerissen.
A. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 16 (17) griechisch.
4 ОПИС AN[MH AAAHCH TO CTOMA MOY TA]
eprA[ TON ANOPWNWN]
AIA TOY[C лог]оүс TION XEIAEWN CJOY
ETW EbyYAAZA OAOYC CKAHPAC
ЭК 22 eper L, ероот УТ. E
Эк 32 nxoeic V, nxoeic пиотте LT. 33 мета
циме LT, niita unte У.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 15
5 KATAPTICAI ТА AIAMATA MOY EN TAIC
TPIBOIC COY
NA MH CAA€YOH TA AIABHMATA [COY]
6 [EITW 6[к]екрлхл OTI ENHKO[YCAC MOY O өс]
KAINON TO OYC COY EMOI[ км €IC]
[AKO]YCON там PHMA[T)D[N MOY]
т [EAY]MACTWC[ON TA €A€H COY]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 16 (17) griechisch
as [ ANO €xopao]N T[HC] хе
[POC COY KC ANOAYW]N AnO[THC FHC]
AIAMEPICON AYTOYC єм TH хон AY! o"
км TWN KCKPYMMGNON COY ENAH
СӨН H TACTHP AYTWN
€XOPTACOHCAN YEIWN
[Км AP[HKJAN TA KATAAOINA TOI[C]
[NHHIJOIC AY TWN
15 [его AE en AIKAIOCYNH офөнс[омл)
ста пр]о[сјопо [CO]Y XOP[TACOHCOMAI]
ү.
KG. 9915. Höhe 8:9 cm, Breite 6:4 cm. Überall abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 24 koptisch
6 [APINMEEYE NJNEKMNTG)[AN2TH4]
| nxoeic ]
[AYW NEKNJA хе свадооп’ хім еме?]
165 5 садеюбі : var. cxAcvðöct AS alii. 6 ёт: ётўхоџсос : б
Eishnoysas 8139 55.
168g 14 xexpupévwv В. 15 то просото Bisi? 281,
16
1
8
9
І, Abbandlung: Wessely.
[NNOBE] N[TA]JMNTKOYEI| MN NAMNTATCOOYN]
[ ]мпррпвүм[євүє]
[APINMEEYE шток KATA пмам MNEKNA]
[ETBE TCKMN]TXPHCTOC nXo[eic]
[OYXPHCTOC Aly є|чс)0уГтам пе nxoeic]
[ETBE пм a]natclew NNETPNOBE 21 тєгїн]
[ANAXIMOEIT] ?2HT[OY NNPMPAGd) эн OY2AN]
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 24 koptisch
(15) [XE мточ NETNATEKM NAOYEPHTE]
16
17
18
19
20
[ €BOAJ?M ппла)
[бат 62]рлї EXWEI NKN[A NAT]
[хе ANT оуїаунрє OYWT’ AY[O ANT]
[OY2HKE A]NOK
[a nEeornfıc] мплэнт” OYW[a)C євох)
[ANIT €EO]A2N NAANAT[KH
[ANAY €]HAOBBIO MN пх[ асе NTKW]
[EBOA] NNANOBE THPO[Y]
[ANAY ENJAXAXE хе AYOY[WDU)C євох)
[AYW AYMECTWI) 2N [OYMOCTE NXINXONC]
[2APE2 ETAYYXH NKTOYX.OI]
[MnpTpPAAXid)in]e хе AlIzEANIZE EPOK]
VI.
KG. 9927 + 9945° + 99517», Überall abgerissen. Diese
drei von mir zusammengefundenen Fragmente passen aneinander
und messen 7:8 cm Höhe, 9:5 cm Breite.
A. Schrift und Fasern parallel.
24k in LT. 7 м(та)митнотег V, ктамитноті LT.
— миррпозмеетзе T, мпрриєумГеєте VL.
24k 16 ежоег У, ехої LT. — ини[^ V, мема LT. —
OTOT V, Host LT.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 11
Psalm 25 koptisch
5 [AIMECTE TCOOYy?C NNETO MNONHPOC]
[AYO NN]JA2M[O]OC MN N[ACEBHC]
в [Fnajeıw ENNAGIX. 2N N[ETOYAAB]
[TAK]|WTE €n[6]KoYCIACTHP[ION]
[пхо]с
[ECIBTM єпєгрооү мпексм[оу]
[EX]W NNEKWN[HPJE THPOY
з [NX]oeıc AEIMEPE NCA MNEKH[I]
[MN NMANGWNE мпекво[оу]
9 [Mn]pTAKO NTAYYXH MN N[ACGEHC]
(Ach NAWN? [м]м 2ENPWM[E NCNO4]
10 [NAT EPE TAN[OMIA 2N меубих]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 25 (26) griechisch .......
6 [url OMA! EN] лефою T(A]C X€IPAC moy]
(клі KYKAW]CW TO OYCIACTHPION
[ COY JKE
т [TOY AK]OYCM PONHN AINECEWÇ
(Км AIHITHCACOAL M[A]NTA TA OAY[MA]
[ CJA соу
25k in LT. 7 MIIERCMOT alvisews cov vide textum Grae-
eum. 8 легмере У, аїмере LT. 10 аморла S1, at avoptat
AS? alii 13 91 27 39 55 65 iidem fere qui infra, ў àvopla 264
286 289.
25g 6 xpi om. В. 7 тоб com : тоб йхобса! ре 13 21
39 65 66 67 69 80 81 99 100 101 102 106 111 112 113 114
140 143 144 145 146 151 152 154 156 164 165 166 167 168
169 170 171 172 173 174 175 177 179 180 181 182 184 185
187 189 190 193 194 195 196 197 199 200 201 202 203 204
206 208 210 211 212 216 217 219 222 223 226 227 263 264
265 267 268 269 270 271 272 274 275 276 277 278 279 280
281 283 284 285 286 289 290 291 292 293 Compl. Ald. Cyrill.
18
8
I. Abhandlung: Wessely.
(ке нг]лпнсх єупрєпечхм OIK(O]Y [coy]
(клі ТО]ПОМ CKHNOMATOC AOXH[C COY]
[мн CY]NATIOAECHE META ACEBW[N]
[T]HN YyxHN [MOY]
(клі META ANAPWN AIM]AT[ON THN YYXHN MOY]
KG. 9917. Überall abgerissen. Höhe 10-6 cm, Breite 5 cm.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 25 griechisch
11
EITW [A]€ EN AKA[KIA MOY ENOPEYOHN]
A]JYTPWCAI ME км EAEHCON ME ]
о) ГАР поус MOY[ естн єм вуеутнти
EJN EKKAHCIAIC| EYAOTHCW CE KE]
Psalm 25 koptisch
1
4
пе\улхлмос[ N AAYEIA]
K]PINE MMOEI N[XOEIC XE ANOK AI]
мооа)є 2N[ TAMNTBAA2HT]
AYO еко N2[THI єпхоєіс HI
МАКІМ AN
AOKIMAZE M[MOEI ПХОбІС мгпей
PAZE ММ(ОЄІ)
NICE NNAGS[AOTE MN MA2HT]
ке TIEKNA[ мпемто NNABAA GBOA]
AYW AEIPAN[AK 2N TEKME]
мпемо[ос MN OYCYN2EAPION €40)OYCIT]
Alex. I, 1 р. 372, 2 p. 330. Theodoret I, 765 Arm. Ed. Slav.Vindob.
Tou anouce pat 27 282, т. а. pov 115 215, axcocax: pe 141. —
туч
ABS! түу gwviv Bi. фшуїс varii fere iidem. — aiézw::
діс co) Vers. Copt. et iidem fere varii.
25g 12 o yap zoue pou АВ! S! Cyrill. Alex. I, 1, p. 500: т.
25k 1 ммоєг V, Аме LT. 3 Re V, xe LT. —
apanan LT. — MTteroAooc T.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 19
В. Schrift und Fasern parallel.
Psalm 25 koptisch
12 [A TAOYEPHTE FAP A2]epATC 2M пс[ о]
[OY TN ] cı[A]
[YnacMoy EPOK п]ховс 2N NEKK[AH]
Psalm 26 griechisch
]— unm. Dude
(TOY AAYIA про ] TOY XPEICOH : >—
1 (KC PWTICMOC MOY] км сотнр MOY[TINA]
г фовненсуома!
[KC уперхсгистнс T]HC ZWHC MOY Alno]
[ TINOC A€IAIJACOD
2 [EN то €rrizeiN єп Є]МЄ KAKOYNTA[C TOY
[| флгем TAC C]APKAC MOY
[O! емвомтес ME км Ol] ехеро! MOY
[ Ауто HCBENHCAN к]м ENECAN
3 [EAN MAPATASZHTAI еп EME NAPEM
[BOAH OY POBHOHCJETAI H KAP
[AIA MOY ]
УП.
KG. 9962. Höhe 12 cm, Breite 6:8 ст. Unterer Rand
22 ст. Sonst abgerissen.
A. Schrift senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 27 koptisch
1 DUSIDRAK E2PA[ı EPOK пхов!с]
NANOYTE мпрклрок €poi]
[мн]пос NKKAPO[K EPO! TAP op
NNETBHK ENEC[HT єпа)нї]
25k 12 ом merrAncıa L.
20g ур:с0т S prova Vulg. — xal cwtnpla pou 156.
3 єтєтам ` кесоу varii iidem fere qui supra.
27k in L, Lagarde, V. 3—4 іп В. 1 мвнаронк V,
NCRAPOR L, Lag.
80 I. Abhandlung: Wessely.
2 [CXD]TM єпєгрооу [MnAconc]
[2]M nTpacencw[nk мтхч ММА)
1х’ егрм єпе[крпє ETOYAAB]
з [м]прсєк TAYYXH [MN NPE4PNOBE]
AO MNPTAKOEI [MN NETP2WB]
ETANOMIA
[NEITYAXE эм OYEI[PHNH MN NET]
ATOYWOY |
гєр)є мпвөооү эн N[EY2HT]
4 [FN]AY KATA нчеузвнуе AYO KATA тпонних
Ende des Blattes.
В. Schrift und Fasern parallel. Unterer Rand 22 cm.
Psalm 28 griechisch
сулАмос т) AAYEIA CSO
[AIOY CKHNHC] KH
1 [ENETKATE то] ко Ylıloı өү
[ENETKATE TW] KO утоус KPIW[N]
[ENETKATE TW] KW AOZAN км TI(MHN]
2 [ENEFKATE TW] KO AOXAN ONO
[MATI AYTOY]
[NPOCKYNHCA]TE та» KW EN AYA[H]
[Aaria хүто]ү
з [фомн Ky EN] TON үллтом
го OC THC AO3Z]HC EBPONTHCEN
4 [фомн кү ем IC]XYI
гфомн ку EN MJETAXONPENEIA
Ende des Blattes.
_ 21К3 мпртаної І, миртакоєг У, мпртано Lag. —
ом neooo7 R, мпееоот VL.
28g Überschrift 225200 силуїс то AawB файубс 175, E:
cunvns Фарос то Дам 914. 2 èv дуёрат: 268, тф 2. 210. Dazu-
gefügt wird in 154 äpare Üuclac xai єіспоребесбє el; Tag ай айт.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 81
VIII.
Die Fragmente 9913, 9925, 9940, 9959, 9965, 9968, 9970
und 9971* gehüren zusammen und sind die Reste eines Doppel-
blates mit 4 Seiten Text. Die Breite eines Blattes betrug
135cm; ein Teil der Höhe ist noch erhalten, nämlich 23 cm.
Der obere und der untere Rand liegt ebenfalls noch vor, er
mißt 3cm. Gegen die Mitte des Doppelblattes sind je 2 cm frei.
Das Doppelblatt ist in der Mitte, obwohl nicht gerissen,
mit einem Bindfaden geheftet, die beiden Löcher sind 1:4 ст
voneinander entfernt.
Die Fragmente sind so anzuordnen:
9968 9971
9925 9959
9965
9940 9913 9970
Das Fragment 9968 hat 4:5 ст Höhe, 11 ст Breite. Es
enthält den oberen Rand des einen Blattes mit 3cm Höhe.
Das Fragment 9971 hat 4cm Höhe, 108 ст Breite. Es
enthält ebenfalls den oberen Rand, und zwar des anderen Blattes.
Gestalt und Lage dieser beiden Fragmente ist so, daß man
annehmen muß, daß sie durch denselben Riß oder Bruch von
dem Doppelblatt in gefaltetem Zustand abgetrennt worden sind.
Das Fragment 9925 hat 1562 ст Höhe, 15 ст Breite. Es
enthält den oberen Rand bei beiden Blättern sowie die gegen
das Innere zugewendeten Ränder der Schrift des Doppelblattes.
In der Mitte, 3:2 ст unterhalb des oberen Endes, steckt der
Bindfaden. Diese drei genannten Fragmente schließen knapp
aneinander an.
Das Fragment 9959 schließt nur an 9971 knapp an.
Höhe 15cm, Breite 67 ст.
Das Fragment 9965 grenzt ebensowenig unmittelbar an
als die anderen folgenden Fragmente; es stammt von der
unteren Ecke des einen Blattes. Höhe 6:4 ст, Breite 5:3 cm.
Rand nach außen 2cm.
Das Fragment 9940 ist vom unteren Ende desselben
Blattes wie 9965; Höhe бст, Breite 8'7 ст, unterer Rand З ст.
Das Fragment 9913 ist ebenso wie 9970 vom unteren
Teile des anderen Blattes. Höhe Tem, Breite 6 cm.
Das Fragment 9970 hat 5em Höhe, 3:5cm Breite.
Sitzangsber. d. phi Met Kl. 155. Bd 1. Abb. 6
82 І, Abhandlung: Wessely.
1. Blatt.
1. Seite. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Anfang des Blattes.
Psalm 28 griechisch
6 фомн ку CYINTP[IBONTOC KEAPO[YC]
CYNTPIYEI KIC TAC KJEAPOYC | TOY м)
BANOY o
6 км AENTY[NEI AYTAC WC TON мо]
CXON TO[N AIBANON]
KAI О нглпн(мємос WC YIOC MONO]
KEPATWN
т фомн Ky AILAKONTONTOC PAOTA]
nypoc
8 фомн ку сү[м]сєпомтос єрнмом)
CYNCEICEI KC THN [EPHMON KAAHC]
9 фомн Ky KATAPTIIZOMENOY EAAPOYC]
км ANOKAAYYEI АГРУМОУС)
км EN TW NAW AY[TOY NAC TIC A€]
ге AOZAN
10 KC TON KATAKAYC[MON KATOIKIEI KAI]
[K]JA01E1 T[Aı KC BACIAEYC EIC TON]
[AIOJN[A
11 exciderunt 4 uel Ö lineae
[NEYAAMOC NAAYEIA євох 2N TE2IH]
Psalm 28 koptisch
[ NTECKHNH ] KH
1 [ANINE MNXOEIC NO)HPC] мпноү
[ANINE MNIXOEIC N2EN]WHPE N
28g 5 ха! ооутріре: S? et 13 21 27 39 66 67 etc. varii iidem
fere qui supra. 6 ромориратшу У 156 (185 ex corr. primae manus):
HOVOREPWTWVY. 8 ха! oos S 13 61 66 etc. varii iidem fere ut
supra. 10 хабієта: В!°?З 51, 28k in L, Lagarde.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente, 83
Lee З --
[ANI OYTAEIO MN OY'TIM]H мпхо
[ANI OYGOOY мпечрлм)
[оүфот MnXO€IC 2N] течхухн
ETOYAAB
TECMH мпхое{с AXN MMOOY]
A пчоүтє MN[EOOY WU) EBOA]
NXOEIC AXN N2[ENMOOY €NAQ)OOY]
TECMH MNXOE[IC 2N OYGOM]
Ende des Blattes.
1. Blatt, 2. Seite. Schrift und Fasern laufen parallel.
Anfang des Blattes.
Psalm 28 koptisch
4
[TJECMH мпхов!с 2N OYMNTNOG
[TJECMH мпхоєцс єчоу)фазч NN
[KEAPOC]
[nxoeic млоуса)а NINKEAPOC M
[NAIBANOC]
пачтрєурауіє мплИвлмос NOE
|МПМАСЄ)
(хуа пмеріт €40 NOE] NNOYWH
[PE MMONOKEPWC]
[TECMH MNX.OEIC єчо]ү@ауч N
[оүа)л? NCATE] зн
[TECMH MNX.OE]C єчкім" ETEPH
пхоею NAKIM] етернмос’ N
[KAAHC]
28k 2 asde L, ahn V, Lag. — етотай Lag., ЄТОУ-
aah VL. 8 oeren HENMOOT L, Lag., PIM мо[еммост У.
(5 ми nAshanoe Lagarde) 7 м[оущаф У, noswyag La-
garde, EMOTWAQ В. 8 ERIM Lag., L, ECRIM К.
Gg
84 I. Abhandlung: Wessely.
_ _ €IOYA
9 [TECMH мпхо]ес €4COBT€ NNIE
[АУФ 4NASWA]N’ EBOA NMMA
(маунм)
[OYON мм ET2M] печрпе xw M
[ne4eooy]
10 exciderunt quattuor lineae
HXO€I(C NACMOY ENE4AAOC 2N]
OYEI[PHNH]
un
ес о TEAOC YAAMOC WAHC]
TOY | ETKAINICMOY TOY Oi]
KO KOY [TOY AAYELA
Psalm 29 griechisch
2 уүосо се KE OTI yneAABec Me]
км OYK[ EYPPANAC тоус єхероус)
MOY e[n EME]
з KE O ӨС M[OY EK]EKPAZA прос сє
[Км FACW ME]
4 [KE ANHFATEC EIS AAOY THN Yy
[XHN MOY]
Ende des Blattes.
2. Blatt.
1. Seite, im ganzen die 3. Seite. Schrift und Fasern
parallel.
Psalm 29 griechisch
ECWCAC ME EK TWN KATABAINO[NTODN]
EIC AAKK[ON
28k 9 mmeeiosA І, mireerosA У, михеотА В, Lag.
29g eis т> zéie om. 21 27 66 140 144 146 150 156 166
172 173 180—9 185 197 199 206 210 217 222 262 268 272
278/9 282 285 286 289 291 Compl. Alex. 1 ёуброо< cou 289.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 85
5 YAXATE TO КІФ о]! OCIO! AYTOY
клі ехомох[огелсее TH MNHMH
THC ATKD[CY]NHC хутоу
оті оргн EN т[Ф өјүмо хутоу
клі хон EN [TW] BEAHMATI AYTOY
6 TO есперхс A[YAJICOHCETAI кллу
емос
км ес TO пГрал A]TAAALACEIC
т єго AG ein[A є) TH EYOHN[I] MOY
OY MH[ CAXE]YEWw EIC TON AKDNA
8 ке EN TW | BEAH]MATI COY паресхоу
та» КА[ААЄІ M]OY AYNAMIN
ANECTPE[YAC AE T]o npocwnon coy
KAI ETE[NHOHN] TETAPATM[E]NOC
э пр[ојс CE кє [KEKPAJZOMAI [KAI]
[n]POC том өм) MOY AE&HOHC[OMAI]
10 [тіс оЈфе[лем єм) TI AUM[AT! MOY]
єм [TW KATAEHN]AI ME IC)
AlA[PEOPAN]
MH е[омохогнсе]тх со! XOYC]
Н ANA[TTEAEI THN AAHOCIAN COY]
29g 3 dc Adwxov Муха 196. 4 cf when: ТТУ рмпрлу
13 67 156 167 184 194 206 208 269 275—278 286. 5 фа-
Хате : фай Аате В. 6 èyù 3è srov 190 210 262 Basil. M. I 364,
Theodoret I 789, Procop. П 458. — (aXXdcetg : ауай мата V.
T zagegyou : порасуоо ABS 21 27 55 (66 ut videtur) 67 81 151
178 183—185 (190 corr. ut in Ed.) 202 204 206 210 211 273
215 278 279 (286 corr.) Ald. Didym. de Trin. р. 11. — xal &yev-
Ут» 169 184 277 282 286. 9 dv то xaxafwat: & TD xata-
vw 13 21 66 67 69 80 81 99 100 102 106 111—115 146
150—152 154 162—195 178—184 187 189—191 193—195 200
—206 210 211 214—217 219 222 223 226 227 263 267—286
289—293 Compl. Ald., хатараму Si. 10 єуємувт pot 156,
evrê 184 277.
86 I. Abhandlung: Wessely.
11 HKOYCE[ KC км EAE]HCE M[E
KC егемнен в[оне]ос MOY
12 ECTPEYAC TO[N к]опєто[м
[MOY €]IC XAPAN [EMJOI
[AIEPPJHZAC том CAJKKON MO[Y кл]
[neplıe[zwcac] Me EYPP[OCYNHN]
13 [опос An }лАН СО]! [н АО5ЗА MOY]
2. Blatt, 2. Seite; im ganzen die 4. Seite. Die Schrift
läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 29 koptisch
1 TN[A]JXACTK' nxoeic хе хкаопт”
EPOK 3
Ayw MNKEYPPA[NE милхлхе EXW
2 nxoeic NANOYT[E AJİXIU)KAK ег
PAI EPOK AKTAA[C]OEI
з nxoeic AKN TAY[Y]xH єграї 2N
AMNTE
AKTOYX.OEI EBOA [24] NETBHK’ €
пєснт” ena)[oi]
4 Yalalacı enxoeic м(єчпєЄ]тоүллв
NT[6]TNOY DN? г евох] мперпме
eye мпечоуоп
5 хе OYN оуоргн 2[M n64J6ONT AY
а» OYWN2 2M[ печоујоа)
прме чмлооп[є epoy?]e NTE пт[е)
AHA Q)yone E[2TOOYE]
29g 12 фі: Фу (143) 145 146 165 (166 ex corr.) 110
—173 181 184 185 189 121 203 204 216 223 270 274 277 279
280 283—985 290—292 Chrysost. 9, 643, Фолл: 144 169 202
989, фало 156, jaXAov 188, daier 194 (278 corr.).
29k 1 eoe o LR, eoe oer У. 2 ARTAA[6 ]oer V, arral-
Зої L. 3 гңтоъотое: VB, антоко OI LR. 4 мперпмеєте
VB, мпримеєте LR. 5 meqótonv VLB, neqóonT Lagarde
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 87
6 ANOK AC AEIXOO[C 2M N]AOYWDWAE
[хе NFNAJKIM[ AN] аул емєгг]
т nxoeic ом пеко[уфа) л)к|м[оүбом
(ЄППАСАГА
AKKTE] NIEK2O | AG €BOA Allywn[e
[Cia)]TPTOD[P
8 [. o UE uk. th CINAXIG)KA]K nxo
[CIC] TACOn[C MrANOYT]e
9 [оу ne пуну м[плс]моч 2M ПТРХ
[BW]K ENEC[HT ептхко
[MH €p]6 пехо[ус N]AEZOMOAOTI N[AK
[MH €]dNAX.D [N]TEKME
10 ГА noe CWT[M AqdN]A HA)
[A nx]oeıc а[фпе мм NBO]H(OOC]
IX.
Von dem Blatte sind sechs Fragmente erhalten, die so
anzuordnen sind:
9936* (Fragmente)
9936» (Fragmente)
9949» + 9949»
9945 (Fragmente) + 9938
99362 hat 45cm Höhe, 45cm Breite; es ist überall ab-
gerissen.
9936" hat 32 ст Höhe, 4:4 ст Breite; es ist überall ab-
gerissen.
9949» hat 45cm Höhe, 37cm Breite; es ist vom linken
Beginne der griechischen, respektive vom rechten Ende der
koptischen Seite; daher trägt es noch den freien Rand in der
Breite von 1 ст,
29k 6 aeızeooc V, aïxooc І. 7 anẸsom Lagarde,
кз {от бом. VL. 8 єглажиувка)я пжо[ес] У, ema-
RIWRAR eopar епжое с L, емахішкан eopar EPOR
пх оєгс Lagarde. 9 маетомоћосет Lagarde.
88 I. Abhandlung: Wessely.
9949» hat 47cm Höhe, 4cm Breite; es schließt sich un-
mittelbar an das vorhergehende an.
9945 (Fragm.) hat 6:4em Höhe, 42 ст Breite; es ist so
zu beurteilen wie 9949», Rand von 1 ст Breite.
9938 hat 4cm Höhe, 3:5 ст Breite, es schließt sich un
mittelbar an 9945 an.
A. Schrift und Fasern parallel.
Psalm 30 griechisch
(19) | EZOYAEINWcC[Eı
20 [ ос поху) то плнео[с THC XPHCTOTHTOC]
[ їсоу KE
[ нс erpy‘fac ] тос $POB[OYMENOIC ce]
г вехерглсф ] тос EANI[ZOYCIN]
г єтї CE €NAN]TION ТОМ үм TWN]
[ ANOPJODnON
21 [KATAKp]Y eic AyTO[YC єм anokpypw)
[ т]оү npocwn[oy coy ano TA
[ PJAXHC ANOP[ONODN
[скеплсес AYTOYC єм CKHNH]
[ ANO AN]TIAO[FIAC TADCCDN]
22 [є]үло[гн]тос K[C OT! вөлүмлсто)
сем то EAEOC[ AYTOY єм по]
ме! перюхнс
23 ETW AG GINA EN тін EKCTACEI МОУ?
AnEe[PJPIMMAı A[PA ano про]
сопоү том [ офөл^мон coy]
AIA TOYTO €ICH[KOYCAC K€ THC]
фомнс THC | ленсефс MOY]
EN TW KEKP[ATENAI ME прос CE]
29g 20 xpi ош. 51, 28 21% 22 єїтоу 184 190 210
Theodoret I 799, cf. 216, Bè om. 289. — дт [Јери A[rö? oder
бе louer Фра? 4. dpa Bere. 51 55 156. — тросфтої om. 8".
— pit om. AS, |
24
25
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 89
АГАПНСАТЄ TO[N KN HANT6C ой
ociof[t] AY[TOY]
OTI | AAHBEIAC EKZHTEI KC]
км A[NTANOALACDCI TOIC перс]
сос NOIOYCIN ynepHoANIAN]
AN[APIZGCOGC
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 30 koptisch
(1) [ TEKAIKAJIOC[YNH ]
2
[PIKE MNEKMAJAXE epoer[t мг]
[ CENH ETOYX.OE]
г MWNE nacı ] EYNOYT[E NNAQ)TC]
г AYO оүнє! ) єемлмпо[т’ етоухоей
[хє NTOK п)є nATA[XpO Ayw]
[ TIAMAMIIODT]
[ETBE NEKPA]N KNAXIMO[GIT 2HT]
[ AYO NTJCANOYA)T
[KNANT €80]^ 2N 76616[0р6С] $
[ ENTAY2ONC EPOE! ]
[же NTOK пе TANA]QTE
(мАсоїлє Mna]nNA єм[є|кбїх,
[AKCWTE MMOE]I nxoeic [n]NOY Te
[ NTME ]
[AKMECTE NET2A]PE2 EMNETWOY
[ віт ENXINXH]
[ANOK AE AIKJA2THEI ENX.OEIC
29g 24 ol Soo: ot бум! 72. — Zen om. 81.
30k liegt vor in L, Lagarde, у. 6 in В. 2 етумотте VL,
EOTHOTTE Lag. — емампаот У, MMAMIOT Lagarde. 4 те-
ei$[opoc V, TEISOPST Lag. 6 MNETWOTEIT Lag. емпет-
Шотет V. — AIRAHTHEI V, AIRAQTHI Lag.
90 1. Abbandlung: Wessely.
т [{ЧАТ6АНА тхеуфрхме EXM
[ NIEKNA ]
[хе NTOK AKG]Dü)T EXN плеввіо
[АҮФ AKTOYXE ) TAYYXH EBOA 2N
[ NAANATKH]
8 [лүФ MNKTAATE €TOOT4 м)пхлхє
[AKTA2E NAOYEPHTE €pATJOY 2N
[ OYOYOCTN]
X.
Die Fragmente 9928, 9937, 9966, 9958» gehören zu-
sammen. Sie lassen auf eine Hóhe des Blattes von mindestens
21 ст schließen. Die Anordnung der Fragmente ist folgende:
9928
9966
9937
9958»
Kein Fragment schließt unmittelbar an.
Fragment 9928 hat 9cm Höhe, 8em Breite; es ist auf
allen Seiten abgerissen.
Fragment 9937 hat 11cm Höhe, Tem Breite; es ist eben-
falls überall abgerissen.
Fragment 9966 hat 6`5 ст Höhe, 5:5 ст Breite; es zeigt
1:4 ст Rand.
Fragment 9958» hat 5`5ст Höhe, Зст Breite; es ist
überall abgerissen.
A. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 30 koptisch
10 [A naaRE X(DXM [2N OYMKA2N2HT]
[Ay] NAPMNO[OYE 2N 2ENAU)A2OM]
[A TA]GOM GEBE 2N OY[MNT?HK€]
[AYO] хуаутортр Hei NAKEEC]
зок 7 em naeB&iro L, Lag. een m. V. — maebéio
У, naohbeıo Lag.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 91
11 |АєПиуапє NNOGNE[S NAPA NA]
г XA]xe THPOY
[AYO] NNETATOYWEL EMATE]
[AYW]N2OTE NNET[COOYN ммої)
#12 [хе AYPN]WBEQ) 2N пє[ү?нт]
(моє) NNIKWW[C]
[A€]ipoe NNe[n]aay в[хчсФрм]
13 [xE] ласф]тм [впсаж)ч N2A2]
[EYOYH2 2M NAKWTE]
[aM птреусфоу? ?10ycon єроєї)
[^луфохме EXN то Кухні)
14 [ANOK AE AIKA2THI EPOK NXOJEIC
[мхоос хе NTOK пе пхмоуте
15 ЄРЄ NAK[AHPOC 2N мєк)сіх,
MATOYX[OJEI ET[SIX. NNA]X.AX€ MN
метпнт NC[WI)
16 [OYE]N?2 NEK2O EBO[A EXM] NEK2M2AX
[M]ATOYX.OEI 2M NIEKNJA пхов!с
17 [М]пртрххаупє х[е лера) GPA
EPOK
[eJyexıaıne Hei N[ACG]EHC AYO [N]
cexiTO[y €AMNTG] ER
18 [M]APOYP' М(по He месјпотоү N
(муєтх а» N[OYANOMIA €2JOY[N]
ENAIK[AIOC 2N OY ]MNTAX.A
Ci2H[T MN оүсоо)а]
30k in L, Lagarde. 11 мметоттото L, Lag., ммето:-
тотое[: V. — Der Stichos метмат epoi атотє масавбол
ммої fehlt in V. — атрпойбщ VL, атрпасбс Lag. —
петонт V, метонт RL. 12 мотдиаат LR, митом дат
V. 18 &icoTA L, acıclo]Tm У. 15 nennt І, метинт
ВУ. 16 матото OI І, матоз2 ое! У. 16—17 TERHA
пе оес gehört zu 16 in LV, посоєїс zu 17 zieht В.
17 aiouj L, Lag., ем У.
92
19
I. Abhandiung: Wessely.
[хе NAWE NAWAI NTE]JKMINTXPHCTOC]
[n.x.oeıc]
[TAT ENTAK2ONC NNETP2OTE ?HTK]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 30 koptisch
19
20
21
22
23
24
зок 20 мироме LR, ирроме У. — ероот LR, epoet
| AE ngenAac LR, ми OTAac У.
osnoAse L, ди ownoAse VR. — таєттасіс Е.
шанаюе R (ме щуанаїоє L).
[AKTOQ)C NNET2JEANIZE ер[ок)
[MNEMTO €BOA] NNOHPE N[(NPOD]
[ M€]
[KNA2ONOY 2M] ппвөнп мпек[20]
[enea)TO]P.[T]P мрраме
[KNAP2A]IBEC EPOEI 2N OY?[AIBGC]
[err]oy !»M MN OYAAC
[nxoeic CMJAMAAT' хе A«T6[ooy]
[Mri€4N]A 2N OYNOAEIC E[CTA]
[ XpulY "
[ANOK AE A€]JUCOOC эм TACKCTAC[IC
[XE M€Q)A)K A[I2E ев]ох NNA2P[N NEKBAA]
[ETBE пм AKCWTM ENEC2POOY]
|МПАСОПС 2M птрлоа) 62рм OYBHK]
M[EPE NXOEIC NEANETOYAAB THPOY]
хе EPE n[XO€IC WINE NCA] ммитіме
AYW 4NA[TOYEIO мчет]хосе N
2HT EM[ATE]
хро NTE N[ETN]EHT ємсом OYON
мм’ ET[2EA]MIZE ЄПХОЄІС
кы
жое: с L.
21 ефрат eoco 9и
22 MH
24 епжоес VR, enad-
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 93
Psalm 31 griechisch
AA TO АГАУТА. сучесефс »—
1 MAKAPI(O! WIN APEOHCAN м ANO
MI[AI
(Км ON E[K]AAYÞOHCAN м A[MAP]
TUA
2 [M]AKAPIO[C ANHP W OY] MH AOTIC[H]
тм KC [AMAPTIAN]
(Оу АЄ ест EN TW CTO]MATI AY[TOY лолос]
з Tomm ЄСІГІНСА €nAAAKD]eH TA-[
гост M[OY]
[^по TOY [KPAZEIN ME OAHN TH]N HM[6PAN]
XI.
Die Fragmente 9958* und 9935° gehören zusammen.
Keines von beiden schließt unmittelbar an das andere an.
Das Fragment 99582 hat 12/7 ст Höhe, 87 ст Breite;
es hat ап der Seite einen Rand von 1'7 cm.
Das Fragment 9935? hat 7 cm Höhe, 3 cm Breite; es ist
überall abgerissen,
A. Die Schrift und die Fasern laufen parallel.
Psalm 31 griechisch
4 [OTI HMEPAC км мукт]ос EBAPY[NOH
[en є]мє H [хер coy]
315 соубсєюс то Axu: то А. covécseog VS 13 55 80 150
156 164 165 174 182 187 183 202 203 206 286 Theodoret. I, 800
Фау т. А. c. 91 27 39 81 100 106 113 143 144 146 154
166 170 172 179 181 183 185 190 194 195 197 199 201 205
208 210 212 214 215 219 222 223 227 264 265 267 268 270
—273 275 277—283 285 289 290. 1 Ageldncav S 39 69 101
106 144 165 169 172 181 199 210 264 (272 mg) 281 284 285
(299 mg). — sxaAugÜncav V 188, Флєхадофбтусам vulg., дтемадорбтсам
106 144 154 165 194 205 208 222 m. rec. 276 277 279 282 283.
94 1. Abhandlung: Wessely.
[ECTPAJPHN епс TAAAJNWPIAN EN TW
[E]MNATH[NAI] AKANOAN
[A] AX[M]A
5 [THN] AMAPT(IA]N MOY ETNWPICA
[KAI T]HN AN[O|]MIAN MOY OYK EKA
XY Y^
[EINA] €XAFO[P6]Y COD KAT EMOY THN
[A]NOMIA[N мо]ү та» ка
[км CY] AP[HKAC] THN ACEBEIAN
[THC KAPAIAC] MOY AIA AAMA
81g 4 ѓу то ëussrëuat ро: 21 39 55 66 67 69 80 81 99—
102, 106 111—115 140 143—146 150—152 162—166 168—115
177—181 183 185 187—191 198—197 199—206 208 210 214
—216 219 222 223 226 263 264 268—286 289—293 Chrysost.
XII, 103, Theodoret. I, 802 in Cat. Nic. II, 184, Syr. Bar.-Hebr.,
Arm. Ed. Slav. Vindob. ev tw eraynvar ро: 27 + pe 154 ev то zayi;
vat ро: 156, Alex. cy Tw sz ро: 267 — žnavðav: amavlas 55
184, Arm. Ed. auavda 195 204 215 277 278 290 Ald. — Bıabarua
om. 21 102 106 111 113 140 146 151 156 162—168 171—175
181—184 187—189 191 193—197 199 204 208 217 226 221
263 269—271 274 275 211 280 282—286 289—293.
5 Thy драртіау роо: Thy дуошіау роо AS? 13 21 39 66 67 69 80
81 99—102 106 111—115 140 143—145 150 151 154 162—
175 171—183 187 189—191 193 194—197 199—206 208
210—212 214—217 219 222 223 226 263—265 261—211
273 — 286 289—293 Basil. M. I, 123 Chrysost. XII, 98. Slav.
Vindob. delictum Vet. Lat. — xai thy ймодіау роо: жа: TMY agagzun
pou AS? 21 39 66 67 69 80 81 99—102 106 111—115 140
142 144 145 150 151 154 162—175 171—183 187 189—191
193—197 199—206 208 210—212 214—217 219 222 223 226
263—265 267—286 289—293 Basil. M. Chrysost. Slav. Vindob.
— йцартіау pro Avoplav secundo loco B. Cyrill. Alex. I, 1, p. 368.
— Эзра om. 91 55 99 102 106 111—113 140 146 151
156 162—175 179—184 187—191 193 194 196 197 199 208
217 226 227 269—271 274 275 211 279 280 282 283—286
289—293.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 95
6 [үпер TAYTHC п]росєүзєтм NAC о
[сос] єм KAIP® EYOETW
[MAHN EN KATA]KAYCMO YAATDN
[поллом прос [AYT]ON оү
[к erryoycı)
т [CY e моу KATAPYTH Anjo ө[муү[ејос
B. Die Schrift läuft senkrecht zu den Fasern.
Psalm 31 griechisch
11 [EYPPANEHTE eni KN км АГАЛА!)
АСӨЄ AJIKA[IOI]
км KAYXAC[BE NANTE]C OI вуе[ес]
TH KAPAIA
سنو
Psalm 31 koptisch
XX NATMNTPMN[2H]T МАЛУЄПА)
1 NAEIATOY NNEN[TA]YKW €B[OA]
NNEYANOMIA
MN NCNTAY?2OEC [E]BOA EXN [NEY]
NOBE
2 млахтч мпром[є є]тє мп[хов!с]
NAEN мове єро[ч хм
OYAE MNKPO4 2N [TE]aTan[po]
3 хе AEIKAPWEI A N[AKEEC PAC 2M]
HTPAXIG)KAK [EBOA M]
пєгооү THP[4
31р 6 тросебдЕта! прос сё vulg., трос cé om. У. 211 289. Theo-
doret. I, 803 — 795 5540$ прос сё BS! ?, 11 dYya^Xucüa. 165 184
285, xavyãcða: 278 283.
31k іп LB, Lagarde. 1 cf. 2 маєтатог У, маїатот L,
Lag. 2 маермойе Lag, maen моће VLB. — отље ми-
проц У, orac EMHRPOG І, orae MMM проч Lag, отље
м)ми ppo B. 3 же acırapwer V, аїкариї же L,
amapas же Lag.
96 I. Abhandlung: Wessely.
4 хе 2M пегооу HIH TEYWH A тек]
віх. 2POU) E2pAlı EXOD]
AEIKTOE[ EJYTA[AAINWPIA 2M]
NTPALTWAC NOE NNIWONTE]
хп.
Die Fragmente 9963 und 9939 passen so aneinander, daß
an ersteres unten sich das zweite anschließt:
9963
9939
Das Fragment 9963 hat 9 cm Höhe, 6:2 cm Breite.
Das Fragment 9939 hat 12:5 cm Höhe, 9:5 cm Breite.
Beide sind überall abgerissen.
A. Die Schrift und die Fasern laufen parallel.
Psalm 36 koptisch
(12) (пречрумовє [NAT ?TH4 ENAIKAIOC]
[N42]POX’PEX. N[NE4OB2E єх ч]
13 [nX0]eiC AE NAC[WBE МСО)
[XE] чефаут" хє [печгооу мну]
14 [A] мрєчрмовє [токм NTEYCH4E]
AYCOMNT мтмт[еуште ETAYO €2]
раї NOY2HK[E MN OYEBIHN]
15 €KXONC NNETC[LOYTWN 2M NEY2HT]
EPE теуснче BW[K E2OYN ENEY2HT]
AYO NTE NEY[COTE Op)
31k 4 aeınroels V, аїнтої І, aIRTOI Lagarde.
36k in LB, Lagarde У. 14f. in В. 13 3 eqóour Lag., ЧЕТ
VL. 14 ATCWMHT RVL, ASCWMT Lagarde. — HIE,
тите V, nes TuTe В, м [r]evruTe B. — (ATTATO B, eT&0T0
Lag. ЄТАОТО» В, erà vo L).
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 91
16 NANOY оүкоү[ї мпліклос €2]
оує OYMNT[PMMAO]
[6мха)]аж NPPEq[PNOEG]
17 хе NECBOEI NPPLEAPNOBE NAOYWAJ4]
[n]xO€IC лє TAXPO NNA[IKAIOC]
18 пхоєс COOYN NTEAH [NN€4]
NETOYAAB
AYO TEYKAHPONOMIA [NAG)OD
пе UJA ENE2
19 NCENAXIQINE AN 2N [OYOEIG)]
64200ү
(ху) cenaceı MNE200[Y MN2EBWWN]
20 [XE мурєчрмовє NATAK[O]
[чх.]ххє мпхоею 2M [NTPEYX.ı]
[CO]OY мсежсе 2м оуфіхм)
(хуфхи нө]є NOYKA[NNOC]
21 WAPE пречрнов]е хі EX.W[A
[NATMTAAY]
WAPE NAIKAIOC AJE a)N[2TH4 AYO nat
B. Die Schrift läuft senkrecht auf die Fasern.
Psalm 36 koptisch
(23) [^уФ чмлоүєва) теч]2{н
24 [EPWAN MAIKAIOC 2]6 NANAW[TOPTP AN]
[xe nxoeic | нто]отч
25 [мео NKOY]EI пе AYO хер[2ххо]
(HAN €AIKAIJOC EA4YKAA4 N
36k 16 прречіриобе У, мирецриобе Lag., L.
17 mechoer У, мебћот Lag., L, cf. nghor, on Shoe М. 2 фо
braechium. — миречрмове Lag. L, pplegprioße VB
18 мтефін У, ите дін, B, ммефіооте L, Lag., Tag "A vulg.
зас hppa 55 156. 19 ом педоот L, Lag., ммедос у ү.
25 мнозї L, мнотег VB, мнотєї пе Lagarde. — ато)
Sitzungsber. 4. эм, -hist. Kl. 155. Bd. 1. Abb. 7
98 І, Abhandlung: Wessely.
| on - ок
[OYAE печсперм)х EAIWINE NCA
26 [MNE2OOY THPT] Q)AdNA лү
[ ма)
[лу печспермх] NAQWNE ву
27 [CA2WK EBOA мп)пеөооү NKEIPE
[MNNETNANJoy4
[NTOYW2 QA €N6]? NENE2 хе [NXOEIC ME]
[Мпәх]п
28 [AYO мамјлко AN мсоч ммеч
[NET]OYAAB
[CENA2]APE2 EPOOY WA ENE2
[сбмлрп]гхп NNETOYAAB
[AYW песпе]рмх NNACEBHC СЄМАЧО[ТЧ]
k. E]BOA од
29 [NAIKA]IOC NAKAHPONOMEI MNK
[Ayw CEJNAOYW2 2%04 ах ENE2]
NNE2NE2
30 [TTAn]PO MNAIKAIOC MEA[ETA NT]
codıa
[Ayw п]6ечхлхс их ха MN2AN]
31 |пмом)ос мп[ечноуте 2M печгнт]
[АҮФ че]чтхб[ се NACAAATE AN]
32 [NPE4P]NOBE [FN2TH4 ENAIKAIOC]
CMOY
acıp[geAAo V, aro aippAAo L, arpoNAo Lagarde. —
eayraay LV, e à nooerc Raay Lag. 26 wayna VL, Lag.,
шатиа B. 27 AnneeooT Lag. — NRespe V, nceipe LB,
Lag. — meneo LV, naneo В. EN 28 ициако HCO an Lag.,
HARD AM neo VL. 29 nneoneg V, мемеф L, Lag.
30 мед] ета V, nanmeAeTa L, Lag.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 99
XIII.
Die Fragmente 9951, 9950, 9954, 9918, 9919 gehören
zusammen, sie sind in folgender Weise anzuordnen:
9954
Das Blatt, dessen Reste sie sind, maß mindestens 28 cm
Höhe und 16 cm Breite. Der obere Rand hatte 2 cm, der
linke Rand 2 cm, der rechte Rand 1:5 cm und der untere
Rand mindestens 0'8 cm.
Das Fragment 9951 hat 8:8 cm Höhe, 6:5 ст Breite; der
Rand rechts beträgt 2 cm, sonst ist es überall abgerissen.
Das Fragment 9918 hat 10:7 cm Breite, der obere Rand
beträgt 2 cm, links 1:2 cm.
Das Fragment 9950 hat 11:5 ст Höhe, б cm Breite, der
Rand rechts beträgt 1:5 cm, sonst abgerissen.
Das Fragment 9954 hat 3 cm Höhe, 6 cm Breite; es
stammt vom linken Ende. Unterer Rand 0'8 cm, linker Rand
1:5 ст.
Das Fragment 9919 hat 14:8 cm Höhe, 9:6 cm Breite,
rechter Rand 1:2 cm, unterer Rand 1:5 cm (zufällig so groß
durch Wegfall der letzten Zeile, die nur auf 9954 steht).
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Anfang des Blattes.
Psalm 37 koptisch
12 AYXINGONC He NETUJINE NCA TA]
фухн 11
хуа» NETAJINE NCA [26нп6]е[оо]\ EPO
EI AYXW N2ENNE[TIWOYEIT —
AYMCACTA моукроч MIIC20OY TH
37k іп LB, Lagarde, У. 18. 20—21 in К. 12 ерое V, еро
L, Lag. — npejurpoy В, 2057172 Gr. vulg., МОУМРОЧІУ =
Gr. 8! 184 Arm. Ed. Зомотило, ди откро Lag.
1*
100 I. Abhandlung: Wessely.
13 ANOK AG NEEIAU)E NIE] EBOA A TOOTOY
AGIP OG NNIAX ETE [M]CY CCOTM
AYO ное NNOYM[NO] EMEIOYWN
тон РРР
14 AGIPOG NNOYPWM[E EINICDTM AN
AYW EMMN хпо 2[N] TEATANPO
15 AEINA2TE E[POK пхо]ес
(мток ETNACOTM Є]ров! NXOEIC
[NANOYTE]
16 [XE AEIXOOC] X[6 MHNOT]E мте NAXA]
х6 PAWE ммоей
[2]M nTP€ NAYEPH[TE] KIM хухе мос
NWAXE E2PAl EX[WJE1
11 же ANOK СЕТОТ E2ZENMACTITZ
AYW MAMKA? мпекмто EBOA OY
ова) NIM
18 хе FNAXW ANOK NTAANOMIA
ayw -|-нлчрооуа) 24 NANOBE
19 NAXAXE NTOOY ON? AYW CE6M
сом E2OYOEPOEI
37k 13 meerauje У, меїацує L, мезаще Lag. — аер
ee У, [aıpee] В, ато мр өе L, Lag. — nad ere | м)єт-
COTM У, MIAN ете метсотм B, NOTAN EMEYCOTM L, Lag.
— NOTANO PHA nnosafno] Tine PPoq V, npo L,
ирро > [3] B 14 acıpee У, älpee Г. — nnospanfe V.
Lag., Hos pone LB. — emeqeoTA Lag., ENYCOTM VL. —
еми 2€ TUO L, емми XIO У, ем] м [м] B. 15 aemntagre
«Гром ижо]ее VB wie im Griech., атмадте єроң L, Lag. —
ерої пох oic L, Lag., epoer nxoeic У. 16 ауе V, ATXI
L. — eco Г, eo oer V. — мтема мажазжє Lag., ne
паха хе V. 17 хе амон У, Lag., L, anon В. — egen
MACTIUZ У , Lag., EHENMACTIZ L, EINMACTITZT R, egenm[a]
стус B. — мотоенц нім LR, Lag., оуоецу мім V. — egor
ерої L, epore epor Lag., eogowo epoer V. — памнао У,
МАМА? Tuki р. 276. — ммої L, ммлмоєг У.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente, 101
AYOYWU)C євох NG[I] NETMOCTE
MMOEI 2N OYX[N]6ONC
20 NETTWWBE NA[GI н)гєемпеөооү
ENMA N26Nn[CT]HANO Y 7
ху ятоунт” | epoe]ı
EBOA хе AEINWT[L NCA] TAIKAIOCYNH
AYNOX.T’ євох | NIMEPIT] NOE NNI
речмооүт” [ EYB]HT
21 MMPKAAT N[CWK пхобіс пм]оуте мпрсл
Ende des Blattes.
B. Schrift und Fasern parallel.
Anfang des Blattes.
Psalm 37 koptisch
[ зак EBOX MM]O€I
22 [ F2THK’ етлвоне]ех nxoeic МПА
[NOYTE MNAOYX.AI]
—
Psalm 38 griechisch
ep EIC TO TE[AOC TW LAGCIOOYN'
WAH TO AAYEIA’
37k 20 м)бемпевосту VL, момлеесот в. — ngen-
пГєт)мамота У, помпетнанотот В, моемпетнанотот L.
— летот У, aimo LR. — мотреҷмоотт L, Lag., MNT-
pejmoosT V. — Die Worte атможт e&oA (пмергт) мее
пигрецмоостт" (єуб)нт (V), отоо хуберват ehoA ànon
лімемріт мфри{ мотрецмоютт egopeh 0709 artıyr
eTacapz fehlen in der Vulg. hebr. Graec.; страта!) Футаба zpos-
вез (о xai &méppuyaw vb» Ayamızov те! vexpby 222=Аоүрќёуоу 13 marg.
ул! àmégguydw ре Toy бфуатитбм doe! wegen ФрЗеЙочубуву 39 idem sed
srr uévoy sub asterisco 55. — ммое! У, ммог Г. 22 nxoeic
мпаА|мотте MNAOFRAI У, mocoerc пмоуте мпаотжаї
Г, Lag., TIMOTTE abest а Memphitica versione, hebr. Syr. Graec.
88g ‹22:0оџу У, Bouvy vulg., 9955. ПІ 21 39 80 81 99—
102 106 111—113 142 143 146 150 154 156 162—166 168—
102 I. Abbandlung: Wessely.
2 EMA фулляф ТАС OAOYC MOY TOY
MH AMAPTANGIN EN TAWCCH MOY.
єеємни TO [C]TOMATI MOY PYAAKH
EN TO, CYCT(H)NA! TON AMAPTO
. хом ENA[N]TION MOY
з. екффеонм [Км ETANEINWOHN
KAI GCITH[CA] CS ATAOWN.
KAI TO AATH[MA M]OY ANGKAINICOH
со» га.
км EN TH мієлетн MOY €KKAY OH]
Cc[6]TÀt пүүр)
4—5 [EAAAHJCA E[N глф]ссн M[OY | 5 | гморі)
сом м[о K€ TO п]ерхс MOY
км TON Ap[IOMO]N TWN HMEPWN
MOY TIC [GC]TIN
INA TNO TI[YJCTEP® era
181 184 186 187 191 194—196 200 201 204—206 210— 216
219 222 223 262 264 267—269 271—273 275—278 284—986
289—293 Theodoret I, 849; 55 193 202 265 274 281 983 (um
ıd:doup.); 152 185 203 270 — (арос tw Aouë 55 66 101 174
177 178 185 187 196 (208 ut videtur) 213 216 264 284.
1 Ярлартхуе» ре А5?°3 13 21 27 39 66 67 69 80 81 99—102
106 111—114 146 150 154 156 168—166 169—176 180 182
183 185—187 189—191 193 195 197 199—206 208 210 213
914 217 219 222 223 227 263 265 268 270—214 277 219—
286 289 291—293 Theodoret. 4/5 Фауста bis 5 трас роо ist
ein Stichos in BSV. 5 zahato: naratas Bi? S? 91 27 39 55
66 67 69 80 81 99—102 106 111—114 140 145 150 152 154
156 162—166 160—184 186 187 189—191 198—197 199 200
—1203 205 206 208 210—217 219 222 223 226 227 263—965
267—275 211—280 282 286 289—293 Theodoret I, 851, Athan.
II, 241, Arm. Ed. Slav. Vindob. — ха! jzxóczacig: xal ў бота
ACSV 21 39 66 67 69 81 99—102 106 111—113 140 142—
144 154 164—166 168—176 178 179 181 185—187 189—191
193—197 199—203 205 206 210 213—216 219 222 223 262
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 103
Е MOY
в IAOY HAAA[IJAC EOOY ТАС HMEPAC
км H YHOCTACIC MOY WCEI OY A€N
ENWNION COY
ПАНМ TA CYMHANTA MATAIOTHC
ПАС лмерфпос ZWN: AIAYAAMA
т MENTOITE EN веком AIANOPEYETAI
ANOPOnOC
MAHN MATHN TAPACCONTAI
OHCAYPIZC[! кум OY TINWCKEI TINI
CYNAZ[EI A]YTA КЕ
8 км мүм түс н уупомомн MOY оухі
км H YNOCT[AC]IC MOY оухі NAPA
COY єстїм
9 ANO nACON [TW]N ANOMION MOY
KAOAIP[E ME]
ONELAOC хф[ром EJAWKAC ме
263 267—270 272 273 275 311—219 281—286 290—293 Theo-
doret. — Зідфайра om. 21 55 99 102 111—113 146 156 162
168—166 168—176 181—183 187 191 193—197 199 213 217
226 227 262 963 270—271 275 211—285 989—293. — 3
valg.: 202 у VBS!. 1 rapacserar vulg., тарассоута; VBS 81
Athan. ПТ, 1, p. 67. — (обу!) 5 (Корс) om. S? 13 91 27 66 69
8081 99—102 106 111—113 140 142 146 152 154 156 162—
166 168—176 178—181 184—191 193—197 200 202 203 205
206 208 211 213 215 217 219 223 996 262—264 267—272
213 215 218—286 289—293 Origenes I, 302, IV, 306. — тарх
21: тара соб AB!*? SV 13 91 27 55 66 69 80 81 99 101 102
106 111—113 141 142 144 146 150—159 163-- 166 168—176
118 179 181—187 189—191 193 195—197 199—203 205 208
210 213—217 219 222 223 262--265 267—269 272 274 276
—286 289—293 Theodoret 1. e. — б'дфайиа om. 13 et reliqui iidem
fere ut supra. 9 20х24 рє: 220х204 ро 80 99 100 113 140
142 156 168 174 185 186 194 199 201 202 214 264 271 273
215 218 283 985. — хаваці Є ре) У, хабаріссу S!t рбса! pe vulg.
104 I. Abhandlung: Wessely.
10 екофоө[нч км оу)к HNOIZA TO сто
МА M[OY]
Ende des Blattes.
XIV.
Fragment 9930, Höhe 14:5 cm, Breite 25 cm. Auf allen
Seiten abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 39 koptisch
15 [MAPOYXı WINE NTEYNOY]
[NG]! NE[TXW MMOC NAGI]
хе вүг[є eyre]
16 [EYEITERHA [мсевуфрлме epa]
EIXWK N[61 OYON мм етай
ме NCW[K пхоес]
[AY] NCEX[OOC ноуова) мм XE MA]
Pe пхоейс мм]
[ме]тме мпекоухле NOYOEIG) мм]
17 [ANJOK AG A[NT оузнке лмг оү]
[6]BiHN п[хоею ne napoovya)]
[NTJOK пе п[лвонеос АҮФ TANAQ)]
TE NAN[OYTE мпроск]
Psalm 40 griechisch
EIC TO[TEAOC YAAMOC та)
[М] ^хуекл]
2 [M]AKAPIO[C O сумом ENI NTWXON]
км пе[мнтА)
[EN] HMEPA [NONHPA русетм AYTON о KC]
39k L, Lagarde. 15 маротжі пезциие Lagarde.
408 eis Th zéie ош. 55 66 69 144 167, c) Aauıd jah
173 200.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 105
3 [KC JAIADYA[AXAL AYTON км ZHCAI]
AYTON[ км MAKAPICAI AYTON]
EN TH[ TH км MH DAPAAOU
[AYTO]N[ EIC X€ipAC €xopoy AYTOY]
B. Schrift und Fasern parallel.
Psalm 40. griechisch
т [CYNHTATEN ANJOM[IAN EAY]
[TO]
(єхєпорєуєто CSO KAJI GAAA[EI]
8 [ent TO AYTO]
[KAT ємоу EYIEYPIZON плмтес ої) вехеро! MOY]
[KAT EMOY EXAOTIZON]TO KA[KA MOI]
9 [AOTON HAPANOMON KA]TCOG[MTO KAT]
(ємоу)
[MH о KOIMWMENOC оухі) просөн[сє! TOY]
[ANACTHNAI]
10 [Км TAP O ANOC ТН]С EIPHN[HC MOY €4]
[ON НАПІСА]
го ECOIWN APTOYC M]OY CME[TAAYNEN єп)
[EME птермсјмом
11 [CY лє КЄ EAEHCON ME км] ANACT(HCON ME]
[KAI ANTANOA WCW A]YTOIC
12 [EN тоутф ETNWN оті TJEOGAHK[AC ME OTI OY]
[MH ENIXAPH о ежерос Moy [єп EME]
405 3 quAdza: vulg. dtagurakaı AS 13 21 27 55 66 69 80
81 99—102 106 111—113 140 148—146 150 151 154 156
162—175 178 179 181—188 185—191 193—197 199—205 208
210 211 218—216 219 222 297 262—265 269—285 289—293
Euseb. Dem. Evang. р. 463, Theodoret I, 865. — xai (ca: até» om.
B 186. 7 фФЕєторебєто bis мат époU0 ist ein Stichos in BS, ebenso
uhbsrlov bis хат гроб in B. — хот {роб fehlt in 51. 12 76:-
Areas 81 21, Zëëinie pe 184.
106 1. Abhandlung: Wessely.
13 |ЄМОУ AG AIA THN AKAKIJAN ANT[GAABOY КА
[WCAC ME ENWIJnION (СОУ !EBEBAIÎ
XV.
Fragment 9909. Höhe 22:5 ст, Breite 12 ст, auf allen vier
Seiten abgerissen.
A. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 47 koptisch
4 [хе] есэн/ппе A NECJEPPWOLY CWOY2 E2OYN
AYEI EYMA OYWT
NTOOY AYNAY NTEENE глураупнрє
хуаутортр KIM
6 [AJYCTWT’ TA2OOY MMAY [NOE NNNA
AKE NTETNAMICE
т (Зм OYTHOY NGONC анл[оүса)а N
H€XHOY NOAPCIC
8 [KJATA O6 NTANCOTM тм ON TE
ое NTANNAY
[?]H ТПОАЄІС МПХОЄІС N[NGOM 2N
TNOAIC MNENNOYTE
[A] пиоутє CMNCNTE M[MOC ал €
NE2: AIAYYAAMA
9 Імеуммєєсує EPOK пмоүт[є хе NEK
NA NTMHTE MHEK[AAOC
yt
40g 13 Auaniav роо 66 67 143 156 167 174 188 194 208
210 222 275 279 280.
47k in LR, Lagarde, B. 4 necJeppoo[(* У, месрроот 1.
Lag., месерооу К. — ETMA охот V, ЄУМА озот LR,
Lag. 5 мтеєтоє V, "Teioe LR, Lag. — ATWTOPTP AT
RIM LR, Lag., APWTOPTP RIM V. т оутну LR, Lag.
OTTHOT V. — ммежну Г, ммех ноту У. — quaesour
VRL, «(ма у)оу ці 4: B. 8 NTAHCOTM V, еитаисотм L.
— тийс LB, тпоћее V. — смиситє VLR, Lag., смите В.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 107
10 [KA]TA пекрхм пмоутє тм ON те
ое MNEKKECMOY X[N] хр нхч
МПКА?
[6р6] TEKOYNAM ME2 NAIKAIOCYNH
11 [MA]peaey pane NGI птооу NCIW[N]
[АЈҮФ MAPOYTEAHA NGI маеере N
Toy A AA ETBE NEK2AN nxo
єс
12 [K]WTE ECIWN NTETN2ZWAG [EPOC
13 [WA]XE эм NECOYOMTE
[ко NN]ETN2HT’ етесбо[м
[хүш нт]етмпфа) NN[ETTAEIHY
[NTAC]
[XEKAC €TCTNG€XO|OY EIKETENEA
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 48 griechisch
2 [AKOYCACOE TAY]TA DATA TA] GONH[ENW
[TICACOE] NANTEC IO K[A]JTOIKOYN[TGC
THN] OIKOYMENHN
з [Ot TE THTEINEIC км Ol үо TON ANON[ EMI
TO AY]TO nAOYCIOI км NENHTE[C
а ` age ae
>
47k 10 ж[м] ap[nxy У, ежи арижа LR, eocw na-
рих dq B. 13 NECOTOMTe VL, Lag., месотоомте К. —
нтетитощ) LR, Lag, мт)єтм оц В.
48g 2 ann om. Greg. Nyss. I, 334, таута ош. 488, ravıss
om. 188, of ххт01х00ут $ om. 276. 8 vAcóctog xai тете vulg.:
пуб! war пёуттес V. — xal ol viol: xai el 66 102 106 112 113
142—144 164 166—168 170 171 173 182 184 185 187 190
191 193 195 196 201 202 204 208 214 219 222 2233 226 262
263 271 274 216—219 281—283 285 290—293 Theodoret І, 914,
ул! 2 ош. 188.
A——— — 6 =—-
D
108 I. Abhandlung: Wessely.
4 [TO CTOMA] МОУ AAAHCEI COPIAN
(клі H MEAJETH THC KAPAIAC MOY CY[NE
CIN]
5 [Ка €I]C HAPABOAHH TO OYC MOY] AN
оғо EIN YA\THPID TO ПРОВХАН МХ
м)оү
6 [INA ті фо]воумм EN HMEPA NONHP[A н
хноміх THC NTEPNHC MOY кү
KAWCEJI ME
т [01 пепоцеотес єпі TH AYNAMEI му
[TON км ENI т) NAHOEI TOY плоүто[ү ху
[TO]N KAYXWMENOI
з [^л^ехлфос] OY AYTPOYTAI AYTP[WCE
ТАП AJNOC
[O]Y Awceı TW ба» EZIAACMA AYT[OY
9 [км THN TIMHN THC AYTPWC[EWC
THC Хүхнс хутоу
(10) кумі EKONIACEN EIC TON МОМА | 10 | Км
хнсетм EIC TEAOC
(11) оту OYK офетм KATAPOOPAN | 11 | OT[AN
(мн софоус An'ooNHCKONTA[C ет
[TO] AYTO лфром км AN[OYC ANO
[AOYN]TAI
[KAI KATAJAErFOYCIN AXAO[TPIOIC
[TON плоү[то]ч AYT@L[N
12 [км Ol TAJj[O]I мутон OIKIAL AYTWN
48g 10 Auch in ABS endet der Stichos mit 12755, von 27: bis
11 йтобуфсисутає ist ein Stichos in BS. 11 oly operat B!*??,
£v davor fehlt in 53. — Фусо; xai йфроу В.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 109
XVI.
Die Fragmente 99517», 9944 und 9960 gehören zusammen
und sind so zu ordnen:
SH schließen eng aneinander an
9944
Sie ergaben ca. 20 cm Höhe, das Blatt hatte einen inneren
Rand von ca. 1 ст frei.
Das Fragment 99572 hat 7 cm Breite, 3*1 cm Höhe, Rand
1 ст, sonst an drei Seiten abgerissen.
Das Fragment 9944 hat 47 cm Breite, 65 cm Höhe,
ebenso an drei Seiten abgerissen.
Das Fragment 9960 hat 6-1 cm Breite, 5 ст Höhe, ebenso
an drei Seiten abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 48 griechisch
(12) [ENEKAAECANTO TA ONOMATA AYTWN]
еп TON г[м@м хутам)
13 км ANOPWNOC [EN TIMH ФМ OY CYNHKE]
HAPACYNGCBAHO[H тос KTHNECI ток]
ANOHTOIC [км фмоюкюен AY'TOIC]
14 AYTH Н OAOC A[YT@N CKANAAAON AYTOIC]
км META TAYT[A EN TW CTOMATI AY'TODN]
EYAOTHCO[YCIN AIAYAAM\]
48g 13 rapacuvefk40n : rapecuvef 40n AS? 140 156 (166 ex
сот.) 167 168 170 171 185 202—206 208 262 263 216—218
281 290. 14 ebAoyhsousw : ebdonfsousıw AS? 13 27 39 55 66
67 69 80 81 99—102 106 111—113 142 144—146 150—152
154 162—171 173—175 177—180 182—191 193—196 199—
206 208 210—217 227 262—268 271—273 275—286 289—293
Theodoret. Psalt. Syr. et Aethiop. — Zähauuz om. 21 55 80 99
102 106 111—113 146 156 162—171 173—175 179 182 183
193—195 197 199 208 213 217 226 227 263 271 274 275 277
—280 282—286 289—293.
110
15
16
18
19
I. Abhandlung: Wessely.
WC NPOBATA CH AAH EOENTO]
OANATOC NO[IMANEI AYTOYC]
км KATAKYP[IEYCOYCIN AYT@N]
гої EYJeeıc TO[ npo]
(клі H воневлх [AY TON HAAAIDDOHCETAI]
[EN TW AAH EK THC AOSHC AYTWN]
[MAHN о OC AYTPWCETAI THN YYXHN]
м[оү EK херос AAOY OTAN AAM]
BAN[H ME
MH фо[воү OTAN NAOYTHCH ANOC]
км OTAN п[лнеумен H AOZA TOY OIKOY]
хутоу
оті OYK єм [TW AHOONHCKCIN AYTON]
AHMYE[TAI TA NANTAJ
OYAE CYNK[ATABHCETAI AYTW H AO3A]
хутоу
оті H Хухн [AY TOY єм тн ZWH хутоу)
[EYAOTHOHCETAI)
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 48 koptisch
2
3
[NEX.NO MHKA2 AYO м]анре NPPOMe
[NPMMAO 21 OYcon' MIN N2HK€
[TATAHPO МАХИ» NO]Ycodıa
[^уфФ TMEAETH MHA2]HT 2N OYMNT
[PMN2HT]
48g 15 in fine add. 250с0тсху AS? 13 21 39 ete. iidem fere
ut supra. 17 xat tav : 1 бтам 13 21 39 ete. iidem fere ut
supra. 18 5! omisit uersum, supplevit 8%, — ў 2552 тоб 2022
aro S? 177 188 269 281: Te 225a] aisen,
ми VL, им В.
48k in L, Lagarde, В. 2 мироме L, Lag, прроме V. —
3 тмєЛета Lag., тмеЛеєти V. — Qi
отмитрмионт У, поумитрмионт Lag.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 111
4 [Fnapıke MNAMAAXE EJYNAPABOAH
(Fnaoywn Mnanpo]BAHMA 2N OY
[YAATHPION]
5 [EINAPZOTE хе оу Bn OY200Y MNO
[NHPON]
[TANOMIA МПАТЕС NJAKDTE epoi
в [NEYNA2TE €T€YGOM]
ETWOYWOY MMOOY 6х]м[ NAWAI]
[NTEYMNTPMMAO]
ЕТО ЕРИ
со но э: dioe D
[ ]
[Nana t} AN мпмоутє ємтє)чаувве )
8 (AYO TACOY MNCWTE мутєчфухн
9 |хугісє WA ENE? 4NACO]N2 (Q)ABO[A
10 [хе NdNANAY AN ептхко €40)AN
(млу ємсофос єумоу)
1 Nach Ausweis des griechischen Textes auf der anderen Seite ist
nieht ex Jana uj auf den beiden Fragmenten zu verbinden. Der
Text lautet sonst (L):
1 мсемасоте ам HOTCON
ми отроме MACHTE
una ete.
س .=
48k 7 MMM Lag., [nmn отроме мајсет ome[on]
(wa t B. ‚Da сет отче: in dem Texte уоп L, Lag. einer in der
zweiten Hälfte freien aber sinngemäßen Wiedergabe von griechisch (32:7
7$ oh Auspoörar . Aurpwserat dyÜpw moz), überhaupt nicht vorkommt, und
man nieht [cesta Jeer ogclon ам) ergänzen kann, weil dafür der
Raum am Anfang des Stichos viel zu breit ist, vermute ich, daß in B die
beiden Sätze zu einem einzigen zusammengezogen waren‘. уе 6]
У, ewrequjB&ro L, mrequjBGerio Lag, nregfwhßro] В.
3.10 ya enep | 10 | qtono WAROA Lagarde.
112 1. Abbandlung: Wessely.
= con
[NAOHT MN ПАТСВО) N]ATAKO A OY
[CENAKD NTE4MNTP]MMAO N2[EN
[KooYe]
ХУП.
Die Fragmente 9914 und 9956 gehören zusammen. Sie
bilden die Reste eines Blattes von 21 cm Höhe, 17 cm Breite.
A: Rand oben 2:4 ст, links 2 ст, unten 1:5 cm, rechts 1:5 cm.
Die Seite hatte 37 Zeilen.
Das Fragment 9914 hat 27 cm Höhe, 10:1 ст Breite; es
enthält die kleinere Seite vom inneren Rande.
Das Fragment 9956 hat 18:5 cm Höhe, 6 cm Breite.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Anfang der Seite.
Psalm 50 griechisch
(11) [KAI П]АСАС ТАС ANOM[IAC MOY €xAAerlon
12 [KAPJAIAN KABAPAN K[TICON EN EMO! о ӨС
[KAI] DHA EYOEC €NKAI[NICON EN TOIC
ENKATOIC MOY
13 [мн лпоргүнс ме Ano[TOY npoconoy СОУ
[Км TO NNA TO ATION COY HIH ANTAN
€AHC хп EMOY
14 АПОАОС MOI THN ATAAMA[CIN TOY
COTHPIOY COY
км пм нгемомко CTHPI[ZO]N M[E
15 AIAAX( ANOMOYC TAC [0]AOYyC [coy
км ACEBEIC єтї CE ENICTPEYOYCIN
48k 10 итехмитр]ммао У, NTETMHTPMAO L.
50g 13 «торут: жлторр'ф vulg. — то &ү:оу соб : соб тб үш”
13 27 39 etc. iidem fere ut supra. 14 xxi туєбраті : xxi om. 13
106 111—113 142—144 162—171 173—175 184 193—197 193
910 914 215 264 267 272 276 277 Clem. Rom. ad Corinth. Ep. I,
$ 18; Clem. Alex. p. 320; Athan. І, 766; Basil. M. I, 318. И, 383;
Greg. Nyss. IIT, 300; Theodoret I, 941.
16
18
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 113
русмі ME ES ммхтфн О ӨС О ÖC THC
(CKDTHPIAC MOY
ATAAMACETAI H TAWCCA MOY THN
[AJIKAIOCYNHN COY | 17 | ке
TA XEIAH МОУ ANOIZEIC км TO сто
MA МОУ ANATTEAEI THN Al
NECIN COY
ОТ! © HOCAHCAC OYCIAN САФКА AN
OAOKAYTWMATA OYK EYAOKHCEI[C]
19 өүсіл TW OW DHA CYNTETPIMMENO[N]
KAPAIAN CYNTETPIMMENHN км)
TETANEINDMENHN о OC OY
к ехоуленасе
20 ATAOYNON ке EN тн €YAOKIA CO[Y]
THN CEIWN
км OIKOAOMHOHTW TA техн DNH!
21 TOTE EYAOKHCEIC OYC[HAN AIKAI(O]
CYNHC
ANAPOPAN км OAOK[A]YTWOMAT[A]
TOTE ANOICOYCIN ет TO OYC[IA)
CTHPION COY M[OC]XOYC »—
епхаж EBOA NE[YAJAMOC N A[AY]
ал 2M птре HA[OA]N пепро
фнтнс єї нач [N]TAPE[49BWK]
чо €?20[y]H WA EH[PC]AB[6C]
Ende der Seite.
БОЕ 17 aere cum praecedenti uersu coniunxit BSV post davolketg
collocavit Theodoretus 1, 941. 18 & si : єї om. 167 173 183
184 201 208 213 222 277 282 Arm. Ed. 19 то еф : zw хорі
Clem. Alex. p. 307. —EEoudevuser : 2Zoudevwos: B.
50k in R (Titel ı und 9—12) Lagarde BL.
БОК ей QR — H2 A Pera reliqua omisit В. — ]ra pe[«&on
V, wrepeq&on Lag., BL. — &epca&ee Lag., SM peines VL.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh,
114 1. Abhandlung: Wessely.
В. Schrift und Fasern miteinander parallel. Oberer
Rand 3 cm.
Anfang der Seite.
Psalm 50 koptisch
1 [NA им пмоу]те KATA пекмоб [NNA]
[KATA NAWA]! NNEKMNTAJAN[2TH4]
[4WTE] EBOA MNANOBE
2 [EIAAT ЄМАТ]Є ЄВОХ 2N TAANOMIA
[АҮФ NKTBBJOGI EBOA 2M TIANOBE
з [хе Fcoo]yn ANOK NTAANOMIA
[АУФ nA]NOBE MHAMTO EBOA OYO
[EID] NIM
4 ([NTAIP]NOBE EPOK MAYAAK лер
nE[80]OY мпекмто EBOA
[X6]KAAC GKCTMACIO 2N NEKWAX.E
NKXpO 2M птрек|2лп’ epoi
EIC 2HHTE FAP NTAYW MMOEI 2N 2
ENANOMIA
АҮФ NTA TAMAAY хоуф ммої [24] 2EN
NOBE
6 EIC эннте ГАР AKMEPE TME
мєтонп MN NETE NCEOYON €
BOX AN 2N тексофх AKOY
ON2OY МАТ EBOA
{л
БОК 1 ммеимитуиетич Lag., nienaarrujan[ori
VL. 2 митёёјое V, истйёйо L, Lag. 3 мотоєпц І, Lag,
ewo[enmg У. — Wraipnohe L, итариове Lag. — гер У,
аїр І, Lag. — ?*enac L, Lag., женлас У, сименщахе L,
ом менщаже У, Гар. — мех ро І, Lag, миро У.
5 мтатс» У, nTàÀ?OO0 L. — ммое V, ммог Г, Lag. —
ROTW V, 21070) L, Lag. 6 аимере У, екмере L. —
метонт У, меени Г, меенр Lag. — nceosono ehoN Lag.,
мееотом ehon LV. — фм Tercopia У, nTeRcopia L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 115
7 KNAG€Q)GOXQ)T' NNOY2YCCWNOC
€BOA 2M пегмоч MIWE TA
TEBO
KNAX.OKMET” EBOA N2HT4 Ayw +
NAOYBAU) єгоүє OYXIWN
8 [KNJATPACOTM EYTEAHA MN OYOY
[CE]NATEAHA NGI NKEEC NNET
T2BBEIH[Y)]
9 [KT]E nEK2[O] NCABOA NNANOBE
[АУ] NAAN[O]MIA THPOY 4OTOY CBO[A]
10 [OY]2HT’ eq[O]YAAB CONTI N?HT NA
NOYTE
[AY D OYNNA (єчсоутам мхрєч р
[BPPE] 2M n[A]CAN2O YN
11 І|мпрумохт [ ев]ох MNEK20
[AYO N6€]KHN[A] ETOYAAB Mriparra
Ende der Seite.
ноч
XVIII.
Die Fragmente 9907, 9921 9933, 9942 gehören zusammen;
sie passen aneinander und gehören zum Anfang eines Blattes.
Sie messen 18 ст Höhe, 11'1 cm Breite. Der obere Rand, 2 ст
hoch, ist noch erhalten.
Das Fragment 9907 ist 7:5 ст hoch, б ст breit.
50k 7 mmosvosyccooe V, пототссопом L, фи o:
99»cco)moe Lag, өй отоуесопое R. — пецемос L, Lag., В,
meonoq V, — avo Traoskaw VL. Tuaosbaug R, Lag. et
versio Memph. 8 етебыит L, mnuerrobbei(w] У cf. B,
миєтейбіну Lag., najowmo[q] B, ми ототиоч VL.
10 conT'q NOHT V, contra монтт L, сомтҷ монт В. —
ламоттє VR, пиозте І. — [aT] ornina Lag. VL, Syr.
Graec., Ow Vu R et versio Мешрь. — МПАСАМОСТМ R, ом
NSCAHNIOTN LV.
8*
116 I. Abhandlung: Wessely.
Das Fragment 9921 ist 92cm hoch, бст breit; es trägt
den oberen Rand.
Das Fragment 9983 ist 6:9 ст hoch, 5T ст breit.
Das Fragment 9942 ist 9:5 ст hoch, 6 cm breit.
A. Schrift und Fasern laufen parallel miteinander.
Anfang der Seite.
Psalm 52 koptisch
(2) [EIWINE NCA пумоутє
з [AYPIKE EBOA TH]POY AYP ATYAY 2 O[Y]
[con MN nETEIPE] NNOYMNTXPHC
[ TOC uc.)
4 [MH NCE]NAEIM]JE THPOY AH NGI
[NGTP2XD]B' ET[A]JNOMIA
[NETJOYWM м[пјлллос 2N OY2P[E N]
оек MNOYENIKAAEI NNN[OYTE]
5 [С@]мхрготе MMAY 2N OY?O[T€ M]
[П]МА ETE MN 20TE N2HT[4]
хе A пмоутіє хере NKEEC €B[OA N]
PPE4A[PECKE] NP[W]ME
[Ay ]xa)i[n6] хе A пмоутє COQ)4O Y
6 [мм neT(u]A]- [6во]^ 2N CIWN M
(пуєужаї MN[IC]PAHA
т [2м птре NXOEI[C] кто CNTAIXMA
ADCIA MNE[4A]JAOC
52k L, Lagarde, B nur bis У. 3. 3 OMM петегре І, MA
Jt. Lag. — _ моумитХ ристос L, Lag., миозмит христос ү.
= мотумитҳристос ми (мми Гар.) отом ща ораї сота
L, Гар, ММОУмМИТУ ристос °’ |хеГ..) У. 4 мим(отте У,
Annoste L. — mnoreneinaAer Lag., MItoserimaer V.
5 жере | инеес LV, жеер еинеес Lag. — мирецаресне L,
Lag., njppeyafpeene V. — ми 90Te VL, man фоте Lag.
— проме VL, mnpoae Lag. 6. 7 мптсрані У, Am
L, Lag. 7 птагу ма ость L, Lag., ema маРоса т,
Sshidisch-griechische Psalmenfragmente. 117
[A]NA[TJEAHA N[61 акав N4OY
NO4 NGI HIC[PAHA] »—
Psalm 53 griechisch ——
EIC TO TEAOC EIN YMNJOIC сум
есваж TW A[AYLA. єм) TW EA
(6бім прос лефмоүс ] км е
[NF пам TW CAOYA OYK IAJOY AAY
[IA кєкрүптм NAP HMIN]
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern. Oberer
Rand 2 ст.
Anfang der Seite.
Psalm 53 griechisch
(5) [AYTO]N AA AAMA]
6 [IAOY] ГАР O ӨС MOY во[нөє мой
[км О] KC ANTIAHMNT[WP THC YYXHC MOY]
т [ANOC]TPE YON TA KAK(A тос вхерою MOY]
[EN T]H AAHOEIA COY E[Z]OAO[OPEYCON]
AYTOYC ~- ~
8 [eko]yciwc вуса COI
[EZ]OMOAOTHCOMAI [T]W ONOMA[TI СОУ)
[K]E OTI ATAOON
9 [оті єјк плснс oarleoc єрусо ME
[KAI EN] тос вхерою M[O]Y EMAEN [0]
[офөллмос] MOY
53g (алеу Bir, оуу ou B!*39) 5 Зідфайух om. 13 21
55 99 102 111 146 162—175 182 183 187—190 193—197 199
208 217 226 227 263 (266) 269—271 274 275 277 278 282—
285 289—293. 6 ó 0=5$ mou Pomel pot V: 5 Oeds Bonder
uot vulg. 5. Ө. Bonds pou 21 175, Gerät pe 156 188. 1 àzé-
стоєусу У 172 ех corr.: дпострефе! vulg., #тострёфа 274, Arootpeim
150 168, Theodoret I, 956. 9 Episw УВІЄ?, ёрросо vulg.
220 ух V, cou (om. xe) B (214). — ітидєу У (140 185), ЄтеїЗєу vulg.
118 I. Abbandlung: Wessely.
Psalm 53 koptisch [——]
єпехаж' євол [2]N R[CMJOY N
TMNTPMN?[H]T N[AA]YCLA.
__ 9M NTPENALNPAIOC е NCE
NF ХООС N CAOY[A] хе EIC AAYEIA
2H П 2A2TH[N]
1 MATOYX.OEI nA[N]OY T6 2M TIEKPA[N]
AYO KPINE М/МОД 2N текбом
2 [N]ANOYTE CW[TM E]NAWAHA
X.ICMH ємаухх є) ров! xwi
з жел 2ENW[MMO т)ФОУМ €2[PAJi €
A ?6uX4D[XOp6 WINE NCA TAYYXH]
MI[OYKA
XIX.
Die Fragmente 9952, 9953, 9964; 9911 fr. gehören zu-
sammen und zwar bilden die drei ersten ein zusammenhängendes
Ganze von 15cm Höhe und 13cm Breite mit einem inneren
Rand von 2:5 ст Abfolge:
я
9953 9952.
9911 fr.
Das Fragment 9964 hat 55 ст Höhe, 9 ст Breite.
Das Fragment 9953 hat 9:9 ст Höhe, 8 ст Breite.
Das Fragment 9952 hat 92cm Höhe, бст Breite, es
má den inneren Rand.
53k епежои ebo пеухАмос na amer ом ттре
могратос er исежосе ncaosA же еҥ м. enn дати L;
A[ri]paroc VL, чекратос Lag., Griech, — матем. өң m
омготнім) V, хате): oao[rHn B, ^. они да eru
Lag., eis Tb Allee iv Орус соуёсеюс то А2002 vulg. Graec. è»
брус daApóc 216. 1 м[мо] V, Lag, M]Auceersr B. — Ma
төз ое V, матоуж от L, Lag. 2 пјәмотте VL, ммоттє
Lag. — ем(щаже У, Wujaoe Lag. — прое У, про!
L, Lag.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 119
Das Fragment 9911fr. hat 4cm Höhe, 43 cm Breite, mit
einem unteren Rand von 2 ст.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 54 (55) griechisch.
4 Ano PWNHC] €xo[PO]Y км ANO
өмҹҖєФс AM]APTOAOY
оті EZEKA]JINAN еп EME ANOM[IAN
км E]N оргн ENEKOTOYN M[OI
5 Н КАРАПА MOY ETAPAXOH єм €MOI
км ^]емлх OANATOY єме[пјє
CEN] EN EME
5 фовос км] TPOMO[C HAJOEN [EN E]ME
клі EKAAY|YEN ME CKOTO[C]
т км GINA TI]C AWCEI MOI птерүглс WC
EI NEJPICTEPAC км NETACOH
COMJAI км KATAHAYCOD
8 1AOY €]MAKPYNA фү[гллјєүфн км ну
^ICO]HN EN TH EPH[M]W AIAY[AAM]A
з NPOCEJAEXOMHN TON CO[ZONTA] ME
хп]о ОЛІГОФУХІАС кА KATAI
TI] AOC
nn nun.
54g V.6 B!***L.3 ош. — ZxXAwyzw V, будкофе vulg.
8 йлуа%ра om. 21 55 99 111—113 140 146 156 162—175 182
183 187 189—191 193—195 197 199 208 213 217 226 227
263 269—271 274—279 282—286 290—293. — тоу бєзу тім
sov: 13 27 39 65—67 69 80 81 99—102 106 111—113 140
—146 150 152 154 162—180 182—187 189—191 193—197
199—206 208 210—215 217 219 222 223 227 262 263 265—
271 273 274—286 290—293, Theodoret I, 962, Arm. Ed. Slav.
Vindob. — хо xararyldos vulg. xai And хатагуідос 13 27 etc. iidem
fere ut supra.
120
10
12
L Abhandlung: Wessely.
KATA]HONTICON КЄ | KATAAICAC
TAC TAWCCA[C AY TON
OT! ELAO]N ANOM[IAN KAI ANTIAOTIAN
єм) TH [пјо[ле
КА] AAIK[IA
км OYK] GZEA[IN{EN EK TON плхтеюм AY
THC TOKOC[ KAI AOAOC
Ende der Seite.
B. Schrift und Fasern parallel.
Psalm 54 griechisch
(15)
16
17
19
20
oTO
EN OMOJNOIA
EABETW] BANATOC [EIN AYT[oYc
KAI KATABJHTWCAN EIC AAOY ZIWNTEC
оті NO]NHPIAT EN TAIC NIAPOI[KIAIC
AYTO]N єм месо AYTWN
Gr AE прос TON ON EKEKPAZ[A
км о кс EICHKOYCEN МОУ
€C]RGPAC км прої км MGCH[MBPIAC
A[IH]HCOM[A]I
AJNATT[EA)® KAI [ EICJAKOYCE[TAI THC фо
NHC M[O]Y
хүтросєтл EN EIPHNH T[HN Уухны
MOY ANO TWN 6rTrIZONTON [MOI
OTI EN DOAAOIC HCAN CYN EMOI
EICAKOYCET[AI о] OC км TANE[INWCEI
[A]JYTOYC г о yn]APXON про там
[м] мм AIA F AAMA
54g 10 xa xazalizAs vulg. |хатадієме V. | 19 tónog:xóroç BS!,
217. 16 тоупріа: VBS (27 55), поутріа vulg. — xai àræyyehü
xal om. VBS!; BS initium stichi. 20 Srälaua om. 55 99 109 111—
113 146 162—175 182 185 187 189—191 193
197 199 208 213
217 226 227 270 271 274 275 277—279 282—286 289—293.
Sahidisch-grieehische Psalmenfragmente. 121
OY Г[АР ECTJIN AYTOIC ANTAAA[ATMA
K[AI OYK еф]овненсхн TON ON
21 EZETEINE THN] херл AYTO[Y єм "TO
ATIOALAONAI]
EBEBHAWCAN THN AJIAOHK[HN AYTOY
(22) [KAI AYTOI EICI BJOALA[EC
(23) empprfon em KN т)нм MEPIMN[AN СОУ
[км AYTOC ce A1AJope ei
Ende der Seite.
ХХ.
Die Fragmente 9911 fr. und 9945” gehören zu einem
Blatte.
Fragment 9911 fr. hat 4:2 cm Höhe, 5:3 cm Breite. Innerer
Rand 1:3 cm.
Fragment 9945" hat 2:5 cm Höhe, 4 ст Breite.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 54 koptisch
21 хлч[?]фм E2O[YN нсі NE42HT]
A мечаухх Є KNNE E2OYE оуме?]
[Ay]w NTO[OY EYO NOE N2ENCOTE]
22 N4NAKA N[AIKAIOC AN EKIM’ а)х]
ємє?[
°З NTOK[ AE пмоүтєе
V. 22. Es fehlt мех пепроотщ єпохоєї AT Wroq
Чиасацозщи.
54g 20 xai om ёфоб0таху : Se оби à. 13 21 65—67 80 81
339—102 106 111—114 140 142—146 152 154 162—180 183.
23 B!*35 S єтіріфом : ётіррирсу vulg.
54k У. 21 ete. іп L, Lagarde. — ad[o]om L, ато ay-
gom У. 22 (NETHACANOTWWR Lag.).
122 I. Abhandlung: Wessely.
Psalm 55 griechisch
[ONOTE екрхтн]слм AYT[ON о!
[һ^ллофүло! EIN reo : >>>—
2 GAG]JHCON ME K[6 OTI кхтепхтнсе МЄ]
ANO[C
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 55 griechisch
т [THN птермАм) MOY фүллзоү
[CI KAOAHCP YNEMJEINAN TH
[Түхн Moy ]
8 [үпєр TOY MHOENOC CWCEIC] AYTOYC
[EN ОРГН AAXOYC KATAXCIC]
9 [о OC THN ZWHN MOY GXHFT]CIAA COI
13 [EN EMOI О ӨС Al €YXAI] AC A[HOAXDCCOD мнесефс
[ coy]
14 [OTI EPPYCW® THN YY]XHN MOY EK[ OANATOY
[KAI TOYC NOAAC MOJY 65 OAICOH[MATOC
55g 272105 ре 5 Üsóg vulg. Zu ж(орі)є У. T роддом:
фодабьну 112 169 201 209 204 274 276. — ітбремам V 13 21
27 39 65--67 69 80 81 99—102 106 111—113 115 140 142—
146 150—152 154 156 162—166 168—175 177—180 182 183
185—187 188—191 193—197 201—206 208 210—217 219 22?
223 227 263 265 266 268--270 274—276 219—286 289—293
Theodoret I, 974. — së dung роо : vn» Quy» роо 13 21 27 ete.
iidem fere ut supra. 13 ccu om. B а! єфуаі : их iidem fere ut
supra. 14 ix Havarou той дебайуобс pou arb Barpiwy xai ete.
21 39 55 65—67 etc. iidem fere ut supra. — 25 2/00ротос : т:
$. 13 21 27 39 65—67 ete. iidem fere ut supra.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 123
ХХІ.
Die Fragmente 9920, 9911 fr., 9932, 9941, 9971», 9945"
gehören zu einem Blatte zusammen, dessen Höhe, unter Er-
wägung der fehlenden Zeilen berechnet, 28:5 ст betrug. Die
Breite war über 15 cm, soviel ist die größte erhaltene
Breiten-Dimension. Davon gehören 9920 + 9911 fr. enger
aneinander, sie bilden ein Stück von 11:5 cm Höhe, 15°5 Breite,
das den oberen Rand mit 2:2 cm Höhe und den inneren Rand mit
23 ст Breite trägt. Ebenso stoßen 9932 und 9941 zusammen,
sie haben 8 ст Höhe und 12cm Breite, innerer Rand 25 cm.
Fragment 9920, 11:5 ст Höhe, 10'7 cm Breite, es trägt
den oberen Rand.
Fragment 9911, 6 ст Höhe, Gem Breite, mit dem oberen
und inneren Rand.
Fragment 9932, 7 ст Höhe, 6:5 ст Breite.
Fragment 9941, 8 cm Höhe, 5:5 cm Breite, mit dem inneren
Rand.
Fragment 9971", 45cm Höhe, 3:5 ст Breite, mit dem
unteren Rand.
Fragment 9945*, Эст Höhe, 3cm Breite, mit dem unteren
Rand.
A. Schrift und Fasern parallel.
Anfang der Seite.
Psalm 55 koptisch pagina POT
(2) х)є млаує NETFOYBHEI эм оулхаун
N200Y зб
з NJFNAP2OTE AN ANOK’ EEINA?TE €
4 FINATAEIO NNAWAXE гм плмоуте
мпегооу тнрч
AEINA2TE ENNOYTE NFN[AJP2OTE
AN XE EPE CAPX NAP OY NAGI
K
55k in L, Lagarde, B (1. 9. 10). 2 нетїотіні L,
мет{отёнег У. 4 MRAMOTTe Lag. ом памоттє У. —
124
11
12
1. Abhandlung: Wessely.
хуватє NNAWAX.E MNE2OO[Y тнрч
E]PE NEYMEEYE THPOY ооо[п E2OYN
EPOEI єппєөооү
сенлбоале NCELWN
NTOOY cena2ape2 enx]s[c
KATA её NTAYZYNOMINE E[TAYY
[XH] €KeG[TAN]20O0 Y A AAAY
гпиоуттє (KNXTAYO] єгрмі NN2EONOC
[24 TEKOPFH]
[AEIXW NAK NNA2BHYE]
[AKKW NNAPMEIOOYE мпекмто EBOA]
[NOE ом 2M пєкернт) е
[NAXIXEEY NAKOTO]Y є[плә]оү м[пє)
гору є}|]члоа) е>рм EPOK
[CIC?HHT€ AJEIEIME хе NTOK пе
[HANOY]T6
-FNACMO]Y єплмоутє 2м NAWAXE
-FNACMO]Y 2M плаухх є ENANOYTE
AEREANIJZE єпноутє NFNAP2O
TE AN х)є EPE PWME NAP OY нм
NNOYTE epje NEPHT м2)нт вич
[TAAY]
Fnacmoy E]POK’ x[6 AKTOYXE TAYYXH]
[EBOA 2M IIMOY]
[AYO NAOYEPHTE ENECAAATE]
[ETPA PANA4] MNNO[YTE мпеч]
[MTO EBOX 2]M ПОУЄІМ питомі
&entaore У, àamaoTe Lag. — Мої L, иле! У. — эуцоте
Lag. AThwTe V. — epor L, Lag., epoer V. 6 семабоїме L,
сенабоєїє V. — NTATFITNONIME V, птатрупомете L.
т ммоеемос У, иоемоеемос Lag. 9 геме L, ajeıer
ме У.
12 Nach Tnacmo® ером ist ein neuer Stichos bei
Lagarde, der mit XE ARTAXE beginnt.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 125
Psalm 56 griechisch
[CIC то т]елос MH [AJAPBEI[PHC TO]
[AAY]EIA ес Cc[T]HAOFPA [IAN]
Ende der Seite.
B. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Pagina P]O.A. Anfang der Seite.
Psalm 56 griechisch.
EN TW ANOALAPACKEIN ANO Про
Hs COn[O]Y CAOY^ GIC TO CHHAAION
2 еленсом ME О ӨС €A€HCON МЄ
оті єтї COI пепоюем H Уухн MOY
км EN TH скі TON птеругон C[OY
ели
важ оү ]ихрехен н ANOMIA MOY orion
з KEKPAZO]MAI прос TON ON TON үң!
TON OJN TON EYEPTFETHCANTA ME
AlA]YAAMA
4 EZANJECTGIAEN €X OYPANOY км
EC]WCEN ме
слаж]ен ес [O]HCLA.OC TOYC KATANA
TOYNTA]C мє
7.9 am Ende undeutliche Sehriftspuren.
56 д dv zw ab» Arodıdparzsıy vulg. абтбу om. V 106 144 194
136. — zapéAUn : rapél 65 66 145 165 169 172 199 263 219
283—286 293. 9 у &àvcpía роо У 67 206 214 216, 1 дмоція
vg. 3 BdyaAua om. 18 55 (80) 99 102 111—113 140 146
156 162—175 179 182 183 185 187—191 193—197 199 208
213 217 227 263 269—271 214 211—219 282—286 289—293.
4 су ре У, 005 pz vulg.
126
5
I. Abhandlung: Wessely.
EZANECTJEIINEN о ес TO €xJeo[c] ALYTOY]
[KAI THN AAHOECIAN AYTOY]
[KAI EPPYCATO THN FYXHN MOY єк]
[MCCOY CKYMN@N]
[EKOIMHOHN TETAPATMENOC]
ую! A[N]OPXDrIOON. о! OLAONTEC AYTON]
ONAON км BEAH
км Н TADCCA AYTON MA[XAIPA ох@лх
үүоөнті em тоус OYPA[lNOYC о өс
км ENI ПАСАМ THN FHN[ H AOZA COY
MATIAAC HTOIMACAN[ TOIC NOCI MOY
клі KATEKAMYAN TH[N YYXHN MOY
wWPYZAN про просоп[оу MOY воөром
клі E[NENECA]N EIC A[YTON AIA AAMA
[ETOIMH H KAPAIA MOY]
[ETOIMH н KAPJAIA M[OY ACOMAI км Алло
гехегєрентіі [H] AOZA МОУ
[6хе]геренти [YJAXTHPIO[N км KIOAPA
[EZE]TEPOHCOMAI орөр[оү
Ende der Seite.
58g 5 Örhoy:čqrhx 13 55 ete. iidem fere ut supra.
ас У, vulg., тауда В (4?) S? 21 27 39 55 65—67 69 80 81 99
—102 106 111—114 140 142 143 144 146 150—152 154 156
163—175 177 179 180 182 185 187 189—191 193—197 193
—906 908 210—917 219 222 223 226 227 263 265 266 268
— 910 913—980 982—986 289—293 Greg. Nyss. I, 354, Theodoret
І, 980, Arm. Ed. Slav. Vindob. — dsopa: «at Aan om. 142, add. 5
тй 3521 pou 13 65 66 67 69 ete. iidem fere ut supra.
7 хх
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 137
XXII.
Fragment 9971 fr. Höhe 6:4 cm, Breite 3 em. Überall
abgerissen.
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 67 griechisch
із (о EJACI[A€ YC TON AYNAMEDN TOY
ATADn[HTO Y клі (ODPAIOTHTI TOY
OIKOY[ AI€A€COAI CKYAA
14 [€A]N KOIMH[OHTE ANA MECON TON KAHPWN
[п]тєрүгєс[ nepiCTepAC пєрїнргү
PODMEN[AI
КАЙ TA ME[TAPPENA AYTHC EN XAM
рРотнт[! XPYCIOY
15 [EIN TI мхстеллем
B. Die Schrift und die Fasern laufen parallel.
Psalm 67 griechisch
(21) км TOY КУ м AIEZOAOI TOY] OAN[ATOY
22 MAHN О ӨС CYNOAACEI KEPJAAAC [EXEPWN
хутоу
коруфнм трхос млтореуомемом EN
плнммелалх]с AYTWI[N
23 EINE КС EK BACAN ENICT]PEF@ [enicrpe
uw єм вүөос OJAAAC[CHC
м ONWC AN BAPH О поус COY CH AIM[ATI
-—— 0.0.
67g 13 тоб Ayannrod тоб Хүхтүтоб: semel tantum 66 67 69
80 81 99—102 106 111—115 140 142—146 150 151 154 156
162—164 166—174 177—180 182 183 186—191 198—197 199
—206 208 211 212 217 219 222 223 263—967 269—286 289
—293 Euseb. Dem. Evang. р. 100, Theodoret I, 1061 Vet. Lat. —
(xài брату vulg., тї Фржбтут! 13 21 etc.) 21 тоб Üavdtou
ош, 188,
128 1. Abbandlung: Wessely.
XXIII.
Die Fragmente 9922», 9923" und 9936 fr. gehören zu
sammen. 9922 und 9923 stoßen eng aneinander und ergeben
ein Stück von 12cm Höhe und 5’dcm Breite. Oberer Rand
lcm, innerer Rand Іст.
Das Fragment 9922" hat 6:5 ст Höhe, b'i em Breite, es
trägt den oberen und inneren Rand.
Das Fragment 9923" hat 6:Dem Höhe, 5'1 cm Breite.
Das Fragment 9936 fr. hat 6:5 ст Höhe, 3-2 ст Breite.
A. Schrift und Fasern parallel.
Anfang der Seite.
Psalm 67 griechisch
(30) COI ОІСОУСІМ [BACIACIC AMPA
31 ЄПІТІМНСОМ| тос OHPIOIC TOY KAAAMOY
н CYNATWT[H TON TAYPON EN TAIC
AAMAAG[CI TON AADN
TOY MH AN[OKAECICOHNAI TOYC AG
AOKIMA[CMENOYC : TW Аргүрю
AIACKOPNIC[ON вемн TA TOYC NOAG
MOYC O6A[ONTA
32 HZOYCI[ пресвеюс єз мгүптоү
мөютх профөлсе херх AYTHC TW өф
33 м влалам T[HC THC ACATE TW ӨФ
YaxaTEe TW КФ AIA AAMA
67g 31 тоб рл Anon.herdtvar vulg., тоб ѓухћесбӯух: 13 65—61
69 80 81 99—102 106 111—115 142 145 146 150 163—167
169—175 177 178 182 183 186 187 189—191 193—197 199--
206 208 210—217 219 222 223 226 227 263 264 267—271
213—219 281—286 289—291 293, Theodoret I, 1072, тоб Euxke:-
cÜZvz 21 142 143 162 179 180 185 266 280 292.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 129
34 VAxxT6 TW OM та» EN[IBEBHKOTI
em TON [O]YPANON( TOY OYPA
NOY K[AT]A ANAT[OAAC
ШАОУ A[lwceı EN T]H фом[н хутоу
(фаомни AYNAME]WC
35 [AOTE AOXAN T]0 OQ [em TOY ІС
[PAHA H] META[AONPE
[neia AYT]OY
B. Schrift senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 67 koptisch
(2) {он
3 мхроуеуфрлме NGI NJAIKAIOC
NCETEAHA мпем]то EBOA
MINOYTE ]
MAPOYOYPOT' ?N OYOY]NO4
4 XW ENNOYTE нтетнуүллле є
печрлм ]
CETE TEAH мпемтх]члле €2pAi
EXN MMAN?OTTI п)хобіс
n6 печрлм ]
CENAWTOPTP мпеч]м[т]о EBOA
5 пекот` NNOPPJANOC A[Y]W NEKPITHC
NNEXHPA ]
NINOYTE 2м NJEMA G[(TJOYAAE
Z. 2. Die Schriftreste könnten auch ]. dora gelesen werden.
Jedenfalls passen sie nicht zu dem Texte маротоє ehoA nreige
мої мрецриобе маорм поо MIINOTTE.
675 34 páhats zw Üs om. 13 55 ete, тб хор 65 145 150
178 182 193—195 197 284 Arm. Ed. Psal. Syr.
67k in TL (diese Verse 3—7 fehlen in B), 5 ете LV,
сейте T.
Sitzungsber. d. phíl.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh. 9
130 I. Abhandlung: Wessely.
6 пмоүте NATPE] мсм[от` ноут OY
(D? 2N OYHi]
NENTA4YEINE E]BOA N[NETTO MNEINE
N2OMNT 2)м OY MH[TXOXDp6€
т MN NETFNOYSC] ET[OYH2 2N NTAPOC
XXIV.
Die Fragmente 9916 а und b, 9948 fr., 9969, 9929 re
hören zusammen; und zwar grenzen eng aneinander 9910 a
und b, sie ergaben 10:4 ст Höhe, 6 ст Breite mit dem inneren
und unteren Rand. Ebenso 9948 fr. und 9969 mit 105 ст
Höhe und 5'5 ст Breite mit dem unteren Rand. Der untere
Rand betrug bei dem Blatte O'T cm, der innere 2 ст.
Das Fragment 9916* hat 4 cm Höhe, 47 cm Breite; es
trägt den inneren Rand.
Das Fragment 9916" hat 6:6 ст Höhe, 4:5 ст Breite; es
trägt den unteren und inneren Rand.
Das Fragment 9948 fr. hat 6 cm Höhe, 6 cm Breite.
Das Fragment 9969 hat 6:5 cm Höhe, 6 cm Breite; es
trügt den unteren Rand.
Das Fragment 9929 hat 7:8 ст Höhe, 6'2 ст Breite.
Die Anordnung der Fragmente ist folgende:
9929
9916* 9948
9916» 9969
A. Die Schrift läuft senkrecht gegen die Fasern.
Psalm 68 griechisch
(18) км MH ANOCTPEYHC то nPJocwno[n coy
мо TOY DALAOC COY)
OTI емвомм TA]XY GHAKOY[CON MOY
19 npocxec THIYYXH MOY км A[Y TPODCAL AYTHN
ENEKA T|DN €XopQN MOY[ руслі ME
67k 6 місмот ГУ, иесмот T.
68g 19 {угул usque ad 20 дукідісцбу pou stichus.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente, 131
20 СҮ ГАР FIINDCKEIC TON O[NELAICMON
MOY
км THN] AI[C]XYNHN MOY км THN ENTPO
MHN MOY
ENANTIJON COY N[A]NTEC | Ol өмвомтес ME
21 ONEIAICMON] про[селокнсем H Уухн MOY
км оух) YNHP[ZE
клі NAPAKAAOYN[TA км O]YX [G]YPON
22 км EJADKAN EIC [TO BPW]MA MOY XOAHN
км ем TH лун моу ENOTJICAN ме охос
23 гемн]ента н TP[ANEZA AY]TON ENW
MON AYTCON[ EIC NATIAJA "T
км CG ANTA[NOAOCIN КА]! EIC CKANAA
24 CKOJTICOHTWCA[N о! OBBAAMO]JI ху
там) TOY мн [BAENEIN]
км TON] NDTO[N AYTCON AJIA NAN
TOC сүгкА[мүом)
25 єкухєом єп A[YTOYC THN O]PFHN COY
KAI] О OYMOC тніс оргнс COJ]Y KATAAA
B]OI AYTOYC PEU
26 генн]ентф н [ENAYAIC AJY TON HPHMCD
Ende des Blattes.
B. Schrift und Fasern laufen parallel.
Psalm 68 griechisch
(28) [EN AIKAIOCYNH CO]Y
29 [ехллефјөнто[слм ЄК BIBAOY ZWNTWON
км META] макх[ком MH TPABHTW
CAN]
68g 22 i| тў {фт V, :=5 zn» З(фам vulg. — xal Edunav:
zai om. Chrysost. 8. 17, Cyrill. Alex. I, 2, р. 259. 23 Zar
тфу» om. 21 183 286. 25 хатала бо: : xava^dpv 274 289 290.
— 22105 : т 166.
де
132 I. Abhandlung: Wessely.
30 NTWXOC км] AATON EMI [ ETW KAI H
сот]нрл TOY просо[поү coy o ec
AN]TEAABETO MOY
з ммесф TJO ONOMA TOY өү M[OY MET WAHC
METAAYN]W AYTON єм AINE[CEI
км APECEI] TM өф упєр MOC[XON NEON
KEPATA екфв]ромтлх | км ONAAC
зз [IAETWCAN птохо км EYPPAN]
ORT[WCAN
EKZHTHCA[TE TON] ON KAI Z[HCECOE
68g 30 xai ў cwtnpla : xal om. 39 55 65—67 69 80 99—
102 106 111—115 140—143 (145) 146 150 152 154 156 162
164—175 177—180 182 183 185—187 190 191 193—197 199
—201 203—206 208 210—217 219 222 226 227 263—267
269—272 274—286 289—293 Theodoret I, 1084 Arm. Ed. Slav.
Vindob. Psalt. Syr. et Aethiop. — тоб просотоо cou : тоб тросцудою om.
13 27 66 69 80 81 99—102 106 111—115 140—142 145 146
150—152 156 162 164—175 177—180 182 183 185—187 189
—191 193 195—197 199 200 202—206 208 211—217 226 227
263—265 267—271 214—286 289—293 Psalt. Syr. Arm. Ed. Slav.
Vindob. — 5 De, àwcAdge:ó роо 18 65 67 69 81 99 100 106
111—115 140 (143) 144 146 150—152 156 162 164—171 173
—175 118—180 185—191 195 196 201 (202) 203 204 206
211—218 216 217 219 263—265 268—271 276 280—982 285
286 290 292 Theodoret. ó Osos Avsınadaorrö роо 66 80 101 102
141 142 145 172 177 182 183 189 193 197 199 200 205 208
214 215 222 223 226 227 267 270 274 275 277 278 (279)
(283) 284 289 291 293 Arm. Ed. Slav. Vindob. Psalt. Syr. et Copto-
Arab. Avreraßerd роо vulg. 31 pco om. BS! 27 99 180 206.
33 xai (йсєсбє v.: xal Goen роу 13 21 27 39 65—67 69
80 99 100 102 106 111 112 115 140 141 151 152 154 156
162 164—166 170—172 182 183 185 186 189—191 194--197
199 200 204—206 208 210 212—215 217 226 263—266 268
269 271 272 275 216 280—286 291 292 Clem. Alex. p. 84 Theo-
doret. Slav. Vindob. Psalt. Aethiop. (Psalt. Syr.) xai Chosta ў Wuyi
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 133
34 оті EICHK[OYCE] том NE[NHTWN о KC
км TOYC M[ENEAH]MENOYC AY[TOY оу
к EZOY[AENWCEIN
35 AINECATW[CAN AYTON Ol O]YPANOI KAI[ H TH
BAAACCA КАП NANTJA TA ерпомт[х
EN AYTOJıc
36 OTI O E[C CWCEI THN ском
км OIK[OA.OMHOHCON]TA[I м NOAEIC
THC ПОУАМАС
км KATO[IKHCOYCIN] EKEI км KA[HPO
NOMHCO[YCIN AYT]HN
зт км TO сперм[л TWN AO]YAON A[Y TOY KAGE]
зоусім AY[THN
Ende des Blattes.
K. 9864—9867 Pergament.
Diese vier losen, aufeinander folgenden Blätter einer
Handschrift des 7.—8. Jahrhunderts messen 31 cm Hóhe, 23 cm
Breite. Der Rand oben beträgt 2:1 ст, links З cm, unten 2:5 ст,
rechts 2-5 ст. Die wenigen Randnotizen enthalten Nachträge
ausgelassener Worte des Textes. Die Rastrierung ist unkenntlich.
ûy 55 81 101 113 114 143—155 150 163 167—169 (173)
174 175 177—180 187 193 201--203 211 216 219 222 223
227 267 270 278 274 276 218 279 289 290 293 x. (істо: ў 9.
û. 188 х. Сфосути а! d. û, Arm. Ed. 34 ойи ESoudlevwsev]: cix
Мсодєносє: 27 263 273. — èv айт: & айті 13 97 55 65—61
69 80 81 99—102 106 111—113 140 141 145 146 151 152
154 162—180 182 183 185—191 198—197 199—206 211—217
226 227 263 (264) 265—972 276—286 290—293 Theodoret
I, 1087 Psalt. Aethiop. 37 тбу 800А®у 2[0т05 : тфу Zou sov
13 39 65 66 69 80 81 100—102 106 111—114 140—146 151
152 164 162—174 177—180 183 186 187 189 (190) 191 193
195—197 199 206 208 210—212 216 217 219 222 223 227
263 264 266—969 271—286 290 292 293 Theodoret I, 1087.
134 Г. Abhandlung: Wessely.
Die Handschrift ist nachlässig geschrieben; ich habe daher
Varianten, die sich auf die Setzung des zur Andeutung des
sogenannten Hilfsvokals dienenden Strichs beziehen, unbeachtet
gelassen. Die Handschrift ist nicht stichisch geschrieben, oft
werden Zeilen ohne ersichtlichen Grund eingerückt. Viele
Fehler verursachten auch die Punkte, die sogar mitten in die
Wörter gesetzt wurden. Die Anfangsbuchstaben der Psalmen
sind groß und springen in den Rand vor; sie sind ebenso wie
viele Interpunktionen und Unterstreichungen mit roter Farbe
ausgezogen. Alle Seiten sind paginiert und zwar liegen die
Seiten exa 121 bis en 128 vor. Seite 121 und 128 sind be-
sonders schlecht erhalten und abgerieben; es muß diese Lage
der Handschrift von Seite 121—128 schon lange ausgerissen
gewesen sein. Auch ist für diese Seiten eine ältere Abschrift
von Professor Krall vorhanden, die zwar nicht vollstündig ist,
aber bemerkenswerte Entzifferungen enthält, die unter dem
Text zitiert werden.
I. 1. Fleischseite.
Pagina PKA
Psalm 104 B
21 A[d4K]AOICTA ммоч NXOEIC EXM HE4'HI (m. 2)... (.) AYO M
(22) |хурм EXM NETNTA4 тнрч <? EFCBW NNE4APXWT
(23) мтєч2є - AYW [€T]CAEC мечглхо. * A ПІНА BWK CEA
EKHME · А [ЈАКОБ боле ENKA? NXAM: —
24 AYAYZANE MNI[EJ4AAOC . MMATE Ak сом мАч 620Y · €
(25) NEAXINXEYE. 35 лчктє пєчгнт EMECTE печллос
(26) AYW EEPKP[O4] ом NE42M2AX. 28 лчхєү MODYCHC
104, 21 neg Hi (m.2) ....(.) nach neg folgt eine Gruppe
von Buchstaben, die Professor Krall Амос las; dieses wurde in einer
unkenntlichen Weise korrigiert. — 24 egor nie Krall.
104, 21 nequi m. 2 meqAaoc m. 1: V, nequi L.
22 марҳом AnernTraq І, nap[oc]on esu memwTA V.
23 тати aqooràe L, a Панно Gore V. 24 ємате І,
ммате V. — epore meqoeixeeyv L, egor. є negam-
хеєте У. 25 epRpoy L, eepnp[oq] ү. 26 NENTAY
соти Г, nemTja«p[co]r[nq В, netarageong V.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 135
т) n642M2AA . MN [AJAPCDN MIENATAACONA. ? Aq
ко мгәнтоү [NN]JYAXE ммечмлем - AYO меч
8) апнре · 21м nKA?2]NXAM. 23 AqXOOY NOYKAKE A4
9) гочсоу AYO AYJ NOYSC NNEAWJAXE. » хчкто
NNEIMO[OY €YCNO4 °] AYW A4MOOY" T NNEYTBT
о ATn€yYKA?[ TAYO EPAI N]2NKPOYP 2N мемллмюн
1) NNEY[PPIWOY. з: лахооү лче NGI плчмоуғоор
2| хүр NEA2WM 2м NEYTOU) THPOY. °? лако NNEY
200¥ NAA EMNE · чкфгт €4MOYy? 2M NEY
3) КА. 33 АЧПАТАССЄ NNEYBW HEAOOAG (:) MN NEY
) BO NKNTE () * лчоуфач маун'м" мім(.) ет 2N’ NEY
тоа). A4X:0OC лче NGI пва)хє (-) AYW печ
у роүхос емытч HNE. 3 AdOYOM NEXOPTOC TH
4)P4 MNEYKA2. 35 TAHAPXH NNEY2ICE THPOY () 3 Aq
EINTOY €BOA 2M DAT мм IINOYB · үш
i) ENE ммпетбоов - 2N меуфулн. 28 л кнмє EYPPA
NE гм NEYE! EBOA : XE A TEY2OTE CU ерл є)хооү
) хчпера) OYKAOOAE [CB0]A - A4[P 2AIBGC] EPOOY
104, 29 ачито: Krall Auf — AYMOOFT имезтёт:
aqueos- ниєттбо? Krall.
104, 28 аҷооёсот Г, аҷооцсот У. 29 NMETMOOT
L, мме)умост B, mnequooy V. — AYMOOTT V, ачмот-
ev L. 30 n]on кротр V, моем кротр 1. — фм HTA-
міом І, ‚фм neno.a ron у. 31 гч соот У, &dqoeooc Г.
— maqnosyoop L, п)єц мо[тфор) В, пачиотоор V. —
ne9AWwM L, пеАоом у. 32 NMET9OOT У, en L.
— МАМ nne L, мал ‘емле У. 34 мметтощ Г, ет 9и
неттощ V. — _пеҷротҲ ос У, nehposxoc L. — емитч
Hme V, ere мита ипе L. 35 ачотюм миехортое L,
%ҷотом пехортое ү. 36 in V fehlt der Anfang, ayna-
тассе DDT MMICE HIM AnesRago (L). 37 àqnTo? L,
AGEINTOT V. — ато» еме мипетбооё B, еме м. L.
39 ep gashec L, ep[pa(e)skec] B, aale gashee] V. — ероот
мпооот V, ерост L.
(39)
(40)
(41)
49
(43)
(44)
(45)
(2)
136 I. Abhandlung: Wessely.
мпгооу . мм оука»т E4IEPOYOEIN €p[OO]Y NT[EY)
ан THPC (-) 4% AYAITI N2NA4 ACEI NAY NGI [OY2HM
пнре. AdTCIOOY мпоек NTNE. 1 лчпо[2 NOY]
NETPA A 2NMOOY аоуо EBOA. (—)
A 2NEIEPWOLY] саж 2N 2NM[A] NMNMOOY N[2HTOY]
хе хчерпме[еуе] мпєчаухх | Є) ETOYAAB NTAN
CMNT4 MN A4PA2AM TIEA2[EM2A]A З AYEN печ
AAOC €BOA 2N OYTEAHA - [A]Y п мечса» т!
гм OYOYNO4. “ aqt NAY NNEXWPA NNEN2E
емос . AYKAHPONOMI NN2ICE NNENAAOC
X€KAC EEYELAPE2 ENEYAIKAIO[MJA - лу NCE
WINE NCA печномос (——)
ШЕ І. 2. Haarseite.
Pagina PKB
Psalm 105 |
РЄ AAAHAOYIA
о үм? EBOA ENXOEIC хє OY XPHCTOC пе AYO печ
NA WOON UJA €N€2. ? мм NETNAXW NNGOM
MNXOEIC - етмтреусфтм ємечсмоү TH
104, 41 Шото : WoTe Krall. — имимост: EMHMOOT
Krall. — 43 Saul: гче Krall. — neen : мечсоутії
Krall. — 45 enegaskaıo[lMm]a entziffert von Krall.
105, 1 Großes Anfangs-O.
104, 39 еротоєги L, ецеротоеги У, e]po[#loe[ın] В.
— NTETIUH тире V, итеущи L. | 40 ATAITEI L, ата
V. — моємач L, om. В, момаҷ У. 41 gem MOOT L, on
MOOT V. — фм омм[а] У, ом емма L. 42 ацериме-
[eve] V, ачрмеєте L. 43 aym L, nebeon'Tr У, мечсаути L.
44 миреемос І, имемдеемос У. — аунАнромомі У, AT-
иАнромомег L. — имАзос І, имемлаос У. 45 емеч-
Asmrarolm]a V, AMA L. — ATO исештме У, мсещиме L.
105 in LB. 1 Мт жое с L, епос oerc У. — CL pn
стос V. _ 2 ибом У, иибом L. — wqrpescoTM L, ETM-
третсотм У.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 137
POY ? нмхто\/ NNET2APE2 EN2AN - ETEIPE NTAI
KAIOCYNH NOYOEIG) мм:
хріп'м'мєєує пхобіс гм поуфа) MNEKAAOC.
MF6M NENGJINE 2M пекоухм. ° ETPENNAY · ет
MNTXPHCTOC NNEKCON[T NTJENNEYPPANE
2M поумоч ENEK2EONOC в[тремхитмю 2N тек
KAHPONOMIA ° XE ANPNOBE [MN NE]NEIOTE . ANA
чфме. ANXINGONC. 7 AYW [NENEIOT]JE MNOYEIME
емекапнре · 2N KEME (.) [хү{мо]үвс єумну
E2PAI 2м TEAYOPA NOAAACCA, ° Ay[w] ачтоуховру
ETBE NIEYPAN вом? EBOA мтечбом. ° АЧЄП!
TIMA - NTEAYOPA NOAAACCA - ACWOOYE АЧ
XIMOGIT . 2HTOY NN - NOYN моє ноухме.
хчтоухоо\у ENETMOCTE MMOOY . A4COTOY EBOA
aN тех мпхлхе.
A nMOOY 2WBC EXN нетемве MMOOY . MNE OYA
а)фхп ментоу. ? хупістєує 2M пєчаухх є
хусмоу 2M печсмоу. !? AYGENH єрпажа) -
ENEY2BHYE - MNOY2YTIOMINEI 2M пєчауох ме :
AYENIBOYMEI 2м OYENEIOYMIA 21 пхме
105, 3 epan Г, engan У. — ApIUA Meere V, api-
пеммеєте L. — 9м потому VLB, м,по[тощ) В. 5 en
TAM TOC именсоти І, етмитхристос мменсоп(т V. —
мтиетфране L, мтјенметфраме V. — emenoeenmoc У,
Amengeernoc LB. — e[vpen]osrraq0 У, erpenoc rTAero L. —
ми TERRÄHPOoNOoMIA Г, ом T. V, [on in B recte supplevit
Rablfs. — Anane У, &nanoaer L. T ATW om. V. —
Reme V, киме L. — У omisit мпотрпмеете мпащаї
Mrierna (LB) ante љу{мотбе. 7. 9. 22 те\тера У, те-
prepa Г. — меаМаєса У, eMAacca Г. 9 ом HHOTH
L, ми моти У. 10 аЧтоухосу ETSIN. иметмосте L,
STOT ооу емезмосте MMOOT У. 12 ом nequjaxe У,
on nequjao e L. 13 wnovo?vnouner У, MIOTOTNO-
MEME L. 14 OTEO TMIA У, OTENCIOTMIA L.
14
(15)
(16)
(17)
18
(19)
(20)
(21)
(22)
(23)
(23)
(24)
138 1. Abhandlung: Wessely.
AYNI[P]AZE MINOYTE 2N OYMA EMNMOOY
N2HT[4] 5 ayw aqt NAY мпетеуоулха . лч
хооу [моүјсе NNEY[Y]YXH. 1 ху|ноубс ємоүс
зм TNAPYMBOAH - MN APWON NNETOYAAB
(мпухобіс. 1" A MKA? OYWN EPWN - A4WMK
[м^х]ехм - A42DBC NTCYNATWTH NABIPWN
ів AYKW2T моу? 2N TEYCYNATWTH
A O[y]q)A? PWw2K NNPE4PNOBE 19 AdTAMIO
NOYMACE 2м X[W]PHB - луоуфат NNEY
MOYNT H[6l]X. - 29 хуцувє MNEYEOOY зм
OYEINE MMACE ма)лчоүєм хортос хурпажа)
GHNOYT€ NTAdNOY?M MMOOY. ?' TIENTAA
EIPE NNEIMNTNOG 2N KHME.
нею)пнре [2]M пкл? NXAM. ?? 2N 20TE EXN
TEAYOPA NOAAACCA. 2° АЧХООС €4OTOY EBOA
П. 1. Haarseite.
Pagina
Psalm 105
NCABHA MWYCHC печсфпт NTAYA2EPATA
2м NOYWU) мпечмто EBOA - EKTOOY євох 2H -
торгн €TM4OTOY 6вол. * AYC6Q)4 пк» -
ETNANOYA MNOYTICTEYE ємечаухх
e
7
^
105, 14 asııı[p]aze V, атпеграте L. 16 EMOTCHC
V, ммотенс LB. — тпаремасАн І, тпартмёоЛи V. —
хром У, aapon Г. — mnerovaab У, nerovaah L.
17 OTON ацоми LB, отом ером aqoAamn У. 18 TET-
агар L, мтехмасоси мабтром V. — pone L,
рофи V. — мріречриове) В, пмреҷрмобе УГ. 20 nwa-
цотєм Y, eujaqosyA L. — мпмотуте Г, ennosre V. —
етистом L, HTAGNOTOM У; 21 имемитиоб У, мин
митної L. — миупире L, мепупнре У. 23 ємотєне L,
MOTCHE V. — пецеоти L, meqeonr V. — мтачадератчу
V, еитачаоератч L. — novouj У, потоцуҷ L. — ERTOOT
V, ERTO L. — ом торси V, итецорси L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmenje. 139
AYKPMPM 2N NEYMANA)WNE
мпоүсотм ENE2POOY мпхобіс. * хчч м:
тє461х, EPAI €XDOY - EPA2TOY ?рм ом TEPH
мос. 27 EPE2T NEYCNEPMA 2м N260HOC . EXOO
€POY €BOA 2N NXWPA. ## AY'd)MQ)6 NBEA
фнгор - AYOYEM - OYCIA NPE4MOOYT. ? Ay]
NOYGC мАч · 2м NEY2BHYE - A п2є - лам N2HTO Y.
0 AqA26PAT4 NGI PYNNAIOC · лчсопс є ·
XXOOY. A поуфа)ч 60. * AYOnC єроч · EYAIKAI
OCYNH - єсухам MN оүхом YA ENE2. 9? ayt
HOYGC МАЧ AXM HMOOY NTANAIAOTIA :
AYOMKE MOYCHC · €TEHHTOY.. 9 хє лү-|мчоүсбс .
спечпих . лам €TOOTOY 2N мечспотоү
ч мпоувет N2EONOC EBOA NTA NX.OEIC
XOOY NAY. 3° AYTW2 MN N2€0NOC . хухісва»
ENEY2BHYE. 3 AYP2M2AX ENEYMOYN г нех .
хуауриє NAY NCKANAAAON. м AYG)OXDT
NNEYU)HPE мм NEYU)GEPE . ENNETWOYEIT
хупа»т EBOA NOYCNO4 NATNOBE. песноч
NNEYÜ)HPE MN NEYUJEEPE NNAAIMW
NION - AYG)OXDT NNEYMOYNT NGUX. NXA
NAAN AYME? MKA? NCNO4. 3° AYO AYCOXDA
2м неузвнуе · хупорнеус [2]N NEYMGEY[E]
105, 27 єхосерот V, ехоорот 1. — wW'Xopa У,
neocopa LB. 28 пВе\фигөр ү, мее ресор L. —
ATOTM L, ATOTEM V. — прецмоотт V, мррецмоотт L.
29 ope! монтот L, монтот V. — Ффтнмаїос У, гремеєс
L. — ER WOT У, EXOT ATM L. 31 ми отом V,
nos oa L. 33 мпецина V, епецима L. 34 мпотуйвет
V, Mnoster L. 35 атбісби» У, asmıcıchvo L.
36 имезмотис V, емеумотис Г. — merRanaadon L,
eswcranaakon V. 37 пмпетщотетт L, еппетщотент У.
38 mecnoq V, петусноч L. — мижмармоміом У, пила
моон L. — мммотис У, ниєтумотиє L.
140 » 1. Abhandlung: Wessely.
(40) мент 0 A NXOEIC SWNT ENE4AAOC ·
(41) X4BET теч(кјлнромоміл. * AYTAAY ETOOTOY - |
[NNEYXAX]E - ANETMOCTE MMOOY PX.OEIC
(42) EPO[OY є A неу]хежевуе өмвє MMOOY ayos
(43) 2X м[є]үбіх. 4 AYNA2MOY мәл? МСОП NTOOY
[A6] Aytnoysc nasg - 2M neEygoxne · лү. |
(44) OBB[IO] ом NEYANOMIA. ** AdNAY EPOOY 2M NTPEY |
(45) OXIBC. * 2M птречсотм ENEYCONC - AYPIMEEYE
NTC4AJAOHKH - АЧОЈН?ТНЧ КАТА ПА
(46) UJAL МПЄЧМА (:) 4 AYTAAYE эм ммта)мотня мпєм
TO 6вох NOYON NIM -
II. 2. Fleischseite.
Pagina — PKA. —
(41) NTAYAIXMATIZE MMOOY. “ MATOYXON HX O€IC
NENNOYTE - NFCOY2 N E2OYN 2N NNXINXEEYE
ETPENOYWN? EBOA ENEKPAN ETOYAAB ETPEN
(48) Q)OYGQ)OY MMON эм TIEKCMOY. 55 4CMAMAAT м6.
NX.OEIC NNETOYAAB пмоутє MIHA - XIN NE
NE? UJA ENE? GC - ечвеафпте ——
Psalm 106 pz AAAHAOYIA
1 о YWN2 €BOA ENX.OEIC хе оухрнстос пе хе Oyq)A CH
(3) NE MEANA. ? MAPE NENTA NXOEIC COTOY же пм.
105, 42 иез]жержеете V, меужихеет L. 45 Aq
шиотич у, ачротич L. 46 gen митщамотич L, on
митщиотич У. — HTATAIXKMATITE У, ENTATAIK MANO-
туе. 47 месото м У, necoom ом Г. — nnmımee® L,
nio] nio eee У. — Anenpan L, епекрам У. 48 мб
nxoeic V, nxoeic Г. — жї meneo V, жимемео L. —
ща У, ато» wa Г. — ечещоупе еҷещопе У, ay eye-
жоос HSI mAaoc тиру xe еҷещопе eqeujome L.
106 liegt vor іп L und in der Pistis Sophia. Großes Anfangs-O.
1 епжоес V, Мпогоєтс Р. 5. L. — OFKPHCTOC У, отож ре
L. 2 мемтацсотот У, пе AycoToT P. 5. ме мтачсотоу
L. — enxaxe У, miesocaoxe Р. 5. нижаже L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 141
NE NTAICOTOY EBOA2N тех ЄПХАХЄ 3 АЧ
сФү?оү E2OYN- 2N NEYX[W]PA - EBOA 2м пінвт
MN NEMNT AYO пмат AYO BAAACCA -
* AYTIAANA 21 пхме. 2м OYMA GMN MOOY `
N2HT4 - мпоубн TERAH NTNOAIC ENEYMAN
ауаапє. 5 EY2KOEIT - вуове. —
A TEYYYXH MXN N2HTOY - ° лужюклк
E2PAI ENX.OEIC 2M птреузаа). лчсотм EPOOY
A4YNA2MOY - EBOA 2N NEYANATTH ° AYXIMOEIT 2H
TOY 2N OY2IH €CCOYTON ETPEYBWK GPA
етпомс . вепвумлма)фпе. ° MAPOY
о OH? EBOA ENXOEIC NNEANA · AYO мєечаупнрє
NNGO)HPE NNPOMG ° хе латоүхо NOYYYXH
ECHOYEIT - оүүүхн EC2KOEIT - A4MA2C
NATAOON 1° N€T2MOOC 2M ПКАКЄ MN OAIEC
мпмоу - ETMHP 2м OYMNT2HKE MN п iGON'T
пемпє п [x]e Ay Tuoycoc єпаух)сє мпно`ү'тє ayt-
106, 3 ачеотдот V, adqcoosoo Р. S. L. — мет ора
V, мехора L. — пінйт У, тет Р. S. neeib Г. — nm-
фут V, мемогт Р. 5. Г. — ато eaXacca У, ми еаМаєсса
P, S. І. — емеуманщотпе V, мпеуманщомте L. 5 er:
оноєг У, єтднаєгт Р. S. L. 6 ациаомот choù ом
HEFAHATRH ^ ATXIWRAR Р. S. ATXIWRAR VL, — ом
птретовщ aqcoTA ероот ациаомот eho on nev-
&MACCH VL (mit метамаскн): AYCOTM EPOOT (aqitagaov
e&oX ом мехамаски früher) ом птретосу Р. S.
1 agayxs моет Р. S. acqpoeruoerr VL. — erpin Р. 8. L, on
озон V. — ептопос P.S. ernoAie У. — мпеуманщоме Р. 5.
enxevAangone У, мимлищеолпе Г. 8 Großes Anfangs-O En-
жое:с У, AS cere P. S. L. — ммечиа VL, negna Р. 8. — on
ищире Р. 5. мищире У. 9 ачтоэжо У, ayreıo Р. 8. L. —
мозаутосн econaiT отти єсонаїт ачмадс Maracon
P. S. nom yo н есщотєгт отут econoerr AQqMAQC MA-
Taso VL (mit ecgraeıT). 10. 14 eaıhc V, емес P. S.,
eaerbec L. — етмир У, метмир P.S. 11 aqtiorsc E S.,
(11)
12
(13)
(14)
15
(16)
(17)
(18)
(19)
(20)
142 I. Abhandlung: Wossely.
| ([мпфожмще || мупєт" || LOCE (auf dem І. Rand von 12. 13
із [A n]ey?H[T ) өввю . 2N 2N-21C€ ` AYPEWB AYO
EN MEN NETBOHOIA EPOOY () 13 AYXIQ)KAK
CEA ENX.OEIC 2M NTPEY2W[A] - A4NA2MOY
EBOA 2N NEYANATTH · !# AYEN[TOY EBOA] 2м
ПКАКЄ MN OAIBC MNMOY АҮ АЧС]ОАП
NNEYMPPE. —
MAPOYOYWN? EBOA ENX.OEIC NNCQ4NA |х)уФ
мєчаўупнрв NNO)HPC NNPWME. '5 х[є AMOY
WUJA єгмпухн N2OMNT () лчгорч
MMOYXAOC MNENINE () 17 хчаопоу єроч 2N
TEAH NTGYANOMIA () NTAYOBBIO ГАР ETBE-
| III. I. Fleischseite. 2d
Pagina "m
Psalm 106 я
TEYANOMIA. #8 A пеугнт веб GINOYWM мм
лүм E2OYN · єммпулн. мпмоу () "° лухю
KAK €2pA[T] ENX.OEIC - 2M NTPEY2WU) лч
NA2MOY €BOA эм NEYANATTH (.) 29 хчхооу HIT
AXE AYTAACOOY ۰ AdTOYX.OOY 6вох 2N NEYACE
astnorse V. — мищасее Р. S. І, emug[a]xe У. — ar
Xoowr V, astswnt Р. S. L, darauf folgt мищоое ме миє
тосе Р. S, мищожме Amerxoce Г, от. У. _ 12 Ом дм
өзсе Р. 8., ди genorce І, ом метдтсе У, -AVO ми nerbonel
ерост P.S., ато ем мем петбонета epooT V, ато ме
ми петћонее ерооу І. — метамасси У, метамаєкі
P.S. L. 14 ацемтоу V, ацитот Г. — eaibec І, еаійс V
15 Großes Anfangs-M moere P. S. L, епох oeie V. — on negna
P. S, ммециа V. — м nnwHpe Wppoe P. S., мишире
чироме V. 16 ngennsAn Р. 5.1, еомизАи V. — aggopg),
ацосурі P. 8., агудоурії L. — ngenmoxAoc мпените LP.5.
ммоуХ ос мпении У. 17 мехамомта P. 5. L, Tevane
Mia V. — бет P. S. L, веб V. — emnsAn P. S., ennt
V, EMMAN L. 19 METAHAUHKH Р. S. L, nevanaccen V.
Sabidisch-griechische Psalmenfragmente. 143
1 MAPOYOY(ODN? €BOA ENXOEIC ENEANA · AYW меч.
3
AM
——
WNIHPE NNWHPE - NNPXDM€. 29 MAPOYU)W
(DT NOYOYCIA - NCMOY - NCEXW NNE42BHYE
?M OYTEAHA. * мел NETBHK ENIECHT €OAAACCA
2N NEYEXHY ETP2WE 2N ?N -MOOY ENAU)WOY ·
ч NTOOY ме NTAYNAY ENE2BHYE MNIX.OEIC - лү
нечапнре 2M пмоум. 2 A4XOOC AYTINA мол
THY YWNE - AYW AYXICE - NGI NEC2OEIM .
% цпухувак EPAI WA мпнуе. NCEEI ENECHT (.)
QA NNOYN () A TEYYYXH BWA 6евол 2N 2N
NEBOOY (.) зт AYWTOPTP · AYKIM NOE MNETTA2E :
A теусофх THPC MXN N2HTOY. ?9 лух)
KAK EPAI ENIX.OEIC · 2M NTPEY2WU) AYNA?
МОУ : EBOA эм NEYANATTH (.) 29 АЧПАТАССЄ.
NOATHY - ACWWNE NGI OY 2H NTHY. (—)
A N6C20€IM KA PWOY (-) ?" хувуфрлме хе AYKA
PWOY () A4XIMOEIT 2HTOY - 2N NEMA - MMOONE :
€T€2NAY —
MAPOY(ON? EBOA ENX.OEIC ENEANA - AYO мечаупнрє
| нмаунрє - NINPCDME (-) ? MAPOYXACTA- 2N TEKKAHCIA :
MHAAOC NCECMOY EPO4 2N NEKABEAPA
NNNPECBYTEPOC. 23 хчка) N2NNEIE[PIWOY
—
a
28 А(м)мафмот Krall.
106. Mit V. 21 hört P. S. auf. 21 Großes Anfangs-M
Мпжоее P. S. L, епжоес V. — фи nequa P. S., enegna У,
negra L — нщире прроме P. 8., пищнре мироме У.
23 деммоот L, фи MOOT V. 26 ом певоот V, мпееоот L.
28 wem rta CCH. V, иетайгасин Г. 30 фи мема ү, ом
MMA L. 31 Großes Anfangs-M марототомо L, маротомо
V.— мижое Г, emo oerc V. — емециа У, nnequa L.
32 менаеємра V, инеем pa Г. — инепресйёттерос L,
ипресв утерос у. 33 момиегроют У, мсемеероот
mare L. — моее L, ом oen У.
144 1. Abbandlung: Wessely.
(34) 2м OOH MMOOY EYEIBE. * лар OYKA2 мрєч[{к]хр || o
пос MM6A2. ETBE TKAKIA - NNETOYR2 || (55) OYKX?
(35) 2р[10 іи.) 29 хчка [NOY]XAIE N2NAIMNH || MMOOY A
(36) сгмоен(....*.... JAaGT2KOGIT · OYW2 N2HT[4]
[A4CMN]T4 MHOAIC MMANOY(O? (—)
37 AYX[O] момсфаує - AYTWEE - N2MMA N6AO[OAC€]
38 AYTAY €KAPHOC EBOA ETHNHMA. 3 A4CMOY EPOOY
^уха)м EMATE LI AYW мпечтсвк. NEY'TB
39 мооує() 3? AYCAAATE - AYEMKA2 EBOA 2M плох?
NNMNEBOOY - AYO пасе - MN TINOGNES ·
(35) AYO OYKA2 EMNMOOY мгн[тч €26NOO€
Иза ik 2H. «ss ]MMOY
feriore
“= III. 2. Haarseite.
Pagina PKs
Psalm 106°
40 “® Апо2т NOYCWU) EXEN NEYAPXDN . хчп
(41) AANA MMOOY 2N OYX.AIE · эм OY2IH AN. “1 AdEOH
OIA епечины эм течммтгнке · АЧКА
(42) MHATPIA моє N2NNECOOY. Є NETCOYTWDN- NA
NAY NCEEYPPANE . NTE ANOMIA мм TWM EPWC .
84. 35 Am г. Rande rechts von || die dreizeilige Marginalnote.
106, 34 MMAO L, ммело V. — мметотно op[ У,
миєтотно ORT L. 35 еоемл:мин ммост І, момАг
мин. Darauf folgt іп L ато отнаф емимосту монт eoe
noee ммоот(36)ачтре метонаєтт dieser Stichos ist in V auf dem
Rande; als Variante von MMOOT steht ом...) — метоваегт L,
метокоегт V. 37 Großes Anfangs-A момма мело[оде V, nge-
nma neAooAe Г. — екарпос есимима V, екарпос псе-
инма Г. 38 mnegtehr У, мпатебио І. — nesthnooseV,
mnesThwooseL. 39 ATMRA9L, ATEMRAQ У. — MIO 8
L, омићо ә V. — нимпевосу V, ммпеесот L.
40 мотусо»ці ` у, мотсоша L. — exen V, ежи L. — Her
ар өн У, марҳом L. 41 епебтни І, eneqàina У. —
моемесодту Г, моммесооту V. 49 epoc V, poc L.
3
1
E
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 145
43 мм T€ псофос E4NA2APE2 ем! NCEEIME -
NNA МПХОЄІС —.—..—. —
Psalm 107
PZ AWTH MNEYAAMOC NAAYEIA : —
NNOYTE плент CBTOT NA2HT CBTWT FNA
XD TAYAAX€) ENEKEOOY 3 TWOY EPAI NAEOOY -
TOOYN nEYAATHPION - MN TKIOAPA -
TNATDOYN мпмху моорп TAOYON? NAK
EBOA 2N NEIAAOC NIX.OEIC - тхУллле! EPOK
гм N260NOC * хе OYNOG пе TIEKNA EXN
мпнує AYO TEKMH ПН? UJA NEKKAOOAE
XICE MMOK пмоуте GPA EXN мпнуе AYO NEK
EOOY - EPAI EXM NKA? THPd в XEKAC EPE чек
MEPIT - NOY2M (-) мхтоухм ом TEKOYNAM
AYO мгсаутм 6pOl. т л пмоутє WAXE 2M печ
epne - хє Fnaxıce TANEU) CIKIMA TAEN
MA NNECMANAJWNE ê пах NE- KAAAAA ·
пал пе MANACCH - веуфрлем ne npeaa)yon
ероч мплоухм. IOYAA NE NAPPO ° MWAB
NE плнвнс NTA2EANIC млм мпатооує
EXN ALAOYMEIA NTE млллофулос 2YNO
106, 43 me псофос І, те псофос V. — мчоарео L,
ефиадарео У, ATO vor исеетме eingefügt in V, fehlt in L.
107 іп L und von У. 6 an in К. 1 ом TIEREOOT L, ene-
REOOT ys тоот едраї паеоот eingeschoben in V, fehlt in L.
2 TWosFHu Г, TOOTH V. 3 тлотомо ман eĝoA V, ман
fehlt in L. — wfAaoc І, мећаос V. — moeeroc У, мідее-
NOC L. 4 TERMH У, TERME L. 5 минте VL, мпноте
R. — педесоз сораї ехм У, MEREOOT ех М Г. 6 ma-
тоухої LR, MATOFM.AI У. 7 weqpne LR, печерпе У.
— пах LR, më V. — ммесмамщопе V, кммамщомє
LR. 8 waAaaa LR, ихАла> V. — пон пе мамаесн
V, ато пох пе мамассн В. — етфрљегм V, ефраїм
LR — преҷщоп V, nwon Г. — Amaosoea: V, мтаате
LR, — узма V, 107 àC LR. 9 пАивие V, nAehnc
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155, Bd. 1. Abh. 10
(10)
(11)
(12)
(13)
146 I. Abhandlung: Wessely.
TACCE HAL 19 мм NETNAXIMOEIT ?HT
[ya] {А[оүм]мхл. н мм NETNAXIT WA TNOAIC
ETOPX - "мн NTAK AN пе TINOYTE NTAK
KAAN NCDK (-) AYW NTNHY Мм E]BOX -
NNOYTE - ZN 2N[MH]H@E () в мух NAN NOY]BOH
[614] гм ммелгую xe [nOJyYxX[aı MNPWME]
WOYEIT : TNP оубом зм NIEN[NOYT]E
ху) мточ петмлсоо)ч NNXAXE T(H]POY
Psalm 108
рн. ENXWK євол MNEYAAMOC NAAY[ENA -
1 (2) NNOYTE мперклрож - ENACMOY. ? же ттлпро
(3)
(4)
(5)
мпречрмове MN тлпекроч AYOY(ON
EPWOY 62рм ежал. AYMWAXE евро! 2N оу.
IV. 1. Haarseite.
Pagina PK[z)
Psalm 108
AAC мкроч. 3 AYKWTE еро 2N ZNWAXE MMOCTE
ху ммо: єпхімхН . EMMA - NCEMEPIT. * лү}
ABAAEI MMOI - ANOK AE NEIUJAHA. 5 AYCMINE
ммпвөооү єрої ENMA N2NHCTNANO Y4
LR. — {лота LR, aiaormera V. — ите V, ита L.
10 петнажіт VR, петмазетт Г. Die Stichen sind umgestellt
in R. 11 MTAR У, WTOR LR. — ом [мн]нще У, nen-
минще L, ом мембом в. 18 mueAnpre Lë TeneAnpie
І, veneÄnfseR. 13 тир У, тимар RL.
108 in LR. 2 Tanerpog LRV, пекроч Pistis. — AT
отом ероот eopar ехо V, атотои мроот Pistis Sophia;
ероот om. LR. — азщазхе сооз Pistis, avwazxe ерої LV.
з ononigaoe У, Mongjaoe Е, в, on genwane L. — ато
шатноуте ерої ом оемшщаж є ммосте ATO ^тмице идда!
eneen PS. 4 aT ммо V, aT мммах R, art
иммау Г. — атТабаМег V, аз ва Ле R, MR
L, PS. — wengAHA V, PS, MWAHA me ВІ. 5 moenne
өоот L, nonneeooy V. — HIEHNETHANOTOT RL, nonne
(6)
(3)
(8)
(9)
10)
11)
12)
13)
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 147
AYO OYMOCTE EMMA - MIAME () 5 KAOICTA
мпречрмове EX.WA4 (-) MAPE плахвохос
A26PAT4 21 OYNAM ммоч ° 2м mnTpeaxi2An -
NMMO4 ° MAPE4EI EBOA E4T6AIHY - MAPE печ
(AHA ауфпє мла EYNOBE. ê NTE меч
200¥ CBOK : NTE KEOYA хі мтечммтепіс :
KONOC. ° MAPE мєчаунрє WWNE NOPPA
мос - NTE течсаме - EPXHPA. 19 эм OYKIM
MAPOYTIGENE (.) мечанре EBOA · NCETWE?
MAPOYNOXOY EBOA2N NEYHI. и NTC HAY
NACTHC M€Q)T NETNTA4 тнра NTE
змауммло TEPEN мечасе. 1: мпертреч
QONE HA NGI петечнлаопч EPON
MNEPTPEWN2ZTH4 MWNE NNE4OP
PANOC. ? MAPOYBET мечанре EBOA
NCEBET пєчрам €BOA 2N оухфм NOYWIT -
тнаноуч V. — мпаме PVL, миласаии PS. — атеміне
озн: (отбит) et om. ерог PS. 6 мозречриове eopa1
е 04. А70 mape PS. 7 МММОҶ V, иммач В om. L. —
eswantgan epos. мареч ейоА ецтбмінт ато mape
PS. — eqróarm У, єцтбаєїмт RL. — may vor етнобе
fehlt in PS. 8 mape мецооот chor ATW mape ReoTa
PS. 9 wore морчамос V, p орфамос RL. — ато
теҷсогме L, мте € теҷсогме VR, avo mape тецсоїме PS.
— ерҳира У, ря яра R, HXCHPA L. 10 MAPOTRIME
мечшире ATW маротпоомот ehoA PS. — маротпееме
V, маротиене L. 11 ите NATHACTHC V, ите NAAMI-
стис L, ATO ите NAANICTHC В. — mape NAANICTHC
мешт METWOON NAY THPOT AT) мареремщммо ...
миецогсе THPOT PS. -- омцуммо RL, ; PMWMMAO V. —
тереп neqorce У, тери neqorce Г, тори миєцоге В. _
12 миртреционе Г, мпертреҷщопе У. — петмащопау
L, nereqnatjonq V. — Anprpequjone мої nerna T тосту
V, отље миртре шамотна PS. — миертрешиотич ү,
миртре щемеоти R, миртре WAHOTHY L. 13 ма-
розбет У, маротчет RL, мароуцет мециире e&oÀ aso
10*
(14)
((15))
16
17
(18)
148 L Abhandlung: Wessely.
^ нсеерпмевуе NNANOMIA NNE4EIOTE :
мпмто €BOA ENX.OEIC NOYOEIG) мм.
(15) NCEBET пєчрпмєєүє €BOA AXM MIKA? -
1 евох хе мпечримевуе . EEIPE NOYNA -
хчпфт NCA OY2HKE . MN OYEBIHN · MN
HCTMOK2 мнт €MOOY'T4.
и AqM6PpG NCA2OY . 64661 МАЧ. мпеч[оу]
EU) NECMOY - ечепфт NCAEOA ммоч "8 Gah?
HCA2OY ADW4 моє NOY2OITE - AUBWDK
€20YN €NE€4MA?T NOE NOYMOOY үш]
NOE NOYNE2 эм МЄЧКЄЄС. 1° MApedQyore | NA)
NOE мпгоите NO)A4600A€4 ммоч NOY
обі) мм. ?" пм пе N2WB [NNET]
AIABOA€I MMOI 2ATM NXOEIC A[YW NET
мароучет пецраи ећоћ ом озсенег HOTOT PS. — nceher
У, мсецет RL. 14 исееримеете У, ee К,
мсеримеете І, MAPOTPILMEETE Жинойе ... ато мпр-
треуцоте еол итамолиа итецмаат Ps. — мижоес
RL, enzoese У. — У omisit ATO исетмаоте (меетмцоте
L, PS sola) ehoA мпмоће м nTequaay марозщоне миемто
ебоћ Aux oere vor nosoeruj (nosoiu PS) R, L, PS. — Mit 15
endet В. — марозжере печримеєтуе ekodom mna PS,
мсебет печримеєте eoù фух м пна? V. — исейет У,
мсецет L. 16 мичримеете L, мпецримеєте У. —
16 lautet in PS so: enma же мичримеезе eeipe novna
ATO AYNOT мех отроме монце ` ато» тейин "ато
AYAIWRE иса OTA Cdquono монт мосту — ovehint
ми отоние L, ovoHRe ми отєйіни У. 17 eĝo L,
мсабої V. — ато. eqeer PS, eqeer V. — миецоз]ещ У,
Aneren PS. — еҷепот мсабой V, eqeowe eho PS.
18 aytncagor OD мее мозщутни ` ATO aqbon епечса
мости моє MOTMOOT аҷр өе noreg ом itequeec PS.
19 muyjaqóooAeq V, etjaqóooAeq L. — мареционе Haq
мее месо erqna Soles MMO ATWO Mee mnowmngonk
ецчиаморц ммос HOTO мім PS. 20 noob У, pwk PS.
— миєтумтавоМеї V, нистмлавВАЛе L, PS. — MMO! om.
I!
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 149
[XJ] ммпєеөооү NCA TAYYXH 2: [ мток)
AE IX O€IC - APIPE мммм NOYN[A ETBE
NEKPAN · хе OYXPHCTOC пе NEK[NA]
M IV. 2. Fleischseite.
Pagina [P]KH —
Psalm 108 |
"7 NASMNT XE ANT оузнке - ANT OY'EBIHN хе
A плонт G)TOPTP 2M HACAN2OYN. 29 МАО 2N
TMHT€ - NOE NOY2AIBHC EACPIKE - хумоацуп( т)
EBOA NOE NNEIG)XH. З A МАПАТ GBBE - GBOA ·
2N TANHCTIA - A NACAPZ WIBE . ETBE NE? + An
ANOK мафпе NAY NNOGNEG - AYNAY EPOI -
хүкім. NNEYATIEYE. 2 BOHOIA €pOI NX.OEIC пл
NOYTE. 27 NCEEIME хе TEKGIX · TG тм NTAK - ТА
MIOC NX.OEIC. 28 CENACA2OY МТОК AE EKE
CMOY - NETTWOYN EPAM ехал NAXIG)IDE -
lIGK2M2AX лє нлеуфрлме. ? MAPE NETFWYTOY
HT єрої {ФО ү MNANE - NCESOOAOY ммоч
PS. — моемпееоот L, момпеосоу У, моенларамомом
PS. — ca тууун Y, Goor eTa YTH PS. 21 MTOR
ме Woeoerc Wo*oerc apr OFHA HMMAI erbe пенрам Ma.
тоужої PS. 22 HAOMET L, мафмит VL, матоз2 от PS.
— oveonne: ant ү, отдине ATO Ant PS, L. — ом na-
CANIOTH у, миаса мости | PS, 23 AAO итмите L,
ao ом тмите V, атт итмите PS. — мотоамійне V, V,
Nnorgashee PS, мохогвес Г. — ATHOWN[T] V, ATHOWNT
PS. — мимегцжн V, мфемщосе PS, miye Г. 24 She
PS, бЪЬе ећоћ V. — ато a Tacapz ube ere пмео PS.
25 AMOR ме PS, ATO anon V. — ATRIM Wnesanese V,
ATRIM enge І, ATO ATRIM HHETANHTE PS.
26 бонеєт L, Done PS, bonora V. — памозте MATOTXOI
RATA HERNA L, пиотте ATW TOTO! RATA певна PS,
WAnowTe V. 21 маротешме хе TAI те тең бї. PS,
Kceeisme хе тең sim. те Tas LV. — мтантаміос У, HTOR
ARTAMIOC PS, MTOR oc0€erc ARTAMIOC L.
(30)
(31)
1
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
(7)
150 i. Abhandiang: Wessely.
нее NOYAINAOEIC 7 Jusen EBOA ENXOEIC
EMATE · AYO |нлсмоү єроч эм TATANPO -
эм TMHTE ноумннае. * хе AdASEPATA 21
OYNAM мпонкє - ємоугм NTAYYXH ENET
MHT мсн. рө neYarMmoc NAAYEIA
Psalm 109
NEXE NX.OEIC мплхоею XE 2MOOC A OYNAM
ммо! а)хн--кФ NNEKXINXEEYE - 2ANECHT
NNEKOYEPHTE () ? NTA пхоею TNNOOYK:
[--]M[6]6TPXDE NGOM EBOA - 2N CKDH AYO KNAP
X.OEIC NTMHTE - NNEKXAXE. ? TEKAPXH NM
MAK 2MNE2OOY мтєкбом - NN’ OYOEIN NN[E |
TOYAAB - EBOA 2N OH мхпок 2XOH MIICOY N
TOOYE. * X NXOEIC WPK N4NAPZTH4 AN
хе NTOK пе поуннв WA ENE? KATA T
[T]AXIC - ММЄАХІСЄАЄК "5 пхоею [NAA]DX2
[N2]NEIPPWOY 21 OYNAM (-) MMOK [M]NE2[OO]Y
мтєчоргн. ê 4NAKPINE (-) u[N]e[60]NOC
[NJ4MA2OY . N2WTB - 4NAAD[X2] NNEYATIHYE
[21]X:M NKA? ETOU). ° 4NACEM[OO]Y 2N [OYMOY]
CWPM 2N TERAH ETBE n(A]| 4N[AXI]C€ [N]TAANE
[ PI ] AMAHAO YI
?
109, 2 мамеброй Krall.
108, 30 emocoerc V, Amaooic L. — ом тмите L,
итмите V. 31 eneox тауухи L, емотом MTA-
ухи V.
109, 1 Großes Anfangs-P. — mmemoeroe ees І, ммен:
weese V. 2 мберов І, ..]u[e]5po& V. — echo‘ uL
фм v. 3 мпедото L, омпедсот ү. 5 чо)мегрроют
У, мфемероот L. 6 NMETAIIHTE У, метлинте L.
1 nraane Tuki р. 90 VL, итецаие Ciasca conieeit.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 151
Psalm 110
І [{нлоуфы МАК. EBOA пхоею 2M NIA2HT [THPA]
[2м пауо)хме - NNET[COJYTON MN OYCYNA[F@TH]
? [REN]NOGS NE NERB[HYE] мпхоеюс 2M TIA2HT т[нрч
K. 9855. 9865. 9857.
Diese drei Pergamentblütter stammen aus ein und der-
selben Handschrift, welche das Format Höhe 35cm, Breite
27 cm hatte. Die Schrift hat überall die gleichen Eigenschaften.
Oben wird ein Rand von 3:5—4 cm, links von 3:5—95 cm, unten
von 45—5 ст, rechts von 3—4 cm freigelassen. Die Schrift
hat abgerundete Formen und weist etwa auf das 1. Jahrhundert
hin. Die Buchstaben der obersten Zeile werden vielfach in
den Rand hinein vergrófert. Interpunktionen, die in den Rand
vorspringenden grüferen Buchstaben und Anfangsbuchstaben
sowie Unterstreichungen werden rot ausgeführt. Die Rastrierung
erfolgt horizontal in Abständen zu 07cm, am Anfang und
Ende der Kolumne sind zwei vertikale Rastrierungen im Ab-
stand von 1:7 em voneinander. Die Schrift steht auf den Linien.
Der Text ist gut und schließt sich eng an L an; beach-
tenswert sind jedoch die abweichenden Überschriften der
Psalmen.
Von Professor Krall steht auf dem Umschlage die Be-
merkung: ‚Psalm 135, 144, 43, 44‘,
I. 1. Haarseite. 3
Pagina ~ DNA <= ~
Psalm 43
12) мнна)є 2N NEN AOYAAI (.)
із AKKW MMON NNOGN[€6] NNETÄTOYWN (.)
мкама). AYO м[с)ове ммет [M]
NENKWTE .
Große Buchstaben stehen in A(o)T(Aa( f), ferner zu Anfang
der Zeile in 13 ARRO.
110, 2 ом пафит тирф om. L.
43 in L, Lagarde.
14
15
16
17
18
(19)
20
21
22
23
152 1. Abhandlung: Wessely.
хкка» MMON EYTIAPABOAH NN2€ONOC (.)
AYO NKIM NANE 2N NAAOC (-)
хе плате MNAMTO бвох MNE2OOY тнр (.)
хүй) пабпє мпл2о Aq42ODBC
бвох EXW (.)
EBOA MNE2POOY мпетнобнеб MN NETTIAPA
AAAÍ (-) МПМТО EBOA МПХАХЄ
MN NETAIDKEI (.)
HAT THPOY AYEi EHPA EXON MneNPreKOEG) (-)
AYO мпемхімсомс 2N | тејклїлөүкн (.)
AYO MNE пемгнт CA[2]w4 ENA2OY (.)
хкрікє NNENIOOYE EB[OA] ZN TEK[2JIH (-) 1° хє
AKOBBION ZN O[Y M]A NM[KA2] (-) ху@ AC2OBCE[N]
Hei OXÍBCC M[N]MOY
>еа)хе лмєрп[ова) мпрхм ] мпеммоуте ()
€a)x€ лмп[ера) NENGIX. E]BOA
E[Y]NOYTE мауммо)
MH Мпмоутє A[N NETNAGINE NCA NAJI(-) NTO4
ГАР ET[CJOOYN NN[EEHN Mr?HT 2 же] ETBHHTIK]
CEMOYOYT M[MON мпегоо\/ т]нрч (.)
AYONEN NOE N[NICCOO y €KONCOY]
TOOYN пхоєїс ет[ве оу KNKOT]K (;) TW[OYN]
MHPKAAN NCO[K ] Y[A]BOX (.)
Große Anfangsbuchstaben in 14 анис, 16 ЄВОМ, 17 nal,
18 анріне, 20 еще, 23 TOOTH.
43, 14 ом racc У, noenAaoc Г. 16 Kapaa: Y,
napaAaNer L, Lagarde. — мимто У, MIIEMTO L, Lagarde.
17 мпеножоїибомс V, Lagarde, мМмпижжтибомс L. 19 хе
areßßıon VL, авейбегом Lag. — &cgofce(w) У, Acgohen
L, Lagarde. — eaibec V, eaeibec L. 20 anepn[o&y У,
^ириой L, Lagarde. ^ 21 им[еени V, eneenn L, nneonn
Lagarde. — MNOHT В, Lag, мфонт (?) L. 22 тирч LY,
THPY arayana Lagarde. — атопем V, атол L, Lagarde.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 153
‚ ETBE OY AKKTE NEK2O €BOA() хкрпава)
NTENMNT2HKE
MN T6€Ne[Ar]yic -
| хе A TENYYXH | о)ввіо YA ПКА2(:) X su TN TO[66]
) ENECHT. 28 TWO[Y]N вонөє бром пхоєїс
AYO NTCOTN ETBE NEKPAN... ~
[MA] NOYWN? EBOA MNEXC MN TEAMNTEPA... ~
єпх ок [E]JBOA ETBE NETNAGJIBE нманре NKOP[E
EYMNPMN2HT (-) TDAH 2X NIMEPIT:... ~
ES L 2. Fleischseite.
Pagina + NB . iy
Psalm 44
AnA?HT TAYO EBOA NOYWAXE ENANOYA (-)
TuAxo AN[OK] NNA2BHYE єпрро -
NA[AA]C OYKAU) NTPAMMATEYC пе (.) Npeace
) пн €4C2AÍ() 2 вмесфч 2M печслх NAPA H
аунРє NCNPOMC (.)
A TEXAPIC пан EBOA 2ї NCKCHOTOY (-) ETBE
ПАЇ A пмоутє CMOY EPOK л ENE? (.)
MOPK NT€KCH4€ EXM пекмерос NETE OYN
Große Anfangsbuchstaben in 41, 1 A(M)A(OHT) (T)AT(o)
(MOM (ноут (шах (є) (ew)a(xo)s(q), (2) a.
43, 25 тиен Lagarde, теміутоси VL. — өйө L,
ebbero Lag.
44 in L, Lagarde , (V. 7 R) 44 Aufschrift епз ооң ehoA
стве метмащибе мишщуире мкоре отмитрмион TL, Lagarde ;
потомо e&oA мпєҳе митецмитера епхоң еіс. ET-
“ран! ү, ies митеро, d. i. ,Manifestatio Christi eiusque
regnum‘, 1 мпрро L, enppo У. — HRPAMMATETC Lagarde.
2 иироме L, мемроме У, Lagarde. — non У, Toon L. —
еол LV, шщайоА Lag. 3 пекмерос V, пекмнрос L.
(4)
10
12
154 І. Abhandlung: Wessely.
бом ммоч 2M пєксх MN NEKÄNAI(-) + NCO
MNT NTCOOYTN NTPPPO (:) ETBE TME () MN T
MNTPMPAG) (-) MN TAIKAIOCYNH (.) AYO
TEKOYNAM NAXIMOEIT ?HTK
гм оуаупнрє -
NEKCOTE . тн[м пе]те OYN бом MMOd4 эм TI?HT
N[N]XAX[E мјпрро (-) NAAOC NA2E эхрхтк (-(
пеке[ро]мос N[NO]YTE MOON ал ENE? NENE? (:)
оүсєров NC[OOYT]M п(є пеб]ерфв NTEKMNTEPO (-)
AKMEPE [ TAIKAJIO[CYN]H [A]kMeCTe6 п
XINGO[NC]
ETBE [п]хї A[q4TA2CK NGI NN]OYT[E] пек]моуте (:)
[NOY]NE[2 NTEAHA NAPJA NETÄ[TO]YWK (-)
OYWA[A MN OYCTAKTH] MN OYKACIA (.) EBOA
Gu NeK[?OIT€ евох 2N NJEAEPANTINON
ET[TAEIHY ENTAYEY]PPANE ммок мн
оу N61 ма)єєрє N]NEPWOY
?M NE[KTAGIO )
A тер A2EPATC 21 [OYN]AM MMOK (:) 2N OY2BCO
єсомі Єпмоув () €6004€ CCO NAYEI AYAN (.)
[COTM TAWEEPE NTENAY NTEPIKE MNOYMAA
хе () мтерпфва) MNOYAAOC MN пні мпоу
ет (-) хе A nppo eni(0]yYMei Єпоуса
хе NTO4 NE поухоєіс (:)
[CEINAOYWA)T мла нбї NWEEPE NTYP[OC] 2N
Große Anfangsbuchstaben in 6 И, Те, 80, 9a, 10 c.
44, 4 етйе TME ми тмитрмращ VL, ETRE тмитрм-
paw Lagarde. 7 мс[ооут]и V, Lagarde, L, Tuki р. 87;
псооттм В. 9 м]јмероот У, Lagarde, ммерроюу L. —
Tepo У, трро Lag. L. — eco: V, есойе L. — nate-
aran V, nacer матам Lag., L.
CA
k
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 155
LEINADPON (.) CENACONC MIIGK20 NGI N
PMMAO МПКА? (.)
(пеооу тнра мтаеёре Mrippo NECEBWN (.) ЄС (СОЇОАЄ
П. 1. Haarseite.
Psalm 134
пмытачы NEKAOOAG GPA хим ApH[X« мп]
KA2 ۰ лхчкх мєчрнєє EY2WOY () пємт[лан N]
THY Євох 2N NEYA2WOP (-)
NNTAANATACCE HOP MICE мм NK[HME
хім PWME()WA TEBNH (:)
A4XOOY N2NMOEIN MN гєма)пнрє 2N тек
MHTE KHME () гм фхрх@ - MN NE42M
2AX THPOY (.)
NENTAANATACCE мзем2вемос €NAQ)ODOY -
AdqMOYOYT W2NPPOOY єүтлхрну .
CHON прро NNAMOPPAIOC () MN œr прро
NTBACAN - MN NPPODOY THPOY WXANAAN -
Av] NEYKA? NTAHPONOMIA (.)
NTAHPONOMIX МПІНХ nesaaoc (.) 12 ПхО6бЇС
NEKPAN GOON фл ENE? (-) пекерпмевуе п
X[O€IC] YA оухом (.) MN оүхом (.)
In 134, 7 sind große Buchstaben in (им)т(аци) (nen (оо)-
Ме) x(t) (a)pn[.
44, 13 CEHAOFWWT мац тирот Lagarde, cenaomoujr
нач VL. — ищеере VL, мщере Lagarde.
134 in L (У. 7 В). 7 nenTaq имекћосће Г, питачи
меклосће V. — aqra мечрисе У, aqnam e&puose L,
Sins мебрибе в. 8 тейин V, "ënn Г. — моммоем У,
ngenmaem І. 10 еацмототт L, ацмототт V. —
момрроют Г, моемерооту Г. 11 мрроот У, меррооту Г.
12 икАиромолиа einmal L, zweimal У. 13 nerepnmeere
У, пекримеєте L.
156 1. Abbandlung: Wessely.
14 хе | NXOJEIC NAKPING мпечллос (.) хуй» CENA
CACWA4 [EIXN NE42M2AA (.)
15 NEIAWAON NN2EONOC (.) ZEN 2AT NE Ñ NOYB
26N2B[HY]E ме Hetz NpOME (.)
16 OYN БАА MMOOY MEYNAY 6вол (.)
OYN MAAXE MMOOY MEYCOTM (.)
17 рооү MMOOY MEYWAXE (-)
WAANTOY MMOOY ME€YGQ)OAM (.)
мєүсїх MMOOY меубомбем (.)
NEYOYEPHTE MMOOY MEYMODGIE (.)
MEYMOYTE 2N тєүауоүфвеє (.)
MN DHA rap 2N РФОУ (.)
18 EYEEINE MMOOY N6i NENTAYTAMIOOY MN
(19) OY[ON] мїм ETNA2TE EPOOY () 1° пні мпінх
CMOY єпхоєїс (:)
(20) пні млеует CMOY єпхоєїс. ? пні NAXPON
CMOY єпхоєїс (.) NETP2OTE ?HT4 мпхо
єїс CMOY єпхоєїс (-) пхоєїс CMAMAAT 2N
сім петоунг эм ӨЇАНМ: —
II. 2. Fleischseite.
Psalm 135 2 en
Ja) пгмот NNENTAYCOOTOY: ~
AJAAHAOYIA NTAIHAH: —
1 [OYWIn2 євох MNXOEIC хе оүхрс пе (.) xe оү
ал ENE2 пе NEINA (.)
2 [Oy]DN? 6вох мпмоутє ммоуте (.) хе оу
аух ENE? пе NEINA (.)
4 ПЕМТАЧТАМІЄ мма)пнре MAYAAA (.)
> хе оүал ENE? пе NEINA (-)
5 ПМТАЧТАМЇЄ мпнує 2N OYMNTPEMN2HT
> хе OYWA ENE? пе NEINA (.)
135 іп L. Überschrift aAAHAosia nraamAH L.
4 мипупире У мпупнре І. 5 питачцтаміє У, пемтачї
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 157
NENTAICMNCNTE МПКА? хм NEMOOY (:)
> хе OYÜA ENE? пе NEINA (.)
NINTAYTAMIE NNINOG NPE4POYOEIN (.)
> хе OYWA ENE? пе NEINA (.)
MPH ETEZOYCIA мпегооү - хе оуа)х ENE?
> пе NEINA (.)
поо? MN NCIOYE TEZOYCIA мтєуаун
> хе OYWA ENE? пе печных
NINTA4IATACCE NKHME MN[ пејүфрп Ммісє
> хе оуадлх 6ме? пе пєчмл —
пемтхчм HÍCPAHA Євох 2N TEYMHTE (.)
^ хе OYdQ)A ENE? пе NEANA (.)
aN оубїх єсхоор MN оүсвої EIX.OCE (.) хе оу
> JA ENE2 пе NEINA (.)
NENTAANEU) теруерх NOAAACCA E2ENTO (-)
> хе OYWA ENE? пе печмх (-)
ехчы NIHA EBOA 2N тесмнте (-) XE оү ал Є
> МЄ? пе печмл (.)
EAYPW2T мфлрло мм течбом [6]Tepyo
> РА NOAAACCA (.) хе оу WA ENE? пе печмх]
NNTA4N печлхос GEOA 2i ПХАЇЄ (-)
> XE OY WA ENE? пе NE4NA (.)
NINTA4N MMOOY бвох 2N OYNETPA EICINAYT
> хе OY WA ENE? пе NEINA (.)
INTAANATACCE NNINOG NPPO (-) [xe] оуаух €
таме L, ebenso in den folgenden Versen nenTag == Г, Ta
= У. — митремифит y. ммтрмионт І. 6 Qi
пмосту Г, фм мемоот ү. 1 митноб V, nmo Г.
3 исюот Г, noze У. 11 пеитаци RrepawA V, пем-
TAYM т TURA L. 13 cf. 15 тертера meaAacca V, Te-
Propa eaMacca Г. 14 eag WHA У, едм ин. L.
15 ef. 13—16 питаци neqAaoc У, пемтаҷм neqAaoc І.
— ehoA ŞI по are V, ehoA ом noe һе L.
158 I. Abhandlung: Wessely.
Ш. 1. Fleischseite (?).
Pagina ~ ->
SZ <~
9
MIAAOC ETE пхоєїс NE печноуте (: —)
(——) (.>) n?yMNOC HOGOAOTIA: —
(55 ( >) песмоу ÑAaayeia ~
Psalm 144
1 +{МАХАСТК NANOYTE nappo (-) Fnacmoy
ENEKPAN UJA ENE? AY UJA ENE2 м ENE?
2 +{мхлсмо ү EPOK MMHN MMHNE (.) TACM[OY]
ENEKPAN Фл ENE? () AYO аул 6м6[2]
мємє? (.)
з оуноб пе пхоєїс E4CMAMAAT EMATE (.) AYO
(4) MN Wi NTE4MNTNOG. * O[Y]M оухом (-) MN
OYXWM NACMOY EN[EK]BHYE (-)
AYD NCEX[W] NTEKXONM (.)
5 AYO сєм[лхо нпс]х MNEOOY NTECKMNT[NOG (.)
(6) семла[лхе ENEKYINHPE II ° AYW NCEXW NT
сом | NNEK2OTE ]NCEWAX.E ETEKMNTNOS (.)
[NCETAYO мпекерпмевуе 2M пла)лї
[NTEKMNTXPC]
[NCETEAHA 2м TEKAIKAIOCY]NH
-
Große Buchstaben in der ersten Zeile (MM)A(A0c) (erg
(negno)s(Te), in 5 (мм)т(моб).
144 іп L. Überschrift песмот мира тег. Г, ohne no?
ммос HneeoAocra. 2 ммии ммиме V, MMHME MARKE L.
т мп]екеримеете V, мпекрпмеєте L.
—
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 159
ПІ. 2. Haarseite (?).
Pagina ~ > P3H <- ~
Psalm 144
(>) dTA20 EPATOY NOYON мїм NTAYPA2TOY (:)
EPE МБАЛ NOYON HIH бат EBOA 2HTK
(>) хуф NTOK ETNA 2pe - моуом
мм MIIEYOY'OEIG) (.)
KMAOY(ON нтекбтх мгтсїо NOYON
NIM гм пєкоуфа) и" OY AIKAIOC пе п
хоес 2м мечоїбоує тнроу () Ay
qOYAAB 2N мєчовнує тнроу.
пхоєїс 2HN E2OYN EOYON мїм ETWA) €2
PAI OYBHA4 (-) OYON мїм ETWA) €2pAi GPO4
aN OYM€(.) 19 dMA[P] поуфа) NOYON мм ETEP
20TE знтч (.)
AYO чылсфтм Єпе[үсопс мч]тоухооу (-)
пхоєїс NA2APE2 €COYO[N мм ETME] ммоч (.)
AYD INABDTE EBO[A NNENPE4P]
NOBE THPOY (.)
TATAHPO NAXW [мпесмо\ MNIX.OEIC MA]
PE CAPX мїм | смоу ENE4PAN ETOYAAB]
Große Buchstaben in 14 (е)р(ато)х (м)т(аурадто)у,
15 epe, 16 nitàosorn. .
144 14 мтатрадтоу У, емтатрадтот L. 15 оре
мотом HIM мпетотоєгу V, ope мат мпеотоєпи L.
19 етердоте У, етрооте L. — qua&ore У, мачете L.
160 1. Abhandlung: Wessely.
К. 9858 (8. VIII?) Pergament.
Höhe 22cm, Breite 19cm, Rand oben 2cm, links 2 cm,
unten З cm, rechts 3 ст. Das Blatt entstammt einer verhältnis-
mäßig jungen Handschrift, die stichisch geschrieben ist. Sonst
zeigt die Schrift keine besonderen Eigenschaften. Von Pro
fessor Krall liegt vor die Notiz ,103*.
1. Haarseite.
Psal й 103
(13) пос NNEK2BHYE
14 nET OYW моухортос мм
TBNOOYE Ayw OYOTOY
€T NTMNT2M2AA NNPWME
ETAYEOEIK EBOA2M пк» -
15 AYO пнрп петеуфрлх
ме мпант MNPWME
ETPE r120 (corr. in I16'420) OYPOT 2N оумег
NOEIK NENTAX.PO м
NHT мпромє
16 CENACEI NGI NO)HN N
TCWWE
NKEAPOC MNAIBANOC EN
(17) TAKTOXOY и EPE ххх MO
се N?HTOY (m. 2:)THPOY
пні мпелбов XOCE EPOOY
18 AKT NNTOOY етхосе N
NEIEOYA -
103 іп Г. 14 «хо OTOTOTET V, OTOTOTOTET L.
15 инри петехфраме V, пирпе ехфраме L. — пос
korrigiert zu WMeqoo У, meqoo І. — тептажро У, пет
Tà ро Г. 17 epe xax V, epe мха І. — ep00T,
2. Hand тирот V, epoov L. 18 MMTOOT V, мтоот L. —
nneieosA У, мите)єто [7А] B, nitreeros L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente, 161
MNETPA ммлмпот NN
CAPAGOO Yd)
19 АККА ПОО? E2ENOYOEIU)
прн AdCOYN NE4MA
N2WTN
20 АККА пкхке ATEYAJH
(One
2. Fleischseite.
Psalm 103
(20) CENAMOOWE N?HTC Hei
marg:m.2: N€OHPION THPOY мтсоа)є
ТУ 21 MMACE (6€ add. m. 1) MMOYi
HIACE єуєхмум вутфрп . єү ·
ТР WINE NCA TEY2PE €BOA2Í
22 тм пмоүте -
ПР AX npa фл хусфоу? €20y
Ро хуємкотк : 2N меувнч
Ро A промє Ei EBOA ENE42WB
23 AYO єтеҷерклсїл
аух HNAY NPOY2E
24 NOE NTA NEK2BHYE мм
NX.OEIC AKTAMEIOOY
THPOY 2N оусофіх
А ПКА? MOY2 €BOA 2M ПК
CONT
103, 18 ммаипот V, MMAMIIOTL. 19 egenosoery
V, еремотощ B. — mnequangorm V, пецманндоти» B,
печмамости L. 21 ммасе, e von 1. Hand hinzugefügt У,
ммае L. — eweAosa У, езАоим BL. -- езтори У,
тори BL. — ewujnme У, ециме L. 22 wewhnq У,
кетйні BL. — єтецернаста V, тецерсасіа Г. | 24 NTA
У, еит L. — AHTAMEJOOT V, антамот L. — TIRCOHT У,
WeneonT L.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh, 11
162 І. Abhandlung: Wessely.
25 T€OAAACCA |ноб ETOYOHC
EPE NXATBE N?HTC EMN
тоунпе . Was
NEIKOYI ETON? MN NAI(A del.)
26 EPE мєїхну CGHP N2HTC
€4MMAY NGI NEAPA
ком NAL МТАКПААС
im CE MMO4 ECWBE ММОЧ .
XW 27 EYEWWT євох ?HTK THPO
K. 9863. Pergament.
Höhe 295 cm, unten verstümmelt, es fehlt der untere
Rand. Breite 28 cm. Oberer Rand 4cm, links 5:5 ст, rechts
З ст gegen das Innere der Handschrift. Jede Seite ist paginiert,
153 (руү) und 154 (суд) liegen vor. Die Zahl links auf S. 153,
x d.i. 20 bezeichnete vielleicht die Nummer der Lagen der
Handschrift.
Diese war überaus sorgfältig stichisch geschrieben und
stammt etwa aus dem 5. Jahrhundert n. Chr. Aus p. 153 ist
gegenwärtig die Schrift stark verblaßt. Die horizontale Ra-
strierung erfolgte in Abständen zu 07 ст und geht nur über
den linken Blattrand. Die beiden vertikalen Rastrierungslinien
im Abstand von 2'5 ст voneinander bezeichnen den Anfang
der Kolumnen und der eingerückten Zeilen.
Den Beginn eines Psalms charakterisiert eine andere mehr
abgerundete Schriftart bei der Überschrift; ferner das Vor-
springen des ersten Anfangsbuchstabens in den Rand nebst Ver-
zierung und Nachfahren mit roter Farbe.
Der sorgfältigen Ausführung entspricht der vorzügliche
Texteszustand, der die nächste Verwandtschaft mit L zeigt.
Von Professor Krall liegt die Notiz vor: ‚Psalm 81“.
103, 25 ижатце Г, ижатёе У. — ете митоунпе L,
емитоунпе V. — из L, неїноті У. - minos L, маг
моб V. 26 мее нту У, мехит І. — мтавиМассє У,
entanrnAäacce L.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 163
1. Fleischseite.
Il 2111
Pagina
Psalm 80
KEN
e
эм NTPE4EI EBOA 2M NKA? N
KHME -
хчсаутм EYACNE ENICOOYN
MMOC AN
6 АЧКТО NT€4XIC€ €BOA 2N
оүєтпо .
N€461X. AYP2M2AA эм OYKOT .
т Алкоа) егрм ZN Ovyearlic
AINA2MEK .
AICODTM EPOK 2M п'пєбнп N
OY?ATHY -
AlAOKIMAZE MMOK ахм NMO
— OY NTANTIAOTIA . мах”
8 COTM HAAAOC TAWAXE NMMAK
ПІНА TAPMNTPE NAK -
EWWIE EKWANCWTM єрої M
9 MNNOYTE NEPPE NAWYWNE
N?HTK .
OYAE ннекоуфат NNOYTE
чауммо.
10 ANOK ГАР NE NX.OEIC TIEKNOY
TE €NTAq4NTK E2PAÏ 2M
ПКА? NKHME
OYWN NTEKTANPO TA(M]A2C ·
11 MNE HAAAOC CWTM €TACM[H]
піна мпч-2тнч EPO! -
80 in LB. 10 пемтачити Г, емтацити У. | 11 epoi
VL, epoes B. — пе min(A] B, WIHA V.
пе
164 1. Abhandlung: Wessely.
12 AIXOOYCE КАТА NENIOYMIA
NNEY2HT -
CENAMOOWE 2N NEY2BHY[E]
13 ENENTA NAAXOC COTM [мс]
NIHA емемтхчваж 2N N[A]
2100 Y€ ·
14 NEINAO[BBIJO ENEYXAXE N[E N
ov[e]a) NASA
AYW[ NEINAEINE NNJAXIX. E[XN
2. Haarseite.
Pagina PNA
Psalm 80°
(14) метемве MMOOY .
15 ANXIXEOY MNXOEIC XI60A EPON
AYW пеуоуова) млаурпє
_ Фл вме. —— Beer
16 AdTMMOOY EBOA2M NWT MNE
AdTCIOO'Y NEBIWD EBOA2N
OYNETPA -
na NEYAAMOC Naca
Psalm 81
1 A пмоуте A2EPATI 2N тсүмлго
TH NNNOYTE - T"
ечмтмнте AE чылхме NNOY
2 хе WATNAY TETNKPINE M
NXINGONC -
80, 14 името аже L, enerxaxe У; мемае[ВЫ]о
enesmamxe У, [eerta Toà ].& [1]e HeTmame B. — [rer
maeme mu]aore У, [меемае ме me nmasılz B.
81, 1 ецитмите V, ецомтмите L. — фиве LB
noune V. — мпречрио[ве] В, миреҷрмоће V. — meri
Maio У, итетимае L. — mnereßßınor У, миеебЫит L
Psalm 82
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 165
TETNXı мпго ммречрмове
Zama aama
KPINE мпорфлчос MN M2HKE .
NTETNTMAIO MNETOBBIHOY
MN MEBIHN -
MATOYX.E пєвінм MN пгнке · B'E -
NA2M€4 €EOA 2N тех NNPE4YPNO
MNOYEIME мпоубмпеузнт -
EYMOOWE 2M [NKJAKE :
CEN[A]KIM NGI NCNTE МПК? -
ANOK [Ai]XxOOC хе NTETN зем
ноуте NTETN манре M
NETX.OCE THPTN :
(єпсаннтє TETNAMOY NOE
NNPCDME -
(ho TETNA2E NOE NOYA NN
[A]PXWN >
[TWO]YNT пмоутє NTKPINE
МПКА?
[XE] NTOK NETNAA[W]TE EBOA
NN2EO[N]OC THPOY -
[ПЕ] TWAH[ neYAXMoc NACAQJ
K6. 9872 Pergament.
Höhe gegenwärtig nur 24:5 cm, unten abgerissen. Breite
19:6 ст. Rand oben 4:5 ст, rechts 5 cm, links 2 ст. Der Text
der Handschrift scheint die beiden Sprachen einander gegen-
81, 4 маомец ehoA on тбїос V, маомеч eróTx. L.
5 мбі сите B, "61 менте VL. т TeETHAMOT VL, TETHHA-
мот B. — тетигде VL, тети маде B. — Kee ота VL,
Nee nova В.
166 I. Abhandlung: Wessely.
übergestellt zu haben, so daß die eine Seite Psalm 17, 50 und
18, 1—10 griechisch (ganz ausgefallen), die andere, teilweise
erhaltene koptisch enthielt; ebenso Psalm 18, 10%. griechisch,
teilweise erhalten, dann koptisch (ganz ausgefallen); es folgte
also nicht immer ein ganzer Psalm griechisch, dann derselbe
Psalm koptisch, wie wir es in anderen Hs. gesehen haben.
Der griechische Text ist auf der Rastrierung geschrieben,
die so wie in 9863 ausgeführt ist; mit diesem Blatte ist auch
das vorliegende im allgemeinen recht ähnlich, es gehört wohl
auch dem 5. Jahrhundert an. Der griechische Text zeigt
bemerkenswerte Varianten, der koptische schließt sich wieder
eng an L an; leider entspricht der erhaltene griechische Text
nicht der vorliegenden koptischen Seite.
Von Professor Krall liegt die Bemerkung vor: ‚bilinguer
Text Psalm 18°.
1. Fleischseite.
Pagina N’
Anfang des Blattes.
Psalm 18
10 ТА KPIMATA KY AAHOCINÀ делкма
MÉNA єтї то AYTO
11 EMOYMÄMATA AYTOY упер хрусіо
км ліөом TIMION полун”.
км TAYKYTEPA упер мём км кн По“
12 км CAR о AOYAÓC COY фүлҳссе хү[тх]
км EN TO фулАссем хутх ANTAnÓ
AOCIC DOAAH 7
13 [n]APANTOMATA TIC сумйсеи.
(по TON круфком M[OY] KABAPICO
ME күре - hoycoy:
18, 11 ёл:борӯрата abrod, У: Erıduuntd — тофу: 700
69 174 178 196 201, 212 Chrysost. VIII. 4. 12 xai i» tö
qguAdoceıy V et 166: ха! om. 13 сомйсє!: intelligit Versio Latina.
— xal ёх тібу хрофішу 65 фто тбу x. 184 210 273 Origen. II, 750,
Theodoret I, 738. — xaüdpióv ре : xaÜüapuÜc cona: 282 munda me
Vers. Lat.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 167
14 [Км ANO AAAOTPION феасм TOY лоу
[EA]N MH MOY KATAKYPIEYCDCI TOTE
ÁMOMOC €COMAI:
[KAI K]|AOAPICORHCOMAI ANO AMAPTÍAC
[м]егАлхнс .
15 [KAI €C]ONTAI EIC EYAOTIAN TA AÖTIA
[то]ү CTÓMATOC MOY `
(клі H м]елётн THC кхрмлс MOY
[EN]JÆNION со[у AIA NANTOC]
2. Haarseite.
Psalm 17
50 ETEIPE NOYNA MN печхрстос--
^хувл MN MEACNEPMA
WA CHEZ -
ін ENXWK евох NEYAAMOC NAAYEIA
Psalm 18
1 MnHye хо мпеооү MNNOYTE -
[AY XD necTepewMA ха) MNTAMIO
NHNE€461X.—
2 NE2OOY XO NOYWAXE NI6200y .
тєуауй xd NOYCOOYN мтеуфн
з N?€NACH[C AN] NE OYA€ мэема)ххе A[N м6)
NCENACW[TM ] AN ENE2POOY :
18. 14 asabaerchéooua : фоА2 ор! 150, anna dapıchracua 151.
— ак йАЛотріоу 81, аКХотріою 55 286, xartaxupteicwot У etc. —
оху AB 27 156 188 193 210 283 Theodoret. 15 evAoylav
V et 65. 279: єбЗох(ау. — Aöyıa : báuaza 205. — orönaris роо:
стёратё$ cou 277. — Zoé coo : Фуфтибу pou 180 195 208 211
290 Theodoret.
17 und 18 stehen in L und bei Lagarde, Teile in B.
17, 50 meqXpe L, печу ристос Lagarde. — m
18, 2 nneooov VL, AneoooT Lagarde. 3 исемасотм
V, еисемасотм LB. — eneopoos У, епетороот L, Lagarde.
168 I. Abhandlung: Wessely.
4 A nEY2PO[OY €]t EBOA EXM NKA?
тнр[ч]
ayw A м6[үј0)лхє по? YA NEKPW[OY)
NTOIKOYMENH :
5 лако мпєчмлна)опєе 2M прн
хү NTO4 640 NEE поүнүмфпос]
єчину євох 2M печмлнауелеєт)
4NATEAHA NOE NOYTITAC ENW[T мтечан]
KG. 9871 Pergament.
Höhe 35 cm, Breite 16 cm, verstümmelt; es fehlt die halbe
Seite und ihr Rand. Oberer Rand 3:55 cm, seitlich 45 cm,
unten 5:3 cm.
Der schöne, sorgfältige Schriftcharakter zeigt mehr Ab-
rundung (vgl. А und M). Die Psalmenüberschrift zeichnet sich
durch kleinere Schrift aus; im ganzen besteht eine große Ahn-
lichkeit mit 9872.
Die koptische Seite ist rastriert, horizontal in Abständen
von 07—08 cm, vertikal mit 2 Linien (Abstand 2 cm) am
Ende der Kolumne vor dem Rande an der Seite.
Die Handschrift war so eingerichtet, daß die eine Seite
den griechischen, die andere den koptischen Text enthielt;
letzterer trägt die ungerade Seitenzahl, hier 117 (рф), der
griechische 118 (p). Der griechische Text von р. 118 schließt
unmittelbar an das Ende des Koptischen von p. 117 (die Vers
zühlung ist bei Budge, dem Herausgeber des sahidischen
Haupttextes, dem wir hier folgen, eine verschiedene von der
griechischen). Großes Anfangs-Y in Ps. 39, 2.
Der griechische Text zeigt beachtenswerte Varianten, der
koptische ist treu der sahidischen Überlieferung im Londoner
Papyrus bei Budge und dem Texte Lagardes.
Von Professor Kralls Hand trägt der Umschlag die Be-
zeichnung: ,bilinguer Text Psalm 38—39“.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 169
1. Haarseite. dä
Pagina pız
Psalm 37
20 NETTWBE мм NLENNEBOOY
€nMA N2ENNE]TNANOYoY лү}
аутоунт EPOJI EBOA хе ліпот”
МСА TAIKAIOC]Y NH
AYNOXT €BOA пмерит NOE моуречмо
OYT’ E4BHT ]
21 MHPKAAT NCWK NXJOEIC NANOYTE MNP
CA2WK €BOA M]MOEII]
22 F2THK ETABOHBENA nxoeic пмоутє
MNAOYXAI:]
Psalm 38
AH ENXWK EBOA NIAJIGOYN TOXAH NAAYEIA
1 хіхоос xe FNA2APE]2 ENAIOOYE ETM
PNOBE 2M NAAAC ]
хіка» NOY2APE2 APN руї. [EBOX ·
2M NTPE пречрмове х]ерхтч MHAMTO
2 АР МПО хіаутортр Al]OBBIO АҮФ XIKA
РОЇ EBOA2N] NATAOON :
АҮФ A пхсха) РЕРРЄ) ЄРОЇ:
з A ПА?НТ 2MOM 2M N]JACAN2OYN
AYO OYN OYKW2T м]лмоу? 2N TA
MEXAETH ]
(4) малже 2M NAAAC1X]E MATAMOI ПХО
EIC €TA2AH ]
37 in L, Lagarde, R nur wenige Fragmente; B 38 in L, La-
garde, B. 20 момпевеост В, м)денпегост V. 21 м]мое[]
V, ммот LR.
_ 88 NTWAH Lag, TOAH VL. — 1 poer B, рот VL.
З wàávaeon V, taavaeon Lag. B. — ерое: B, ерої VL.
11
170 I. Abhandlung: Wessely.
AYO тнпе NNA200Y] XE оүнр тє.
хе EIEEIME х]е ва)ххт NOY
€IC?HHT€ AKTE мхгооу РАС
AYW EPE NATAXP]O о мое NAAAY мпек
МТО EBOA
пани птнра WOYEIT PWME мм ET
ON? AIAYAAM]X -
MENTOITE EPE пр]оме моооє 2н
OY2EIKON
HAHN EIWTPTWP ENXJINXH
ACWOY2 E2OYN NAICOJOYN AN хє EICWOY?2
,MMOOY ним.
= 2. Fleischseite?
Pagina "PI
Psalm 38
км мүм TIC H үпо[момн MOY оухі о курс
KAI H YIIOCTACIC M[OY NAPA COI єстїм AIA AAMA
ANO ПАСОМ TWN AN[OMION MOY KAOA (?)
PICON M€ :
ONEIAOC хфром EA[DKAC ME
екофоөнн км OY[K HNOISA TO CTO
MA MOY от CY ЄП О NOIHCAC ME
ANOCTHCON хп EM[OY ТАС MACTITAC COY
ANO ГАР ICXYOC (m. 2: -Y'P'OC) THC[ XEIPoc COY Erw
EZEAEINON-
38, 5 AAA? V, HHIAaaT Lag. 8 ухх om. ABS.
9 дусійісріфу роо 264: (16%) йусрафу роо. — Фром: : йороті Arm.
Ed. — хабадарісоу VS!: роса. 10 5% om. 269. 11 2%
77$ 6700$ 71$ уєірбс : arb үйр тїс ісубос АЗ? et multi alii {су25
corr. їсуор$$ У. — о Ето : Pb гЁ \етоу У 140 156
185 262.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 171
EAETMOIC упер ANO[MIAC ENALAEYCAC ANOPWION
км EZETHCAC WC A[PAXNHN THN YY
хни AYTOY :
MAHN MATHN T[APACCCTAI! лмөропос
ZWN: АПАУЛАМА
EICAKOYCON тніс просєүхнс MOY күр
км THC АЄНСТЄФС МОУ
ENWDITJICKH TON AA[KPYON MOY
KAI MH MAPACIOTIHICHC OTI ПАРОІКОС
ETW EIMI EN T[H TH
км MAPENLAHMO[C КАӨФС ПАМТЄС
OI ПРЕС MOY
ANEC MOI INA AN[AYY3WO npo TOY ME
ATIEAGEIN K[Al OYKETI MH
ynapzo `
Psalm 39
ле =EIC TO TEAOC YAAMOC[ TO AAYEIA
Упомєемам упемеймл TON KYPION
км просесх[є MOI км EICHKOY
CEN THC ле[нсефс MOY
км ANHTATEN M[E GK AAKKOY TAAAI
NWPIAC км A[NO пнлоу IAYOC
38, 12 Eheypois V: èv іХеуроїс. — ит Avoulac : (тар
ápapzlag 66. — #Ф©&тт а; : ё5ёттсас У 192 239, ФЕєтуухс 154,
туб 914. — тйс Зубротос : [avdpwros] Фу V omnis homo
vivens Versio Latina xác om. 142, таз Avdpwros om. 274. —
Мафайра om. multi. 13 é£wottcat тофу Soen роо stichus, ВБ;
S? ut А Benc. роо Фуфутісо: sed rursus delevit. — тбу Зажроюу роо
uh rapaswmiong : xal рӯ парас. V et 216. — «и! èyò S! 268:
ivo cya. — & тў Yî : тара col AS et multi alii. — xaf ante zap-
erlörnos 182. 14 avss : 495 281 mg. — дтедбєїу : Tapeh-
siv 194.
39, 2 бторбушу ` üzopévo 169. — Зеўсеос : Фшуїс ng д. 274
276. 8 aviyayev : Zare 210, &výysıpé ре Greg. Nyss. T 637. —
172 I. Abhandlung: Wessely.
км GCTHCAN еп NETPAN TOYC
NOAAC моү[
KATHYOYNEN[ TA AIABHMATA MOY
K. 9859 Pergament.
Höhe 36cm, Breite 26 cm. Rand oben 4cm, links 5 cm,
unten 6 cm, rechts 5cm. Schöne Schrift etwa des T. Jahr-
hunderts. Diapsalma, Interpunktionen, Abkürzungsstriche, Unter-
streichungen rot. Nach dem Diapsalma springt der Anfangs-
buchstabe des nächsten Stichos in den Rand vor und wird
größer ausgeführt
Die horizontale Rastrierung erfolgt іп 0-7 cm Abständen
und reicht in die Ränder hinein. Vor und nach der Schrift
kolumne sind je zwei vertikale Rastrierungen in 1'5 ст Ab-
stand voneinander; so weit rücken die Zeilen ein, wenn die
Stichen übergroß sind.
Der koptische Text entfernt sich nicht vom Normaltypus
der sahidischen Übersetzung, ohne mit einer Handschrift be-
sondere Verwandtschaft zu zeigen.
Von Professor Kralls Hand trägt der Umschlag die Be
zeichnung ,Psalm 61*.
1. Fleischseite.
Psalm 61
(15) CNAOYBAU)
16 ZNCEAMWNEI птооу мпноүте :
nTOOY €TKÍOOY LI
NTOOY ETXOCE NTOOY ETTHK
NTOOY ETKIDOY (.)
11 ETBE OY TETNMEEYE NTOOY ETTHK ($)
птооү NE пм NTA пмоуте. OYEU)
Ёсттсєу : йстувам У. — холеубууе : хаттбдоуєу АВ Vind. 27 140
156 262. _
67 liegt vor in L, Т, (B), Lagarde; ab Vers 22 іп В. 16 on
се oni L, en ceAmwnei VT. — птоотг Г, птоо УТ.
11 ємтоот І, итоох УТ. — єттни VT, етжосе HNT L. —
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 173
оү? 2pAi N2HTA (.) P BOATS
КАЇ TAP IXOEIC NAOYW2 N?HT4 YA
18 Пгхрмх мпмоуте OYTBA NKWB пе:
моо NE EYPOOYT () AED
пхоєїс мгнтоу 2N CINA NEANETOYA
19 AdAA€ ENXICE - AYAIXMAADTEYE
NOY AIXMAACOCIA (.)
At N2ENTAEIO NNPWME (:)
КМ TAP EYO NATNA?T€ пе EOYW2 (.)
20 пхоєїс NNOYTE KCMAMAAT ФА €
мег NENE? (-)
пхоєїс пноуте NNENOYX.AI
dNACOOYTN NAN (. AlAYAAMA)
21 NENNOYTE NE пмоуте NTAN2O :
AYO тлпхоєїс TE TOOE NEI EBOA
MNMOOY (.)
22 MAHN пмоуте NAOYOQ)3
NTAne NNEIXIX.EEYE . (.)
AYO NTMHTE NTANE NNETMOOG)E
2м NEYNOBE (.)
23 A пхоєїс хоос EIKWT ммоч
EBOA2N TBACAN
хе FNAKTOÏ ZN NETWHK NOAAACCA
24 XEKAC EPE TEKOYEPHTE XWAK
2м оусноч (.)
AYO «4NAAOX2 NGI пллос NNEK
OY20OP - EBOA2N NXAXE ETFOYEHK
NTa VT, enta Г. — ото L, ovew УТ. — отоо LT,
воть V. 19 мироме УТ, mn р[роме] B 20 REMA-
MAAT У, ARCMAMAAT Г, енсмамаат T. 21 тоее néi
ah A MILMOOT У, тоее MILMOT І, тоее ме! г ебол MAMOT T.
22 ине eere V, mnesocgx ees L, имецоіжеот T,
Lagarde. — мтмите ут, тмите LR, PENTA 23 еҷкот
V, Lag, eqnmoTe LTR. 24 nAaoe V, Aac LTR. — erT-
174 I. Abhandlung: Wessely.
25 AYNAY ENEKMA ммооае пмоуте
MMA ммооа)е MNANOYTE прро ET2M пе
TOYAAS (.)
2. Haarseite.
4$ х { Ф
Psalm 67
` 26 хурауорп NGI NAPXON EY2HN
єгоум ENET AMEGI LI RO
NTMHTE NNWEEPEU)HM мречХх м
27 CMOY ENNOYTE 2N NEKKAHCIA (:)
пхоєіс €BOA2N мпугн мпінх (-)
28 4MMAY N61 BENGIAMEIN DO!
эм TEKCTACIC (.) =
NAPXON NIOYAA MN NEY2HTEMW (.)
NAPXON NZABOYADN MN NAP
хом миєфоллєїм (.)
29 пноутє 2WN NT€KGOM (:) RAO
NNOYTE Тбом м HAT NTAKCBTOTA
зо N6POOY HAH AWPON NAK ENEKP
пе еехнм (:)
з пмоуте EnEeiTiMA NNEOHPION
MHMANG)HN MN TIMANKAQ) (.)
{озени У, етфотвич LRT. 25 пмотте VT, пме В,
имнозте L. — mnerosaa У (L, Lagarde петотааб) nne
rovaah TR. 26 метпуадХА(є)т) В, еметуаЛАєї УТ Г. —
мищеерещим VLR, ииширещим T, иищерещим Lagarde.
27 MITCH VTR, Lagarde, минси ГВ. — MIUHA VR, миг:
pana LT. 28 цммат V, equa LBTR. — hensanın
TR, hentesamın VL, Benalwlen B. — ноті B, ноті
VLTR, Lagarde. — МИ мархом VLT, s[apxon B. —
миефехАтерм Lagarde, мнефехЛегм VLT, _ mnejbp[eaA]a
B mit ех über der Zeile. 30 мероот V, neppoos L, nep-
рост T. — enenpne eornm Г, emenpne ereina ҮТ.
31 еттім LT, епеїтїма V. — ммеенріом V, iiteespro T.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 175
TCYNATOTH NMMACE 2N NBA2CE
MNAAOC ()
ETMT C TO Євол NNENTAYAOKI
MAZE MMOOY 2M N2AT (-)
хчжеере мгєвмос €EOA ETOYEU) м
NOAYMOC (:)
32 OYN эемвмайме мну €BOA2N KHME
месооа) мхраорп NF 2N neysıx.
мпноутє (.)
зз NEPWOY MNKA2 CMOY епмоуте (:)
Yarxei Єпхоєїс (. AIAYAAMA)
34 AAA) ENNOYTE HENTA4AXE E2PAI
EXN TNE NTNE 21 NIHET ()
EIENAY €YCMH NCMOY 2M печэрооу (.)
35 РЄооу Мпноутє TeaMNTNOG єграї €XM MIHA
AYW тєчсом EC 2N NEKAOOAE :
36 OYWNHPE пе пмоутє єч 2N меч
NETOYAAB ()
NNOYTE Мпінх NTO4 neTNA]
NOYGOM MN OYTAXpO MNEAAAOC (:)
K. 9861*. 9873. 9862. 9861. 9860.
Diese Pergamentblätter gehörten zu ein und derselben
Handschrift und stammen ungefähr aus dem 7. Jahrhundert.
Die Höhe der Blätter beträgt 30-5 ст, die Breite 24cm, der
ННЦ س
— пат ҮТ, фәт L. — ацжеере ҮТ, ачхере L. —
eroveuj noA voc І, eroweuj мпоЛумос VT. 32 дем
tagme VT, oenqgangme І. — e V, wt VL. 33 ме
poor V, Meppoos L, мрроют T. 34 изабт V, тиейт
LT. — e$cAK eos ом пеҷороот УГТ, ETCMH at(T]eA «A
ом neqop[o]o Tı B. 36 еф ом neqnerovaat V, дм neg-
nerosaak LT.
176 I. Abhandlung: Wessely.
Rand oben 3 ст, unten 5 ст, links 3:5 ст, rechts 3:5 ст. Die
scharfe horizontale Rastrierung zeigt Linien im Abstand von
Up cm voneinander, rechts und links schließen je zwei Ver
tikale ab im Abstand von 14cm; rechts und links ist dann
der freie Rand zu 3:5 ст, in diesen springen nur selten Ver-
zierungen und Anfangsbuchstaben vor. Die Psalmeninitiale
sind außerordentlich groß und zierlich. Diese sowie im Texte
selbst die Interpunktionen, Diapsalma und Titelaufschriften der
Psalmen sind farbig (rot) Wir zeigen Rotschrift durch rund:
Klammern an.
Erhalten sind die Seiten 119—126 und 191—192, fünf
Blätter, nur auf der zweiten Seite gezählt mit den Pagina’
Nummern px, охо, px2, р> und puß. Professor Kralls Notizen
auf den Umschlägen lauten: ‚75. 76. Psalm 77, fl.“ ‚Psalm ТЇ?
‚Psalm 3—1‘. Sonst liegen keine Notizen vor.
К. 98618.
1,
Psalm 74
(4) AYO NPE4PNOBE хє мпрхасе мпетмтАп (-)
5 MNPXICE MNETNTAN егрм ETNE (.)
мпраухх є ENNOYTE 2N OYXINGONC (.)
6 хе масоа)а AN > NEMNT OYAE BOA
aN NTOOY NX.AIE (.)
т хе OYKPITHC пе NNOYTE (.)
WA4OBBIE пм махест пм (.)
74 liegt vor in RL. — 75 іп L und У. 4—12 in R. — 76 in
RL. — 77, 1—6 und 45 bis zum Ende T; 23—25 in R. 77 ganz in
L, B ist wie immer lückenhaft.
74, 4 прецриове R. — мпржїсе В. — мпетитап Е
Орбу nicht im Griechischen. 5 отоєрибомс R. — näcom L
меҷсощҷ BR; же mneqceoujq am or neon Tuki р. 567. —
[шаҷто]ёћее В. т nteqosecr в.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 177
8 хе OYN оүхо 2N тбіх, MNXOEIC HHP
NAKPATON E4ME2 EBOA EPWA (.)
Ш)АЧПО?Т EBOA2M пм 6пм. ATM
печсорм мпечпажме EBOX (.)
CENACW NGI NPE4PNOBE THPOY MIKA? (.)
9 ANOK AG FNATEAHX WA ENE.)
+naYfarreı ENNOYTE NIAK@BE (:)
ANOK Ёмлхооү WA Ene? ()
TNAKOXX, NNTAN THPOY NNPE4PNOBE (-)
NTAN AG MNAIKAIOC NAXICE (.)
Psalm 75
бе (єпхак євох 2N NECMOY NIEYAAMOC)
—' (МТФАН NACAQ :. ~ ~
1 п ноуте OYWN2 бвох 2N TOY AA (.)
OYNOG NE n€apAn 2M пісрана (-)
2 AYO A NEIMANWWNE 2N OYEIPHNH (-)
AYO DHA H OO 2N см (:)
3 хе нтлчоуфач MMAY MNTAX
PO NMNITE ($)
OY20NAON MN оуснче MN OYTIOAEMOC (:)
(AIX AAMA : ~)
4 KPOYOEIN NTOK 2N OYQNHPE (:)
хуаутортр NGI NAOHT THPOY 2M пеугнт
€5OA 2N NTOOY HOA ENE? (-)
74, 8 оти Е. — емири В. — чанратом В. — equeo
есл on pay L, еҷмно (Б), eich epoq VRB. — ehoA
Anai B. — neqcopa R, меҷсорм L. — eunqnox LB. —
рречриобе B. 9 MIINOTTEe В. — мрре[чриове В.
75, 1 отомо І. — MIRA г. 2 nequaujone L. —
пецмамотою І. 4 маент T.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abb. 12
178 Г, Abbandlung; Wessely.
mm 2.
Pagina: (-) PK (:)
Psalm 75
(5) хүФва)у гм пєуфква) мпоубм AAAY
2м неубих NGI NPWME THPOY
NTMNTPMMAO ()
6 Євох 2N TEKENITIMIA пмоутє NIAKCODE ()
AYXIPEKPIKE THPOY NGI NETTAAE G2PAI
EXN NETWWP (-)
т NTK оуготє мім петмлауҳ2єрлта
OYBHK (.)
текоргн оооп хам ENE? (.)
з NTOK пхоєїс AKTPEYCWTM €y2An
EBOA2N TNE (-)
ПКА? A4YP2OTE ласо (:)
9 эм NTPE пноуте TWOYN 2N OYAN (-)
ENE2M мрмрха) THPOY MriKA2 (AlAYAAMA)
10 XE пмевуе NNPWME NAOY(ON? NAK 6вол ($)
AYD NYWXN MIIMEEYE NAPWA NAK (.)
11 Єрнт NTETNTAAY MNX.OEIC NETNNOYTE (.)
OYON NIM ETMNEIKWTE NAXI АФ
РОМ МАЯ (.)
12 пєтрготє луф ЄТЧЇ NNENNA NNAP
XON (-)
пєт{готє NNA2PN мєррооү тнроү
MIKA? (.)
A.
Psalm 16
(Os: єпхаж EBOX 2A їдівоум пех)
(- мос NACA . ~)
75, 5 neuer Stichos mit МПОУФИ. — мез]612е рроме В.
6 TEREIITIMA в. — меотор В. т петнащадерату L.
8 ачрноте т. 11 пеммотте L. — мам зором nay i
12 Mnemta mniapocon L. — nepooy L, прроют T.
76 Überschrift: &ca« fehlt in L; Naca T. — ey 1eoyn T.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 179
1 мхюклк EPAI ZN TACMH ENX.OEIC
2м TACMH ENNOYTE AYO лч{?тнч
ЄРОЇ (.)
2 маме NCA пхоєвіс 2M NIE2OOY NTAO
ArYic (-)
зм МАСХ мтеуфн мпекмто EBOA
K. 9873.
1.
Psalm 76 :
2 ayw мпоурглх MMOI ()?
тхфухн MNECOYEA) CXCODXC (.)/
з мримееуе мпноуте меуфрхме (5)
хіхлорхі хчрантанм NGI NANNA (-)
(AIXYAAMA)
4 X NABAA PEOH NNOYPAJE (-)
хідутортр мпею)ххе (-)
5 ммевуе ENE2LOOY науорп (-)
хірпмєєує NNPMNOOYE YA GNE? (.)
AIMEAETA MMOOY (.)
в хіжлорлі MN MA2HT NTEYH (-)
хуа» хідутортр 2M HATNA (-)
MH EPE TIXOEIC NAKAAN NCOX а)х ENE? (.)
AYO NIATMTOT 66 мнт NMMAN (.)
8 Н €4NAGOXE МПЄЧМА аухвох хім
оухом ал оүхом (:)
н EPE пноуте млрпова) м @мэтнч (.)
76, 1 Anfangs-A groß. eioe unam T. 2 млерост Г. —
ANERMTO ebo fehlt in В. 3 ^їерпмеете Т, атримеєте VL.
— папиєума T. — arayana omisit L. 4 peen V, pee
LT. — нимотрще L, ммоурще У, мметерще T. — MII-
Шә e LB, Ameiugaoe У, мпеццаже T. 5 1а медоот
В. — иррмлоте B. — ща V, nua І. 6 nannerma Т.
ТиЧтемтоут T. 8 equa бос 5 VL, ечмабоуж T, WHOTHY
Bitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 1. Abh, 13
~l
180 I. Abhandlung: Wessely.
9 H E4NAAMA2TE NNE4YMNTÄIN2TH4
эм течоргн (* AIAX AXMA)
10 AYW пехм хе TENOY AIAPXGI (.)
пм NE падве NTOYNAM MNETX.OCE
11 хіримєєує NNEZBHYE мпхоєіс (Fer
хе | млримевуе ммекапнре хім моо
12 TAMEAETA ммекзвнуе THPOY (:)
TAXI2PAI эм NEKMEEYE (.)
13 GPE TEKAH ме EBOA пмоутє 2M NNETOYAB (.)
мм пе пноб NNOYTE NOE MNENNOYTE (.)
14 NTOK пе пмоүтє ETEIPE ммеа)пнре
MAYAAA (.)
AKOYEN? тєксом Євох 2N NEIAAOC (.)
.2 و م
Pagina: (-) PKB ()
Psalm 76
AKCWTE MNEKAAOC эм NEKGBOI (-) 15
манре NIAKWB MN WOCH (ла ХХ)
16 A 26NMOOY NAY EPOK NNOYTE (5)
A 26NMOOY NAY EPOK AYP2OTE (.)
хуйутортр NGI NNOYN 2M NAWAI
MNE2POOY NMMOOY (:)
11 A меклооле | мтеусмн ()
км FAP NEKCOTE NAMOOQJE (:)
Yy _щмотич Г. — am _ещмотич Ty мшиотич LV.
9 инецмитщиотич У, имечмитшамотич L. _ 10 мине:
тжосе T, мпето осе ГУ. 11 мменцупире У, имеищияре
L. 12 ммекоћнте У. мменобнте L. 13 "enen LT,
теноїн У (ef. 19). — nei ГУ, мег T. — g^nerovaab LB,
ом ппетотай ВУ. — мицуиире L, ммейцинре У. — ИР
Aaoc Г, neiAaoc V. 14 пеммохте В, пмозте VL —
хнеїштире У, мицупире T. — анотио В. — dei
nu[lı)Aafoe] В. 16 иммоот LT, HMMOOT V.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 181
18 n€2pOOY NNEK2POYBBAI 2M петрохос LI
A NEKEBPHGE роуоєїм ETOIKOYMENH (.)
А ПКА? кім АҮФ АЧСТОТ Li
19 ЄрЄ TEKAN ZN OAAACCA (.)
AYW мєкмлммооає 2N 26NMOOY
€NAQ)OOY (-)
лү NCENACOYN NEKTAGCE AN (.)
22 AKXIMOEIT ?HT4 мпекллос NOE
NNIECOOY (:)
aN Tee MMODYCHC MN AAPWN (.)
(-0Z --> TMNTPMN?HT NACAQ : — —)
Psalm 77
1 Term пхлхос ENANOMOC (.)
PEKT NETNMAAXE NWAXE NTATANPO (:)
2 FNAOYON NPWI 2N 2ENNAPABOAH (:)
TuAxa N2ENNIPOBAHMA хім NWOPN (.)
з NENTANCOTMOY AYW ANEIME EPOOY (:)
NENTA NENEIOTE XOOY EPON (.)
4 MNOY2ZWN Ємєуаунрє EKEX.WM (:)
вуха» NNECMOY MNX.OEIC (.)
AYW мечсом MN мечапнре NTAYAAY (.)
5 АЧТА?О GpATd NOYMNTPE 2N IAKWB (.)
_ 76, 18 меңёрибе Т, менебрибе У. 20 поемесоот
L, nniecoo® V, ммегесоот Т.
77 liegt vor in L; V. 1—6 und 45—Ende in Т; 23—25 іп В.
Überschrift: maca LBT, масаф V. — пефаЛмос масаф
untos писаййатой в, пефаЛмос add. L, om. УТ. —
NerMmaaze B. — рейт VL, pert T. — емщаже B,
"ujoee V. — мрої У, ирое В. — zsıtyopn B.
3 мента У, nenta ІЛ. 4 меҷщпнре УТ, мещиире L.
5 моумитре LTB, моумитре У.
13%
182 І, Abhandlung: Wessely.
K. 9862.
1.
Psalm 77
(5) AKO MOYNOMOC 2M NICPAHA (:)
NENTA92WN ммоч ETOOTOY NNENEIOTE (.)
€OYON?4 бвох NNEYAHPE (.)
6 XEKAC EPE кегемех вме () манре ETOY
NAX.NOOY (-)
NCETWOYN NC€XOOY нмєуаунре (-)
т XEKAC EYEKA TEY2EANIC A пмоутє (:)
NCETMPNWEA) NNE2BHYE мпноуте (.)
NCEUJINE NCA мечемтолн (.)
з XEKAC NNEYHYWNE NOE NNEYEIOTE (.)
оугєнєх єссоомє єс рмоуєс ($)
оугємех MNECCOYTN песезнт (.)
мпе песпих TAN2OYT4 MN пмоуте (.)
9 манре мефрмм EYCWMT EYNAEX COTE (.)
AYKOTOY 2M n6200Y мппохемос (:)
10 MNOY2APE2 етмленкн мпмоуте ($)
ayw MNOYOYWU) вемооа)е 2M печном'о'с (.)
11 хурпаква) ммечпетнихмоуч NTAITCA
ве NEYEIOTC EPOOY мпеумто EBOA (.)
12 мефпнре NTAdAAY 2м MKA? NKHME
2м тсфа)е NXAANE|) ..
13 АЧПЄ? OAAACCA AdNTOY €EOA LI
AYTA2E MMOOY EPATOY моє NOYACKOC (:)
77, 5 мозмомос В, мотмомос Г. — пїсран^А У,
ПІНА T. 6 емеущире V, имеущире І. 8 емиссотти
І, мпессотти V. — emne V, мпе L. 9 етсомит L,
етсомт V. — ewnaeo V, eynex B. — мипоЛемос Y,
AmnoAenoc L. 10 xnovou B. — mnegqnernan[o]93
[©] хо ne[q]uynnupe еитачтеа[6е В. — емтачлач B.
19 итжааие L, Noe ламе У. 13 мотаснос У, иотаснос1.
Bahidisch-griechiscbe Psalmenfragmente. 183
14 AQ4XIMOGIT ZHTOY ZN OYKAOOA6 мпёго’оу (.)
AYW 2M NOYOEIN мпка»т NTEYWH THPC (.)
15 Апо? NOYMETPA 21 пхмЕ (-) -
AdTCOOY NOE MNNOYN ETNAWWA (.)
16 АЧМ MMOOY Євох 2N OYNETPA (.)
AYO хчм MMOOY ем ENECHT NOE N2EN
EIEPWOY (-)
Pagina: > РКА <.
Psalm 77
1 AYOY(O? €TOOTOY EPNOBE €poa (.)
хумоубс мпетхосе ZN оүмл MMN
MOOY мнт (.)
18 хупірахє Мпмоутє 2N NEY2HT
ETPEYAITEI NZENGINOYOOM NNEYYYXH
19 AYKATAAAAGI мпноуте єуха» MMOC (:)
хе MH оүнабом MNNOYTE ECBTE
OYTPANEZA 21 пх.хїє (.)
20 EBOA же АЧПАТАССЄ ноупетрх AYd)OYO
N61 2ENMOOY (.)
AYO хусак NGI 2ENMOY NCODPM (7
MH оүносбом MMO4 €T] обік NAN (.)
Н ECBTE оутрлпехх мпечлхлхос (.)
21 ETBE пм A NXOEIC CDTM A4NOYSC (.)
хука»т MOY2 ÎN IAKWB (.)
хуоргн El егрм EXM NICPAHA
22 хе MNOYNICTEYE ENNOYTE
оүлє мпоүгєлпіхє Єпєчоу ха! (.)
_ T], 15 моупетра Г, моупетра У. 16 ммот L,
ммосу V. — eim Druckfehler? L, ein У. 18 arsnipaze У,
^тлеграте L. 19. 20 озищбом У. — отицубом L,
— [оум]5олм B. — Ммоц V, ммоч ом L. 21 мА L,
WMepamA V. 22 мпмотт[е B.
184 І, åbbandlung: Wessely.
23 AA2WN ETOOTOY NNEKAOOAE ETN
тпє MMOOY.
AYO хчоуфн NNPO нтпє
34 AqXDOY NAY MIIMANNA EOYOMA (.)
Ad] NAY Мпобік NTTIE (-)
95 NOEIK NNATTEAOC A NIPWME OYONI (:)
AqXOOY NOY2PE NAY AYCEI ()
26 хлчтоүнєсоү TOYPHC €BOA 2N TNE (:)
AYEINE NOYEMNT 2N TE46OM (3
от AIWOY Exwoy N2ENCAPZ NOE мпа)уов!а)
AYO 2N 2AAAATG вугнх нее Мпа
NOAAACCA (+)
K. 9861.
Haarseite.
Psalm 77
38 AY2E NTMHTE NTEYTIAPMBOAH (:)
AYO пкотє NNEYMANGWNE (5
29 AYOYWM AYCEI EMATE (.)
AYEINE NAY мпетоухач (-)
30 МПОУРбРа» 2N TEYENEIOYMIA (.)
ETI epe TEPE ZN рооү (-)
31 A ТОРГН MNNOYTE єї GPA EXWOY (.)
ASMOYOYT MNEY2OYO ()
AYTAYO єгрхі NNCWTN MHICPAHA (-)
77, 23 ачотом миро V, ачотом мат миро В,
Гм)рро B. — мтие У, итпе В. 24 итие V, мтиє LR.
25 ммасселос L, Fita ccéAoc V. — моторе У, моторе L L.—
naserceı L, NATATCE V. 26 MOTENNT V, мотемит L.
27 фаХате L, охАзате У. 28 атое FrunTe У, avge
етмите L. — мтетпармёс\н У, мтетпаремёсАн L. —
MNETMANWOTIE І, ммеумалищопе У. 30 ом У, м В.
— TETEUOTMIA L, теуєпеїетміа V. — erer B, єтї У. —
ом poor V, opooy B. 31 MUA І, мпїсранА У.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 185
33 2N HAL THPOY AYPNOBE ON (:)
мпоупістєує 2N нечапнре (.)
33 А NEY2OOY WXN 2M NNETAOYEIT (.)
AYO NEYPOMNE 2N оубепн (.)
м нтеречмоуоут N2HTOY NTAYQ)ING
NCW (.)
AYKTOOY AYWOPNOY ENNOYTE (.)
35 AYPIIMEEYE хе пмоутє пе пеувонеос (.)
AYO пмоуте ETXOCE пе пеүречсоте (5)
36 хумерітя эм теутлпро (-)
AYXIGOA EPO4 2M пеуллс (-)
зт пєугнт лє N€4COYTON AN NMMAA (:)
OYAE MNOYTAN2OYT4 2N течмленкн (:)
зз NTO4 лє OYWAN?THA NE (-)
AYO JNAKW EBOA NNEYNOBE NYTM
TAKOOY (:)
INATAWEKTO EBOA MNEISWNT (.)
NANAX.EPO AN мтечоргн тнрс (-)
39 ларпмеєүє же 2ZENCAPZ NE (.)
OYANA валчважк пе Ємечкточ (.)
40 242 МСОП AyFswNT мла 21 NX.AIE (-)
ОР О
Psalm 77
(40) AY-HMOYGC мла 2N OYMA MMNMOOY
мент ($)
41 AYKTOOY ON хушрлхе Ммпмоутеє (.)
лү|моүсс мппєтоүллв Мїїнх (:)
77, 32 ом epoq В, мечцулире т[нрот] В 33 nne-
TWoverr Г, ппетщотеїт V. 35 петћонеос L, neg:
Boneoc У. 38 чигңө Г, MARO V. — чиатащенто L,
Чиатащенто ү. 39 емецвотч L, емециточ | Ys
10 емимоот L, ммимост V. 41 ATHTOOT І, ATRTOOT V.
— аупеграчте Г, ATnipaze У. — artnorse Annerovaak
186 1. Abhandlung: Wessely.
42 мпоүрпмеєүє мтечех. MNE2OOY м
TAICOTOY €EOA 2N тех NNET
омве MMOOY (.)
43 NOE NTA4KA мечмлем 2N KHME ($)
мечапнре 2м TCWWE NXAANE (.)
44 хчкто NNEYEIEPWOY E2ENCNOA (.)
AYO NEYMOY NBEEBE хе NNEYC(O (.)
45 лахооү EXWOY мпхчноу2оор A4OYOMOY (.)
AYO пекроүр лчтлкооү (:)
46 Aq] Mneykapnoc мпкоомеч (.)
хуа» NEY2ICE мпєаух є (.)
47 AdMOYOYT NNEYBW NEAOOAE 2M пххмпе (:)
AYO NEYNOY2E 2M пхлч (.)
48 хү+{ миєутвмооує MNAAMNE (.)
ayw петаооп NAY Мпка»т (:)
49 A4XOOY E2PAl GX4DOY NTOPFH мпеч
GWNT (.)
OYSWNT MN оуоргн MN _оүөлї{їс (.)
OYTAYO ТМ NATTEAOC MNONHPOC (.)
50 A4XIMOEIT 2HTC мтечоргн (.)
мпеч--со ємєеуУухн єпмоу (.)
AYO неутвнооуе лчтоүнтоү ENMOOYTOY ()
51 АЧПАТАССЄ NPT MMICE мм NNPM
NKHME (.)
TAHAPXH NNEYZICE ZN ммлмафпе
NXAM (-)
І, а7{мотбе мипетотааі У. 42 итацеотоу V, en
TAYCOTOT L, e[Ta]«qcoTow B. 44 мметеїероот ү,
мметеероот L. 45 en V, мпаҷиотоор L.
46 миноомч І, млноомеч V. WeAooAe TL, ме
^ooAe V. 48 aqt І, ат У. 49 оз У, narte
Лос L. 50 Anke L, Mnegteo У. 51 ачпатассе L.
aynaTacce У. — мшри. LT, ишри V. — мрр[микиме)
B, ммаищоне V, ммаищоне TL.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 187
K. 9860.
1.
Psalm 118
(21) CEC2ZOYOPT Hei NETPIKE MMOOY 6вол N
некемтолн (.)
22 ЧЇ EBOA ММОЇ MHANOGNEG MN ПАСА) (:)
хе маме NCA NEKMNTMNTPE (.)
23 клі ГАР ANAPXON 2MOOC AYMWAX.E EPOI (-)
NEKZM2AX лє NE4XI N2PA4 пе ZN NEK
АЛКАМА LI
‹ 24 км ГАР NEKMNTMNTPE NE NAMEAETH (.)
«о AYO NAWOXNE NE NEKAIKAIDMA (.)
5 A TAYYXH тобе ENKA? (.)
MATAN2OI ET BE, NEKWAXE (.)
26 AXW NNA2IOOY6 ^уф AKCWTM EPOI (.)
MATCABOI ENEKAIKAIDMA (:)
27 AYO NEKTAMOI ETEKAH (.)
AYO Змахагрхі ZN мекаупнрє (.)
28 A TAYYXH Роуау)н проєїс 6вол 2M NEM
KA2N2HT (:)
MATAXPOI 2N NEKWAX.E (.)
29 CA2E ТЄН MHXINGONC €BOA ММО! (.)
Хү NFNA NAI 2M пекномос (.)
30 хе моүва тєгїн мтекме (-)
хіка» NNEK2AM 2A EIAT () Ayw MMP пеу@ва) (:)
31 мтабт ENEKMNTMNLTPIE (-)
nxoeic Mnptgine мм (.)
Psalm 118 ganz in L. V. 25 großes Anfangs-A.
118, 22 пасош У, пасош І. 23 gmooc У, омоос
L — хеле L, «aee У. 27 MERTAMOT V, мстамої Г.
28 пампадмоят І, пемнадноит V. 30 efaT V, era TT L.
31 аггобт V, агтобт L.
188 I. Abhandlung: Wessely.
=. зә ANOT 2i тєгїн ммекемтолн (:)
NTEPEKOYWA)C EBOA MNA2HT (.)
CMN NOMOC HAL NX.OEIC 21 тез NNEKAJ
KAIWMA (.)
TAGINE NCWOY NOYOEIG) мм ($)
MATCABOI TAMEU)T NEKNOMOC (.)
TA2APE2 6роч 2M NA2HT тнр (-)
CE)» 2.
Pagina: > РГВ <
Psalm 118
35 Xl MOEIT 2HT 21 TEHA NNEKENTOAH
хе NTOC TENTAIOYATC
36 PEKT nA?HT ENEKMNTMNTPE AYO
ПХІНбОНС AN
37 KTE NABAX €BOA хе NNEY NAY ENETWOYEIT
MATAN2OI 2N текан
38 МАТАМ26 n6K0)AX.6 MIEK9M2AA
ETXI E2OYN ETEK2OTE
39 ЧЇ EBOA Ммої MIANOGNE6 NTAIMGEYE GEO
МЄК?АП ГАР 20۸6
5 40 GEIC2HHTE (corr. ех 612.) моуеа) NEKENTOAH (.)
OYAY 41 MATAN2OÍ 2N TEKAIKAIOCYNH (.)
NTE NEKNA €i єгрхі EXW пхоєїс (.)
пекоухм MN пекалххе (.)
42 тхлоував OYWAXE мнетнобнеб MMOI
XE Al2ernizE ENEKWAXE (.)
4з МПР паухх.є NTME €BOA эм POT ENTHPA4
X6 AINA2TE ENEK2AN (.)
118, 32 2 ei тедїн V, Qn терн І, ebenso 35. СМИ У.
36 ninsone У, eno nióonc L. 38 матамоє V, ма
Tage L. 41 матамоої Г, матамоої V. — поз! L.
пенотгоаї У. — Мте V.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 189
44 ayw | нл2хрег ENEKNOMOC Noyoeia)
NÎM (YA ENE? AYW WA ЄМЄ?. МЄМЄ?
45 NEIMOOWE 2N оүса)с EBOA
XE маме NCA мекемтолн ()
46 AYO неалхе пе 2N NEKMNTMNTPE M
NEMTO BOA ммеррфо\ Home лм (5)
47 АҮФ NEIMEAETA пе 2N NEKENTOAH
HAT ємєїмє MMOOY EMATE (:)
48 Aidi NNAGIX. Є?РАЇ ENEKENTOAH NTAI
оухаду (-)
AYO мехї эрм NE ом NEKATKAIDMA (.)
49 APINMEEYE MNEKAJAX.E HDEKZHZAA
NTAÑEANIZE EPON (.)
K. 9174.
Dickes Pergament. Höhe 24 cm, Breite 19 cm. Rand
oben 25 cm, links З cm, unten 5 cm, rechts 3:5 ст. Anfangs-
buchstaben und Interpunktionen sind rot überschrieben. Auf
der Fleischseite ist das Blatt іп Zwischenräumen von 0-6 cm
scharf rastriert, rechts sieht man die Stiche bei jeder Zeile;
links davon in 2:5 cm Entfernung die vertikale Rastrierung,
die den rechten Rand darstellt; ebenso 3 cm von links die
Rastrierung für den linken Rand. Unten sind zwei Linien
horizontal zu viel rastriert worden. Die großen Anfangsbuch-
staben springen vor.
Es liegt hier die 123. und 124. Seite einer Handschrift
etwa aus dem 7.—8. Jahrhundert n. Chr. vor. Der Text stellt
die Vulgata der koptischen Psalmenübersetzung in sahidi-
schem Dialekt dar. Professor Krall schrieb, offenbar in Hinblick
auf die Überschrift, auf den Umschlag: ‚Psalm Ende 70, An-
fang 71‘.
118, 45 отоще У, osowouc L. — entone L, wwr-
пе У, 48 мтаїотаціо5 V, емтаїоуащот Г. — межі
ура! У, mer: мораг L. 49 Großes Anfangs-A.
190 I. Abhandlung: Wessely.
1. Fleischseite. E
Pagina — РКГ —
Psalm 70
20 [ NNOYN] MHKA?. я хктлае тек
г MN]THOG GPA ехал AYW AK
[ KOT]K AKHAPAKAAGCI MMOI:
39 [ км] FAP ANOK NXOEIC пмоутє
г Tnpaoywn2 6вох NTEKME
2EN NIAAOC.
чуле брок 2EN оүкї
ӨЈАРА NETOYAAB мпінх.
CE]NATEAHA NGI NACHOTOY
EIJWANYAAAEI EPOK: AYO TA
YYXH NTAKCOTC EBOA2N T
SIX. NNAXAX.E -
94 »€TÍ AG ПАКЄЛАС NAMEAETA
NTEKAIKEOCYNH MNE2O
OY THP4 - 2DTAN EYÜJAN
хате NCEOYWAC NGI NE
тоүва) 2ENNEBOOY 6poi · =
OX. ~ ECWIWMWN : —
23
— m c3 г
70, 10 bis Ende in R; ganz in TL, Lagarde; B hat verschiedene
Verse verloren. 21 ммої LR, ммої У. 22 nanovTe Г,
пмотте V. — gem miAaoc У, дм iiAaoc L, ом масс В,
ом nerAaoc Lagarde et T. — gen отиїеара У, en OFRI-
apa LR. 23 HTARCOTE V, емтансоте L. — тб У,
TX RL. — ннахаже У, мижажє L. — ‚Sahid. in fine
addit. e&oAon TIX NMHAMARNE quae a ceteris testibus non
agnoseuntur В. 24 ет; VLR, ете T. — HKTERDIRAIOCTHH Г,
Lagarde, T, Tuki p. 189 MTERA IREOCTHH V, MTERAIRCO-
стин R. — мпедодт ү, мперост LR. — 90Taıt У, ge
там LR. — мсеотоїАс LR, мсеотоїЛс V. — neruynte иса
LR, Lagarde, метотещ УТ. — фемпееоот ерої VL, Lagarde
== бут. Vulg. et Graec. тх мама рох фи лееоот ерог R.
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente. 191
Psalm 71
1 пноутє + пекглп мпрро
AYO TEKAIKAIOCYNH MIT
2 аунрє мпрро. ? EKPINE мпек
AAOC - 26м OYCOOYTN . AYO
3 мекгнке 2€N оугхп. ? MA
in margine inferiore: CAN
== 2. Haarseite.
Pagina: ./. PKA —
Psalm 1 ———
(3) ре NTOOY хі NOYEIPH[NH M
H6€4AAOC - AYW NCIBT [NOY
4 AIKAIOCYNH. * 4NAKPIN[E NN
2нке мпллос - NITOYX[O NN
аунрє NNEBIHN - NIOB[BIO
5 мпреч2їлл. 5 NIMOYN EB[OA
MN прн . AYO элен MN[OO2
N2ENXWM мхом. [
6 >чмну ENECHT NoE NOY2W[OY
EXEN оусорт. AYO нее м(п
2WOY ET2ZWOY 6хем DRAI
71, 1—9 Е; ganz in Г, T, Lagarde. 1 мишире мпрро
LR, Lagarde, мищире Amppo У (лщире T), мпрро B.
2 ден OFCOOTTH У, ов оусоотти LR, ом OFAIRAIOCTHH
В. gen organ У ‚ on organ LR, on organ B.
3 мтооз У, мтоот LR. — жї VLR, Lagarde, х0) T. —
NOTATRATOCHNH V, NOTAIRAIOTCHHH T. — A]neqAaoc
V, mmerAaoc LBR. 4 AmAaoc LR, MnAaoc V, mne-
Касс В. — матото V, мотото Г, Lagarde. — мецтоу-
хо R. — ngeßlkıo VL, теңей R, Wqol&ero Lagarde. —
AnpeqpiAa. V, AnpedgrAa L, AnpeggiAa R. — Die Stichen
5nd in В umgestellt. 5 мамоти V, мамоти L, Lagarde,
ме{мотум В. — при LR, при V. — An[oog VL, мтосо R.
5 {NAT В, quii VL, ецину Т. — nosoo[os У, HOTIWOT L,
192 I. Abbandlung: Wessely.
7 NTE TAIKAIOCYNH TOYO [
2EN N€4200Y . AYW оүєїрн
NH 6соа) аухмтоучі MNOO2
8 NIEPXOEIC XIN OAAACCA ал
OAAACCA. AYW XIN мпієро
WA APHXC NTOIKOYMENH.
9 »N€6000) NANA2TOY мпечм
TO €BOA - AYW мечхахе
EYE · NAXO X2 МПКА? ·
10 >NEPPWOY NOAPCIC MEN HHH
СОС NAEN AWPWN МАЧ.
NEPWOY NAPABOC MEN CABA
11 NAEN AWPWN HA. и NCEOY
мотооот T. — мпосот : [мЈфоот B, етфоот : ergoe" B
— Exen V, ежи І, ext К. — отсорт У, етсорт LR. —
ежем над V, еж м ина. LR. Ton пеҷооот RL, дей
печдооз У. — мпоод У, Amooo LR. 8 мерзкое V,
ичре ое с L, Lagarde, мецржове В. — 21и Amiepo Y.
xin mepo L, Lagarde, xin пееро В. — apmoec VLT, №
garde, Tuki p. 309 ариз В. 9 Weqoeroeeeve. VRT, neq
жужеез Г. — маМоужо VL, ‚ маЛо)жо В. — Annag VE
MIRAO L. 10 мерроот меарсіс V, мерроот І, мер
роот Т. — мем V, ми LT. — минсос VL, мисос ss
Zweimal маєм У, мам LV. — Zweimal A opor У, Awpen
LT. — мем V, ми LT. — мероот У, мерроот І, мер
роот T
Psalm 3 ganz
u з з EI
з
ч
зч з 3 3 1 3 a a 3 3
4 3 з ч ч
з з ч EJ з з з з ч 3 з з 3
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
Verzeichnis der sahidischen Psalmenfragmente.
E сао; RE
i Ж? MEME
38,1—6........
39, 15—17 Ende . . .
43, 12—26 Ende . . .
41—2 ........
6, 1 und 9—10.....
9, 21—24 und 31—34 .
D ux джый GS
18, 1—5 .......
24, 6—9 und 15—20 .
2,›—10........
=
9901—12 1. Blatt
9907—72 I. Blatt
9907—72 II. Blatt
. 9907—72 Ш. Blatt
KG. 9872
KG. 9872
. 9907—12 V. Blatt
9907—12 VI. Blatt
9901—12 VII. Blatt
9907—72 УШ. Blatt
9907—72 VIII. Blatt
9901—12 IX. Blatt
9901—12 X. Blatt
9907 —12 XI. Blatt
. 9907—72 XII. Blatt
KG. 9871
9901—12 XIII. Blatt
KG. 9811
9907—72 XIV. Blatt
K. 9855—71
K. 9855—1
9901—12 XV. Blatt
9907—12 XVI. Blatt
9907—72 XVII. Blatt
9907—72 XVIII. Blatt
9901—12 XVIII. Blatt
9901—12 XX. Blatt
9907—72 XXI. Blatt
K. 9859
9907—72 XXIII. Blatt
K. 9174
K. 9174
К. 9860—2, 9873
К. 9860--2, 9873
К. 9860—2, 9873
193
194
І. Abhandlung: Wessely.
Psalm 77, 1—51......... К. 9860—2, 9873
, 80, 5—16 Ende. . . . .. K. 9863
, 81, 1—8 ganz... . ... K. 9863
„ 82 Überschrift . . . . . . K. 9863
, 102,1—22. . . . . . . .. 1231--8, 1. und 2. Blatt
4, ПОВ 1—54. ou o ee 1231—8, 2. 3. 4. Blatt
, 103, 13—20 und 21—27 . . К. 9858
, 104,21—4........ К. 9864—7
„ 104,1—45. .. ...... 1231— 8, 5. 6. Blatt
„ 105,1—48 ganz... . . . К. 9864—7
a 405, ое 1231—8, 6.7.8.9. Blatt
„ 106, 1—43 ganz . . . . . . К. 9864—1
„ 101,1—13 ganz . . . . .. К. 9864—7
„ 107,1—13 ganz . . . . . . 1231--8, 9. Blatt
„ 108, 1—81 ganz . . . . . . 1231—8, 10. Blatt
„ 108, 1—31 ganz . . . . . . К. 9864—7
= IE 1—8 x xx 1231—8, 11. Blatt
e 108 це... К. 9864—1
s О Д8 уж» лш жүз К. 9864—1
„ 110,10 Ende ....... 1231—8, 13. Blatt
„ 111,1—10......... 1231--8, 13. Blatt
„ 112, 1—9 Ende ...... 1231—8, 13. 14. Blatt
a 118,1—1......... 1231—8, 14. Blatt
„ 1141—15 Ende. . . ... 1231—8, 14. 15. Blatt
„ 115,1—9 ..... .. 1231— 98, 15. 16. Blatt
x. AI Jed uino 1231--8, 16. Blatt
, 11821—49 ........ K. 9860
"Ai pr 1231— 8, 16. Blatt
, 120, 1—8 ganz. . . . . . . 1231—8, 16. 17. Blatt
„ 121,1—9 Ende ...... 1231—8, 17. Blatt
, 122,1—4 ganz. . . . . . . 1231— 8, 17. Blatt
48,18 4 ors 1231— 8, 18. Blatt
„ 1241—55 ......... 1231—8, 18. Blatt
„ 195 Überschrift ...... 1931--8, 18. Blatt
„ 184, 7—20 Ende. . . - . . К. 9855—1
со 495 011 с ся жо К. 9855—1
144, 1—7 und 14—21 . . . К. 9855—1
з з з 3 з з з з y з з з з з yJ з Yy зо Ci 3 03 0$ зо з
Sahidisch-griechische Psalmenfragmente.
195
Verzeichnis der griechischen Psalmenfragmente.
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С
* FH è% ò% è ООС
16, 4—7 und 14—15 . .
18, 10—15
LE è č è — э ^» HH ®
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38, 8—14 Ende
39,1--3 .........
40, 1—3 und 7—13...
48,2--12.........
48, 12—19 ........
50, 11—21 Ende
55,1,5—9........
54, 4—10 und 15—23. .
55, 1, 2, 1—9, 13, 14...
56, 1-9 .........
67, 13--15, 21--24, 30—35
68, 18—26, 28—37
о
>». e ò% oò ®
9901—12 I. Blatt
9907—72 I. Blatt
9907—72 II. Blatt
9907—72 II. Blatt
. 9907—72 IV. Blatt
KG. 9812
9901—12 VI. Blatt
9907—12 VII. Blatt
9907—72 УШ. Blatt
9907—72 VIII. Blatt
9901—12 IX. Blatt
9907—72 XI. Blatt
9907—72 XIII. Blatt
KG. 9871
KG. 9871
. 9901—12 XIV. Blatt
9907—72 XV. Blatt
9907—72 XVI. Blatt
9901—12 XVII. Blatt
9907—72 XVIII. Blatt
. 9907—72 XIX. Blatt
. 9907—72 XX. Blatt
9907—12 XXI. Blatt
9907—72 X XII. XXIII. Blatt
. 9907—72 XXIV. Blatt
WESSELY. Sabidisch-griechische Psalmenfragmente. Tafel I.
Sitzungsb. d. kais. Akad. d. Wissensch., phil.-hist. Klasse, 155. Bd., 1. Abh., p. 62 f.
Sitzungsberichte
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch- Historische Klasse.
155. Band, 2. Abhandlung.
Altbabylonische
Rechtsurkunden
aus der Zeit der I. babylonischen Dynastie.
(са. 2300—2000 +. Chr.)
(Umschrift, Übersetzung und Kommentar)
i von
Dr. Moses Schorr.
Vorgelegt in der Sitzung аш 13. Juni 1906.
Wien, 1907.
In Kommission bei Alfred Hölder
k. u. К. Hof- und Universitäts-Buchhändler
Buchhändler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Periodische Publikationen.
Schr ten der Balkancommission. Linguistische Abtheilung. |. Band.
Die serbokroatische Betonung südwestlicher Mundarten vo:
Milan Rešetar. 4°. 1900. 10 K = | М.
— — П. Band. Das Ostbulgarische von Lj. Miletič. 49. 1003.
14 K 50 h = 13 M.
-- — Ш. Band. Die Dialekte des südlichsten Serbiens von
Olaf Broch. 49, 1903. 16 K 40 h = 14 M.
— — IV. und V. Band. Das Dalmatische von M. G. Bartoli.
49. 1906. 40 K — 36 M.
— — VI. Band. Der heutige lesbische Dialekt verglichen
mit den übrigen nordgriechischen Mundarten von Paul
Kretschmer. 4°. 1905. 30 K — 25 M.
Quellenwerke der altindischen Lexikographie. Band I: Der
Anekarthasamgraha des Hemachandra, mit Auszügen aus
dem Kommentar des Mahendra, herausgegeben von
Th. Zachariae. Groß-8°. 1893. 12 K — 10 M.
— — Band II: Das Unadiganasutra des Hemachandra mit
dem selbstverfassten Kommentare des Autors, herausgegeben
von Joh. Kirste. Groß-8°. 1895. 10 К 40 h = 8 M. 10 Pf.
— — Band Ш: Der Mahkhakosa, mit Auszügen aus dem
Kommentare und drei Indices, herausgegeben von Theodor
Zachariae. Groß-8°. 1897. 8 K 60 h — 1 M.
— — Band IV: Der Dhátupátha des Hemachandra mit dem
selbstverfassten Kommentar des Autors, herausgegeben
von Joh. Kirste. Groß-8°. 1901. 18 К = 16 M.
Schriften der südarabischen Expedition. I. Band. Die Somali-
sprache von Leo Reinisch. I. Texte. 49. 1900. 20 К — 18 М.
— Il. Band. Die Somalisprache von Leo Reinisch. II. Wörter-
buch. 4°. 1902. · 50 K — 45 М.
— III. Band. Die Mehrisprache in Südarabien von Alfred Jahn.
Texte und Wörterbuch. 4°. 1902. 24 K -- 22 M.
— IV. Band. Die Mehri- und Soqotrisprache von Dav. Heinr.
Müller. I. Texte. 49. 1902. 24 K — 21 М.
— V. Band. Teil 1. Die Somalisprache von Leo Reinisch.
III. Grammatik. 4°, 1903. 12 K — 10 M. 40 Pf.
— VI. Band. Die Mehri- und Soqotrisprache. II. Soqotritexte.
49. 1905. 48 K — 42 M.
Selbständige Werke.
Aptowitzer, V.: Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur.
Prolegomena. 8?. 1906. 1 K 90 h — 1 M. 90 Pf.
Bittner, Maximilian: Der vom Himmel gefallene Brief Christi
in seinen morgenländischen Versionen und Rezensionen. 4°.
1906. 16 K — 16 M.
IL Abhandlung: Schorr. Altbabylonische Rechtsurkunden., 1
ti.
II.
Altbabylonisehe Rechtsurkunden
aus der Zeit der I. babylonisehen Dynastie.
(Umsehrift, Übersetzung und Kommentar)
von
Dr. Moses Schorr.
Vorgelegt in der Sitzung am 13. Juni 1906.
Vorwort.
Die vorliegende Abhandlung bietet eine Bearbeitung der
altbabylonischen Rechtsurkunden, welche in den Bänden II,
IV, VI, VIII der vom British Museum herausgegebenen Cunei-
form Texts publiziert sind.
Seit der Auffindung und Veröffentlichung des berühmten
Gesetzbuches des Königs Hammurabi ist das Studium des alt-
babylonischen Rechtslebens, welches seinerzeit durch Meißners
‚Beiträge zum altbabylonischen Privatrecht‘ angebahnt wurde,
wieder in Fluß geraten. Peiser, Meißner selbst, Daiches,
Friedrich haben in einer Reihe von weiter unten zu nennenden
Abhandlungen mehrere Urkunden veröffentlicht und erklärt,
wie auch die Beziehungen zu den Normen des Gesetzbuches
teilweise untersucht.
Dasselbe Ziel verfolgt auch der Verfasser in dieser Ab-
handlung. Es werden 85 Urkunden, die größtenteils noch nicht
bearbeitet wurden, transkribiert, übersetzt, wie auch sachlich
und formell kommentiert, und zwar in chronologischer Reihen-
folge. Inhaltlich umfassen die bearbeiteten Urkunden mannig-
* Es braucht wohl nicht erst betont zu werden, daß auch die schon be-
arbeiteten Urkunden, wie auch solche in den Cuneiform Texts, die hier
nicht publiziert sind, stets berücksichtigt und herangezogen wurden.
Sitrungsber. d. phil.-hist. Kl, 155. Bd., 2. Abh. 1
2 11. Abhandiung: Schorr.
fache Rechtsgebiete, wie: Kauf, Tausch, Darlehen, Schenkung,
Miete; ferner Ehe, Adoption, Freilassung von Sklaven (durch
Adoption), Erbteilung; Prozesse in allerlei Rechtssachen, Ge-
richtsprotokolle usw.
Das Verhältnis dieser verschiedenen Äußerungen des prak-
tischen Rechtslebens zu den einzelnen Bestimmungen des Ge-
setzbuches wird, insoferne dies die Urkunden selbst ermög-
lichen, untersucht; nicht minder werden auch die Spuren der
Theorie in der Praxis in formaler Hinsicht, besonders in der
juristischen Terminologie verfolgt.
Einem freundlichen Winke Prof. Müllers folgend, hat der
Verfasser in der Transkription und Übersetzung einer jeden
Urkunde die einzelnen Abschnitte derselben, die sich inhaltlich
als solche nicht schwer erkennen lassen, durch freien Raum
markiert. Dieses anfangs nur äußeren Übersichtszwecken die-
nende Verfahren hat aber den Verfasser bei näherer Prüfung
einer bestimmten Gruppe von Verträgen zu der ungemein wich-
tigen Erkenntnis geführt, daß die Urkunden überhaupt tech-
nisch ein bestimmtes, stilistisch wie syntaktisch feststehendes
Schema aufweisen, welches das Verständnis des Inhaltes ge-
radezu erst ermöglicht. Durch die Erkenntnis dieses Schemas
konnte der Verfasser eine Reihe von Urkunden, die früher als
Adoptionsverträge angesprochen wurden, als eine besondere
Gruppe ausscheiden, die in Wirklichkeit Freilassung von Skla-
ven, und zwar von eigenen von Sklavinnen gezeugten Kindern,
durch Paternitätserklärung enthalten. Lücken konnten in man
chen Verträgen auf Grund des bestimmten Schemas ergänzt,
dunkle verderbte Stellen durch Vergleichung gleichlautender
Parallelen beleuchtet und somit auch das Verständnis des
ganzen Inhaltes ermöglicht werden.
Das Hauptresultat aber ist: Schon in jener alten Zeit
begegnet uns in den Rechtsurkunden ein fester, ausgebildeter
Kanzleistil, der in allen Tempel-, resp. Gerichtskanzleien seine
Geltung hat, der überall und in allen Rechtshandlungen pein-
lich genau beobachtet wird.
Diese Tatsache zeigt, ebenso wie das Gesetzbuch an sich
auf ein seit Jahrhunderten sich fortentwickelndes Rechts
leben überhaupt hinweist, daß in formaler Hinsicht vielmehr
Jahrhunderte lang ein fester Bureaukratismus vorherrschte:
Altbabylonische Rechtsurkunden, 3
die Urkunden aus der Zeit Sumu-lailums zeigen dasselbe Ge-
präge wie die des vorletzten Königs Ammi-zadugas.
Wir finden für diese Erscheinung im Vólkerleben reich-
lich Analogien: daß nämlich die ökonomischen und rechtlichen
Institutionen sich ändern, fortentwickeln, während die bureau-
kratische Form noch Jahrhunderte lang unverändert fortbesteht.
War nun dieser auch durch seine juristische Prägnanz
bewunderungswürdige Kanzleistil eine Schöpfung der in Baby-
lonien eingewanderten Semiten, oder haben sie denselben gleich
anderen Kulturerrungenschaften von den besiegten Sumerern
übernommen? Zwei schwerwiegende Tatsachen sprechen gegen
erstere Annahme:
1. Bis in die spüteste Zeit werden in allen Vertrags-
gattungen die Haupttermini wie z. D. gekauft, geborgt, gemietet,
bezahlt, abgewogen usw., ebenso die Namen der Rechtsobjekte
wie Haus, Feld, Garten usw. graphisch in sumerischer Sprache
wiedergegeben, wiewohl es sicher ist, daß dieselben semitisch
gelesen wurden Ja, die Kaufvertrüge, die im Rechtsleben
wohl am häufigsten vorzukommen pflegten, sind mit ganz ge-
ringen Ausnahmen, fast durchwegs ganz sumerisch abgefaßt.
2. Die historisch ungemein wichtige Tatsache, welche
Müller für das Gesetzbuch nachgewiesen hat:? daß nämlich
die Syntax desselben, Wort- und Satzstellung, ganz unsemitisch
ist, gilt auch ausnahmslos für die Verträge und Urkunden
dieser Zeit überhaupt. Selbst in denjenigen Verträgen, die seit
jeher semitisch abgefaßt waren, wie in den Ehe- und Adoptions-
verträgen, ist die Wortstellung eine unsemitische und zeigt
deutlich fremdes, sumerisches Gepräge.
Diese zwei prinzipiellen Momente führen wohl not-
wendig zu folgendem Schluß: Die um die Mitte des dritten
Jahrtausends in Babylonien eingewanderten Semiten haben bei
der von ihnen unterjochten Bevölkerung, den Sumerern, be-
reits feste, ausgebildete Rechtsinstitutionen vorgefunden, wie
auch einen damals schon schematisch feststehenden Rechts-
stil. Es ist natürlich, daß die auf einer Beduinen-Kulturstufe
stehenden Einwanderer sich diesen Rechtseinrichtungen, wie ja
* Vgl. ВАР, S. 3; Daiches, AR, S. 4.
b Die Gesetze Hammurabis, 8. 245 ff.
1*
4 IL Abhandlung: Schorr.
den sozialen Formen überhaupt, angepaßt haben. Indem sie
aber schon frühzeitig für die sumerischen juristischen Termini
entsprechende semitische geprägt haben, bedienten sie sich
trotzdem auch fernerhin graphisch der sumerischen Bezeich-
nungen, während sie in der Syntax der Verträge bis in die
späteste Zeit ganz von der sumerischen Form beherrscht ge-
blieben sind.
Der Verfasser hat es vermieden, die neubabylonischen
Urkunden behufs sachlicher und formeller Vergleichung in
größerem Maße heranzuziehen. Liegt doch zwischen der alt-
und der neubabylonischen Epoche ein Zeitraum von fast zwei-
tausend Jahren, in denen Babylonien politisch und wohl auch
kulturell mehrfach Umwälzungen unterworfen war. Wenn noch
zur Zeit Assurbanipals Abschriften des Hammurabi-Gesetzes
vorhanden waren, wie die von Meißner publizierten Frag-
mente beweisen,* so kann man höchstens daraus schließen, daß
das Gesetz noch als literarische Reliquie überliefert und auf-
bewahrt wurde, nicht aber, daß es etwa noch damals prak-
tische Geltung gehabt haben könnte.”
Dagegen beweist die Tafel Brit. Mus. 82—7—14, 988,
welche einige Gesetzesbestimmungen enthält und der Schreib-
weise nach auf den ersten Blick neubabylonischen Ursprung
verrät, sowohl durch Inhalt wie auch durch Stil, daß die darin
enthaltenen Bestimmungen nicht aus alter Zeit stammen können,
und Winckler wird wohl nicht irregehen, wenn er die Tafel
frühestens aus der Zeit der VIII. Dynastie (9. Jahrhundert)
her datiert ‚Ebenso wie Hammurabi hätte ein König dieser
Zeit seine Aufgabe in der Neuordnung der Rechtsverhält-
nisse und Herstellung geordneter Zustände suchen und finden
können.‘
Die neue Zeit brachte aber nicht nur eine Neuordnung
der Rechtsverhältnisse mit sich, sondern auch eine neue Rechts-
sprache, einen neuen Rechtsstil, neue Typen des Kanzleischemas,
a Veröffentlicht in den Beiträgen zur Assyriologie III 501 ff. Vgl. auch für
den Schluß des Gesetzepilogs das Fragment CT XIII 46/47.
Vgl.auch Winckler: Gesetze Hammurabis XII.
Veröffentlicht von Peiser, Sitzungsber. Berl. Akad. 1889, 8. 823.
Jeder Paragraph beginnt mit: amélu ѓа!
Winckler 1. с. XXI—XXII.
a e ^ c
Altbabylonische Rechtsarkunden. Б
einen völlig neuen Bureaukratismus. Das beweisen die neu-
babylonischen Urkunden, in welcher Gattung immer man sie
zur Vergleichung mit den altbabylonischen heranzieht. Freilich
haben sich manche altbabylonische Redensarten merkwürdiger-
weise bis in die neubabylonische Zeit erhalten, wie die be-
kannte Phrase: ul iturrü ul iragamá und einige andere, auf
die an Ort und Stelle verwiesen wird. Aber im grofen und
ganzen ist der Geist ein vüllig anderer und ebenso das Ge-
wand dieses Rechtsgeistes, die Sprache, der Stil. Die alten
technischen Termini und Redensarten sind geschwunden, an
ihre Stelle treten ganz neue, dem altbabylonischen Stil ganz
unbekannte Ausdrücke. Der bu wird zu mukinnu, der
jaiamänum zu mähiränu, die šeriķtu zu nudunnü usw., und
— last not least — die Wortstellung ist eine völlig ver-
schiedene.
Eine solche Vergleichung erheischt daher ein tieferes,
ganz selbstündiges Studium. Dagegen wurden gelegentlich zur
Beleuchtung unklarer Rechtszeremonien oder gewisser Kontrakt-
klauseln Analogien aus den Rechtsurkunden der griechischen
Papyri herangezogen. Vgl. z. B. Anm. zu VIII 48* (Nr. 39);
II 41 (Nr. 30) Z. 35—36.
Es scheint dem Verfasser nicht überflüssig, schon im Vor-
wort auf folgende Tatsache mit Nachdruck hinzuweisen, welche
für die in vorliegender Arbeit sowohl in der Transkription wie
auch in der Übersetzung, vorzüglich aber in der Interpretation
angewandte Methode von prinzipieller Bedeutung ist:
Die von D. H. Müller im Gesetzbuche erschlossene Be-
deutung der syntaktisch wie juristisch gleich wichtigen Partikel
ma hat sich in den Urkunden nicht nur glänzend bewährt,
sondern — ganz besonders in ihrer konditionalen Bedeutungs-
nuance — geradezu erst das richtige Verstündnis des Inhaltes
gegenüber früherer falscher Auffassung, eben wegen Nicht-
beachtung der Müllerschen Deutung, ermöglicht und in wei-
terer Konsequenz den Verfasser zur Erkenntnis eines fest-
stehenden Schemas geführt.
Es darf daher nicht bloß als Äußerlichkeit angesehen
werden, wenn in Umschrift und Übersetzung diese Partikel
markiert wird, ebenso wie die einzelnen Abschnitte durch
freien Raum gekennzeichnet sind. Außerdem wird im Kom-
6 II. Abbandlung: Schorr.
mentar bei jeder ersten Urkunde einer jeden Gruppe das
Schema genau in Sätzen festgestellt.
Allein nicht bloß mittelbar: durch seine früheren For-
schungsergebnisse wurde diese Abhandlung durch Prof. Müller
gefördert. Derselbe hatte die Güte, die Arbeit im Manuskript
zu lesen und mit dem Verfasser verschiedene Punkte zu be-
sprechen. Als Ergebnis dieser Nachprüfung sind, neben man-
cherlei Verbesserungen, die wertvollen, im Namen Müllers auch
zitierten Bemerkungen anzusehen, durch welche das Ver-
ständnis so manchen dunklen Ausdruckes und oft auch des
ganzen Inhaltes der Urkunde nicht unwesentlich gefördert
wurde. Es ist dem Verfasser ein Herzensbedürfnis, seinem
langjährigen hochverehrten Lehrer an dieser Stelle seinen in-
nigsten Dank auszudrücken.
Der Verfasser ist in seiner Arbeit oft genötigt, von der
Auffassung Prof. Meißners, der ja bislang zur Erklärung der
altbabylonischen Urkunden das meiste beigetragen hat, abzu-
weichen. Daß dies stets aus sachlichen Motiven heraus ge
schieht, daß der Verfasser sich übrigens unter anderen auch
als Schüler Meißners gerne bekennt, dem er die Einführung
in die altbabylonischen Urkunden verdankt, mag hier aus
drücklich erwähnt werden.
Altbabylonische Rechtsurkunden, 1
Aus der Zeit des Sumu-lailum.
Nr. 1.
CT IV 42° (Bu. 91— 2188).
Freilassung und Paternitätserklärung.
: | Zu-ga-gu-um #ит$и* |
! таг "'Sin-a-bu-sü 5 й Um-mi-
tibat? 4 T ıSin-a-bu-Sü abusu®
риги ú-li-il
6 a-di ] "5т-а-фи-$й abu-
ш“ 7 ba-al-tu 8 I Zu-ga-qu-um
märsut 9 i-ta-na-ši-šú
10
1 ei
Шп-а-Бби-# 13 | Nu-tu-ub-tum
aššat (?) "Samas М à Na-bi- |
"Sin ahusa? 15 márá "Sín-a- |
Іній 1б mi-im-ma е- И T Zu-
ga-qu-um 18 a-hi-šú-nu ú-la i-
і-й
йбатаї “Marduk
9 à Su-mu-la-ilum $arrim
" T "Sin-a-bu-$4 obt, šunu"
та
19 niš
з Y Zu-ga-gu-um а-па
н й5п-а-Би-&й a-bi-š ?5 ú-la
abi atta 28 i-ga-bi-ma a-ra-
an 27 ma-ru a-vi-li i-mi-du-sü.
а-па và-ar-ki-a-at йтіті |
| 2и-да-ди-ит '? mûr
! Der [Sklave] namens Zu-
gagum ist der [Adoptiv]sohn
des Sin-abušu und der Ummi-
fábat. Sin-abusu, sein Vater
hat 5 ihn freigelassen."
Solange sein Vater Sin-abu-
| &u lebt, wird sein Sohn Zu-
| gagum ihn unterhalten.
|
|
і
і
|
|
|
1
10 Künftighin sollen gegen
Zugagum, den Sohn des Sin-
abusu, die Samaspriesterin Nu-
tubtum und Näbi-Sin, ihr Bru-
der, 15 die Kinder des Sin-
abusu, gegen Zugagum, ihren
Bruder keinen Anspruch ha-
ben.
Bei Šamaš, Marduk ?? und
dem König Sumu-la-ilum hat
ihr Vater Sin-abusu geschwo-
ren.
Wenn Zugagum zu seinem
Vater Sin-abu&u 29 ‚nicht bist
du mein Vater‘ spricht, wird
man ihm die Strafe der Freien
auferlegen.
13 Zeugen.
D pân A-ki-ia mûr * Hammán-ra- ? 29 ріп Sin-ve-di-ma таг Ilu-ma-lik
" pin Sin-ri-me-ni mûr "Rammán-ba-ni М рап "Samad-ie-mi pân Ii-me-Sin
" pân Me-ra-na-ki märü 9* E-a-na-id "9 pân "Sin-ga-mi-il % mûr E-a-hegallum‘
М рїп Bu-ha-nu-um mâr Sin-en-nam ® pân Sin-a-da-lál % mûr E-ri-ib-"Sin
* MU. NI IM > DUGt-,
f AD.DA.N E.NE.
! HE.GAL.
* AD.DA. NI.
& IN.PA.
4 TUR.NL • SES.NI.
^ Wörtl. ‚sein Antlitz gereinigt‘.
8 IL Abhandlung: Schorr.
39 pán Pa-la-tum märat 4° Sin-a-bu-sü “1 pán I-din-"Sin "9 mûr Ma-tum
9 pûn A-za-tum * таг Уд-аг-ит % pân "Samad-zerum dupiarrim.
46 15-5 Su-mu-la-ilum +1 ku- 46 Gemäß [den Gesetzen]
nu-ka-ti ih-pu-ü. des Sumu-lailum haben sie die
Urkunden vernichtet.
Vgl. AS III 32, wo die Urkunde zum großen Teile tran-
skribiert und übersetzt ist. Jedoch hat Meißner den für das
Verständnis des Inhaltes maßgebenden Schlußabschnitt Z. 23
bis 27 unberücksichtigt gelassen.
Es ist von prinzipieller Wichtigkeit für das Verständnis
dieser Urkunde sowohl wie auch einer Reihe anderer, genau
den Typus, das Schema dieses Vertrages festzustellen. Dieses
Schema lautet:
1. X (ohne Nennung des Vaternamens)* ist der [Adoptiv]-
sohn des (der) Y.
2. Y hat X ‚gereinigt‘ (freigelassen).
3. X obliegt, den (die) Y lebenslänglich zu unterhalten.
4. Die Angehörigen des Y werden gegen X (als Adoptiv-
sohn) nichts anhaben.
5. Schwurvermerk.
(6. Klausel für den Fall der Aufhebung des Adoptivver-
hältnisses seitens des Adoptierten.]
7. Zeugen und Datum. — Zahl der Zeugen variiert.
Auf Grund dieses Schemas, in welchem Punkt 1. und 4.
die wichtigsten sind, indem sie das Wesen des Vertrages aus-
drücken und daher in allen hiehergehörigen Urkunden sich
wiederfinden, sind folgende Verträge dieser Kategorie zuzu-
zählen: П 33 (Nr. 2); П 40° (Nr. 23); II 40° (Nr. 71); VI 26"
(Nr. 71); УШ 29° (AS III 32); УШ 29» (Nr. 13); УШ 48°
(Nr. 39); VATh. 750 (KB IV 14 Dh Ein etwas variierendes
Schema aufweisend, aber durch Z. 1 als hiehergehörig erweisen
sich BAP Nr. 96 und 97.
All diese Verträge enthalten die Freilassung eines Skla-
ven oder einer Sklavin durch Adoption.
Unter welche Bestimmung nun im Gesetzbuche Hammu-
rabis sind diese Verträge zu subsumieren ?
* D. h. Sklave.
b Der Text ist dort von Peiser unrichtig umschrieben.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 9
In der Gruppe der Adoptionsbestimmungen (88 185—194)
ist von der Adoption eines Sklaven überhaupt nicht die Rede.
Dagegen findet sich in der Erbrechtsgruppe eine Bestimmung
(8 170), in welcher der Fall statuiert wird, daß jemand eigene
Sklavenkinder, die ihm seine Magd geboren hat, als seine
Kinder anerkennt, dadurch freimacht und erbberechtigt erklärt.
Ich glaube nun, daß all obige Urkunden als Illustration
jenes Paragraphen anzusehen sind.* Und zwar unmittelbar
diejenigen, in welchen der Adoptierende ein Mann ist, die
daher juristisch sich als Paternitütserklürung bezeichnen
lassen: so Nr. 1, 23, 11, auch ВАР 96, 97, wo Vater und Mutter
adoptieren; mittelbar aber alle übrigen, wo eine Frau als
Adoptierende auftritt, indem etwa anzunehmen ist, daß sie ein
Kebsenkind ihres Mannes nach dem Tode desselben als ihr
eigenes Kind anerkennt. Es müßte wundernehmen, wenn wir
praktische Beispiele für die Adoption fremder Sklaven vor-
fänden, dagegen keine für die Adoption und Freilassung eines
eigenen® Kebskindes, wofür doch die Theorie eine besondere
Bestimmung festsetzt, was auf die Häufigkeit derartiger Adop-
tionen schließen läßt.
Die Hauptsache aber bleibt, daß alle obigen Urkunden
streng von jenen zu scheiden sind, in denen eine freie Person
adoptiert wird, und die sich auch durch das Schema als be-
sondere Gruppe kennzeichnen. Vgl. Anm. zu УШ 25 (Nr. 18).
Kehren wir nun zu unserer Urkunde zurück. Meißner
bringt dieselbe AS III 31, ebenso einige andere ähnlichen In-
haltes, mit dem $ 32 des Hammurabi-Gesetzes in Zusammen-
hang. Das ist vollkommen unrichtig.
Dort handelt es sich um die Befreiung eines тій şûbê
von der Kriegsgefangenschaft; dieser aber ist doch ein freier
Mann, kein Sklave. Es trifft auch nicht den Kern der Sache,
wenn Meißner a. a. O. sagt: ‚Die Freiheit wurde erlangt ent-
weder durch Freilassung von Seiten des Herrn unter der Be-
» Allerdings hat Meißner AS III 56 für manche obiger Urkunden diese
Vermutung schon ausgesprochen, ohne aber die Klassifizierung streng
durchzuführen.
^ Eine einzige ausdrückliche Paternitätserklärung liegt VIII 374 (AS
Ш 55) vor, wo jemand den ältesten unter fünf mit einer Sklavin ре-
zeugten Sühnen adoptiert.
10 II. Abhandlung: Schorr.
dingung, daß der Sklave eine lebenslängliche Rente zu zahlen
hatte, oder durch Loskauf (iptfiru).‘ Das Äquivalent für die
Zahlung der Rente ist nicht allein die Freilassung, sondern
auch die Adoption, womit doch weitere wichtige Konsequenzen
wie Erbschaft usw. zusammenhängen. Was aber den Loskauf
betrifft, der wegen des identischen Ausdruckes in VI 40°, Z. 6
und $ 32 (öfter) für Meißner die logische Brücke bildete zwi-
schen letzterem und den Freilassungsurkunden, so muß über-
haupt bezweifelt werden, ob in dem einzigen Beispiele a. а. О. 33
— mir ist auch keine andere analoge Urkunde bekannt —
vom Loskauf eines Sklaven die Rede ist. Es könnte sich da-
selbst ebensogut um die Befreiung eines Kriegers aus der Ge-
fangenschaft handeln. Kisusü, der das Geld aus dem Šamaš-
tempel für Ilu-abi ana ipterisu entlehnt, könnte sehr wohl als
jener tamkaru aufgefaßt werden, von dem im $ 32 die Rede ist.
Z. 1. Zu-ga-qu-um. Zur Bedeutung des Namens vgl. Her-
mann Ranke: Early Babylonian Personal Names (The Baby-
lonian Expedition of The University of Pennsylvania Series D.
... Vol. III) S. 166%. Ich verweise hier ein- für allemal betreffs
der Erklärung aller folgenden Eigennamen auf dieses treffliche
Werk. Es sollen nur jene Eigennamen weiter erwähnt werden,
in deren Interpretation ich von Ranke abweiche.
Es mag betont werden, daß 7. 1—3 als Satz für sich:
‚Der, dessen Name Z. ist, ist der Sohn des S. und der 0.
gefaßt werden muß. So lautet auch in der Regel das Schema
für den Anfang einer jeden Freilassungsurkunde: X ist der
Sohn (die Tochter) des (der) Y. Diese Formel an der Spitze
der Urkunde kennzeichnet dieselbe als Adoptions-, resp. Frei-
lassungsakt. Darnach muß auch die Übersetzung in BAP
Nr. 96 und Nr. 97, wenn anders sie juristisch präzise sein soll,
berichtigt werden. Meißner übersetzt z. B. Nr. 97, Z. 1—5:
‚Einen namens Маг-ЇМаг, den Sohn der Iltani und des Nidnat-
Sin, haben Iltani und Nidnat-Sin adoptiert.'" Es muß aber
heißen:
‚Mär-Istar mit Namen ist der Sohn der Iltänı und des
Nidnat-Sin. Iltäni und Nidnat-Sin haben ihm die Sohnschaft
verliehen.‘
* Wie schon D. Н. Müller, Semitica I, 8, 25 ausgesprochen hat.
b Dieselbe Übersetzung ist auch in AbR. 8. 27 beibehalten.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 11
Z. 5. pu-zu = pütsw. Die Redensart рат ullulu oder
ullulu findet sich noch einigemal in den Adoptionsurkunden.*
Meißner AS ПІ 32 hat mit Recht ‚freigeben‘ übersetzt, denn
diese Bedeutung fordert überall der Sinn. Die ursprüngliche
Bedeutung aber ‚die Frontseite (das Antlitz) reinigen‘ weist auf
eine religiöse Zeremonie hin, welche mit der Freilassung ver-
bunden war. Darauf deutet ganz besonders VIII 48», Z. 6—7
(Nr. 39), wo es vom Freigelassenen heißt: ana sit šamši pá-
nisu iskun, womit vielleicht ein Dankgebet für die Befreiung
aus der Sklaverei an Sama& gemeint sein soll, unter dessen sa-
kralen Schutz er gestellt wurde. Vgl. Anm. zu VIII 48* (Nr. 39).
Jedenfalls ist das Wort ullulu ‚reinigen‘ sonst hauptsächlich
aus der kultischen Sphüre bekannt und eine kultische Hand-
lung wird auch unserer Redensart zugrunde liegen.
Z. 6—1. a-di ... ba-al-tu. Zu beachten ist das м, hier
im konjunktionalen Relativsatz, ebenso II 8, 24: a-di «Дат
&-pa-at-tu-(& und VIII 7°, 24 (Nr. 55). Vgl. D. Н. Müller, WZKM
XVIII, S. 97 ff.
Z. 9. i-ta-na-ši-šú. Die Form itanasi = ittanasi = inta-
nasi ІЗ wörtlich ‚sich aufladen zugunsten jemandes* findet sich
C. H. Kol. VI 4: it-ta-na-ds-si, УПІ» 81: it-ta-na-áš-ši-ši (Suff.)
== Х\* 8, und auch in den Verträgen, so VIII 48», 10 (Nr. 39):
i-ta-na-áš-ši-ši-ma ‚er wird sie unterhalten‘, VIII 29°, 6 (Nr. 13):
it-ta-[nJa-s[i-31], VI 26*, 16 (Nr. 11): ita-na-Si-à3i-ma. Auch
in spüteren Texten kommt die Form in der Bedeutung ,tragen,
unterstützen‘ vor. Vgl. HWB? 135*. — Die Klausel, welche
dem Adoptierten die Pflicht auflegt, den Besitzer lebenslüng-
lich zu erhalten, kommt ófter vor. Sie begegnet auch in den
griechischen Freilassungsakten. Vgl. Mitteis: Reichsrecht und
Volksrecht, S. 386.
Z. 9—10. а-па và-ar-ki-a-at mí", Die Redensart, die
in den meisten Urkunden in der Schlußformel sich findet, ent-
spricht dem Sinne nach dem hebr. own nur» Gn. 49, 1; Num.
24, 14; Jes. 2, 2; Mi. 4, 1 usw. Bekanntlich kommt auch ina ak-
rät ûmê, also wörtlich wie im Hebräischen, im selben Sinne vor.
Z. 18 (auch 25). dla = ul findet sich öfter in unseren
Urkunden; vgl. II 33, 12 (Nr. 2); VI 36*, 14 (Nr. 3); VIII
28*, 16 (Nr.4). Vgl. BAP 123.
^ Vgl. Wortregister s. v.
12 И. Abhandlung: Scherr.
išû eli Hier ‚einen Anspruch (eine Forderung) gegen
jemand haben‘, ebenso II 40°, 5—7 (Nr. 71); II 46, 9 (Nr. 21);
ГУ Та, 31—32 (Nr. 14): minam e-li-ia ti-šú ‚was du gegen
mich hast‘. Vgl. auch C. Н. Kol. Пе 75 —III* 1: $um-ma a-ve-lum
e-li a-ve-lim šeam й kaspam i-šú-ma; ПІ» 18, 27. Im C.H.
kommt daneben auch die RA basü e-li ‚es lastet eine Schuld
auf jemand‘ so XIII 74 u. ö. Diese Bedeutung hat 158 eli
seltener. Vgl. BAP 124 (unten).
Z. 19. Daß das Ideogr. MU, nicht, wie Daiches AR 15
meint, ium, sondern nîš(u) zu lesen ist, beweisen die semitisch
geschriebenen Schwurformeln wie VIII 26°, 16—11. Auch in
späteren Texten kommt MU parallel neben пы vor, so Asb.
I 21: a-die MU iláni = VIII 45: a-die ni-is iláni. Vgl
HWB? 737. S. auch weiter.
Z. 23—26. In diesen Zeilen haben wir einen neuen
klassischen Beweis für die syntaktische Wichtigkeit der Par-
tikel ma, die Müller in seinem Werke: Die Gesetze Ham-
murabis, S. 252 ff. nachgewiesen hat. Wie sehr auf diese Par
tikel wie auch auf das 4t nicht bloß im Gesetzbuch, sondern
auch in den Urkunden geachtet werden muß, möge hier ge-
legentlich an drei Beispielen aus den BAP illustriert werden,
die Müller a. a. O. in seiner Richtigstellung der Meißnerschen
Übersetzungen nicht beachtet hat. Nr. 94, Z. 9—13 lauten:
9 U ma-ri d Bu-ni-ni-a-bi 19 й Hu-šú-tum aššat (?) ? Mar-
duk И l-ir-si-ma ? T Samak-a-bi-tu 13 a-hu-šú-nu ra-bu-um.
Meißner übersetzt: ,... und er soll sein ein Sohn des
Bunini-abi und der Hušutu, der Priesterin (?) des Marduk.
Sama&abitu ist ihr (21) ältester Bruder.‘
Richtig muß es aber heißen:
‚Auch wenn Bunini-abi und Husutum, die Mardukprie-
sterin (?), Kinder* haben sollten, bleibt Sama$-abitu ihr? ältester
Bruder.
Nr. 95, Z. 6—8: 6 u ma-ri “ Béltum twm.a-bi 7 й Ta-ra-
am-Ul-mas li-ir-Su-i-ma З T U-bar-'Šamaš-ma a-pil-šú-nu ra-
bu-um.
Meißner: ‚Er soll sein ein Sohn des Bélit-abi und der
Taram-Ulma&, Ubar-Samas ist ihr ältester Sohn.‘*
^ ma-ri = mûrê рі.! b Sc. der Kinder. * Leider bat Meißner
auch in AbR, S. 27 (1905!) dieselbe Übersetzung beibehalten.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 13
Es muß aber übersetzt werden:
‚Auch wenn Bälit-ali und Tarám-Ulmas Kinder* be-
kommen sollten, bleibt doch’ Ubar-Sama$ ihr ältester Sohn.‘
Nr. 96, Z. 18—19: 18 u ma-ri li-ir-ii-ma 1° it-ti ma-ri-àá
1-га-а2. |
Meißner: ‚Er soll sein Sohn sein und mit seinem Sohne
erben.‘
Ganz anders muß es richtig heißen:
‚Auch wenn er^ Kinder haben sollte, wird er mit seinen
Kindern teilen.‘
Unbeachtet hat aber Meißner in der Transkription die
zwei wichtigen Zeilen auf der Außenseite dieser Doppelurkunde
nach Z. 4 gelassen, die in der Kopie als Anmerkung gegeben
sind. Sie lauten: 1 a ma-ri Ib-ni-"Samas li-vi-li-id ? itti ma-
ri(?)-$u(?)* Arad-"Is-ha-ra i-z[a]-az. = ‚Auch wenn Ibni-
Šamaš Kinder zeugen sollte, wird Arad-I&bara mit seinen Kin-
dern erben.‘
Man sieht aus diesen wenigen Beispielen, welche syn-
taktische und juristische Bedeutung dem ù und ma auch in
den Vertrügen dieser Zeit zukommt.
7. 96—91. Die Phrase arnam emédu ist vom С. Н. Kol.
XIII* 22—23; XXVII 41—51 her bekannt. Die Bedeutung er-
gibt sich aus letzterer Stelle: "Sin... ar-nam kab-tam se-ri-zu
ra-bi-tam ša i-na zu-um-ri-šú la i-hal-li-ku li-mu-zu-ma == ‚Sin
. möge ihm eine schwere Strafe, seinen großen Zorn, der
von seinem Körper nicht weichen soll, auferlegen‘. Die RA
bedeutet also strikte ‚eine Strafe auflegen‘, nicht aber ‚die
Schuld beimessen‘, wie Winckler,® ‚die Schuld auferlegen‘
(Müller) oder ‚Unrecht auflegen‘, wie Meißner* übersetzt. Diese
Bedeutung ergibt sich auch notwendig aus dem $ 172*, wie
auch aus unserer Stelle, und paßt auch für die übrigen Stellen
* ma-ri — máré pl.! ^ ma! der Betonung. ° Бе. pater adoptans.
* Hier wie oben Nr. 94 und 95 deutet das @ in Zir(i)ma die hypo-
thetische Form an. Diese Bedeutung des lû ganz gleich hebr. 72 ist
bis jetzt nicht beachtet worden. Vgl. HWB?, wo diese Bedeutung nicht
registriert ist.
* So wird wohl nach Z. 19 zu lesen sein.
f Diese zwei Zeilen bilden das Pendant zu Z. 18—19 der Innenseite.
є ‚Gesetze Hammurabis‘ an den zitierten Stellen.
ù AS Ш, В. 26.
14 H. Abbandlung: Schorr.
in den Verträgen. So II 39, 9—10 (Nr. 10), II 45, 18 (Nr. 25);
II 47, 21 (Nr. 72). Daneben kommt VIII 24*, 7—8 (Nr. 42):
$e-ir-tam ... i-mi-du in derselben Bedeutung vor. II 45, 18
(Nr. 28) drüngt sich diese Auffassung direkt auf.
2. 27. Aus den Z. 26—27 ergibt sich, daß es sich um
die Freilassung eines Sklaven handelt, woraus dann die Be-
deutung von (рат) ullulu resultiert.
ma-ru a-vi-li ‚freie (Männer). Vgl. C. H. 8 203—204, die
Hauptstelle für die Erkenntnis der Gesellschaftsklassen jener
Zeit. Zu beachten ist hier im Kompositum die Pluralendung
des ersten Elementes (mär&) gegenüber bel-kubulli (Kol. IX* 41)
Zinsherrn* (pl.!), &ar-alim (III 70, XXIV* 19—80) ‚Stadtfürsten‘
(pl.).“ Allerdings kann таг avélim auch als einfacher stat. constr.
angesehen werden. Das Wort kommt sonst in den Vertrügen
dieser Zeit nicht vor. Nur einmal kommt a-ve-li-e vor (CT IV
29*, Z. 6), doch in einem mir unklaren Zusammenhange. Auch
auf den Begriff muskénu bin ich nur einmal in den Rechts-
urkunden gestoßen, leider ebenfalls in einem nicht ganz ver-
stándlichen Texte: VIII 1°, Z.T: ina mwus-ki-nu(!) in-na-
та (?)-ša(?). Jedenfalls ist die phonetische Schreibung, die
Zimmern bekanntlich aus CT XII 16, 42 für das in CH aus-
schließlich angewandte Ideogramm zuerst eruiert hat, zu notieren.
4. 46—47. Diese zwei Zeilen sind wohl als Randbemer-
kung anzusehen und besagen: Die Kontrahenten haben etwaige
frühere Urkunden, welche mit der vorliegenden in Wider
spruch waren, gesetzmäßig zerstört. — Zum Gebrauch von
istu im Sinne ‚gemäß [dem Gesetze]! vgl. Nr. 85: istu Rim-
Sin. In derselben Bedeutung kommt auch varki vor, so VI 42»,
16—17; VIII 35», 8. Vgl. AS III 26 und Anm. 3 ibid.
Nr. 9. II 33 (Bu. 91—368).
Freilassungs- und Ehevertrag.
1 Y А-па-й Aja-uz-ni 9 märat ! Ana-Aja-uzni ist die Toch-
Sa-li-ma-tum ter der Salimatum.
* Vgl. Ungnad, ZA XVII, 8. 362; XVIII, S. 11. — Auch im 6 7 des С.Н.
ist már avélim gegen die allgemein übliche Auffassung ‚freier Mann‘ zu
übersetzen.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 15
3 T Sa-li-ma-tum * ù-li-il-ši- | Nachdem Salimatum sie
та З ana ds-Sü-tim ° й mu- | freigegeben hatte, hat sie ° zur
tu-tim Т а-па Be-el-áü-nu 8 тат | Ehe und Gemahlschaft dem
Ne-me-lum i-di-si Béláunu, dem Sohne des Néme-
lum, sie gegeben.
9 A-na-"Aja-uz-ni 19 el-li-it Ana-Aja-uzni 19 ist frei.
ma-ma-an 11 mi-im-ma e-li А- | Niemand soll etwas gegen Апа-
na-"Aja-uz-ni !* ú-la i-šú | Aja-uzni anhaben.
13 nis аата “Marduk | Bei Šamaš, Marduk und
Ч й Su-mu-la-ilum 15 $4 a-và-at | Sumulailu [schwur sie], ob sie
duppim an-ni-im 16 à-na-ka-ru. | die Worte dieser Tafel ver-
| ändern wird.
16 Zeugen.
1 рав Li-bi-it-Itar 1 pân Bur-Nu-nu Y? рап WMAR-TU-ba-ni ® pän
"Rammän-ri-me-ni ^ рап Ni-da-du-um ?% рап "Samas-e-mu-ki %3 рдп Im-gur-
ru-um 24 рап Sin-i-ki-iá-am 15 рап Be-li-zu(?)-nu ** рдп "Aja-si-ti * pân La-
ma-zi %% pân Hu-na-bi-ia 29 pán Be-ta-ni ® pân Amat-"Samas ® рап Na-ab-
ritum 3? pân Sá-at-*Aja.
Diese Urkunde hat Meißner AbR, S. 24 und AS III,
8.46 publiziert. Eine Übersetzung und Erklärung derselben
wie auch einiger anderen, habe ich vorher bereits in meiner
polnischen Abhandlung* über die Hammurabi-Zeit geboten.
Inhalt: Die Sklavin wird freigelassen durch Adoption.
Gleichzeitig wird sie von ihrer Adoptivmutter verheiratet.
Z. 1--3. Zur Bedeutung der ersten zwei Zeilen vgl.
Anm, zu Nr. 1.
Z. 5—6. апа áš-šú-tim й mu-tu-tim, wörtl. ‚zur Weib-
schaft und Mannschaft‘. Es ist dies ein konkretes Kompositum
für den Ausdruck des Abstraktbegriffes ‚Ehe‘, eine Art èv ZA
tu» wie nadánu й mahäru ‚geben und nehmen‘ = ‚Handel‘.
el D. H. Müller, Semitica, I. Ней, S. 17, Anm. 1.
Z. 8. idi si = idišši = idin-si.
Z. 13—14. Die Formel ist abgekürzt. Das Verbum des
Schwures IN.PÁ. fehlt, wie in einigen anderen Urkunden.
* Paistwo i spoleezeüstwo babiloüskie w okresie t. zw. dynastyi Hamura-
biego (Kwartalnik historyezny, Bd. XIX, S. 561).
18 IL Abhandlung: Schorr,
solche Ausnahmen zitiert werden. Vgl. auch CT II 19, ?9:
a-ve-lum Sippar^.
Z. 13. 5a-qu-tu = ‚Priesterwürde‘, kommt später öfter vor.
2.16. Zu-ma-ilum. Es ist wohl eine Variante neben den
anderen verschiedenen Schreibungen dieses Kónigsnamens. Vgl.
Lindl BA IV, S. 357 ff. Ranke hat in seinem BPN (5. 42,
Anm. 1) diese Urkunde betreffs der Eigennamen ausgeschaltet,
weil es ihm wegen des undeutlichen Kónigsnamens zweifelhaft
schien, ob sie überhaupt der Zeit der I. babylonischen Dynastie
zuzurechnen ist. Allein ein Vergleich des Schriftcharakters dieser
Urkunde mit dem der übrigen aus der Zeit Sumu-lailums läßt
keinen Moment daran zweifeln, daß dieselbe aus der Zeit Su-
mu-ailums herrührt, somit Zu-ma-ilum == Sumu-lailum ist. Viel.
leicht ist einfach das [а ausgefallen. Vgl. auch Pick OLZ IX,
S. 104. Über die verschiedenen Erklärungen des Namens vgl.
Daiches AR, S. 16—17. Ich schließe mich der Lesung Daiches
an, der Sumu-lailum (d. i. lailum) liest, ohne aber für das zweite
Element eine Erklärung geben zu können.
Da in dem Schwurvermerk Z, 15—17 nur der Gott Ša-
maš, nicht aber auch Marduk wie in anderen Urkunden aus
der Zeit dieses Königs genannt ist, wird man mit Lind!
BA IV 360 unsere Urkunde in die Zeit vor dem 5. Regierungs
jahre Sumu-lailus zu setzen haben.
Nr.4. CT VIII 28* (Bu. 91— 2186).
Adoptionsprozef.
1 Duppum а-па bitim Ad ! Urkunde in Sachen eines
dárim* es(?)-Si-im ? šá Ma- | Hauses an der neuen Maueri?),
nu-tum тата Ab-di-ra-ah [Besitztums] der Manutum, der
Tochter des Abdıirah.
з Т Ha-ma-zi-ru-um тата Nachdem Hamazirum, die
A-bi-ha-ar * а-па Manu-tum | Tochter des Abibar, gegen Ma-
[mär]Jat® Ab-di-ra-ah 5 ir-gu- | nutum, die Tochter des Abdi-
um-ma | rab, ° geklagt hatte;
* BÁD. b /ТОВЈ. SAL.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 19
da-ia-nu ina bit "Šamaš |
ê а-па miis tilim Ma-nu-tum
! {-йї-пи-п@ ni-i$ "Aja 9 be-
eL [ti ?]-&á. Ma-nu-tum iz-ku-ur-
ma
° ru-gu-[me]-e*-$d | i-zu-üh
10 à-L [a] i-ta-ar-ma "На
ma-zi-ru-um а-па bitim 1® ap-
lu-tim bu-se-$á 13 й và-ar-ka-
над 14 šá Ma-nu-tum ma-la
i-ba-ás-iu-u 15 15% bi-e a-di
hurdsim 1° аа e-ra-ga-am
17 nis ''Samas й Aja "Мат-
duk 18 à Su-mu-la-ilum it-
ma
19 di-in bit “Šamaš 29Ї Пи-
sü-ba-ni ?! таг Tukulti*-ka(?)-
ilum (2) 33 Y Is-me d Rammán(?)
33 mår E.la-li-và*- kar.
34 ріп I-din-? NIN-SAH (?) % mûr Ilu-ma 38
die Richter im Tempel des
Šamaš die Manutum bei Gott
hatten schwören lassen; Ma-
nutum (auch) den Schwur bei
Aja, ihrer Her[rin] geleistet
hatte,
hat sie ihre* Ansprüche
hinfällig gemacht.
10 Indem sie [das Urteil]
nicht anficht,° wird Hamazirum
| wegen des Hauses, der Adop-
tion, des Besitztums und Nach-
lasses der Manutum, soviel vor-
handen ist, ! vom Munde bis
zum Golde, nicht klagen.
Bei Šamaš und Aja, Mar-
duk und Sumu-lailu hat sie
geschworen.
Urteil des Sama&tempels.
2 Richter, 3 Beisitzer.
aŠamaš-idinnam! (?)
7 mår 9 Sin-i-din-nam (?) 29 pän "Istar-ummum® € 29 márat (?) A-ab-ba-(bum h bem
% dupi£arrum (?).
Da die Prozeßurkunden ziemlich häufig sich vorfinden,
kann man auch das Schema derselben genau feststellen. Es
ist selbstverständlich, weil durch die Natur des Prozesses ge-
geben, daf das allgemeine Schema nur jene formale Seite
betreffen kann, die jeder Prozefurkunde als solcher zukommt,
* Die Spuren von e sind noch sichtbar. Vgl. das vierte Zeichen Z. 15.
b KU (?).
* Die vier Silben sind nach der Kopie fraglich.
* Sc. der Klügerin.
* Bc. in Zukunft. Ebenso in allen Vertrags- und Prozeß-Schlußklauseln.
f MA. AN (?). SUM (?). є DAMAL"“. ь DUG.
E
20 П. Abhandlung: Bchorr.
daß aber im übrigen das Schema variiert, je nach dem kon-
kreten Prozeßmotiv und der Art des Prozeßverfahrens.
Als allgemein gültiges Schema sind nun folgende Punkte
zu betrachten:
1. Rubrum, enthaltend Prozeßobjekt resp. Prozeßmotiv,
eingeleitet gewöhnlich durch ana oder assum.
. Name des Klägers und Angeklagten. Klage.*
. Urteil.
. Vermerk über Unzulüssigkeit der Urteilsanfechtung.'
. Schwur des Verurteilten.
. Richter und Zeugen (Beisitzer); Datum.
Oft werden wir aber auch über die Art der Untersuchung,
resp. des Prozeßverfahrens unterrichtet, wie auch über andere
Klauseln, welche sich auf die Sicherung der Rechtskraft des
Urteils beziehen. Ich lasse hier zur Übersicht das Schema
aller ProzeBurkunden in Stichworten folgen, welche den ganzen
Inhalt jeder Urkunde berücksichtigen:
Nr. 4: Rubrum. — Klage. — Schwur des Geklagten. — Zu-
rückweisung des Anklügers. — Anfechtung. — Schwur-
с O' фо t
Nr.5: Rubrum. — Klage. — Urteil: Zurückweisung der
Klage. — Anfechtung. — Schwur.
Nr. 8: Rubrum. — Klage. — Urteil: Zurückweisung der
Klage. — Anfechtung. — Schwur.
Nr. 9: Klage. — Urteil: Zurückweisung (Schema abgekürzt).
Nr. 10: Rubrum. — Klage. — Urteil: Strafe über den Klüger?
— Schriftliche Verpflichtung des Verurteilten,
nicht zu klagen." — Anfechtung. — Schwur.
Nr. 15: Klage (1. Kläger, 2. Angeklagter — Objekt [assum]
— Urteil: Schwur des Angeklagten. — Ausgleich. —
* Über die verschiedenen technischen Ausdrücke für den Begriff der
Klage vgl. Anm. zu Nr. 21, Z. 11.
b Vgl. Anm. zu Z. 10—16. Ich bezeichne weiter diesen Punkt kurz: An
fechtung*.
* Sc. des Verurteilten. Punkt 6 (Richter, Beisitzer, Datum), der überall
vorkommt, notiere ich nicht.
4 Doch wird die Art der Strafe nicht angegeben.
* Technischer Ausdruck: duppi lá ragämi,
f Die Reihenfolge weicht vom Schema ab.
є Der Angeklagte scheint den Schwur verweigert zu haben. Vgl. Anm.
zu Nr. 15.
Nr.
Nr.
Nr.
. 26:
. 28:
. 98:
‚41:
85
Altbabylonische Rechtsurkunden. 21
Anfechtung. — Vermerk über Auftauchen der
Besitzurkunde. — Schwur beider Parteien.
: Rubrum. — Klage. — Schwurauflage für den An-
geklagten. — Ausgleich* und dessen Inhalt. — An-
fechtung. — Schwur beider Parteien.
: Klage (— Nr. 15). — Urteil: Sehwur des Angeklagten.
— Zurückweisung der Klage. — Schriftliche Ver-
pflichtung (= Nr. 10). — Anfechtung. — Schwur.
2: Rubrum. — Klagemotiv. — Klage. — Urteil: (Auf-
hebung der Adoption). — Klausel über Auftauchen
der Adoptionsurkunde. — Schwur.
: Rubrum. — Klage. — Urteil: Strafe des Stirnmarkens.
— Schriftliche Verpflichtung (= Nr. 10). — Anfechtung.
— Schwur.
Klage. — Urteil. — Schriftliche Verpflichtung (=
Nr. 10). — Schwur.
Rubrum. — Klage. — Untersuchung. — Urteil: Er-
satz und Mutwillenstrafe über Kläger. — Anfechtung.
— Sehwur.
Rubrum. — Klage. — Urteil: Vernichtung der An-
spruchsurkunde. — Anfechtung.* — Schwur.
Klage: (Angeklagter — Objekt (асс.!) — Kläger). —
Urteil: Zurückweisung der Klage. — Anfechtung. —
Schwur.
: Rubrum. — Urteil: Strafe über Klüger. — Anfechtung.
— Schwur.
: Rubrum. — Klage. — Geklagter legt Rechnung vor.
— Ausgleich. — Anfechtung.
: Rubrum. — Klage. — Aussage der Kläger. — Zeugen-
verhör. — Urteil: Strafe über den Richter (?) [Zu-
rückweisung der Klage]. — Anfechtung. — Klausel
für den Fall der Anfechtung.
(BAP Nr. 43): I: Rubram. — Klage. — Schwur des
Geklagten. — Urteil: Zurückweisung der Klage.
* Vgl. Anm. zu Nr. 16.
è Inhalt des Urteils nicht angegeben.
* Form der Klausel abweichend vom Schema.
29 II. Abhandlung: Schorr.
Nr. 85 II: Klage. — Zeugenverhör. — Urteil: Zurück мег
sung des Klägers. — Anfechtung.
BAP, Nr. 100: Klage. — Schwur der Angeklagten. — Urteil:
Abweisung der Klage. — Aufechtung. — Schwur.
Es ist in den Prozeßurkunden dieser Zeit oft nicht leicht
zu konstatieren, ob es sich um Adoption, Erbschaft, Schenkung
oder Eigentumsrecht überhaupt handelt, weil nicht immer der
Forderungstitel des Klügers angegeben wird.
Auch in unserer Urkunde kónnte man allerlei vermuten,
weil das Verwandtschaftsverhültnis der Prozeßparteien nicht
angegeben wird. Allein Z. 11—15, besonders aber Z. 12: ap-
lu-tim weist darauf hin, daß es sich um Adoption handelt.
Allerdings würde auch das Vorkommen von aplätu den
Charakter des Prozesses nicht entscheiden, denn dieses Wort
kommt in doppelter Bedeutung im C. H. sowohl, wie auch in
den Urkunden vor, und zwar:
1. Sohnesanteil, resp. Kindesanteil, weil derselbe Aus-
druck auch auf das Erbrecht der Tochter angewendet wird.
Vgl. C. H. ХУ», 18, 69—10; ХҮІ, 87—90 usw., ferner in den
Urkunden II 41°, Z. 31 (Nr. 30): ap-lu(!)-za i-na-di-in ‚ihren
Kindesanteil darf sie verschenken‘; IV І», 21: ap-lu-za i-na-
di-in (in derselben Bedeutung).
2. Sohnschaft, Adoption. Vgl. С. H. ХП» 19, 23, 35,
und in den Urkunden II 31, 1—3, 13, 17 (Nr. 22); II 40° 3
(Nr. 40): ap-lu-tam i-di-in ‚die Kindschaft hat er verliehen‘;
VI 47* 15—16: a-šá-ar täb-bu-Si-im ap-lu-za i-na-di-in ‚wo es
ihr gefällt, kann sie ihre Adoption verleihen‘.
Die sichere Handhabe für die Bestimmung der Prozeß-
gattung unserer Urkunde sowohl, wie auch ähnlicher analogen,
bieten die Z. 11—16 im Zusammenhang betrachtet. Die Klä-
gerin hat keinen Anspruch auf das aplütu, busü й varkäte,
d. h. auf die Kindschaft, das Barvermögen und das Erbe (Nach-
laß) der Geklagten. Diese drei" erwähnten Begriffe bilden ein
stehendes juristisches Schema in den Adoptionsurkunden. Vgl.
УГ 47°, Z. 1—4: 1 а-па eklim Ийт epsim ? astapirim ° bu-
$е-54 và-ar-ka-t[if-sd * ap-lu-ti-šá ... Somit wird auch hier
a Im Gesetzbuch kommt daneben marütum = ‚Adoption, Kindschaft‘, so
in den 88 185 ff, vor.
^ Manchmal stehen nur die zwei letzteren, wie VIII 25%, Z. 25.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 23
die Adoptionsfrage die Grundlage des Prozesses gebildet haben.
Die Sachlage wird daher folgende gewesen sein: Die Klägerin
erhebt Anspruch auf das Haus der Geklagten, vermutlich auf
Grund einer angeblichen Adoption. Da keine schriftliche Ur-
kunde vorhanden ist, legen die Richter der Geklagten einen
Schwur auf, worauf dann die Klägerin abgewiesen wird.
Es ist natürlich verfehlt, wenn Meißner AS, III 27—28
einen ähnlichen Prozeß, in dem deutlich die Adoption das
Prozeßmotiv bildet (VIII 12%), in Zusammenhang mit $ 3—4
des Gesetzbuches bringen will und daraus Schlüsse zieht für
das Verhältnis der Gesetzestheorie zur Praxis. Denn das Er-
heben einer unbegründeten Klage ist noch lange nicht mit fal-
schem Zeugnis identisch, wie D. Н. Müller* mit Recht gegen
Meißner betont. Ähnlich verhält es sich im Prozeß CT II 47
(Nr. 72), wo wir es auch nicht mit Zeugen, sondern mit Privat-
klägern zu tun haben. Nur in einem einzigen Falle wird dem
Kläger in einer Zivilsache (wegen eines Hauses) die Strafe des
Stirnmarkens" auferlegt — die einzige Prozeßurkunde übrigens,
in der die Strafe spezifiziert ist — wahrscheinlich, weil sich
die Klage nicht bloß als ungenügend begründet, sondern auch
als mutwillig erwiesen hat. Ebenso wird auch II 45, 16—18
(Nr. 28) zu verstehen sein. S. weiter unten.
Zu bemerken ist noch sachlich, daß in der Regel im Pro-
zeß der Schwur dem Angeklagten auferlegt wird, so außer
unserem Falle noch II 46 (Nr. 21); VI 33° (Nr. 15); VIII 12°
— AS, III 28. Der Schwur wird wie bei den Zivilvertrügen,
so auch in den Prozessen gewöhnlich bei den Hauptgöttern
Sama&, Aja, Marduk und dem König geleistet, doch hie und
da bloß beim Namen des Königs, so IV 23», 6; VIII 40», 10
(Nr. 31); VIII 50*, 12.
Z. 1—2. Diese zwei Zeilen fasse ich nach einem rich-
tigen Vorschlag Prof. Müllers als Rubrum auf; ebenso in allen
* Semitica: Sprach- und rechtsvergleichende Studien I, S. 21 (Sitzungsber.
der Wiener Akademie, Bd. 153, III. Abh.).
b Oder nach meiner Auffassung: des Haarabschneidens zum Zeichen der
Schande. Vgl. WZKM XVIII, 234 und A. Büchler: Das Schneiden des
Haares als Strafe der Ehebrecher bei den Semiten (WZKM XIX, 8. 91ff.).
Die Ausführungen Büchlers bestütigen vom ethnologischen Gesichtspunkt
die Richtigkeit meiner Interpretation in den $8 127, 226—227.
24 И. Abhandlung: Schorr.
Prozeßurkunden, die mit ana oder aššum beginnen. Den Be-
weis für die Richtigkeit dieser Auffassung bietet das Schema
überhaupt, ganz besonders aber IV 47*, 1—6 (Nr. 16), wo in
7.6 das Prozeßobjekt nochmals aufgenommen wird.
dûrim es(?)-Si-im. Ich habe übersetzt ‚an der neuen
Mauer‘. Möglich ist auch, daß Där-es5u eine Ortschaft war;
das Fehlen des Ortsdeterminativs darf nicht auffallen, weil dies
häufig der Fall ist.
Z. 5. da-ia-nu. Wie im C. H. lautet auch in den Ur-
kunden der Plural: 4аїапй. Vgl. Würterverzeichnis s. v.
Z. 6. ana nis ilim nadänu wörtl. zum Schwur bei Gott
bestimmen‘, kommt öfter als juristischer Terminus vor. Vgl.
УТ 33°, 10—11 (Nr. 15); ВАР, Nr. 100, 9.
7. 1—9. Die RA: nis ilim zakáru ‚bei Gott schwören‘
ist aus dem C. H. IX 11—12 u. 5. bekannt, ebenso rugummiü
‚Anspruch‘ C. H. VI 18 п. 0.
Z. 10—16. à-la i-ta-ar-ma ... à-la e-ra-ga-am. — Diese
stereotype, auch aus den neubabylonischen Rechtsurkunden ge-
läufige Formel bedarf einer genauen Erklärung, wenn sie sach-
lich richtig verstanden werden soll. Zunächst muß festgestellt
werden, in welchen Urkundenarten diese Formel vorkommt:
a) In Prozeßakten fast ausnahmslos.*
b) In Zivilverträgen nur in gewissen Gattungen, und
zwar: beim Kauf (BAP Nr. 35, 18—21), Tausch VIII 22*
(Nr. 37), BAP Nr. 49; Sozietütauflósung BAP Nr. 78, 79;
Erbteilung IV 46° (Nr. 36), BAP 107, Depositrücknahme
BAP Nr.27. Jedoch kommt in all diesen Gruppen in der
Regel die kürzere Formel: ul irágam vor, wofür keine Bei-
spiele nótig sind.
c) Bei Darlehen, Miete (sowohl Personen- wie Sachen-
miete) Ehe, Adoption fehlt die Formel überhaupt.
Die juristische Bedeutung der Formel ist im allgemeinen
klar: Sie besagt, daß die im Vertrag enthaltene Rechtshandlung
(resp. das Rechtsurteil) in Wirkung tritt und als solche nicht
angefochten werden darf. Es ist darum zum Teile verstündlich,
warum sie in der Gruppe c) nicht vorkommt.
* Sie fehlt: II 31 (Nr. 22); VI 49° (Nr. 26). Nur ragämu VIII 43* (Nr. 38)
in hypothetischer Form.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 25
Was bedeutet aber in dieser Formel der erste Teil: ul
Нат? Die Frage ist nicht ohne Belang, zumal für die Prozeß-
urkunden, wie wir gleich sehen werden. Geht man von der
wörtlichen Bedeutung aus, so heißt das: Er wird nicht ,um-
kehren, sich umwenden‘, was juristisch ‚Einwendungsklage er-
heben‘ bedeuten mag,* oder ‚Ungültigkeitsklage erheben‘ (Meiß-
ner). In diesem Falle besagt aber itär dasselbe was iragam
und es ist bei der Prägnanz der juristischen Terminologie zu
dieser Zeit kaum anzunehmen, daß für denselben Begriff zwei
Worte hätten verwendet werden sollen. Nun scheinen mir drei
Stellen ein gewisses Licht auf die Bedeutung von täru zu
werfen:
VIII 38°, 9—10: li-mu-un "Šamaš й An-ma-ni-la #4 а-па
a-và-ti-34. T-tu-ru.
ВАР Nr. 35, 22—24: nii “Šamaš à Im-me-ru-um it-
тий 3d а-па a-và-ti-šú-nu i-tu-ru.
AUS, Nr. 48 (Sipp. 56), 12—14: (пів...) й An-ma-ni-la
id a-na(!) a-và-ti-$u i-tu-ru.
Diese drei Stellen lassen es als sehr plausibel erscheinen,
daß der Ausdruck täru in den Urkunden eine Abkürzung"
aus: ana aváti$u táru, d.h. wörtlich ‚zu seinen (oder wegen
seiner) Worten zurückkehren‘, ‚die Worte rückgängig, ungültig
machen‘, ‚den Inhalt anfechten‘.
Die ganze Formel ist daher zu übersetzen: ‚Indem er
nieht [den Inhalt] anficht,^ wird er nicht klagen‘. Diese Formel
paßt sowohl für die Zivilverträge, wie auch für die Gerichts-
urtelle. Es ist daher in Verträgen zu übersetzen: ‚er wird
(den Vertrag] nicht anfechten‘, in Prozeßurkunden: ‚er wird
(das Urteil] nicht anfechten‘. Nun fragt sich aber: wie ist die
Formel in den Gerichtsurteilen strikte zu verstehen? Besagt
sie, daß der Verurteilte nicht ein zweites Mal klagen soll in
derselben Sache vor demselben? Gerichtshofe, oder daß er
* So Peiser: U III D (passim).
b Abgekürzte Redensarten kommen auch sonst vor, besonders bei der
Schwurformel. Vgl. z. B. II 31 (Nr. 22), Z. 20—21 u. 5.
* Daß diese Klausel sich auf die Zukunft bezieht, auch in Prozeßakten,
beweist VIII 6», 21—93: UKUR.SU (= апа таёта) ú-ul i-ta-ar-ma
. d-ul i-ra-gu-mu (in einem Gerichtsurteil). Ebenso ГУ 47%, 25—26
(Nr. 16).
* Oder: einem anderen.
96 И, Abbandlung: Schorr.
keinen Rekurs, vor einer höheren Instanz also, einlegen
dürfe, umsomehr als in dem Worte täru der Begriff des Re-
kurrierens auf den ersten Blick zu liegen scheint? Nach obiger
Darlegung der prägnanten Bedeutung von täru ist aber letztere
Annahme ausgeschlossen.
Wenn es daher in einigen Prozeßurkunden, wie BAP,
Nr. 80, 2; II 46, 10 (Nr. 21); II 45, 6—7 (Nr. 28) in der Ein-
leitungsformel gegen das übliche Schema heißt: itr irgum,
so wird man daraus nicht schließen dürfen, daß es sich um
einen Appellationsprozeß handelt, sondern vielmehr um die
Anfechtung einer zivilen Rechtshandlung, so BAP Nr. 80; II
45, (Nr. 25), oder um eine zweite Klage in derselben Sache,
so II 46 (Nr. 21).
Ganz besonders geht das aus ВАР, Nr. 43* (Nr. 85) her-
vor, wo es in einem zweiten Prozeß in derselben Sache, aber
von einem anderen Kläger heißt: Z. 15—11: itûr о... ipkur-
ma. Dort ist die Bedeutung ‚er hat rekurriert‘ ganz aus-
geschlossen und es drängt sich der Sinn auf: ‚er hat [das
Urteil] angefochten‘.
Z. 13. vü-ar-ka-ti-8a 34 Ma-nu-tum. Bemerkenswert ist
die syntaktische Verbindung, ganz wie im Aramäischen und
Athiopischen.
Z. 14. ma-la i-ba-ds-sü-G. Das u am Ende des Verbums
sowohl in attributiven wie auch konjunktionalen Relativsützen
wird in den Urkunden konsequent beobachtet. Vgl. ГУ 7», 30
(Nr. 14); VIII 28», 7 (Nr. 5); VIII 25*, 11—18 (Nr. 18); II 45,
16 (Nr. 28); VIII 12°, 5—7 (Nr. 29); VIII Те, 24 (Nr. 55);
VIII 364, 5 (Nr. 58); II 8, 24 (Nr. 64). Die einzige mir be-
kannte Ausnahme ist II 41», 12—14 (Nr. 30): ға... id-di-in.
7. 15. Was die Phrase ‚vom Munde bis zum Golde‘ be
deutet, ist unklar. Man erwartet etwa den Sinn: ‚vom Ge
ringsten bis zum Kostbarsten‘. Meißners Vermutung АБК,
8.18, Anm. 1 ‚von der mündlichen Besprechung bis zur Ве
zahlung‘ paßt nicht für den Kontext in den Prozeßurkunden.
Z. 16. е-та-да-ат = irdgam. Vgl. ЇЇ 37, 24: dla ета
ga-mu.
a = КВ IV 22.
Althabylonische Rechtsurkunden, 27
7. 18. й-та. So lautet in der Regel рі. fem. Impf. Vgl.
П 50, 26 (Nr. 8): it-ma; VIII 22%, 16 (Nr. 37): it-ma-a. Aber
auch sing. masc. lautet: it-ma, зо IV 33°, 17 (Nr. 17); II 46,
19 (Nr. 21). Da aber bekanntlich in dieser Zeit in der III. sing.
die Maskulin- und Femininform nicht unterschieden werden,
so kann man auch hier it-ma ‚sie hat geschworen‘ wiedergeben,
was auch sachlich richtiger ist. Nur die Klägerin allein wird
wohl geschworen haben, daß sie keine weiteren Ansprüche hat.
7. 19. Der Tempel ist zugleich Sitz des Gerichtshofes.
ОЬ aber die Richter nur aus Priestern bestehen, ist kaum an-
zunehmen. Bemerkenswert ist Z. 23—30 eine Frau als Ge-
richtssekretär. Sie war wohl Priesterin.
Die Urkunde ist nicht datiert, doch kann man, nachdem
im Sehwurvermerk der Gott Marduk erwähnt ist, dieselbe aus
der Zeit nach dem 5. Regierungsjahre des Sumulailum datieren.
Vgl. ВА IV 360.
Nr.5. CT VIII 28^ (Bu. 91—327).
Erbschafts(?)prozeß.
! Dub-bi la ra-ga-mi-im ! Urkunde, daß nicht [Ein-
wendungs]klage erhoben wird.
2 $d 1 GAN eklim #4 e-bi- [In Sachen] von 1 GAN
ir-tim ? 1 SAR bitim (?) ita
$4 ahátsa(?)* * märüsa й та-
rfätesa] 9 astapirum* 6 ekil-
54 (1) й ema-ti-[5a?] ° ma-la
80-0 й е-[та-а5-#4-1] 9 1 946.
vardum A-bu-um-ba-ni vi-li-[id
bi-tJi-šd 9 1 5A2amtum Šamaš-
Feld am jenseitigen Ufer, 1 ЗАВ
Haus(?) neben dem ihrer Schwe-
ster, ihrer Söhne und Töchter,
5 wegen des Hausgesindes,
ihres (!) Feldes und ihrer Mo-
bilien, soviel sie besitzt und
erwerben wird, des Sklaven
пи-ті $4 i-na ra-ma-[ni]-iá (2) | Abum-bäni, ihres Hausgebor-
" T Be-li-tum i-šá-mu-ši И 1 | nen, der Sklavin Šamaš-nůri,
м HAD . AU :. GU 2 й ka-na- | welche 19 Bélitum aus eigenem
áš-ra(?) ? à [mu]-ta-bi-il-tum | gekauft hat, wegen eines stei-
* ММ (?).А.ХІ.
^ SAG.AMAT.ZUN à SAG.[NITA.ZUN].
© So sind diese zwei Zeichen nach VIII 345, 2. 9 sicher zu lesen.
28
13 $4 ina kw-nu-uk-ki-&á šá- |
at-ru
Y Etil-pi-"Samas Ibi (!)-
Sin 15 Ї "бата$-ВедаЙит й
Be-lum mûrû Nu-ür-"Samas
16 а-па Be-li-tum ir-gu-mu-ma
U da-ia-nu i-na bit Šamaš
18 fr Ju-gu-ve (?)-Sü-nu i-zu-hu
19 йа Ctu-ur-ru-ma 29 a-
na Be-li-tum ü-la i-ra-ga-am
21 nis "Samas à "Aja nis
"бата$ 3? à Su-mu-la-ilum
itmü
23 di.in bit "Samas
*4 1 A.ve-lum mûr Bur-"Sin
25 Y sSín-i-di-[in] таг I-bi-"Sin
"i lum-na-si-ir már Nu-ür-É.a
эту LDUSNIN.SAH 38 таг Pi-
3d-"!Samas "T llSin-a-bu-$ü
ra-bé-su (Ф) 3° таг Ki-nam-ilí
31 | "[itar-ummi* ?? märat Á-
ab-ba-táb*-bu-um dupsarrum(?)
зз daianá bit "Šamaš.
IL Abhandlung: Schorr.
nernen...und 2...‘ und wegen
der beweglichen Sachen, wel-
che in ihrer Urkunde ver-
zeichnet sind.
Nachdem Etil- pî- Šamaš,
Ibi-Sin 15 Šamaš-hegallum und
Bêlum, die Söhne des Nûr-
Šamaš, gegen Belitum geklagt
hatten,
haben die Richter im Ša-
ma&tempel ihre Klage abge
wiesen.
Indem sie [das Urteil] nicht
anfechten, werden sie ?? gegen
Bélitum nicht klagen.
Bei Samas und Aja, bei
Šamaš (sic) und Sumulailum
haben sie geschworen.
Urteil des Samaitempels.
6 Richter (darunter 1 Frau).
33 Richter des Samastempels.
Die Grundlage dieses Prozesses läßt sich mit Wahrschein-
lichkeit aus den Z. 10—13 bestimmen.
Die Kläger scheinen
das Eigentumsrecht der Bélitum betreffs der aufgezählten Dinge,
trotzdem sie ihre Kaufurkunde vorgezeigt hatte, angefochten
zu haben.
* DAMAL.MU,
Die Worte Z. 9: ina ramänisa deuten darauf hin,
d Das Zeichen ni ist aus бі = DUG verschrieben.
* Es sind Geräte, wie das Determinativ zeigt.
4 Se, der Bélitum.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 29
daß die Kläger ein Anteilsrecht an den gekauften Sachen
beansprucht haben. Auf Grund welchen Titels? Der Name
des Vaters der Bélitum wird nicht genannt, daher scheint es
mir möglich, daß sie die Schwester der Kläger ist und daß
es sich um eine Erbschaft handelt. Es ist leider ein Mangel
in unseren Prozeßurkunden — wie das schon Meißner* her-
vorgehoben hat — daß das Urteil fast niemals motiviert wird.
Das erschwert oft die nähere Bestimmungsmöglichkeit der ganz
allgemein und schematisch abgefaßten Urteile.
Z. 1. Фиррі la ragämim. Zu beachten ist die nur dem
Aramäischen eigentümliche Konstruktion. Vgl. II 39, 11 (Nr. 10):
ku-nu-kam $á la ra-ga-mi. Ganz ähnlich heißt es Dan. VI 9:
mm xb “т капо DÉEN,
Z. 6. e-na-ti-3a. Ist enáti = unáti ‚Hausgeräte, Mobilien‘,
vgl. C. H. XIV 50: d-ni-a-tim? — oder ist nach НУУВ?, 5. 13"
‚Diamanten‘ (enäte) zu übersetzen? Ersteres scheint mir wegen
des Zusammenhanges wahrscheinlicher.
Z. 8. Die Ergänzung ist wohl richtig. vilid bitim =
hebr. ma vb Gen. XIV 14; ХҮП 12—13; Lev. XXII 11;
Jer. II 14, gewöhnlich im Gegensatz zum gekauften Sklaven,
wie hier ebenfalls.
Z. 9. ina ramänisa ‚sie selbst‘, d. В. auf eigene Kosten,
vgl. C. H. XIX 90—91 ($ 232): ina makkur ramänisu.
Z. 10. i-šá-mu-ši. Sämu-isam (impf.) = ‚kaufen‘. So lautet
das Imperfekt in der Bedeutung ‚kaufen‘ ausnahmslos im
Gesetzbuch sowohl, wie in den Urkunden, auch in den neu-
babylonischen. Es ist daher mit Ungnad* von Séámu-isàm
‚festsetzen, bestimmen‘ zu trennen. Vgl. Mischn. ow ‚schätzen,
den Preis bestimmen‘ gegenüber mw ‚machen‘, worauf mich
Prof. Müller aufmerksam macht.
Das überhüngende м, das hier regelrecht nach šá steht,
kommt auch in Relativsützen ohne Relativpartikel vor, so IV 7*,
30 (Nr. 14): asar Elia tábu, VI 48*, 23—24 (Nr. 11): sattum
Apil-Sin ... i-ru-bu; VIII 364, 5 (Nr. 58): ka-ni-kam i-zi-
* ВАР, 5.6; AbR 5.
è Vgl. ВАР 93, Anm. 1.
° ZA XVII, В. 360, Anm. 2 (НУУВ?, S. 1053 wird unrichtig auf S. 300,
Anm. 1 verwiesen).
30 П. Abhandlung: BSehorr.
bu-ma; II 8, 16—17 (Nr. 64): ina бт ebürim eklam i-&d-ad-
da-duma (sing.!) = VIII 10°, 12—13 (Nr. 63).
Z. 11. Die Bedeutung dieser zwei Geräte ist mir nicht
bekannt. Vielleicht ist das zweite Wort auch ideographisch
zu lesen.
Z. 12. Ich habe die erste Silbe ergänzt, weil muttabil-
tum (1? part. fem.) als ‚Hausgerät, Mobilien‘ bekannt ist. Viel-
leicht ist unátu hinzuzudenken, vgl. Asb. VI 19: ипи mutta-
bilti ékallátisu. Solche orthographische Versehen kommen in
den Urkunden nicht selten vor. Vgl. ГУ 30», 12: a-fva-Jzu:;
VI 35*, 1: na-ás-[pa-]ku-tu; IV 495, 11: i-id-[mu]; VI 41°,
10: ra-[ga-Jam ; VI 27°, 29: ha-[ab-]lu-ni-in-ni; VIII 28°, 25
(Nr. 6): fa-Jva-at; VI 31", 6 (Nr. 47): a-[ve-]lim = 7.11; U
28, 9 (Nr. 35): a-và-tu-[sá-]nu.
Z. 13. kunukku ,versiegelte Urkunde‘. Vgl. schon ВАР 111,
C. H. VI 9 u. 5.
Z. 29. Zur Bedeutung von ra-bé-su, das jedenfalls irgend
eine Beamtenbezeichnung ist, vgl. HWB? 951. — Auch diese
Urkunde wird vor das 5. Jahr Sumu-lails zu setzen sein.
Nr.6. CT VIII 28? (Bu. 91—863).
Erbteilung.
1 1 САМ eklim ? i-na Ba-
ma-tum ? #4 La-di-ma-tim * ita
E-nihu-um 5 à Ma-bi-ia 9 Ad
itti Se-ir-se-du-um 1 | Leien
mu-a-bu-um 8 i-éá-mu 1 5Ават-
tum (1) "Siín-rabi* 9 1 аїрит?
"|Sín-ga-mi-il 1° 1 alpum Sd-ni- |
bi-tim !! 2 littum* Am-ma-hu |
12 9 littum Bu-ru-si-e-tum
13 zitti Sa-li-ma-tim 14 SAL.
SUR “Šamaš 15 márat Ne-me-
lum 18 mi-im-ma И a-ni-ım
* GAL. » GU(D).
* LIT.
! Ein GAN Feld, in Ba-
matum (?), gehörend der Ladi-
mátim (?), neben Énibum 5 und
Mabia(?), welches von Šêr-šê-
dum Izi-samu-abum gekauft
hatte, — eine Sklavin [hat]
Sin-rabi, ein Rind Sin-gämil,
10 ein Rind Sani-bitim, zwei
Kühe Ammahu, zwei Kühe
Burusétum (?) [genommen] —
ist der Anteil der Salima-
tum, der Samaäpriesterin, !5 der
Tochter des Némelum. All das
Altbabylonische Rechtsurkunden. 31
18 iti 19 ASin-en-nam 29 й ah- | hat sie mit Sin-ennam 29 und
hi-$ü 21 d-zu-us(!) seinen Brüdern geteilt.
22 li-mu-un "Šamaš Ein Feind des Samaá und
33 ‘Marduk Мої Sa-mu-la- | des Samulailum ist der,
ilum ?9 $4 [a-]và-at duppim* | *5 welcher den Inhalt dieser
a-ni-im 25 ü-na-ka-ru. Urkunde ändern wird.
Die Urkunde ist inhaltlich schwierig. Schon die Namen
sind ungewöhnlich und kommen in anderen Urkunden nicht
vor. Unklar ist auch der Sinn der 7. 3—8. Die Ж. 8—12 habe
ich als Parenthese gefaßt, denn nur dann sind sie verständlich.
Solche eingeschobene Sätze finden sich manchmal in den Ur-
kunden, vgl. VI Ans, 6—7 (Nr. 11); VI 44°, 2—3 (Nr. 12);
УТ 31°, 4—7 (Nr. 41). Letztere Stelle bietet besonders eine
Analogie zur unsrigen.
Z. 8—19. Die hier aufgezühlten sind wohl die Ge-
schwister der Salimatum, mit denen sie das Erbe teilt.
7.14. SAL.SUR. Eine weibliche Priesterwürde, die aber
nieht nüher bekannt ist. Vgl. Daiches AR, S. 18.
Z. 21. izu-u$, Schreibfehler oder dialektische Eigentüm-
lichkeit für i-zu-uz.
7. 22. Nach der Fluchformel zu schließen datiert die
Urkunde aus der Zeit nach dem 5. Jahre des Sumu-lailu.
Aus der Zeit des Anmanila.
Nr. 7. CT VIII 26^ (Bu. 91—380).
Feldkauf.
13|, САМ eklim ? i-na ugar | 13|, GAN Feld, im Gefilde
Ma-zi-ili 3 ita ] Du-mu-ku | des Mazi-ili, neben Dumuku,
t таг Sa-li-im 5 à 14а Da-di- | dem Sohne des Salum 5 und
ча ° itti. Ilu-sü-ra-bi mâr En- | neben Dádija, hat von Ilusu-
nam-"Rammän 7 | Na-bi-"Sin | rabi, dem Sohne des Ennam-
mûr Biru- 8 eklam IN.SI. | Rammán Näbi-Sin, der Sohn
SÁM. | des Birü (das Feld) gekauft.
* DUB.
32 И. Abhandlung: Bchorr.
9 SÄM.TIL.LA.NI.SÜ 19 ka- | Für seinen vollen Preis
spam IN.NA.LAL. 11 ЗАМ. | 19 hat er das Geld bezahlt.
ekli-5ü kaspam 19 li-ba-šú | In bezug auf den Preis seines
táb*-^ 13 a-va-zu ga-am-ra-at | Feldes, das Geld, ist sein Herz
befriedigt. Sein Vertrag ist
perfekt.
14 а-па và-ar-ki-it 15 йтіті | In Zukunft !* (der Tage)
la-a i-ra-ga-mu , werden sie nicht klagen.
16 ni-iš Šamaš à An-ma- | Bei Šamaš und Anman:ila
an-i-la И it-mu-ii, | haben sie geschworen.
12 Zeugen.
18 pân Te-mu-um mûr Ни-ти-ит (?) 19 pân Ma-ma-nu-um mûr Pa-na-
nu-um 29 рдп Hu-ba-zum mûr " Sin-a-bu-5u *! рап Im-me-ru-um . . .-um F pán La-
na-su-mu ... 3 pân E-zib-ki ... ahusu ?* pân A-bi-i-... -ni 18... -пе-да-йра
ahusá ™% [рап] Пи-р- таг I-bi-"Sín 2" pân U-bar-" Sin 29 mûr Avél*-9 ALl
29 pân U-nu-bu-um mûr A-su-su. 9? [pân #] Sin-de-me mûr Bur-Nu-uu Чирфагтит.
Das Wesentliche über die Kaufvertrüge s. bei Daiches
AR, Einleitung, S. 5—10. Dort ist auch das Schema bereits
skizziert, ohne daf sich aber Daiches der Wichtigkeit des
selben bewußt wird. Hier soll das Schema prügnanter aus-
gedrückt werden. Es lautet:
1. Kaufobjekt (bei Immobilien genaue Lagebestimmung
und Größe).
2. Name des Verkäufers (A Sohn des B), eingeführt durch
itti ‚von‘,
3. Name des Käufers (С Sohn des D), der das Objekt
‚kauft‘.
4. [Preisangabe]. Gewöhnlich bloßer Vermerk über Zah-
lung des vollen Kaufpreises.
5. Vermerk über Symbol der Kaufvollziehung und über
Rechtskraft des Vertrages.
6. Vermerk über Unzulässigkeit der Vertragsanfechtung.
T. Schwurvermerk.
8. Zeugen und Datum. (Zahl der Zeugen schwankt, in
der Regel 10—15). — Das Schema der Sklavenkauf-
verträge ist denen über Grundstück ganz analog.
* DUG. ь UR.
Altbabylonische Kechtsurkunden, 33
Die Urkunde ist teilweise sumerisch, zum Teile semitisch
abgefaßt. Es ist interessant zu beobachten, wie sich die sume-
rische Terminologie in den Kaufurkunden am längsten erhalten
hat, während die Verträge über Erbschaft, Adoption, auch die
Prozesse meistens rein semitisch sind, schon zur Zeit der ersten
Könige der Dynastie. Man zog vielleicht das Sumerische in
den Kaufverträgen, die ja am häufigsten im Handelsstaate Baby-
lonien vorzukommen pflegten, deshalb vor, weil es weniger
Raum beanspruchte. Sicher ist es aber, daß auch die sumerisch
geschriebenen Urkunden semitisch gelesen wurden. Folgende
Kaufvertrüge sind ganz oder teilweise semitisch abgefaßt: II 13
(Nr. 44); ТУ 33» (Nr. 17); II 37; VI 40° (Nr. 80); VIII 26°
(Nr. 7); VIII 38°; VIII 22°; VIII 27».
Über die sumerischen Phrasen in dieser wie auch in an-
deren Urkunden vgl. Meißner BAP 160 (Verzeichnis) und
Daiches AR, 8. 13—15 (auch sonst passim).
Z. 13. ava-zu == avät-su.
Z. 16. Im Anschluß an Daiches AR 33—36, wo mit
großer Wahrscheinlichkeit die Regierungszeit Anmanilas be-
stimmt wird, habe ich diese Urkunde der Zeit Sumulailu’s zu-
gewiesen.
7. 18—30. Diese Urkunde ist gleich VI 36* (Nr. 3) bei
Ranke BPN betreffs der Eigennamen nicht verwertet, weil er
Anmanila nicht der I. Dynastie zuweist. Interessant ist der
Name 2. 28: Avél-^ А-а. Vgl. II 39, 3 (Nr. 10): bít "Al-la-tum.
Aus der Zeit des Zab(i)um.
Nr.8. CT II 50 (Bu. 91—2463). XII. Jahr.
Prozeß über Besitzrecht.
! Ала eklim bitim astapi- 1 In Sachen eines Feldes,
rim* ? й "Кит бдійїттати | Hauses, Gesindes und eines
zakpim* 3 i-ta Bi-zi-za-na * й | Gartens mit Dattelpalmen be-
is.ka-ri-im #4 "Šamaš pflanzt, neben Bizizana und
dem Kirchenlande(?)* des Sa-
maš.
* SAGamtum 8489vardum. ь GUB.BA. * So nach Meißner.
Sitzangsber. d. pbil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 3
34 П. Abhandlung: Schorr.
5 Y Be-li-zunu й Na-ap-sa- |
nu-um ба Ma-ta-tum тата!
I-zi-da-ri-e 1 а-па Ma-ia-tum
й Su-mu-ra-ah * máré A-za-li-ia
9 ir-gu-mu-ü-ma
10 daiand i-na bit "Samas
11 ru-gu-mi-sü-nu i-zu-hu
12 gail i-tu-ru-ma 13 ата
vA-ar-ki-at йтіті 14 а-па eklim
bitim astapirim® 15 à *skirim
16 $4 Ma-ia-tum й Su-mu-ra-ah
11 Y Be.li-zu-nu T Na-ap-sa-nu-
um 13 à Ma-ta-tum märat l-zi-
da-ri-e 19 iš-tu zi-ka-ri-im ?? a-
di zi-ni-iš-tum ?! märü A-mur-
ru-um ?? a.na Ma-ia-tum й
Su-mu-ra-ah ?% ú-ul e-ra-ga-mu
и di-in bit "Samas i-na
bit (?) Samas
25 nis !Samas Aja, "Мат-
duk 29 à Za-bi-um it-ma.
31 T I-bi-Sin mâr Na-bi-ilt-
šú 28 Y Is-me-"Rammän 29 d.
Sami-ia 3° ] Nu-úr-ilí-šú 31 da-
tanü
5 Nachdem Belizunu und
Napsanum, wie auch Matatum,
die Tochter des Izi-daré gegen
| Maiatum und Sumurab, die Kin-
der des Azalia, geklagt hatten,
10 haben die Richter im
Tempel des Šamaš ihre Klage-
ansprüche abgewiesen.
Indem sie [das Urteil] nicht
anfechten, werden künftighin
wegen des Feldes, Hauses, des
Gesindes !? und des Gartens,
welche Maiatum und Sumurah
[gehören], Belizunu, Napsanum
und Matatum, die Tochter des
Izi-daré, weder Mann 29 noch
Weib unter den Bürgern (7)
von Amurrum gegen Maiatum
und Sumurah nicht klagen.
Urteil des Samastempels,
im Tempel des Šamaš.
35 Bei Šamaš, Aja, Marduk
und Zabium haben sie* ge-
schworen.
4 Richter, 6 Zeugen (Bei-
sitzer).
92 рдп Nu-nu-érii* 33 pân Zi-ik-zi-kum * рап * NIN.SA H-ba-ni *5 рін
" Hammán-ri-me-ni 38 рдп Пи-#0-Ьа-пі 274 рап Bu-la-lum
38 sarah Dáür*-! Hammán
39 занит Dür-Ka-sal-lu*,
3 Im Monat Dür-"Rammän,
im Jahre da die Mauer von
Kasallu [zerstört wurde].
Eine Übersetzung dieser Urkunde hat Meißner AbR 7
im Anschluß an die Verkaufsverträge geboten.
a S4Gomtum ЗАФСудудит.
4 Z. 31—39 am Rande rechts.
b Se. die Verurteilten.
* BAD.
e PIN.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 35
Auch dieses Gerichtsurteil ist so allgemein gehalten, daß
das Prozeßmotiv nur vermutet werden kann. Es wird sich
wohl um Kauf und Verkauf gehandelt haben.
Z. 3. Ві-21-2а-па. Es ist ein Eigenname, ВРХ nicht er-
wühnt, vgl. aber ibid. 72 Namen, wie Ba-zi-zu(m), Ba-za-zum usw.
In Rücksicht auf II 45, 14, 43 (Nr. 28), wo wir den
Namen: /-bi-zi-za-na lesen, könnte man auch hier so lesen,
indem man den Ausfall der ersten Silbe als Versehen annimmt.
Z. 4. ika-ri-im. Vgl. syr. |155] ‚Acker‘ (nach Jensen).^
Z. 9. їт-ўи-ти-й-та. Bemerkenswert ist das û am Ende
von gesunden Verba (Impf. III. pl. masc.), das neben w öfter
vorkommt. So II 47, 10 (Nr. 72): ir-gu-mu-(t-ma; ibid. 16: im-
hu-ru-ü-ma; II 22, 10 (Nr. 70): ітифи-й-та; ibid. 19: i-tu-
ru-de-ma; VIII 6*, 16 (Nr. 48): im-ta-ag-ru-ét-ma. Daß nicht der
Akzent vor та die Silbenlänge verursacht hat, beweist VIII
42*, 6 (Nr. 9): ip-ku-ru-é. Das 6 ist in allen diesen Beispielen
grammatisch berechtigt (= arab., hebr.), nur wurde es bei dem
starken Verbum schon in dieser Zeit graphisch oft nicht mehr
ausgedrückt. Wenn та hinzutritt, tritt die ursprüngliche Vokal-
länge wieder hervor. Vgl. Delitzsch AG? $ 664.
Z. 19—21. Diese Phrase kommt nur hier vor. Vgl. hebr.
тщ Um wn Ist A-mur-ru-um Eigenname oder eine Ortschaft?
Ein Eigenname paßt nicht recht, weil in der Urkunde sonst
von einem Amurrum nicht die Rede ist. Das Npr., das einige-
mal vorkommt, wird übrigens A-mu-ru-um geschrieben (Ranke
BPN 66). Das Fehlen des Ortsdeterminativs wäre kein Ein-
wand gegen einen Ortsnamen, weil auch sonst das * nach
Städtenamen fehlt. Ranke ВРХ, S. 33 denkt an "^ Amurrum
und zieht daraus weitgehende, kaum richtige Schlüsse betreffs
der westländischen Bewohner Babyloniens in dieser Zeit. Das
Determinativ mätu dürfte in diesem Falle nicht fehlen.
7. 39. Zur Datierung vgl. King LIH III 221, Anm. 21.
Нг. 9. CT VIII 492 (Bu. 91—2193). XIV. Jahr.
Prozeß über ein Feld.
111, САМ eklim ® ға " Bél- ! Ein Drittel GAN Feldes,
12-2и 3 | Ib-ni-"MAR.TU * й | Besitztum des Bél-izzu, haben
* Vgl. Brockelmann: Lexicon syriacum s. v.
5%
36 П. Abbandlung: Schorr.
"Samai-ellat*zu ° | Si-la-ma- | Ibni-MAR.TU und Šamaš-el-
zi aházu 9 ip-ku-ru-ü latsu, 5 [von] Si-lamazi, seiner"
Schwester reklamiert.
T i-na di-ni-im 8 i-li-i-šú- | Nachdem sie* sie im Pro-
nu-ti-ma ° eklam?^" à SE.BA(?) | zesse besiegt hatte, wird 19 Si-
10 Y Sila-ma-zi ? ita-ba-al. | lamazi das Feld und das Ge-
treide wegnehmen.
8 Zeugen.
1! pân Sin-ri-i$ 13 рдп Sá-lu-ru-um 14 mûr Ma-nu-sa-ma 15 pân Ib-ku-iá
16 mûr A-li-ellat*-ti И pân Ilu-žú-i-bi-šú 18 таг " Rammán-na-gir 19 рія U-bar-
Sin 29 mûr Mu-na-vi-rum 2 ріп Ma-nu-um-ba-la- Sin ** mûr Za-ah-za-hu-um
33 pân A-vi-il-ilim ** ріп бт-ти-$а-Ййт.
35 varah Elülu* 38 $attum 29 Im Monat Elülu, im
US.SA(). E.A.-A. AB. HE(?) | nüchstfolgenden Jahre, nach-
[GAL]. dem der Kanal Támtu-bégallu
[gegraben wurde].
Auch in diesem Prozeß ist der Reklamationstitel nicht
angegeben. Wie es scheint, war Bélizzu tot und die Kläger
waren wohl Pfandglüubiger.
Z. 5—6. NIN.A.NI = ahäzu aus *ahat-su vgl. Nr. 1, 13:
a-và-zu, ebenso C. H. XIV 38, 54: si-ba-zu. — ракати hier
mit doppeltem Akkusativ konstruiert.
Z. S. ilii... Impf. von le'u ‚stark sein‘ hier transitiv
‚besiegen‘.
7. 26. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 348 und 364.
US.SA* — ‚nach, nächstens‘, vgl. King LIH 310; Daiches AR 21.
Nr.10. CT II 39 (Bu. 91—387).
Prozef über ein Haus.
1 Ana bit Su-mu-ra-a-ah | ! In Sachen eines Hauses
2 34 dia bit Niid-nu-iá ? й | des Sumurab, welches ап das
ita bit "Al-la-tum Haus des Nidnusa und den
Tempel der Göttin (?) Allatum
[grenzt].
* ILLAT. b Бе. des Böl-izzu. © Se. Si-lamazi.
4 KIN. #NIstar, * Das SA ist wie KAR (Schrifttafel Nr. 79) geschrieben.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 37
t Y ÜSin-e-ri-ba-am 5 mûr `
UH®-ra-bi 5 ip-ku-ür-ma "o
па da-ia-nu-ni t-li-ku-ma
$ da-ia-nu di-nam ú-šá-hi-
zu-Si-nu-tima ° | Sin-e-ri-ba-
ат ат-пат 19 i-mi-du-$ü-ma
М kunu-kam #4 la ra-ga-
ті 1? ü-Se-zi-bu-5u
Sin-e-ri-ba-am 15 а-па bit Su-
ти-га-а-ай 1° ü-ul i-ra-ga-mu
16 nët Šamaš Za-bi-um
5 Nachdem Sin- бгібаш,
Sohn des Upi-rabi, reklamiert
hatte; sie zu den Richtern ge-
kommen waren;
die Richter ihnen das Ur-
teil verkündet, dem Sin-éribam
eine Strafe 19 auferlegt hatten,
haben sie ihn eine Urkunde,
daß er nicht klagen wird, aus-
| stellen lassen.
13 (Туші i-ta-arma “Ti
Indem er [das Urteil] nicht
anficht, wird Sin-éribam 15 we-
gen des Hauses des Sumurah
| nicht klagen.
Bei Šamaš, Zabium und
й Sipparki, Sippar [hat er geschworen].
13 Zeugen.
№ pân Ja-ah-ba-Jum-ilum 19 рдп Na-bi-ili-ki 29 mûrê Li-bi-it-IBtar. 31 рап
Avil-"Su-bu-la &angá* 33 mûr ÜR.RA.-na-id 33 pán "Samas-idinnam® mûr Ili-
ka-bi-ia (9) 24 pân "Síin-be-el-ilí. mûr Nu-ür-Sin 5 рап Be-li-na-sgir таг Sin-
ga-mil 29 рап Еп-пе-пи-ит таг Za-na-tum 2" pân Varad-za mûr Ili-ib-ba-an-ni
З pán 1-па- kát*-"Samas mûr Ili-i-din-nam 29 pân *Sín-tappám?-ve*-di-im*
9 mär-Se-ru-um-ili ріп A-ba-tum dupiarrim % pân Sá-ma-ia mâr Avél-"? Nan-
"ar #2 рап Mu-na-vi-ru-um таг Sin-e-ri-zu (1).
* МаВег läßt sich der Prozeß, in dem ein Haus das Streit-
objekt bildet, nicht bestimmen. Es könnte sich um einen Kauf,
aber auch um ein Darlehenspfand oder gar Erbschaft handeln.
7. 3. "Al-la-tum. Göttin der Unterwelt, ursprünglich in
Verbindung mit Bêl erwähnt, später mit Nergal. Vgl. Jastrow:
Die Religion Babyloniens und Assyriens, S. 99.
Z. 7. da-ia-nu-ni. Die Partikel пі wird sonst nur —
mit ganz wenigen Ausnahmen — an Verbalformen enklitisch
gefügt. Vgl. Delitzsch AG? $ 1078.
Z. S. Die RA dînam šûhuzu = ‚ein Urteil verkünden‘
wiederholt sich stereotyp in den Prozeßurkunden dieser Zeit;
—
b MA.AN.SUM. e KAT. 4 TAB.BA.
f In der Kopie: KUD.
* RID.
* In der Kopie: й.
38 И. Abhandlung: Schorr.
vgl. VI 33°, 8 (Nr. 15); II 46, 12 (Nr. 21); II 47, 26 (Nr. 72)
u.ö.; vgl. ВАР 125. Im С. H. kommt diese RA nicht vor,
wohl aber eine ähnliche Kol. У, 17—18: mätam u-si-im šú-hu-
zi-im ‚dem Lande Recht zu verkünden‘.
7. 11—12. kunukkam ezebu heißt ‚eine (gesiegelte) Ur-
kunde übergeben‘. So С. Н. ТХ*, 15—16: ku-nu-uk-ka-am
i-zi-ıb-Si-im, daher die Form III! ‚eine Urkunde übergeben
lassen‘, so С. H. VI, 10—11: ku-nu-uk-kam ü-se-zi-ib, III? ‚eine
Urkunde sich übergeben lassen‘, so C. H. IX* 33— 34: dup-
ра-ат us-te-zi-ib.
Dieser Vermerk, daß in Zivilprozessen der Verurteilte
eine Urkunde ausfertigen muß, eine bindende Erklärung, daß
er nicht wieder in derselben Sache klagen werde, findet sich
noch in folgenden Prozeßakten: VI 492, 9—10 (Nr. 26): dub-bi
la ra-ga-mi-im Sü-zu ub; VIII 45°, 11—18 (Nr. 25): duppi la
ra-ga-mi i-zi-ib. Was geschah aber mit dieser Urkunde? Wurde
sie im Gerichte hinterlegt oder der Gegenpartei als Bürgschaft
übergeben? Glücklicherweise beantwortet uns II 46, 21—23
(Nr. 21) diese Frage. Dort heißt es: dub-bi la ra-ga-mi-im iš-
nu-ü-mu ana Eri-ib-Sin ti-zi-bu. Somit wird jene Urkunde
vom Verurteilten der Gegenpartei, welcher Recht zugesprochen
wurde, übergeben, unabhängig vom schriftlichen Urteil des Ge-
richtes.
Z. 16. Auffallend ist das ac : iragamu (sing.!), dazu nach
ul, wo wir Jussiv erwarten würden. Ebenso BAP Nr. 43,
Z. 30—31: "Sin-mu-ba-li-it la itu-ru 31 la i-ba-ga-ru-ma; auch
Nr. 8, 23 ibid.
Z. 17. Gewöhnlich wird der Schwur bei Šamaš, resp.
auch Aja und Marduk und dem König geleistet, seltener auch
bei der Stadt Sippar, wie hier. Vgl. VIII 29%, 12 (Nr. 13);
II 45, 29 (Nr. 28); ГУ 47°, 32 (Nr. 16).
7. 28. Ranke 1. с. liest: Z-na-šú-" Šamaš ‚Sein Auge ist
Šamaš‘.
7. 29. Die Transkription nach Ranke l. с. 1652: рав
(ŠI) daianim (DI.KUD) gibt hier keinen Sinn.
a Wincklers Übersetzung ‚eine Urkunde ausfertigt‘ ist daher philologisch
und sachlich ungenau.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 39
Aus der Zeit des Apil-Sin.
Nr. 11.
CT VI 482 (Bu. 91—2498). I. Jahr.
Feldmiete.
1 1/4 GAN eklim i-na A- |
sü-ki-im ? а Ak-ba-hu-um 3 à
ita " Samai-e-mu-ki * 1|, САМ
eklim i-na Sá-ba-ga-nim 5 ita |
Amat-" NIN.GAL
€ за(?) З (2) GAN eklim
1 bilat eklim 4 GUR.SE
$ itti La-ma-zi a&sat(?)
!Samas ° märat Varad-UR.RA |
i, | lSamas-en-nam 11 а-па e-ri-
хіт 12 ü-se-zi
[ina] ûm eb[ürim]? 13 i-na
ba-ab G'[a]-gi-im je-am imad-
dad.
! Ein Sechstel GAN Feld
in A$uku, neben Akbahum und
neben Sama$-emüki, ein Drittel
GAN Feld in Sabakanu, 5 пе- .
ben Amat-NIN.GAL —
[von] 5/3 GAN Feld [be-
trägt] die Ertragsabgabe vier
GUR Getreide —
hat von Lamazi, der Sa-
maápriesterin, der Tochter des
Varad-ÜR.RA 19 Sama&-ennam
zur Bebauung gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er am Tore in Gagum das Ge-
treide abmessen.
1 Zeugen.
15 nûn Mu-da-du-um mûr Us-ta-ás-nif-ilum] !* pân "Sín-ii-me-an-ni таг
A-bu-um -tülhumhe*m 17 pán UH*-i-din-nam mûr Hu-34(?)-tum(?) !* pán Пи-
Fü-ba-ni й Mu-na-vi-rum 19 mûrê UH™'-ia 20 pân Be-el-Fü-nu таг | Us-La-ás-ni-
ит 21 pân Ib-ni-" Rammän таг Us-ta-4s-ni-ilum
93 varah E-lu (1)-пи-ит йти
29m 23 Zattum A-pil-Sin-
апа bi-it(?) 24 a-bi-šú i-ru-bu.
33 Am 29. Elünum, im Jahre,
in welchem Apil-Sin in das
Haus seines Vaters eingezogen
ist.
Die Urkunden über Feldmiete sind neben den Kauf- und
Prozeßurkunden unter den juristischen Dokumenten dieser Zeit
die zahlreichsten.
Das Schema der Feldmietsverträge lautet:
Өз. > UD.E[BUR.KU].
40 I. Abbandiung: Schorr.
1. Größe,* Qualität, genaue Lage des Feldes; Name des
Besitzers.
2. Name des Besitzers wiederholt vermittels itti ‚von‘ ‚X
Sohn des Y, dem Besitzer des Feldes‘.
3. Name des Pächters (A Sohn des B), der ‚das Feld für
(ein bis drei) Jahre zur Bebauung, resp. auch Urbar-
machung mietet‘.
4. [Klausel über Eggen des Feldes.) Höhe der Pacht-
abgabe (in der Regel: Getreide). [MaB, nach welchem
die Abgabe geleistet werden soll; Ort der Abgabe-
leistung].
[5. Klausel über im vorhinein empfangene Pachtzinsangabe.]*
[Klausel über Genußrecht des Pächters bei Ödland und
Kulturland.*]
6. Zeugen und Datum.
Als Termin der Zahlung gilt immer die Zeit der Ernte.
— Der Schwurvermerk kommt nirgends vor. Einige Ur-
kunden haben besondere Klauseln, so über Sportelabgaben;
vgl. Anm. zu Nr. 30, Z. 35—36; über Vernachlässigung des
Feldes Nr. 34, Z. 14.
Teilweise ist es Kultur-, teils Ödland, das vermietet wird,
wovon natürlich auch die Hóhe der Mietsabgabe abhüngt. Die
Feldpacht ist fast immer Naturalpacht, d. h. der Pachtzins wird
in einer bestimmten Quantität von den auf dem Felde er-
wachsenen Naturalien (Getreide) geleistet. Die Teilpacht,
d. h. jene Form der Pacht, in welcher ,der Pachtzins nicht als
eine bestimmte Quantität der Früchte, sondern als ein im Ver-
hältnis gegen das Ganze bestimmter Teil‘ geleistet wird, findet
* Betreffs der Flüchen- und auch der Hohlmafe vgl. die Abhandlung von
G. Reisner in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie 1896
(9. April), wie auch desselben: Tempelurkunden aus Telloh, 8. 155.
Wie sich aus den betreffenden Feldmietsverträgen (Nr. 64, 65 п.б.)
ergibt, ist auch Reisners Ansetzung: < (BUR)-GAN = 1 САМ voll-
kommen richtig. Dagegen ist die Ansetzung < = 18 САМ, die А. Eisen-
lohr: Ein altbabylonischer Felderplan, S. 1 angibt, sicher falsch, wie
auch die übrigen Angaben über die Bruchzahlen des GAN.
Vgl. Anm. zu VIII 405», 7.11 (Nr. 34) und VI 24» (Nr. 50), 2.19.
Vgl. Nr. 11, 34, 50, 52 п.б.
So BAP Nr. 74, Z. 27; II 8 (Nr. 64), Z. 28—29.
So II 8 (Nr. 64), Z. 24—27; VIII 7*, Z. 24—27 (Nr. 55).
e Ra t
Altbabylonische Rechtsurkunden, 41
sich weit seltener. Vgl. ВАР Nr. 72, 77. Der Pachtzins stimmt
mit der Norm ($ 46) überein: zwei Drittel des Ertrages. Vgl.
AS Ш 33—34. Die durchschnittliche Mietshöhe in Naturalien
betrug bei Kulturland sechs GUR, d. h. 1800 KA von 1GAN
= 1800 ЗАВ, so z.B. II 8 (Nr. 64), УШ 17° (Nr. 52), VIII
Та (Nr. 55), УШ 19» (Nr. 68); dementsprechend von !/,, САМ
= 100 ЗАВ — 100 КА, so VI 24» (Nr. 50), IV 40° (Nr. 51).
Höhere Mietsabgaben finden wir VIII 10° (Nr. 63): 1800
ЗАВ — 2400 KA; ebenso II 32 (Nr. 65), VIII 11° (Nr. 66);
VIII 404 (Nr. 56): 100 SAR — 200 KA. Ungewöhnlich hoch
ist die Abgabe VI 35» (Nr. 79): 1500 SAR* — 4500 КА,» man
müßte denn einen Fehler in der Kopie annehmen. Niedriger
als die Norm: 100 SAR — 100 KA ist der Mietzins in unserer
Urkunde, nämlich 1500 SAR — 1200 KA, und VIII 40* (Nr.34),
wo in Z. 10 statt des Zeichens = = !/ (GAN) sicher (=
1 (САХ) zu lesen ist. S. weiter unten.
Bei Ödland finden wir als durchschnittliche Miete: von
100 ЗАВ — 60 КА, so УШ Т», Z. 22 (Nr. 55), П 8, 22 (Nr. 64).
In manchen Urkunden wird die Mietshöhe nicht angegeben,
indem wahrscheinlich die Durchschnittshöhe vorausgesetzt wird,
so VIII 19° (Nr. 69), VIII 84 (Nr. 60). Einmal, IV 59° (Nr. 75)
wird betreffs der Abgabe auf einen früheren Vertrag verwiesen.
— Vgl. auch Meißner AS III 33, wo aber das Heranziehen
der 88 43—44, um die Divergenz zwischen Theorie und Praxis
zu beweisen, auf dem Irrtum beruht, daß er diese beiden Para-
graphe auf Miete bezieht.*
Z. 1. A-Sü-ki-im, wohl eine kleinere Ortschaft, ebenso
Sabaganu (Z. 4).
Z. 11—13. erisütu. Abstraktnomen vom Infinitiv gebildet,
wie naspakütum, daneben kommt auch irrisätu vor von irrisu
‚Bauer‘ gebildet — C. H. XII 64; CT II 8, 13 (Nr. 64); VIII
84, 6 (Nr. 60); VIII 403, 7 (Nr. 56) u. 5.
Die RA ana irrisätim $usü findet sich auch С.Н. XII
64—65. Zur Lesung von UD. EBUR. KU vgl. BAP 106.
Z. 22. Graphisch zu beachten ist das Zeichen lu, vgl.
II 41°, 31 (Nr. 30) ар-ѓи-га.
Z. 23. Vgl zur Datierung ВА IV 364.
»5/, САМ. b 15 GUR. * Vgl. D. Н. Müller: Semitica I, 8. 25—26,
42 II. Abhandlung: Schorr.
Мг. 12. CT VI 44^ (Bu. 91— 2421). II. Jahr.
Getreidedarlehen.
1 6 -+ 100* SE.GUR ? ярых 1 Sechs GUR 100 [KA]!
kinu* 3 цязарі * itti "Хаппат- | Getreide — nach festem Zins
asaridum® 5 тат ‘!Rammän- | Га wird er Zinsen zahlen —
la-$á-na-an P T itSamas-a-bil- | hat von Nannar-ašaridum, 5 dem
šú-nu ° таг Sin-e-ri-ba-am Sohne des Rammän-lä-anän,
$ ilteki Samas-äbilsunu, der Sohn des
Sin-éribam geborgt.
? ina ûm ebürim! 19 $е-ат Am Tage der Ernte wird
à sibazu* И imaddad. | er 19 das Getreide samt dessen
Zinsen abliefern.
6 Zeugen.
З nän Da-ak-kum mûr Sa-ma-mu-um р@п Ib-ku-&á таг A-ki-la-ma
14 рап Bit-baláti! 15 mûr "Samai-ga-ti-il 18 pán Sin-ub-lam И таг Su-mu-ia
15 pân Ilu-sá-ellat*- zu. dupsarrim 19 pân " Nannar-ellum! mûr Avel-"MAR.TU
29 Sattum BÁD.MAH.BIL. | *? Im Jahre, in welchem
KA.DINGIR. RA. ?* Anti | Apil-Sin die neue große Mauer
"п BA. RU. von Babylon erbaut hatte.
Urkunden über Getreidedarlehen kommen nicht häufig
vor. Vgl. VIII 33» (Nr. 53); VIII 364 (Nr. 58). Der gewöhn-
liche Zinsfuß betrug von 300 KA — 100 KA. In der Regel
wird der Zahlungstermin angegeben, und zwar ‚zur Zeit der
Ernte‘. Vgl. BAP Nr. 20—25 und Einleitung ibid.
Das Schema der Darlehensquittungen überhaupt lautet
in der Regel:
1. Darlehensobjekt (Geld, Getreide, Wolle, Sesam usw..
[Zweck des Darlehens.]
[2. Zinsenvermerk.]
3. Name des Verleihers (X Sohn des Y), eingeführt durch
itti ‚von‘.
* 6 + (60+ 40 [KA]. »SIPTU. * GINA. а DÁH.HE.D4M.
e IG1. GUB (Br. 9337). t UD. EBUR. KA. є SIPTU.Bl.
^ Oder: 1900 КА. i E.NAM.TI.LA. к ILLAT. — 14246,64
Altbabylonische Rechtsurkunden. 43
4. Name des Schuldners.
5. Zeit [und Ort] der Schuldbegleichung.
6. Zeugen und Datum. (Zahl der Zeugen variiert.)
Z. 1. Die Einheitszahl (6) gehört zum GUR-Maß, die
Dezimalzahlen zum nächst kleineren Maß (KA). Vgl. ВАР
Nr. 20, 2.1: ECH SEGUR = 4 GUR + 240 КА = 1440 KA.
Daneben kommt auch vor: »— GUR ЕЕ SE — 1 GUR +
30 [KA] = 330 KA. Das KA-Maß wird oft gar nicht aus-
gedrückt, wie hier, nach der Ziffer folgt SE = šeu, das KA
ist binzuzudenken. Vgl. ВАР Nr. 24, 1: JE SE == 140 KA:
ҮШ 7°, 22 (Nr. 55): | SE = 60 КА а. 5.
7. 2. Zur Lesung des Ideogramms* vgl. VR 40, 54a b.
Ebendort Z. 47—10 wird eine Reihe sumerischer Redensarten,
die mit >F = siptu zusammenhängen, semitisch erklärt.
Die Bedeutung von siptu kinu ist ‚fester, normaler Zinsfuß‘,
ähnlich wie Z. 64 ab: sip-tum ki-i a-li = ‚städtischer Zinsfuß‘.
Neben dem normalen Prozentsatz hatten manche Tempelkassen
ihren eigenen. So ist in den Darlehensquittungen BAP Nr. 11,
2: 12, 2; 13, 3 der Ausdruck: sipat "Šamaš u-sa-ap ‚nach
dem Zinsfuß des Sama&(tempels) wird er Zinsen zahlen‘ zu
fassen, nicht aber, wie Meißner übersetzt: ‚die Zinsen wird
er Sama& bezahlen‘, was in manchen Verträgen, wo es sich
um Privatdarlehen handelt, gar nicht paßt, so z. B. Nr. 11.
Vgl. auch HWB'!, S. 309°. So hat es auch Peiser KB IV,
5. 29, Anm. 1 richtig gefaßt.
7.11. ‚Getreide bezahlen‘ heißt überall: seam madädu,»
‚Geld bezahlen‘: kaspam &akálu* Vgl. ВАР 95. Friedrich,
AUS, verwechselt mehrmals in der Transkription beide Ideo-
gramme. Vgl. ibid. Nr. 23, 11; 30, 9; 40, 10; 58, 16.
Z. 30—91. Zur Datierung vgl. Lindl ВА IV 364, Z. 29.
Nr. 13. CT VIII 29^ (Bu. 91—349). У.@) Jahr.
Freilassung und Adoption.
З I A-bu-um-ba-ni mûr Na- | ! Abum-báni ist der Sohn
ruub-tum * Y Na-ru-ub-tum | der Narubtum. Narubtum, die
* Dasselbe Ideogramm VIII 37®, 13.
è Idgr. RAM. * Idgr. LAL.
44 П. Abhandlung: Schorr.
märat '!Samas-tappü®-sü 3 um- | Tochter des Šamaš- tabbašu,
ma-šú ú-li-il-šú * - - ga-me-ir
5 [a]-di | Na-ru-ub-t[um
ba-al-ti-Jat % Ї A-bu-um-ba-ni
it-ta-[n]a-3[i-5i]
T và-ar-ki Y Na-ru-ub-tum
$ ma-ma-an elt A-bu-ba-ni ? ú-
ul iid
10 дії Šamaš Г'Аіа d Mar:
duk?] па A-pil-"!Sin 19 піз
An-nu-ni-tum й aflu Зір|рат!
13 it-mu-ú $4 a-và-at dub-bi-im
14 an-ni-im ü-na-ka-ru.
seine Mutter hat ihn freigege-
ben. [Die Freilassung (?)] ist
vollzogen.
5[So]lange Narubtum le[bt],
wird sie Abum-bäni unter-
[halten].
Nach [dem Tode] der Na-
rubtum wird niemand gegen
Abum-bäni etwas anbaben.
10 Bei Šamaš, [Aja, Marduk?]
und Apil-Sin, bei Annunitum
und der Stadt Sippar haben sie
geschworen, ob sie den Inhalt
dieser Urkunde ändern werden.
17 Zeugen (darunter elf
Frauen).
15 pân Li-bi-it-Istar 18 рап Sü-mu-ih-Sin И рап (MUNIN. SA H-ba-ni
18 рап d Rammán-ri-me-ni 19 pân *"Samai-ilum mûr Bur-Nu-nu ® pân *Samai-
ta-ia-ar °! pân I-da-du-um рё» 33 pân "Aja-la-tum märat Su-mu-la-ilum
33 pán Amat "Šamaš márat * Bél-a-bi ** pân d Aja-ii-ti märat Bur-Nu-nu ® pán
Zu-ka(?)-tum márat I-ku-ür (?) ** рап Hu--- márat--- И pân La-ma-zi mâ-
rat--- ?* рап La-ma-zi márat Ili-ku(?)-um-ba (?)-rum 29 pân "Samas-nu-ri
márat Ili-?-ri 3° ріп A-ha-zu-nu márat Im-gur-rum 3 pân Be-li-tum таги
Avel-* N IN. ŠAH.
+ jattum BAD. BAR- 38 Im Jahre, in welchem
SIP(?)*. | die Mauer von Barsippa (?)...
Inhalt: Der Sklave wird von seiner Besitzerin frei
gelassen, indem sie ihn adoptiert. Der Freigelassene ver
pflichtet sich, lebenslünglich seine Adoptivmutter zu erhalten.
Z. 1. Diese Zeile bildet einen Satz für sich, es ist die
Adoptionsformel. Vgl. oben Anmerkungen zu IV 422, Z. 1 (Nr.1).
7. 8. um-ma-sü. Der a-Vokal im Nominativ erklärt sich
vielleicht als Dissimilation zur Vermeidung von drei aufeinander
folgenden u.
* TAB.BA. ^ NI.GAB.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 45
Z. 4. In der Lücke stand etwa ‚seine Freilassung‘.
Z. 6. itta-na-ii-5i == intanasi-si 13.
Z. 1. va-ar-ki praep. ‚nach, nach dem Tode‘.
Z. 8—9. Diese Klausel, die in allen Adoptionsurkunden
vorkommt, bezieht sich wohl auf die Anfechtung des Freiheits-
wie auch des Erbrechtes des Adoptierten seitens der leiblichen
Erben.
Z. 12. Vgl. Ranke BPN 205*. Es ist die Gemahlin des
Šamaš, die Göttin von Sippar-Amnana. Ranke liest den "Nu-
ni-tum (ibid. Anm. 5), ohne nähere Begründung.
Z. 32. Nach Ranke l. c. 181^ würe dieser Name — hebr.
гох ,Hindin', wogegen aber das Gottesdeterminativ spricht.
Wahrscheinlich ist es — nach Hilprecht ibid. — hypokoristisch
aus "Ai-lat entstanden.
Z. 32. Das Jahr fehlt in der Datenliste, doch vgl. BA
IV, S. 365, 11, wo Lindl hypothetisch das 5. Jahr annimmt.
Nr.14. CT IV 7* (Bu. 88—38). VI.(?) Jahr.
Aussageprotokoll.
1 Рап "Marduk -na- şi - ir 1 Nachdem vor N. N.
3 T Avil-"MAR.TU utullum* | etc. ...
3 Y SAG.ILA-ussip-Sumam® u-
tullum® 4] "бата$-арра - šú (?)
BARAUS.(?) В.(?) 5 | A-ha-
am-kal-lim akil tamkaré* I.
DA(? * T "Маппат (KI).-
AGA тат UR-"LUGAL-
BANDA ° | I-tur-ki-nu-um
таг Idin-Sin 8 Y As-ri-"Bel
mär Be-lum (?) 9۲ " Sin-a-bu-s$á
тат Ii-me-Sin 10 ] !Sin-ub-lam
таг A-bu-täbumbwum 11 T Weit
i-ķi-šá-am mûr Pi-'"Samai
12 | A-ma(?)-na-nu-um тат
^ U.TUL. ь РАН. МО.
< Es folgen 14 Namen der Zeugen und ihrer Väter (Z. 1—15).
46
Ib-ni-Sin 18 Y ! Sín-ilum rê-
üm*(?) таг Sin-e-ri-ba (!)-am
15 à Ba-al (?)-tum
1 Y Ibi-"NIN.SAH И mûr
"Sin-ga-mil 18 à ""Sin-ub-lam
19 ha-za-a-nu-um 29 a-và-at bi-
ti-tim ?! i$f-ku-nu-ma
22 mahar ši-bi an-nu-ti-in
33 T lSin-ub-lam ki-a-am ik-bi
* um-ma $ü-ma
35 kaspam Si-im bi-ti-ia
2° ga-am-ra-am й bi-tam ki-ma
bi-tin(?) * | [LDJi"NIN.SAH
i-din-nam 78 li-[i]b-bi (ара
29 bi-tam #4 К-та bi-tim 29 id-
di-nam a-&ar e-li-ia tûbu 91 а-
na-ad-di-in
mi-nam 33 e.li-ia ti-šú 99 li-
ib-bi tu-ut-te-ib * ki-a-am "!Sin-
ub-lam 35 ] I-bi-"NIN.SAH і-
pu-ul
36 пів "Затаё Marduk nis
A-pil-Sin ?' à al Sippar*
38 $4 a-và-at dub-bi-im 29 an-
ni-i-im (2) *9 ü-na-ka-ru
41 файит bit "Гат KI.
MU.GI.(?) BA.
IH. Abhandlung: Schorr.
16 [bi-NIN.SAH, der Sohn
des Sin-gämil und Sin-ublam
der Stadtvorsteher, 29 die Sache
wegen der Häuser vorgebracht
hatten,
hat vor diesen Zeugen Sin-
ublam also ausgesagt, er selbst:
35 Das Geld, den vollen
Kaufpreis für mein Haus, auch
ein Haus für ein Haus, hat
[mir] Ibi-NIN.SAH gegeben.
Mein Herz ist befriedigt. Das
Haus, welches er für [mein]
Haus * gegeben hat, darf ich,
wo immer es mir gefüllt, weg-
geben.
Was immer du gegen mich
hast, mein Herz hast du be
friedigt. Also hat dem Sin
ublam 35 Ibi-NIN.SAH er
widert.
Bei Šamaš, Marduk, bei
Apil-Sin und der Stadt Sip-
par [haben sie geschworen),
ob sie den Inhalt dieser Ur
kunde “° ändern werden.
Im Jahre, da der Tempel
der Ištar ... [errichtet wurde?].
Diese Urkunde könnte auch als Ausgleichsvertrag inhalt
lich charakterisiert werden. Allein wegen des Schemas, welches
sie mit einigen ähnlichen Urkunden dieser Art gemeinsam hat,
* SIB (?).
Altbabylonische Rechtsurkunden. AT
habe ich auch hier die Bezeichnung als ‚Aussageprotokoll‘ vor-
gezogen. Es gibt im ganzen nur noch drei analoge Urkunden:
VIII 40* (Nr. 31), IV 6* (Nr. 13), VI 34» (Nr. 18).
Das Schema lautet:
1. Namen der Zeugen, vor denen die Aussage gemacht
wird.
2. ,Diese Zeugen sind es, vor welchen X zu Y folgendes
gesagt hat.‘
3. Aussage des X, eventuell auch Antwort des Y im di-
rekten Wortlaute.
4. Datum.
Z. 2. UTUL = utullum ‚Herdenverwalter‘. Vgl. Delitzsch
BA IV 455.
7. 3. Ranke liest |. с. 1402 (unten): SAG.ILA*-napisti
(ZD-idinnam(MU). Indes steht im Original: DAH nicht ZI.
Ich lese daher SAG. ILA.-ussip-$umam = ‚Esaggil d. h. Marduk
hat einen Sohn’ hinzugefügt‘.
Z. 15. Die Lesung des Npr. ist zweifelhaft. Möglich
wäre auch: й da-ab-tum ‚und [vor] den übrigen [Zeugen].
Vgl. II 28, Z. 6, 11 (Nr. 35): kaspam ba-ab-tam ‚Restbetrag‘.
Z. 19. Wie man sieht, ist die Amtswürde des hazänum
altbabylonischer Herkunft. Sie war bislang nur in jüngeren
assyrischen Texten nachgewiesen.
Z. 20—21. avátam $akánu hat hier prügnante Bedeutung
‚eine Rechtssache vorlegen‘; vgl. C. Н. XXV 4—5: $4 a-và-tam
i-raą-áš-šú-ú ‚wer eine Rechtssache hat‘. Ganz ähnlich ist im
Hebr. men ок peo перл "273 гк Exod. ХУШ 26. Vgl. auch
Exod. XXII 8. In späteren (assyr.) religiösen Texten hat die-
selbe Redensart eine ganz andere Bedeutung: ,einen Ausspruch
tun ein Orakel verkünden‘. Vgl. das sogenannte Sabbatgesetz
ПУ В 32 = AL IV 82) Z. 6 (resp. 33°): а-ға" pu-uz-ri «ntu
bir" amátam?* ul i&ákan* ‚an einem verborgenen Orte soll
der Wahrsager kein Orakel verkünden‘. Vgl. auch Zimmern:
Ritualtafeln, S. 88.
Z. 22. an-nu-ti-in. Sowohl hier im Gen. masc. pl., wie
auch an anderen Stellen im Nom. pl. finden wir das т am
* = É.SAG.ILA. Vgl zur Bedeutung Ranke ВРХ, S. 212“.
> MU = фити ‚Sohn‘ in Nprr. Vgl. Schrifttafel AL ТУ, s. s. MU.
е HAL. 2 KA. ° GAR”.
48 Ц. Abhandlung: Schorr.
Ende statt der erwarteten Mimation, wiewohl im Plural das
m ganz abfallen müßte. So IV б», 5 (Nr. 13); an-nu-tu-un —
VI 34», 4 (Nr. 78); VIII 40», 8 (Nr. 31); УШ 50°, 11: рап
a-nu-ti-in. Ebenso ist es in den Hammurabi-Briefen, vgl.
Nagel BA ТУ, S. 475. Ist vielleicht diese Nunation im Plu-
ral etwa westsemitischer, aramäischer Einfluß (vgl. row)?
7. 30. Ähnliche RA C. Н. XIV* 11—12: ema e-li-sä
ta-bu ‚wo es ihr gefällt‘.
7. 31'—33. Die zwei Zeilen enthalten schon die Ant-
wort des Sin-ublam. Er gibt sich mit der Erklärung seines
Partners zufrieden.
7. 32—33. Die RA libbam tubbu hat juristisch präg-
nante Bedeutung ‚jemand befriedigen‘, auch I! ‚befriedigt sein,
sich abfinden‘. Vgl. С. H. ХІУ" 86—87; ХУ» 1—2. In den Ur-
kunden: II 22, 14—18 (Nr. 70), VI 93", 14—16 (2) (Nr. 15).
Vgl. auch ВАР 118.
7. 34—35. apálu mit АЕК. ‚jemandem antworten‘. Daß
Ibi-NIN.SAH das Subjekt des Satzes ist, wird durch das Deter-
minativ T markiert. Die richtige Interpretation der Zeilen 31
bis 35 verdanke ich Herrn Prof. Müller.
Z. 41. Nach King LIH III 222, Anm. 26 könnte das
Jahr nach den Spuren der Datenliste das 5., 11. oder 14. sein.
Richtiger scheint mir aber, das 6. Hegierungsjahr anzunehmen.
Nr.15. CT VI 33^ (Bu. 91—586). VIII. Jahr.
Prozeß über ein Haus.
1 | "Матдайцк-ти-фа-Ї ? à ! Nachdem Marduk mu.
"ISiín-i-din-nam ahusu 3 таг | ballit und Sin-idinnam, sein Bru-
Ip-tu-ur-"Sin * а-па Sd-at- | der, der Sohn des Iptur-Sin,
"Aja márat A-vi-ililim 5 dë | gegen Sát-Aja, die Tochter des
šum bitim 34 Ga-gi-im ° ir- | Avélilim, 5 wegen eines Hauses
gu-mu-á-ma. | in Gagum geklagt hatten;
1 daianü i-na bit “Šamaš | die Richter im Tempel des
8 dinam ú-šá-hi-zu-šú-nu-ti- | Šamaš, sie (plur.) das Urteil
ma ? Sa-at-"Aja márat A(?) | haben wissen lassen; die Šât-
vi-il-ilim 19 а-па ni-iš "[A]ja | Aja, die Tochter des Av&
Altbabylonische Rechtsurkunden. 49
п dd-di-nu-á-[5]i-ma З i-na
13 [im-tJa-ag (?)-
ba-ab ni-...
ru (2)-й-та
на libbi*(?) "Marduk-mu-
ba-li-it 15 à " Sín-i-din-nam ahu-
šu(?) 19 Sd-at-^Aja &(?)ti(?)-
i-ib
ilim 1 zum Schwur bei der
Göttin Aja bestimmten; nach-
dem sie sich in dem Tore...
ausgeglichen haben (?),
hat Sät-Aja sowohl das
Herz des Marduk - muballit,
15 wie auch des Sin-idinnam
| seines Bruders befriedigt(?).
11 dal i-tu-ru-ma 18 ! Mar- |
Indem sie [den Ausgleich]
duk-mu-ba-li-it !? à "Sin-i-din- | nicht anfechten, werden Mar-
nam ahušú 29 а-па Sá-at-^ Aja | duk-muballit und Sin-idinnam,
1 {§-šum bitim Ad Ga-gi-im
2 ul i-ra-ga-mu-ü
35 dup-pu-um zi-qu-tum 1-
li(?)-a-am-ma * ih (?)-hi-e-ib-bi
nis Šamaš “Marduk % à
A-pil-Sin itmá."
sein Bruder, ?? gegen Sát-Aja
wegen des Hauses in Gagum
nicht [wieder] klagen.
Wenn eine gesetzmäßige (?)
Urkunde auftauchen sollte, wird
sie vernichtet.
Bei Šamaš, Marduk * und
Apil-Sin haben sie geschworen.
8 Zeugen.
26 рдп "NIN-SAH-ba-ni * pán Sin-[e] * mu-Ii *"*GU.(?) 39 pân Šamaš-
da-ia-an mûr *Samai-na-gir ** pân Us-tas-ni-ilum 9 pân E-ri-zu(m)-ma-tum
% [pán?] Be-li-zu-nu 3 pân Ha-zi-rum mûr "Samas-da-ia-an 29 pân Na-ra-
nu-um mdr Varad-" Rammän.
Im Jahre des Kanals
| ‚Apil-Sin-begallum‘.
** fattum паг A-pil-Sin-he- | »"
gallum.
Der Rechtstitel der Klage ist, wie gewöhnlich, nicht an-
gegeben. Wahrscheinlich wird sich der Prozeß auf ein Kauf-
gescháft bezogen haben. Der Angeklagten wird, da sie ver-
mutlich keine schriftliche Urkunde vorweisen kann, ein Schwur
auferlegt, jedoch scheint dieselbe, um einen Schwur zu ver-
* Ich vermute, daß hier Є ПІ gestanden war wegen des folgenden иб.
> IN.PA.NE.SU.MES.
* Vom Schreiber aus Versehen ausgelassen.
Sitzungsber. d. phil.-hist. КІ. 155 Bd. 2. Abh. 4
50 11. Abhandlung: Schorr.
meiden, einen gütlichen Ausgleich mit den Klägern vorzuziehen,
womit sich die Kläger zufriedengeben und von der Klage zu
rücktreten. Sie verpflichtet sich, nicht wieder in derselben
Sache zu klagen. Einen analogen Fall bietet in diesem Punkte
die nächste Urkunde Nr. 16.
Z. 1—6. Die meisten Prozeßurkunden sind als solche gleich
auf den ersten Blick daran zu erkennen, daß sie mit ana oder
а$$ит* — worauf das Streitobjekt genannt ist — beginnen.
Dann folgt gewöhnlich der Name des Klägers, zuletzt der des
Angeklagten. Unsere Urkunde weicht von diesem Schema ab,
indem an der Spitze derselben die Namen der Kläger stehen.
Nur noch zwei Urkunden weisen dieses Schema auf: II 46
(Nr. 21); VI 32* (Nr. 41).
Z. 11—16. Die Zeilen sind sehr korrumpiert, daher ist
die Ergänzung und Übersetzung nicht ganz sicher. Da ein
Ausgleich stattfindet, so hat die Angeklagte nicht geschworen.
Zur Erklürung dieser Zeilen ist Nr. 16, Z. 15 —18 heran
zuziehen.
È... й == ‚sowohl ... als auch‘; vgl. D. H. Müller: Ge
setze Hammurabis 273.
Z. 23. dup-pu-um zi-gu-tum. Zunächst ist festzustellen,
daß die zweite Silbe des letzteren Wortes ди nicht etwa bu
zu lesen ist^ Der Stamm “p heißt nach HWB! ... ‚gesetz-
lich bestimmen‘, somit könnte zikätum ‚Gesetzlichkeit‘ über
tragen werden. Das paßt gut dem Sinne nach: ‚wenn eine
gesetzmäßige Urkunde auftauchen sollte, soll sie vernichtet
werden‘. Wie ist aber die syntaktische Verbindung zu erklären?
Da duppu überall masc. ist, kann zikü@tum wohl kaum als Ad-
jektiv fem. gefaßt werden, etwa wie *$akü-$akütu." Trotz der
Mimation, die auch sonst beim stat. constr. vorkommt,? glaube
ich, daß zikütum als Abstraktum und syntaktisch beide Sub-
stantiva als Status-constructus-Verbindung zu fassen sind* ‚Ur-
* Selten steht an der Spitze das Streitobjekt ohne ana, so VIII 42*.
b Vgl. Schrifttafel AL IV, Nr. 311 (babyl. Form).
е Daneben auch: #akîtu cf. HWB? s. v.
4 Siehe Anm. zu VI 36*, 11 (Nr. 3): Ja-gu-um bi-tim.
e Allerdings müßte man dann zikü/im erwarten. Allein vgl. C. H. VI 48:
mûr a-ve-lum; ВАР Nr. 45, 7: daian a-lum; CT VI 33*, 4: ina kild
(ТІК) nam-ka-rum.
Altbabylonische Rechtsurkunden, 51
kunde der Gesetzmäßigkeit‘, 4. h. ‚gesetzmäßige Urkunde‘. Eine
Analogie dafür bietet C. H. У 29: si-bu-ut sa-ar-ra-tim ‚Zeugnis
der Feindschaft‘ — ‚feindseliges Zeugnis‘, ebenso hebr. арт чр
Prov. ХП 17.»
Dieser Ausdruck ist mir übrigens nur,noch einmal in
den Urkunden begegnet: VI Ais, 11—19: duppi* ha(?)-ar-
mu-um zi-gu-tum 18 i-hi-bi-e 13 84 ap-lu-ti-im, wo mir aber der
Sinn nicht ganz klar ist. Es scheint dieselbe Klausel wie in
unserer Urkunde zu sein, vgl auch II 31, 15—19 (Nr. 22).
Vielleicht ist auch BAP Nr. 34, 17: ra-bi zi-ka-tim (Amtstitel
= rabiánu) und Nr. 78, 4: ата ta-az-ki^-tim von лр her-
zuleiten und nicht von 72, wie Meißner ibid. 143 annimmt,
weil 22: — wie im Neuhebrüischen — auch im Assyrisch-Ba-
bylonischen doch nur die Bedeutung ‚frei, rein machen‘ haben
dürfte, was an beiden Stellen kaum paßt.
i-li-a-am-ma. — лу hat hier prügnante Bedeutung ,auf-
tauchen', von einer Urkunde ausgesagt.*
Z. 24. ih(?)hi-e-1b-bi IV! von hipáü == inhippi. Vgl. als
analoge Form: ana-ku la ah-hab-bil ‚ich möge nicht verdorben
werden‘ (HWB* 300" unten).
Die RA duppam hipû kommt auch C. H. XII 15—16
vor: dup-pa-šú ih-hi-ib-bi (ТУ).
Z. 34. Nach den Spuren in der Datenliste gehört diese
Urkunde in das 8. Jahr Apil-Sins. Vgl. King LIH III 223,
Anm. 28; BA IV 365, Z. 35.
Мг. 16. CT IV 47% (Bu. 88—711). XI.(?) Jahr.
Mietsprozeß.
1 Äs-sum 1 RUS bi-il-tim ! In Sachen eines RUS bi-
! id i-na Li-Si-mu-ru-um® 3 itti | il-tum, welches, nachdem es von
Varad-* Bêl à Silit-Istar dÉ Varad-Bél und Sili-Istar Ilusu-
1-а-Би-5й таг "!Sin-na-sir ° i- | abu&u, der Sohn des Sin-näsir
gu-ru-Fü-ma ih-li-ku-sü in LiSimurum, ° gemietet hatte,
* Vgl. WZKM ХУШ, S. 212. b DUB.
* Vgl. auch Meißner, AS Ш 54, Anm. 5. 4 Meißner: ki.
* HWB? nicht registriert. е MIL,
4*
52 IL Abhandlung: Schorr.
| dann ihm verloren gegangen
| ist.
6 áš-šum RUS bi-il-tim | Nachdem wegen des ВОЗ
] Ilu-$ü-a-bu-sü 1 T Varad-"Bêl | Ilu&u-abu&u, Varad-Bêl und Şili-
à Sili*-Istar i-di-nu-ma % da- | Маг prozessiert, die Richter
ia-nu i-na $4 “Šamaš ° i-na | im Tore des Šamaš іп Sippar
li-bi Sippar* 19 di-nam ú-šá-hki- 1° ihnen das Urteil zur Kennt-
zu-šú-nu-ti-ma 11 а-па šú-ri- | nis gebracht; die Richter, Va-
піт $4 “Šamaš 1 da-ia-nu TVa- rad-Böl und Sili-Istar den Ilusu-
rad-Bél à Sili*Íitar 13 а-па | abusu zur Säule des Šamaš
Ilu-sü-a-bu-sü id-disznu-Su-ma | übergeben; an der Säule (?)
M ina $ü-ri-bnim šá “Šamaš | des Šamaš, 15 im alten Tore
16 ina báb “Šamaš la-bi-ru- | des Šamaš, Ilusu-abusu, der
tim 16 T Ilu-šú-a-bu-šú mär | Sohn des Sin-näsir, Varad-Bêl
"ISin-na-sir 11 [ Varad-"Bel à | und Sili-látar einen Ausgleich
Silis-Íitar 18 im-ta-ag-ru-ma | getroffen hatten,
13 а-па 6 МЁИ kaspim $4 darf wegen der sechs Se-
Za-ba-ank 3° à 10 ЕИ kdspim | kel Silber in Zabanwührung(?),
2154 Sippark ra-bi-im 28 ds-Sum | 29 und wegen der zehn Sekel
RUS-sü-nu il-ku-& 33 а-па Va- | Silber in Sipparwährung (?), die
rad- Bêl à Silis-Ístar a Y Ilu- | sie für ihr RUS genommen
šú-a-bu-šú таг Sin-na-sir 35 ú- | hatten, gegen Varad-Bél und
Sili-Istar Ilusu-abusu, der Sohn
des Sin-näsir, 25 nicht klagen.
Indem sie niemals [den
Ausgleich] anfechten, werden
Ilusu-abusu, der Sohn des Sin-
násir, Varad-Bél, Sili-I&tar, einer
gegen den andern wegen des
RUS *? nicht klagen.
| Bei Šamaš, Marduk, Apil-
Sin und der Stadt Sippar ha-
ben sie gegenseitig geschworen.
11 Zeugen.
ul e-ra-ga-am
апа таібта? 29 la i-tu-ru-
u-ma 3 T Ilu-šú-a-bu-šú тат
"I Sín-na-sir SI Varad-"Bel Si-
li*-Íštar 39 a-hu-um а-па a-hi-
im ds-sum RUS 3 ü-ul e-ra-
ga-am
31 nis "Хата "Marduk A-
pil-" Sin ? й al Sippart iš-
#1-п1-15 it-mu.
зз pán I-din- Мити mûr Li-bi-it-4 Bêl * pân I-din-"Ma-mu már Мази:
um 35 pân 54-01-44 mâr "MAR. TU-na-gir 88 pân Nu-ür-" Kab-ta mâr Img“
a МІ. " UKUR.SU.
с Sc. behufs Schwurleistung.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 53
“Sn ° рап U-bar-ruum mâr * Sín-li-e-i 38 рдп Táb*^ Uru» mûr Ak-sd-ia
* pân "Затад-йит mûr Im-di-"Bel < pán "Samai-da-a-an mâr Sin-ka-H-id
“рап Ak-id-ia mûr "Samas-hegallumb(?) ** рап "Samas-na-gir PA.GUB da-
ianu 9 рдп I-din-"Sin dupéarrim.
^ varah [E*J-lu-nim йти | * Am fünften des Monats
j tan 45 забит A-pil-"Sín* | Elunu, im Jahre, in welchem
LUGAL.E. ** BAD Du-ur- | Apil-Sin die Mauer von Dár-
muti BA.RÜ. ‚ müti erbaut hatte.
Das nähere Verstündis dieses Prozesses hängt von der
Eruierung des Streitobjektes ab, das leider mit einem Ideogramm
bezeichnet wird, dessen Bedeutung mir bislang nicht bekannt
geworden ist. Nach Z.5 könnte man vermuten, daß es irgend
ein Gerät ist; im übrigen ist die Urkunde sehr allgemein ge-
halten. Die Richter legen dem Angeklagten einen Schwur an
der Šamašsäule auf. Jedoch wird inzwischen unter den Par-
teien selbst ein Ausgleich am Schwurplatze getroffen. — Im
Gesetzbuch wird der Kasus, wo eine gemietete Sache verloren
geht, nicht behandelt.
Z. 1. Ob bi-il-tim hier und Z. 6 als phonetisches Komple-
ment oder als selbständiges Wort zu fassen ist, kann man vor-
läufig nicht entscheiden. In Hinblick auf Z. 22: RUŠ-šú-nu ist
letzteres wahrscheinlicher.
Z. 5. haláku ist in der 1. Form nur intransitiv. Daher
muß man übersetzen: ‚das ihm verloren gegangen ist‘, oder ,zu-
grunde gegangen ist‘, wenn das Mietsobjekt ein Lebewesen war.
Z. 1. i-dinuma I! Imperfekt von dänu hier ,prozes-
sieren‘, ‚rechten‘. Diese Bedeutung steht hier vereinzelt da;
sonst heißt dänu überall ‚richten, Recht sprechen‘. Allein wir
finden denselben Übergang auch im Hebräischen, so Koh.
VI, 10: sas pnw вр rb bon нз, mit ву konstruiert.
Z. 11—13. šú-ri-nim. $urinnu bedeutet ‚Pfeiler, Säule‘.
Vgl. noch II 9, 7: а-па šú-ri-nim “Šamaš; II 41, 18 (Nr. 72):
» SES.UNUM®, ^ HE(?).GAL (?).
є Die Kopie bietet šu, doch sicher Verschreibung = e. — Vgl. King,
Letters ЦІ, S. 36, Anm. 3 (Fortsetzung von 8. 35).
å Das Zeichen ZU in *EN/ZU] = Sin hat der Schreiber aus Versehen
ausgelassen.
54 П. Abbandinng: Schorr.
Surinnu (SÜ.NIR) $4 “Šamaš; IV 23°, 21; i-na &i-ri-nim iga-
bu-ma; УГ 25*, 7: Sü-ri-nu* Aus all diesen Stellen ist aber
nicht genug ersichtlich, was man eigentlich unter der ‚Säule
des Šamaš‘ zu verstehen hat. In einem Sylabar II R 26, Nr. 1
add. 32 ff. steht $urinnu in einer Gruppe mit esrötum und bí-
täti iláni. Daraus darf man schließen, daß $urinnu ein Teil
des Tempels ist, etwa eine Säulennische oder dergleichen
bedeutet. Vgl. auch weiter Anm. zu Nr. 72, Z. 17—21.
In der Tat lesen wir VIII 3°, 23—24: i-na $urinnim* іа
"Bel ** i-na e-Se-ir-tim $4 i-li-šú-nu ‚an der Säule des Bel, im
Heiligtum ihres Gottes‘. Aus derselben Stelle geht auch hervor,
daß in der Säulennische, wo vielleicht das Götterbild aufgestellt
war, der Angeklagte oder die Partei überhaupt den Schwur
zu leisten pflegte. So ist dort 7.28: á-ub-bi-[bu] nach C.H. $ 266
(2. 19) zu verstehen. Vgl. besonders ВАР Nr. 107, Z. 15—21:
i3-tu Varad-"Marduk ... ата mar-si-it | Varad-"Ul-mas-s5i-tum
а-01-5й-пи i-na ni-i$ ilim ana Ib-ni- Marduk à Pa-as-sa-lum
ah-hi-su ü-ub-bi-bu ‚nachdem Varad-Marduk wegen des Be-
sitztums des А., ihres Vaters durch Anrufung der Gottheit
seinen Brüdern I. und P. gegenüber den Reinigungseid ge-
leistet batter: Nach all dem wird es wohl einleuchten, daß
auch an unserer Stelle ana $urinnim nadänu eine abgekürzte
Redensart sein muß mit der Bedeutung: ‚an der Säule des
Tempels einen Schwur auferlegen‘, wörtlich: ‚der Säule über-
geben‘. Ganz in demselben Sinne: II 46, 11—13 (Nr. 21) die
RA ana ubbubim nadánu.
Sehr schwierig ist die Syntax іп Z. 11—13. Daß Ilusu-
abusu als Objekt (Akkus.) aufzufassen ist, zeigt das Suffix in
iddinu-$u-ma und erfordert auch der Sinn, da wohl — wie
üblich — der Angeklagte den Reinigungseid zu leisten hat.
Das ana als Exponent des Akkusativs ist gar nicht störend;
a Vgl. die Zusammenstellung AS ПІ 60, Anm. 2; vgl. auch НУВ? 1116.
bd Vgl. HWB? 1116».
e SU.NIR.
4 Meißners Übersetzung AS III 51 ‚befriedigen‘ ist unrichtig.
e ВАР 145 stützt Meißner seine Auffassung von ubbubu = ‚regeln‘ durch
den oben erwähnten $ 266, der damals nur als Fragment bekannt war.
Doch gerade dieser Paragraph läßt für mahar ilim ubbubu im Kontext
nur die Bedeutung zu: ‚den Reinigungseid leisten‘, wie auch allgemein
gefaßt wird.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 55
уві. 5 im Aramäischen und Äthiopischen (mit vorangehendem
Personalpronomen, das hier als Suffix folgt). Vgl. auch KB
VI 331. Kann aber, wenn 7. 12 als Dativ aufzufassen ist,
die Präposition ana, die man erwartet, fehlen? Auch daß der
Schreiber es ausgelassen hätte, ist graphisch unwahrscheinlich.
Es scheint mir daher am besten, Z. 12 als Subjekt neben da-
and zu fassen; die Richter und Kläger legen dem Angeklagten
einen Schwur auf.
Z. 15. 645 labirütim ist stat. constr.-Verbindung ‚Tor
des Alters‘ — ‚altes Tor‘. Auch im Tempel zu Jerusalem gab
es zur Zeit Nehemias ein mwn “pw Neh. ПІ 6.
Z. 18. magäru I? bedeutet hier und sonst in den Ur-
kunden ‚eine Vereinbarung, einen Ausgleich treffen‘. Vgl. VI
33*, 13 (Nr. 15); VIII 6*, 16 (Nr. 48).
Z. 19. Za-ba-an". Diese Stadt, deren Lage nicht näher
bekannt ist, kommt auch in assyrischer Zeit vor, ebenso ein
Kanal dieses Namens. Vgl. HWB? 274»,
Z. 21. Sippar rabîi ist vielleicht des Zentrum der Stadt.
Es gab einige Vorstüdte: Sippar-amnanu, Sippar-edinna, Sip-
par-iahrurum. Vgl. King LIH III (Index).
Z. 32. iš-ti-ni-iš ‚gegenseitig‘ paßt hier besser im Kon-
text als ‚jeder besonders‘, wie man es auch übersetzen könnte.
Vgl. Delitzsch AG? 8 105 f.
7.32. it-mu = itmá. So VIII 26°, 17 (Nr. 7): it-mu-ü п.б.
Z. 34. Die Lesung bei Banke BPN 147°, Nr. 26: РА.
US.UD.TAR ist unrichtig.
Z. 45. Zur Datierung vgl. ВА ГУ 364, Z. 39—40. Nach
King l. e. 222, Anm. 26 wäre auch das 5. und 14. Jahr möglich.
Nr.17. CT IV 33^ (Bu. 88—580).
Kaufvertrag.
! 1 ЗАВ 10 GIN (t) нт | ! Ein SAR, zebn GIN ge-
еріт ? i-ta E-ri-ba-am * à | bautes Haus neben Eribam
!Samas-a-bu-su 4 ин Pa-ka- | und Sama$-abusu, hat von Pa-
ila 5 ] A-bu-um-va-kar ® тат | kaila 5 Abum-vakar, der Sohn
I-din-"Sin ° i(?)-éá-am | des Idin-Sin gekauft.
56 U. Abbandlung: Schorr.
а-па ši-mi-šú 8 ga-am-ri-im
9 kaspam iskul 19 bu-ka-nam
Sü-tu-uk И a-và-zu ga-am-ra-at
1? а-па (1) và-ar-ki-at 13 @т-
mi-im И a-ve-lum ата a-ve-
lim 15 la i-ra-ga-mu
16 пёў "атаў T A-pil-Sin
17 di-ma.
Für seinen vollen Kauf-
preis hat er das Geld bezahlt.
10 Den...-Stab hat man hin
übergetragen. Seine Sache ist
erledigt.
In künftigen Tagen wird
einer gegen den anderen nicht
klagen.
Bei Šamaš, Apil-Sin hat
er* geschworen.
5 Zeugen.
18 pân Bu-nu-ma-hir 19 mûr Di(?)-li-ilum 29 pân Sá-ub-na-ilum 31 рїн
Ja-dah-ilum °? mûrê Ja-ku-ub-ilum ** pân Sin-i-ki-[iá-Jam 24 mûr A-lu-ka
35 pûn Na-ra-am-ili-J3á 29 mûr Ilu-šú-ba-ni.
Z. 10. Die verschiedenen Erklürungen dieser Phrase
s. Daiches AR 15. Neuestens übersetzt Meißner AbR 6 ‚den
(Mórser) Klóppel hat man hinübergehen lassen‘. Die Zeremonie
deutet jedenfalls den Abschluß des Geschäftes an.
Aus der Zeit des Sin-muballit.
Nr. 18. CT VIII 252-5 (Bu. 91—280). VII. Jahr.
Adoption.
1 Aplát Si-la-ma-zi ? märat |
Sar-ru-ut-Sín З ] Aja-Sar-ra-
at märat Ha-ma-zi-rum * ri-
ділі và-ar-ka-ti-&d
° 1 SAR bitim еріт i-na
Ga-gi-(ga-)*-im 9 ita bit Amat-
"батаў märat I-din-" MAR.
TU Та ita bit Ga-ki-(!)-im
* D. h. wohl ‚jeder besonders‘,
1 Adoptions[akt] der Si-la-
mazi, der Tochter des Sarrüt-
Sin. Aja-Sarrat, die Tochter
der Hamazirum ist die Erbin‘
ihrer Hinterlassenschaft.
5 Ein SAR, gebautes Haus
in Gagum, neben dem Hause
der Amat-Samas, der Tochter
des Idin-MAR.TU und neben
b Dittographie des Schreibers; ist zu streichen.
с Wörtlich: ‚Nachfolgerin‘.
Altbabylonische Rechtsurkunden,
85/5 САМ eklim i-na ugari
Ka-du-ri ° за ekil Na-ra-am-
tum 10 márat A-bi-ma-Istar
п й ita A-dub-bu-um ? 2 SAR
Инт epsim i-a Ki-di-(?) іт
3 ita bit Sa-la-tum Ч à ita
bit Burb-"Ma-mi 15 1 54885.
tum Ku-ti-bi 1% ga-du-um vi-
il-di-šá И ma-la va-l-du 18 à
ivà-la-du 19 Ze САМ eklum
hu-ub-tum 29 i-na ba-ab a-li-im
1 ga-du-um i-di-&á 32 i-ta Nu-
üir-ASamas 23 таг Ja-ku-ub-
ilum 34 à i-ta Ili-"MAR.TU
25 và-ar-ka bu-Se-e-&d. ?9 iš-
tu bi a-di Витая 31 Y Sie
mazi ит-та-5@ ?* а-па "Аја-
jar-ra-at та-ат-Н-5а 29 т-2и-
bu (?)
ma-la 1-54-й 59 à i-ra-ás-
54-й 31 $4 "Aja-sar-ra-at-ma
59 а-па vû-ar-ki-at йтї""
З ina mûrê Ha-ma-zi*-rum
* à ina mûrê Sin-e-ri-ba-am
® ала " Aja-sar-ra-at. [і-ші
іта-да (!)-mu
36 nii Šamaš "Аја “Мат-
duk 9 à Sin-mu-ba-li-it
itm,
51
dem Hause des Gakum (?);
5|, САМ Feld im Gefilde von
Kaduri neben dem Felde der
Narämtum, 19 der Tochter des
Abima-Istar und neben Adub-
bum; zwei SAR gebautes Haus
in Kidum (?), neben dem Hause
der Salatum und neben dem
Hause des Bur-Mami; !5 eine
Sklavin Кобы, samt ihren
Kindern soviel geboren wurden
und noch geboren werden;
"/н САМ lastenfreies Feld
29 am Tore der Stadt, samt
seiner Umfassung, neben Nür-
Samaš und neben Ili-MAR.TU;
35 den Nachlaß ihres Ver-
mögens vom Munde bis zum
Golde hat ihre Mutter Si-lamazi
ihrer Tochter Aja-sarrat hinter-
lassen (?).
Soviel sie besitzt 3 und
besitzen wird, gehört nur der
Aja-Sarrat.
Künftighin wird [keiner]
unter den Kindern der Hamazi-
rum, und unter den Kindern
des Sin-éribam °° gegen Aja-
Sarrat klagen.
Bei Šamaš, Aja, Marduk
und Sin-muballit haben sie ge-
schworen.
21 Zeugen (davon 11 Frauen).
# рдп Varad-Sin iangü* Хатай 39 pân Sá-lim-pa-li-ib-Ai $angü* "Sa-
maš * рап *NIN-SAH-idinnam! akil UD "Sama © рап Bu-la-lum pân *Sa-
WI 3].
» TUL (Br. 10267).
¢ Die Kopie bietet irrtümlich ha. Vgl. Z. 3.
* Von mir ergänzt. * RID.
f MA. AN. SUM.
58 II. Abbandlung: Schorr.
mas-ta-ia-ar “ ріп Ka-lu-mu-um 9 рап Li-bur-ra-am ** рдп "Samas-tappi*-ia
4 ріп А-ра-ат-аг-Н * pân "Aja-tal-Uk * pân Pi-"Aja márat Varad-Sin
45 рп A-ha-zu-nu märat Sin-ri-me-ni 9 рап "Aja-ellitd (?) 59 märat Ha-an-ha-
nu-um "! pán Be-ta-ni märat I-di-zum 5 pân Nu-ra-am-tum märat Ilum-na-sir
53 pán A-ha-tum 59 айгай Im-gur-Sin ® ріп La-ma-zi 59 тага! Sin-a-bu-i5
57 pân Amat-"Samas ® märat Sin-e-ri-ba-am 59 pân Ru-ba-tum % märat "Хат-
nar-napi3tam-idin* *! рдп Amat-"Samas ® märat I-din-MAR.TU ® pân Ri-
ba-tum % märat Ina-kät-ilim
6 jattum BAD ANZA.KAR- | 65 Im Jahre, in welchem
DA.DA. s | Sin-mu-ba-léit | Sin-muballit die Mauer des
BA.RU. Gottes ZA.KAR.DA.DA er
baut hat.
Inhalt: Es adoptiert eine Frau eine andere, wohl ein
jüngeres Mädchen. Die Mutter setzt ihre Adoptivtochter zur
einzigen Erbin ihres im einzelnen namhaft gemachten Nach-
lasses ein. Die Angehörigen beider Kontrahenten dürfen den
Vertrag nicht anfechten.
Die Verträge, in welchen eine freie Person adoptiert
wird, unterscheiden sich durch das Schema vollständig von
denen, welche die Adoption eines Sklaven betreffen. Vgl.
Anm. zu Nr. 1.
Folgende Urkunden gehóren neben obiger zu ersterer
Gruppe und sind als eigentliche Adoptionsvertrüge anzu
sehen: II 35 (AS III 55); II 41*-* (Nr. 30); IV 10, Z. 28—31;
VI 30°; VI 33* (Nr. 43); VIII 49* (Nr. 84), Z. 1—24; VATh.
959/60. Ihr Schema lautet:
1. Adoptionsakt (oder: In Sachen des Adoptionsaktes '
derf A, Tochter des B. — C, Tochter des D, ist die
Erbin ihrer Hinterlassenschaft. (Rubrum.)
* TAB. BA. ь AZAG (?).GA. * ZI. MU.
4 — KB IV 12. — Die Übersetzung Peisers ist unrichtig und unverständ-
lich. Die zum Teile fehlerhafte Transkription läßt sich nach dem Schema
leicht berichtigen und ergünzen.
e TUR.US. KU — Ana aplütim.
f In den meisten Urkunden ist es eine Frau, und zwar eine Priesterin, dif
eine andere Frau, auch Priesterin, wohl behufs Altersversorgung adoptiert.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 59
2. Einzelaufzählung der Hinterlassenschaftsobjekte.
3. ‚All das (mimma annim) gehört nur der C (oder: hat
A der С geschenkt).
[4. C hat gewisse Renten (meist Naturalien) jährlich an
A zu leisten.]
5. Schwurvermerk.
6. Zeugen und Datum..
Jene Urkunden, in denen die Adoptivmutter eine Prie-
sterin ist, kann man als Illustration zum $ 179 ansehen. Ein
anderes Schema weisen BAP Nr. 94 und 95 auf, wo Eltern
ihr Kind (Sohn) in Adoption vergeben. Die Klauseln dort
stimmen mit den Bestimmungen der Serie ana ittišú überein.
Z. 1—4. TUR.US = aplátu. Vgl. Meißner AS III 55,
Anm. 1, wo auch die anderen Belegstellen gegeben sind. Ар
Si-lamazi heißt hier ,Adoptionsakt der Š.‘ (gen. subject.).
Z. 4. ridit wird wohl als Partie. fem. anzusehen sein
‚die Nachfolgerin, Erbin‘. Meißners Zweifel AS Ш 58, Anm. 5
ist unbegründet. — Z. 1—4 bilden das Rubrum an der Spitze
der Urkunde. varkätu ‚Nachlaß, Hinterlassenschaft‘. Vgl. С. H.
XIV» 70 u. ö., neben varku (Z. 25).
Z. 8 Da in Z.9 die Nachbarschaftsgrenze folgt, wird
Ka-du-ri wohl als Stadtnamen anzusehen sein.
Z. 12. Ki-di-im. Stadtname, vgl. VIII 24%, 1 (Nr. 42).
Z. 16. vildu — hebr. 45, cf. HWB? 43°.
Z. 11. và-l-du Perm. ПІ pl. masc. Da das Permansiv
nur valid, mit relat. 4: valdu lauten kann, so wird man die
Silbe ££ als Buchstaben Z ansehen müssen. Es ist interessant
zu beobachten, wie dieser Versuch, Silben für Buchstaben
(stimmloser Konsonanten) zu verwenden, schon in altbabylo-
nischer Zeit sich geltend macht. Bekanntlich kehrt dieser Ver-
such in den Tell-Amarnabriefen in viel höherem Maße wieder.
Z. 18. i-và-la-du. — Hier IV! Präsens, Ш. pl. Im Assy-
rischen lautet die Form б аїайи.
Z. 19. Au-ub-tum ‚lastenfrei‘. Vgl. ВАР 117.
7. 21. idu ‚Seite, Umfassung*.
Z. 29. i-zu-bu(?). Die Lesung ist unsicher. Die zweite
Silbe — sonst immer — фа — kann auch zw gelesen werden,
60 П. Abhandlung: Schorr.
vgl. УШ 45°, Z. 31 (Nr. 25) N. pr.: Zi-21w*-na-vi-ra-at. Gegen
die Lesung bw der dritten Silbe spricht die Überflüssigkeit
des relativen 4. Ich vermute — in Hinblick auf das sonst
übliche Schema» — daß das Wort verschrieben ist statt i-di-in.
Wie leicht aber in dieser Zeit «= und e| zu verwechseln
sind, kann man z. B. aus VIII 49", Z. 14, zweites und drittes
Zeichen ersehen. Auch daß > aus $$ — in verschrieben sein
könnte, wird man leicht einsehen. Graphische Fehler sind ja
auch sonst in dieser Urkunde vorhanden, so Z. 5, 7(?), 33.
Z. 31. #4 "Aja-sar-ra-at-ma. Neben dem syntaktisch so
wichtigen konjunktionalen ma, das dem Verbum am Satz
ende enklitisch angehängt wird, gibt es noch ein zweites ma
der Betonung, mit der Bedeutung ,nur, ausschlieflich, allein'
etc. Es hat auch seine wichtige juristische Bedeutung so-
wohl im Gesetzbuche, wie auch in den Urkunden, die nicht
genügend beachtet wurde.
Vgl. С.Н. 8 10%: beel hu-ul-ki-im-ma ‚nur der Eigen-
tümer des verlorenen Dinges*.
$ 2138, 126 19: $u-ma er selbst, allein‘.
$ 45 45—46; bi-ti-ik-tum $4 ir-ri-Si-im-ma der Schaden
trifft nur den Besteller‘. Auch 8 47 96: ir-ri-su-ma ‚Er allein
(der Pächter) wird (muß) es bestellen‘. (Vgl. WZKM XVIII 219.)
8 155 7%: va-ar-ka-nu-um-ma erst nachher‘,
$ 162 5-8: 3e-ri-ik-ta-5d $4 máré-&d-ma ‚ihre Mitgift ge
hört nur (ausschließlich) ihren Kindern‘.
$ 163 22—23; je.ri-ik-ta-àd 3d bit a-bi-Sd-ma ‚ihre Mitgift
gehört ausschließlich ihrem Vaterhause*.
8 171 4—5: va-ar-ka-za 84 märe-Sd-ma ‚ihr Nachlaß ge-
hört ausschließlich ihren Kindern‘.
8 174 5—56; Se-ri-ik-ta-5d mûrê ha-vi-ri-Id-ma ili-kwi
‚ihre Mitgift erhalten die Söhne ihres [ersten] Gatten aus
schließlich‘.?
а = gizu = pit-su ‚sein Ausgang‘. BPN 180».
^ mimma annim ... iddin. Vgl. П 41», 14 (Nr. 30); IV 10, 37; VI 30»,
15—19; VI 33%, 11—19 (Nr. 43).
e Die Betonung ist hier im Gegensatz zu 8 156, wo der Vater vorher
(vor dem Sohne) seiner Schwiegertochter beiwohnt.
4 Ausgeschlossen ist der zweite Gatte.
Altbabylonische Rechtsurkunden, 61
$ 178 18-19: ap.lu-za šá ah-hi-sd-ma ‚ihr Kindesanteil
gehört ausschließlich? ihren Brüdern‘.
$ 180 58—59; va-ar-ka-za šá ah-hi-Ja-ma ‚ihr Nachlaß ge-
hört ausschließlich* ihren Brüdern‘, ebenso 8 181 74—15,
$ 186 9: inu-ma il-ku-u-sü ‚zur selben Zeit ав...‘
(vgl. WZKM XVIII 222, Anm. 3).
$ 28035: ba-lum kaspim-ma ‚ohne Geld überhaupt‘.
Unklar ist mir $ 281 99: $a-a-a-ma-nu-ma.
Aus den angeführten Beispielen" ersieht man folgendes:
Das betonende ma kann an jeden Satzteil, Substan-
tivum, Verbum oder Adverbium ($ 155) ohne Rücksicht
auf die Stellung des Wortes im Satze enklitisch an-
gehängt werden. Je nach dem Sinne ändert sich auch
die Nuance in der Bedeutung dieses та.
Daher bedeutet auch hier: $4 "Aja-sar-ra-at-ma ‚... ge-
hört ausschließlich® der Aja-Sarrat‘. Vgl. VI 30», 14: id
La-ma-zi-ma; VIII 49°, 24: за Hu-na-ba-ti-ia-ma; УШ 40%,
15 (Nr. 34): bilat eklim-ma ‚die Abgabe für das ganze Feld‘.
Z. 32—35. Die Klausel bezieht sich einerseits auf die
Ansprüche seitens der Geschwister der Adoptierten — die aber
wohl sekundär sind und in anderen Adoptionsverträgen nicht
erwähnt werden — anderseits auf die leiblichen Kinder der
Adoptierenden. Sie werden mit Namen des Vaters genannt
(тата Sin-éribam), obwohl dieser in der Urkunde nicht erwähnt
ist. Es ergibt sich auch aus der Statistik bei Ranke BPN
(S. 4), daß größtenteils in dieser Zeit die Kinder mit dem
Namen des Vaters (Sohn oder Tochter des .. 1 bezeichnet
werden, viel seltener und nur bei Mädchen wird der Name
der Mutter genannt.
So wird auch VIII 29», 11 == AS ПІ, 8. 32 i-na mûrê
A-hu-Si-na dieser Name, der in der Urkunde sonst nicht ge-
« Sie selbst darf darüber nicht verfügen.
^ Ein hervorhebendes та im С. Н. konstatiert auch Ungnad BA V 715,
ohne jedoch näher darauf einzugehen. Seine Einwände daselbst gegen
Müllers Auffassung der konjunktionalen Partikel ma, gestützt durch
Beispiele aus assyrischer Zeit, wo doch schon die Sprache verfallen war»
sind haltlos. Müllers Fassung ‚wenn, nachdem‘ bleibt für das Gesetz-
buch und die Rechtsurkunden unerschütterlich bestehen. Vgl. oben
Anm. zu IV 42*, Z. 23—26 (Nr. 1).
* Ausgeschlossen sind die leiblichen Kinder und andere Verwandte.
62 II. Abhandlung: Schorr.
nannt ist, sich auf den Gatten der adoptierenden Frau be-
ziehen.
Z. 65. Vgl. zur Datierung King LIH III 226; BA IV
366, Z. 1f.
Nr.19. CT VIII 42^ (Bu. 91—2455). VIII. Jahr.
Zinsdarlehen.
1 4 manê kaspim ? sipat* |
lŠamaš й-ва-ар 3 1 546 vardum
Ilí-ma-ta-ar * 1 339vardum
"бата$-па-ар-ёе-та-ат
5 8 ИИ kaspim ina šat-
tim (1) 1 кат 6 ki-iş-ru-šú-nu
таці Eri-isti-"Samas UD
@$ата# 8 märat "Sín-ri-im-
{тим °? Y и Sin - ri - im - Оти
10 mår E.BAB.BAR-lu-mur
11 arah ХРОМО. 21 ilteki
13 arah ANDUMU.ZI 1% ka-
spam й sipazu? isakal.
! Vier Minen Silber, — Zin-
sen des (Gottes) Šamaš wird
er zahlen — einen Sklaven
Ilima-tär, einen Sklaven Šama-
napseram,
— 5 acht Sekel Silber für
ein Jahr beträgt ihr Lohn —
hat von Eristi-Samas, der
Samaspriesterin, der Tochter
des Sin-rim-Üru, Sin-rim-Ürn,
10 der Sohn des E.BAB.BAR
lümur im Monat Düzu (Таш:
müz) geborgt.
Im Monat Düzu wird er
das Geld und dessen Zinsen
bezahlen.
5 Zeugen.
M ріп UR-RA-ga-mil mûr Ri-ib-Nu- Nu 18 рдп Ili-ma-a-hi mûr Sinî
meni !* pân lb-ni-UR-RA И mûr E-ül-pi-UR.RA 19 pân "Samas-balatt-zi
19 mûr In-bu-um 29 ріп E-ri-ib-" Sín dupsarrim
31 šattum nûr "Aja-hegal-
lum.
21 Im Jahre des Kanals
Aja-begallum.
Z. 5. Der Mietslohn ist geringer, als die Bestimmung im
$ 273 besagt, nach der ungefähr 11 Sekel der Lohn eines
Mietssklaven beträgt. Ebenso VI 40* (Nr. 40): 3'/, Sekel,
УШ 15° (Nr. 45): 5 Sekel. Vgl. auch AS ШІ, 8. 70.
* SIPTU. b SIPTU.BI. ° TIL.LA.
Altbabylonischo Rechtsurkunden, 63
7.11. SU.BA.AN.TI = iltéki ‚borgen‘ eigentlich ‚nehmen‘.
Vgl. ВАР 101.
7. 21.
IV 366, Z. 6.
Nr. 20. CT II 4 (Bu. 88—60).
Zur Datierung vgl. LIH III 226, Anm. 33, BA
XIII. Jahr.
Erbteilung.
ı 1 SAR bitim epsim à
niditum* ? ita bit U-bar-ri-ia
"й dta bit Pu-tur (?)-Sin * 2
ammatu" mu-u-um а-па sü-
kim*
$ zitti | ÜR.RA-na-gir 9 id
itti Sin-i-ki-5Sd-am "To Ib-ni-
‘Sama 8 ї-ги-й-ги
° is-tu. bie a-di huräsi 19 zi-
zu-u ga-am-rum И a-hu-um a-
na a-hi-im 13 ü-ul i-ra-ga-am
13 „îš "батай "Ауа 14 "Мат-
duk 5 й 'Sín-mu-ba-lí-it
5 itmá.
! Ein SAR gebautes Haus
samt Ödlandsgrund, neben dem
Hause des Übarria und neben
dem Hause des Putur(?) Sin
— zwei Ellen Ausgang auf die
Straße —
5 ist der Anteil des ÙR-
RA-násir, welchen er mit Sin-
ikisam und Ibni-Samas geteilt
hat.
Vom Munde bis zum Golde
ist 19 die Teilung vollzogen.
Nicht wird einer gegen den
anderen klagen.
Bei Šamaš, Aja, Marduk
15 und Sin-muballit haben sie
geschworen.
9 Zeugen.
U pân Sin-pu-ut-ra-am ® рдп Li-bu-ra-am 19 ріп Sin-ma-gir 29 pân Sin-
i-dinnam * рдп Уагай-ій-ій ® pân Sá-"Ii-ha-ra ® pân Varad-"MAR.TU
H ріп Sin-ilum ?* pân Li-bur-na-di-Sü.
26 jattum nâr TU.TU. HE- | 26 Im Jahre des Kanals
GAL, | ‚TU.TU-begallum‘.
Das Schema der Erbschaftsvertrüge ist so ziemlich kon-
Es lautet:
1. Teilungsobjekt (Zahl, Größe, Lage usw.).
stant.
* KISLAH (KI.UD). ь 0. e KUD.
64 1. Abbandlung: Schorr.
2. ‚ist der Anteil des A, welchen er mit B geteilt hat‘
[Nennung des Anteils des B].
3. [Klausel betreffs des übrigen Erbteils.]
4. Vermerk über vollzogene Teilung und Unzulässigkeit
der Anfechtung.
5. Schwurvermerk.
6. Zeugen und Datum.
Z. 1. Zur Lesung des Ideogrammes vgl. BAP 119,
НУВ! 450», HWB? 649». Es liegt kein zwingender Grund vor,
mit Meißner a. а. О. zwei verschiedene nidütum zu supponieren:
a) Verfall (der KT.KAL) b) Hochland (?) (Тарт. KLUD). Ich
habe daher auch hier nach HWB®: ‚Ödlandsgrund‘ übersetzt.
Z. 3. Die Lesung fur ist wahrscheinlich. Das Zeichen
gleicht sehr dem DUR im C. H. I 59. Vgl. Ranke ВРХ в. v.
Z. 10. 21-2и-й. Richtiger wäre 21-1-2и = zizu. 80 2. В.
VIII 18°, 8 (Nr. 27).
Z. 26. Zur Datierung vgl. King LIH Ш 226, Anm. 36.
XIV. Jahr.
Hinterlassenschaftsprozeß.
Nr. 91. CT II 46 (Bu. 91—2181).
1 Y A-hu-si.na Ї Ib-ni-"Sa- |
mas ? T Il-ta-ni ] Ma-za-ba-tum
з märü ОР. A-ga-mil * | Na-
ra-am-tum й Sa-mi-nu-ü 5 dë
šá-at ÜR.RA-ga-mil à Nu-ür-
Sin ° апа a-bi-&ü-nu ana E-
ri-ib-Sin 7 таг KA-id-UH" a-
na mi-im-ma $ šá DR A-ga-
mil i-zi-bu ° à elü-$á ir-šú-u
10 itu-ru
ir-gu-mu-ma | Su-mu-
ÙH" ikiü-du-ma 13 di-nam
ü-sd-hi-zu-nu-ti-ma 13 | E-ri-
а SES. b Sc. der Kinder.
! Ahusina, Ibni-Samai, Il-
täni, Mazabatum, die Kinder
des UR-RA-gämil, Narámtum
und Saminü, 5 die Frauen des
ОВ-ВА-рашй und Nür-Sin, der
Bruder ihres^ Vaters haben
gegen Érib-Sin, den Sohn des
KA-Sa-Upi wegen all dessen,
was UR-RA-gämil hinterlassen
und gegen ihn“ [an Forderun-
gen] hatte, 19 [das Urteil] an
gefochten.
Nachdem sie Klage er
hoben; zu Sumu-Upi gekommen
waren; er sie das Urteil hat
* Sc. gegen Érib-Sin.
Altbabylonische Rechtsurkunden 65
ib-Sin а-па bit "Samas И а-па | wissen lassen; Erib-Sin dem
ú-bu-bi-im id-di-ii-su-ma
15 i-na abullim® а-па mi-
im-ma 16 $d UR-RA-ga-mil
И 18-м bie a-di hurági 18 it-
ti-ia la i-ba-áš-šú-ú 19 it-ma(?)- |
та 29 ти-ди-ти Su-mu (?)-
ЁН?) [izu-uh]
" dub-bi la ra-ga-mi-im
33 iinu-ü-ma а-па E-ri-ib-Sin
3 1.21-ры
ü-ul i-ta-ru-ma З ana E- |
ri-ib-Sin ú-ul i-ra-ga-mu
25 під "Samas "Aja "Мат-
duk Se й Sin-mu-ba-li-it
"U ті.
Tempel des Šamaš, um den
Reinigungseid zu leisten über-
geben;
15 [Érib-Sin] im großen
Tore wegen der ganzen Habe
| des ÜR-RA-gämil: ‚Vom Munde
bis zum Golde ist bei mir
nichts vorhanden‘ geschworen
hatte — 29 [wies] Sumu-Upi
, die Klage [zurück].
Nachdem sie eine Ur-
kunde, daß sie nicht klagen
| werden, zum zweitenmal aus-
| gefertigt hatten, übergaben sie
dieselbe an Érib-Sin.
Indem sie [das Urteil]
nieht anfechten, werden sie ge-
gen Érib-Sin nicht klagen.
25 Bei Šamaš, Aja, Marduk
und Sin-muballit haben sie ge-
schworen.
14 Zeugen.
= pän llí-i-din-nam mûr En-nam-Sin ** pán Sin-e-ri-ba-am таг * Nan-
nár-MULU-TI(L)* % pân Gimils-ili-Fü mûr Awel “Sama 91 pán Awél-* NIN-
$АНКА mâr Na-bi-ia(?) ** pân Im-gur-Sin pân Ki-if-Nu-nu 83 mûrê Ib-ni-
“Rammän ?* pân Ig-mil-Sin mûr Sin-be-el-ili 29 pân Ibik-"Rammän mûr Na-
ra-am-ili-f£á ** ріп Warad-ili- mûr Pit.iá-"Samaid DI рап A-bi-lum (?) mûr
Ii-ni-^Ba(?)-4 ** рдп Ib-ga-tum mûr Sin-e-ri-ba-am 3° pân Nu-ür-"Samas mâr
Sin-ki-nam-di(?)-ni 9 pân É.TIL.AN.NA-ié-me mâr Sin-la-ma-z[u] (?) * pân
Eri-ib-Sin mûr E(?)-ri-ba (?)-ia
5 jattum KI.KUS.LU.ÜB. |
GAR tam-tum",
43 [m Jahre, da das Heer des
Meerlandes [mit dem Schwerte
geschlagen wurde].
Meißners Übersetzung AbR 30 ist zum Teile philologisch
und sachlich ungenau.
* KÁ.MAH. » = muballit avélam (?). e 80, a КА,
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 5
66 П. Abhandlung: Schorr.
Ich vermute aus Z. 10: itürü irgumü* — sonst heißt es
bloß irgumá — wie auch aus 7.22: ëng mag, ebenfalls vom
Schema abweichend, daß sich dieser Prozeß vor einer zweiten
Instanz in derselben Streitsache infolge der Anfechtung des
früheren Urteils abspielt,’ was aber nicht als Appellationsprozeß
vor einer höheren Instanz aufgefaßt werden darf, wie oben
Anm. zu Nr. 4, Z. 10—16 dargelegt wurde.
Der Sachverhalt ist folgender: Die zwei Frauen, Kinder,
wie auch ein Bruder des verstorbenen UR.RA-gämil verklagen
Erib-Sin wegen des ganzen Nachlasses des Verstorbenen und
der Forderungen, die jener an ihn hatte. Daraus scheint һег-
vorzugehen, daß der Angeklagte ein Geschüftskompagnon,
resp. Kommissionär ($атаЙ@) des ÜR.RA-gämil gewesen ist.
Die Kläger behaupten, daß der Nachlaß des Vaters, resp. Gatten
sich in seinen Händen befindet. Erib-Sin leistet den Reinigungs-
eid mit den Worten: ‚Vom Munde bis zum Golde* ist bei mir
nichts vorhanden‘. Die Kläger werden daher zurückgewiesen
und übergeben zum zweitenmal dem Erib-Sin eine Urkunde,
in der sie sich verpflichten, nicht mehr zu klagen.
Z.11. Für den Ausdruck ‚zum Richter kommen‘ gibt es
in den Urkunden einige Redensarten:
a) aläku ana. Vgl. П 39, 7 (Nr. 10): а-па da-ia-nu-ni
i-li-ku-ma.
b) kasádu mit Akk. (wie hier). Vgl. II 43, 5: daiani ik-
sü-da-ma (fem.); МІ 32*, 9 (Nr. 41): daiani ik-Sü-du-ma =
VIII 43», 7 (Nr. 38); VIII 24°, 5 (Nr. 42): daian? Jarrım (LU
GAL) ik-Sü-da-ma (em. 1?
с) maháru mit Akk.: II 47, 16 (Nr. 72): | Sü-mu-UH®
im-hu-ru-á-ma; IV 13%, 3: daiant im-hu-ur-ma == VI T*, 2 und
VIII 9», 14; VIII 6», 8—9: daiani Bábili* daiani Sippar"
im-hu-ur-ma.
* Vgl. Anm. zu VIII 28* (Nr. 4), Z. 10—16.
ь In dieser Vermutung bestärkt mich nachträglich die nicht datierte
Urkunde II 22, welche mit unserer Urkunde eng zusammenhängt. Vgl
Anm. zu II 22 (Nr. 70).
* Bc. vom Vermügen des ÜR.RA-gámil.
d Auch II 31, 10 (Nr. 22): i$-iü-da-a-ma = ik-hi-da-a-ma. Es ist eine
volkstümliche Assimilation. Unrichtig Meißner AS III 54, Anm. 1.
Altbabylonische Rechtsnrkunden. 67
d) sanáku ana... mit intransitiver Bedeutung ‚kommen‘:
ВАР Nr. 100, 5: а-па daiant Bábili* is-ni-ku.*
e) ana bit Чбатай erébu. Vgl. П 22, 6—10 (Nr. 70):
апа bit “Šamaš ... i-ru-bu-ü-ma; II 28, 4 (Nr. 35): а-па bit
Kamas i-ru-bu-ma.
Gelegentlich seien hier auch die verschiedenen Ausdrücke
für ,prozessieren, klagen‘ genannt:
a) ragámu, gewöhnlich mit ana der Person und ana
oder aššum) des Objekts (der Sache) konstruiert. So II 47,
1—5—10 (Nr. 72); II 50, 1—1—10 (Nr. 8); VI 33», 4—6
(Nr. 15): ana (Person) ... assum (Sache); VIII 28*, 1—4—5
(Nr. 4); VIII 28», 2 (ча ...)--16 (Nr. 5); VIII 24», 1—3—4
(Nr. 42): aséum ... ana; VIII 45», 1, 11 (Nr. 25).
b) táru ragámu (resp. pakäru), auch mit doppeltem ana,
z. B. Мег 7.10; II 45, 1—7 (Nr. 28, 1—6): Ana 3!|; SAR
... itu-úr USamas-be-el-ili а-па Ma-an-na-&i ... ir-qu-um-ma ;
ВАР Nr. 43», 15—17: i-tu-ur ... ip-ku-ur-ma.
с) ракати mit doppeltem АКК. УТ 49», 1—6 (Nr. 26):
|? ЗАВ ... ip-ku-ur-sü-ma; VIII 422, 2—6 (Nr. 9): ip-ku-ru-ü
imit dopp. Akk.); ВАР Nr. 43, 30—31: la свети la i-ba-ga-
ru-ma,
d) dänu mit assum des Objekts: ГУ 47%, 1—7 (Nr. 16):
ái-ium ... t-di-nu-ma.
e) garû* mit апа des Objekts und Akkusativ der Person:
ВАР 100, 3—4: а-па mi-im-ma nu-ma-at bit a-bi-sü-nu T Ja-
Wi-ha-tum. um-ma-šú-nu ig-ru-ú; VI 19%, 12: а-па a-và-tim ni-
ü-te-ig-ri ‚wegen der Sache haben wir prozessiert^; daher auch
oft in der Schlußformel von Verträgen; z. B. BAP Nr. 27, 12
bis 13: u-ul i-ta-a-ar ú-ul i-gi-ir-ri; Nr. 18, 20—21: la i-tu-ru
la i-gi-ir-ru-ü.
Z. ll. Dieselbe Person kommt als Richter II 47, 16
(Nr. 12) vor, geschrieben: Su-mu-ÜH м, ebenso in unserer Ur-
kunde Z. 20.
* Danach ist BAP 125, auch AS III 57, Meißners Übersetzung richtig-
zustellen. sandku == ‚kommen‘ findet sich auch öfter in den Hammu-
rabi-Briefen. Vgl. King LIH III (Index). Dort wird es auch mit dem
Akk. konstruiert.
> Wörtl. ‚feindlich sein‘. Vgl. hebr. 2 arab. бу» (so D. Н. Müller, Ges.
WB., XI. Aufl.) * Die betreffende Urkunde ist ein Brief.
5*
68 IL Abbandiung: Schorr.
Z. 14. Zur juristischen Bedeutung von ubbubu vgl.
oben S. 54.
7. 19. й-та (Impf. Ш sing. mase.). Ebenso lautet Ш
pl. fem.
/. 20. Die Ergänzung fordert der Sinn. Vgl. auch УШ
28°, 1—9 (Nr. 4).
2. 22. šanû ‚wiederholen‘, hier: ‚ein zweitesmal tun‘, selten
im KAL, vgl. HWB? 1066^.
Z. 23. i-ta-ru-ma. Diese Form des Präsens kommt neben
iturrü öfter vor.
Z. 31. KA am Ende des Namens ist sumerische Post-
position für den Genetiv, daher oben mit kleineren Buchstaben
transkribiert. Vgl. Ranke BPN 204, Anm. 8.
Z. 35. Zur Schreibung und Bedeutung von ibku vgl
ВРХ 229», Anm. 6.
7. 3%. Ib-ni"Ba(?)4. Ranke 1. с. 939 liest: Jb-ni-ilu(?),
läßt also die letzten zwei Zeichen untranskribiert. Die Schrei-
bung РЕ = ‚ЕЕ findet sich nicht selten. Vgl. z. В. IV, 42",
47 (Nr. 1): ih-pu-ú.
Über die Göttin Bau, Gemahlin des ZA. MÀ.MÀ, vgl
HWB? 137*-*, wo die Literatur zusammengestellt ist. In dieser
Zeit kommt DEER "Bau als Eigennamenelement nur noch
einmal vor, und zwar in einem Straßennamen: sük-"UR-"Ba-
(Straßmeier: Altbab. Verträge von Warka, Nr. 70, 5). Vgl
BPN 172%, 197»,
Z. 42. Zur Lesung und Deutung der Ideogramme vgl
Br. 9646—9649, — Zur Datierung vgl. BA IV 366.
Nr. 22. CT II 31 (Bu. 91—360).
Adoptionsprozeß.
1 Ap-lu-ut Ha-li-ia-tum ® šá | 1 Die Adoption der Halia-
апа Amat-"Samas татаё Ja- | tum, welche sie an Amat^
ku-bi ? id-di-nu maš, die Tochter des Jakubi
verliehen hatte.
4 lu-bu-5d-am bi-5á-tam Nachdem sie* Kleidung,
6 bi (?) ki-ta-$á ü-ul id-di-im- | Salböl, 5 [und] ihre Erhaltung
a Sc. Amat-Samas.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 69
ma 5 daiani ? ina Ê-bar-
bar-ri-im ° | Ha-li-ia-[tum]
? ù Amat-"Samas 19 iš-šu-da-
а-та.
п f Ha-li-ia-tum 1? | (?) A-
mat-"Samas 13 i-na ap-lu-ti-3d
HM Lzu-uh
15 dub-bu-um šá Ha-li-ia-
tum 16 а-па Amat-"Samas
" ap-lu-za id-di-nu 18 i-li-a-am
за-ат 19 i-hi-bi
* nis Šamaš "Aja Mar-
duk *! à Sin-mu-ba-li-it
nicht geliefert; zu den Rich-
tern in Ebabbara, Haliatum
und Amat-Samas 19 gekommen
waren;
hat Haliatum ihre Adop-
tion der Amat-Samaá entzogen.
5 Wenn eine Urkunde,
darin Haliatum an Amat-Sama&
ihre Adoption verliehen hatte,
auftauchen sollte, ist sie falsch,
sie soll vernichtet werden.
2 Bei Šamaš, Aja, Marduk
und Sin-mubalit haben sie ge-
schworen.
? di-in bit “Šamaš Urteil des Samaätempels.
з [dajianü * | Sfin]-i-
ki-sd-am 25 1 "Samai-li-vi-ir(?)
» ] Ilu-sü-i-bi-su 9 T Sin-ia-
tum 38 | Samas-asaridum* (?)
5 Richter.
Die Urkunde ist zwar von Meißner AbR 28 übersetzt,
AS III 54 auclı transkribiert (bis Z. 22), trotzdem scheint mir
die Aufnahme dieses Textes in die vorliegende Ausgabe nicht
überflüssig zu sein.
Inhalt: Die Adoption wird gerichtlich aufgehoben, weil
die Adoptierte die Bedingung des Adoptionsvertrages, eine
bestimmte Rente ihrer Adoptivmutter zu zahlen, nicht ein-
gehalten hat.
Es sind besonders Priesterinnen, welche wohl in vor-
gerücktem Alter, wo sie selbst ihr Vermógen nicht mehr ver-
walten können und auch sonst der Ruhe wegen, eine andere,
jüngere Person, gewöhnlich auch eine Priesterin (z. B. VI 33*,
Nr. 43) adoptieren, ihr den gesamten Nachlaß oder einen Teil
desselben vermachen, wofür jene, die Verwaltung des Vermügens
übernehmend, sich verpflichtet, eine bestimmte Rente an Ge-
treide, Öl, Kleidung jährlich der Adoptivmutter zu liefern.
——
^ SAK (?).
* Vgl. Meißner AbR 27.
10 M. Abhandlung: Schorr.
Diese Bedingung wird auch in den Vertrag aufgenommen mit
der Klausel der Nichtigkeit der Adoption im Falle der Nicht-
einhaltung derselben.*
Hier wird dieser Fall eben gerichtlich entschieden. Von
dieser bedingten Adoption von Erwächsenen spricht das Ge
setzbuch nicht. $$ 185—191 reden nur von einem зійти, d.h.
einem kleinen Kind. Implicite enthält aber 8 179, Z. 38- ££
und $ 182, Z. 98—96 — beide handeln von Priesterinnen —
die Möglichkeit einer solehen Adoption.
Z. 1—3. Diese Zeilen sind als Rubrum zu fassen. Vgl
IV 47», 1—5 (Nr. 16).
Z. 2—3. aplütam nadänu ‚Adoption verleiben'; so hier.
Vgl. oben S. 22.
Z. 4—5. bi-sa-tam == piššatam; bi (?)-ki-ta-&a == pikittaia
(зов). Vgl. Meißner AS III 53, Anm. 5. Dort übersetzt Meißner
pikittu ‚Unterhalt, Aufwartung‘, wohl wegen der Verbindung
mit nadánu, denn pikittu dürfte sonst nur ‚Aufsicht, Verwal
tung‘ übersetzt werden. Es entspricht auch formell hebr. лғ
‚Aufsicht, Amt‘, Jer. 37, 13 (sonst npp Num. IV 16; П Chr.
22, 18). Es ist möglich, daß hier die Konstruktion zeugmatisch
ist, indem nadánu sich nur auf lubüsam und pissatam bezieht.
Dann wäre zu übersetzen ‚und ihren Verwaltungsdienst [nicht
verrichtet hatte].
Z. 10. iš-šú-da-a-ma, wohl volkstümliche Sprech- uni
Schreibweise für ікішій-та. Vgl. oben S. 66, Anm.
Z. 13—14. Die RA ina aplütim nasáhu ist aus dem
C. H. $ 168 19, 19183 bekannt. — i-zu-uh == issuh == insuh.
Z. 15. 54. — Vielleicht hier besser konjunktional: ‚eine
Urkunde [des Inhaltes], daß .. .*.
Z. 18. ili-a-am = iliá-ma ‚жепп...
7. 19. ibibi = ihhipi IV. Vgl. AS Ш 54, Anm. 4.
Z. 23—28. Es ist auffallend, daß nur die Richter na
mentlich genannt sind, die Beisitzer aber — wie sonst üblich
— nicht erwähnt werden.
* Vgl. AS ПІ 53.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 11
Мт. 23. CT II 40® (Bu. 91—368).
Paternitätserklärung.
1 "Samai-tappá*-5á a-pil | 1 Šamaš-tappûšu ist der
Tab-bi-lum м | Sohn des Tabbilum.
2 ] Tab-bi-lum а-па "'Sa- | Tabbilum hat an Šamaš-
mas-tappü*-$á 3 ap-lu-tam i- | tappüsu die Sohnschaft ver-
di-in | liehen.
4 піў Šamaš "Aja nis d Bei Šamaš, Aja, bei Mar-
Marduk 5 à "!Sin-mu-ba-li- | duk 5 und Sin-mubalit haben
it 5 itmá sie geschworen.
La-na (ana) тата’ var- Niemals in Zukunft wird
kûtus 8 T E-ri-ba-am-"Sin la | Êribam-Sin Einwendung erhe-
ira-ga-mu. ben (klagen).
12 Zeugen.
9 pán d Sín-ie-me-e таг "Böl-na-sir 1° ріп 9 Rammán-i-din-nam mûr Be-
li-en-nam М pân Na-ra-am-ilí-4á 13 таг "Sín-ri-me-ni 13 pân Ir-zu-nu-um mûr
In-ni-if lum]. 14 pân "Sin-a-bu-fu 15 mûr Na-ra-am-ili-Ki 19 pân "Sín-ga-mil
mûr I-bi- Sin. И рдп A-ha-am-ar-H mûr A-hu-ni 1 pân A-ra-ru-um таг Be-
el-a-nu-um 19 ріп * Samad-ri-i таг I-din-^ MAR.TU. 29 pân Táb**-tap-pu-um
" mûr "Samaik-e-mu-ki (!) 29 pân Ta-ri-bu-um * mûr #атай-Һе-еі-ій 34 pân
Nu-ür-" Hammán таг Zu-hu-um.
Inhalt: Ein Sklave, leibliches Kind seines Herrn, wird
von diesem als legitimer Sohn anerkannt. Es ist die kürzeste
Freilassungsurkunde, die schon Meifiner richtig als Paternitüts-
erklärung (Anerkennungsschein) charakterisiert. Vgl. AS III 56.
— Zu beachten ist das Schema.
Z. 1. Interessant ist der doppelte Ausdruck der Prüpo-
sition durch das semitische a-na und die sumerische Postpo-
sition SO. Dem Schreiber war die semitische Lesung so ge-
läufig, daß er mechanisch fast das semitische Wort niederschrieb,
im selben Moment aber die kürzere sumerische Fassung vorzog.
7. 8. Eribam-Sin ist wahrscheinlich der legitime, d. h.
von der Hauptfrau (rabitu) gezeugte Sohn des Adoptivvaters.
— Zu beachten ist das u am Ende des Verbums im Haupt-
satze nach lâ.
* TAB.BA. b UKUR.SÜ. e EGIR. RA. AM. 4 DUG.
12 11. Abhandlung:
Schorr.
Nr. 24. CT VI 42^ (Bu. 91— 2470).
Erbteilung.
1 1 SAR bitim epsim ? ita |
bit Be-la-kum ? à i-ta Avél-
"UNannar * zittu Eri-ıd-tum
kadistim® 5 märat Ri-ba-am-ili
6 šá itti Amat-"Samas ahat” (?)
Samas 1 aháza* i-zu-zu
8 zi-za ga-am-ra iš-tu bie
9 a-di huräsi a-ha-tum 19 а-па
a-ha-tim ú-ul i-ra-ga-am
п a-pil-ta $4 Amat-''Samas
aháza
12 nis “Šamaš “Marduk
Sin-mu-ba-li-it 3 à alu
Sippar*,
! Ein SAR gebauten Hau
ses neben dem Hause des Be-
lakum und neben Avél-Nannar,
ist der Anteil der Eristum, der
Hierodule, 5 der Tochter des
Ribam-ili, welchen sie mit
Amat-Samas, der Samaäschwe-
ster (?), ihrer Schwester geteilt
hat. P
Die Teilung ist perfekt.
Vom Munde bis zum Golde
wird eine Schwester !? gegen
die andere nicht klagen.
Es ist der Ausgleich der
Amat-Samaà, ihrer Schwester.
Bei Šamaš, Marduk, Sin
muballit und bei der Stadt
Sippar [haben sie geschworen].
17 Zeugen.
14 pán Mu-na-vi-rum mûr Sin-i-din-nam !5 pán Sin-i-ki-Ká-am mår Ki
ni-is- ? -ma 18 ù Nu-ra-tum И pán "Samas-gulülu3-ni mûr Nu-ri-ia 18 pân A-
bu-nu-um таг Bur- Rammän 1° рдп Ir-pa-tum mûr Ib-ni-" SAK.K UD ? рія
A-bi-ia-tum mûr Nü-ür-E-a 31 pân I-ka-tum mûr Na-hi-mi-im 33 pân E-ri-ba-an
mûr Sin-hat-ti ** pân Varad-ili-#4 mûr Ilu-ie-me %* pân "Samai-ka-H-id mûr
Sin-be-el-ilí ® рап Tab-gi-ri-"Samas mûr UR. RA-bani % pân Ibik-"Aja mûr
E-ri-ib-Sin 2" ріп Sin-ia-tum akil bábi* daianim 3 pân Ili-ma-lik-ki mûr Sin-
ellat-zu 29 рдп “Nannar-MULU.TIL' mûr Рі-#4 "NIN.TU % рдп Be-la-kum
mûr Sa-na-tum (?) ** pân Varad-Sin mûr E-a-mu-da-mi-ik.
Zwei Schwestern, beide Priesterinnen, teilen ein Haus,
wohl ihre Erbschaft.
Z. 4. NU.GIG = kadistum. Vgl. das Sylabar К. 4328,
publiziert von Meißner AS III 22, wo noch andere Priester-
würden genannt sind.
a NU.GIG. a AN.KUS.
ù NIN (3).
° KA.
f muballit avélam (?).
* NIN.A.NI.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 73
Z. 8. zia ga-am-ra. — Die auffallende a-Endung ist
wohl eine Spielerei des Schreibers, gegenüber zizu gamrum
П 4, 10 (Nr. 20), гіги gamru VIII 18°, 8 (Nr. 27) und VI 31*,
12 (Nr. 47); zîz gamir IV 46°, 5 (Nr. 36).
Z. 11. apilta. Das Wort apiltu kommt sonst meines
Wissens in den Urkunden dieser Zeit nicht vor.
НУУВ? gibt die Bedeutung ‚Kontrakt‘, doch ohne Beleg-
stellen. Dagegen kommt das Wort vor in U III D, S. 14,
P 108, 2. 5—7: ina ais Bábili ki-i a-pil-ti [ma]-hi-ir, Peiser
übersetzt: ,... hat er als Ausgleich(?) empfangen‘. Diese
Übersetzung paßt auch in unserem Text und entspricht auch
der Bedeutung von apálu in den Urkunden ‚befriedigen, sich
ausgleichen‘.
Мг. 25. CT VIII 45^ (Bu. 91--2190).
Prozeß über ein Haus.
, ! A-na bitim 34 Pî-šá- | 1 In Sachen eines Hauses,
СНУ ? itti. Na-bi-ili-sü 3 тат | welches Pi-3a-Upi(?) von Nå-
"Samas-i-in-ma-tim 4 ] Be-el- | bi-ili$u, dem Sohne des Šamaš-
iinu 5 Y Ilu-sü-ba-ni ahusu | in-mátim, [von] Bél&unu, 5 Ilu-
* mûrê Na-bi-ilt-sü 1 | Pi- šá- | Su-bäni, seinem Bruder, den
ÜH 8 i-šá-mu Söhnen des Näbi-ilisu (Pi-Sa-
| Upi(?)) gekauft hatte.
* Y Avel-"NIN.UGUN (?). | Nachdem Avél- NIN.U-
NA 19 таг Be-el-fü-nu 11 ana | GUN(?).NA, 19 der Sohn des
bitim ir-qu-um-ma Böläunu, wegen des Hauses ge-
| klagt;
7 daianü di-nam [üJ-äd- | die Richter, indem sie
3 hi-zu-$ü-nu-ti-ma, 14 mu-ut- | ihnen das Urteil zur Kenntnis
ta-az-zu 15 а-па gu-ul-lu-bi-im | gebracht, sein? Stirnhaar 15 zum
16 id-di-nu-ma Abschneiden übergeben*hatten,
11 duppi* la ra-ga-mi 18 i- stellte er eine Urkunde, daß
zi-ib (Y) er nicht klagen werde, aus.
* DUB. ^ Des Klägers.
© Oder nach anderen: seine Stirn brandmarken ließen.
14 D. Abhandlung: Schorr.
19 ú-ul i-ta-ar-ma 29 ата | Indem er (das Urteil] nicht
arkat* ü(m)-mi-im * ana Pi- | anficht, wird er 29 künftighin
СНУ ?* à ma-ri-sü 3 и-щ | gegen Pi-5a-Upi(?) und seine
i-ra-ga-am | Söhne nicht klagen.
м nis й ата d Marduk Bei Šamaš, Marduk * und
35 й 5 п-ти-фа-1:- 9 та. | Sin-muballit hat er geschworen.
| 8 Zeugen.
UO рап Na-bi-ili-šú mûr *"Samai-i-in-ma-tim 8 pân Im-gu-ia mûr *Sa-
mas-na-sir 2? pân "Sin-ba-ni таг Ig-mi-il ( -—L) 30 pán Thik-Istar mår ѓа“
зи pân Д4-та-а mûr Zi-zu-na-vi-ra-at ?* рдп ÜR.RA-ga-mil mûr Sá-ma-ia
33 pán Sillid-"Rammän mûr I-din-Sin ** "Bel-a-bi dupdarrum.
Am Rande rechts und links einige Namensunterschriften der vorher
genannten Zengen.
Es ist die einzige Prozeßurkunde, in der die Strafe aus
drücklich genannt ist, während es sonst allgemein heißt: arnam
imidusu. Die Strafe des Haarscherens oder — nach Auffassung
anderer — der Markierung als Sklaven in einer zivilrechtlichen
Sache wie hier, wo es sich um Reklamation eines verkauften
Hauses handelt, ist im C. H. nicht vorgesehen. Augenschein-
lich erweist sich der Kläger als Verleumder, indem er mut-
wilig das Eigentumsrecht eines anderen anficht, weshalb ihn
die sonst nur im Eherecht für Verleumdung (8 127) normierte
Strafe trifft.*
7.3. Damit wegen der vielen Namen kein Mißverständ:
nis eintritt, wird der Name des Käufers von Z. 1 noch einmal
hier genannt. In der Übersetzung ist das nicht nótig, deshalb
ist der Name in runde Klammern gefaßt.
Z. 9. Die Lesung des Namens ist nicht sicher. Vgl.
BPN 70; 205.
7.10. Wie man sieht, ist der Kläger der Sohn eines der
Verkäufer (Z. 4).
Z. 14—15. Meine Interpretation dieser RA im C. Н. habe
ich WZKM XVIII 234 begründet.
Z. 28. Іт-ди-іа — Nach Ranke 1. с. 107° ist der Name
verkürzt aus /mgurja. Wahrscheinlicher dünkt mir Hilprechts
Erklärung als Hypokorist. von imku == ‚weise‘ + Gottesname.
^ EGIR. ь IN.PÁ. <“ RID. “MI. * Vgl. auch AS III 41.
Altbabylonische Recbtsurkunden, 15
7. 29. Das Zeichen f, sonst nur für ilu gebraucht,
hat hier die Silbenfunktion: il.
Z. 31. Zi-zu-na-vi-ra-at. Dieser Eigenname kommt nur
noch II 44, 27; VIII 1», 28 (am Rande links) vor: 1 (?)-/2/и-
na-vi-ra-at, und — wie Ranke |. c. 180° richtig vermutet —
П 405, 14: Zi-is*(?)-su-na-ra-at.
Nun faßt Ranke diesen Namen so: ‚His (the moongod's)
rising shines. Was soll aber der Sinn eines solchen Namens
sein? Ranke scheint an Namen wie: Sin-nävir, Sin-nüri," die
aber auch als Wunsch aufzufassen sind, wie Sin-livir ‚Sin
möge scheinen (dem Neugeborenen)‘, während Ranke obige
Namen als Behauptung faßt. Ich glaube aber, daß Sézu-návirat
sich überhaupt nicht auf Sin, sondern nur auf das Kind be-
zieht. Der Ausdruck ist bildlich zu verstehen: ‚Möge sein Auf-
gang leuchten‘, d. h. möge sein Leben, sein Wachsen gedeihen.
So wird auch in der Bibel das menschliche Leben oft mit dem
Lichte verglichen. Vgl. Jud. V 31; Prov. XIII 9 usw. Noch
heute fügt der fromme Jude in Briefen dem Eigennamen des
Adressaten die zwei Buchstaben * hinzu, d. h. x’ г» ‚Gott
möge sein Licht leuchten lassen‘.
Aus der Zeit des Hammurabi.
Nr. 26. CT VI Ann (Bu. 91— 2502). I. Jahr.
Prozeß über ein Haus.
| Misil SAR bitim epšim | 1 Ein halbes SAR gebauten
! itti "I Samai-be-el-ilí. 3 ] Ni- | Hauses hat von Samas-bel-ili
id-nu-šá * i$ám* Nidnuáa gekauft.
dl 1 Samai-be-el-ilí ° ip-ku- Nachdem ° Samas-bel-ili
ur-sü-ma ° daianü di-nam | es reklamiert hatte; die Richter
° ú-šá-hi-zu-šú-nu-ti-ma sie das Urteil hatten wissen
lassen,
* Es steht das Zeichen iš, das wahrscheinlich auch is gelesen wurde. Vgl.
i-zu-uš — i-zu-uz (Nr. 6, Z. 28).
è Vgl. hebr. Npr. mz Jer. 32, 12 ‚meine Leuchte ist Gott‘.
* IN.SI.IN.SÁM.
76
9 dub-bi la ra-ga-mi-im |
10 šú-zu-ub 11 [2] šiķil kaspim `
- 13 (а-/па zi(?)-bu-[zu?]
13 nis !Samas "Aja "Мат-
duk 14 ù Ha-am-mu-ra-bi $ат-
rim !5 it-mu-ü
II. Abhandlung:
Sehorr.
wurde eine Urkunde, daß
nicht geklagt wird, 19 aus-
| gestellt. [2] Sekel Silber ...
als ...
Bei Šamaš, Aja, Marduk
| und Hammurabi, dem König,
| 15 haben sie geschworen.
4 Zeugen.
15 pân Avél "Rammän И mûr I-zu-ia 1 pân Na-bi-"Samas 19 mâr I-la-
la-ka 29 pân Sá-ma*-ia *! mûr Nu-ár-"Girru^ ?* рдп Sin-pu-ut-ra-am ® mår
Ja-kar (?)-ilum.
24 jattum Ha-am-mu-ra-
bi.
| 34 Im Jahre des Hammv-
| rabi.
Es geht aus der Urkunde nicht hervor, wem die Richter
Recht gegeben haben. Denn
Z.9—10 kann sich sowohl auf
den Kläger wie auch auf den Angeklagten beziehen.
7. 11—12.
Die Zeilen sind lückenhaft, daher unklar.
7. 24. Zur Datierung vgl. BA IV 368, Z. 3.
Nr. 27. CT VIII 18° (Bu. 88—227).
XIV. Jahr.
Erbteilung.
11/, САМ eklim ga-du-um
"kirim ("kirim(?)) іа (?)-ga-
nu-[um?] ? ita ekil márat A-
ma(?)rabi* aššat(?) "атай
З pütu [kam når Purätu * pûtu
2kam nár Ur-ni-ia 5 15 GIN(!)
bitim i(?)-na(?) bit Ilt-a-zi-ri
$ zitti Bitu-ma-gir mâr Ka- |
sap*(?)-Sin ? $а (І) it-ti a-hi-&
i-zu-zu
1 1/ САМ Feld samt einem
| Garten ... neben dem Felde
der Tochter des Aba(?)-rabi,
| der Samaipriesterin, eine Front
dem Euphrat, die zweite dem
Kanal Ur(?)nia [zugewendet].
5 15 GIN Haus vom Hause
des Ili-aziri
ist der Anteil des Bitu-mä-
| gir, des Sohnes des Kasap(?*
| Sin, welchen er mit seinem
| Bruder geteilt hat.
* Das Zeichen nach ma ist als vom Schreiber gestrichen anzusehen.
^ BIL.GI. * GAL.
а ДАК.
* AZAG.UD.
Altbabylonische Rochtsurkunden. 77
$ ziizu ga-am-ru ° iš-tu | Die Teilung ist perfekt.
pi a-di huräsim 19 a-ah(!)-um | Vom Munde bis zum Golde,
ana a-hi-im И ú-ul i-ra-ga-am | 19 wird (soll) einer gegen den
anderen nicht klagen.
12 nis 'Samai “Marduk Bei Šamaš, Marduk, Ham-
ат Ha-am-mu-ra-bi 14 й | murabi und der Stadt Sippar
al Зіррагі 15 mg 15 haben sie geschworen.
Т Zeugen.
16 pán lli-a-nu-um 1" mûr Sin-i-ki-Ká-am 19 pán I-din-"NIN.SAH ù Iü-
H()-im(?)-t 19 mûrê I-di-is-Sin 29 pân "Samas-na-gir à " Marduk-na (?)-sir (?)
И mûrê VSamad-tappü*-ki ® pân "Samai-ta-tum D mûr а Nannar-ME.GÍM.
M рёп Tu-ub-kum-na-gir (?) 29 AD[ ]
% varah Sabátu^ йти 11ка" | 35 Am 11. Sabatu, im Jahre
1 файит kussá? [star Bå- | [der Aufstellung] des Ištar-
bilis, thrones in Babylon.
t
7. 1. (*"kirim?) Dittographie, wenn die Kopie richtig ist.
Die Lesung des letzten Wortes ist zweifelhaft.
Z. 2. Der Name ist unter den Frauennamen BPN а.а. О.
nieht registriert, dagegen wird A-ba(ma ?)-a-rabi (GAL) VI
i*, 19 unter den Münnernamen genannt. Aus der Stelle geht
aber das Geschlecht des Namenstrügers nicht hervor.
Z.9. Zu beachten ist die Schreibung > für GIN(TU),
das Untermaß von аттаи = Elle und = šiķlu. Vgl. auch
ҮШ 8», 9: 1/, ET kaspim; II 45, 10 (Nr. 28): 12 SCT bitim;
VI 49%, 11 (Nr. 26): 2(?) SCT kaspim; IV 46°, 1 (Nr. 36):
1 SAR 10 SCT bitim.
Z. 4. a-hi-šú ist Singular. Der Plural lautet: aAhá, so
immer im С. H. (mit doppeltem A)? gen. ahh; vgl. auch П
41,30; II 45, 26 (Nr. 28).
Z. 10. Merkwürdig ist die Schreibung a-ah-um, sie ist
sieher nach der Auffassung jener klassischen Zeit unortho-
graphisch.
* TAB.BA. b AS. A. e GU.ZA.
4 Die Stelle C. H. XXIV, 53—54: i-na la-ma-zi-ia ah-hi-éa ist unklar.
18 И. Abhandlung: Schorr.
Z. 23. ME.GÍM. Ranke 1. с. 129% denkt an *ME.GÍM
(== тазатги ‚Kasten‘, vgl. HWB? 573"). Doch ist der Sinn
unklar, vielleicht ‚Behältnis, Zuflucht‘.
Z. 2%. Zur Datierung vgl. King LIH 233, Anm. 51.
Мг. 28. CT II 45 (Bu. 91—2178%). XV. Jahr.
ProzeB über ein Haus.
1 Ana 81|, SAR 7 [---]* | 1 [n Sachen von 3!/, SAR
? Ja-du-um 1'/3ammatu(?) SAK 7 G[IN Baugrund] samt 11|,
[---] 3 ki-is-da-at *Samai-be. ' Elle (?) ... Besitztum des Ša-
el-fili] * 54 itti “Samas-be-el- | ma&bél.[ili], welches von Sa
ili mår Sili*-Samas 5 ] Ма- | ma&-bél-ili, dem Sohne des Silli-
ап-па-бі assat(?) "ата má- | Šamaš 5 Mannaši, die Sama
rat №-4-пи-$4 9 i-Sd-mu priesterin, die Tochter des
Nidnuáa gekauft hatte.
itu-úr VI Samai-be-el-ilt Samai-bél-ili hat nun [seinen
Vertrag] angefochten.
' апа Ma-an-na-si aisat(?) | Nachdem er gegen Man-
Ябата$ ir-gu-um-ma ° daianü | пабі, die Samaipriesterin ge-
dinam ü-sa-hi-zu-sü-nu-ti-ma | klagt hatte; die Richter sie das
э {па äd-sd-ri-im 34 Šamaš | Urteil hatten wissen lassen; im
10 bi-tum uz-za-ni-ik-ma | Kataster (?) des Šamaš 1° das
12 GIN (?) bitim М атпа рі | Haus gemustert worden war,
dup-pa-at $i-ma-tim im-ti-ma | und gemäßderVerkaufsurkunde
12 GIN vom Hause gefehlt
hatten,
12 ki-ma 12 GIN (?) bitim wird er für die 12 GIN
rebitim® 13 1), SAR bitim và- | nach der Hauptstraße zu ein
ar-ka-tum sü-pa-lum 14 BA- | Drittel ЗАВ vom Hause rück-
bitim I-bi-zi-za-na i-ra-ab-bi-a | wärts, unterhalb eines Teiles
15 ana Ma-an-na-5i in-na-di-in | vom Hause des Ibi-zizana hin-
zufügen, 15 [und] der Mannss
übergeben.
16 áš-šum i-tu-ru-ma “Ša- | Weil Samas-bel-ili, indem
mai-be-el-il( 11 ana Ma-an-na- | er [den Vertrag] angefochten,
* Hier ist wohl zu ergänzen: G[IN. ÊJ.
ь МІ-Ц. * SIL. DAMAL.LA.
Altbabylonische Rechtsarkunden. 79
Я irgu-mu 18 аттат i-mi- | gegen Mannaši geklagt hatte,
du-sü haben sie ihm eine [Mutwillen-]
Strafe auferlegt.
19 ú.ul i-ta-ar-ma ?? ] il Sa. Indem er [das Urteil] nicht
mas-be-el-ili 31 Y iSar-pa-ni- | anficht, 29 werden Šamaš-bêl-
tum-um-mi assäzu ?* T Be-li- | ili, Sarpänitum-ummi, seine
tia aššat(?) !Samas ?%й Ta- | Frau, Bélitia, die Samaiprie-
ad-di-in- Nu-nu NU(?).NA. | sterin und Taddin-Nunu, die
BAR. ** märü %5 ana Ma- | zirmaßitu (?), [seine] Kinder,
anna-si assat(?) “Šamaš mâ- | % gegen Маппабі, die Šamaš-
rat Ni-id-nu-sd * à a-ah-hi-i- | priesterin (?), die Tochter des
84 (T) °" d-ul i-ra-ga-am Nidnusa und ihre Brüder nicht
klagen.
*5 wii Ибатаё “Marduk | Bei Šamaš, Marduk, Ham-
9 | Ha-am-mu-ra-bi à al | murabi und der Stadt Sippar
Sippar** it-mu-ü. | haben sie gesch woren.
| 16 Zeugen.
зо pán Sin-e-ri-ba-am 9! pân Na-ra-am-ili-b&a 3 pân Bur-Sin ?* рап
Mu-na-vi-rum mûr Már-Ba-bi-lí. ** рап Ilu-Fá-a-bu-&i pân "Samai-gulülu»-ni
З mûrê WSamas-ga-mil ** pân Nu-úr-ilí-šú mûr Sin-ub-lam 37 pân Sin-na-
fir mûr En-nam-Sin 38 pân Sin-id-me-a-ni рёп Ib-ni-"Samas(?) *% pán Sin-ri-
meni mûrê Ib(?)-ku(?)-34(?) ... PA(?) * pân E-mu-uk ... З pán Ib...
° рдп E-ri-ib-É-a mûr Sin-e-ri-ba-am 43 pán I-bi-zi-za-na. mûr "Samai-na-gir
“ ріп A-bu-và-kar mûr Sin-na-vi-ir
55 varah | Kislimu* #айит | 45 [m (Monat) Kislimu, im
ALAM V (?-bi. | Jahre, in welchem das Bild
| des [Gottes] ‚Sieben (?)‘? [auf-
gestellt wurde].
In diesem Prozeß klagt der Verkäufer eines Hauses die
Käuferin Маппайї, indem er den geschlossenen Vertrag anficht
(itir. Das Motiv ist nicht angegeben, vielleicht hat sie nicht
die ganze Kaufsumme bezahlt. Die Richter nehmen — an dem
im Tempelkataster aufbewahrten Hausgrundriß — eine Messung
des verkauften Hausgrundes vor, wobei es sich zeigt, daß gemäß
* Vielleicht: zirmasitu = №0. BAR ь SUR. ° KAN.KAN.
4 Oder nach King: Im Jahre, in welchem die sieben (?) Bilder [verfertigt
wurden].
80 II. Abhandlung: Schorr.
der Verkaufsurkunde zwölf GIN Grund mehr der Käuferin ge
bührten. Als Ersatz dieser 12 GIN, die der Hauptstraße zu
gewendet sind, muß der Verkäufer nun !/, ЗАВ = 20 GIN
rückwärts der Käuferin hinzufügen. Außerdem wird ihm,
weil er [grundlos] geklagt hatte, eine Mutwillensstrafe auferlegt,
die aber nicht näher genannt ist.
Z. 1. Der Inhalt erfordert es, daß hier bloß Ё — bitum
PETE; nicht Ê. RÚ. A ‚gebautes Haus‘ ergänzt wird.
/. 2. Lesung unsicher.
Z. 3. ki-is(z)-da-at == kisdat,* stat. constr. von Аі
‚Besitz‘ (vgl. hebr. mmx), ebenso wie jukuttu — &uknat, libittw
— libnat.
Z. 6. itu-úr "Samas-be-el-il. — Das Vorangehen des
Verbums vor dem Subjekt scheint gegen die sonst peinlich be
obachtete Wortstellung zu verstoßen. Ich glaube, daß die Voran-
stellung des Verbums ihren Grund in der Betonung der Tätig
keit hat. Vgl. BAP Nr. 43, Z. 16. Zur juristischen Bedeutung
des Ausdruckes vgl. oben S. 24.
Z. 9—10. Diese zwei Zeilen sind schwierig. Die Syntax
erfordert es, daß sie zueinander gehören. Die nächstliegende
Übersetzung wäre: ‚in den éaiarum des Šamaš wurde dss
Haus gebracht? 4. В. wohl der Grundplan des Hauses, um der
Grenzstreit — wie gleich aus der nächsten Zeile ersichtlich —
anschaulieh zu untersuchen.
Bei dieser Interpretation würde man aber statt ina viel
mehr ana notwendig erwarten, auch bitum ‚Hausgrundriö
würde vereinzelt dastehen. Nun drängt sich aber eine ander
plausiblere Erklärung auf, wenn man sich die übrigen Stellen
vergegenwärtigt, an denen šašarum vorkommt, hiebei aber
auch für sanáku eine andere, gleich nachzuweisende Bedeutung
annimmt. An folgenden Stellen kommt noch šašarum vor:
ВАР“ Nr. 105, 4—8: mi-im-ma bi-si bit aba ... i-na [SIE
a Der Übergang von # in s(z) erklärt sich vielleicht durch das folgende 4
b ‚Grundstein‘,
%
sanáku ‚kommen‘ findet sich sowohl in den Urkunden wie auch in den
Hammurabi-Briefen, auch III! ‚bringen‘. Hier liegt die Form II? т?"
wie oben weiter dargelegt wird.
Nach der von Meißner selbst berichtigten Transkription AS ШІ 60.
с.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 8 1
NIR 54 Sin й ##4-#4-тит* id Šamaš ú-bi-ir-ru-ma nach
dem sie den Gesamtbesitz des Vaterhauses ... bei der Säule
des Sin und in dem šašarum des Šamaš deklariert hatten‘.
II 47, 19 (Nr. 72): šá-šá-rum 34 "Šamaš.
In diesen beiden Urkunden bildet das Rechtsobjekt, ebenso
wie in der unsrigen, ein Haus und besonders BAP Nr. 105
scheint auch eine Deklaration über die Grenzbestimmung des
Hauses vorzuliegen, während II 47 (Nr. 72) Zeugen im $а$а-
rum des Samastempels gesucht werden, welche über die Schen-
kung eines Hauses aussagen sollen. — Aus dem Zusammen-
hange der angeführten Stellen, ganz besonders aus der unsrigen,
geht soviel hervor, daß $asarum der Name eines Tempelteiles
ist, in welchem Streitsachen über Häuser verhandelt wurden.
Was liegt da näher als die Annahme, daß $asarum etwa
einen ‚Kataster‘ bedeute, wo die Pläne aller Häuser, auch
Felder, Gärten usw. aufbewahrt waren behufs jeweiliger ge-
richtlicher Feststellung und Ordnung der Besitzgrenzen ? Diese
Annahme würde schon die Tatsache allein bestätigen, daß sich
uns wirklich im Archiv des Sama&tempels іп Sippar, aus dem
auch unsere Urkunden größtenteils stammen, aus der Zeit der
ersten babylonischen Dynastie solche Feld- und Hauspläne bis
auf den heutigen Tag erhalten haben.»
Diese Annahme vorausgesetzt, die sich ja sachlich auf-
drängt, wäre es sehr bestechend, etymologisch $asarum mit
bibl. “we ‚rote Farbe": zusammenzustellen? und es würde dann
den mit roter Farbe gezeichneten Plan bedeuten, und dann
den Ort, wo diese Pläne aufbewahrt waren. Jedenfalls paßt
ías$arum ‚Kataster‘ an allen Stellen ausgezeichnet.*
* Merkwürdig ist das vorangesetzte Gottesdeterminativ. Vielleicht soll es
die Heiligkeit der Stätte andeuten.
» Vgl. Scheil: Une saison de fouilles й Sippar, 8. 126, 127, 137 и. б.
* Jer. 22, 14, Ez. 23, 14.
* Mit šaššarum ‚Säge‘ (vgl. Meißner MVAG IX 234 ff.) kann unser Wort
(stets mit einem 5) nichts zu tun haben. Ersteres ist = hebr. "20
Hz und ist seiner Nominalbildung nach eine Form фаз, für die
es auch sonst Belege gibt. Vgl. АСЗ, S. 182.
* Ich verdanke die Anregung zu diesen Ausführungen und zur ganzen
Interpretation Herrn Prof. Müller, der bei der Lektüre dieser Urkunde
die Bedeutung ‚Kataster‘ scharfsinnig aus dem Kontext erschlossen hat,
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 6
82 IL Abhandlung: Schorr.
Was nun die Bedeutung von sanáku an unserer Stelle
anbelangt, so möchte ich, nachdem bei der Bedeutung ‚bringen‘
die Konstruktion mit ina syntaktisch schwierig bleibt, auf fol.
gendes verweisen: Wie Jensen KB VI 409—10 nachweist,
ist sanäku ein Synonym von asäru, pakädu. Jensen erschließt
aus dem Zusammenhange der zitierten Stellen für asdru die
Bedeutung ,achtgeben auf‘, ‚mustern‘. Somit würde auch sa
náku ,mustern, untersuchen! — wie ja pakádu oft — bedeuten.
Diese Bedeutungsnuance paßt unter den vielen des Be-
griffes sanáku* an unserer Stelle sachlich am besten und be-
hebt auch die syntaktische Schwierigkeit. Also: ‚Im Ka-
taster(?) des Sama&tempels wurde das Haus? unter
sucht‘.
uz-za-ni-ik-ma = ustannik-ma П mit passiver Bedeutung,
die auch sonst belegt ist.’ Zum Lautwandel vgl. assabat =
astabat, izzakar == iztakar.!
Z. ll. dup-pa-at Si-ma-tim ‚Kaufvertrag‘, vgl. УШ 32%, 1:
dub-bi $i-ma-tim. Diese juristische Bedeutung muß natürlich
unterschieden werden von der aus dem Schöpfungsepos her
bekannten: dup-simäte ‚Schicksalstafeln‘ (Schópfungsepos Ш
Taf. 47, 105). Zur Verschiedenheit der Wurzeln vgl. oben S. 29.
im-ti-ma. — matü ‚abnehmen, sich verringern‘, hier ‚fehlen‘.
Im С. Н. kommt das Wort öfter in der Form II? (umtati) und
Ш: vor mit der Bedeutung ‚vermindern, entziehen‘.
Z. 12. ki-ma ‚anstatt, für‘ hier prägnant == ‚als Ersatz‘.
Уві. С. Н. 8 219 (Kol. ХУШ, 88): vardam ki-ma vardım.
Z. 13. varkätum, hier lokal und adverbiell ‚hinten‘.
Interessant ist das Wertverhältnis der Frontseite des Hauses
zur Rückseite. Als Ersatz für 12 GIN Frontfläche bestimmt
das Gericht !/, ЗАВ = 20 GIN hinten, d. h. die Frontseite
repräsentiert einen Mehrwert von ?/,.
nachdem ich ihm vorher mündlich die Gleichung dajarum = WY aus
gesprochen habe, ohne aber die Bedeutung des ersteren erkannt zu haber.
* Zu den mannigfachen Bedeutungsnuancen von sanáku vgl. VR 41 a—b,
Z. 43—61.
b Bc. an dem dort aufbewahrten Hausgrundriß.
с Vgl. HWB? 772»,
ч Vgl. АС? $ 57*.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 83
Z. 14. ВАЁ= ÉBA* ‚Teil eines Hauses‘. Nach ПЕ
11», 30 ist BA == zázu, daher erklärt sich auch nach Winckler?
im C. H. SE.BA, NI.BA, SIK.BA (Kol. XIV* 84) ‚Anteil am
Getreide‘ usw.
i-ra-ab-bi-a. — Zu notieren ist die transitive Bedeutung
im kal, während sonst überall intransitive Bedeutung vorliegt.‘
Z. 15. in-na-di-in IV!. Trotzdem habe ich der Präzision
halber aktiv übersetzt.
Z. 16. aš-šum ... ййть ... irgumu. Konjunktional-
relatives ш. Vgl. oben S. 11 (Anm. zu 7. 6—7).
Z. 18. Wir sehen hier deutlich, daß auch in zivilrecht-
lichen Sachen der Unrechtbehaltende nicht bloß zurückgewiesen,
sondern auch bestraft werden konnte, vermutlich, wenn die
Anklage sich als grundlos erwiesen hat. Vgl. Nr. 25, wo die
Strafe auch genannt ist (Z. 14—16).
2. 23. Ta-ad-di-in-Nu-nu. — Auffallend ist die Feminin-
form, da es doch eine männliche Gottheit ist. Mit dieser ein-
zgen Ausnahme tragen auch sonst nur Männer Namen, die
mit "Хи-пи komponiert sind. Ranke BPN 205° bemerkt
nichts dazu.
Z. 26. ah-hi-i-éá, Plural (doppeltes д).
Z. 43. Der Zeuge ist der oben Z. 14 genannte Nachbar
des Klägers.
7. 45. Zur Datierung vgl. King l. c. III 233, Anm. 52,
Lindl BA IV 370, Z. 12.
Nr. 29. CT VIII 12° (Bu. 91—2460). XX. Jahr (Р.
Adoption (?).
1 Y Ka-al-ka-tum * à D(T)a- | ! Kalkatum und Dabitum
bi-tum aššdzu з Ї A-ha-ta-ni | seiner Frau hat Abátáni, die
márat '"Samasi-ha-z[i-ir] 4 it- | Tochter des Samas-häzir Unter-
ta-áš-ši-šú-nu-ti halt gewährt.
* Vgl. SE.GUR neben GUR.SE, z. B. Sipp. 94, 13 (= AUS Nr. 28).
® Winckler: Die Gesetze Hammurabis, S. 52, Anm. zu XIV* 84.
* Vgl. HWB? 943®. Nur eine Stelle wird ibid. 944® als transitiv erwähnt:
KB III (2) 50, col. 3, 27: Marduk ... i-ra-ba-an-ni ‚М. stärkte mich‘.
6*
84 li. Abhandlung: Schorr.
5 ki-ma A-ha-ta-ni ° | Ka-
al-ka-tum à D(T)a-bi-tum 7 it-
ta-áš-šú-ú 8 T и Sin-im-gur-ra-
an-ni ? márat Ka-al-ka-tum й
D(T)a(?)-bi-tum (?) 9 a-na A-ha-
ta-ni márat 'Samai-ha-zi-rum
11 ita-áš-ši-im id-di-nu
12 дпа sattim 1 kam | | KA
Seim* 13 [6] КА samnim* 1 ši-
kil kaspim 14 ["!Stn-im-[gur-
ra-an-ni] 19 [a-di] ba-al-[ti-at]
16 [i]-na-ad-di- [i8-] si (2)
17 154% A-ha-ta-ni 13 i-lu-
за ik-te(?)-ru-si 19 T "lSin-im-
gur-ra-an-ni 29 $4 ra-ma-ni-Sü
21 nis "Samai "Aja dar,
duk ?* à Ha-am-mu-ra-bi
it-mu.
5 Dafür, daß Ahätäni (den)
Kalkatum und die Dabitum
unterhalten hatte, haben sie‘
Sin-imgurranni, die Tochter des
Kalkatum und der Dabitum,
10 damit sie die Abátáni, die
Tochter des Šamaš -bâzirum
unterhalte, [ihr] übergeben.
Jährlich soll Sin-imgurranni
[ ] KA Getreide, [6] KA Öl,
einen Sekel Silber, 1? solange
sier lebt, ihr liefern.
Sobald Ahätäni ihr Gott
‚einsammelt‘,‘ gehört Sin-ım-
gurranni ?? sich selbst.
Bei Šamaš, Aja, Marduk
und Hammurabi haben sie ge-
schworen.
9 Zeugen.
13 pán "Sín-ba-ni£ (?) akil айа! (?) *Samas 3 pân *"Marduk-ta-iaar
35 pân Ibik-ili-šú 29 рап Már-Sippar" 2? рап "Sín-i-din-nam D рдп U-bar-
"Samas 39 [рдп "]Samai-iddinam ^ 39 /pûn] [*Si]n-e-ri-[b]a-am *' pân Ms-
ta-ab-lum
32 varah Varahsamna! 33 šat- |
| im Jahre .
tum GIS. HE AN Rammán.
33 Im Monat Varahsamna,
.. des Rammän.
Eine Übersetzung dieser Urkunde hat Meißner АБК 2
geboten und auch richtig interpretiert: ,Eine alte Frau wird
von einer jüngeren unterhalten, weil jene die Eltern dieser
früher unterstützt hatte*.
Es muf nur noch gesagt werden,
daß die greisen Eltern selbst es sind, welche aus Dankbarkeit
etwa (kima!) oder kraft eines früheren Vertrages für ihre nun
* SE.BA. b NI.BA.
4 Hier fehlt das Quantum der KA.
с Sc. die Eltern.
* Sc. Abátáni.
f Zu sich beruft, d. h. sobald sie stirbt.
є In der Kopie »— wohl die Spur von k
һ MA.AN.SUM.
! PIN.GAB.A.
e = ni,
Altbabylonische Rechtsurkunden. 85
auch alt gewordene Pflegerin ihre eigene Tochter beauftragen,
sie ihr Leben lang zu unterstützen.
Z. 4. it-ta-ds-si-Sü-nu-ti. I? + Akkusativsuffix pl. masc.
Z. 5. ki-ma konjunktional ‚gemäß dem, daß ..., dafür
daß‘ mit folgendem relativen « (Z. T).
Z. 10—11. nadänu ana mit Inf. = ,behufs ... über-
geben‘. Zwischen ana und dem Infinitiv steht das Objekt. Zu
dieser Konstruktion vgl. D. H. Müller: Gesetze Hammurabis,
S. 249. — i-ta-ds-si-im. Inf. 1° == ittásim.
Z. 17—18. itu... i-lu-ša ik-te(?)-ru-8. — Wortlich:
‚sobald... ihr Gott sie eingesammelt haben wird‘, d. В. sobald
sie stirbt. Diese euphemistische Redensart, die sich noch II
24, 27; VIII 5*, 17 findet, hat Meißner AS III 53, Anm. 1,
indem er ikter(u) von ns — der Stamm ist von Jensen in
der Bedeutung ‚versammeln‘ erschlossen — ableitet, richtig
erklärt. Eine interessante Analogie dafür bietet das hebr.
nern im Sinne ‚sterben‘. Vgl. Gen. XXV, 8: vap ок... бок» п. 5.
— Daneben kommt für ‚sterben‘ sowohl im C. H. (öfter) wie
auch in den Urkunden die КА ana šîmtim ($imatim) aläku
vor. Vgl. УТ 41%, 18—14.
Z. 20. Das mascul. Suffix erklärt sich vielleicht aus dem
stereotypen Gebrauch des Pronomens.
Z. 33. Zur Datierung, die sich als wahrscheinlich ergibt,
vgl. King LIH ПІ 234, Anm. 55 und Lindl ВА IV 371, Z. 27.
Мг. 30. CT II Asch (Bu. 91—410). XXVI.(?) Jahr.
Adoption und Schenkung.
1 [Арій] Sd-at-"Aja aš- | 1 [Adoptionsvertrag] der
іа (2) “Šamaš ? márat Ilu- | Sät-Aja, der Samaipriesterin,
«а)- Цит ° | A-ma-at-"Ma- | der Tochter des Iluna-ilum.
mu assat(?) “Šamaš 4 märat | Amat-Mamu, die Samaiprie-
Халии 5 ri-di-it vàar-ka- sterin, Tochter des Ša-ilišu
ti-šá 5 ist die Erbin ihrer Hinter-
lassenschaft.
« Die Spur weist auf na hin. Vgl. 2. 32. Ranke, 1. c. liest ! Samad-ilum,
doch ohne Grund. Zur Schreibung des na vgl. Z. 9, das siebente Zeichen
und Z. 16, das zweite Zeichen, auch Z. 28, zweites Zeichen,
86
6 1|, САМ eklim i-na Ga- |
mi-na-nu-um 7 i-ta ekil Ilum-
i-ba (!)-пи-ит СА.ВА(?) ° à
i-ta ekil A-hu-ni már A-ab-ba
9 misil* SAR bitim еріїт i-na
Ga-gi-im 19 йа bit Mu-ha-ad-
di-tum märat Ab-di-im
11 mi-im-ma an-ni-im 1 (ба)
Sd-at-"Aja assat(?) “Šamaš
ит-та-$4 13 а-па A-ma-at-
аМа-ти märat Šá-ilí-šú 14 id.
di-in.
ПІД 25 3h, САМ её ta-
vi-ir-tum 16 i-na Ga-mi-na-nu-
um 1 ita ekil "Sín-ri-me-ni
15 à ita ekil Na-bi-"Samas
19 1/ САМ eklim ina ugár (!)
Ga-ab-lu-um 29 i-ta ekil Deel
діти 3 à ita ekil Na-bi-Sa-
mas ?* 1 ЗАЄдтіцт Ili-t(d)um-
ki (!) 99 1 ЗАватіит Be-el-ti-
ma-li-e 34 1 540amtum | IUr-ki- |
tum-la-ma-zi 25 1 littum* 6 së |
пис |
|
26 mi-im-ma an-ni-im Sd- |
4-56 a-bu-id 91 à Sd-mu(?)-
uh-tum um-ma-iá 28 a.na A.
ma-at-!Ma-mu | ma-ar-ti-éá-nu
29 id-di-nu
39 i-na ah-hi-šá ana $4
ta-ra-mu-ü 3% ap-lu(!)-za i-na-
di-in.
П. Forts.] 29 A-di(?) Sd-at-
"Аја märat Ilu-na-ilum (!) 33 ba-
al-ti-at i-na šattim Zen % 1 gi. |
» BAR.
b LIT.
П. Abhandlung:
Sehorr.
у, САМ Feld in Gamina-
num, neben dem Felde des
Ilum-ibanum (?) .. . und neben
dem Felde des Abuni, Sohnes
des Aabba, !/, SAR gebautes
Haus in Gagum 19 neben dem
Hause der Mubadditum, Toch-
ter des Abdum,
all dieses hat Sät-Aja, die
Samaöpriesterin, ihre Matter,
an Amat-Mamu, die Tochter
des Sa-ilisu, geschenkt.
[IL] 19 3, GAN Feld, ein
Flurgrundstück in Gaminanum,
neben dem Felde des Sin-ri-
méni und neben dem Felde
des Näbi-Samas, !/, GAN Feld
im Gefilde von Gablum 29 an-
grenzend an das Feld des Bêl-
šunu und an das Feld des
Näbi-Sama$, eine Sklavin Ii-
dumki, eine Sklavin Bélti-malé,
eine Sklavin Urkitu-lamazi,
25 eine Kuh, sechs Stück Klein
vieh;
all dieses haben Sa-ilisu,
ihr Vater und Samubtum, ihre
Mutter, der Amat-Mamu, ihrer
Tochter geschenkt.
% Unter ihren Brüdern darf
sie demjenigen, den sie liebt,
ihren Kindesanteil schenken.
(1. Forts.] Solange Sát-Aja,
die Tochter des Iluna-ilum
lebt, wird ihr Amat-Mamu all-
e 'U.LU.SUN (pl).
Altbabylonische Rechtsurkunden. 87
pisjatum® 35 4 isinni*(?) "Ка-
mas 20 kému?* 1 &irum*(!)-te-
a-m 2 фецт 36 | A-ma-at-! Ma-
mu it-ta-na-di-5i-im
37 nis "Samai "Aja "Маг-
duk 33 à Ha-am-mu-ra-bi 29 it-
тй.
Kil Казрїт lubustam® 6 КА | jährlich einen Sekel Silber,
[Woll-]Kleidung, 6 KA Salböl,
35 4 Festgaben (?) für Samas,
20 KA Mehl, 1 [Stück] Fleisch,
2 KA Getreide liefern.
Bei Samas, Aja, Marduk
und Hammurabi haben sie ge-
schworen.
1 Zeugen.
*9 рап Iu-pi-"Aja dangüt “Šamaš *' [pá]n Is-me-"Sin $angüf Šamaš
«2 [pân] *Marduk-la-ma-za-&á. akil aššat (?) “Šamaš 9 [pân . . / Silis-É-a akil
айни (?) “Šamaš ** [pân .. .]-"Bél ** [pân .. .]-idinnam^ * [pân ... E-rji-
ib - * Sin.
47 [varah E]-lu-lu ûm 13%
15 [sattum AJB.NUN.NA. А.
GAL.GAL. MU.UN.GUL.LA.
47 Am 13. Elûlu (2), im Jahre,
in welchem die Stadt Duplias
durch eine Wasserflut zerstört
wurde.
Z. 15—31 hat Meißner AS ПІ 61 transkribiert und
übersetzt; Z. 1—14, 32—39 bloß übersetzt (AbR 21).
Die Urkunde behandelt — wie schon Meißner bemerkt
hat — zwei Angelegenheiten: Erstens adoptiert die Priesterin
Sät-Aja die Priesterin Amat-Mamu, indem sie sie zur Erbin
einsetzt, wofür diese ihre Adoptivmutter lebenslänglich mit
einer bestimmten Jahresrente zu unterhalten sich verpflichtet
(Z. 1—14; 32—36). Zweitens (Z. 15—31) machen die Eltern
der Amat-mamu ihr ein Geschenk,’ über welches sie frei ver-
fügen darf.
b NI.BA (!). e Vgl. AL IV, Schrifttafel Nr. 115%.
4 KU.DA. e Orthographisch ist das Zeichen geschrieben in VI 44%, 13.
' RID. к MI“. ^ MA.AN.SUM.
| Ich erwühne hier gelegentlich das Schema der ziemlich seltenen Schen-
kungsvertrüge :
. Objekt der Schenkung.
2. ,All das hat X an Y geschenkt.'
3. Klausel über das Verfügungsrecht.
. Klausel über Unzulässigkeit der Anfechtung.]
. Schwur.
. Zeugen und Datum.
^ SIG.BA (І).
—
> o +
88 Il. Abhandlung: Schorr.
Einen ähnlichen Sachverhalt bietet auch VIII 49°. Die
letztere Urkunde ist zum Teile verstümmelt, allein der wesent-
liche Teil ist gut erhalten, und diesen gebe ich hier in Tran-
skription und Übersetzung."
Nr. 30°. CT VIII 49* (Bu. 91—2489).
Adoption und Schenkung.
1 Aplüt Sit-la-ma-zi ° märat | ! Adoptionsakt der Si-la-
E-3 -ilu-šú (2) 3 Y Hu-na-ba-ti-ia | mazi, der Tochter des . . . Hu-
4 märat '"Bél-ma-lik. 5 ri-di-it | nabatia, die Tochter des Bei
và-ar-ka-ti-iá. málik 5 ist die Erbin ihrer
Hinterlassenschaft.
Z. 6—20 wird das Erbvermügen im einzelnen spezifiziert.
21 144и bi(l)-e a-di hurdsim | 1 Vom Munde bis zum
22 mi-im-ma Si-la-ma-zi ?3 ta- Golde, alles was Si-lamazi
zi-b[fu] ... ** id. Hu-na-ba-ti- | hinterläßt,° gehört ausschließ-
іа-та. | lich der Hunabatia.
[IL] #5 Inu-ma Sila-mazi [IL] ?5 Zur selben Zeit‘
% а-па ma-ar-ti-3d is-tu-ru (1) | als Si-lamazi ihrer [ Adoptiv-)
ы Ї "Bel-ma-lik ih-du-ma | Tochter [die Erbschaft] ver-
38 1 S46yardam Ili-a-bi-li schrieben hat, hat Bel-mälik
39 | SAGyardam A-hu-um-ki-nu- | aus Freude einen Sklaven
um 29 áš-la-ku 31 1 558amtam(!) Ili-ábili, einen Sklaven Abum-
Na-[ra-Jam-tum 33 1 546 (846)b | kinum, 29 einen Färber (7),
[amtam] Zi-ku-ur-tum 23 e-li- | eine Sklavin Narámtum, eine
ti-šá % e-zu-ub zi-ti-iá % апа | Sklavin Zikurtum als Vorzug:
Si-la-ma-zi-i ** й Hu-na-ba-ti- | anteil außer ihrem Erbteil
ia ?! T "Bel-ma-lik i-di-in. 3° der Si-lamazi® und der
a Im Index ist diese Urkunde als Nr. 30% bezeichnet.
b Das zweite 549 ist dittographisch, während das Zeichen für атім fehlt.
є Relativsatz ohne Relativpartikel.
4 Vgl. zur prägnanten Bedeutung des inu-ma С. Н. $ 186 43 nach meiner
Auffassung dieser Bestimmung. WZKM XVIII 232, Anm. 3.
e Vgl. Meißner; Supplement 19».
f Zur Bedeutung von ейи (auch Pl. elät) — so С.Н. 8 166 ®: e-li-a-at
zi-it-ti-Fá; Str. Warka Nr. 25 15: а-па e-li-a-ti-£u il-ku-& — vgl. Р.Н. Müller,
Semitica I, 8. 26. є Das Geschenk gilt eigentlich der Tochter, Ši-
lamazi hat aber auch den Fruchtgenuß.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 89
' Hunabatia (Bél- málik) ge-
schenkt.
38 nis "Samas "Aja ail? Bei Šamaš, Aja, Marduk
"JMarduk 33 à A-pil-Sin IN. | und ApilSin haben sie ge-
[PÁ NE. MES]. schworen.
Auch in dieser Urkunde werden zwei Rechtsakte neben-
einander behandelt: 1. Adoptionsakt (Z. 1—24), 2. Schenkungs-
akt (Z. 25—37). Hier wie dort statten die Eltern (resp. der
Vater) ihre Tochter, indem sie dieselbe der Adoptivmutter
übergeben, mit gewissen Gütern aus.
Ich kehre nun zu II 41 zurück.
7. 1—5. Diese Zeilen bilden das Rubrum. In Z. 1 hat
die Kopie am Anfang eine Lücke, die ich nach dem sonstigen
Schema (v. Nr. 30*) ergünzt habe.
Z.12—14. зда... id-diin. Man beachte das Fehlen des
relativen м. Offenbar liegt eine Dittographie des folgenden ša
vor. Vgl. Z. 26—29.
Z. 15. Zu tavirtum, ass. tamirtu vgl. HWB! 711%,
Daiches AR 32. Vgl. auch II 32, 2 (Nr. 65).
Z. 19. Ga-ab-lu-um. Wahrscheinlich ein Stadtname, denn
die Nachbargrenze folgt Z. 20.
Z. 30—31. Diese Klausel illustriert praktisch den $ 179
des C. H., wonach eine Priesterin, die von ihrem Vater ein
Geschenk bekommt, darüber frei verfügen darf, wenn dies im
Schenknngsvertrag ausdrücklich bemerkt wird. Allerdings ist
dieses Recht hier nur auf den Brüderkreis beschränkt. — ah-
Ма. Plural wegen des doppelten A. Vgl. Anm. zu VIII 18°,
1 (Nr. 21). — aplátam nadánu hier ‚den Kindesanteil ver-
schenken‘. Vgl. oben S. 22.
Z. 34. Zur Transkription der Idgr. vgl. П К 39c—d,
51—52: NLBA == pii-éa-tum ; SIK.BA == lu-bu-ui-tum. Vgl.
auch НУВ: 372°.
Z. 35—36. Die Adoptierte verpflichtet sich, jährlich außer
einer bestimmten Barrente auch Naturalien wie ein Wollgewand,
dann Salböl, Mehl, Fleisch und Getreide, von allem ein be-
stimmtes Maß zu liefern.
90 Il. Abbandlung: Schorr.
Was bedeutet aber isinnu, dem sonst nur der Sinn ‚Fest‘
zukommt, an unserer Stelle? "Wir begegnen diesem Worte in
ähnlichem Zusammenhange, nämlich als Abgabe unter anderen
Naturalien, in folgenden Vertrügen, die alle Feldmiete be
handeln:
VI 44°, 12— 13: 3 isinni 20 kému* to-a-an | frum» 5e
i-pa- ki-id.
VI 48», 15—16: 3 isinni "Šamaš 1 тит (1) (в à 10 Кбти"
i-na-ad-di-is-5i.
VI 48*, 11—13: 3 isinni “Šamaš 10 kému* a) 1 šîrum(!)
іа-а-ан 4-pg- ki-id 9 (?).
Sippar 104 (= AUS Nr. 42), 15—16: 3 isinni 10° kém
à mi-se-ir (?)-tam i-pa-[ki-id].f
Einmal kommt tsinnu in derselben Klausel, auch in einem
Feldpachtvertrag phonetisch geschrieben vor:
VIII 42°, 12—14 (Nr. 83): 3 i-si-ni 30 kêmu й mi-seir-
tam i-pa-ki-iz-zi.
Da in all diesen Feldpachturkunden die erwähnte Klausel
sich auf eine Abgabe bezieht, welche außer des eigentlichen
Pachtzinses zu leisten ist, so wird man wohl jene Abgabe als
Sportelgeld ansehen dürfen, das gleichwie der Pachtzins ver
tragsmäßig zu zahlen ist.
In diesem Zusammenhange kann isinnu "Šamaš nichts
anderes bedeuten als ,Festopfer für Šamaš‘. Der Pächter
soll unter anderem am Sama&festtage für den Eigentümer drei
Opfergaben darbringen; wohl in Getreide? In dieser Auf
fassung bestärkt mich auch eine Klausel in einem neubaby-
lonischen Feldpachtvertrag (Dar. 193), in welchem der Pächter
sich verpflichtet einige Fruchtbäume zu pflanzen, welche für
Opfergaben bestimmt sind (kurbánütu).*
* КОЛА. Vgl. НУВ: 586^ ff. SIR.
e KU.BA.BI. — BA = Anteil wie SERA: BI Pronominalsuffix: ‚sein‘,
d. h. das ihm gebührende Maß Mehl.
d Die Zeichen sind eng aneinander geraten.
e Hier, wie in allen obigen Zitaten, ist die Ziffer vor k&mu mit jenem
Zeichen geschrieben, daß nur vor Getreidemaß gebraucht wird. Es ist
natürlich überall KA hinzuzudenken,
f Friedrich transkribiert die zwei Zeilen ganz falsch.
= Vgl. Kohler-Peiser: Aus dem Babylonischen Rechtsleben Ш 43.
Altbabylonische Rechteurkunden. 91
Auch in den Feldpachturkunden der griechisch-ägypti-
schen Papyri (römische Zeit) findet sich oftmals die Klausel,
wonach der Pächter sich verpflichtet allerlei Sporteln zu leisten,
unter anderem auch einen Beitrag zu einem Feste (0xAia).^
ta-a-an. — Hier Maßdeterminativ, daneben auch ta-a und
ta (VI 48®, 10, 15). Zur phonetischen Schreibung und Lesung
vgl. weiter Anm. zu II 22, 4 (Nr. 10).
1 Sirum (ass. Ka" kann nur bedeuten ‚1 Stück
Fleisch‘.
Z. 36. it-ta-na-di-si-im. — І? == intanaddin.
Z. 48. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 373.
Nr. 31. CT VIII 40" (Bu. 91—824). XXVIII. Jahr.
Aussageprotokoll.
|] Lu-uS-ta-mar * na-gi- 1 Y Lustamar, der Fron-
rum $4 Bäabili® з ЧКаттіп- | voigt von Babylon, T Ram-
i-din-nam * mu-za-az(?) ba-bi- | mân-idinnam, der Torwächter
im 5 šá(?) E.ri-ib-USin bárü* | 5 des(?) Êrib-Sin, des Magiers,
6 T Ibi-ik-Istar ° rid säbee(?) | | Ibik-Istar der Soldat (?) des
$4 daian Bábili* Richters von Babylon:
5 ši-bu an-nu-tu-un $4 mah- Diese Zeugen sind es, vor
ri-šú-nu ? Y Za-ri-kum már | welchen Zarikum, der Sohn
a-iz(?)-zu(!) 19 nid Sar-ri-im | des Éa-izzu(?) 19 beim Namen
itmu-á 1! à а-па E-ri-ib-"Sin | des ‚Königs geschworen und
7 [k]i-a-am ik-bu-ü 19 [um- zu Erib-Sin folgendes gesagt
mja šú-ú-ma hat, also er selbst:
4 fü-ul] a-ta-ar-ma 19 [da- Da ich nicht zurückkehren
іајп Bäbilik © áš-šú-mi-ka(?) | will, 1° will ich deinetwegen (?)
"Gaul ü-la-ma-ad 1" i-na Sip- | vordemRichter in Babylon nicht
par" 18 $4 i-ga-b[u]-[n]im e- | aussagen (?). In Sippar werde
bi-e$ 19 si(?) ... a-di-su 29 i- | ich, das was man [mir] be-
na Sippar" ?! ma-na-ah-ta-ka | fehlen wird, machen !?*...
* Vgl. S. Waszynski: Die Bodenpacbt (Agrargeschichtliche Papyrus-
studien) S. 124.
> >l- AÀ. ŠÚ.BU.BU (Br. 5603). e MIR (?). UŠ (9).
4 Die Spur von /DIJKUD ist noch vorhanden.
* Die Zeile ist wegen der schlechten Erhaltung der Zeichen unverständlich.
92 H. Abhandlung: Schorr.
22 a-pa-al-ka * ата daian | * in Sippar werde ich dir
Baäbili З la tu-ta-ra-an-ni | deine Kosten entschädigen, zum
Richter von Babylon sollst du
mich nicht zurückführen.
35 рагай Addaru* йт 4km | 25 Am 4. Addaru, im Jahre
26 Зайит E.NAM.HE E | des Tempels NAM.HE, des
''Rammán (MER.RA). | Tempels des Rammän.
Über das Schema dieser Urkmndengattung vgl. Anm. zu
IV 7* (Nr. 14).
Aus der nicht ganz klaren Urkunde geht soviel hervor,
daß Zarikum, vielleicht der Prozeßgegner des Erib- Sin, sich
weigert vor dem Richter in Babylon zu erscheinen, sondern
nur vor dem Gericht in Sippar seine Aussage machen will.
Z. 2. na-gi-rum. Dieser Amtsname kommt auch C. H.
8 1645 vor. Winckler, Ges. Ham., S. 106*, bringt einige Ве-
lege dafür, daß nägiru der Verwalter der рш der
Fronvogt war.
Z. 4. mu-za-az(?) ba-bi-im. Wenn #4 in Z. 5 richtig ist,
so scheinen auch Privatleute ihre ‚Hausbesorger‘ gebabt zu
haben. Mir scheint aber plausibler, daß muzzaz bábi == ,Palast
diener‘ ist, gleich C. H., $ 187 °!: mu-za-az ékallim. Auch in
den Briefen Hammurabis finden wir Nr. 79, Obv. 5 (mu uz-za-
az bûbim) diesen Beamten, der mit dem König unmittelbar
korrespondiert.
2.8 šibu = ма (рі.).
Z. 10. Der Schwur bloß auf den Namen des Königs
kommt selten vor. Vgl. IV 23», 6; VIII 50°, 11—12.
Z. 14. täru hier vielleicht ‚den Prozeß wieder aufnehmen‘.
7.15. áš-šú-mi-ka(?) ‚deinetwegen‘. Dieser präpositionelle
Gebrauch mit Pronominalsuffix, für den sich sonst auch
Belege finden," dürfte die Richtigkeit der Ableitung von *ana-
#йт(ї) == aram. owb beweisen. (Vgl. WZKM XVIII 235,
Anm. 2.)
a SE.KIN.KUD.
b Vgl. IV 394, 5—6: áš-šum-mi-ka . . . ad-bu-ub-ma ,deinetwegen habe ich
gesprochen' (in einem Briefe aus dieser Zeit). Sipp., Nr. 273, 5: 9 Sama:
à Marduk 4#-#й-тї-їа da-ri-il й-ті li-ba-al-li-tu-ki,
Altbabylonische Rechtsurkunden. 93
Z. 16. ü-la-ma-ad. Dieses Wort kommt in den Hammu-
rabi-Briefen ófter im Sinne von ,berichten, informieren, Raport
abgeben‘ vor.
Z. 18. e-bieš = eppes Präs. I'. AG $ 38°, 1.
Z. 19. Die Zeile ist verstümmelt.
4. 231—232. Zur Bedeutung vou manahtu vgl. weiter unten.
Z. 26. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 392, Z. 28 ff.;
King LIH III 226, Anm. 63.
Мг. 32. CT VI 44° (Bu. 91—2425). XXX. Jahr.
G elddarlehen.
1 2 sikil kaspim ? Sum-ma- | ! Zwei Sekel Silber hat
ilum-la-Samas 3 9 siklê E-ri- | Summa-ilum-la-Sama$, zwei Se-
ib-Sin 4 2 šiklê U.bar-"Samas | kel Erib-Sin, zwei Sekel Ubar-
5 а-па egédim^ ° itti Su-mu- | Šamaš 5 für die Ernte von
ha-am-mu ° iltekü Sumu-bammu geborgt.
8 drun езёйїт* 9 ami SE, Am Tage der Ernte 19 wer-
KIN.KUDr@ 1 (-la-ku ü-ul il- | den die Schnitter kommen.
li-ku-ma И si-im-da-at Sarrim. | Wenn sie nicht kommen wer-
den, [trifft sie] das Gesetz des
Königs.
1 Sa bont Lu-sa-lim-be-li Unterstellt dem Lusälim-
béli.
13 varah Sabátu* йти 10 жәй Am zehnten Tage des Мо-
и занит ZAB.KI.SU.LU.UB. | nates Sabätu, 15 im Jahre, in
GAR.ELAM (?). МА. welchem das Heer von Elam...
Z. ll. si-im-da-at Sarrim. Prügnante КА == ‚gemäß den
Rechtssatzungen des Königs werden sie bestraft‘. Vgl. УШ
27*, 18: ki-ma gi-im-da-at $arrim iz-za-az (verantwortlich sein).
Vgl. LIH Nr. 19, Rev. 12—13: di-nam ki-ma gi-im-da-tim šú-
hi-is-su-nu-ti, dazu BA IV 480, wo Delitzsch zuerst richtig
die Phrase erklärt hatte. Diese Erklärung bestätigt auch der
C. H. XIV, 64—65: ana pî gi-im-da-at Sar-ri-im. Vgl. auch
* SE.KIN.KUD. ь AS.A.
94 U. Abhandlung: Schorr.
im-da-at = simdát als stat. constr. pl, nicht sing. (simdat) зг
zusehen.
Z. 13. ү Е] sonst = биёй, bedeutet in den Damm.
rabi-Briefen und auch öfter in den Urkunden (Tempelkontrakteı,
s. weiter) nicht ‚Besitz‘, weil es keinen Sinn gibt, sondern etwa
jemanden unterstellt, unter jemandes Kontrolle, Verwaltung‘,
daher proponiert auch Delitzsch ВА IV 486, Z. 238. mit
Recht an den betreffenden Stellen: 3a Кай zu lesen. Aller
dings muß bemerkt werden, daß За als Genetivpartikel ir
dieser Zeit immer = ($4) geschrieben wird. Der Sinn der
Zeile in unserer Urkunde ist vielleicht der: Lusälim-beli ist
der Vermögensverwalter (Prokurist) des Verleihers; durch sein
Hand wird das Darlehen geboten.
Z. 14. Vgl zur Datierung King LIH III 236, Anm. 5;
Lindl BA IV 372, Z. 1—8.
Мг. 33. CT VI 41^ (Bu. 91—1137). ХХХУ. (?) Jahr.
Sklavenmiete.
1 Y Na-vi-ir-nu-ür-su 3 itti | 1 (Den) Nävir-nürsu hat von
Ru-tum 3] Ri-i-Samas 4 mûr | Rütum Ri$-Samas, der Sohn
"Marduk-na-sir 5 ата ki-ig-ri | des Marduk-näsir 5 für Miets
6 ала зат 1%" 1 igu-ur-šú | lohn für ein Jahr gemietet.
8 ki-is-ri-3u ° cna šattim Als seinen Mietslohn für
{rom 10 24 KA батпіт" | ein Jahr wird er 10 24 Ка
11 imaddad 1? ü-la-ba-su Öl abmessen. Er wird ihn be
kleiden.
15 yarah E-lu-li 14 i-ru-ub Im Monat Elülu ist er ei»
15 varah Ti-ri-t(ni) (2) 16 &-zi | getreten, 15 im Monat Tir
wird er austreten.
2 Zeugen.
и рав Ri-šú-tum 18 pân Eriüfüb-8-9 Аја
9 файит | BAD.GAL. 1% Im Jahre, in welchen
KAR (?)-[^Samas ВА.ВО?]. die große Mauer von КАЁ
[" Šamaš erbaut wurde (?)).
* NI.IS. ь NIN. e == Tasritu.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 95
Die Urkunden über Dienstmiete, sei es freier Arbeiter,
von ihrem Vater, Bruder gemietet oder unfreier Sklaven von
ihrem Besitzer, wie háufiger der Fall ist, kommen ziemlich
zahlreich vor. Vgl. Nr. 40, 45, 81; BAP Nr. 55—61.
Das Schema ist in den ersten Zeilen naturgemäß dem
der Kauf, Darlehens-, Mietsvertrüge ähnlich, sonst dem Wesen
der Sache angepaßt.
1. Name des Sklaven: ‚X mit Namen‘.
2. Name des Besitzers [resp. Vaters, Bruders] eingeführt
durch itti ‚von‘.
3. Name des Mieters.
4. Mietsdauer (x Tage, Monate, Jahre) [Art des Miets-
dienstes].“
. Höhe des Mietslohnes (in Geld, Getreide, Öl).
. [Klausel über Bekleidungspflicht].®
. [Datum des Ein- und Austrittes des Mietlings].*
. [Höhe der Mietsangabe].f
. Zeugen und Datum.
Außerdem kommt einmal (BAP Nr. 57) die Klausel über
Nichteinhaltung des Termins des Dienstantrittes, zweimal (BAP
Nr. 57, 61) wird der Name des Bürgen genannt.
Z. 12. ú-la-ba-su == ulabbas-su. Der Mieter hatte die
Verpflichtung — nach der Serie Ana ittišu — den Lohn-
arbeiter zu bekleiden und zu unterhalten. Vgl. ВАР 11, Anm. 4.
Der С. Н. scheint es vorauszusetzen, erwähnt es daher nicht.
Z. 15. varah Ti-ri-í(ni?). Aus dem Kontext ergibt sich,
daß es der Monat Tasritum = мол ist. Vgl. King LIH Ш,
XXXVI Anmerkung.
u-zi == ussi, Prüs. 11.
Z. 19. Zur Datierung vgl. King LIH III 240, Anm.;
BA IV 371, Z. 19 und S. 313, Z. 24—25, wo Lindl auch
das 25. Jahr Hammurabis für möglich hält.
© бо =з ©. En
a ВАР Nr. 53, 54, 60.
^ Bei freien Arbeitern wird auch der Vatername genannt.
* Z. B. ВАР 57 ‚zur Ernte‘ (7. 8).
4 Nr. 33, 40, 45, 81.
° Nr.40, 45, 81; ВАР Nr. 60.
f Nr. 45; ВАР Nr. 53, 54, 59 и. ü.
96 П. Abhandlung: Schorr,
Nr. 34. CT VIII 40^ (Bu. 91—797). ХХХУПІ.() Jahr.
Feldmiete.
1 Duppum.* 20 ЗАВ eklim |
3 1-4а ekil Mi-&d-ru-um-na-si-ir
з ин Bélit*s.s Aja ана! (?) |
"Samai * märat Na-bi-ilí-šú
6 ] Sum-ma-!Samas 8 mûr *Sa-
mas-tappü-3ü ° eklam а-па
ti (P)-ik-ni-im 8 ú-še-zi
° ina ûm ebürim № 1("/.,)
САМ 4 SEGUR її i-na GIS.
BAR "Šamaš 1® i-na báb* Ga-
gi-im 13 imaddad
14 eklam i-na-di-ma 16 bi-
lat! eklim-ma imaddad
16 pân "Šamaš рап “Aja.
1 Urkunde. — Zwanzig
SAR Feld neben dem Felde
des MiSarum-näsir hat von
Bélti-Aja, der Samaipriesterin,
der Tochter des МАШ - ili&u,
5 Summa-Samas, der Sohn des
Samas-tappüsu, als Feld zur
Urbarmachung (Verbesserung)
gemietet.
Am Tage der Ernte 19 wird
er von je 1(1/,,) GAN 4 GUR
Getreide nach dem Maße des
Šamaš im Tore von Gagum
abmessen.
Wenn er das Feld ver-
nachlässigt, 19 wird er die Er-
tragsabgabe doch für das Feld
leisten.
Vor Šamaš, vor Aja.
4 Zeugen (1 Frau).
Поріп А-? 18 рдп "Ma-mu !? pân La-ma-za-ni 29 mûr Nu-ür-"Samai
31 рдп A-ha-ta-ni ** märat ÉÍ-a-ra-bi
23 varah A-ia-ri ûm 15 ќат |
** занит ES.NUN.NA BA.
UL(?).
Z. 4.
25 Am 15. Aiaru, im Jahre,
in welchem [die Stadt] Duplias
zerstört (?) wurde.
ti(?)-ik-ni-im. Trotzdem die Spuren des ersten
Zeichens auf dé oder Кі hinweisen, halte ich es doch für ver
schrieben aus fé, was graphisch leicht möglich ist. tiknu (neu
hebr. прп), sonst im Ass. ‚Schmuck, Zier‘, hier ‚Verbesserung,
Urbarmachung‘ vom Felde gebraucht.
° KA. а ТІК.
a DUB. b NIN".
Altbabylonische Rechtsurkunden. 97
Z. 10. =_ САМ, EE: SE.GUR, d.h. von je 100 ЗАВ»
1200 KA. Eine so hohe Mietsabgabe ist ausgeschlossen; man
wird daher statt »— vielmehr « == 1 GAN lesen müssen.
7. 11. i-na GIS.BAR “Šamaš. Diese Bezeichnung, die sich
sehr oft in den Miets- und Darlehensurkunden [vgl. II 32, 20
(Nr. 65); VI 48», 11; VI 48°, 7; VIII 11°, 15 (Nr. 66); УШ
19%, 17 (Nr. 68); VIII 42°, 9 (Nr. 83)] aber immer nur nach
der Angabe des Getreidemaßes (oder überhaupt Hohlmaßes)
findet, wird noch heute von vielen mißverstanden, trotzdem
schon Peiser KB IV 49, Anm.** die richtige Bedeutung an
einer Stelle erkannt hat. Meißner BAP 101 und noch AS
III 33 (unten) hat das Wort GIS.BAR als ‚Tempelabgabe‘,
dann ‚Tempelbesitz (-schatz)‘ überhaupt zu deuten versucht,
ebenso übersetzt Scheil^: ‚dans le trésor de Šamaš‘, während
Friedrich AUS schon ganz falsch: ‚als Steuer an Šamaš‘
В. Und doch paßt keine dieser Übersetzungen an vielen
Stellen, wo es sich nicht um Tempel-, sondern Privatgut handelt.
Zimmern hat Surpu-Tafeln 54 (Anm. zur Z. 114) richtig
vermutet, daß GIS.BAR etwa Hohlmaß bedeutet, ohne aber
mit genügendem Nachdruck auf folgende, jeden Zweifel aus-
ichlieBende Stelle hinzuweisen:
Surpu УШ, 41—49: 4... fina *JBAR* sihri na-da-nu
na "ВАК ràb-i Ве 4 ... [ina I ЗЕ sihri na-da-nu ina
' manê ràb-i Die 4... [ina I ma]né sihri na-da-nu ina I manê
‘464 lk-e = 1... mit kleinem Maße geben, mit großem
Maße nehmen, ** mit kleinem Sekel geben, mit großem Sekel
iehmen, *? mit kleiner Mine geben, mit großer Mine nehmen‘.
'BAR oder GIS.BAR* bedeutet hier sicher dem Kontext nach
Maß‘ und zwar ,Hohlmaf und somit "BAR "Šamaš ‚das Hohl-
зай des Samastempels‘. Ebenso wie ihren eigenen Zinsfuf'
* > = 1 САМ = 100 SAR.
> Une saison de fouilles А Sippar, S. 110, 132 u. ö.
* So müßte man richtiger auch transkribieren, obwohl anderseits es scheint,
daß GIS.BAH = giäbaru als Lehnwort herübergenommen wurde. Vgl.
VIII 10°, 2: gis-ba-ru (?) #4 "Marduk, doch vgl. VIII 8b, 2.
3 Vgl. bibl. mem mem [29 jak.
* Ob dann das Ideogramm von == parásu ‚teilen‘, dann ‚messen‘, oder
von d = 10 KA als Maßeinheit zu erklären ist, ist schwer zu ent-
scheiden. f pipat “Samad. Vgl. oben 8. 43, Aum. zu Z. 2.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 1
98 Il. Abbandlung: Schorr.
hatten die größeren Tempel auch ihr eigenes Hohlmaß und wie
wir gleich sehen werden, auch ihr eigenes Gewichtmaß.
So lesen wir Sipp. 286%, Z. 8—11: 83 SE/GUR] i-na GIS
BAR Šamaš 9 i-na ... imaddad 19 1(?) Sikil kaspim аби!
Šamaš її i$akal == ‚З [GUR]* Getreide nach dem Нобішайе
des Šamaš wird ег... abmessen, 1(?) Sekel Silber nach den
Gewichte des Šamaš wird er abwägen (zahlen)' Vgl. auch
Sipp. 355°, wo Scheil schon richtig bemerkt: „ГАК „pierre“
implique que c'est au poids du temple qu'on payera‘.
Demgemäß hat Peiser OLZ VI 334" obigen Kontrakt
Sipp. 286 richtig übersetzt und in seiner neuesten Edition
U IH D findet sich in Privatvertrügen mehrmals: GIS ВАК
x KA, was Peiser ganz richtig ‚Maß von x КА‘ wiedergibt
«BAR oder GIS.BAR bedeutet also überall nicht:
anderes als ‚Hohlmaß‘.!
Neben ina GIS.BAR “Šamaš, wie hier, kommt auci
ana GIS.BAR “Šamaš (Sipp. Nr. 139)* vor, am háufigste:
aber stereotyp ohne Prüposition überhaupt.
Z. 14—15. Es ist die einzige Feldmietsurkunde, in der
sich eine solche Klausel findet. Sie ist wertvoll als Illustration
zum $ 42 des С.Н.
Biltu wird hier und sonst noch [VI 35*, 7 (Nr. 19); УШ
41°, 7] mit dem Ideogramm TIK, in der Regel aber bekannt
lich mit GUN wiedergegeben. Vgl. auch CT XII 10, Kol 1!
Lë: TIK = Ыы.»
Das ma betont die Abgabepflicht, trotzdem am Feld (ir
folge der Vernachlüssigung) kein Ertrag vorhanden ist.
Z. 24. Zur Datierung vgl. King LIH III 238, Anm. 11.
* Scheil: Fouilles, S. 132.
^ TAK.
* Im Original muß GUR ausgefallen sein. 3 SE jährlich ist als Miet
lohn undenkbar. Dieser betrug mindestens 250 KA; vgl. ВАР 10.
d Dabei muß bemerkt werden, daß es sich um die Miete eines Sklave
von einem Privatmann handelt.
° == Friedrich AUS Nr. 21.
f Ob in den neubabylonischen Kontrakten С75.ВАВ nach Zehnpfund b:
1524 ‚Pacht, Abgabe‘ bedeutet, kann ich momentan nicht untersuches.
к Scheil: Fouilles, S. 123.
^ Darauf hat mich Herr Dr. Hrozny freundlichst aufmerksam gemacht
Alibabylonische Rechtsurkunden.
99
Nr. 35. II 28 (Bu. 91—338).
Sozietütsauflósung.
TT Eri-ib-Sin * à Nu-úr- |
!Samas 3 tap-pu-tam t-pu-šú-
ma * ana bit Šamaš іти:
bu-ma 5 te-im-šú-nu i-pu-šú-
ma
$ kaspam"" ba-ab-tam 549.
атат й 54?pardam ° $4 ha-
ra-nim й li-bi a-li-im(?) ® ті-
it-ha-ri-i$ i-zu-zu-(zu*) (?)
° a-và-tu-[$ü-]nu. ig-mu-ru-
ma 1° апа kaspim kaspam?"
Aivardim 11 à ЗАбатит à ba-
ab-tim 1? $4 ha-ra-nim й li-bi
ali-im (?) 13 184и 01-е a-di hu-
rásim (sic) 1* a-hu-um а-па a-hi-
іт 15 4-4 ira-ga-am
16 лій 1 Samas "Aja nis Mar-
duk (sic) 17 à Ha-am-mi-ra-
bi (sic) itm.
1 Nachdem Érib.Sin und
Nûr- Šamaš ein Kompagnie-
geschäft geschlossen hatten; іп
den Tempel des Šamaš ein-
getreten waren; ° ihre An-
gelegenheit geordnet hatten;
haben sie das Geld, die offe-
nen Schulden, Sklavinnen und
Sklaven, von[den Unternehmun-
gen] außerhalb und innerhalb
der Stadt gleichmäßig geteilt.
Nachdem sie ihre An-
gelegenheiten perfekt gemacht
hatten, wird 19 wegen des Gel-
des, der Sklaven und Skla-
vinnen, auch wegen der aus-
stehenden Schulden [an Unter-
nehmungen] außerhalb und
innerhalb der Stadt, vom Munde
bis zum Golde, einer gegen
den anderen !5 nicht klagen.
Bei Šamaš, Aja, Marduk
und Hammurabi haben sie ge-
schworen.
17 Zeugen.
18 pân A-vi-il-ilim mûr Ba-bu-tum ® pân Bur-"Rammän таг Ja-ba-du-
ит 9 pán Sin-e-ri-ba-am mûr U-kufn)-pi-44 ?\ рап Sin-lu-ud-lu-ul mâr A-vi-
i-lim ** pân I-din-"Samas mûr Zi-li-lum ® pân Ib-ni“ÙR.KA mûr E-til-pi-
UE.RA ** pân Nu-ür-"NIN.SAH таг "Samai-na-sir ® pân Lu-ui-ta-mar-Sin
mûr lli-i-din-nam 3 pân Sin-ma-gir mûr Ilu-de-me * ріп О R.RA-ga-mil pân
Sá-ma-ia ** mûrê li-ki-it-ti-ili-ia ?? pân Mu-pa-hi-ru-um mûr I-di-ia 29 pân
Ib-ga-tum mûr Sin-e-ri-ba-am З pân Már-Sippar* mûr РІ(КА)-44-"Затаї
H pân Sin-ha-zi-ir mår A-da-ia ** ріп Ri-i-" Hammán mûr Be-el-&i-nu % рдп
“Samas-i-din-nam mûr Sin-be-el-aplim (?).
* Dittographie des Schreibers. Die Lesung ma wäre möglich, aber nicht
sinngemäß,
та
100 11. Abhandlung: Schorr.
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 18.
Es ist die einzige Urkunde — neben den ВАР 68—64
publizierten — welche Geschäftskompagnie* behandelt, und
zwar die Auflösung der Sozietät, ebenso wie in ВАР a. а. 0.
Im С. Н. wird dieses Geschäftsverhältnis nicht erörtert; die
SS 100—107 handeln bekanntlich nur vom Kommissionsgeschätt.
Vielleicht war davon in der großen Lücke zwischen de
$8 65—100 die Rede.
Z. 6. ba-ab-tam. In den neubabylonischen Rechtsurkunden
heißt bäbtu, von einer Schuld gesagt ,ungedeckt, unbezahlt‘;
vgl. HWB? 146», daher ähnlich hier ‚offene Schuld‘. Im C.H.
kommt bäbtu — ‚Verlust‘ öfter vor, doch paßt diese Bedeutung
nicht recht in den Kontext.
Z. 10. а-па kaspim kaspam?". Die Konstruktion is
sehr schwierig, falls nicht Dittographie vorliegt, was weniger
wahrscheinlich ist.
Z. 14. ahum ana ahim ‚einer gegen den anderen‘, vgl.
hebr. як bx wx. Ähnlich: ahátum ana ahätim (УШ 22®, 15
‚eine gegen die andere‘, ebenso hebr. Ex. XXVI 3: „nn ba ser
(von den Vorhängen im Heiligtum) u. 5.
Die Urkunde ist nicht datiert.
Nr. 36. CT IV 465 (Bu. 88—693).
Erbteilung.
1 1 SAR 10 GIN (!) bitim | ! Ein SAR, zehn GIN Haus,
? ita bit Và.bil-zu-'Samas | neben dem Hause des Уд
з zittu Ki-šá-tum * id itti | Šamaš ist der Anteil des hi
ahisu* i-zu-zu Satum, welchen er mit seinem
Bruder geteilt hat.
5 zi-iz ga-me-ir ° li-ba-sü- 5 Die Teilung ist perfekt.
ти táb^, ihr Herz ist befriedigt:
T ú-ul i-tar-ma, ° а-па var- Indem sie [den Vertrag;
kût ü-mi-im ° a-hu-um ana | nicht anfechten, wird einer
a-hi-im 19 á-ul i-ra-ga-am gegen den anderen in Zukunft
? nicht klagen.
a Die Feldmiete in Kompagnie trenne ich von dieser Gattung. So ҮШ
19^ (Nr. 68). ^ SIS.A.NI.
101
Altbabylonische Rechtsurkunden.
Bei Šamaš, Marduk und
[haben sie ge-
M nis Хата? "Marduk |
"o Ha-am-mu-ra-bi. | Hammurabi
| schworen].
| 5 Zeugen.
з Y Nu-úr-#Samas 14 Y A-viililim 1 Y Li-bur-na-di-tú 19 Û Ri-iš-#%a-
naj " Y *Samai-a-iá-ri-id-ii '* ] EM
19 £attum AB(?).DU.UM. |
19 Im Jahre, ...
7. 5. zi-iz — zizu ‚die Teilung‘. Varianten zu dieser
RA vgl. in der Anm. zu VI 42°, 2.8 (Nr. 24). — Es ist be-
merkenswert, wie in der Volkssprache schon in dieser Zeit
nicht bloß die Mimation, sondern auch der Endvokal bei Sub-
stantiven manchmal abgeschliffen wird.
Z.19. Das Datum lüft sich nicht genau feststellen. Vgl.
BA IV 375, Z. 14.
Nr. 37. CT VIII 22* (Bu. 88—267).
Tauschvertrag.
! Ina eklim (?) [à kirim] |
? šá Na-ra-am-ta-n[i aššat (?)
"Sama5 märat Sin-e-ri-ba-
ат (?)]* * à Amat-"Samai aš-
fat (2) "Samas márat [Sin-na-
sir]* * i-id-[mu]*
5 pu-uh ![,, САМ 34 SAR
"Okirim ° 1, САМ 65 SAR |
іт ° 3 SAR me-ir-ra-am
12 ИрИ kaspisa* 9 à !|, GIN.
NA 3 šikil kaspim
9 Y Na-ra-am-ta-ni айда! (?)
"Samas márat Sin-e-ri-ba-am(?)
* Die Ergänzung nach Z. 9.
* Yom Schreiber ausgelassen.
1 Von dem Felde [und vom
Garten], welche die [Samai-
priesterin] Narämtäni [die
Tochter des Sin-éribam] und
die Samaipriesterin Amat-Sa-
maš, die Tochter [des Sin-nä-
şir] gekauft haben,
5 hat um den Tausch für
з САМ 34 ЗАВ Garten,
з САМ 65 SAR Feld, für
3 SAR gehacktes(?) Feld [zu-
sammen] 12 Sekel Silber, auch
für 1/, GIN 3 Sekel Silber,
die Samaápriesterin Narám-
täni, die Tochter des Sin-éri-
b Vgl. Z. 10.
4 KUBABBAR.BI.
102
11. Abhandlung:
Sehorr.
" Y ^ H D
10 а-па Amat-!Samas märat | bam, 19 der Samaspriesterin
Sin-na-gir И ip-pu-ul
12 dal i-tu-ra-ma 13 a-ha-
tum а-па a-ha-tim 14 ú-ul i-
ra-ga-am
15 піў "ата "Aja "Мат-
duk 18 й Ha-am-mu-ra-bi
it-ma-a.
Amat-Samas, der Tochter des
Sin-näsir, als Tauschwert ge
geben.
Indem sie [den Vertrag)
nicht anfechten, wird die eine
gegen die andere nicht klagen.
15 Bei Samas, Aja, Marduk
und Hammurabi haben sie ge
schworen.
10 Zeugen.
U ріп Avát." Nannar AZAG.DIM már Zfi]-li-lum 1 рап Varad- мо
mâr Na-ra-am-ili-Fi 19 pân Ilu-hi-ba-ni mûr Ib ni-"Samak 29 pân "Samas-bari
mûr Ilu-ii-i-bi-hi (1) 9 pân *ZAK. KU T-mu-ba-li-it таг Ili- (?) ?% pân Пи-рі
"батай mâr Na-bi-ili-&i ® pân Ri-is-"Sin mûr Na-...
J ® pân *Marduk-na-sir ...
m/är ..
31 татар Varahsamna* ...
28 Габит ...].
u рдп « Samai-ma-7*
26 pán E-ha-tum
Im Monat Varahsamna ...
' im Jahre ...
Analoge Tauschverträge vgl. BAP Nr. 46—50. Unter
unseren Urkunden kommt nur noch VIII 6*, (Nr. 48) in Be
tracht.
Besitzers.
Das Schema der Tauschvertrüge lautet:
1. Größe, Lage des ersten Tauschobjekts.
Name des
2. Dasselbe betreffs des einzutauschenden Objektes.
9. Vermerk über gegenseitige Zustimmung.
. Vermerk über Unzulässigkeit der Anfechtung.
4
5. Sehwur.
6. Zeugen und Datum.
Manche Urkunden beginnen mit dem technischen pui
‚als Tausch für‘.
Inhalt:
Garten gekauft.
Zwei Priesterinnen haben zusammen Feld und
Indes zediert die eine einen Teil ihres Be
sitzes gegen entsprechende Geldentschädigung der anderen.
7. 1. [è ЗКігіт). Die Ergänzung fordert Z. 5.
* PIN.GAB()A.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
Z. 5. pühu ‚Tausch‘.
[mann |.
2. 7. me-ir-ra-am. Zur
bis 28: eklam ..
Z. 11. ip-pu-ul = ipul
. ттат-та-ат;
103
Im C. H. X 5, XI 45 ,Ersatz-
Bedeutung vgl. C. H. XIII 26
ХХІ, 86: Zem #4 im-ri-ru.
— ipul. Vgl. AG? $ 54*.
Nr. 38. CT VIII 43" (Bu. 91— 2516).
Prozeß über
1 Áš-šum Si9amtim Da-mi-
ik-tum (?) * за Már-ir-si-tim
3 а-па E-ri-ib-"Sin * i-zi-bu
Ma-za-ba-tum 5 аа
Maär-ir-si-tim 5 й Ib-ni-"Samas
a-hu-3ü ° daiant ik-Sü-du-ma
3 daianü dup-pa-am За E-
ri-ib-Sin ° e.li
10 o Ma-za-ba-tum ir-šú-ú И hi-
bi-a-am(?) ik-bu-ú 1% й 5^amtam
Da-mi-ik-tam 13 а-па Ma-za-
ba-tum tu-ra-am (2) 1“ [a-na?]
Maär-ir-si-tim ü-te-ru
Mär-ir-si-tim
15 [ma]téma varkáte^ šinî®-
šú 16 Y Maär-ir-si-tim И 4$-$ ит
Da-mi-ik-tum 1 а-па E-ri-ib-
Sin 19 i-ra-ga-am-ma, ?? T Ib-
ni-"SSamas ù Ma-za-ba-tum
21 1-ға-па-ра-Ги
22 пі) Šamaš “Marduk à
Ha-am-mu-ra-bi 23 itmä.
Pfandperson.
! In Sachen einer Sklavin
Damiktum, welche Mär-irsitim
an Erib-Sin überlassen hatte.
Nachdem Mazabatum, ° die
Frau des Mär-irsitim und Ibni-
Šamaš, sein Bruder, zu den
Richtern gekommen waren,
haben die Richter die Tafel
[des Anspruches], welche[n]
Erib-Sin gegen Mär-irsitim und
Mazabatum hatte, zu zerstören
befohlen und die Sklavin Da-
miktum an Mazabatum zurück-
zugeben. [An ?] Mär-irsitim
gaben sie sie zurück.
15 Wenn [je]mals künftighin
Mär-irsitim zum zweitenmal
wegen Damiktum gegen Erib-
Sin klagen wird, werden 29 Ibni-
Šamaš und Mazabatum ver-
antwortlich sein.
Bei Šamaš, Marduk und
| Hammurabi haben sie
| schworen.
4 Zeugen.
ge-
24 pán Sin-e-ri-ba-am mår I-ku-pi(?)-34(?) 29 [рап] Bur-"Sin таг Zi-
li-lum 29 [рап] Na-ra-am-ili-&í pân Sin-na-sir 27 mûrê A-l-ib-"Samas.
^ /[UJKUR.EGIR.RA.
Ті
104 П. Abhandlung: Schorr.
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 10, wo aber der Sinn
teilweise anders gefaßt wird.
Das Prozeßmotiv ist, wie aus Z. 8—10 ersichtlich ist, die
Reklamation einer Pfandperson. Vgl. С. H. $$ 115—119. Die
Richter anerkennen diese Reklamation als berechtigt, lassen
die Schuldtafel vernichten und geben die gepfändete Sklavin
dem Schuldner zurück. Nicht ganz verständlich ist die Klausel
in Z. 15—21 (s. weiter).
Z. 4. izibu. — ezébu hier ‚(als Pfand) überlassen‘.
7. 8—10. dup-pa-am šá ... вії ... ir-šú-ú ist präg-
nant zu fassen ‚die Tafel des Anspruches, welchen .. ..
Z. ll. hibi-a-am. Ich fasse es als Infinitiv auf, Meißner
|. с. — nach der Übersetzung zu schließen — wohl als Ad-
jektiv, daher die Abweichung in der Interpretation.
ik-bu-ü ist zeugmatisch auch zu Z. 13 zu ziehen.
Z. 13. tu-ra-am. Inf. II’. Meißner übersetzt das Wort nicht.
Z. 15—21. Die Klausel, ein zweitesmal nicht zu klagen,
weicht vom üblichen viel kürzeren Schema der Prozeßur-
kunden ab. Ähnlich II 47, 34--36 (Nr. 72). Der Sinn der
Klausel ist wohl der: Da die Sklavin nicht dem Mär-irsitim.
sondern dessen Frau und Bruder ausgeliefert wurde, so könnte
eventuell der erstere eine Klage erheben. Für diesen Fal
werden die letzteren verantwortlich gemacht.
Z. 15. šinî-št ‚zum zweitenmal‘. C. Н. 8 16955: a-di #-
ni-5u im selben Sinne.
Z. 27. A-li-ib- Šamaš. — Daiches AR 89 stellt das erste
Element mit ar. 4215 ‚Sproß‘ zusammen. Hilprecht in
ВРХ 64» denkt — was kaum einleuchtet — an eine Abkürzung
aus Ali-pi “Šamaš ‚Erhaben ist der Mund (das Wort) Sams".
Nr. 39. CT VIII 48* (Bu. 91—2480).
Freilassung und Adoption.
1 T "KAL.KAL-mu-baléi | "KAL.KAL-mubalit ist der
? таг " Aja-dámikat* 3 T “Аўа- | Sohn der Aja-dâmiķat. Ain
dämikat® aššat(?) “Šamaš *má- | dämikat, die Šamašpriesterin.
rat Ilu-šú-i-bi-šú 5 um-ma-šú | die Tochter des Iluašu-ibišu.
«e SAG. GA.(MES ?). Zum Zeichen SAG vgl. die Schrifttafel (Delitzsch:
Lesestücke IV, Nr. 206).
Altbabylonische Rechtsurkunden.
ú-li-il-š5ú 9 а-па zi-it šá(!)-am-
Я 7 pa-ni-šú i$-ku-un .. .-at
$ Y "UK AL.KAL-mu-ba-lt-if
° a-di ! Aja-dámikat* ba-al-ti-
at 1? i-ta-na-áš-ši-ši-ma 11 ana
matéma* ma-am-ma-[an] 1% mi-
im-ma є-Її T KAL.KAL-mu-
ba-lí-it 13 ú-ul i-šú-ú
14 uLlu-ul 15 märü Ilu-ğu-
tbi 16 ù márü Bur-Nu-nu
" ma-am-ma-an ú-ul i-ra-ga-
am-Jum
18 під Šamaš "Aja “Mar-
duk 19 à Ha-am-mu-ra-bi |
9 itmá.
105
5 seine Mutter hat ihn frei-
gelassen. Gegen den Sonnen-
aufgang hat er sein Antlitz
gerichtet ...
Wenn KAL.KAL-mubalit,
solange Aja-dämikat lebt, 19 sie
unterhalten wird, soll niemand
jemals irgend einen Anspruch
gegen KAL.KAL-mubalit ha-
ben.
Er ist freigelassen. 19 Von
den Kindern des Ilusu-ibisu
und den Kindern des Виг-
‚ Nunu soll keines gegen ihn
Klage erheben.
Bei Šamaš, Aja, Marduk
und Hammurabi ?? haben sie
geschworen.
14 Zeugen (2 Frauen).
2 pân Пи-рі-Аја sangü* атай ?? pán E-til-pi-"Na-bi-um 33 pân
Silid-@NIN.KAR.RA.AG З рап "Sin-ba-ni akil айа! (?) "Šamaš ?* pân Li-
bu-ra-am 28 рап Za-bi-um-ilie * рдп E.TIL.AN.NA-idinnam! 38 рап АКАТ, (Ӯ),
KAL(?)-na-gir 29 mdr llu-ki-i-bi-Mà 3° pân Sarrum-"Samaá mûr Nu-nu-érijt
и pîn " Sín-be-el-ili* 3 mûr E-a-ra-bi 83 pân Nu-ra-tum mûr A-hu-um ** pân
NIN.SIG.GA mûr Avél-"NIN.BUR(?).NA 35 рап Mu-ha-di-tum 38 pân Mu-
na-vi-ir-tum
7 зацит alu Ra-bi-kuMU, 37 Im Jahre der Stadt Ra-
biku.
Inhalt: Ein Sklave wird von seiner Herrin durch Adop-
ton freigelassen. Dafür obliegt ihm, seine Adoptivmutter lebens-
lànglieh zu erhalten. Nach ihrem Tode darf niemand sein
Adoptionsrecht anfechten.
Z. 6—1. Die Zeremonie wird irgendwie die Freilassung
symbolisch ausgedrückt haben. Vielleicht hat der Freigelassene
ein Dankgebet an Šamaš, unter dessen Patronat er etwa ge-
^ UKUR.SU.
г MA.AN.SUM(). s PIN.
* Siehe S. 104, Note*.
* NI.NI.
* RID. а МІН,
106 П. Abhbaadlung: Schorr.
stellt wurde, gerichtet, wie schon oben IV 422 (Nr. 1) уег-
mutet wurde. Vgl. auch VIII 29* (= AS III 32) 7.6: ana
il Šamaš ú-li-il-ši-na-ti ‚für Šamaš hat sie (die Adoptivmutter)
sie freigelassen‘, d. h. indem sie die Freigelassene dem Šamaš-
tempel geweiht hat. Der Freigelassene wird unter sakralen
Schutz gestellt.
Es ist höchst merkwürdig, daß sich dieselbe Form der
Freilassung auch im altgriechischen Recht wiederfindet.
‚Neben Freilassungsformen ohne religiösen Charakter begegnet
im griechischen Recht eine sakrale Form, von der sich we-
sentlich zwei Typen finden: die einfache Devotion an die Gott-
heit mit der Formel: ó Beiva àviüwws chy 8005 то 0:0 oder Zi.
Onze с ipe» evar," und der Verkauf des Sklaven an die Gott-
heit um einen bestimmten Preis ... Der Zweck des Kaufes
ist Freilassung des Sklaven, Stellung des Freigelassenen unter
sakralen Schutz.*^
Diese Sitte hat sich in den griechischen Provinzen des
römischen Imperiums bis in die späteste Zeit erhalten. ‚Nach
einer in griechischen Landschaften weitverbreiteten Sitte geht
die solennste Freilassung durch den fiktiven Verkauf zu
Händen einer Gottheit ... Der Sklave geht als gottgeweihte,
in Wahrheit aber unter dem Schutz des himmlischen Pa-
trons in völliger Freiheit stehende Persönlichkeit von dannen.*
Wird man nicht angesichts solcher Analogien in Rechtszere-
monien dem Einfluß des babylonischen Rechtes auf das alt-
griechische überhaupt nachgehen müssen ?
Zum Zeichen EXT = id in $d-am-si vgl. II 45, 26 (Nr. 28):
a-ah-hi-i-&a; VI 34», 30 (Nr. 18): a-&á-ga-al; VI 48», 6 (Nr. 11):
за; VIII 18°, 7 (Nr. 27): 34, wobei noch die Varianten zu be-
achten sind.
Z. 16. Ist Bur-Nunu, von dem sonst nicht die Rede ist,
vielleicht der Mann der Adoptivmutter? Er wird wohl zur
Zeit der Adoption nicht mehr am Leben gewesen sein, die
Kinder aber werden mit seinem Namen genannt. Sodann be-
к Letztere Formel entspricht ganz dem ana "Samas ullil-&ináti.
^" Hitzig: Die Bedeutung des altgriechischen Rechts für die vergleichende
Rechtswissenschaft (Zeitschr. für vergl. Rechtswiss. XIX, S. 17).
* Mitteis: Reichsrecht und Volksrecht, S. 374.
Altbabylonirche Rechtsurkunden. 107
zieht sich die Anfechtungsklausel auf die Brüder und Kinder
der Adoptivmutter.
Z. 28. Der Zeuge KAL.KAL-näsir ist wohl der Bruder
der Aja-dámikat, der Adoptivmutter.
Z. 37. Das Datum ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen.
Vgl. King LIH III 239, Anm. 72; BA IV 371, Z. 32, wo Lindl
hypothetisch das 23. Jahr Hammurabis ansetzt.
Aus der Zeit des Samsu-iluna.
Nr. 40. CT VI 40* (Bu. 91—938). I. Jahr.
Sklavenmiete.
1 Y "Samas-"bels- ii ? itti 1 Den Samai-bél.ili hat von
A-ha-ta-ni aššat (?) “Šamaš | Abätäni, der Samaápriesterin,
З márat '!Samas-ha-zi-ir TA der Tochter des Samas-häsir,
si-ir-^Rammán ° тат Li-bi-it- | Äsir-Rammän, 5 der Sohn des
"UR.RA ° ата зат 1*«-$á Libit-UR.RA für ein Jahr ge-
1 igu-ur-šú | mietet.
$ ki-is-ri бат 1*«"- zg Als Mietslohn für ein Jahr
° зу, Sikil kaspim 1° iša- wird er drei Sekel Silber !?zah-
kal !! it-ti ra-ma-ni-5ü-ma 19 il- len. Auf seine eigenen Kosten
ta-ba-di-8i wird er^ sich bekleiden.
13 varah Dáür^-"Hammán Am vierten Tage des Mo-
йти Jam 14 j.ru-ub 15 татар | nates Dür-Rammán ist er ein-
Ma-mi-tim і-да (2) mar(?)-ma | getreten. Sobald der 15 Monat
16 uz.gi. Mamitim zu Ende sein wird,
wird er austreten.
3 Zeugen.
D рдп A-si-ru-um 19 mûr E-a-ra-bi ° pân * NIN.SAIH-a-bi 29 mûr E-
ri-ha-am ?! рдп Varad-?Sín ** mår Sin-i-din-nam
3 зайит Sa-am-su-i-lu- | 23 Im Jahre, [in welchem]
na LUGAL. Samsu-iluna König [geworden
ist].
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 14. Zur Höhe des
Mietslohnes vgl. Anm. zu VIII 42» (Nr. 19).
* EN.LIL. b BAD. * Sc. der Sklave.
108
D. Abhandlung: 3Schorr.
Z. 12. il-ta-ba-áš-ši. Daß das $ überhüngend* ist —
nicht aber $ Suffix” — beweist VIII 15°, 12—13 (Nr. 45):
itti a-gi-ri-SU-ma il-ta-ba-dš-ši. Daher ist iltabas passiv zu
fassen, itti ramänisu bezieht sich dann auf den Sklaven ‚auf
eigene Kosten‘.
Nr. 41. CT VI 32® (Bu. 91—511). II. Jahr.
ProzeB über ein Geschenk.
! Nachdem gegen die Ri-
1 Y Ri-ba-tum märat Sa- |
[а-а 3 #4 Sa-la-a abusa* 3 à
Mu-ul-lu-uk-tim? ummusa? * id-
di-nu-5i 5Ї Sü-nu-ma-ilum ê à |
Mär-ir-si-tim ° märü Êri-ib-
Sin ° ir-gu-mu-Si-im-ma ° da-
ianü ik-šú-du-ma
10 1/,e@AN(?) eklim(?) hi(?)-
bi (2)-iLti-id 11 ut-te-ir-ru-si
12 T Sü-nu-ma-ilum 13 à
Mär-ir-si-tim 14 märü E-ri-ib-
Sin 15 ú-ul Ctu-rw-[ma] 19 ú-
ul i-ra (!)-ga-m[u]
17 під “Šamaš "Aja "Mfar-
duk] 1% à Sa-am-su-i-lu-
n[a]
19 pán ---
32 рдп "Sin-im-lik daianim
batum, die Tochter des Sali
‚ [wegen dessen], was Salä, ihr
Vater und Mulluktim, ihre Mut-
ter, ihr gegeben (geschenkt)
hatten, 5 Sunu-ma-ilum und
Mär-irsitim, die Söhne de:
Êrib Sin geklagt hatten; sie
zu den Richtern gekommen
waren,
! haben diese ein halbes
GAN Feld, ihr gepfändetes
Gut(?), ihr zurückgegeben.
Indem Sunu-ma-ilum ‚und
Mär-irsitim, die Söhne des Erib-
Sin, [das Urteil] 19 nicht anfech-
ten, werden sie nicht klagen.
Bei Šamaš, Aja, M[arduk]
und Samsu-iluna [haben sie
geschworen].
3 Richter.
10 pán Ap-pa-an-ilim daianim З pân "Sín-na-tum daianin
* Ich vermute, daß wegen der Pausa (Satzende) der Akzent nicht — wie
im Präsens üblich — auf der Paenultima, sondern auf der Ultima war,
daher die Schürfung des letzten Radikals. Vgl. jetzt АС? 8 66°.
b Es müßte dann als Schreibfehler angesehen werden für šú.
* AD.TA.A.NI.
4 DAMAL.A.NI.
و +- 113 °
Altbabylonische Rechtsurkunden. 109
33 varah Addaru* йти 10*«" 23 Am 10. Addaru, im Jahre
* Зайит DAMAL?(?). AR. | der Selbständigkeit des Lan-
G1(?).KLEN.GI®, des Sumér.
Inhalt: Die Gläubiger pfänden laut Z.10 bei der Schuld-
nerin ein ihr von den Eltern geschenktes Feld. Die Richter
annullieren die Pfändung.
Z. 1—8. Die ersten Zeilen weichen vom Schema ab, in-
dem die Angeklagte zuerst genannt wird.
Z. 8. ragámu ist hier mit doppeltem Akkusativ konstruiert.
Z. 10. Die Lesung, daher auch die Übersetzung unsicher.
Z. 17—18. Die Formel ist hier prägnant, itmü ist hin-
zuzudenken. Vgl. VIII 50*, 12—13.
Z. 94. Zur Datierung vgl. King LIH 242, Anm. 16.
Nr.42. CT VIII 24^ (Bu. 91—2444 A). II. Jahr.
Prozeß über ein Haus.
1 Áš-šum 3 ЗАВ bitim Ki- | ! In. Sachen. von 3 SAR
di-im Haus in Kidum.
: Y Niši-i-ni-šú márat A- Nachdem Nisi-initu, die
bu-na-nu-um 3 ana E-ri-ié-ti- | Tochter des Abunanum gegen
"Aja * márat "Sin-e-ri-i$ ir- | Eristi-Aja, die Tochter des
gwum-ma 5 daiani íarrim | Sin-ériá geklagt hatte; 5 sie zu
ik-sü-da-ma 9 daianü a-và-ti- | den Richtern des Königs ge-
ina i-mu-ru-ma kommen waren; die Richter
ihre Angelegenheiten geprüft
hatten,
7 še-ir-tam ] Ni-ši-i-ni-šú haben sie der Nîsi-înišu
* imi-du eine Strafe auferlegt.
° dul i-ta-ar-ma 19 T Ni- Indem sie [das Urteil]
ši-i-ni-šú márat A-bu-na-nu-um | nicht anficht, 1° wird Nîši-înišu,
"ana E-ri-iš-ti-" Aja 1? märat | die Tochter des Abunanum
"Sín-e-ri-i$. 13 ú-ul i-ra-gu-um | gegen Eristi-Aja, die Tochter
des Sin-êriš nicht klagen.
* SE.KIN.KUD. » Vgl. Delitzsch AL IV, Bab. Zeichenliste Nr. 152.
110 U. Abhandinng: Schorr.
м nis “Šamaš "Aja "Мат- Bei Šamaš, Aja, Marduk
duk ?* à Sa-am-su-i-lu-na | !* und dem König Samsu-iluna
$arrim 1% itmá haben sie geschworen.
1 Zeugen.
U рдп Ibik-ii-gü akil tamkarim 19 pân "Sin-ié-me-a-ni 19 daian Ва
3 pán Sin-na-tum daianim * pin Ilu-&á-ba-ni таг Ibik-" Hammán 7 ріп
Nu-ár-a-li-Kà D mâr E-ri-ba-am ** Ha-pa-ai-gili*-É-a ?5 akil айа! (?) й Хата
MES 95 pân A-vi-il " Rammän dupsarrim
?! varah Addaru* йти 11а" 2? Am 11. Addaru, im Jahre
38 jattum DAMAL.AR.GI КТ. дег Selbständigkeit von Sumér
EN.GI"» URDU. | und Akkad.
Die Urkunde ist von Meißner AbR 7 übersetzt. Das
Prozeßmotiv ist nicht näher angegeben.
Z. 5. daiani $arrim. Aus dieser Bezeichnung könnte
man schließen, daß die Richter vom König eingesetzte Beamte
waren. Weniger wahrscheinlich dünkt mir, daß es hier etwa
königliche Kommissäre sind, die besonders delegiert wurden.
Es ist ein einfacher Zivilprozeß in privater Sache, auch kein
Appellationsprozeß, weshalb hätten also besondere Richter de-
legiert werden sollen? Jedenfalls scheint die Gerichtsbarkeit
in den Händen der Priester gelegen zu haben. Vgl. ВАР 5.
Z. 6. Die КА avâtam amäru ‚еше Sache untersuchen‘
ist aus dem C. H. bekannt ($ 9 27-29),
Z. 28. Zur Datierung vgl. die vorangehende Urkunde.
Мг. 43. CT VI 33° (Bu. 91—565). УП. Jahr.
Adoption.
! Арій" E-li-e-ri-za аёёаі(?) ! Adoptionsakt der Éli-ériza.
‘Šamaš märat *!Samas-ilum (?) | der Samaäpriesterin, der Toch-
? Y Be-li-su-nu assat(?) “Šamaš | ter des Samai-ilum. Bélisunu,
märat Na-ka-rum 3 ri-di-it và- | die Samaiüpriesterin, die Toch-
ar-ka-ti-3d | ter des Nakarum, ist die Erbin
| ihrer Hinterlassenschaft.
a MI, ` ь SE.KIN.KUD. * TUR.US.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
21 GAN ekil nid[ütim](?)*
ina kisad (ik nam-ka-rum
° 14а ekil Is-su-ri-a 9 1 SAR
bitim i-na Hal-hal-la** ? ita bit
Na-ka-rum % !|, SAR 4 GIN(!)
ina (Та-ді-іті! 9 T 846amtwm
ма - la - be - el - tim - idinnam* (?)
"10 siklum ah kaspi-sd
11 mi-im-ma an-ni-im và-
ar-[ka-za] 1% фаи šá ima i-
ja-ri-im 13 {84и bi-e a-di hu-
мізіт 34 54 E-li-e-ri-za aššat (?)
Šamaš 15 márat *Samas-ilum
të 1-50-01 й 1-га-@$-81-й И а-па
De-li-su-nu assat (?) i! Šamaš
8 тата! Na-ka-rum !? id-di-in
2 ina зат [т 3 SE.
SUR 21 10 manê sSipátum*
(2 KA piösatum! ?? ] Be-li-
m-nu assat "Šamaš márat Na-
са-тит 23 a-nfa E-Jli-e-ri-za
nárat '"':Samas-ilum ?* ummi-
'$a* i-na-ad-di- jin
25 n fig "Šamaš "Аја " ] Mar-
luk à Sa-am-su-i-lu-[na]
* itm[ü].^
|
111
Ein Drittel GAN Ódland
an der Seite des Trünkgra-
bens(?), 5 neben dem Felde
des Issuria; 1 SAR Haus in
Halballa, neben dem Hause
des Nakarum, !/, SAR 4 GIN
in Gagum, eine Sklavin Sala-
beltim-idinnam (2), 19 10 Sekel,
einen Teil(?) ihres Silbers,
alles dieses, ihren Nachlaß,
mit Ausnahme dessen, was
innerhalb der Wünde [vorhan-
den ist], vom Munde bis zum
Golde, was Éli-ériza, die Sa-
maßpriesterin, !° die Tochter
des Šamaš-ilum besitzt und er-
werben wird, hat sie der Bé-
lisunu, der Samaipriesterin, der
Tochter des Nakarum, ge-
schenkt.
2° Jährlich 3 GUR Getreide,
10 Minen Wolle, 12 KA Salböl
wird Bélisunu, die Samaiprie-
sterin, die Tochter des Naka-
rum, der Éli-ériza, der Tochter
des Samaiilum, [ihrer] Mutter
Ше егп.
Веі [Samas, Aja] Marduk
und Samsu-iluna haben sie ge-
schworen.
10 Zeugen (2 Frauen).
27 pân 1 - - - йапуй "Šamaš * рап Is (?) --- jangü "Šamaš 29 pân
'"Marduk-la-ma-za-sá (?) akil assat(?) "Samas MES 39 pân 9 Ur-rum-gilli* Sangü
* KLK[AL](?). ь ТІК (?).
є MA(?).AN (?).[SUMJ.
4 zu der Kopie ist wohl Irrtum des Schreibers.
* SÍG.BA. * NLBA.
-
^ /IN.PA.]NE.MES, i MLL.
DAMAL.[A.NIJ. Zur Lesung vgl. S. 109, Anm.*.
112 II. Abhandlung: Schorr.
akil adsat(?) “Šamaš ("Samas)* 9 pân "Samas-ha-sir pân " Rammán-idinnam*
33 pán lli-?-"Samais #4 báb(!)* kallätid ® pân Be-li-su-nu märat Ja-am (?)-
zi(?)-? М pán Il-ta-ni märat Ra-bu-ut 29 pân U-gur-vä-lad-Iu dupsarrim
36 varah Dízu* йти 31 šat- 36 Im Monat Düzu, am
tum KI.LUGAL. GUB. HAR. | ... Tage, im Jahre, in welchem
SAG. ID. ÁS.BI (?). ... der Kónig ... Berg und
Fluß gleicherweise [Fülle und
Überfluß gebracht hat].
Inhalt: Eine Priesterin adoptiert die andere, setzt sie
zur Erbin ein unter der Bedingung der Leistung einer jähr-
lichen Naturalrente.
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 28.
7. 1—8. Rubrum. Vgl. das Schema oben S. 58, Anm.
zu VIII 25°? (Nr. 18).
Z. 4. Das Zeichen — das wie am aussieht — ist
hier wohl TIK = kiéádu, ahu ‚Ufer, Seite‘. — na-am-ka-rum
‚Bewässerungsanlage, Tränke‘ von makäru (HWB? 408*). Vgl.
Daiches ZA XVII 91, wo auch die Parallelstellen angeführt
werden.
7.10. ah kaspi-iá. Diese Verbindung kommt in den
Kontrakten sehr oft vor. Die Bedeutung kann nur ‚Teil‘ sein.
Instruktiv ist eine Stelle in einem neubabylonischen Vertrag,
Str. Nbd. 299: ahi kaspi ina misil Зайд u ri-ih-ti kaspi ina
kit $atti inaddin. Vgl. BA I 510, WZKM IV 123, wo noch
mehrere Beispiele genannt sind.
Z. 12. Wie Umschrift und Übersetzung zeigt, muß statt
des ersten Zeichens ги vielmehr фа gelesen werden, denn nur
dann gibt die Zeile einen Sinn: Alles vorher Erwähnte gehört
der Adoptivtochter mit Ausnahme [der Mobilien] innerhalb der
Wände. — igaru ‚Wände‘ kollektiv. Vgl. Delitzsch AL IV s. v.
Z. 30. "Ur.rum-silli. Dieser Name ist bei Ranke ВРХ
nicht registriert.
Z. 32. ša bäb kalláti. Berufsname ,Torwüchter am Jung-
frauenhaus, im Tempel‘. Vgl. ТУ 26, 10: Gi-mil-lum тат“ ja
* Dittographie des Schreibers. b MA.AN.SUM. ° КА (І).
a E.G1.A. e SU.KUL.A. f máru ‚Mitglied der Beamtengruppe‘.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 113
bäb (KA) kalläte (E.G1.A). Dieses ‚Brautgemach‘ E.G1.A, wo
jungfräuliche Priesterinnen weilen, wird auch im C. H. $ 1106-38
erwähnt. Vgl. auch Winckler, Ges. Ham. 30, Anm. 1.
Z. 34. Zur Datierung vgl. ВА IV 378, Z. 5—11.
Nr. 44. CT II 13 (Bu. 88—225). XVI. Jahr.
Hausloskauf (Retrakt).
175" САМ (?) eklim ina | '1/, САМ Feld in der
hi-ut-pa-lu 2 i-ta ekil "Aja-ku- | Niederung, neben dem Felde
zu-ub-ma-tim (?) 3 märat Nu- | der Aja-kuzub-mätim, der Toch-
úr-ilí-šú * ù ita ekil A-ma-at- | ter des Nüriliéuü und neben
lim 5 татай "Sín-pu-ut-ra-am | dem Felde der Amat-ilim, ° der
ë Ad dti Amat-/Samas тата! | Tochter дев Sin-putram, wel-
"Sin-Se-me-e 1 ] Be-el-ta-ni та- | ches von Amat-Samas, der
rat Nu-rum ® i-iá-mu ‚ Tochter des Sin-36mi Béltani,
| die Tochter des Nürum ge-
kauft hatte,
° itti Eri-ib-"Sin тат Sin- hat von Érib-Sin, dem
44 (?)-sd-am (?) 1° | Ilu-ha- | Sohne des Sin-ikisam (?), 19 Ilum-
bil (?) Y #Sén-ma-gir (?) 11 mûrê | bábil(?), Sin-mágir, den Söhnen
Тат-#4-Һи-ыт 1 T Na-ra-am- | des Tamásbum, Narám-ili&u,
ili 13 Y 4Samas-ba-ni mûrê | Sama&-báni, den Söhnen des
" Nannar (?)-i[dinnam]" М à | Nannar-i[dinnam] und von Aja-
7 Aja- ri (2) -im-ti (2)-1(?)-la(?)- | rimti(?) ..., 19 der Tochter
ba(?) 15 märat '"Sín-na-sir | дев Sin-násir, Sakkum, der
9 Ї Sa*-ak-kum mûr Nu-rum | Sohn des Nárum [um den
Hor, manê kaspim i5-ku-ul- | Preis] von SL Minen Silber,
Sunu-fi-imma (Я(?)-ти(?)- | nachdem er ihnen bezahlt
oui 18 её bit a-bi-šú ip- | hatte, das Feld seines Vater-
tu-ur hauses losgekauft.
19 апа тата avélum ana Niemals wird einer gegen
avélim ul iragam* | den anderen klagen.
lt و ь MA.AN./[SUM].
* Die Kopie bietet me. Unsere Lesung stützt sich auf Ranke.
4 Das unsichere Wort scheint eine Glosse zu sein. Wenn es Йти zu lesen
ist, dann wird es an den Anfang der Zeile zu stellen sein.
* UKUR.SÜ. MULU.MULU.RA.INIM.NU.UM.MAL.MAL.A (?).
Sitzungsber. d. phil,-hist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 8
114 II. Abhandlung: Schorr.
20 nis йЗатаї "Аја “Mar- | 20 Bei Šamaš, Aja, Marduk
duk ?! à Sa-am-su-i-lu-na | und Samsu-iluna, dem König,
Sarrim it-mu-ü | haben sie geschworen.
| 6 Zeugen.
її pân I-bi-"NIN.SAH ® pân Idin NIN.ŠAH mûrê Nu-úr-a-li-ki
% pán Ibik-An-nu-ni-tum mûr I-din-" UR.RA 29 рдп *Sín-e-ri-ba-am mûr Na-
га-ат-ій-ій ** pân Silli*(?)-VSamak mûr "Samas-be-la-ni *' pân Ibik(?)-il-tum
dupa&rrim
25 Am 27. Tébitu, im Jahre,
in welchem die Mauer des
Gottes Dadi in Sippar fertig-
gestellt° wurde.
38 varah T ébitum" йти
27 ќат 29 šattum BAD AYDa-
|
|
di(?) Sippark * AUL(?)E. |
|
Diese Urkunde ist sehr interessant als Beispiel für das
sogenannte ,Zugrecht (Retraktrecht)', d. h. das Recht des Ver-
käufers oder seiner Verwandten,? das verkaufte Gut vom Käufer
gegen Zahlung des Kaufpreises wieder an sich zu bringen.*
Charakteristisch ist die juristische Bezeichnung in der
Urkunde selbst als ‚Loskauf‘ (Z. 18), ähnlich wie in der Bibel
"ою, Lev. XXV, 25—26. Merkwürdigerweise ist vom Los-
kaufsrecht verkaufter Güter im С. H. nicht die Rede, auch
nicht — wie Kohler a. a. O. meint — im $ 39, wo letzterer
eine Ándeutung dafür zu finden glaubt. — Einen ähnlichen
Loskaufsvertrag bietet Meißner ВАР Nr. 47 (== АЪК 7). Dort
heißt es Z. 22: bit abisunu! ipturu, ganz wie in unserer
Urkunde Z. 18.
Z. 9—15. Die hier genannten Personen haben seinerzeit
das Feld von Béltani, der Tochter des Nürum, gekauft. Jetzt
kauft es von ihnen Sakkum, Sohn des Nürum, als Familien-
gut zurück. In welchem Verwandtschaftsverhültnis stehen nun
Béltani und Sakkum zu einander? Auf den ersten Anschein
sind sie Geschwister, beide Kinder des Nürum. Allein dann
a М1@?)!@®, v AB.E. e UL = šuklulu.
* Hier ist es der Bruder des Verküufers.
° Vgl. darüber Kohlers Bemerkungen in Kohler-Peiser: Hammurabis
Gesetz S. 110. f AD.DA.NI.
e IN.GABMES. — GAB = patáru (НУВ! 522). Meißners Lesung mahäru
(BAP 132 oben) ist unrichtig.
115
Altbabylonische Rechtsurkunden.
bleibt es unerklärlich, daß ein von einer Schwester gekauftes
(Z. 8) Feld als ekil bit abisu ‚Feld des Vaterhauses‘ bezeichnet
wird, für welches das Retraktrecht zusteht. Ich folge daher
der Vermutung Prof. Müllers, daß die beiden weitere Fa-
milienangehörige sind. Am bequemsten wäre es anzunehmen,
daß Sakkum ein Enkel der Béltani gewesen ist. Mär Nürum
müßte man dann allgemein fassen ‚Nachkomme‘.
Einen ähn-
lichen Fall vgl. Ranke ВРХ, S. 4.
7. 29. Zur Datierung vgl. King LIH III 245, Anm. 81.
Nr. 45. CT VIII 15° (Bu. 91—1016).
XIX. Jahr.
Sklavenmiete.
1 1 vardum Ili-ri-me-an-ni
! itti E-ri-iš-ti- Šamaš aššat (?)
Šamaš З märat "Sín-be-el.
aplim * T A-vi-il-" Каттап (?)
° таг Si-li-lum ° ana Sattim
Пат i.9u-ur-$ü
7 5-4: Sattim Ikam 8 5 dal
kaspim ° isakal 19 ri-ii-ti ki-
ieri 1 2 BE kaspim ma-ah-
ra-at 13 itti a-qi-ri-5ü-ma 13 il-
ta-ba-áš-ši
M varah E-lu-li бт 16ка"
i-ru(?)-ub
15 pân “Šamaš "Aja
1 Einen Sklaven Ili-rîme-
anni hat von Erištî-Šamaš, der
Samaöpriesterin, der Tochter
des Sin-bél.aplim, Avel-Ram-
män, ° der Sohn des Sililum
für ein Jahr gemietet.
Als Mietslohn für ein Jahr
wird er fünf Sekel Silber zah-
len. 1° Als Anzahlung des
Mietsbetrages hat sie zwei Se-
kel Silber empfangen. Von
seinem Mieter ausschließlich
wird er bekleidet werden.
Am 16. Elálu ist er ein-
getreten.
15 Vor Šamaš, Aja (den
Göttern).
3 Zeugen (1 Frau).
16 рёв Ta-ri-ba-tum И pän Nu(?)-ür(?) “Marduk 19 pân La-hu-tum (?)
1I аит Sa-am-su-i-lu-
па 20 61501 ZA, GUSKIN.TA.
2. 1.
20 [m Jahre des goldenen
Thrones des Samsu-iluna.
i-di. Vgl. auch ВАР Nr. 60, 11: i-na i-di-šú i-te-
6-8 er wird seines Dienstlohnes verlustig gehen‘. Im C. Н.
8*
116
U. Abhandlung: Schorr.
kommt öfter ID — idu ‚Lohn‘ vor; vgl. ГУ» 29; XIX 27; ХХ
87, 89 п.б. In den Verträgen wird sonst kişru gebraucht. In
den neubabylonischen Urkunden in der Regel idu.
Z. 13.
Das та betont die Verpflichtung des Mieters.
Z. 13. ilta-ba-ás-M. Vgl. Anm. zu VI 40°, 12 (Nr. 40).
Z. 15. Die Notierung der Götter (Šamaš, Aja) als Zeugen
kommt nicht selten vor. Vgl. Sipp. 234, 9*; VI 35*, 10 (Nr. 19);
ҮШ 49°, 15 (Nr. 83).
Z. 20. Zur Datierung vgl. King LIH ПІ 245, Anm. 89.
Мг. 46. CT IV 11* (Bu. 88—183).
XXVIII. Jahr.
Schenkung.
1 Ina li-ib-bu 6 té-bi-a-tim
2 $4 (?) !Sín-ba-ni à mûrê иба-
maš-tappů-[šú]* * 2 té-bi-a-tum
34 '"i"Sín-ba-ni таг U.sur-a-và-
at Sama * 2 84 Ib-ga-tum
5й 2 Ad Si-na-tum mûrê *!Sa-
maé-tappá-$ü $ šá Ni-id-na-
at-"!Sin mûr Маг-ч Ba-ia*
1 ap-lu-us-surnu il-kw-á ® iš-
tät tE-bi-tum 34 "Şín-ba-ni тат
U-sur-a-va-at-"[Samas 9 itát |
te-bi-tum $4 Ib-ga-tum 19 à iš-
tät té-bi-tum 54 Si-na-tum mûrê
'ISamas-tappá-iá
п kaspum gi-mi-ir З té-bi-
a-tim an-ni-a-ti-ifn] 19 3d i-na
рё dup-pa-at ap-lu-ti-šú 13 šá-
at-ru
М ina tu-ba-ti-šú 15 й mi-
it-gu-ur-ti-šú (І) 16 Y 9 Samai-
* — Friedrich AUS Nr. 50.
® Die Kopie bietet irrtümlich: tum, cf. Z. 5.
! Von den sechs Siegel.
ringen, Eigentum des Sin-báni
und der Söhne des Samai-tap-
раёа, [und zwar] zwei Siegel
ringe des Sin-báni, des Sohnes
des Usur-avát-Samaà, zwei des
Ibgatum, 5 und zwei des Si-
natum, der Söhne des Šamaš
tappüsu, welche Nidnat-Sin, der
Sohn des Mär-Baia für ihre
Adoption genommen hatte, einen
Ring des Sin-báni, des Sohnes
des Usur-avát- Šamaš, einen
Ring des Ibgatum 19 und einen
Ring des Sinatum, der Söhne
des Samai-tappü&u,
Silber insgesamt drei diese
Ringe, welche gemäß seinen‘
Adoptierungsurkunden ver
schrieben waren,
haben, nachdem [diesel
ben] gut- 19 und freiwillig an
* Sc. des Nidnat-Sin.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
ПАЙ 1" -- зат (?)ili 19 -- ni- |
"Samas-na-di 19 à 'Samai-be- |
el-ili 20 mûrê Már-"[Ba]J- |
ah 21 ] Ni-id-na-at-Sin a-ha-
йї-пъ 23 i-pu-lu-ma 23 З té-bi-
atum ki-iš-da-ti-šú-nu 34 il.
ku-ú
35 дпа matéma avélum ana
avelim ul iragam.® |
16 nîs dl Samas] “Aja "Мат-
duk ?' à Sa-[am]-su-i-lu-na
farrim 28 itmü.
117
Sama&ililé, - - &arilé, - - Ša-
maá-nádi und Samai-bél.ilé,
2° die Söhne des Mär Bas,
Nidnat-Sin ihr Bruder abgetre-
ten hatte, die drei Ringe, ihr
[erworbenes] Besitztum sie ge-
nommen.
39 Niemals wird einer gegen
den anderen klagen.
Bei Šamaš, Aja, Marduk
und Samsu-iluna, dem König,
schwuren sie.
5 Zeugen.
” pân Nu-ür-"Girrub pûfiš ареї °° рап Warad-bit-a-bi-dd pásiá apsi*
й ріп Ябатад-па-и" тат UH*-abu*-£á (9) ® рап Ni-id-nu-šá таг " Marduk-
a(?)-H-in (?) 29 рдп Warad-"Bu-ni-ni mûr "Samai-ilum
М varah Elülu* йти 10*«
$ [Sattum | Sa-am-su-i-lu-na]
* Im Monat Elülu, am
10. Tage, im Jahre des Bêl-
LUGAL [4.]4@.GÄ ANEN.LÍL. | orakels.
LAL.TA.
Inhalt:
Nidnat-Sin adoptiert drei Personen, von denen
er als Adoptionsgebühr (Entschädigung) sechs Siegelringe, von
jedem zwei, empfangen hat.
Drei dieser Ringe nun schenkt
er gutwillig seinen vier Brüdern.
Z. 1.
te-bi-a-tim. Meißner AS III 68, Anm. 1 stellt mit
Recht tebitum == hebr. гуру ‚Siegelring‘, eine Form in der das
Geld damals in Babylon kursiert haben soll.
Bemerkenswert
ist die graphische Andeutung des в, während in der Regel
bekanntlich in dieser Zeit n von v graphisch nicht unter-
schieden wird.
Z. 1. ap-lu-us-sunu. Man kann appositionell ‚als ihre
Adoptionsgebühr‘ oder kausativ ‚für ihre Adoption‘ übersetzen.
— il-ku-ét. Relatives u, abhängig von ša (Z. б).
* UKUR.SÜ. MULU.MULU.RA. INIM.NU. MAL.MAL.A.
ь BIL.GI. e UH.ME. ZU.AB. а AD. e КІАХІНаг.
f Vgl. z. В. 2. 14: фи-ба-іі-ій.
118 П. Abhandlung: Schorr.
Z. 21. a-ha-sü-nu (Nom) wie ит-та-ёи, libba-5u usw.
Z. 22. ipwlu-ma. — apälu mit Akkusativ der Person
bedeutet hier ‚übertragen, abtreten. Ebenso С. Н. Kol. ХУ",
16—17: #4-пі-а-ат ú-ul ü-up-pa-al.
7. 23. ki-is-da-te-áá-nu. Pl. von kisittu ‚Besitz‘. Vgl. П
45, 3 (Nr. 28): ki-is-da-at, wo aber vermutlich stat. constr.
sing. vorliegt.
7. 29. Vgl. über die Priesterklasse päsis арзё ВАР 154.
Z. 35. Zur Datierung vgl. King LIH III 246.
Nr. 47. CT VI 31^ (Bu. 91—2485).
Erbteilung.
13|, SAR bitum epšum ? ita ! Zwei Drittel SAR ge
bit " Zak-kut-mu-ba-li-it 3 à ita | bautes Haus, neben dem Hause
bit USamas-tappäm-ve-di *[püh] | des Zakkut-muballit und neben
1 amtim Za-ar-ri-kum 5 1(?) | dem Hause des Samai-tappàm-
alpum* а-па zizim® (Ф) ki-ma | vedi — [statt] der Sklavin
6 Į Пға-[ ve]°-lim-ra-bi 1 54am- | Zarrikum 5 1(?) Rind als An,
tam il-ki teil(?), gemäß dem, daß Ili
a[vé]im.rabi die Sklavin ge
nommen hat —
8 zitti USamas-sü-zi-ba-an-ni ist der Anteil des Šamaš-
э à «Samas-ta-tum 1° mûrê Zu- | &uzibanni und des Samai-tatum,
za-nu-um 11 šá itti llta-ve- | 19 der Kinder des Zuzanum,
lim-ra-bi 1% i-zu-zu welchen* sie mit Ili-av&lim-rabi
geteilt haben.
zizu ga-am-ru 13 li-ib-ba- Die Teilung ist perfekt,
šú-nu {4049 | ihr Herz befriedigt.
м nis "Samas "Aja "Mar- | Bei Šamaš, Aja, Marduk
duk !* à Sa-am-su-i-lu-na | !5 und Samsu-iluna, dem Kö-
#аттїт 16 itmü | nig, haben sie geschworen.
| 10 Zeugen.
U pán "Samas-ilu-asariduf mûr Pi-ti-tum 18 pân "Samas-tappám s-ve-di
тік Ki-is-tum 19 ріп "Sín-i-din-nam mûr I-na-kát-"Sama4 39 рап Ta-ri-ib-ir-
a GUD®ON, b BA(?). * Vom Schreiber ausgelassen. Vgl. Z. 11.
а DUG, * Sc. Anteil. f SAK. s TAB.BA.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 119
sitim Я mûr Ni-id-nu-iá 29 рдп Ilu-idinnam* mûr Sin-be-el-ap-lim ® pán Ibik-
i-um mûr "Zak-kut-mu-ba-li-it ** pân 8-и атай mûr Varad-ilí-u 25 pân
Sü-mi-ki рап Da-mi-ik-"Marduk 386 mûr Ilu-ga-mil 27 рап d Rammán-idinnam*
З mûr A-na-tum
?? yarah Kislimu* ... 29..." 29 Im Monat Kislimu ...
Z. 4—1. Wenn am Anfang von Z. 4 [püh] ‚anstatt‘ er-
gánzt wird, geben die Zeilen einen guten Sinn. Sie bilden
dann einen eingeschalteten Satz. Vgl. Anm. zu VIII 28° (Nr. 6).
Nr.48. CT VIII 6* (Bu. 88—42).
Sklaventausch.
1 1 ЗА8адтіцт An-nu-ni- ! Eine Sklavin, namens
[tum] ? šumša 3 5d(!) Ba-za-tum , Annunitum, [Eigentum] der
aššat(?) "Marduk * márat Már- | Bazatum, der Mardukpriesterin,
[йат 5 а-па pu-ha-ti [5]а | der Tochter des Mär-lätar * hat
5 1 34батит Ma-[?] ° šum- | im Tausche für eine Sklavin
[ға] ** ---[id] ° bit "[Sín]. | namens Ма[аппаёа?] [aus] dem
a-bu-šú ° таг [Sar-ru-uJm- Hause des [Sin-Jabusu, des
“Каттап 19 Y “[Sin-a-bu]-sü | Sohnes des [Sarru]m-Rammán
п mâr Sar-rum-'Rammán | 19 (Sin-abu]éu, der Sohn des
! З46дтіат ki-ma “4famtim | Sarrum-Rammän, nachdem er
5 апа Ba-za-tum aššat "Мат- | Sklavin für Sklavin der Mar-
duk márat Mär-Istar 15 ina | dukpriesterin Bazatum, der
mi-it-gu-ur-ti-Sü-nu 1% im-ta-ag- | Tochter des Маг-Їмаг, 15 nach
ruüma 17 id-di-in-ma am- | gegenseitigem Übereinkommen
tam ü-bi-ih ‚ übergeben hatte, (die Sklavin)
| vertauscht.
18 pu-uh-hu ú-šú-ur- - 19 li- Der Tausch ist rechtlich
ba-? li-ib-ba-[am] [utib ?]* | vollzogen (2). Ein Herz hat das
andere [befriedigt 2).
? [Ana] matêma! [a]-hw | ?? Niemals wird einer gegen
ana a-[hi-im] ° ü-ul [i]-ra- | den anderen klagen.
gu-u[m]
` MAAN.SUM(). | ^ МІ — * MAANSUM. | 4 КАМ.КАМ.В.А.
* Am Ende der Zeile stand vielleicht AT = ці". t UKUR.[SU].
120 If. Abhandlung: Schorr.
22 nis "Samas “Marduk Bei Šamaš, Marduk, Sam.
Sa-am-su-[i-lu-na] ** it-mu-& | su-iluna haben sie geschworen.
| 10 Zeugen.
4 --- 35 pân Sar-rum-"Rammän mûr #- - - 36 рап Ibik-An-nu-ni-tu[m]
27 ріп Sin-be-el-ta- - - 29 ріп Ilu-pi-"Samas- - - °° pân Sin-e-ri-ba-a/m] 2 рїп
"Samas-kätam-isbat* 31 pân Na-bi-'A-gur (?) ® pân Gimilili-já mûrê Mär-
Istar ® рдп Im-gur-Sin dupéarrim
93 vara] Sabätub йти Item | 34 Am I. Sabätu, im Jahre,
35 jattum TA(?).AH(?).NA(?).A. | in welchem ...
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 11.
7. 5. pu-ha-ti. Plural von páhtu, das BAP Nr. 47, 1, 12
in demselben Sinne vorkommt.
Z. 15—16, Der Satz ist als Parenthese zu fassen. Vgl.
Anm. zu Nr. 47. Gerade das ma ermöglicht es in der ganzen
Urkunde eine streng wörtliche, dabei aber klare Übersetzung
zu bieten. Vgl. dagegen AbR, l. c.
Z. 18. u-šú-ur = ussur II! Perm. von er. Doch ist
wegen der folgenden Lücke Lesung und Deutung unsicher.
Z. 19. Die Lesung ist zweifelhaft.
Z. 30. Samas-kätam-isbat(?). So möchte ich das Ideo
gramm SU MU.UN. DIB*(?) lesen; vgl. Br. 10694. Die RÀ
kátam şabátu ‚unterstützen‘ ist ja bekannt. Auch in neubaby-
lonischer Zeit kommt z. B. Nabü-kätam-sa-bat als Npr. vor.
Vgl. Tallquist: Neubabylonisches Namenbuch (1906), Glossar
8. у. sabätu.
Z. 35. Das Jahr kann in der Datenliste nicht identifiziert
werden. Vgl. BA IV 380, Z. 32—33, 37.
Nr. 49. CT VIII 322 (Bu. 91--2503).
Hauskauf.
! Bitum ma-la ba-zu-& ? i- | ! Ein Haus, soviel vorhan-
na Ga-gi-im 3 ita bit Ата“ | den ist, in Gagum, neben dem
"Aja márat A-pililésá 4 à | Hause der Avät-Aja, der Tech,
` SU. MU.UN.DIB (?). b 45,4. с Banke ВРХ s. у. 14$* liest
die Zeichen phonetisch, ohne sie aber erklären zu können. a КА
Altbabylonische Rechtsurkunden.
-ht La-ma-za-ni 5 тата
— ^-nu-um ê püzu* sükum®
ovkát*-zu bit Avát-"Aja-ma
itti Be-el-ta-ni aššat (?)
maš ° märat Zi-ia-tum
Avát-" Aja assat (?) "ата
wirat A-pil-ili-su 1 i-na
-aspi-&á 13 IN.SI.IN.SÁM.
ч SÁM.TIL.LA.BI.SÜ. 15 4
1 kaspim IN.NA.AN.LAL.
"U.BLAL-TIL.
" UKUR.SÜ. MULU.MULU.
' 18 INIM.NU.UM. MAL.
LA
19 піў “Samašs "Aja "Mar- |
х 20 à Sa-am-su-i-lu-na
rim it-mu-ü
121
ter des Apilili-&à und neben
dem Hause der Lamazáni, 5 der
Tochter des Belänum — seine
Front grenzt an die Straße,
seine Rückseite ebenfalls an
das Haus der Avät-Aja —
hat von der Samaiprieste-
rin Böltäni, der Tochter des
Zijatum, 19 die Samaipriesterin
Avät-Aja, die Tochter des Apil-
ili$u, für einen Teil ihres Gel-
des gekauft.
Als seinen vollen Preis hat
sie 15 4 Sekel Silber bezahlt.
Ihr Vertrag ist fertig.
Niemals wird eine gegen
| die andere klagen.
|
Bei Samas, Aja, Marduk
2° und Samsu-iluna, dem Kö-
nig haben sie geschworen.
5 Zeugen.
?! рап Pa-li-e-Samas mûr "Samas-na-ap-se-ra (?) 29 pân A-vi-il-* Ram-
| dup[sar]* aššat (?) “Šamaš ® pân "Sín-be-el-ap-lim mûr Pi-iá-Sin 2% ріп
la-nu-um mûr Si-li-i 25 рдп U-sgur-và-dam dupdarrim
*5 rarhum mahrum За Ad.
тів 27 jattum ВАШ. TA(?).
Я.МА.А.
ba-zu-ü.
7. 1.
26 Im Schaltmonat Addaru,
| im Jahre der Mauer von ...
Perm. I! mit relativem w nach mala.
ie Schreibung ba-zu-ü findet sich neben ba-šú-u öfter. Es
ag eine dialektische Eigentümlichkeit sein.
Z. 7. Avät-"Aja-ma. Das ma betont hier die Nachbar-
с EGIR.
mit dem Hause der Käuferin selbst.
‚ 21. Vgl. Anm. zur vorangehenden Urkunde Z. 35.
а DUB.[SAR].
122
1, Abhandlung: Schorr.
Aus der Zeit des Abi-ESuh.
Nr. 50. CT VI 24^ (Bu. 91—401).
Feldmiete.
1 15% САМ eklim ugaru | 1 Ein Halbes GAN Feld,
tibu ? itti Amat-"Samas aš- | gutes Gefilde, hat von der
за! (?) Šamaš 3 märat Ib-ni- | Samaá&priesterin, Amat-Samai,
ОВ.ВА «| "Marduk-mu-sd-lim | der Tochter des Ibni- ÜR.RA,
5 akil gallabé* $ eklam а-па | Marduk-musalim, 5 der Schrei-
ir-ri-šú-tim ° ana biltim ú- | ber der Haarscherer, als Feld
#е-81 zur Bebauung gegen Ertrags-
| abgabe gemietet.
$ та йт ebürim ° ата | Am Tage der Ernte wird
bi Su-ul-bi-sü 19 eklam 15-$а-
ad-da-ad(?)- ma (?) " "/ GAN.
Е 100 [KA] seim 13 GIS.BAR |
er, nachdem er das unbebaute
Feldstück geeggt, von !/,, GAN,
| 100 [KA] Getreide, Maß des
Šamaš, geaichtes(?) Maß, im
Tore von Malkà abmessen.
йбатаї me-se-ga-am 13 ina
báb* Mal-gi-a imaddad
14 pán USamas 15 рап її
2 Zeugen, darunter 1 Frau
als Sekretär.
Aja 18 ріп Ib-ni-"Rammän И mër Za-ni-ik-pi-
"Samas 18 рап Amat-"Ma-mu SAldupsarrim
19 varah Мізаппи" йти
151ат 20 занит A-bi-e-Sü-uh
LUGAL.E. АГАМ (?).А. 608.
KIN.TA(?). KUBABBAR.RA. | bernes Bildnis(?) verfertigen
Am 15. Nisannu, im
Jahre, in welchem der König
Abiesuh, sein goldenes und sil-
BI.DA.MAL. ' lief.
Z. 9—10. Diese Phrase eklam šadâdu wiederholt sich
sehr oft in den Feldmietsvertrügen, so II 8, 18 (Nr. 64); II
32, 19 (Nr. 65); VIII 7*, 18 (Nr. 55); VIII 83, 12 (Nr. 60)
u. ӧ., und heißt ‚das Feld eggen‘, hebr. mw (Jes. XXVIII 24),
was schon Müller GH 258, Anm. 4, herangezogen hat.
e ÚI. а КА.
b DUG. e BAR.ZAG.GAR.
* fs + "le
Altbabylonische Rechtsurkunden. 123
Was bedeutet aber а-па bi-i šú-ul-bi-šú, überall fast an
obigen Stellen zusammen mit eklam $adádu? Meißner ВАР 141
registriert bloß die Stellen, wo die Phrase vorkommt, ohne sie
aber erklüren zu kónnen. Friedrich AUS (passim) übersetzt:
‚gemäß seines, resp. ihres Vertrages‘. Das ist bloß erraten, ist
aber schon deshalb unrichtig, weil das Suffix šti-ul-bi-¥t sich
sicher nicht auf die Person, sondern auf das Feld bezieht.
Das beweist z. B. II 32, 18—19 (Nr. 65): eklam а-па 01-1 šú-
ul-bi-$4(?) i-šá-ad-da-du(!)-ma, ebenso VIII 19%, 15—16
(Nr. 68). In beiden Urkunden ist von zwei Püchtern die Rede;
es müßte also 3ulpi-sünu heißen, wenn das Wort ‚Vertrag‘
bedeuten würde, wobei übrigens die Etymologie unbekannt
bliebe. Nun kommt der Ausdruck auch in neubabylonischen
Urkunden vor und zwar in Verbindung mit kird zakpu, resp.
“zêru zakpu. Vgl. Nipp. 9, 2—3*, У. A. 208, 7—8.> Vgl. be-
sonders ibid. Z. 35—36: 1 (PI) 24 (KA) Vzéru еи gisimmari
zak-pu à 1 GUR З (4) (PI) 12 (KA) pi-i šú-ul-pi 1 PI
21 KA Saatfeld, Feld mit Dattelpalmen bepflanzt und 1 GUR
3 PI 12 КА рі 3ulpi‘. Aus diesen Stellen scheint sich die Be-
deutung ,unbebautes Grundstück'* mit einer hohen Wahrschein-
lichkeit zu ergeben. Aber auch da bleibt die Etymologie dun-
kel, ebenso an unseren Stellen die Konstruktion mit ana рі
oder рі, das doch nur == hebr. ‘pb, (62) ‚entsprechend, gemäß
als Aquivalent‘ bedeuten kann. Sachlich kann man dann über-
setzen: ‚nachdem er (sie) das Feld nach Maßgabe seines un-
bebauten Teiles geeggt haben wird‘. Der Pächter hat die
Pflicht, insoferne er einen Teil des Feldes unbebaut ließ, den-
selben zu eggen, d. h. in Ordnung zu bringen.
Z. 12. GIS.BAR “Šamaš me-se-ga-am ‚Maß des Šamaš
.., Um das letzte schwierige Wort zu erklären ist es zu-
nächst notwendig, etwaige Parallelstellen im Zusammenhange
zu betrachten:
VI 48», 10—14: 19 šá-at-tum 3 SEGUR' и ina GIS.
BAR Šamaš 1 i-na "те-$е-Ёи 13 гла Bi-ia-ap-tim 14 i-na-
* BA IV 557.
^ F. Peiser: Keilschriftliche Aktenstücke, Nr. I, auch 8. 77 einige Pa-
rallelstellen.
* So Kotalla BA IV 557.
124 II. Abhandlung: Schorr.
ad-di-in ‚jährlich 3 GUR Getreide nach dem Maße des Šamaš,
nach ... in Pi-aptim(?) wird sie geben‘.
VI 48°, 6—10: 5 ina ûm ebürim* bilat eklim * 3 SE.
GUR i-na GIS.BAR “Šamaš ® i-na me-se-ku ? i-na báb? Ga-
gi-im 1° imaddad ‚zur Zeit der Ernte wird er als Abgabe für
das Feld 3 GUR Getreide, nach dem Maße des Šamaš, nach
. im Tore von Gagum abmessen‘.
VIII 33’, 1—2: 3 ŠE.GUR GIŠ.BAR "Šamaš me-še-ķu
na-áš-pa-ku-tum A GUR Getreide, Maß des Šamaš . . .“ Ein
gelagertes des Speichers‘.
Ibid. 9—12: 3 SE.GUR GIS.BAR “Šamaš me-še-ga-am
. ú-ta-ar-ru ‚3 GUR Getreide, Maß des Šamaš ..., werden
sie zurückgeben‘.
ВАР Nr. 57, 11—14°: п 1 SEGUR'^ ina GIS.BAR
Šamaš 19 i-na mi-še-ku 19 i-na kûr Sippar* imaddad ‚1 GUR
Getreide nach dem Maße des Šamaš, nach ..., wird er in der
Mauer? von Sippar abmessen‘.*
An all diesen Stellen kommt me Ze Eu in Verbindung
mit GIS.BAR “Šamaš ‚Maß des Šamaš‘ vor. Daß es nicht
etwa ‚Tor‘ bedeuten kann — wie Meißner ibid. 136 vermutet
— beweist VI 48°, 8—9 oben. Es ist auch zu beachten, daß
VI 48», 12 das Wort mit dem Determinativ їзи geschrieben
ist. Ich vermute, daß es eng als Apposition zu GZS.BAR ge
hört und den Sinn ,gesiegeltes, geaichtes Maß‘ hat. Das
Tempelmaß war wohl gleich wie das staatliche geaicht und
daher zuverlässig und am öftesten im Gebrauch. Für analoge
Klauseln in den griechisch-ägyptischen Verträgen vgl. S. Wa-
szyüski: Die Bodenpacht, S. 109.
Z. 20. Bekanntlich sind die Regierungsjahre Abiesubs
fast ganz in der Datenliste weggelöscht, weshalb die Jahres
angabe vorläufig chronologisch nicht fixiert werden kann. Vgl
Lindl BA IV 396, 2. 34.
A-bi-e-&ü-uh, so nach Rankes Transkription, der südarab.
ymax heranzieht. Möglich wäre auch das letzte Zeichen al:
Hauchlaut " zu lesen.
* UD.EBUR.SÜ. » KA. * Bu. 88— 743.
4 küru bedeutet hier sicher ‚Mauer‘, gegen Meißners Anm. ibid., 8. 136.
* Vgl. auch Bu. 88—679, 6 ff. zitiert ВАР, 8. 136.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
Nr. 51.
125
CT IV 40° (Bu. 88—603).
Feldmiete.
1 1/, САМ еріт libbi**(?) |
! Ein Sechstel GAN Feld,
! ugari ![," САМЕ ° zitti A- | inmitten des Gefildes von einem
ham-kal-lim таг A-na-"Sa-
mas-li-zi * itti Aham-kal-lim
beel eklim 5 Y I-din-"Samas
íangü* "Си а 5 eklam?" а-па
ir-ri-šú-tim ° апа biltim ú-
$e-zi
8 ina йт ebürim ° bilat
eklim*" 19 1. САМ 1-Е 100
звіт 11 imaddad
halben GAN [Größe], Erbteil
des Abam-kallim, des Sohnes
des Ana-Sama&klizi, hat von
Abam-kallim, dem Besitzer des
Feldes, 9 Idin-Samas, der Prie-
ster der Góttin Gula, als Feld
zur Bebauung gegen Ertrags-
abgabe gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er die Ertragsabgabe des Fel-
des, 19 von je !/,, САМ 100
[KA] Getreide abmessen.
3 Zeugen.
12 zën Пи-іи (?)-ib-ni-fu (?) 19 таг (2) I(?)-din(?)-"NIN.SAH.KA 14 рап
Lbi-!Sin mûr (?) - -Sin 15 pân "Sín-e-ri-ba-am dupsarrim
6 varah — Ulülu* ти
1040 (Ф) 11 Sattum A-bi-e-sá- |
Am 10.(?) Оаа, im Jahre,
in welchem der König Abi-
uh sarrum UD(?).PI(?)-?-SES. | esuh ...
Z. 10. ТЕЕ— SE — 100 KA Getreide. Das KA wird
oft ausgelassen. Vgl. Anm. zu VI 445%, 1 (Nr. 12).
Мт. 59. CT VIII 17^ (Bu. 88— 219).
Feldmiete.
11|, САМ eklim ugaru td-
butu 2 ita ekil märat баттіт
3 püzuf Ikam nûr Pa-ri-ik-tum
* SA.
* DUG.
ь 13 le
© SAK.BI.
* RID.
! Ein Drittel GAN Feld,
gutes Gefilde, neben dem Felde
der Kónigstochter, dessen eine
4 KIN ^NIitar.
126
U. Abhandlung: Schorr.
$ ин Me-lu-la-tum assat(?) Front dem Kanal Pariktum
Чбата$ 5 märat Ib-ku-sa 9 be- | [zugewendet] ist, hat von der
el-ti eklim ° Y Il-ta-ni märat Samaspriesterin Melulatum,*der
šarrim 8 eklam а-па ir-ri-sü(?)- Tochter des Ibkusa, der Be-
tim ° ала biltim 19 ü-$e-sfi] | sitzerin des Feldes, Iltäni, die
M fina] йт ebürim ?* 1
САМЕ 6 SEGUR GIS.BAR
"$ата# 13 ina kár* Зірратії
14 imaddad
15 рдп E-ti-/rum] ...
Königstochter, als Feld zur
Bebauung gegen Ertragsabgabe
10 gemietet.
Am Tage der Ernte wird
sie von je 1 САМ 6 GUR Ge
treide, nach dem Maße des
Samai, in Kár-Sippar abmessen.
4 Zeugen.
16 pin A--- a-kar М pân Sü-mu-li-ib-&i. mûr
Pi-44-" Sin 1 рдп d Hammán-zi-mu (?) dupsarrim
20b varah Nisannu* йти
дит 21 занит A-bi-e-iü-uh
LUGAL.E. * BÁR. DUB.?.
BI. KUBABBAR. ВА.КА.
з BI(?). DA. MAL (9.
20 Am 2. Nisannu, im Jahre,
in welchem der König Abi-
esub im Königsgemach . . . aus
Silber anfertigen ließ (?).
Мг. 53. CT VIII 33^ (Bu. 91—487).
Getreidedarlehen.
1 3 SEGUR GIS.BAR dën, |
! Drei GUR Getreide, Mab
maš me-se-ku ? na-d3-pa-ku-tum | des Šamaš, geaichtes (?) Maß,
з itti Il-ta-ni aššat (?) “Šamaš
márat Sarrim * T Ilu-pi-àá ° ù
Nam-ra-am-$á-ru-ur 9 таті
fl Sin-i-din-nam 7 ilteká
8 ina üm ebürim ? 3 SE.
GUR GIS.BAR “Šamaš 19 me-
* KAR.
b Z. 19 gehört nicht in den Text.
e BAR.ZAG.GAR.
Eingelagertes des Speichers,
haben von der Šamašpriesterin
Iltâni, der Königstochter, Ilu-
pîša 5 und Namram - šarrur,
die Söhne des Sin-idinnam,
geborgt.
Am Tage der Ernte werden
sie drei GUR Getreide, nach
Es ist eine Namensunterschrift.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 127
fega-am 11 а-па matbak* il. | dem geaichten (?) Maße des
ku-ú 12 d-ta-ar-ru Šamaš, 19 an das Magazin,
| woher sie es genommen haben,
| zurückerstatten.
2 Zeugen.
13 рдп Be-el-šinu D mûr "Затай-фа-пі 15 рап Ib-ni-'Marduk 19 mûr
Za-ni-ik-pi-" Šamaš
Z. 16a: Ib-ni-"Marduk, unten: Ilu-pi-&á, Be-el-Fü-nu.
" varah (Ли? йти 10*^ | ' Am 10. Оаа, im Jahre,
3 šattum A-bi-e-3ü-uh LU- in welchem der König Abî.
GAL.E 19 ALAM. ANEN.TE. | e&ub das Bild seines Gottes
AAA 29 NAM.DINGIR.RA. |... vollendet hat.
NLSU.BA.AB.UL.A.
Z. 2. ma-ái-pa-ku-tum. Nach C. H. Kol. ГУ», 5, wird
man hier auch als ,Eingelagertes des Speichers‘ fassen müssen.
Ebenso ВАР Nr. 24, 1 nicht ‚zur Aussaat (?). Demgemäß
möchte ich auch ВАР Nr. 25 wegen des ana naspakütim
nicht wie Meißner als Darlehens-, sondern als Depositurkunde
fassen.
Z. 3. llta-ni ... märat батгіт. Wie wir sehen, macht
die Prinzessin Iltäni, eine Priesterin, Privatgeschäfte. Auch IV
29%, 5 in einer Tempelurkunde (Darlehen?) lesen wir: a-na
Hi-ie-ih-ti märat iarrim. Die Urkunde ist datiert aus der
Zeit Ammizadügas.
7.11. ЁМГООВ. Die Bedeutung dieses Ideogramms
lehrt mit aller Klarheit folgende Stelle in einem Briefe Ham-
murabis an Sin-idinnam*: i-na "Una-bu-um*! 70 SE.GUR i-na
ENLDUB аз-ри-ик (?)-ma Ї [A]-vi-il-ilim É[NI.DUB] ip-
[tJee-ma $е-ат is(?)-[rilk ma: ‚Nachdem ich in der Stadt
Unabum 70 GUR Getreide im Getreidemagazin (Speicher)
aufgeschüttet, hatte Avél-ilim, nachdem er das Getreidemagazin
geöffnet hatte, das Getreide gestohlen‘. Diese Bedeutung, die
sich ja aufdrängt, hat schon King LIH III 30, Anm. 3 richtig
* ÉNI.DUB. d KIN “Ištar.
* King LIH Nr. 12 Obv. 6—9 (B. І, pl. 20). Transkription B. III 29.
128 U. Abbandlung: Schorr.
vermutet, nur daß er das Zeichen ЕЕ] UM gelesen hat, wäh-
rend es sicher DUB* — 3apaku zu lesen ist.
Wie ist aber das Ideogramm semitisch zu lesen? Wir
können es mit Sicherheit aus dem С. Н. feststellen: $ 120,
Ж. 10—12: à lû be-el bitim na-ds-pa-kam ip-te-ma ‚oder der
Eigentümer des Hauses den Speicher öffnet‘. Vgl. auch $ 121,
7. 29 (Kol. ГҮ»).
Somit ergibt sich ENT DUR = naspakum ‚Speicher‘. Das
Wort kommt aber auch in den Urkunden phonetisch geschrieben
vor neben natbaku," ebenso wie die beiden Worte iapáku und
tabaku öfter wechseln. Vgl. ВАР Nr. 24, 10—11: $е-ат а-па
na-ái-pa-ak [i]l-ku-ü ü-ta-ar; VIII 10°, 15—16: ата na-at-
ba-ak il-ku-ú Se-am ü-ta-a-ar; VIII 21°, 15—16: ата na-at-
ba-ak il-ku-ü $e-am ü-ta-ar.
Nun übersetzt Meißner: ‚das Getreide, das er zur Aus
saat genommen hat, wird er zurückgeben‘. Das ist unrichtig.
Es muß überall übersetzt werden: ‚das Getreide soll er an den
Speicher (ап das Magazin), wo* er es genommen hat, zurück-
erstatten‘. Das beweist auch VIII 10° 6—8 = VIII 21°, 6—8:
i-na na-at-ba-ak Sippar"-Am-na-nim ... im-hu-ru ‚vom [Tem-
pel-] Speicher in Sippar-Amnanu hat er [das Getreide] ...
empfangen. Auch in anderen Darlehensurkunden wird der
Ort, wohin das Geliehene zurückzuerstatten ist, genau an-
gegeben. Vgl. ВАР Nr. 26. Noch häufiger der Ort der Pacht
abgabe in den Feldmietsvertrügen.
il-ku-é. Relativsatz ohne Relativpartikel.
2. 18—90. Das Datum ist unbekannt.
* Bekanntlich fallen diese zwei Zeichen im Altbabylonischen zusammen
und sind leicht zu verwechseln. Doch wird oft für UM = EE ge
schrieben. Vgl. VI 425, 3, 5 u. б.
b Ich vermute, daß auch nadbaku ,Bergabhang', das HWB! 210* zu einem
sonst unbekannten Stamm 737 stellt, natbaku zu lesen ist, ursprünglich
‚Wassersturz‘, dann ‚Ort des Wassersturzes, Bergabhang'. Es ist dann
auch natbak zu lesen. Nachträglich bemerke ich, daß schon Haupt
BA I 15 (ad 13) nadbaku mit tabüku zusammenstellt, eigentl. ‚Ort der
Gießbäche‘. Haupt zieht arab. dÉ ‚Fuß des Berges‘ von „Aso ,aus-
gießen‘ heran. Vgl. D. H. Müller: "Ezechielstudien, 8. 57, 58; desselben:
Die Propheten, 8. 146.
° Zur Konstruktion vgl. AG? $ 190, 2 (8. 365).
Altbabylonische Bechtsurkunden. 129
Aus der Zeit des Ammi-ditäna.
Nr. 54. CT VI 37° (Bu. 91—786). ХХІХ. Jahr.
Hofdarlehen.
1 Isten тапй šipáte* [ї-]па | 1 Eine Mine‘ Wolle aus den
nam-ha-ar-ti ékallim ? ša ран? | Einkünften des Hofes, unter-
U- tul - Ístar Фирбатгіт 3 itti | stellt dem Utul-Istar, dem
"Samas-kätam-isbat® daianim | Schreiber, hat von Samas-kä-
t mûr (1)9 Ilu-šú-ib-ni akil tam- | tam-isbat, dem Richter, dem
karê 5 ] I Sin-na-di-in-Sü-mi | Sohne des Ilusu-ibni, Sekretärs
" mår Be-la-nu-u[m] ° ilteki | der Kaufleute, ^Sin-nádin-&umi,
der Sohn des Belanum, kredit-
weise genommen.®
[Sobald] der Spediteur des
Hofes wegen des Geldes Auf-
ruf erlassen wird, wird er,
10 gemäß [dem Zinsfuß, an]
der großen Mauer des Hofes
das Geld dem Hofe bezahlen.
3 Zeugen.
$ [ki-ma?] 1 mu-3d-ad-di-ni
ekallim ° ana kaspim 1-84-
su-ú 10 ki-ma ka-ar-gu-[uJl-Li
ekallim И kaspam ékallam i-
ip-p[a-al]
13 рдп Šú-mu-um-li-ib-ši 13 mûr Li-bi-it-^ RHammán 14 pân Ib-ga-tum mûr
Ta-ri-bu 15 рдп A-vi-il-"Sin (?) Фиріагтіт
16 varah Ли йти 26*« | 16 Am 26. Ulülu, im Jahre,
И jattum Am-mi-di-ta-na da der König Ammiditana die
LUGAL.E 18 ANKALAYKAL Stiergötter vor der Kapelle (?)
ana BU.UM(?) Istar NIN. | der großen Göttin Ištar auf-
GAL IN.A.KI. | gestellt hat.
Wir wissen aus den Briefen Hammurabis und seiner
Nachfolger, daß die Könige der ersten Dynastie über zahl-
reiche Schafherden verfügten, welche an verschiedenen Weide-
plätzen im Reiche verteilt, unter Aufsicht besonderer Beamten
* 816. » KAT. є KAT.MU.UN.DIB.
4 Die Kopie bietet wohl irrtümlich TUR.SAL. * KLAN.NA.
f Sc. an Gewicht. є Wirt, ‚geborgt‘.
Siteungsber. d. phil.-bist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. 9
130 П. Abhandlung: Schorr.
(иийй) waren, die wiederum den einzelnen Statthaltern in den
Provinzen unterstanden. Die Schafschur, die in Babylon im
bit akitim ‚im Hause des Neujahrsfestes‘ stattfand, war ein
feierlicher Akt, zu dem der König Einladungen an seine Hirten
ergehen ließ.* Was geschah nun mit den großen Massen Wolle,
welche die Herden lieferten? Wie wir aus unserer Urkunde
wie auch aus einigen ähnlichen: VIII 11°, (Nr. 67), VIII 30"
(Nr. 61), VIII 36° (Nr. 62), nun ersehen können, trieb der
Hof mit seinen Einkünften Geschäfte. Die Wolle wurde Privat-
kaufleuten (Engrossisten ?) zum weiteren Verkauf kreditweise
abgegeben, gegen einen bestimmten Zinsfuß bei Bezahlung des
Warenwertes. Am Hofe waren besondere Beamte musaddinu,
‚Spediteure‘, ‚Agenten‘ etwa, die zu gewissen Terminen das
Geld von den Schuldnern des Hofes einzutreiben hatten.
Diese Bemerkungen sollen das Verständnis unserer Ur-
kunde erleichtern.
Z. 1. nam-ha-ar-ti. ‚Empfang‘, hier ‚Einkünfte, Ein-
nahmen‘, ebenso VIII 11°, 1 (Nr. 67); vgl. ВАР 125 (zu Nr.41).
ekallum. Sowohl aus LIH wie auch aus dem С. H. geht
mit Sicherheit hervor, daß ékallu nur den königlichen ‚Hof
bedeutet, nicht aber den Tempel, der immer als bit “Šamaš,
"Marduk etc. bezeichnet wird.
Z. 8. Daß WEI hier, wie in allen Urkunden, die vom
Hofvermügen handeln, ša ķáti ‚unter Kontrolle, unterstellt dem
... bedeutet und zu lesen ist, geht aus mehreren Stellen der
LIH hervor, wo wir phonetisch etwa: $a ga-ti-sü ‚unter seiner
Kontrolle‘ (Nr. 37, Obv. 5), ša ga-ti-ni ‚unter unserer Aufsicht
(Nr. 3, Obv. 6) u. ö. lesen.
Z. 3. Samas-kätam-isbat scheint der Geschüftsvermittler
zu sein. .
7. S. Die Ergänzung Юта ‚sobald‘ oder йт (vgl. УШ
11°, 10 (Nr. 67): йт"") ‚am Tage da‘ erfordert der Sinn und
das relative w: їбави-й.
mu-&d-ad-di-ni ékallim. Diese Hofbeamtenkategorie wird
in den LIH öfter erwähnt. Es gab einen musaddin sipäte,
^ Vgl. LIH ПІ XLVI f., besonders aber die fünf Briefe Ammi-zadugas,
S. 168 ff.
v LIH Nr. 82, Obv. 4; Nr. 93, Obv. 8; Nr. 55, Obv. 4.
Altbabylonische Rechtsurkunden, 131
musaddin buhádé^ King, Le, XLV erklärt ‚collector‘ or
‚assessor‘ und fügt hinzu: ‚[he] was placed over each of the
chief revenue departments, and it was his duty to report to
the king any defieit, that might occur in the revenue accounts
under his control‘. — Da nadänu im С. Н. für ‚verkaufen‘,
nädinu für ‚Verkäufer‘ vorkommt,* so wird man am besten
musaddinu (ПІ!) als den ‚der das Verkaufen verursacht, ver-
mittelt‘ fassen, d. h. ‚Agent, Spediteur‘. Diese Bedeutung
paßt sowohl hier wie an den übrigen Stellen vortrefflich.
7. 9. i-šá-su-ú. Vgl. VIII 11°, 10 (Nr. 67): iš-ta-su-ú (В),
ҮШ 30°, 10 (Nr. 61): is-ta-as-su-& (1°) — überall in derselben
Phrase. Die Bedeutung ist juristisch prägnant ‚öffentlich aus-
rufen‘. Vgl. С. H. УШ 44—45: а-па si-si-it. na-gi-ri-im ‚auf
die öffentliche Proklamation des Fronvogts‘.
Z. 10. ka-ar-gu-[ul- Jli. Vgl. НУВ: 350°: KAR.GU.LA
= kar-qu-lu-ü und kar-ru rabu-ü. kargullu ist somit sume-
risches Lehnwort.
kima kargulli. Der Zusammenhang erfordert für kima
einen prägnanten Sinn, wahrscheinlich ‚gemäß dem Zinsfuß‘,
denn es handelt sich um Geldäquivalent für auf Kredit ge-
lieferte Ware.
Z. 11. apälu mit doppeltem Akkusativ hier ‚jemandem
etwas zurückgeben‘.
Z. 1%. Zur Datierung vgl. King LIH Ш 250, Anm. 103;
Lindl BA IV 398, Z. 9—10.
Nr. 55. CT VIII 7% (Bu. 88—49). XXXII. Jahr.
Feldmiete.
1 5/5 САМ eklim ugar | 19), САХ Feld im Gefilde
Pa-fhu] ... ® ата Ni-idna- | des Ра... dem Nidnat-Sin
at(?)-"Sin [mas?]-ka(?)-nu ` [gehört]es als Pfand(?), '/, GAN
1° GAN E-ti-rum таг I-din- | des Etirum, des Sohnes des
"Sin(P) *!1,* AN Ib-ni-"Se-rum | Idin Sin, !/, САМ des Ibni-
* Vgl. C. Н. УП 18—21: 34-ia-ma-nu-um na-din id-di-nu-Jum ... it-ba-lam.
Auch im neubabylonischen heißt bekanntlich nádinánu ‚Verkäufer‘.
> 9 -F fe, + fie
9s
132
11. Abhandlung:
Schorr.
mûr Ar(?)-di(?)-ia 5 jr GAN | Sérum, des Sohnes des Ardia (?),
Varad-"Ul-maš-ši-tum таг - - -
6 21, САМ eklim ugar PA-
hu- - - Tlibbad« 11|," САМ ap-
3enum® 8 11|, САМ nidütum
9 si-bi-it Kár-Sippar" ša káti?
I-bi-«NIN (Ф) SAH (?) akil
Mar-tu
10 а-па ga-bi-e I-bi-"NIN(?). |
SAH akil Mar-tu ! | Ilu-iá-
16-м PAPA 13 à Lbi"NIN.
SAH mär gis-dub-ba-a 91 A
vi-il-"Sín dupsarrum !* а-па
ir-ri-Su(?)-tim а-па te-ip-ti-
tim (?) 15 а-па Зайит Zon ú-
&e-zi
16 ina üm ebürim 17 ek-
lam (2) 01-2 šú-ul-bi-šú 18 Gëd
ad-da-du-ma 19 libba(?) 11],"
| 5 1), САМ des Varad-Ulmas&-
tum des Sohnes des ... [zu-
des Pa-bu ..., davon 1!/, GAN
Ahrenfeld, 1:/, GAN Odland,
Besitztum des Gerichtshofes in
| Sippar, unterstellt dem Ibi-
sammen] 2!/, САМ im Gefilde
|
| NIN.SAH, dem Schreiber des
| Martu,
10 hat im Auftrage des Ibi-
NIN.SAH, des Schreibers des
Martu, des Ilusu-ibni und des
Ibi-NIN.SAH, des Mitgliedes
der giödubbä, Avél-Sin, der
Sekretär, zur Bebauung, zur
Urbarmachung 15 für drei Jahre
gemietet.
er, nachdem er das Feld nach
| Am Tage der Ernte wird
|
|
seines unbebauten
Maßgabe
GAN ekil apsenim® 29 BUR. | Teiles geeggt haben wird, von
САМ 1-Е(?) 6 (?) SEGUR (?) | 1|, САМ des Ährenfeldes,
GIS.BAR “Šamaš * id 11% |
САМ ekil nidütim 23 1/,, САМ.
Е 60 SE GIS.BAR “Šamaš
33 erib* kûr Sippark-Am-na-
nim imaddad!
4 adi табат ú-pa-at-
tu-ü 35 apsénam i-ik-ka-al 29 i-
na Sd-lu-us-tim &d-at-tim 27 a-
na biltim i-ir-ru-ub
+ fe » 1%].
г [NI]. RAM (?). E (?).
= Wörtlich: ‚in Mietzins treten‘.
* AB.SIN.
2° von je 1 GAN 6 GUR Ge-
| treide nach dem Maße des
Šamaš; von 1!/, GAN Ödland,
von je САМ 60 KA Ge
treide nach dem Maße des
Šamaš, in der Mauer von Sip-
par-Ámnanum abmessen.
Solange er das Ödland ur-
bar macht, wird er 29 vom
Ahrenfeld genießen. Im dritten
Jahre wird es zinspflichtig*
werden.
8 КАТ. * TU.
Altbabylonische Rechtsurkunden 133
38 l[ibba^s bilti^"N ekli-sü-nu Vom Tribut ihres Feldes
7 I Sikil(?) kaspim(?) ma- | haben sie 1 Sekel(?) Silber
ah-ru empfangen.
3 Zeugen.
зо pân Ilu-šú (?)-a-bu-Fá (?) akil Mar-tu ?! рдп "Sín-na-di-in-Fá-mi mûr
3Marduk-na-si-ir 3 ріп Ilu-£ü-ib-ni mûr *Marduk-na-gi-ir
33 varah Aiaru* йти io | 35 Am 5. Aiaru, im Jahre,
М забит Am-mi-di-ta-na | in welchem der König Ammi-
LU[GAL] dûr Is-ku-un-"[Mar- ditäna die Mauer Iskun-Mar-
duk] kisad* nár(?) ZI(?). | duk, am Ufer des Kanals
| Zi... [erbaut hatte].
Der Inhalt der Urkunde ist — wie mir scheint — fol-
gender: Der Gerichtshof (Kär-Sippar) in Sippar besitzt ein
Gut, teilweise aus Kultur-, teilweise aus Brachland bestehend,
an dem die einzelnen Richter partizipieren. Das Gut steht
unter Aufsicht des Ibi-NIN.SAH. In seinem Auftrage nun und
in dem zweier anderer Personen noch übernimmt Avél-Sin das
Feld gegen eine bestimmte Ertragsabgabe in Pacht.
Z. 1—5. Die hier genannten Personen scheinen die ein-
zelnen Mitglieder des Gerichtshofes in Sippar zu sein.
Z. 9. si-bi-it. — sibittu ‚Besitz‘ vgl. LIH III Glossar s. v.
Kár-Sippar. Wie King LIH 121, Anm. 2 überzeugend
nachweist, kann Kár-Sippar nur den ‚Gerichtshof‘ in Sippar
bezeichnen.
7. 12. тат gis-dub-ba-a. Vgl. II 8, 31 (Nr. 64); II 32,
29 (?) (Nr. 65); VIII 84, 4(?) (Nr. 60); УШ 19*, 25 (Nr. 68). —
Nach Delitzsch BA 1V, S. 94, Z. 3 ff. drückt már g. nicht den
Namen des Vaters aus, sondern irgendein Hörigkeitsverhältnis
und das Wort ist sumerisches Lehnwort. Obige Stellen scheinen
mir kaum diese Annahme zu bestätigen. Allein in Ermange-
lung einer besseren Erklärung habe ich phonetisch transkribiert.
Z. 14. Das Bebauen bezieht sich auf das Kultur-, das
Urbarmachen auf das Ódland.
Z. 18. i-iá-ad-da-dw-ma. Nachdem nur von einem
Pächter die Rede ist, kann das № nur relativ sein, dann also
* GUD (?).SI.DI. ь ТІК.
134 II Abbandlung: Schorr,
von ümu abhängig. In der Übersetzung ist es unbeachtet
geblieben.
7. 19—99. Über die Höhe der Pachtabgabe vgl. Anm.
zu VI 48° (Nr. 11).
7. 20. Das Zeichen ] — 1 ist mit dem Zeichen für
GAN eng verbunden, daher ist das erste Zeichen 4 BUR
zu lesen^ Ebenso VIII 10° 14 (Nr. 63); II 32, 20 (Nr. 65).
Vgl. G. Reisner: Tempelurkunden aus Telloh, 155. Zu E=
ana vgl. BAP 125; 141 (unten). Es hat distributive Bedeutung.
Z. 33. TU = erébu. Am Eingang in die Stadt (ana
oder ina erib ...), d. h. vor dem Stadttore werden oft Ge-
schäfte abgewickelt. So wird das Stadttor in den Pachtver-
trägen öfter als Zahlungsort bezeichnet. Vgl. auch BAP 127
(zu Z. 27). Hier wird wohl кати = ‚Mauer‘ zu fassen sein.
Sippar-Amnanum ist eine Vorstadt von Sippar, ebenso
wie Sippar-iahrurum, Sippar-edinna. Die Hauptstadt selbst,
das Zentrum heißt Sippar-rabäü. Vgl. King LIH III 118, Anm. 2.
Z. 24—27. Für diese Bestimmung, daß der Pächter, so-
lange er das Brachland urbar macht, vom Kulturland genießt
und von der Ertragsabgabe frei ist, findet sich unter den
Agrarnormen des Gesetzes keine Andeutung. Dagegen scheint
$ 44 — gleich wie hier — zu besagen, daß die Normalzeit
für die Urbarmachung eines Ödlandes drei Jahre betrug. Auch
in griechischen Pachtverträgen wird dem Pächter, im Falle es
Brachland ist, häufig für die ersten Jahre der Pachtzins er-
mäßigt oder ganz erlassen. Vgl. Hitzig: Die Bedeutung des
altgriechischen Rechtes für die vergleichende Rechtswissen-
schaft (Zeitschr. für vergl. Rechtswissenschaft XIX, 12).
Z. 34. Zur Datierung vgl. King LIH III 250, Anm. 106;
Lindl BA IV 398, Z. 29.
Nr.56. CT VIII 404 (Bu. 91—764). XXXII. Jahr.
Feldmiete.
1 Ale? САМ eklim ugar ` ! "Le GAN Feld vom Ge
:/,° GAN(?) * ekil Ina-li-ib- | біде eines halben GAN [Größe],
а Darnach ist auch ВАР Nr. 74, 25 zu berichtigen und zu lesen: BUR
GAN 1-E 6 SE.GUR. > 1f Like, e 44 + Yi
Altbabylonische Rechtenrkunden,
bini-se-it(?) assat(?) “Šamaš
! märat Varad-ili-3á * itti I-na-
li-ib-bi-ni-se-it assat (?) USamas
$ be-el-ti eklim ° T I-din-ZA.
МАМА таг Gir @). 1 ek-
lam а-па ir-ri-šú- Кж. 8 а-па
biltim а-па sattum 1*^ 9 ú-
se-si
? ina ит ebürim 11 Ц,
САМ 200 SE.BAR(?) 1® GIS.
BAR “Šamaš ?* i-na БАБ"
Маїка? 14 imaddad
15 3 isinni® 20...
1 Ятит
Ištar (?)
| das Feld der
135
Ina-libbi-nisit,
der Samaápriesterin, der Toch-
ter des Varad-iliéu, hat von
Ina-libbi-nisit, der Samasprie-
sterin, ® der Besitzerin des
Feldes, Idin-ZA.MA.MA, der
Sohn des Gir(?)..., als Feld
zur Bebauung gegen Ertrags-
abgabe für ein Jahr gemietet.
10 Am Tage der Ernte wird
er von je t/i САМ 200 КА
Getreide, Maß des Šamaš, im
Tore von Malkä abliefern.
15 3 Festgaben, 20... für
Ištar, 1 [Stück] Fleisch [wird
er leisten].
1 Zeuge.
16 ріп A-vi-il-"Sin akil aiat (2) ...
11 varah Атати4 йти [Okem
18 Am 10. Aiaru, im Jahre,
5 ғабит [Am-mi-di-t]a-na | in welchem der König Ammi-
LUGAL.E ' BAD Is(?)-ku- _ анапа die Mauer Iskun-Mar-
un-!Mardukkt 99 TIK.ID.ZI. duk am Ufer des Kanals ZI.
LA.IL(?).LA(?). | LA.IL(?).LA (?) [erbaut hatte].
Z. 2. Lna-li-ib-bi-ni*-se-it(?). Dieser weibliche Маше
kommt noch an folgenden анатом vor: IV 25°, 6: I/-na-libbi!-
вн dias а IV Aus, 9: Ina-li- ber -Si-it(d); VIII 1®, xc I-na-
" ib-bi-im- re it; VIII 11®, 6 (Nr. 66): Lna-libbit рн 4t.
Ranke ВРХ 188" liest den Namen, wohl in Rücksicht
auf die Schreibung IV 25*, 6; IV 40», 9: /na-libbi-irsid und
übersetzt: ,He bas established (laid foundation) in the middle*.
Was soll aber diese Aussage bedeuten? Ich glaube daher,
daß man doch in Hinblick auf die Schreibung an unserer
Stelle wie auch УШ 1», 4; VIII 11®, 6 (Nr. 66)* wird lesen
° SAR. 3 GUD.SI.DI.
s Vgl. noch besonders Ranke BPN 247, Anm. 3.
ь MAL.GI.A.
t SA.
136 IL. Abhandlung: Schorr.
dürfen: Ina-libbi-nisít ‚Im Herzen wird sie getragen‘. Ein
solcher Name klingt auch für uns sehr sinnig und sicherlich
hat ihn eine zärtliche Mutter ihrem Kinde gegeben.
Z. 11. Zur Höhe der Mietsabgabe vgl. Anm. zu VI 48°
(Nr. 11). Das Zeichen nach SE darf nicht etwa GUR gelesen
werden, da 200 GUR als Abgabe für !/,, GAN (= 100 ЗАВ)
unmöglich ist. Wahrscheinlich ist es verschrieben für 2 =
BAR. Zu SE.BAR ‚Getreide‘ vgl. BA I 515.
7. 13. Malkä (MAL.GI.A). Eine Stadt, vielleicht öst-
lich vom Tigris, vgl. Hommel: Grundriß GGO 272, Anm. 2.
Hammurabi erwähnt im Prolog des Gesetzes (Kol. IV 10—16),
daß er die Bewohner der Stadt Ма-аї-Ка-а im Unglück be-
schützt hat, als sie von [Nomaden]horden bedroht war, und die
Bewohner mit Reichtum ausstattete.
Z. 15. Die Lesung ist nicht sicher. Jedenfalls enthält
die Zeile die sonstigen Sportelabgaben des Pächters, abgesehen
vom Pachtzins. Vgl. Anm. zu II 41 (Nr. 30), Z. 35.
Г. 18. Zur Datierung vgl. King LIH Ш 250, Anm. 106.
Nr. 57. CT VIII 8° (Bu. 91—1203). XXXV. Jahr.
Sesamdarlehen.
1 9 GUR íamassammu? ? lib. ! Neun GUR Sesam, ent-
ba(?)* &d-lu-ui-ti kamnim* 5 itti | haltend(?) ein Drittel Öl, haben
ISamas-kátam-isbat* daianim | von Samas-kätam-isbat, dem
4 таг Ilu-šú-ib-ni 5 | A-hi-và- | Richter, dem Sohne des Ilusu-
du-um тат Varad-ilti-sü ST A- | ibni, 5 Abi-vadum, der Sohn
ta-na-ah-ili * à * Bél-ib-ni mûrî | des Varad-ilisu, Atanah-ili und
Varad-ilt-št 8 iltekü Bél-ibni, die Sóhne des Varad-
| Шза geborgt.
З ana varhim Jan 10 jq. Nach einem Monat, !?nach-
mas5ammam* i-za-ka-tu-ma | dem sie den Sesam ausgepreßt
11 $amnam imaddadü ‚ haben werden, werden sie das
' Öl abliefern.
3 Zeugen.
a SE.GIS.N/I]. b ААС (?). ВА (?). e NI.GIS.
4 KAT.MU.UN.DIB.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 137
11 pân WSin-ma-gir mûr "Sín-i-din-nam '? ріп Be-el-šú-nu таг "Böl-e-
ri-ha-am (?) !* pân A-vi-il-" Bêl dupsarrim
15 varah Tebitum* йти 2 кат | 15 Am 2. Tebitum, im Jahre,
!5 jattum Am-mi-di-ta-na LU- | in welchem der König Ammi-
GAL.[EJ. °" BÄD (?) Am-mi- | ditäna [die Mauer] Dür-Ammi-
di-ta-na TIK.ID.LAL АХЕМ. | айпа am Ufer des Nár-Bél-
LIL.LA(L).TA NE.IN.RU.A. | [Kanals] erbaut hatte.
7. 2. Die ersten zwei Zeilen sind schwierig. Vielleicht
ist SAG (?).СА = Ша zu lesen ‚in sich fassend‘, d. h. 9 GUR
Sesam, dafür als Äquivalent !/, [GUR(?)] Öl. Das gübe einen
guten Sinn, weil nach Z. 10—11 die Entlehner für das ge-
borgte Sesam Öl zurückzugeben haben.
šaluštu == ![,. Vgl. С.Н. 8 2948: ša-lu-uš-ti eklim ‚ет
Drittel des Feldes‘; 8 64 99-79: $a.lu-ui-tam šú-ú iliki ‚ет
Drittel der Fruchtabgabe soll er nehmen‘. Auch тазе. šalšu
= |, vgl. 8 46 79-51; й lu а-па mi-is-la-ni й lu а-па $a-lu-us
eklam id-di-in ‚er gab das Feld auf ein Halb- oder Drittel-
anteil hin‘.
Z. 10. i-za-ha-tu-ma. — Stamm sahätu == hebr. ene, Gen.
XL 11, dort vom Auspressen des Saftes der Weintrauben,
wie schon Daiches ZA XVII 91 die beiden Wörter richtig
verglichen hat.
Z. 16. Zur Datierung vgl. King LIH III 252, Anm. 107.
Nr.58. CT VIII 364 (Bu. 91—483).
Darlehenshaftung.
! 6 SE.GUR З за Sü-mu- | ! Sechs GUR Getreide [sind
um-li-ib-si таг Li-bi-it-"Ram- es], welche Sumum-libsi, der
män(?) З i-na bit * *Marduk- Sohn des Libit-Rammán, aus
mu-ba-li-it már Ib-ni-"Sin *ka- | dem Hause des Marduk-mu-
ni-kam i-zi-bu-ma в а-па Be- | ballit, des Sohnes des Ibni-Sin,
e-iü-nu mâr Ib-ni-"Samas Та | ° nachdem er eine Quittung
A-hu-ia-tum mûr Na-bi-um- | ausgestellt [und] für Bêlšunu,
ї
* AB.UD.DU.
138 II. Abhandlung: Schorr.
Пит 8 izzuchu-ma id-di-nu- | den Sohn des Ihni-Samas und
$ 1-пи-Я für Abuiatum, den Sohn des
| Nabium-ilum ` fortgenommen
hatte, ihnen übergeben hat.
° ina йт ebürim 10 um- | Am Tage der Ernte, nach-
måni*-šú-nu И i-ip-pa-lu-ma | dem sie !° ihr Darlehenskapital
ІЗ ka-ni-ik Su-mu-um-[li-ib-5i] | rückerstattet haben werden,
13 $4 i-na bit "Marduk-mu-ba- wird man die Quittung de:
liit 1t i-zi-bu i-hi-pu-ü | Sumum-libii, welche er im
| Hause des Marduk-muballit
| ausgestellt hatte, vernichten.
| 2 Zeugen.
15 pän Si-na-tum mûr " Sín-is-me-a-an-ni 19 рап * Sin-mu-sá-lim dupsarrin
ІТ varah Мізаппи? йти 23kam | 17 Am 23. Nisannu, im Jahre,
15 файит Am-mi-di-ta-na | in welchem der König Ammi-
LUGAL ... '* ... KA.SAB. | анапа ...
KA (?). КА.
Die Urkunde ist einzig in ihrer Art. Sumum-libsi haftet für
die beiden eigentlichen Schuldner. Seine Quittung soll erst ver-
nichtet werden, wenn jene ihre Schuld beglichen haben werden.
Nach Z. 10 zu schließen, war es ein zinsenfreies Darlehen.
Z. 2. ša... Die Relativpartikel regiert die folgenden
Sätze bis Z. 8 inklusive, daher überall das relative т.
Z. 8. iz-zu-hu-ma == issuhü-ma. Für die Bedeutung
‚fortnebmen, entnehmen‘ in demselben Sinne wie hier vgl
Е. Peiser: Keilschriftliche Aktenstücke, Nr. II (УАТЬ 60,
2.25: й ni-is-hu а-па e-li ul i-na-sa-hu ‚ein Fortnehmen davon
soll er nicht fortnehmen‘.
id-di-nu-šú-nu-ši. — Sehr zu beachten ist die sowohl im
C. H. wie auch in den Urkunden und den Hammurabibriefen
vorkommende genaue Differenzierung des Verbalsuffixes Ш
pl. masc. und fem. für das Akkusativ-Objekt einer- und das
Dativ-Objekt anderseits.
Ersteres lautet: - ип ti, f. -Sindti, letzteres: -Sunüsi/m),
f. -Sinäst.
a UM.MI.A. ь BÁR.ZAG.GAR.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 139
І. Beispiele für Akkusativ-Objekt:
a) Cod. Ham.: Kol. У» 47; tka-zu-$ü-nu-ti; 49: i-na-
ad-du-i-$ü-nu-ti; Ха 28: ikal-lu-u-$á-nu-ti; ХП» 41: im-
la-nu-&ü-nu-ti; XIV* 46: u-se-izzzi-bu-$u-nu-ti*; XXIV 39:
usar-S-Si-na-ti; 56: at-tab-ba-al-si-na-ti; 58: us-tap-gi-ir-
ii-na-ti.
b) LIH: Nr. 41, Rev. 17: /ta-Jtar-ra-da-as-sü-nu-ti;
Rev. 13: twur-da-ás-&á-nu-ti; Nr. 26, Obv. 11: um-ta-al-li-
in-nu-&; Nr. Ti, 8: tw-se-ib-bi-is-su-nu-ti*; 12: wsu-uh-$ü-
nu-ti*; Nr. 19, 13: $ü-hi-is-su-nu-ti*; Nr. 78, 16: li-il-ki-a-
áš-šú-nu-ti; 18: li-ir-di-a-ás-Sü-nu-ti*; Nr. 43, T: ana rê-
diti (pl.) as-tu-ur-&á-nu-tif; Louvre (Nr. 95) Rev. 40: lu-u-
se-H-ib-3i-na-ti; Rev. 38: e-ri-Si-na-ti ‚weidete ich sie‘.
c) CT (Urkunden): II 39, 8: di-nam ü-Sd-hi-zu-Su-nu-ti
= П 45, 8 u. 6.; П 44, 5: i-hwzi-na-ti*; ibid. 11: ina-du-
ni-si-na-ti; VIII 42%, 8: i-li-i-5ü-nu-ti^*; VIII 12", 3: ú-šá-
hizu-3i-na-ti-ma; VIII 292, 6: dli il-3i-na-ti; ВАР Nr. 42,
12: d-ki-ir-ri-bu-ni-id- $i-nu-ti; Nr. 43, 6, 20: it-rw-du-5ü-nu-
ti-ma; Nr. 89, 26: i-na-du-Si-na-ti.
II. Beispiele für Dativ-Objekt:
a) CH: XXIV 17—18: airi Su-ul-mi-im eš-te-i-ši-na-
šim ‚Orte des Friedens suchte ich ihnen (fem.) auf‘. Ibid. 21:
n[u-rJa-am ü-se-zi-Si-na-sim ‚Licht ließ ich ihnen (fem.) er-
strahlen‘.
8) LIH: Nr. 17, Rev. 20: m/a-ag]-sa-ri šú-uk-na-áš-š ú-
nu-ii-im-ma ‚eine Wache stelle ihnen bei‘; Nr. 56, Obv. 14:
{-пи-та ta-3d-ap-pa-ra-5u-nu-sfi-iJm ‚sobald du ihnen [einen
Brief] senden wirst‘; Nr. 18, Rev. 3—4: hi-bi-il-ta-Sü-nu te-ir-
» ‚(Eine Urkunde) soll man sie ausstellen lassen‘.
è Dn sollst sie arbeiten lassen‘ (epééu ПІ").
© Halte sie zurück‘ (nasähnu IT! Impt.).
4 ‚Lasse sie wissen‘ (aházu III! Impt.).
* ‚Er möge sie bringen‘.
f ‚In die Klasse der Krieger habe ich sie eingetragen‘.
к = ihuz-Fi-na-ti,
з Sie hat sie besiegt‘ (lin).
140 П. Abhandlung: Schorr,
3ü-nu-Si-im ‚ihr Pfand (?) gib ihnen zurück‘. Louvre Rev.
35—36: mi-ri-tam й ma-ds-ki-tam lu ds-ku-un-Si-na-st-im
‚Weide- und Tränkplätze wies ich ihnen an‘.
y) CT (Urkunden): VIII 364, 8 (s. oben Anm.); II 13,
17 (Nr. 44): i$-ku-ul-Sü-nu-Si-im-ma er hat ihnen bezahlt‘.
ВАР 109, 11: id-di-in- (V. i$-) $á-nu-$i-im ‚ме hat ihnen
(m.) gegeben‘.
Eine einzige scheinbare Ausnahme bietet BAP 89, 5:
апа áš-šú-tim i-hu-zi-na-ii (== ihuz-Sindst) ‚zur Gemahlschaft
hat er sie (pl. fem.) genommen‘. Allein der Paralleltext* Н
44, D bietet richtig: i-hu-zi-na-té. An diesem # ist aber auch
zu sehen, wie leicht bei Kopierung des Textes das Si mit fi
verwechselt werden konnte. Dagegen fasse ich ar-nam i-mu-
du-sü-nu-ti VI 42*, 14 als Rektion mit doppeltem Akkusativ
auf ‚jemanden mit einer Strafe belasten‘, vgl. C. H. XIII* 22:
mûrê ar-nam i-im-mi-du (doppelter Akkusativ).
Z. 10. UM.ME.A = ummänu, ummiänu ‚Grundkapital‘.
Vgl. BAP 144.
Z. 14. i-hi-bu-u == ihippü Präs. Г.
7. 18. Das Jahr kann in der Datenliste nicht identi-
fiziert werden.
Мг. 59. CT VIII 7^ (Bu. 88—193).
Ehevertrag.
1] El-me-$um ? märat Am- | Die Elmésum, die Tochter
mi-di-[ta-na-Sarrum ?] 3 $4 Ki- | des Ammi-di[tána -&arrum ?],
zi-ir-tum märat Am-mi-di-ta- | haben [aus der Hand] von Ki-
na-sarrum® * а-па ga-bi-e Šú- | zirtum, der Tochter des Am-
mu-um-l[i]-ib-$i a-hi-8d (?) mi-ditäna-Jarrum, im Auftrage
ei üSamas-li-vi-ir таг Ri-is- | (durch Vollmacht) des Sumum-
"бата$ ° ù Ta (?)-ra-am-bit (?)- | libši, ihres Bruders, 5 Šamaš-
Sü-ul-lim assäzu ° ата Ib- | livir, der Sohn des Riš-Šamaš
ku-An-nu-ni-tum ma-ri-šú-nu | und Taram-Sullim (?), seine
* ВАР 89 und II 44 sind Eheverträge zweier Frauen, die an einen
Mann verheiratet waren. Vgl. AS III 44—45.
b Die Kopie bietet bei jeder Silbe dieses Namens ein Fragezeichen.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
5 а-па ka-al-lu-tim
ru-ii
ht,
° 4 АИ kaspim tir-ha-at |
№ SAL EI me nm märat Ат-ті-
di-[ta-na-Sarrum?] п ] Sü-mu-
um-li-ib-8$i mâr Am-mi-di (? 1)
[ta-na-éarrum?] З à Kiüziir-
tum aházu ma-ah-ru
13 Y Ib-ku- An-nu-ni-tum már
^ e . . я |
"Samas-li-vi- ir И а-па El-me-
šum hi-ir-ti-šú 15 Gul áš-šá-ti
i-ga-ab-bi-ma (?) 15 misil ma-
nê kaspim išaķal*
п El(?)-me-šum а-па Ib(?)-
ku-An-nu-ni-tum 18 [mu-]ti-šá
ú-ul [mu-ti аа] 1° i-ga-ab(?)-
bina - - - 29 a-na(?)
21—28»...
? рагай Sabátu*(?) йти |
дит 39 заНит Am-mi-di-ta- |
na LUGAL 31 KAR---** BAD | den Wall ... die Mauer ..
... RÚA.
|
|
141
Frau für Ibku-Annunitum,
ihren Sohn zur Brautschaft
auserwählt.
Vier Sekel Silber als ihren
Kaufpreis haben 19 Elmäsum,
die Tochter des Ammi-di[tána-
Sarrum?], Sumum.lib&i, der
Sohn des Ammi-di[tána-&ar-
rum?] und Kizirtum, seine
Schwester, empfangen.
Wenn Ibku-Annunitum,
der Sohn des Samaklivir, zu
Elméáum, seiner Braut (Aus-
| erwühlten) !5 ,[du bist] nicht
meine Frau‘ spricht, soll er
!/, Mine Silber zahlen.
Wenn Elmösum zu Ibku-
Annunitum, ihrem Gemahl, [du
bist] nicht [mein Gemalıl]‘
spricht 29 in...
8 Zeugen.
29 Am 2. Sabätu, im Jahre,
da der König Ammi-ditäna
erbaut hatte (?).
Das Schema der Eheverträge lautet in der Regel®:
1. A, Tochter des В, hat [von den Eltern der А) С, Sohn
des D, in Gemahlschaft genommen.
[2. Höhe der Kaufpreis- (tirkatu) Summe).
3. Klausel betreffend den Fall der Verweigerung der Ehe-
pflichten seitens der Frau wie auch des Mannes.*
— [on
* IN.NA.AN.LAL.
^ Die Zeugennamen in den Z. 21—28 sind größtenteils verwischt und
є AS (?).А.
unleserlich.
в Vgl. VI 26* (Nr. 77); ВАР Nr. 88—90; СТ II 44 (= Meißner AS
III 44).
Eheverträge kommen ziemlich selten vor.
* Die Reihenfolge ist schwankend.
142 IJ. Abbandiung: Schorr.
4. Schwurvermerk.
5. Zeugen und Datum.
In unserer Urkunde weicht das Schema im ersten Punkte
vom üblichen wohl deshalb ab, weil hier nicht der Bräutigam
in persona als Kontrahent auftritt, sondern seine Eltern, die
mit den Geschwistern der Braut den Ehevertrag schließen.
Es handelt sich vielleicht um die Ehe Minderjähriger.
Dieser Ehevertrag war Gegenstand mehrfacher Unter-
suchung, weil man darin den Ehepakt einer Kronprinzessin,
der Tochter des Königs Ammi-ditäna (Z. 3) vermutete, trotz-
dem der lächerlich geringe Kaufpreis (tirhatu) von vier Sekeln
diese Vermutung a priori scheitern lassen mußte.
Nun liest aber Ranke ВРХ 65° — sicher auf Grund
einer neuerlichen Kollation mit dem Original — Am-mi-ja
(ohne $arrum), sodaß alle Vermutungen wegfallen. Es handelt
sich um eine Privatperson, ein Mädchen, das von seinen Ge-
schwistern an einen gewissen Ibku-Annunitum verheiratet wird.
7.3. за kann hier nur bedeuten ‚von, aus der Hand von‘.
Z. S. апа ka-al-lu-tim i-hi-ru-si. Vgl. С. Н. ЇХ», i4:
sum-ma a-ve-lum а-па märi-sü kallátam i-hi-ir-ma, ebenso Х* 5.
7. 16. Die Höhe des Scheidegeldes stimmt nicht mit
$ 139 des C. H., dagegen mit der Bestimmung in der Serie
ana ittisu, wo ohne Rücksicht auf die tirkatu 1], Mine als
Entlassungsgeld normiert wird. Vgl. auch Meißner AS III 42.
Z. 30. Die Urkunde ist nicht datierbar. Vgl. BA IV
398, Z. 40.
Nr. 60. CT VIII 82 (Bu. 91—1031).
Feldmiete.
1 Eklum ma-la ba-zu-ü | ! Ein Feld, soviel da ist.
З ugar "Sarrum-Küátu** 3 itti im Flur des Gottes Sarrum-
Si-na-tum РА.РА +ù L--bi-NIN. Каа hat von Sinatum, dem
SAH таг gii[dub-ba-a]* $] Sá- |... und Ibi-NIN.SAH, dem
a ТІК GAR Akt
b Die Ergänzung nach Ranke BPN $89*. Vgl. VIII 74, 4 (auch aus der
Zeit Ammi-ditänas).
Altbabylonische Hechtsurkunden.
nu-ma-ilum ra-bi-a-nu-um $ ek-
lam а-па ir-ri-$ü-tim 1 а-па
Sattim 1*9" 8 а-па biltim ? ú-
&e-zi
1 ina йт ebürim И eklam
а-па bi šú-ul-bi-šú 1? i-šá-ad-
da-du-ma, 13 ki-ma i-mi-it-ti-
iú 14 d šú-mi-li-šú 15 де-ат
bilat elim 1% imaddad
143
| Mitgliede der gisdubbä, 5 Šu-
| numa-ilum, der Ortsvorsteher,
. als Feld zur Bebauung für ein
, Jahr gegen Ertragsabgabe ge-
mietet.
10 Am Tage der Ernte wird
| er, nachdem er das Feld nach
Maßgabe seines unbebauten Tei-
les geeggt haben wird, ent-
sprechend seiner Rechten und
| seiner Linken 15 das Getreide,
| die Ertra sabgabe des Feldes,
5
| abmessen.
| 3 Zeugen.
и pán Varad-mi-?- mûr ?-ad(?)ni 19 pân Ma-an-nu-um-ba-lu-ili-$á
7 pân Пи-#1-10-ті dupsurrim
*
2 рагай) Simánu* йти 3° Am 15. Simánu, im Jahre,
18%" 21 байит Am-mi-di- | in welchem der König Ammi-
{а-па LUGAL * БІВ (?). | ditàna ...
BI(?).GIS. KU(?).BI ** GUŠ- |
KIN. BI.KIT(?). |
2. 5.
38, 47.
7.1. Die Höhe der Abgabe ist nicht angegeben; ebenso
nicht die Größe des Feldes. Es wird wohl vorausgesetzt, daß
der normale Pachtzins zu zahlen ist.
ra-bi-a-nu-um ‚Ortsvorsteher‘, vgl. С. Н. IX
7. 13. kima imittisu й šumêlišu. Vgl. ВАР Nr. 76, 17
bis 18, wo Meißner übersetzt: ‚wie ihr rechtes so ihr linkes,
d.h. beide zu gleichen Teilen‘ (s. auch 143 ibid.). Hier ist
diese Fassung kaum zulässig.
Z. 21. Die Urkunde ist nicht datierbar.
IV 399 oben.
Vgl. Lindl BA
a MURGU(LIBIT).A.
144 Il. Abhandlung: Schorr.
Nr. 61. CT VIII 30^ (Bu. 91—684).
Hofdarlehen.
1 1 bilti Sipáte* ҙа êkal- | 1 Ein Talent Wolle, Eigen-
lim ? йт 10 šikil kaspim ? ia | tum des Hofes, im Werte von
kût’ ÜU-tul-Istar а sábim | 10 Sekel Silber, unter Aufsicht
4 itti Iš§-me- Sin mûr “Sin-be- | des Utul-Ístar, des Heerführers,
el-ap(?)-lim(?) 5 Y *Marduk- | haben von Iäme-Sin, dem Sohne
mu-3d-lim тат Зіп-і-Чіп-пат | des Sin-bélaplim, ® Marduk-
6 Y Ilu-sü-ib-ni à Be-el-sü-nu | muSalim, der Sohn des Sir
1 märü "Sín-e-ri-ba-am 9 ilteká | idinnam, Ilusuibni und Bei,
šunu, die Söhne des 8іп-ёп:
bam, geborgt.
9 ümem Si(D-si(!) ékallim | Am Tage, in welchem der
10 iš-ta-aš-su-ú 11 kaspam а-па | Herold(?) des Hofes 19 aus
êkallim isakal[ü]* | rufen wird, werden sie das
Geld an den Hof zahlen.
| 4 Zeugen.
19 bán Ilu-iá-na-gi-ir mûr Ilu-kü-ba-ni ІЗ рап [Sü]3-mu-um-li-i-. mûr
Pir-hi-ili-4 1% pân [I] *-ku-un (!)-pî-® Bêl mûr 1Ь-Ки-44 15 рап Ibik-An-nu-nt-
tum már Ta-ri-bu-um
16 varah Abu! йти 10* | 16 Am 10. Abu, im Jahre,
11 файшт Am-mi-di-ta-na | in welchem der König Ammi-
LUGAL.E. 1 АВ(?). КІ. LU. | ditäna als Herrscher die Stadt
GALGUB. MULU. МАН.А. | Ab(?) betreten ...
3 AB.KI.(?) LUGAL.GUB.
KUR. HAL.A. |
Zum sachlichen Verständnis vgl. Anm. zu VI 37° (Nr. 51.
Z. 3. obt sábim ‚Heerführer‘(?); vgl. auch VIII 19*, 3
(Nr. 68).
« SÍG. » KAT. e NLLAL.E[MES].
a So muß das mit da (?) wiedergegebene Zeichen gelesen werden.
* In der Kopie ist das Zeichen unleserlich.
f NE.NE.GAR.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 145
Z. 9. si-si(?). Wenn die Lesung richtig ist, wird 41-81
als Partizip I! 3&sf ‚der Rufende, Herold‘ anzusehen sein. Vgl.
ҮШ 11°, 9—10 (Nr. 67). Der ‚Ruf‘ heißt überall Язи. Vgl.
HWB? 10178».
Z. 10. iš-ta-áš-su-ú. Präs. I! (aktiv), mit relativem 4,
abhängig von £m.
Z. 17. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lindl
BA IV 398, Z. 42.
Nr. 62. CT VIII 36" (Bu. 91—496).
Hofdarlehen.
! 1 bilti Sipäte* id ékallim 1 Ein Talent Wolle, Eigen-
! sim 10 Sikil kaspim ° A4 Ilu- | tum des Hofes, im Werte von
iú-ib-ni akil tamkare? 4 i-na | zehn Sekel Silber, welche Ilu-
байт im-hu-ru 5 $a kût U- | Su-ibni, der Sekretär der Kauf-
tul-Ístar dupšarrim 9 itti Ilu- | leute, im Hofe empfangen hatte,
Hiib-ni akil tamkaré 7 | Ta- | 5 unterstellt dem Utul-Iätar,
ri-bu-um mâr I-bi-“Šamaš | dem Schreiber, haben von Ilu-
* | t-ku-*Ma-mu (1) ° | Be-lí- | šu-ibni, dem Sekretär der Kauf-
ia-tum märü Ilu-šú-ba-ni 19 й | leute, Taribum, der Sohn des
Ku-ub-bu-rum И ilteká ... | Ibi-Samas, Ibku-Mamu, Bélia-
tum, die Söhne des Ilusu-bäni
? und Kubburum geborgt.
із [ü]m"" ékallum kaspam Am Tage, an welchem der
[#4] 13 бкайат kaspam | Hofdas Geld zurückver[langen]
-ib-ba-Iu wird, werden sie das Geld
dem Hofe zurückerstatten.
1 Zeuge.
14 pán Varad-ili-s4 dupdarrim
5 varah Elülu* йт 22kam
# занит Am-mi-di-ta-na
16 Am 22. Elülu, im Jahre,
da der König Ammi-ditäna
|
|
LUGAL.E. GIS(?) ALAM.A. , sein Bild...
NI. LIM.MA.UTU.DUG.UN(?)3 |
` SÍG. » DAM.KAR. e KIN.AN.NA (?).
“Ат Rande links: 1. kunuk (D ÜB) Ta-ri-bu-um; 2. kunuk Ib-ku-" Ma-mu;
3. kunuk Be-li-ia-tum (?); 4. kunuk Ku-ub-bu-rum (?).
Sitzungsber. d. phil.-hist. КІ. 156. Bd. 2, Abh. 10
146
U. Abhandlung: Schorr.
Der Inhalt ist dem der vorangehenden Urkunde ähnlich.
7.4. im-hu-ru. Die Bedeutung ist hier nicht ganz klar.
Vielleicht war Ilusu-ibni der Vermittler zwischen dem Hof und
den Entlehnern.
7. 12.
C.H. 8 305: gumma ...
sein Feld ... verlangt‘.
Z. 13.
i-ib-ba-lu == ippalü.
i-ri-[šú]. Die Ergänzung ist wohl richtig. Vgl.
eķli-šú ...
i-ir-ri-i3 ‚wenn er...
ba — pa kommt auch in
altbabylonischen Texten sehr selten vor.
Z. 16. Nach King LIH III 250, Anm. 101 ist es viel-
leicht das 26. Regierungsjahr.
Allein es könnte auch das 23.,
28. und 30. möglich sein. Vgl. ВА IV 397, Z. 25.
Aus der Zeit des Ammi-zaduga.
Nr. 63. CT VIII 10^ (Bu. 88—158). VIII. Jahr.
Feldmiete.
1 1/5 САМ ері арібпіт?
З ugar Sá(?)-na-ak-? 3 ekil |
Ib-ga-tum mûr "Samai-li-vi(?)-
[ir] * itti Ib-ga-tum тат "Sa-
mas-li-vi(?)-ir 5 be-el eklim ® a-
па ga-bi-e тіа sábé* - ? -Ба-аб-
tim ° Į Ja-di-u Šú-tu-ú 5 таг
Sa-ak-ti ° eklam а-па ir-ri-sü-
tim 19 а-па biltim а-па Sattim
ін 11 идёя
13 ina (m ebürim eklam
і-ї šú-ul-bi-šú (!) 13 i-šá-ad-da-
du-ma 14 BUR.GAN 1-Е 8
SE.GUR GIS.BAR “Šamaš
15 blot eklim imaddad
1, ju. b AB.SIN (1).
' Ein Halbes GAN Ähren-
feld, im Gefilde von ..., das
Feld des Ibgatum, des Sohnes
des Sama&livir, hat von Ib-
gatum, dem Sohne des Šamaš-
livir, * dem Eigentümer des
Feldes, im Auftrage (durch
Vollmacht) des Kriegers ...
Jadiu, der Sutüer, der Sohn
des Sakti, als Feld zur Be
bauung 1° gegen Ertragsabgabe
für ein Jahr gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das Feld
nach Maßgabe seines unbebau-
ten Teiles geeggt haben wird,
von je 1GAN 8 СОК бе
treide, nach dem Maße des
° MIR.US.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 147
Šamaš, 1° als Ertragsabgabe
des Feldes abmessen.
3 Zeugen.
16 рдп Varad-"Marduk РА.РА. її рап Varad-E.TIL.AN.NA. 19 mâr
Ib-ga-tum 19 рап Sü-mu-um-U-ib- mûr I-na-pa-li-e-&á (?)
"* varah Aiaru* йти Tan | 33 Am 1. Ajaru, im Jahre,
З $attum Am-mi-za-du-ga | in welchem der König Ammi-
LUGAL.E. ** SIB.ZI.SEGA. | zaduga, der treue Hirt, Šamaš
5 AXSamas ^*Marduk BI.DA. | und Marduk ...
[MAL].
2 (am Rande): kunuk Ib- *5 Siegel des Ibgatum,
ga-tum 27 kunuk Varad-"Mar- | 27 Siegel des Varad-Marduk.
duk.
7. 6. а-па ga-bi-e = Кабі ‚im Auftrage, durch Vollmacht‘.
Zur juristischen Bedeutung dieses Ausdruckes vgl. weiter Anm.
zu VIII 19*, Z. 4 (Nr. 68).
Z. 7. и-и-и ‚Sutäer‘. Nach Jensen KB VI! 69, Z. 8;
61, 2.12 und 376 ‚Ведите‘. An letzterer Stelle bemerkt Jensen:
‚Daß schon in alter Zeit Erech nahe dem Euphrat eine starke
Araberbevölkerung hatte, wäre sehr wohl denkbar‘. Nach
Winckler: Altorientalische Forschungen, I 146 sind die бий
die Nomaden der syrischen Wüste, von wo sie dann später in
assyrischer Zeit endgiltig in Babylonien eingedrungen sind.
Sehr interessant für die Sutí-Frage ist die Stelle II 19,
33—35 in einem Briefe eines Gefangenen an seinen Herrn
(aus der Hammurabi-Zeit): be-lí at-ta šamnam а-па e-bi-ir-ta
ti-id-bi-la-an-ni Šú-tu-ú ú-šá-am-hi-ru-ni-in-ni ka-li-aku ==
‚Du, mein Herr, ließest mich Öl nach jenseits [des Euphrat]
bringen, die Sutü traten mir entgegen, so bin ich eingesperrt‘.
Die Beduinen (Sutà) hausten eben schon damals an den Grenzen
Babyloniens.
Z. 14. Vgl. Anm. zu VIII 7°, 7.20 (Nr. 55).
Z. 23. Zur Datierung vgl. Lindl BA IV 399, Z. 17.
* Z. 20—21 gehören nicht in den Text hinein. Es sind zwei Namen der
vorher erwähnten Zeugen: 29 kunuk Varad-E.TIL.AN.NA® kunuk Sü-mu-
wn-l-ib-8i. ^ GUD.SI.DI.
10*
148
П. Abhandlung: Schorr.
Nr. 64. CT II 8 (Bu. 88—186).
Feldmiete.
14|, САМ ekil apsénim*
3 3/8 САМ екі nidátim 3 1],
GAN eklim ugar alu *'Gu-la
4 (ta ekil “Šamaš 5 й ita
её Im-gur-'"Sín 9 püzub Г»
nam-kar тїй sábé* ° püzub
2%" ka-ar-mu 8 KA(?). ES.
[NU].UN.NA.GAL. ? ekil Ta-
ri-ba-tum aššat (?) ‘Šamaš má-
rat Varad-"Sin 19 itti Ta-ri-
ba-tum aššat(?) “Šamaš 11 be-
elt eklim ?? ] La-bi-is-tum
таг "!Sin-ri-me-ni 18 eklam a-
na ir-ri-Sü-tim й te-ip-ti-tim
14 а-па biltim ата байт 3
(2) 15 изя
16 ina йт ebürim И eklam
а-па bi-i šú-ul-bi-šú(?) 18 i-šá-
ad-da-du-ma '% BA(?).BA(?).3
*] САМ ekil apsenim 29 BUR.
САМ 1-Е 6 SE.GUR ? за
lg GAN ekil nidütim 3 1|,
САМ 60 SEE) GIS.BAR `
бата$® 33 bilat eklim imad-
dad
* AB.SIN. b SAK.BI.
іч, САМ Ährenfeld, 2,
САМ Ödland, !/, САМ Feld,
in der Flur der Stadt (der
Göttin) Сша, neben dem Felde
des Šamaš 5 und neben dem
Felde des Imgur-Sin, dessen
eine Front an die Mauer der
Krieger, dessen zweite an einen
Weinberg (?) ... von Groß-
Tublia&(?) [grenzt], das Feld
der Taribatum, der Šamaš-
priesterin, der Tochter des Va-
rad-Sin !? hat von Taribatum,
der Samaipriesterin, der Be-
sitzerin des Feldes, Labi&stum,
der Sohn des Sin-riméni als
Feld zur Bebauung und Ur
barmachung gegen Ertragsab-
gabe für 3 (2) Jahre !5 ge
mietet.
Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das Feld nach
Maßgabe seines unbebauten
Teiles geeggt haben wird, von
den */,g САМ Ährenfeld, ?° von
je 1 GAN 6 GUR Getreide;
von den ?/, GAN Ödland
von je :/,, САМ 60 КА Ge
| treide nach dem Maße des
Šamaš als Ertragsabgabe für
das Feld, abmessen.
e BARA.USMES,
d Vielleicht sind beide Zeichen als eines, verstümmelt aus #4 anzusehen.
Vgl. Z. 21.
f Oder: Alu-Gula.
* So ist das letzte verstümmelte Zeichen aufzulösen.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
* a-di ekil nidütim й-ра-
at-tu- 29 ekil арібпіт i-ık-
ka-al 29 i-na 3d-lu-us-tim
£a-at-tim. 27 eklum ата biltim |
Lir-ru-ub 28 libbi bilat ekli-sü
9 2/, Sikil kaspim ma-hi-ir
149
Solange er das Ödland ur-
bar macht, ?° wird er vom
Ahrenfelde genießen. Im dritten
Jahre wird das Feld abgabe-
pflichtig. Von der Abgabe
seines Feldes sind ?/, Sekel
Silber erhalten worden.
2 Zeugen.
8° pán Ar-ra-bu mûr Mär-üm-eiränker %1 pán "Sin-e-ri-ba-am mûr
gil (?)-dub-ba-a
31 yarah Abu* йти 20kan |
5 файит Am-mi-za-du-ga
LUGAL.E. * Ір РА. Am-mi-
za-du-ga 35 nu-hu-us ni-&i.
53 Am 20. Abu, im Jahre,
in welchem Ammi-zaduga den
Kanal ‚Ammi-zaduga nubuš
| niši‘ [gegraben hat].
Zur Übersetzung vgl. Meißner AbR 13. — Zur Höhe der
Feldmiete vgl. Anm. zu VI 48* (Nr. 11).
7. 3. alu “Gu-la. Noch in neubabylonischer Zeit wird
diese Stadt genannt. Vgl. Str. Nabun, Nr. 30, 16: alu Subat*^
"Gu-la. Vgl. Tallquist: Neubabyl. Namenbuch (Glossar).
Z. 6. nam-kar ‚Tränke‘. Vgl. Anm. zu VI 33», 4 (Nr. 43).
Z. 7. ka-ar-mu ‚Weinberg‘. So nach Daiches ZA XVII
91, doch scheint mir diese Bedeutung noch nicht gesichert, sie
dürfte an unserer Stelle kaum passen. Der Stamm würe dann
natürlich von karmu ‚Ruine‘ zu trennen.
Z. 8. Die Lesung ist nicht sicher. — Nach II R 39,
29 g—h ist AB(ES).NUN. МА“ == "itgg-lYY-li-ia-as, was nicht
— wie üblich — Umliaá, sondern nach (Billerbeck)-Hommel:
Grundriß GGO 296: Duplias oder Tublias zu lesen ist.
Z. 14. апа MU ||№". Da in Z. 26 vom dritten Jahre
die Rede ist, so muß ein Versehen des Schreibers vorliegen,
der einen Keil ausgelassen hat.
Z. 33. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lindl
BA IV 400, Z. 4 ff.
* NE.NE.GAR. ^ KU.
150 И. Abhandlung: Schorr.
Nr. 65. CT II 32 (Bu. 91—361).
Feldmiete-(Sozietät).
1 Se САМ екі арібпіт |
2 libbi ekil ta-vi-ir-tim #4 mûrê
SUN).GI.ES(?) 3 ugar na-qu-ü
4 ebirti* паг Ir(!)-ni-na 5 ekil
Ri-is-"Marduk таг Mär-üm-
20ю" таг SU.GLES ° itti Ri-
i$5-WMarduk тат Mär-üm 20kan
be-el eklim 1 а-па ga-bi-e A-ta-
na-ah (?)-ili 8 таг Silli"-4Sa-
mai ? T Ab-du-Iš-ta-ra EL(?).
(GL) "в, САМ Ährenfeld,
inmitten des Flurgrundstückes
der ..., Inselgefilde(?), jenseits
| des Irnina-Kanals, ® das Feld
des Ri$-Marduk, Sohnes des
| Már-üm-esrá(n), des . . ., haben
von Ri3-Marduk, dem Sohne
| des Маг-йш-ейга(п), dem Be
sitzer des Feldes, durch Voll.
' macht des Atanab-ili, des Soh-
GA.GU 1 а Ri-is-^Marduk be- |
el eklim 11 еКіат а-та ir-ri-
šú-tim a-na biltim а-па tap-
nes des Silli-Samas, Abdu-
Гага 19 und RiS-Marduk, der
' Besitzer des Feldes, als Feld
pütim® 13 апа зат Ім» —
usesi
WV a-vi-lum ma-la a-vi-lim
15 ma-na-ah-tam апа eklim'”
16 і за-ак-Ка-пи
11 ina йт ebürim 1% eklam
а-па bi-i šú-ul-bi-šú (?) 19 i-šá-
ad-da-du (та 99 BUR.GAN |
1-E 8 SE.GUR. GIS.BAR.
"Хата 3 bilat eklim imad-
dadü
22 ù та-па-аћ-іа-#й-пи T-ip-
pa-lu-ma 29 $е-ат ba-Si-a-am
|
zur Bebauung gegen Ertrags-
abgabe in Kompagnie für ein
Jahr gemietet.
Einer wird gleich wie der
andere 19 die Kosten für das
Feld auslegen.
Am Tage der Ernte werden
sie, nachdem sie nach Maß-
gabe seines unbebauten Teiles
das Feld geeggt haben werden,
*? von je 1 GAN 8 GUR Ge
treide nach dem Maße des
Šamaš als Ertragsabgabe für
das Feld abmessen.
Nachdem sie auch ihre
Kosten einander rückerstattet
..?.. 24 mi-it-ha-ri-is i-zu-uz- | haben, werden sie das vor-
zu 35 libbi bilat eķil-šú (?) re-
bút? kaspim ma-hi-ir
handene Getreide gleichmäßig
teilen. 29 Von der Abgabe für
* BAL.RI. b МІН, с TAB.BA. 4 IGI.IV.GAL.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 151
sein Feld hat er !/, [Sekel]
Silber empfangen.
4 Zeugen.
% рап A-ta-na-ah-ili mûr ЗИй-йбатай *' рдп Gi-mil “Marduk mûr
Sili-4Samas ** pân LZ Adam mûr E-tl-pi-"Marduk (?) 29 рап “Sin (?)-e-
ri-ba-am. mdr gis-du-u[b-ba-a]
3 varah Aiaru* йти З kan | ? Am 3. Aiaru, im Jahre,
й файит Am-mi-za-du-ga da der König Ammi-zaduga ...
LUGAL.E. * AB(?).KI.GAL.
GUB.BA.TUM(?) ... GA(?). |
" f MAH.MAL.IM.TE.EN. |
^ KAR(?).NEÍB.TA.A. |
Die Urkunde stellt eine besondere Art des Kompagnie-
geschüftes dar, wie sie ja als solche auch nach Z. 12 gekenn-
zeichnet wird. Zwei oder mehrere Leute mieten gemeinschaftlich
ein Feld zur Bebauung gegen Ertragsabgabe, tragen gemeinsam
die Bebauungskosten, welche sie dann nach der Ernte einander
rückerstatten, indem sie mit dem vorhandenen Ertrag gemein-
sam teilen.
Ähnliche Urkunden: VIII 19^ (Nr. 68), BAP Nr. 75, 76;
AUS Nr. 36 (= Sipp. 71).
[. 3. ugar na-gu-á. Zur Bedeutung ‚Inselland‘, d. h. ‚ein
über das Wasser hervorragendes Stück Land‘ vgl. BAP 123
(unten). Die allgemeine Bedeutung ‚Bezirk, Distrikt‘ paßt
hier nicht.
Z. 4. чіт Ir-ni-na, auch VIII 11°, 3 (Nr. 66) erwähnt. Vgl.
King LIH III 132, Anm. 2. Graphisch beachte das Zeichen ir.
Z. 10. Wie ist die Zeile in Hinblick auf Z. 6, wonach
Ris-Marduk Besitzer des Feldes ist, zu verstehen?
Ich verdanke Herrn Prof. Müller folgende einleuchtende
Interpretation: Es wird hier Ri&-Marduk in doppelter Eigen-
schaft angeführt: 1. als Besitzer des Feldes, 2. als Gesellschafter
des Abdu-I&tara [und des Atanah-ili]. Alle drei (Ris-Marduk
fiktiv!) mieten von Ri&Marduk das Feld, bearbeiten es ge-
meinsam, zahlen zuerst den Pachtzins an Ris-Marduk und
* GUD.SI.DI.
152 11. Abhandlung: Schorr.
nachdem sie die Kosten gegenseitig beglichen, teilen sie den
Ertrag.
Es liegt also hier eine interessante juristische Fiktion
vor, um bei dem Umstande, daß der Besitzer des Feldes zu-
gleich als Pachtkompagnon auftritt, die juristische Vertragsform
zu vereinfachen. Diese Fiktion steht in den Urkunden nicht
vereinzelt da. BAP Nr. 76 bietet eine ähnliche Sachlage: Das
Feld des Varad-UlmasSitum pachtet er selbst* und Avél
МІК.КА unter ähnlichen Bedingungen wie in unserer Ur-
kunde.
7. 15. ma-na-ah-tam ‚Kosten, Mühe‘. — Ich habe schon
WZKM XVIII 220 diese Bedeutung festgestellt? und in den
88 47, 49 des С.Н. als einzig sinngemäß zu begründen versucht.
Nun kommt dieses Wort in den Urkunden mehrmals vor, wie
auch die RA: manahtam $akánu, m. apálu, m. epésu (1°). All
diese Stellen, die hier wórtlich folgen sollen, scheinen mir
obige Bedeutung zu bestätigen:
VIII 19», 12—13 (Nr. 68): a-ve-lum ma-la a-ve-lim ma-
na-ah-tam a-na* eklim i-sd-ak-ka (?)-nu-ma einer wird soviel
wie der andere die Kosten für das Feld auslegen‘ (Vgl. auch
ibid. 19—20).
ҮШ 23°, 14 = AS III 36: mu-še-zu-šú ma-na (?)-ah-ta-am
i(?)-te(?)-ip (?)-54 ‚sein (des Hauses) Mieter wird die Kosten
decken" 4
VIII 404, 20—22 (Nr. 36): i-na Sippar*! ma-na-ah-ta-ka
a-pa-al-ka ‚in Sippar werde ich dir deine Kosten zurückgeben‘.
ВАР Nr. 76, 13—14 (= Nr. 75, 11—18): a-vi-lum ma-la
a-vi-lim ma-na-ah-tam i-Sd-ak-ka-nu® ‚einer wird soviel wie der
andere die Kosten auslegen*.
Ibid. 2. 19—21: ma-na-ah-ta-$ü-nu i-ip-pa-lu-ma ba-si-a-
am miit-ha-ri-i$ i-zu-uz-zu ‚nachdem sie ihre Kosten einander
* Z. ist daher sicher zu ergünzen: y Varad 9 Ul-mai-&[i-tum].
^ Betreffs eines zweiten davon verschiedenen manähtum s. weiter.
* Zu beachten ist das ana. Wäre die Bedeutung von manahiu ‚Wohnhaus‘,
müfte ina stehen.
^ Vgl. dagegen Meißner AS III 36: ‚denn sein Mieter hat für seine
Unterhaltung (?) zu sorgen‘. Ich beziehe Z. 19—13 auf den Vermieter.
г Meißner: ‚Einer soll dem anderen die Wohnung bauen‘. Peiser KB
IV 41: ‚Einer wird wie der andere wohnen‘.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 153
rückerstattet haben werden, werden sie mit dem Rest (dem
У ограпдепеп) gleichmäßig teilen‘.
Sipp. (1 (= AUS 36), 10—12: ma-na-ah-tam (Ф) i-&d-ak-
ka-nu-ma* eklam i-ri-Sü ‚indem sie die Kosten auslegen, werden
sie das Feld bebauen‘.
Ibid. 14—17: bilat(?) eklim(?) à ma-na-ah-tam(?) і-ір-
pa-lu-ma $е-ат ba-Si-a-am mi-it-ha-ri-i$ i-zu-zu ‚indem sie die
Abgabe vom Felde und die Kosten rückerstattet haben werden,
werden sie das vorhandene Getreide gleichmäßig teilen‘.
Besonders interessant sind BAP Nr. 66, 67. Letzteren
Kontrakt möchte ich hier wörtlich anführen:
1 2 SAR nidütum® ? йа E.NUN Iku-un-ka-!Rammän
5 й dta sükim* 4 bit mûrê Pi-ir-hu-um 5 Ї Si-K-Istar mär Пі-
eribam® 5 i-pu-u$ ° [апа ma-na-ha-ti-i-šú 9 šattum 10%" uš-
£d-a-ab]* (V. us-id-am-ma)f ... ° e-li bi-tim 19 à ma-na-ha-[a-]*
tim И mi-im-ma Gul 1-80.
A [Auf] zwei ЗАВ Ödland,s neben dem „großen Hause“
des Ikünka-Rammán und neben der Straße, hat ein Haus für
die Söhne des Pirbum, ° Silli-Iätar, Sohn des Ili-éribam, erbaut.
Für seine Mühe (Kosten) wird er es zehn Jahre bewohnen.
An das Haus 19 und an die Kosten wird er keinen Anspruch
haben.‘
In dieser Übersetzung gibt der Vertrag einen sehr guten
Sinn und bietet zugleich eine Illustration zum 8 228 des С.Н.
Dort wird als Honorar des Baumeisters für ein neuerbautes
Haus zwei Sekel für je ein SAR Grundfläche bestimmt. Nach
dieser Norm müßte Sili-I$tar in unserer Urkunde, wo die Grund-
fläche zwei ЗАВ beträgt, vier Sekel als Honorar empfangen
haben. Statt dessen wird ihm das Haus für zehn Jahre als
Wohnung überlassen.
10 Jahre Mietswohnung == 4 Sekel
1 Jahr Mietswohnung = !/, Sekel + 24 SE:
* Friedrich (nach Meißner): ‚Nachdem sie die Behausung erbaut haben‘.
^ KLUD (KISLAH). * ESIR. a SU(). * Nur außen.
f Innen. є D. h. auf einem Raume von zwei ЗАК.
» Vgl. dazu die Übersetzung Meißners a. а. О, wo тап и ‚Wohnung‘
gefaßt wird. ! 1 Sekel = 180 ŠE.
154 И. Abbandinng: Schorr.
Ein solcher Mietzins kommt auch wirklich vor,
ja sogar ein noch geringerer. Vgl. ВАР 11.
Somit ist der Baumeisterlohn in der Praxis mit der theo-
retischen Bestimmung des Gesetzes in völliger Übereinstimmung
und darin liegt auch — wie ich glaube — ein sachlicher
Beweis für die Richtigkeit meiner Interpretation.
Da auch іп ВАР Nr. 66 wahrscheinlich derselbe* Silli-
[star ein Haus ana manahätim mietet, glaube ich, daß auch
hier die Mietswohnung ein Äquivalent für das Honorar des
Baumeisters darstellt.° Daher übersetze ich Z. 6—11: ‚für seine
Baukosten wird er acht Jahre wohnen. Sobald er seine Zeit
(Таке)? erfüllt haben wird, wird er an das Haus keinen An-
spruch haben‘. — Nr. 66 stammt aus dem ersten Jahre Samsu-
ilunas, Nr. 67 fehlt das Datum. Aus all diesen Stellen geht
mit genügender Beweiskraft hervor, daf es zwei verschiedene
Stimme manahtu gibt:
a) mánahtu? ук ‚Mühe, Kosten, Versorgung‘ usw.
b) manáhtu үг; ,Ruheort, Wohnung, Niederlassung‘ usw.
Vgl. HWB? 562°, wo aber unter manáhtu beide Stämme zu
sammengeworfen werden.
Z. 20. Zur Lesung vgl. Anm. zu VIII vn, 20 (Nr. 55).
7. 25. IGI.IV.GAL = rebütu oder rebitu == !/, Vgl
НУВ? 950».
Z. 31. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lind!
BA IV 399, Z. 28.
* Daß es derselbe ist, schließe ich, abgesehen von der Ähnlichkeit des
Vertragsinhaltes, auch daraus, daß in beiden Urkunden unter anderen
ein und derselbe Zeuge Sin-muiallim vorkommt,
^ Das Maß in Z. 1 muß irgendwie korrumpiert sein. Ein Haus von einer
Fläche !/, GIN (1 SAR = 60 GIN) ist ein Unding. Nach Harper bei
Davies: The Codes of Hammurabi and Moses, S. 126, ist 1 SAR —
18 engl. Quadratellen (ungefähr).
с Lies: ит-та-Н-#. So schon richtig Peiser KB IV 30.
4 Oder: mánáhtu.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
155
Nr. 66. CT VIII 115 (Bu. 91—503).
Feldmiete.
11|, САМ eklim libbi*
I САМ eklim ? ugar Zu-ha-a
Sina ebirtibrir Ir-ni-na < i-ta
ekil me-ri-ei A-vi-il-Istar 5 már
Ib-ni-"Samas 6 ekil I-na-lib-
bis (P)-ni-si-it aššat(?) “Šamaš
! märat Pir-hi-ilt-iá ° itti Гта-
libbi* (?)-ni-&i-it aššat (?) “Ša-
maš 9 be-el-ti eklim оў 1Ь-Ки-
"Na-bi-um gallabum* И eklam
апа ir-ri-$ü-tim 13 апа biltim
а-па &attim 1" 15 ú-še-gi
14 та (m ebürim 15 1 GAN-
Е 8 SEGUR GIS BAR "Sa.
mas (?) !5 [i-nJa báb(?)* Mal-
да И imaddad
8 рдп Ihik-An-nu-ni-tum mâr
na-si-ir mâr lbik-An-nu-ni-tum
33 varah Kislimu! йти 10ка"
3 Зайит Am-mi-za-du-ga
LUGAL.E. 3 ALAM.A (?).
#HI.LIM.GAB.A. 25 BA.A.
AN.DA.GAL.LA.
a 8А,
e MII
ь BAL RI
f KAN.KAN.E.
1 Ein Drittel GAN Feld
inmitten von 1 GAN Feld, im
Gefilde des Zuhä, am jensei-
tigen Ufer des Kanals Irnina,
neben dem bebauten Felde des
Avéll&tar, 5 des Sohnes des
Ibni-Sama&, das Feld der Ina-
libbi-nisit, der Samaipriesterin,
der Tochter des Pirbi-ilisü, hat
von Ina-libbi-nisit, der Šamaš-
priesterin, der Besitzerin des
Feldes, 19 Ibku-Nabium, der
Haarscherer, als Feld zur Be-
bauung gegen Ertragsabgabe
für ein Jahr gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er ® von je 1 GAN 8 СОК
Getreide, Maß des Ѕашаё (?),
[im] Tore von Malká abmessen.
4 Zeugen.
1 Sín-i-din-nam 19 рдп Ib-ni-" Rammän
akil tamkar[6] 29 pân Gi-mil-"Marduk daianim mûr Silli*-*Sama& 3 рдп *Sín-
e SU.I.
33 Am 10. Kislimu, im Jahre,
in welchem der König Ammi-
zaduga die Statue des...
а КА (?).
156 П. Abhandlung: Schorr.
Z. 4. ekil me-ri-e$ ‚angebautes Land‘. Nach Jensen
Theol. Literaturzeitung 1895, Nr. 10 ‚ein bewässertes Stück
Land‘ von yeré£u ‚bewässern‘. Vgl. HWB? 593".
7. 8. Zum Namen vgl. Anm. zu VIII 404, 2 (Nr. 56).
7. 23. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. BA
IV 400, Z. 14.
Nr. 67. CT VIII 11° (Bu. 91—596).
Hofdarlehen.
1 1 biltu* Sipäte® nam-har- | 1 Ein Talent Wolle [aus
ti ökallim 3 mahiru* 6 manê | den] Einnahmen des Hofes —
ana 1 3ikil kaspim ? šîm“(!) nach dem Preis[verhältnis]®:
10 &ikil kaspim * ša kût U-tul- | sechs Minen für einen Sekel
Istar dupsarrim 5 itti "Samaš- | Silber — im Werte von zehn
kátam-isbat* daianim ê тат | Sekel Silber, unterstellt dem
Ilu-sü-ib-ni 7 T Ilu-šú-ib-ni mâr | Utul-Ištar, dem Sekretär, * hat
Be-li-ia-tum ® ilteķi von Samas-kätam-isbat, dem
Richter, dem Sohne des Ilusu-
ibni, Ilusu-ibni, der Sohn des
Béliatum geborgt.
9 йтчт $i-si ékallim 1° iš- Am Tage, da der Herold(?)
ta-su-ü И kaspam а-па ékal- | des Hofes !° ausrufen wird,
lim isakal wird er das Geld an den Hof
| zahlen.
| 4 Zeugen.
13 рёп "Bél-ma-gir. mûr *Sin-i-din-nam 13 рап Sü-mu-um-li-ib-li 19 mår
Pir-hi-ili-8à 19 pân *"Sín-na-di-in-Fá-mi 19 mër Be-la(?)-nu И pân А-сі-і/-
“Sin dupsarrim
18 vara] Simänu! йти 12* | 18 Am 12. Simánu, im Jahre,
19 файит Am-mi-za-du-ga | in welchem der König Ammi-
LUGAL.E 19 4NSamai DIM | zaduga .
DIR.MA.NI.MA. ?\ ZI.BLES,
IM.TA.E.A. 33 MA.A.HI.RA.
MA.SI.NE. ÍB(?).DI.DI.A.
` GUN. ь SÍG. ° KLLAM. а SAM (І).
e SU.MU.UN.DIB. f LIBIT.A. s Oder: Kurs.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 157
Zum Inhalt vgl. Anm. zu VI 37° (Nr. 54).
Z. 9--8. Arithmetisch ausgedrückt ist das Verhältnis
folgendes: 6:1 == 60:10. — Bemerkenswert ist die Preis-
bestimmung nach der Einheit sechs. — mahiru ‚Preis‘, hier
‚Preisverhältnis, Kurs‘. Die Variante für das Zeichen SÄM ist
graphisch beachtenswert und ist AL IV ,Babyl. Zeichenliste‘
Nr. 1324 zu registrieren. Vgl. auch VIII 1°, Z. 7—8 u. 5.
Z. 9—10. Vgl. Anm. zu VI 37°, 9 (Nr. 54) und VIII 30*,
3 (Nr. 61).
Z.19. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lindl
ВА IV 400, Z. 17.
Nr. 68. CT VIII 195 (Bu. 91—460).
Feldmiete-(Sozietät).
! Eklum ma-la ba-zu-ü 1 Ein Feld, soviel vorhan-
* ugar Iz-ma-nu 3 КАТТА(?) | den ist, im Gefilde des Izmanu,
| Ilí-i-ki*-&d-am a-bi sábim^(?) | Besitztum (?) des Ili-ikîšam,
‘апа ga-bi-e Varad-" Be-li(?)-^ | des Heerführers(?), haben durch
tim 5 таг *"Bél-a-ha-ami-din- | Vollmacht des Varad-Bélitim(?),
nam ê | Ib-ku-"Na-bi-um gal- | 9 des Sohnes des Bélabam-
labum* ° Y “Samas-ba-ni mâr idinnam, Ibku-Nabium, der
Ши4й ... 8 Y Varad-* Be-li*()- Scherer, Samai-báni, der Sohn
tim mûr Böl-a-ha-am-i-din- des Ilu&u . . ., Varad-Bélitim (?),
nam ° й A-hu-ia-tum 19 eklam | der Sohn des Böl-aham-idinnam
ana ir-ri-&éá-tim а-па ТАВ.ВА | und Abuiatum 19 als Feld zur
ата (?) &attim (2) 2(?)'^" 11 u- | Bebauung, in Kompagnie für
jegü® 2(?) Jahre gemietet.
7 avi-lum ma-la a-vi-lim Indem einer gleich wie
ma-na-ah-tam a-na eklim | der andere die Kosten für das
i-sd-ak-ka (? -nu-ma 1 i-na йт | Feld auslegen wird, werden sie
ebürim 15 eklam ата bi-i šú- | am Tage der Ernte, !5 nach-
uLbi-íü 16 i-id-ad-da-du-ma | dem sie das Feld nach Maß-
13
* Die Kopie bietet di, das mit ki sehr leicht zu verwechseln ist.
* ЗАВ (?).
* Statt des li (?) möchte Ranke 1. c. 174* -el lesen, doch vgl. 2. 8.
4 80.1. e IB.TA.E.AME3,
158 И. Abhandlung: Schorr.
1 1 САМ 6 SE.GUR GIS.BAR | gabe seines unbebauten Teiles
йбатаї 18 bilat eklim imad- | geeggt haben werden, von je
dadü 1 GAN 6 GUR Getreide nach
dem MaßedesSamas, als Ertrags-
abgabe des Feldes abmessen.
19 й, ma-na-ah-ta- Fá-nu i-ip- 2° Nachdem sie auch ihre
pa-lu-ma 29 ie-am ba-Si-a-[am] | Kosten einander zurückerstattet
mi-it-ha-ri-is ?! izu-uz(?)-z[u] | haben werden, werden sie das
vorhandene Getreide in glei-
cher Weise teilen.
4 Zeugen.
D pân I^-ni-" Hammán РА.РА. ® рдп Ta-ri-bu-um mûr Be-lit-lu-da(?)-i
м рап Ta-ri-bu-um mûr Ilu-sü-ib-ni 35 pân Sü-mu-um-li-i таг gis (!)-dub-ba-a
26 varah Tebitu^ йти 5 ка" 36 Am 5. Tebitu, im Jahre,
М šattum Am-mi-za-du-ga LU- | in welchem der König Ammi-
GAL.E ?** BAD Am-mi-za- | zaduga [die Mauer] Dür-Ammi-
du-ga INIM.ID. Sippar®, | zaduga an der Euphratmtündung
| [erbaut hatte].
Am Rande: []" kunuk’ Siegel des Taribum.
Ta-ri-bu-um.
Z. 3. Die Lesung und Deutung ist nicht sicher.
Z. 4. а-па ga-bi-e = kabi (Inf). Wörtlich ‚auf Befehl,
im Auftrage‘, juristisch prägnanter ‚durch Vollmacht‘. Der
technische Ausdruck, dessen richtige Deutung ich Herrn Prof.
Müller verdanke, ist sachlich sehr wichtig. Wie Z. 8 beweist,
ist der Bevollmächtigende selbst auch am Pachtgeschäfte mit-
beteiligt. Die Kontrahenten (Pächter) schließen den Vertrag
nicht nur im eigenen Namen, sondern auch durch Vollmacht
des Dritten (Abwesenden) für sich und den Dritten. So fällt
denn auch von hier Licht auf die analogen Verträge VIII 10"
(Nr. 63) und II 32 (Nr. 65), wo der Terminus ana kabi ebenso
zu verstehen ist. Vgl. auch ВАР Nr. 14, Z. 17.
Wenn daher bei Darlehen X ana kabi Y von Z Geld
borgt, so ist Y der eigentliche Schuldner und zur Zahlung
verpflichtet, wie ВАР Nr. 4 (Z. 6, 15) beweist. Ebenso wird
* AB.E. > DUB. Zum Ideogramm vgl. НУВ! s. v.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
159
man VATh 792 (= KB IV 34 I), wo man sonst zweifeln
könnte, wer zu zahlen hat, interpretieren müssen.
Schließlich ist es auch folgerichtig, wenn im Ehevertrag
VIII 7° (Nr. 59) der bevollmächtigende Bruder der Braut auch
an der tirhatu mit den übrigen Kontrahenten partizipiert.
Z. 15. Vgl. Anm. zu VI 24», 9—10 (Nr. 50).
Z. 27. Die Urkunde ist nicht näher datierbar. Vgl. Lindl
BA IV 399, Z. 21.
Nr. 69. CT VIII 19° (Bu. 88—238),
Feldmiete.
! Eklum ma-la bi(!)-zu-fü]
' ugar Se-mi ? ekil Amat-"Ma-
ти assat(?) “Šamaš 4 märat
Ari-il-"Na-bi-um ° itti Amat-
"Ma-mu aššat (?) “Šamaš 6 má-
rat A-oi-il- Na-bi-um 7 be-el-ti
eklim ® Y 1 Bél-ma-gir mûr I-bi-
"Samas ° eklam а-па ir-ri-iá-
2 e
hm ana biltim 19 ú-še-şi
п dna йт ebürim 13 eklam
ana bi-i šú-ul-bi-šú 13 i-šá-ad-
da-du-m[a] 14 £e-am GIS.BAR
“Samas 15 bilat eklim 1 i-na
м» Mal-gi-a 1" imaddad
18 3%... 9 атай ] bi-na(?)-
du(?) 19 i-pa-ak-ki-iz-zi
* КА.
! Ein Feld, soviel vorhan-
den ist, im Gefilde des Sémi,
das Feld der Amat-Mamu, der
Затайргієвіегіп, der Tochter
des Avél-Nabium, ® hat von
Amat-Mamu, der Samajprie-
sterin, der Tochter des Avöl-
Nabium, der Besitzerin des
Feldes, Böl-mägir, der Sohn
des Ibi-Samas, als Feld zur
Bebauung gegen Ertragsabgabe
10 gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er, nachdem er das Feld nach
Maßgabe seines unbebauten Tei-
les geeggt haben wird, das Ge-
treidenach dem Maße des Šamaš,
!5 als Ertragsabgabe vom Felde
im Tore von Malkà abmessen.
Drei [Festgaben] des Sa-
mas, 1... wird er(?) für sie
besorgen.
è Das folgende Zeichen ist vielleicht verstümmelt aus SAR = isinnu. Vgl.
VIII 42e, 12 (Nr. 83).
160
20 pán “Šamaš й "Aja.
21 vara]; Simánu* йти 26 kam |
22 Зайит Am-mi-za-du-ga
LUGAL.E. GAB (?).A.NI.SIB-
TU. 2(?). ВІ.
Am Rande: kunuk” ["BJel-
ma-gir таг I-bi-"Samas.
Il. Abhandlung: Behorr.
| 2 Vor Šamaš und Aja.
Am 26. Simánu, im Jahre,
in welchem der König Ammi-
zaduga ...
Siegel des Bél-mágir, Soh-
| nes des Ibi-Samaá.
Z. 22. Das Datum kann nicht festgestellt werden. Lindi
BA IV a. a. O. erwühnt diese Urkunde nicht.
Nicht datierte* Urkunden.
Nr. 70. CT II 22 (Bu. 91—301).
Darlehensprozef.
1 Міні manê Казріт за
ÜR.RA-[ga-mil] ° а-па E-ri-ib-
"бт 3 a(?)-na duppim(?) i-di-
пи * й "|, manê ta-a-an 5 hi-
im-sa-tu-5ü-nu
б ana bit "Samas E-ri-ib-
й ° тата ÜR.RA-ga-mil
8 märäte ÜR.RA-gamil ° à
assat! UR.R A-ga-mil 19 i-ru-bu-
тта " | Eri.ib-"Sin ?? ni(?)-
ka-zi-f&á mahar “Šamaš i-pu-
us-ma(?) 13 5|. manê 5 šiķil
kaspim ina bit збатав ú (?)-
bi (?)-ru-ma (?)
м libu mûrê UR.RA-ga-
mil 15 märäte ÜR.RA-ga-mil
a LIBIT.A. ь DÜB.
© Resp. nicht datierbare.
ı Eine halbe Mine Silber,
welche ÜR.RA-[gámil] ап Érib-
Sin urkundlich gegeben hatte
und ein Drittel Mine, ist der
Betrag 5 ihrer Streitsumme.
Nachdem Erib-Sin, die
Söhne des ÜR.RA-gámil, die
Töchter des UR.RA-gämil und
die Frau des UR.RA-gämil in
den Tempel des Šamaš 10 ein-
getreten waren; Êrib-Sin seine
Rechnung vor Šamaš gemacht
hatte; sie (die Richter) */, Mine,
sieben Sekel Silber im Tempel
des Šamaš zugesprochen (7
hatten,
hat Erib-Sin das Herz der
Söhne des UR.RA-gämil, !5 der
а DAM.A.NI.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 161
Ів й aliat ÜR.RA-ga-mil "YE | Töchter des UR.RA-gámil und
ri-ib-4Sín 19 ú-ti-ib der Frau des UÜR.RA-gámil
befriedigt.
19 ú-ul itu-ru-ú-ma 29 a- Indem sie [das Urteil]
na Eri-ib-"Sin ?! iš-tu bi-e a-di | nicht anfechten, werden sie
hurágim 33 ú-ul i-ra-[ga-m]u | 99 gegen Erib-Sin vom Munde
bis zum Golde nicht klagen.
9 Zeugen.
7 pán Ig-mil-Sin mår Sin-/be-e]l-ili ** рдп Bur-"Rammän mûr Ha-
[ad]-du-um 35 рдп *Sin-na-gi-ir pân KA-44-"Samas * mûrê Hu-ur-šá-nim (?)
” pân Ma-an-ni-ia mâr I-[i-i]k-Éitar 38 ріп Be-el-žú-nu mûr Ma-an-nu-um-
ki-ma-ili-ia 2? pán I-bi-ik-"Rammän 29 mûr Ха-га-ат-ййі-йй 9 рат Nu-ár (?)-
ili (?)- таг U-ku-un- KA-Já 33 pân Varad-Sin mûr 3 Sín-ga-mil.
Die Frau und Kinder des ÜR.RA-gámil klagen nach
dessen Tode Êrib- Sin wegen einer urkundlich bewiesenen
Schuld im Betrage von °/,* Mine Silber.
Érib-Sin legt seine Rechnung den Richtern vor,
worauf diese den Klägern */, Mine und 7 Sekel zusprechen,
womit sich dieselben zufrieden geben.
Aus der Tatsache, daß der Geklagte seine Rechnungen
(Ablieferungen) vorlegen muß, wird man wohl schließen dürfen,
daß es sich um ein Darlehen für eine Geschäftsunternehmung,
um ein Kommissionsgeschäft, wie es in den 88 100—107 des
C. H. erörtert wird, handelt. Die 7 Sekel, welche Érib-Sin
über die Hóhe der Klagesumme hinaus zu zahlen hat, wird
man als Darlehenszinsen, resp. Gewinnanteil des Verleihers an-
zusehen haben.
Nun sind wir in der Lage diesen Prozeß noch weiter zu
verfolgen. Wiewohl die Urkunde weder ein Datum noch einen
Künigsnamen überhaupt trägt, läßt sie sich doch durch einen
genauen Vergleich mit einer anderen Urkunde, nümlich II 46
(Nr. 21), mit der sie in sachlichem engen Zusammenhang steht,
ziemlich genau datieren.
In jener Urkunde klagen ebenfalls die Frauen, Söhne
und Töchter? — alle mit Namen genannt — des verstorbenen
* Ih + 03. b Außerdem noch ein Bruder des Verstorbenen.
Sitzungsber. d. phil.-bist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 11
162 П. Abhandlung: Schorr.
ÜR.RA-gámil den Érib-Sin, aber nicht wegen einer be-
stimmten Forderung, sondern wegen ‚all dessen, was ÜR.RA-
gämil hinterlassen und an ihn (Erib-Sin) an Forderungen hat‘.
Der Richter läßt den Angeklagten einen Reinigungseid leisten
mit den Worten: ‚von all dem, was UR.RA-gämil gehört, ist
bei mir nichts vorhanden‘, worauf der Richter die Kläger zu-
rückweist. Sie stellen zum zweiten Male (151й-та) eine Ur-
kunde aus mit der Verpflichtung, nicht mehr gegen Erib-Sin
zu klagen, dem sie diese Urkunde übergeben, indem sie ihre
Verpflichtung auch mündlich durch einen Schwur bekräftigen.
Hält man diese zwei Urkunden nebeneinander, wird man
keinen Moment daran zweifeln, daß sie eng zueinander ge-
hören und einander ergänzen. Es sind dieselben Kläger, der-
selbe Angeklagte und auch — wie weiterhin gezeigt werden
soll — zum Teile dieselben Zeugen. Beide Urkunden stellen
zwei Phasen desselben Prozesses dar und der Sachverhalt ist
wahrscheinlich folgender:
Érib-Sin war Kommissionär? ($amallü 8 10119) bei ОБ.
RA-gämil, der ihm Geld und Waren zu weiterem Vertrieb lie-
ferte. Nach dem Tode des UR.RA-gämil klagen die Erben auf
Grund einer Darlehensurkunde den Erib-Sin wegen einer be-
stimmten Summe. Dieser kommt der Forderung vollkommen
(mit Zinsen) nach, womit die Kläger sich zufrieden geben.
Nach einer gewissen Zeit aber strengen dieselben Erben eine
zweite Klage gegen Erib Sin an, doch diesmal nicht eine be-
stimmte schriftlich begründete Forderung nennend, sondern
gewissermaßen eine Pauschalklage ‚wegen der ganzen Hinter-
lassenschaft des UR.RA-gämil‘, indem sie wohl Erib-Sin ver.
dächtigen, noch im Besitze eines Teiles von dessen Vermögen
zu sein. Es ist vollkommen einleuchtend, daß der Richter in
Ermangelung schriftlicher Beweise, dem Angeklagten einen
Reinigungseid auferlegt, daß sich nichts vom Vermögen des
Verstorbenen in seinen Händen befinde, worauf die Kläger
zum zweiten Male — in unserer Beleuchtung wird erst der
Ausdruck verständlich — sich schriftlich verpflichten, nicht
mehr zu klagen.
< Er wird da mit dem Namen seines Vaters [,Sohn des*] KA-34-Upi genannt.
b Oder: Zwischenhändler, wie Winckler £amallà wiedergibt.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 163
Nachdem nun II 46 (Nr. 21) aus dem 14. Jahre Sin-
muballits datiert ist, muß unsere Urkunde sicher aus einem
früheren Jahre desselben Königs stammen, vielleicht aus dem
13. Jahre — bei der Annahme, daß die Kläger bald nach
Fällung des ersten Urteils die zweite Klage erhoben haben.
Es kommt hinzu, daß zwei Zeugen in beiden Urkunden
identisch sind (II 22, 23 -- II 46, 34; II 22, 29 — II 46, 35).
Endlich zeigt auch der graphische Duktus ganz klar, daß
beide Urkunden einer Zeit angehören, nur daß unsere Ur-
kunde einen nachläßigeren Schreiber verrät als II 46 (Nr. 21),
die sehr schón und deutlich geschrieben ist.
So erfährt meine Vermutung, welche ich schon bei Inter-
pretation von II 46 (Nr. 21), ohne mir noch des Zusammenhanges
mit II 22 (Nr. 70) bewußt gewesen zu sein, ausgesprochen
habe, daß es sich dort um eine zweite Klage in derselben
Streitsache, infolge Anfechtung des ersten Urteils handle, durch
unsere Urkunde eine nicht zu bezweifelnde Bestütigung. Vgl.
auch Nr. 12* weiter S. 170.
Z. 3. а-па duppim(?) = ana pi d. ‚gemäß einer Quit-
tung, urkundlich‘.
Z. 4. ta-a-an, Der Gebrauch dieses іп den neubabylo-
nischen Urkunden überaus oft vorkommenden Komplements
nach Zahlangaben, begegnet in den altbabylonischen Kontrakten
nicht sehr häufig. Vgl. ВАР Nr. 57, 11: 1 SEGUR taa |1
GUR Getreide‘ und Anm. zu II 41», 35 (Nr. 30), S. 91.
Indes weist С. Н. XXI 86: ta-a-na Zem ‚Betrag des
Getreides‘ darauf hin, daß hier vielleicht ein sumerisches Lehn-
wort tänu vorliegt* und daher die Zeichen phonetisch zu lesen
sind. In diesem Falle möchte ich ta-a-an als stat. const. mit
dem folgenden Worte verbinden: ‚den Betrag ihrer Streit-
summe‘.
Z. 5. hi-im-sa-tu-Sü-nu. Das Wort ist sonst nirgends in
der babylon.-assyrischen Literatur bisher belegt (vgl. HWB"®).
Der Kontext erfordert die Bedeutung ‚Streit, Streitsache, Pro-
zeßobjekt‘ o. à.
* 8o von Delitzsch seinerzeit (im J. 1902) in der Vorlesung bei Inter-
pretation des C. H. ausgesprochen.
11*
164 И. Abhandlung: Schorr.
Ich vermute nun, daß es mit arab. „os. ‚altercatione et
lite vicit‘, III ‚litigavit‘, ET altercatio, lis‘* zusammenhängt,
mit Metatesis der beiden letzten Radikale.
Ob auch haméásu^ ,unterdrücken'(?, HWB? 323°, und
hebr. yin Jes. I 17, Ps. 71, 4 (pain) hiehergehört, lasse ich
dahingestellt. Es ist dann an unserer Stelle entweder die Form
himsatu (kitlatun) oder himistu, pl. himgátu(e) anzusetzen.
Z. 12. mi(?)-ka-zi- $4 mahar il Šamaš i-pu-u$-ma(?)
‚nachdem er seine Rechnung vor Šamaš gemacht hatte‘, d. h.
vor den Richtern im Samaitempel, vgl. C. H. IX 33—36: hal-
ga-am ma-har i-lim ü-ba-ar-ma er soll den Verlust vor Gott
deutlich angeben‘ п. б. Vgl. Exod. XXII 8: eme ¬3" xz awk? 7.
nikázu — nikasu. Vgl. C. H. I* 52—54: kasap la ka-ni-
ki-im ana ni-ik-ka-az-zi-im ü-ul i$-&d-ak-ka-an ‚das nicht
bescheinigte Geld wird auf (sein) Konto nicht gesetzt‘ (Müller)
oder ,. . . nicht zum Vermögen („Haben“) getan werden‘
(Winckler).
Sowohl im C. H. wie auch an unserer Stelle heißt nikasu
nicht ‚Vermögen‘ im üblichen Sinne, sondern ‚Haben, Konto‘
und die Phrase nikasam epé$u ‚das Konto machen, die Rech
nung machen‘.
Demgemäß möchte ich auch BAP 79, 7—9 also über
setzen: i-na ba-ab “Šamaš ni-ka-za-am i-pu-lu-ü-ma um-
mi-an-šú-nu i-pu-lu-ma ‚nachdem sie im Tore des Samai(tem-
pels] das Konto gegenseitig ausgeglichen und einander ihr
Anlagekapital zurückgegeben haben‘. Ез handelt sich dort
um die Auflösung eines Kompagniegeschäftes. Vgl. auch BAP
18, Т—8.
< Freitag: Lexikon arab.-latinum I 494».
bd Nachträglich finde ich auch das Substantivum: hi-im-sa-a-ti фа um-
тап nakiri ёши. (Craig: Assyrian religious texts, рі. LXXXI, 2. 22 =
Martin: Textes religieux assyriens, S. 304.) Martin übersetzt ,défaite,
honte‘. Es gehört wohl zu hamágu ‚unterdrücken‘?
* In neubabylonischen Urkunden kommt diese kaufmännische Phrase sehr
oft vor (vgl. HWB? 673*), jedoch in einer anderen Bedeutung ‚eine
Ablieferung leisten‘, vgl. BA I 535.
4 Meißner übersetzt: ‚und gaben im Tore des Šamaš das Vermögen zu-
rück und gaben auch ihr Anlagekapital zurück‘. Das ist nicht ganz klar.
Altbabylonische Rechtsurkunden,
165
Z. 13. «4(?)bi(?)ru ma ‚haben sie zugesprochen‘. Vgl.
BAP 128, wo aber Meißners syntaktische Ausführungen kaum
richtig sind. Auch die Herleitung von ypáru ibid., einem Sy-
попут von Au d und Ztte d ‚suchen, sich bektimmern‘ ist sehr
problematisch.
Vielmehr könnte man es von -кз ‚deutlich erklären, an-
geben‘, C. H. IX 36, IV* 18, У» 19 herleiten*, dann ‚entscheiden,
entscheidend überweisen, zusprechen‘. Vgl. auch VIII 6°, 20:
ü-bi-ir-ru-ma id-di-nu ‚indem sie (die Richter) zugesprochen
hatten, übergaben sie‘. In der Bedeutung ‚überweisen‘ kommt
das Wort vor: IV 6* 16, 18 (Nr. 73); VI 34°, 15, 20 (Nr. 78),
dagegen BAP Nr. 105, 8 ‚deutlich angeben, deklarieren (vor
Gericht)‘.
Wie schon oben nachgewiesen wurde, gehört die Urkunde
in die Zeit Sin-muballits (13. Jahr ?).
Nr. 71. CT II 40^ (Bu. 91—394).
Paternitätserklärung.
1 T Ka-ra-na-tum ? märat
Nu-ür-"!Sin
3 i-na ma-ri-áü й ma-ra-ti-
[3]á * mi-im-ma(?) ma-ma-an
› е1 Ka-ra-na-tum ° тата
Nu-ür-"! Sin 1 ú-la Gäng
$ Da-mi-ik-tum ° aháza"*
зд Ka-ra-na-tum 19 а-па mu-
tiim 11 d-na-di-Si.
! Karanatum ist die Toch-
ter des Nür-Sin.
Unter seinen Söhnen und
seinen Töchtern soll niemand
5 gegen Karanatum, die Toch-
ter des Nür-Sin etwas haben.
Damiktum, die Schwester
der Karanatum, wird sie ап
einen Mann geben (verhei-
raten).
5 Zeugen.
13 ріп É-a-i-din-nam (?) 19 mûr Zi-ki-la-ia '* pân Zi-iz(?)-su-na-ra-at
$ mår Ili-ii-ti-gal !* pân U-bar-ru-um mûr Sin-tappäm-vi-di (!) " pân Ib-ku-
id mår Ku-na-tum 19 pân Sin-bala(*-ap-li 1° тд» Be-la-nu-um.
* Vgl. WZKM XVIII 226, Anm. 1.
У NIN.A. NI. * Akkusativ.
4 TAB.BA. * TIL.LA.
166 П. Abbandlung: Schorr.
Diese Urkunde hat Meißner AS III 49 transkribiert
und übersetzt, jedoch völlig mißverstanden. Es handelt sich
gar nicht um die Klage der Kinder gegen ihre Mutter wegen
einer angeblichen Schenkung seitens des Vaters. Von all dem
steht in der Urkunde absolut nichts. Es ist eine einfache
Freilassung durch Paternitütserklürung* mit dem bekannten
Schema: X ist der Sohn (Tochter) des Y, wie oben zu IV 42»
(Nr.1) festgestellt wurde. An diesem Mißverständnis Meißners
mag man erkennen, von welcher Wichtigkeit die Beachtung
des Schemas (Typus) für die richtige Interpretation der Ur-
kunden ist.
Der Inhalt ist einfach: Nür-Sin proklamiert die von
einer Sklavin gezeugte Karanatum als legitime Tochter. Seine
Kinder von der freien Frau dürfen die Adoption nicht an-
fechten (Schema). Damiktum, die legitime Tochter des Nür-
Sin wird verpflichtet die Karanatum zu verheiraten.
Ähnlich verpflichtet sich VIII 49» die Adoptivmutter ihre
Adoptivtochter zu erziehen und dann sie zu verheiraten: 19 П-
ta-ni märat Ha-li-ia-tum ü-ra-ba-Si-ma атпа mu-tim i-na-
di-ši апі, die [Adoptiv]tochter der Haliatum, wird sie (На:
liatum), nachdem sie sie erzogen haben wird, an einen Mann
verheiraten‘. Vgl. auch Nr. 2, oben S. 14.
Z. ll. ina-di-8i = inadisii == *inddin-ii.
Z. 14. Vgl. zum Namen Anm. zu VIII 45*, 31 (Nr. 25).
Die Urkunde trägt gar kein Datum. Nach den Namen
der Zeugen: Ili-is-ti-gal (15) und U-bar-ru-um (16), welche auch
in BAP Nr. 111 vorkommen (Z. 18, 21), kónnte man mit
Ranke BPN 56 die Urkunde aus der Zeit Apil-Sins datieren.
Nr. 72. CT II 47 (Bu. oa 2182).
Erbschaftsprozeß.
1 Ала ii, SAR bitim ep- | 1 In Sachen eines Drittels
šim #4 Ga-gi-im ? id йа bit | ЗАВ gebauten Hauses in Ga-
La-ma-zi 3 | 841 Be-el-tum bit(?) | gum, welches neben dem Hause
a-bi bu tu bi(?)a(?)tim(?) * 54 | der Lamazi, Béltum ..., wel-
* Vgl. auch D. H. Müller: Semitica IT, S. 80, Anm. 2.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
Amat-!Samas märat Su-pa-bu-
um 5 а-па märat Sin-e-ri-ba-
am ê martisa* id-di-nu
T | Ni-id-nu-šá à *Samai-
a-bi (?)-li (2) 9 márat Id-di-nu-
nim ? a-na märat Sin-e-ri-ba-
am 1° ir-gu-mu-ü-ma ит-та
šú-nu-ú-ma (?)
й mi-im-ma Amat-!Samas
bitam ü-ul id-di-na-ki(?) а
dup-pa-am Gaul is-tu-ra-ki-im
3 ina mi-tu-ti-šá-a-ma 1¢ at-
ti-i-ma ta-ás-tu-ri
15 ki-a-am ik-bu-ú-ma
18 I Sü-mu-ÜH' im-hu-ru -á-
та 1" а-па ši-bi-šá à Si-ba-
ti-id 19 $urinnum? #4 “Šamaš
19 54-5d-rum #4 “Šamaš 29 ba-
ái-mu-um $а Es-har-ra З а-па
Ga-gi-im i-ru-bu-ma, 3 &i-bu-
id à ši-ba-tu-šá 29 šá i-na bu-
ul-ti-id-a-ma 24 bitam id-di-nu
à dup-pa-am is-tu-ru 29 ik-bu-
та
daianü 28 dinam ú-šá- |
hi(?)-zu -&á - nu -ti-ma 91 da- |
ianam a-na ar-na e-mi-
di-š 38 ik-bu-u-ma daia-
* TUR.SAL.A.NI. ь SU.NIR.
4 Se. Amat-Samas.
167
ches Amat-Samaä, die Tochter
des Supabum 5 der Tochter
des Sin-éribam, ihrer [Adoptiv]-
tochter gegeben hatte.
Nachdem Nidnuáa und
Samas-äbili, die Tochter des
Iddinunim, gegen die Tochter
des Sin-&ribam 19 Klage er-
hoben hatten, haben sie also,
sie selbst [ausgesagt]:
Irgend ein Haus hat dir
Ата -батаё nicht gegeben,
auch eine Urkunde hat sie für
dich nicht geschrieben, nach
(bei) ihrem Tode erst hast
du selbst geschrieben.
15 Nachdem sie also ge-
sprochen, vor [den Richter] Su-
mu-Upi(?) getreten waren; we-
gen? ihrer männlichen und weib-
lichen Zeugen an der Säule (?)
des Šamaš, an dem Kataster (?)
des Šamaš, 29 in der Schlangen-
kapelle(?) der Göttin Esbarra,
nach Gagum sich begeben
hatten; ihre männlichen und
weiblichen Zeugen ‚daß sie!
noch zu ihren Lebzeiten das
Haus geschenkt und auch eine
Urkunde geschrieben hatte‘,
ausgesagt hatten,
25 haben die Richter, nach-
dem sie ihnen das Urteil zur
Kenntnis gebracht, dem Rich-
ter^ eine Strafe aufzuerlegen
* Sc, Einvernahme.
e Sc. Sumu-Upi (?) (2. 16).
168
num šú(?)-ma е(?)-Й varká-
BI е.
29 Gaul i-tu-rusi-ma 29 1 Ni-
id-nu-šá "Samai-a-bi-li *! й a-
ah-hu-šá $4 Amat-'Samas ma-
la* 23 i-ba-áš-šú-ú а-па тата
Sin-e-ri-ba-am 33 Gaul ira-
ga-mu
34 i-na a-ah-hi-éá. #4 Amat-
1бата$ ma-la i-ma-num-ma
35 j-ra-ga-mu áš-šum ti-ma-Sü-
nu-ti 29 ig-mwru šú-nu-ú-ma
i-ta-na-pa-lu
зт di-in šá “Šamaš Sp da-
ianü Пі-а (?)-ni 39 - - - 40] Iu-
šú-ellat®-zu 41 T Sin-t-ki(?)-
$4 (?)-am.
II. Abhandlung:
Schorr.
ausgesprochen: der Richter
selbst soll іп Zukunft(?) ...
Indem sie [das Urteil] nicht
anfechten, werden 29 Nidnuia,
Sama$-äbili und die Brüder
der Amat-Samaà, soviel vor-
handen sind, gegen die Toch-
ter des Sin-6ribam nicht klagen.
Wird von den Brüdern der
Amat-Samaä, soviel immer man
ihrer zählt, [jemand] ?5 klagen,
werden sie selbst, weil sie ihre
Streitsache erledigt hatten, ver-
antwortlich sein.
Urteil des Samas. Die
Richter: Ilu-báni, Ilusu-elläzu,
Sin-ikisam.
Die Urkunde bietet einige Schwierigkeiten, ist aber im
ganzen gut verstündlich und sachlich sehr interessant.
Die Brüder der verstorbenen Amat-Samaá erheben gegen
ihre Adoptivtochter® die Klage, sie hätte nach dem Tode der
Amat-Samas eine Schenkungsurkunde gefälscht, kraft deren sie
sich nun unrechtmäßig ein Haus in Gagum, ein Nachlaßstück
des Verstorbenen angeeignet hat. Die Parteien erscheinen vor
Sumu-Upid; an Ort und Stelle werden nun die Zeugen, Männer
und Frauen, vernommen, welche übereinstimmend aussagen,
daß die Schenkungsurkunde echt, von Amat-Samai selbst ver-
faBt worden sei.
Nun heift es Z. 25—28: ,Die Richter haben ..., dem
Richter eine Strafe aufzuerlegen ausgesprochen‘. Da Z. 38
bis 40 drei andere Richter unterfertigt sind, Sumu-Upi* aber
a Dann folgen noch, wie es scheint, als Glosse: ... bu (?) tu bi-a-tim
(s. Z. 3). ^ ILLAT.
* Bie wird nicht namentlich genannt.
d Derselbe fungiert auch II 46, Z. 11 (Nr. 21) als Richter.
* Es ist kaum anzunehmen, daß sein Name die Lücke in Z.39 ausgefüllt hat.
Altbabylonische Rechtsurkanden, 169
nicht, so wird man Z. 25—28 doch nur dahin interpretieren
können, daß die unterfertigten Richter den Sumu-Upi bestraft
haben. Leider ist Z. 28, wo vielleicht die Strafe detailliert
war, unverständlich. Aber weshalb trifft den Sümu-Upi eine
Strafe? Diese Frage bleibt offen. Jedenfalls scheint da eine
Illustration zum 8 5 des С. Н. vorzuliegen. Vgl. weiter Anm.
zu Z. 21—28. Der übrige Inhalt ist ganz klar: Die Kläger
verpflichten sich nicht mehr zu prozessieren. Tun sie es ja,
dann tragen sie die Verantwortung dafür.
Z. 3. Die Zeile ist ganz unklar, stört aber nicht den
Sinn der ganzen Satzperiode.
Z. 5. märat Sin-e-ri-ba-am márti-iá ‚der Tochter des
Sin-éribam, ihrer [Adoptiv]tochter*. Nur so darf übersetzt
werden. Meißner AS ПІ 31* faßt ,Márat-Sin-éribam* als
Eigennamen auf, was sicher unrichtig ist. Es gibt wohl Frauen-
namen: Márat-I&tar, Märat-"Samas, d. Б. Tochter eines Gottes
oder einer Góttin, aber nirgends wird der Name des Vaters
als Element in den Namen des Kindes aufgenommen. Vgl.
auch Ranke BPN a. a. O.
Z. 13—14. In beiden Zeilen hat das ma — vgl. die
Übersetzung — betonende Bedeutung.
Z. 16. maharu mit АКК. ‚zu jemandem kommen‘, hier:
zum Richter. Vgl. Anm. zu II 46, 10 (Nr. 21).
Z. 17—21. Da das reklamierte Haus sich in Gagum be-
findet, begeben sich Leute, Delegierte des Gerichtes wohl
dorthin, um die Zeugen, die auf der Schenkungsurkunde wohl
unterfertigt waren, über die Echtheit derselben zu befragen.
Die Zeugen befinden sich — Männer und Frauen — in den
Vorhöfen des Sama&tempels und des Tempels der Göttin Eš-
harra, wo sie auch vernommen werden.
Eine ähnliche Situation, zugleich auch ein analoges prozes-
suales Verfahren weist ВАР Nr. 43" auf. Auch dort: bestreitet der
Kläger das auf Grund der Adoption errungene Besitzrecht und
* Die Urkunde wird dort skizziert, zum Teile mif verstündlich.
> = KB IV 98 П.
* Der hier skizzierte Inhalt bezieht sich auf den zweiten Teil der Ur-
kunde, die in ihrem ersten Teile wohl einen Protokollauszug aus einem
früheren Prozeß in derselben Sache enthält. Die beiden Teile werden
weiter durch I, II markiert.
170 II. Abhandlung: Schorr.
ähnlich wie hier verweisen auch dort die Richter die Parteien
an die früheren Zeugen, die ebenfalls in verschiedenen Tempel-
vorhöfen aufgesucht werden. Die Zeugen bestätigen, — da wohl
keine schriftliche Adoptionsurkunde vorliegt oder deren Echt-
heit angefochten wurde — daß der Angeklagte sein Adoptions-
recht vor den früheren Richtern beschworen hatte, und so wird
denn sein Besitzrecht von den Richtern bestätigt und der
Kläger zurückgewiesen.
Die Urkunde ist höchst interessant, leider aber hat weder
Meißner noch Peiser* infolge unrichtiger Lesung und Devu-
tung dieselbe genau verstanden. Es ist daher wohl kein super-
fluum, wenn hier zum drittenmal eine Transkription und Über-
setzung geboten wird:
Nr. 72°. ВАР Nr. 43 (Str. М. 30).
Doppelprozeß über Haus und Garten.
1 áš-šum ‘kirim šá "Sín- ! In Sachen des Gartens
ma-gir ? $4 Mär-"Mär-tu а-па | des Sin-mágir, welchen Маг
kaspim i-iá-mu Martu für Geld gekauft hat.‘
ILI Y Ilu-ba-ni a-na gi-im- ПО Nachdem Ilu-bäni auf
da-at-tu-uS * ip-ku-ru-ur-ma a- | Grund seines Gesetzanspruches'
na daiani pl. > il-li-ku-ma da- | geklagt hatte; 5 sie* zu den
ianü pl. ° апа báb^ "МІХ, | Richtern gekommen waren; die
MAR KI it-ru-du-Sü-nu-ti-ma | Richter sie an das Tor der
| МІХ.МАВ.КІ verwiesen hatten,
1 daiani pl. 84 báb* "NIN. | hat den Richtern des Tores
AAR KT * | Ilu-ba-ni i-na báb* | der NIN.MAR KI Ilu-bäni im
"NIN.MAR.KI ° ki-a-am iz- | Tore der NIN.MAR.KI also
kur um-ma šú-ú-ma geschworenf, nämlich er selbst:
* KB IV 22 II. ^ KÁ. * Rubrum.
4 simdátu-hi. Der Plural ist hier abstrakt zu fassen ,Gesetzlichkeit, Ge
setzesanspruch‘,
e D. i. die Parteien.
f Diese Bedeutung hat zakáru in den Urkunden. Es ist eine Abkürzung
von der RA ni ilim zakáru im С. H. Kol. IX 12 ($ 20).
Altbabylonische Rechtsurkunden.
1 lu-ú таг "Sín-ma-gir a-
na-ku И а-па ma-ru-tim il-ki-
a-an-ni !* ku-nu-uk-ki la ih-
hi*-pu-ma
13 ki-a-am iz-kur-ma itu
"Ri-im-"Sin 14 тат à фіат
ana llu-ba-ni 15 ú-bi-ir-ru
ШІ) 16 i-tu-ur T Ибт-ти-
ba-li-it
и тат Ilu-ba-ni ip-ku-
urna 18 ата daianí il-li-
ku-ma 19 daianü а-па (a-na)
alim’ 29 ù &-bu-tim it-ru-du-
Sinu-ti-ma ?! i-na báb* ‘!Mar-
duk #Šú-uš(?)-šá "Хаппат
з a Hu-šá Ч NIN. MAR.KI
5 ilmar-ta "Marduk 3 «KU
$4 ab-nu-um iz-zi-zu-ma
3 j$i-bu-tum pa-nu-tum $4
Már-? Mar-tu ?% i-na báb* "NIN.
171
10 Gewiß bin ich der Sohn
des Sin-mägir, zur Kindschaft
hat er mich angenommen;
meine Urkunde® ist keines-
falls vernichtet.
Nachdem er also geschwo-
ren hatte, haben sie! nach®
Rim-Sin den Garten und das
Haus dem JIlu- bûni 1° zu-
gesprochen.
[IL] Da” hat Sin-mubal-
lit [das Urteil] angefochten.
Nachdem er wegen des
Gartens Ilu-bäni geklagt hatte‘,
sie* zu den Richtern gekommen
waren; die Richter sie an die
Stadt 29 und zwar! an die
Zeugen verwiesen hatten; sie
sich im Tore der Götter Mar-
duk, Suáa(?) Nannar, Нива
und NIN.MAR.KI sich auf
(im?) ... aus Stein(?) hin-
gestellt hatten;
35 die früheren Zeugen
des Маг-Магіа»: im Tore der
* So! gegen Peiser KB IV 22, Anm. 6. Die Form ist IV!, wie sie öfter
von diesem Verbum in den Urkunden vorkommt.
b So ist natürlich zu lesen.
Das zweite a-na ist Dittographie und daher
in () gesetzt. Indem Meißner und Peiser irrtümlich а-па a-na-a-H lasen,
haben sie sich selbst das Verstündnis des Inhaltes erschwert.
* KÁ. 4 Oder É.KU.
* Se. Adoptionsurkunde.
f 8c. die Richter.
f Sc. nach dem Gesetze des Königs Rim-Sin. Vgl. VI 42%, 16—17: varki
Sumula-ilum тіфагат Кипа.
һ Nur als Betonung der Tätigkeit läßt es sich erklären, daß gegen die
feststehende Syntaxregel das Verbum dem Subjekt vorangeht.
| pakáru mit doppeltem Akkusativ des Subjektes und Objektes.
k D. i, die Parteien.
! й explicativum. Vgl. hebr. 1. Gesenius-Buhl: Hebr. Wörterbuch, 8, 207 *.*,
з D, і vom Prozeß des Már-Martu.
172
MAR.KI 87 Ilu-ba-ni lu-ú ma-
ru a-na-ku ?% ü-ta®-mu ik-bu-
ш-на.
39 ттт й bitam апа Ilu-
ba-ni ú-bi-ru.
30 Y 5 Sin-mu-ba-lt-it la i-tu-
II. Abbandlung:
Bchorr.
NIN.MAR.KI haben sie (die
Richter) Ilu-báni: ‚gewiß bin
ich der Sohn‘ schwören lassen,
ausgesagt hatten,
haben sie (die Richter) Gar-
ten und Haus dem Ilu-bäni
zugesprochen.
39 Indem Sin-muballit [das
Urteil] nicht anfechten wird.
wird er nicht Reklamation er-
heben.
Bei Nannar, Šamaš, Mar
duk und dem König Hamm
rabi hat er* (Sin-muballit) ge
schworen.
ruma” 31 la i-ba-ga-ru
33 nis '!Nánnar “Šamaš
^ Marduk 33 й Ha-am-mu-ra-
bi LUGAL.E. IN.PÁ.
Z. 18. éurinnum. Vgl. zur Bedeutung Anm. zu IV 47*, 14
(Nr. 16). Die dort ausgesprochene Vermutung scheint mir noch
anderweitig ihre Bestätigung zu finden. In der berühmten,
für die Datierungsweise zur Zeit der ersten babylonischen Dy-
nastie so wichtigen Urkunde VATh 1200? lesen wir Z. 13—21:
13 $d-at-tum Ad Sa-am-su-di-ta-na $ат-тит 14 $4-ат-$а-а-ит іа
adan Чите 15 Su(?)-ri-ni sd kima йтї"* nam-ru 19 i-na "7"
uknim!í hurágim ruésim* à [kas]pim misi şi-ri-iš ... 18 ib-
[n]u-ü-ma 1 [a]-na “Šamaš be-lim 3d-kii 39 mu-Sar-bi аг
ru-ti-Sü ®! ana E.BABBAR.RI ü-Se-lu-ü.
‚Jahr, in welchem Samsu-ditäna, der König, Sonnen-
[bilder] aus dusü-Stein, Säulen, welche wie der Tag leuchteten,
nachdem er sie mit Lasurstein, lauterem Golde und reinem
Silber herrlich [schmückte] und erbaute (schuf), dem Sama
* So! nicht dd, wie Meißner und Peiser lesen, weshalb auch kein richtiger
Sinn herauskommt. Die Zeichen #4 und ѓа sind im Altbabylonischen ой
nicht zu unterscheiden.
b Das ma muß wohl im Original zur Z. 30 gehören. So erfordert es auch
das Schema, wonach immer das ma nach dem ersten Verbum folgt.
с So! IN.PÁ ist Sing. — Nur der Verurteilte schwört.
4 Veröffentlicht und erklärt von Messerschmidt OLZ VIII 268 f.
e GAB.SI.A vgl. HWB? 270».
г ZA.GIN. « HUS.A. ù jü-ri-ni = 3urini (pl.).
Altbabyloniscbe Rechteurkunden. 173
dem erhabenen Herrn, dem Mehrer seines Königtums, nach
E.BABBAR hinaufbrachte‘.
Wie man sieht, gibt die Weihung der mit Edelsteinen
geschmückten Säulen® für den Samaitempel dem betreffenden
Jahre seinen Namen. Daraus kann man auch auf die kultische
Wichtigkeit dieses Tempelbestandteiles schließen; in der Säulen-
nische wird der Schwur vor Gericht geleistet.
šá-ša-rum ... ba-ds-mu-um. Der Zusammenhang ergibt,
daß ebenso wie $aíarum auch фаїтит ein Bestandteil des
Tempels ist, etwa ‚Vorhof‘ oder ‚Kapelle‘. Vgl. Anm. zu II 45,
9--10 (Nr. 28). Die Tempelvorhöfe sind zugleich die Haupt-
marktplätze, wo Geschäfte abgeschlossen werden. Da werden
auch die Zeugen, die gewöhnlich bei Verträgen assistieren, auf-
gesucht.
7.30. Es-har-ra. Eine Göttin, die auch in Sippar einen
Tempel hatte. Vgl. ГУ 48*, 5, ВРХ 199°, Bezeichnend ist, daß
die weiblichen Zeugen im Tempel der Göttin aufgesucht werden.
Z. 23. i-na bu-ul-ti-d-a-ma ‚noch zu ihren Lebzeiten‘.
з... id-di-nu ... iš-turu. Zu notieren ist ša ‚daß‘ mit fol-
gendem u, wie hebr. чик. Vgl. auch HWB? 922»,
Z. 27—28. Wie schon oben bemerkt wurde, sind die
zwei Zeilen, in denen offenbar dem Richter eine Strafe auf-
erlegt wird, dunkel. Das letzte Zeichen in Z. 28 kann ich
nieht mit Sicherheit identifizieren. Möglich, daß es aus EGIR
— varkáte verstümmelt ist. Jedoch vermute ich (mit aller Re-
serve) — bei Voraussetzung einer Schreibvorlage (Konzept) —
daB eine Zeile nach Z. 28 ausgefallen ist, etwa: eli kussé da-
ianütióu la iturru, eine Strafe gemäß С.Н. $ 5 (Kol. VI, Z. 24
bis 27). Beide Zeilen endeten mit demselben Worte (i-tu-ru . . A
daher konnte ein Irrtum leicht möglich gewesen sein.
Z. 31. a-ah-hu == ahhü pl, ebenso a-ah-hi-ja == ahhi-3á
(Z. 34).
7. 34—35. Ich fasse und übersetze diese zwei Zeilen
als Bedingungssatz ohne Bedingungspartikel, aber auch ohne
— — amaa
* Messerschmidts Bedenken a. a. O. gegen die Bedeutung ‚Säule‘ scheint
mir unbegründet zu sein. Daß in 4urini die Angabe eines weiteren Ma-
terials neben duià enthalten sein sollte, halte ich in Hinblick auf die
Parallelstellen, wo sonst éurinnu vorkommt, für ausgeschlossen.
174
П. Abhandlung: Schorr.
das konditionale ma. Vgl. AG? $ 192. Ebenso oft im He-
bräischen, vgl. Gesenius: Hebr. Grammatik?" 8 159 b—g.
Z. 35. t(d)i-ma-sü-nu-ti. Es ist einer der sehr seltenen
Fälle, wo das emphatische { (5) graphisch ausgedrückt wird.
Vgl. IV 11», 1 (Nr. 46): té-bi-a-tim.
Z. 36. šú-nu-u-ma ‚sie selbst‘ betonend! Vgl. С. H.
У» 19: $ü-ma ‚ег selbst‘. Vgl. WZKM XVIII 226, Anm. 3.
In Rücksicht darauf, daß der Name des Richters Sumu-
Upi (Z. 16) auch II 46, 11 (Nr. 21) als Richter vorkommt,
würe man geneigt unsere Urkunde in ungeführ dieselbe Zeit,
wie jene, zu setzen, d. h. in das 14. Jahr Sin-muballits.
Dafür spricht auch der Schriftduktus beider Urkunden. Vgl.
auch Ranke BPN 56.
Nr. 73. CT IV 6* (Bu. 91--838).
Aussageprotokoll.
1 Y “Pr-ir-i-din-nam 3 тат
Bél-ma gir e ] Bur-"' Rammän
тат Ili-i-din-nam * ] Nu-ür-
бата$ már - - -
5 41-ри an-nu-tu-un šá mah-
ri-šú-nu ® | I Sin-i-din-nam mår
lSamai-sulálu* (?)-ni ° ата Е.
ri-ib-NSin 8 ki-a-am ik-bu-ü
um-ma &ü-ma
3 isten Sikil kaspim $4 a-
na 19 I-ti-ib-li-ba-šú ap-ki-
du-ka 18 itti Lti-ib-li-ba-iü-ma |
Itib-liba&u selbst nehmen. Einen
13 te-li-ķi 14 ištên иги ёа рае
ti-a 15 T E-til-pi-Sín 19 ú-ba-
ra-ak-kum-ma И i-na-ad-di-na-
kum 18 ú-ul ü-bi-ra-ku-Su-ma
1? 2 иё kaspim a-sa-ga-al |
20 istén. šiķil kaspim ka-an-kam
21 $4 а-па ia-Si-im 23 ta-ad-di- |
* AN.SUR.
! Pir-idinnam, der Sohn des
Bél-mágir, Bur-Sammän, der
Sohn des Ik-idinnam, Nür-Sa-
maš, der Sohn дез ...
5 Diese Zeugen sind es, vor
welchen Sin-idinnam, der Sohn
des Samas-sulülu-ni zu Êrib
Sin folgendes gesagt hat, näm-
lich er selbst:
Einen Sekel Silber, den ich
19 bei Itiblibasu für dich de
poniert habe, wirst du von
Sekel Silber, den du bei mir
hast," wird 19 Etel-pi-Sin, in-
dem er ihn dir anweist, über-
geben. Falls er ihn dir nicht
| anweist, werde ich zwei Sekel
| Silber bezahlen. 2 [ Betreff)
b Wörtl. der in meiner Hand ist.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 175
nam * Y 9?Marduk-mu-ba-l(it | eines Sekels Silber, den du
^ à Sin-i-din-nam i-ga-bu-c | mir laut Quittung gegeben hast,
5 ёп šiķil kaspim а-$а-да- | werden Marduk-muballit und
alni (?) | Sin-idinnam sprechen. 29 Einen
Sekel Silber werde ich be-
zahlen.
368 vara] Abu’ šattum 8А. Im Monat Abu, im Jahre...
ДИ s
Betreffs des Schemas vgl. Anm. zu IV 7* (Nr. 14). Sin-
idinnam schuldet dem Erib-Sin einige Sekel. Nun sagt er vor
Zeugen aus, er habe einen Sekel bei Itib-libbasu für seinen
Gläubiger deponiert, einen Sekel habe er Etel-pi-Sin zu zahlen
beauftragt, einen werde er selbst bezahlen. Falls Etel-pi-Sin
nicht den Auftrag ausführt, werde er selbst zwei Sekel für beide
bezablen. Inhaltlich mit dieser Aussage eng zusammenhängend
und auf sie bezugnehmend ist VI 34° (Nr. 78) (s. weiter).
Z. ll. ap-ki-du-ka ‚ich habe für dich deponiert‘.
7. 16. ü-ba-ra-ak-kum-ma ‚indem ich dir überweise‘
(praes. ПІ), voa vgl. Anm. zu II 22, 13 (Nr. 70). Zur Um-
schreibung > $ = Кит (nicht kum) vgl. Ungnad ZA XVII.
Ebenso Z. 17; VI 34° 17, 19, 20, 27.
Z. 20. ka-an-kam ‚quittiert, urkundlich bestätigt‘.
Nr. 74. CT IV 30° (Bu. 88—564).
Wagen(?)miete.
1 üru-uk-bu-um 2 itti Va- | 1 Einen Wagen (?) hat von
rad-ili-süu 3 таг GAS. [star | Varad -ilišu, dem Sohne des
tT U-sur-và-da-am 5 mûr *Mar- | GAZ-IStar, Usur-vadam, 5 der
duk-na-sir 5 а-па &attim ú-še-zi | Sohn des Marduk-näsir für ein
Jahr gemietet.
T kiiş-ri šattim Іст 8 1|, Als Mietslohn für ein Jahr
Я kaspim isakal | wird er !/, Sekel Silber zahlen.
* Rechts am Rande. b NE.NE.GAR.
176
9 varah Ulülu* [ümu] 11kam |
| die Miete] eingetreten.
10 1-Ри-иф
II. Abhandlung: Schorr.
Im Monat Ulálu ist er ™ [in
2 Zeugen.
и pûn E-ri-ib-Sin № тйк Silli*-" Sin (?) 19 рдп Nu-på(?}- Šamaš ** mår
Varad-"Samas
16 varah Ulülu* йти 11%", |
15 Am 11. Ulálu.
Ähnliche Urkunden bieten BAP Nr. 65°, Sipp. 562 (=
AUS 23).
Z. 1. "ru-uk-bu-um® vielleicht ‚Wagen‘ = hebr. 559. Das
u erklärt sich dann wegen des Lippenlautes im Worte.
Meißner liest AS ПІ 39 (unten) das erste Zeichen
== bitum,
daher er auch eine andere Bedeutung supponiert, etwa ‚Scheune‘.
Мг. 75. CT IV 39^ (Bu. 88—604).
Feldmiete.
11|, САМ eklim i-na Hu-
та (?)-tum (?) - - ? i-ta ekil Va-
rad-bit® (l)-a-bi-šá * й 14а ekil
Mär-Sa-ma (?)-ia! 4 itti A-na-
tSamaš-li-zi 5 mûr Mi-na-tum
е ] "Раттап-$ат-тит ° таг
572 -na-ir(?) 9 ú-se-zi
° а-па рі dub-bi-3u(?) 19 la-
bi-ri-im 11 i-na Dürt-Sippar*
12 jeam(?) imaddad
! Ein Halbes GAN Feld
in ..., neben dem Felde des
Varad-bit-abis$a und neben dem
Felde des Mär-Samaia‘, hat
von Ana-Samaö-lisi, 5 dem Sohne
des Minatum, Raminán-éarrum,
der Sohn des ..., gemietet.
Gemäß seiner !? früheren
Urkunde wird er in Dár-Sip-
par das Getreide abmessen.
2 Zeugen.
13 pân Ш-і-фіп-пат 14 mûr 54-#Аўа 15 pân Silli-2Samar 19 таг Ii-
“É(?)-a(?)
И varah Аїати!(?) Фти(?)
4 kan (2).
« KIN.AN]itar. ь МІН,
Am 4. Ajaru.
e 7.1 ibid. lies: ru-uk-bu-um, wie schon Meißner AS III 39 selbst korri-
giert hat.
є BAD(!). ь GUD.SI(?).DI.
d Im Ass. rukfibu, aram. RNIN.
° Es steht #4(?) wohl aus Ê verschrieben.
f Oder: Märu-dä-Ba-ia.
Altbabylonische Rechtsurkunden.
177
Der Pachtzins ist nicht angegeben, indem auf eine frü-
here Urkunde betrefis desselben verwiesen wird.
Nr. 76.
CT VI 925 (Bu. 91—365).
Erbteilung.
1 1/, САМ eklim ? іа Še-
li-bu 3 й i-ta Ib-ku-id * 1|, SAR
bitim epsim ° ita Eristi'*-! Aja
© märat Hi-lu-lam "att Ni-
ši-i-ni-šú
8 ct Ri-ba-tum 9 i-zu-uz
1 Ein Drittel GAN Feld
neben Sélibu und neben Ib-
kuša, ein Drittel SAR gebautes
Haus 5 neben Eristi-Aja, der
Tochter des Hilulam, ist der
Anteil der Ni3i-inisu.
Mit (der) Ribatum hat sie
geteilt.
12 Zeugen.
19 pán Ilu-pi-/ Aja И ріп E-tul-pi-"Na-bi-um 19 pán Siliv-"NIN.KAR.RA
З [pân "Si/n-ba-ni "7 р/йп Li-]bu-ra-am 19 pán Za-bi-um-ilum (?) 16 рдп E-til-
“Samad (iz ?) И рап *Marduk-ta-ia-ar (?) 18 pân Be-el-ta-ni 19 рап Sá-at-" Aja
” ріп Ga-i-la-tum * pân Ra-ba-tum 2? pân - - -.
Gegenüber den übrigen Urkunden derselben Gattung ist
hier das Schema abgekürzt.
Z. 15. Za-bi-um-ilum (?). Dieser Name weist wohl auf die
göttliche Verehrung des Königs Zabium hin. Vielleicht gehört
auch hieher der Frauenname Hammurabi-"Samsi(si) VIII 22°,
3, 5. Der Name Zabi(u)um-ili kommt auch zur Zeit Hammu-
rabis vor, vgl. VIII 48*, 26 (Nr. 39); IV 45°, 22.
Nr. 77. CT VI 26* (Bu. 91— 407).
Freilassungs- und Ehevertrag.
1 Y Ah-hu-a-ia-bi 2 märat | 1 Ahhu-aiabi ist die Tochter
In-na-ba-tim з Y In-na-ba-a-tum ¦ der Innabátum. Innabátum,
ummaéa* * а-па Zu-ka-li-ia ihre Mutter hat sie dem Zu-
Зала áš-šú-tim й mu-tu-tim | Кайа 5 zur Ehe und Gemahl-
ê i-di-in | schaft gegeben.
* NIN. b MI-L. e DAMAL.A. NI.
Bitzangsber. d. phil.-bist. Kl, 155 Bd. 2. Abh. 12
178 И. Abhandlang: Schorr.
Zu-ka-lí-ia ° i-zi-ıb-H-ma Wenn Zukalia sie verläßt,
8 istóén mani kaspim isakal | wird er eine Mine Silber zahlen;
9 Ah-hu-a-ia-bi 19 i-zi-ir-Sü-ma | wenn Ahhu-aiabi 19 ihn haft,
11 {š-tu di-im-tim 1% i-na-da*(!)- | wird man sie von der Zinne(?)
71-15-51 herabstürzen.
13 a-di In-na-ba-tum 14 ba- Wenn, solange Innabätum
al-ti-at 15 | Ah-hu-a-ia-bi 16 i- | leben wird, 15 Abhu-aiabi sie
ta-na-Si-Si-ma và.ar-ki In- | unterhalten wird, soll nach
na-ba-tim 18 [e]-Ii Ah-hu-a-ia-bi | [dem Tode] der Innabätum
[ma-am-ma-an mi-im-ma dla | gegen Abbu-aiabi [niemand
i-šú irgend einen Anspruch haben.
пів 1... Sar-ru]- Ber ?-um Bei ... dem Kön Jig [schwu-
$4 a-và-a[t] 3 [dub-bi-im an]- | ren sie], ob sie den Inhalt
ni-im ü-na-ka-ru dieser Urkunde ändern werden.
| 1 Zeugen.
4 рап Li-bi-it-Istar У pân Bur-Nu-nu NUZKU.SAL.SUR ата}
6 pän "Da-mu-gal-zu ° ріп *MAR.TU-ba-ni ® рдп I-da-du-um pêtim ° ріп
Ha-ta-lum mûr Mu-da-du-um 1° pän Hu-ve-lum таг Lu-lu-ha-a.
Diese Urkunde hat Meißner AbR 23 übersetzt, jedoch
nicht erkannt, daß es zugleich ein Freilassungs- resp. Adoptions-
vertrag ist und daher dieselbe zum Teile mißverstanden.
Die Feststellung des Schemas für die Gattung der Frei-
lassungsurkunden ermöglicht und sichert zugleich die Interpre-
tation unserer Urkunde, wie auch die Ergänzung in Z. 18.
Innabätum adoptiert die Abbu-aiabi, ihre Sklavin, indem
sie dieselbe gleichzeitig verheiratet. (Vgl. Nr. 2.) Sie bedingt
sich die lebenslängliche Versorgung aus, wofür nach ihrem
Tode Ahhu-aiabi erbberechtigt werden soll. Niemand darf danu
ihre Ansprüche anfechten (7. 11—15).
Auch in dieser Urkunde tritt die Wichtigkeit der Müller
schen Fassung des ma sowohl in syntaktischer wie auch jur
stischer Beziehung deutlich hervor.
Z. 1—8. Die Höhe der Entlassungsgabe stimmt, da keine
tirhatum vorhanden ist, vollkommen mit der Norm des $ 15%
* Wohl verschrieben für ам. b МІС АВ.
Altbabylonische Hechtsurkunden 179
im C. H. In anderen Urkunden ist sie jedoch schwankend.
Vgl. AS III 42.
Z. 9—10. i-zi-ir-šú-ma ‚wenn А ihn haßt‘. Der Aus-
druck ist derselbe wie 8 142“ und bedeutet hier wie dort
(Z. 60—62) die Verweigerung des ehelichen Verkehrs.
Ich glaube gegen Meißner AS ПІ 43», daß sowohl hier
wie auch in den übrigen dort genannten Urkunden kein Wider-
spruch mit $$ 142 ff. vorliegt. Man wird wohl auch in unserem
Fall gemäß der Bestimmung des Gesetzes gerichtlich geprüft
haben, ob die Frau in ihrer Verweigerung der Ehepflichten
wirklich die Schuld trägt oder nicht. Es scheint mir etwas
naiv, zu glauben, daß in einem so entwickelten Rechtsstaat
wie Babylonien, die Frau so ohne weiters ‚vom Pfeiler herab-
gestürzt wird‘ oder ins Wasser geworfen, sobald nur der Ehe-
mann in einem Anfall schlechter Laune sie der Vernachlässigung
der Ehepflichten gerichtlich geziehen hat.
Die knappe Form in Z. 9—10 erklärt sich durch die Prä-
zsion des juristischen Stils. Man konnte ja nicht die beiden
$8 142—143 in den Ehevertrag hineinschieben. Die Richter
haben schon den Sinn verstanden, ebenso wie das oft vor-
kommende Ата simdät íarrim, was dem modernen judiziellen
Ausdruck ‚es treten die gesetzlichen Folgen ein‘ ungefähr ent-
spricht.
Z. 18. Die Ergänzung ergibt sich aus einem Vergleich
шй anderen Adoptionskontrakten.
Nr. 78. CT VI 34b (Bu. 91—604).
Aussageprotokoll.
! Y Im-gur-ÜH тат Zi--- | ! Imgur-Upi(?), der Sohn
+] Ib-ga-tum mûr Sin-erfi- desZi..., Ibgatum, der Sohn
bam3] 3 Y Ilu-sü-bani mâr дев Sin-éribam(?), Ilusu-bani,
nA | .
Bur-!Sin der Sohn des Bur-Sin:
t ši-bu an-nu-tu-un 84 Diese Zeugen sind es, vor
ma-ah-ri-sü-nu 5 Y E-ri-ib-!Sin welchen 5 Erib-Sin, Sohn des
mûr Pi-id-ÜH" * Y Etil-pi- | Pi-ša-Upi (?), den Etil-pî-Sin,
س
* Zu 88 142 ff.
180
Sin is-ba-tu-ma ° um-ma šú-
ü-ma
2 ири kaspim % а-па im-
merim® zikarimb(?) da-ma-ga-
ат (?) ° а-па ka-Si-im й "Зіп-
i-din-nam 19 ad-di-in-ma 1! im-
meram?* ú-ul tu-Sd-bi-lu-nim
12 Ї ilSin-i-din-nam tap-pa-
ka 13 as-ba-at-ma um-ma šú-
ma 14 І E-til-pi-" Sin 15 ü-ba-
ra-ku-sü-ma 15 1 sikil kaspim
mi-it-ha-ar-3U И i-na-di-na-kum
18 1 šiķil kaspim a-na-ku mi-
it-ha-ar-šú 1? a-na-di-na-ak-kum
20 šum-ma la ü-bi-ra-ak-kum
21 2 šikil kaspim a-na-ku * mi- |
it-ha-ar-šú 23 a-na-di-na-ak-kum |
Мо um-ma E-til-pi-"Sín* ...
25 2 sikil kaspi-ka | Sin-[i-
din-nam] 36 i-pa-al-ka 1 Sin-
[idin-nam] 9" a-na-ku ü-ba-la-
23 jum-ma la
ub-la-ku-šú mi-it-ha-ra-am 9? a-
$4 (1)-ga-al.
ia um-da-ti-àá
Diese Urkunde steht
< LU.ARAD.
II. Abhandlung:
Seborr.
nachdem er ihn festgenom-
men(?) hatte, also, er selbst
[angeredet hat]:
Obwohl ich zwei Sekel
Silber zum Ankauf(?) eines
Leithammels (männlichen [?]
Lammes) dir und Sin-idinnam
19 übergeben habe, habet ihr
das Lamm nicht gebracht.
Als ich Sin-idinnam, deinen
Kompagnon, gepackt hatte,
[sagte er] also, er selbst: Etil
pi-Sin wird dir, 19 indem er
dir ihn überweist, einen Sekel
Silber seinem Teile entspre-
chend dir[zurück]geben, einen
Sekel Silber, meinem Teile ent-
sprechend, werde ich dir ge
ben. 29 Wenn er dir nicht über-
weist, werde ich zwei Sekel
Silber [laut] gemeinsam[er Haf-
tung] dir [zurück]geben.
Also [antwortete] Etil-pi-
Sin: 25 Für deine zwei Sekel
Silber ist dir Sin-idinnam ver-
|, antwortlich. Den Sin[-idinnam]
kum * à 1(0)3(9) sikil kaspi- |
im
IV 6* (Nr. 13) und beruft sich
b NU cf. Br. Nr.
werde ich zu dir bringen und
meinen einen Sekel Silber
werde ich ihm abziehen. Wenn
ich ihn zu dir nicht bringe,
werde ich [laut] gemeinsamer
Haftung] bezahlen.
engsten Zusammenhange mit
auch auf die dort enthaltene
1964.
< Vielleicht lautete das letzte Wort: fi-pu-ul-éuJ.
4 Vielleicht ist I == ] zu lesen.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 181
Aussage. Daraus ergibt sich, daß sie beide, undatiert, aus
demselben Jahre stammen.
Dort hatte Sin-idinnam, der Schuldner des Erib-Sin,
diesem vor Zeugen unter anderem erklärt, daß er Etil-pi-Sin
beauftragt habe, einen Sekel seinem Gläubiger zu zahlen und
sich auch verpflichtet, im Falle, daß jener nicht zahlen sollte,
zwei Sekel und zwar — wie aus unserer Urkunde hervorgeht
— kraft solidarischer Haftung zu zahlen. Die dort etwas
dunkle Verrechnung empfängt nun die erwünschte Beleuchtung
durch unsere Urkunde. Wir erfahren zunächst den Forderungs-
titel: Erib-Sin hatte nämlich dem Etel-pi-Sin und dem Sin-
idinnam zwei Sekel übergeben, damit sie ihm einen Leithammel
kaufen. Beide Schuldner, von denen jeder einen Sekel erhalten
hatte, haben solidarisch die Bürgschaft für die ganze Summe
übernommen. Die Leute haben aber weder den Auftrag aus-
geführt, noch das Geld zurückgegeben. Nun ‚packt‘ Erib-Sin
nach einer Zeit den Sin-idinnam und stellt ihn vor Gericht
zur Rede, worauf dieser versichert, er habe Etil-pi-Sin den
Zahlungsauftrag gegeben. Sollte Etil-pi-Sin nicht zahlen, dann
werde er zwei Sekel zahlen. Diese Aussage wird nun in un-
serem Protokoll Z. 12—23 fast wörtlich wiederholt, sicher
auf Grund der gerichtlichen Archivurkunden. Nach einer Zeit
nämlich ‚packt‘ Erib-Sin wieder den Etil-pi-Sin, führt ihn vor
Gericht und hält ihm die Aussage seines Genossen vor. Etil-
pi-Sin, an die Wand gedrückt, antwortet: ‚Für die zwei Sekel
ist dir Sin-idinnam verantwortlich‘. Jedoch verpflichtet er sich
den Sin-idinnam persönlich mitzubringen, der die Zahlung
leisten soll, im widrigen Falle er selbst sich solidarischer-
weise für beide zu zahlen verpflichtet. Von dem einen Schuld-
ner auf den anderen verwiesen, kommt der arme Gläubiger
nicht recht zu seinem Gelde.*
Beide Urkunden ergänzen also einander und bieten einen
interessanten Einblick in die altbabylonische Zivilprozedur.
7.8. LU.ARAD.NU == іттегит zikarum ‚Leithammel‘;
vgl. HWB? в. v. immerum.
* Das Verständnis der Urkunde ermöglichte mir die richtige Deutung der
Adverbia mithardu und mitharam (Z. 16, 22, 29), die ich Herrn Prof.
Müller verdanke.
182 11. Abhandlung: Schorr.
da-ma(?)-ga-am(?). Das Wort erfordert den Sinn ‚kaufen‘,
vielleicht: damákam ‚aus Gefälligkeit [kaufen]‘.
7. 14—98. Vgl. dazu IV б», 14—19 (Nr. 13).
Z. 16. mi-it-ha-ar-$ü. Wie 7.18, 22 beweist, liegt hier
ein Adverbium vor mit der Endung -Яй. Vgl. C. Н. ХИП», 33:
a-di ši-ni-šú ‚zum zweitenmal; CT II 10* (Bu. 88—200),
Rev. 15: ši-ni-šú dup-pi d-sa-bi-la-am-ma ‚nachdem ich zwei-
mal meinen Brief geschickt habe‘.
Der ursprüngliche Sinn ist ‚übereinstimmend‘, hier:
‚gleicherweise‘, ‚seinem (resp. meinem) Teile entsprechend.
Daneben kommt 7.29 ebenfalls adverbiell* mi-it-ha-ra-am
vor, doch mit modifizierter Bedeutungsnuance ‚gleicherweise‘,
d. h. ‚solidarischerweise‘, ‚kraft gemeinsamer Haftung‘. Der
Form nach liegt hier wohl ein ursprünglicher Häl-Akkusa-
tiv vor.
Z. 27. ü-ba-la-kum == ubbala-kum. Präs. I! y*52: +
Pronominalsuffix.
Z. 28. Ich vermute, daß statt ‹ — Į = 1 zu lesen ist.
Der Sinn ist vielleicht dann: ich werde ihm einen Sekel, den
ich für ihn zu zahlen haben werde, abziehen.
um-da-ti-su == umtattisu. Präs. П? (I. Person) упо ver-
mindern, abziehen‘, vgl. С. Н. XVI 13, Пе 21, XXII 56.
2. 29. ub-la-ku-su == ubbala-ku-5u. I! präs., I. Person.
Nr. 79. CT VI 35° (Bu. 91—688).
Feldmiete.
1 Sich GAN eklim ? ina 15/, САМ Feld in Taskun-
Ta-ái-ku-un-Ístar 3 itti Amat- | Istar, hat von Amat-Samai
@$ата# * märat Is-me-"Sin дег Tochter des Išme-Šin,
5 Y "Rammán-ri-me-ni © апа | 5 Rammán-riméni gegen Er
biltim* ú-še-zi | tragsabgabe gemietet.
* Prof. Müller macht mich darauf aufmerksam, daß in den Tell.Amama
briefen sibit-#u neben sibit-am(n) in adverbiellem Sinne vorkommt ‚siebeo-
fach‘, analog unserer Stelle. Vgl. jetzt D. H. Müller: Semitica I, 8. 34.
Da In ° TIE.
Altbabylonische Rochtsurkunden. 183
т bilat* eklim 15 GUR | Als Ertragsabgabe des Fel-
šeim $ i-na bit Šamaš 9 i-ma- | des wird er 15 GUR Getreide
da-ad im Tempel des Šamaš abmessen.
19 pân “Šamaš 10 Vor Šamaš.
4 Zeugen (3 Frauen, die
dritte als Sekretär).
11 „An I-ba-lu-ut 1° mûr Ilum-mu-šá-lim 3 pân La-ma-zi 19 märat Avél-
Z(?)-ia 15 р@п Ba-tal-la-tum 18 märat I-bi-ia И pân Ардги 19 SALdupšarrim,
Die Ertragsabgabe ist hier ungewöhnlich hoch, was wohl
auf die Qualität des Feldes zurückzuführen ist.
Z. 9. Die Ortschaft ist auch VI 49°, 5: harrán I$-ku-
un-Istar* erwähnt. Vgl. Daiches АВ S. 72 (Anm.).
Nr. 80. CT VI 40 (Bu. 91—976).
Grundkauf.
1 з/ е САМ itti A-dili-im | 11|, САМ hat von Adilum,
з mûr A-bi-i-Iuum 3 SásSi | dem Sohne des Abi-ilum, Ša-
mûr A-bu-wum-*-ub-lu-um 5 i-ta- | Sin, der Sohn des Abum-ublum,
gama 5 i-iéam | 5 sobald er* es wohl bestellt,
gekauft.
Als [Zeichen der] Vollzie-
hung wurde der Stab hinüber-
т а-па ga-me-ir-ti-šú 3 bu-
ka-na-am ? Sü-tu-uk |
|
19 pán li-mi-"Si 11 mûr Ha-li-li-im 1 рап Ни-ицф-фі-ит 19 mûr Пі-е-
mu-ki ** pân Mu-da-du-um 1 mûr llii-bé-am 1 pân Za-al-za-lu-um И mâr
Ma-na-ni-im !* pán Ma-ki-ia ° mûr Sü-kul-zéram* 39 рдп Na-bi-* Sin 3 таг
Avél-" ? .
Es wird ein Feldgrundstück gekauft. Der Verkäufer hat
vorher aber das Feld in Stand zu bringen.
Z. 5. ita-ga-ma == itakam-ma *itakan-ma yir. Vgl. VIII
40», 7 (Nr. 34): апа tiknim ‚zur Bebauung‘.
= ТІК. b NIN.a-zu. e Sja 4 ZIR. * Sc. der Verkäufer.
184 П. Abhandlung: Schorr,
7. 8. bu-ka-na-am. Daneben findet sich die Schreibung
bu-ga-na == bukana, vgl. VIII 38°, 6.
Nr. 81. CT VI 41* (Bu. 91—1081).
Sklavenmiete.
! Y Varad-!!Sín ? itti. Eristiti- | ! Den Varad-Sin hat von
"Aja aššat(?) Ибатаз(?) *| Ta- Eristi-Aja, der Samaipriesterin,
ad-di-nam * а-па ki-ig-ri $attim | Taddinam gegen Mietslohn für
інт 5 igu-ur-šú ein Jahr * gemietet.
6 ki-ig-ri бат інт 7 2 Als Mietslohn für ein Jahr
SE.GUR imaddad 8 itti a-gi- | wird er zwei GUR Getreide
ri-Sü-ma ? il-ta-ba-as | abmessen. Von seinem Mieter
selbst soll er bekleidet werden.
10 yarak E-lu-li йти 1 а" 10 Im Monat Elülu, am
П 1-ги-иб 1? varah Elüli* i-ga- ersten Tage ist er eingetreten.
am-mil-ma 13 uz-zi Sobald der Monat Elülu voll
(zu Ende) ist, wird er aus-
treten.
2 Zeugen.
14 pán Ma-ma-lum 15 mûr I-lu-na 19 pân UR. RA-mu-ba-li-i 17 mâr
Ilu-$ü-ba-ni
18 ратай Elu-li йти Ihm Am 1. дев Monates Elülu,
19 šattum GIS.SU(?).US.MAH. | im Jahre, in welchem . . . groß
GUSKIN. | Gold.
Im С. Н. wird der Mietslohn in Naturalien nicht normiert.
Z. 7. Nach der Serie апа ittisu bekommt der Arbeiter
täglich 10 KA, d. h. jährlich 3600 KA = 12 GUR. Somit be-
trägt hier der Lohn !/, dessen, was die Bestimmung besagt.
Auch in den anderen Mietskontrakten sind die Preisnotierungen
bedeutend unter der Norm, sowohl bei Geld-, wie auch bei
Naturallohn. Vgl. Anm. zu VIII 42* (Nr. 19), BAP S. 10, AS
III 71.
^ KIN.AN-Itar.
Altbabylonische Rechtsurkunden, 185
Z. 12. iga-am-mil-ma ‚wenn [der Monat] voll‘, d. h. zu
Ende sein wird. Gewöhnlich kommt igamar vor.
Z. 15. Der Name Luna ist BPN nicht erwähnt. Er
ist als Hypokoristikon zu fassen.
Z. 19. Da der Name des Königs nicht genannt ist, ist
trotz der Spuren das Datum nicht festzustellen.
Nr, 82. CT VIII 34* (Bu. 91—544).
Schenkung.
13/4, САМ eklim i-na e-bi- | 1 Zwei Drittel GAN Feld,
ir-tim * ita тат Ma-li-lum | am jenseitigen Ufer, neben dem
2 1/5 GAN 3 SAR ‘kirim 4 ita Sohne des Malilum, !/,, GAN
Ja-vi-ilum 5] Sin-ri-me-ni 9 a- | 3 ЗАВ Garten neben Jävi-ilum,
na Va-kar-tum ° ma-ar-ti-sü | 5 hat Sin-riméni der Vakartum,
$ id-di-in seiner Tochter, geschenkt.
? Y Ki-za-tum 10 a-bi-il T Và- Kizatum !° ist der [Adop-
kar-tum | tiv]-Sohn der Vakartum.
1 Zeugen.
u рап I-šá-li-iš-ilum 13 a-hiiá 18 pân I-ki-bu-um И mûr A-bi-ha-ar
$ ріп La-di-mi-ki-it 1 таг Za-li-lum И рдп Ri-mu-šú-um 18 mûr Na-ra-am-
Sin 19 рап Zi-ni-ia ** Varad-ili-h; ?! mûrê Ki-ni-ib-ba-H ?* pân "Samas-na-
şir ® mûr V Samad-ak(?)-lu ** dupfarrim.
Ein Vater schenkt seiner Tochter Grundstück, Feld und
Garten. Gleichzeitig adoptiert diese den Vakartum. Es wird wohl
eine Priesterin gewesen sein, die die Adoption für die Ver-
waltung ihres Besitzes vollzieht. Vgl. dazu $ 179 des C. H.
Nr. 83. CT VIII 42° (Bu. 91--1051).
Feldmiete.
14 GAN eklim(!) ina | 14, GAN Feld inmitten
PES MAT ee. ls
bi-ri-it тё susim* ? itti E-li- | eines nassen Marschbodens hat
eri-sa assat(?) Samas ? mâ- | von Éli-érisa, der Samaiprie-
* A.ZUG (?).
186
rat !Sin-a-bu-3u 1 | Ta-ri-ba-
tum 5 тат In-bu-á 9 eklam
а-па ir-ri-Su-tim ° d-se-zi
ina йт ebürim ® DI SE.
GUR bilat* eklim ? i-na GIS.
BAR “Šamaš 1° i-na Б? Ga-
gi-im(?) И imaddad
mi-Se-ir-tam 1 i-pa-ki-iz-zi
15 pán "атах pân “Aja |
Il, Аъзо опр:
| sterin,
| abusu, Taribatum, * der Solin
| des Inbusa, als Feld zur Be-
Schorr.
der Tochter des Sin-
bauung gemietet.
Am Tage der Ernte wird
er ...* GUR Getreide als Er-
tragsabgabe für das Feld, nach
dem Maße des Šamaš, 19 im
| Tore von Gagum abliefern.
13 3 i-si-ni 30 kému* 13 à |
| Mehl und die [Sportel]-Gebühr
Drei Festgaben (?), 30 KA
wird er ihr übergeben.
15 Vor Šamaš, vor Aja.
1 Zeuge.
19 pán Ri-is-^ Šamaš | mä/r] Ha-bi-za-ni
18 varah Dûr?-a-bi йти (?)
2(?)kan 19 šattum ALAM(?).SU.
BIL.E. 4DI(?).TE. SIBTU(?). |
2.1.
Am 1. des Dür-abi, im
Jahre ...
ZUG == susüm. Vgl. HWB! 573°.
Z. 12—14. Vgl. Anm. zu II 41*7’, 35 (Nr. 30).
mi-3e-ir-tam ye", vgl. НМВ! 312° (unten).
Nr. 84. CT VIII 49®.
S. Nr. 30°. (Umschrieben und übersetzt.)
Nr.85. BAP Nr. 43.
S. Nr. 1722. (Umschrieben und übersetzt.)
* ТІК. ь КА.
* Es fehlt die Ziffer.
e КО.рде,
а BAD.
Altbabylonische Rechteurkunden. 187
Indices.
A. Vergleichende Urkundentabelle.
(Nach der Reihenfolge der Urkunden in den Cuneiform Texts und der in
der Bearbeitung laufenden Numerierung.)
CT II 29) Seite26° Nr.77 | *Seite19* Nr.69
"Seite 4 Nr.20 | 29) , 31 , 47 | 51) , 229 „ 81
у, 8 „6 а) , 82° „41 | v) . 94^ „ 49
5 , 18 , 44 | 3) , 33 , 43 Фу , 25*— , 18
OMS а 70 | з) „ 33° „16° , 26 , 1
5 . 98 „ 35 | му , 345 , Т8 | 65) , 28* , 4
) , 81 , 98 | з) , 35° „ale , 28» , P
D , 82 , 65 | з) , 36 „39, 28 , 6
в, 33 „ 2|) , 31°, | „ 29» „ 13
7 . 39 „10|зу „ 40* , 40 | су , 30% , 61
м) , 40° „ 28| з) „ 40^ „ 80 | т) , 32° „ 49
Boa OF DE s ік. „зару E,
зу , Aisckh , 30| є) , 41^ , 33 | т) , 34. , 82
H) , 45 „ 28 | 4) , 4% , 24 | 15) , 36° , 62
V) . 46 , 91| 4) , 445 , 19 | чу , 364 „ 58
m „ 4 , 19| 4) , 44% n 32 | 5) , 40 „ 31
" . 50 , 8 | 15) „ 4 , 11 | ") , 405 , 34
48) , 49* , 26 ту , 404 „ Dë
CT IV | 78) e “йк B
"Seite 6* Nr.73 CT VIII |) , 42* „19
B) „ Ta „ 14 | MSeite 6° Nr.48 | ®) „ 42° „ 83
) 11. , 4619) , 1 , 55|*) , 43. „ 38
про, 30° ., 14 | зу „ 7 , 59 | 8 , 45 , 95
лу 88», 17|5) , 84 , 60 | 8 , 4s* , 39
пу , 3% , То 9) , 8e 67 | ву , 49 „3805
з) , 40° , 5115) „ 105 ,, 63 | ®)BAP Nr.43 „ 72»
e » 42» n 10%) n 17° 1 66
в) . 46^ , 36 156) „ 11 , 67
9» . 47* , 16 | 55) , 12 „29
a 15° 45.
СТ У! Kë, Е. „>р.
"Seite 22° Nr.76 | 5) „ 18° „27
во, 24" , 50 | 52) , 1% „ 68
188 П. Abhandlung: Schorr.
В. Chronologische Reihenfolge der Urkunden.*
Sumu-lailum: IV 42*; II 33; VI 36*; VIII 28*; VIII 28°;
VIII 28*.
Anmanila: VIII 26°.
Zab(i)um: II 50 (XID; VIII 42* (XIV); II 39.
Apil-Sin: VI 48* (Т); VI 44° (ID; VIII 29» (V?); IV т"
(УТ?); VI 33° (УШ); ІУ 47° (XI?); — IV 33°; VIII 49*.
Sin-muballit: VIII 25*-* (VID; VIII 42* (УШ); II 4 (ХШ;
П 46 (XIV); — II 31; II 40*; VI 42*; VIII 45*.
Hammurabi: VI 49» (D; VIII 18° (XIV); II 45 (ХУ); УШ
12° (XX?); II 41*-^ (XXVI?); VIII 40* (XXVIII); VI
44° (XXX); VI 41 (XXXV?); УШ 40* (XXXVIII?);
— П 23; IV 46»; VIII 22»; VIII 43*; VIII 48*; ВАР
Nr. 43.
Samsu-iluna: VI 40* (1); VI 32* (ID; VIII 245 (Il); VI 33°
(УП); П 13 (XVI); VIII 15° (XIX); IV 11* (XXVIID;
— VI 815; VIII 6°; VIII 32».
Abi-e&uh: VI 24»; IV 40°; УШ 17°; VIII 33*.
Ammi-ditana: УГ 37° (XXIX); VIII 7* (ХХХІІ); VIII 40°
(XXXII); УШ 8° (XXXV); — УШ 364; VIII 7°; УШ
84; VIII 30»; VIII 365.
Ammi-zaduga: VIII 10^ (УШ); — II 8; II 32; VIII 11°;
VIII 11% VIII 19°; VIII 195.
Nicht datiert: II 22 (XIII? Sin-muballit; vgl. II 46); II 40°;
П 47; IV б^; IV 30°; IV 39*; VI 22»; VI 26*; VI 34»;
VI 35*; VI 40*; VI 41*; VIII 34*; VIII 42*.
C. Gruppierung der Urkunden nach Materien.
Adoption freier Personen: П 41*7 (Nr. 30); VI 33* (Nr. 43;
VIII 12* (Nr. 29); VIII 25*-* (Nr. 18); VIII 49* (Nr. 309)
[II 41*7^ und VIII 49* zugleich Schenkungsurkunden].
* Die römische Ziffer in () bezeichnet das Regierungsjahr des betreffenden
Königs. Die nicht ausdrücklich datierten Urkunden sind durch einen
Strich — von den datierten getrennt.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 1 RO
Aussageprotokolle: ГУ б» (Nr. 73); ГУ 7* (Nr. 14); VI 34"
(Nr. 78); VIII 40» (Nr. 31).
Darlehen: *VI 37° (Nr. 54); VI 44° (Nr. 12); VI 44° (Nr. 32);
VIII 8° (Nr. 57); *УШ 11° (Nr. 67); *VIII 30° (Nr. 61);
УШ 33» (Nr. 52); *VIII 36° (Nr. 62); VIII 36? (Nr. 58)
(Haftung); VIII 42° (Nr. 19). [Die mit * bezeichneten
Urkunden behandeln Hofdarlehen.]
Ehe: II 33 (Nr. 2) (s. Freilassung); VI 26* (Nr. 11) (s. Frei-
lassung); VIII 7® (Nr. 59).
Erbschaft: II 4 (Nr. 20); IV 46» (Nr. 26); VI 22* (Nr. 76);
VI 31° (Nr. 47); VI 42° (Nr. 24); VIII 18° (Nr. 27); VIII
28* (Nr. 6).
Freilassung von Sklaven (durch Adoption): II 33 (Nr. 2);
II 40* (Nr. 23); II 40* (Nr. 71); IV 42* (Nr. 1); VI 26*
(Nr. 77); VIII 29» (Nr. 13); VIII 48* (Nr. 39). ПІ 33
und VI 26* sind zugleich Ehevertrüge.]
Kauf: II 13 (Nr. 44) (Loskauf); IV 33» (Nr. 17); VI 40»
(Nr. 80); VIII 26» (Nr. 7); VIII 32* (Nr. 49).
Miete: II 8 (Nr. 64); II 32 (Nr. 65); IV 30° (Nr. 74) (Wagen);
IV 39° (Nr. 75); IV 40° (Nr. 51); VI 24° (Nr. 50); VI
35° (Nr. 79); VI 40» (Nr. 40) (Sklaven); VI 41* (Nr. 81)
(Sklaven); VI 41* (Nr. 33) (Sklaven); VI 48* (Nr. 11);
VIII 7° (Nr. 55); VIII 8? (Nr. 60); VIII 10° (Nr. 63);
VIII 11° (Nr. 66); VIII 15° (Nr. 45) (Sklave); VIII 17°
(Nr. 52); VIII 19* (Nr. 65); VIII 19* (Nr. 69); VIII 40*
(Nr. 34); VIII 404 (Nr. 56); VIII 42° (Nr. 83). [Die
nicht nüher gekennzeichneten Urkunden behandeln Feld-
miete.]
Prozeß: II 22 (Nr. 70) (Erbschaft); II 31 (Nr. 22) (Adoption);
П 39 (Nr. 10) (Eigentum); П 45 (Nr. 23) (Hausverkauf);
П 46 (Nr. 21) (Erbschaft; vgl. II 22); II 47 (Nr. 72)
(Schenkung); II 50 (Nr. 8) (Eigentum); IV 47* (Nr. 16)
(Miete); VI 32* (Nr. 41) (Schenkung); VI 33° (Nr. 15)
(Eigentum); VI 49* (Nr. 26) (Hausverkauf); VIII 24"
(Nr. 42) (Eigentum); VIII 28* (Nr. 4) (Adoption); VIII
28» (Nr. 5) (Erbschaft?); VIII 42* (Nr. 9) (Eigentum);
ҮШ 43* (Nr. 38) (Darlehenspfand); VIII 45" (Nr. 25)
(Eigentum); ВАР Nr. 43 (Nr. 85) (Eigentum). [Die Worte
in den Klammern ( ) bezeichnen das Prozeßmotiv.]
190
IL Abhandlung:
Scherr.
Schenkung: II 4127» (Nr. 30) (s. Adoption); IV 112 (Nr. 46);
VI 36° (Nr. 3) (Tempelstiftung); VIII 34* (Nr. 82); УШ
49» (Nr. 309).
Societät (Auflösung): П 28 (Nr. 35).
Tausch: VIII 6* (Nr. 48); VIII 22* (Nr. 37).
D. Die häufigsten Ideogramme.*
(Alphabetisch geordnet.)
A.SÀ — eklum |
A.KAR — ugarum |
BAR — mislum |
DA — а
DAM — а$афит
DAM.KAR — tamkarum
DI.TAR — daianum
DUB — duppum
DUB.SAR — dupsarrum
ER — alum
ÉRÜA — bitum epsum
ÉGAL — бкайит
EGIR — varkátu
LUGAL — $arrum
МАМА — тапіт
MU — 1) Зайит, °) пізит
MU.NLIM — бити, -ša
NIN — ahätum
NITA — vardum
NI.LAL.E — isakal
NINI — ii (i, Чата)
NI.RAM.E — imad(d)ad
PA — aklum
SÀ — libbum, libbi(a)
SAM — iimu, simu
6ISSAR — kirüm
GIN — siklum | SE.(BA) — seum
GUSKIN — hurásum | SI — pán, mahar
GUN — biltum | SÉBA.AN.TI — ilteki
HA.LA — zittum SES — ahum
HE.GAL — hegallum
ІВ.ТА.Е (UD.DU) — usesi
ID — närum |
ITU — varhum
IN.NA.AN.LAL — iskul |
ІХ.РА.МЕм (resp. 55) — itmá |
KA — püm [(-@ fem.) |
KI — itti
KI.KAL (oder UD) — nidütum
KUBABBAR — kaspum
| TUR — márum
TUR.SAL — märtum
TUR.US — aplum, aplütum
UD — ümum [ebrim
| UD.EBUR.SÜ (KU) — ina úm
UKUR.SÜ — ana matêma
"EN.ZU — Sin
ISIN («9 — Sin
“U -+ DAR — fitar
| NINNI — Ištar
a Dieselben sind im Texte zumeist ohne besonderen Vermerk semitisch
umschrieben.
Altbabylonische Bechtsurkunden.
191
E. Sonstige Ideogramme.
(Alphabetisch geordnet.)
А — тё УШ 42°, 1.
AB.SIN — apsenum II 8, 1;
II 32, 1; VIII 10%, Та. 5.
AD.DA — афит IV 42», 4.6.
21; VI 32*, 2.
546 АМА й 549? NITA — astapi-
rum 1150,1.14; УШ 98», 5. |
AZAG.DIM(?) (cf. П 7, 25] |
— ? ‚Goldschmied‘
,22*, 17.
BAD — dürum VIII 28*,1u.6.
VIII
BAL.RI — ebirtum II 32, 4; |
VIII 11», 3.
BARA.US — rid sábim II 8,
6; IV 1*,4(?); VIII 10*, 6.
DAH.HE.DAM — ussap yas
VI 44», 3.
DAMAL.A.NI — ummasa VI
26*, 3; VI 325, 3.
DIM — bänüm VI 36%, 20.
DI(EL?).GA.GU — ? II 32, 9.
DUG*«- — tábat IV 49%, 3.
DUG — täb VIII 265,12 и. 5.
EGIR.RA — varkätu II 40»,
1; УШ 325, 7.
E.NI.DUB — naspakum, nat-
bakum VIII 33°, 11.
GIN — (Lüngenmaf, Unter-
maß von ammatu) II 45,
2(2). 10; IV 46», 1.
GINA — kénum VI 44», 2.
SG ISIHMAR — gisimmarum
II 50, 2.
GIS.BAR — ‚Hohlmaß‘ II 32,
20; VIII 115, 15; VIII
еее ——— —————-—ншсє_——_.——.—-—————шкс————.._—_— سے ee e e
19», 17; УШ 40°, 11; VIII
42°, 9.
GIS.DUB.BA.A — gisdubbá (?)
II 32, 29; VIII 75, 12; VIII
84, 4(?); VIII 19», 25.
GUB.BA — zakpum II 50, 2.
GUD — alpum VIII 25*, 9;
VI 31», 5.
ILLAT — ellatum VIII 42°, 4.
KAR — kárum VIII 11*, 13;
ҮШ. 1*. 9.
KI.LAM —
11*, 2.
KU.DA — kémum ЇЇ 41», 35;
[VI 44», 12; VI 48°, 11 (vgl.
S. 90)].
? KAT.TA — ? ‚Besitz‘ VIII
19*, 3.
КА — bábum VIII 19°, 16 п.б.
KÁ.MAH — abullum II 46,15.
LIT — littum II 41®, 25; VIII
28°, 11. 12.
LU.NITA — immerum VI 34»,
8. 11.
MI" — я passim in Nprr.
ХІВА — pissatum VI 335,
21; УШ 12°, 13; II 41°, 34.
NIGIS — батпит VI 415,
10; VIE 8», 2. 1T.
NLGAB — pétám VIII 29°, 21.
NU — zikarum УТ 84%, 8.
NU.G IG — kadistum VI 43°, 4.
RID — sangüm I 39, 21; IV
40°, 5.
RUS — ? IV 41», 1.6. 22.
mahirum УШ
192
II,
SAG — pútum VIII 18°, 3;
VIII 32*, 6.
SA.SU — =) büsá 5) -ša káti VIII
15,9 (2); VIII Us, 4; VIII 365, 5.
SAR — isinnum II 41°, 35; [VI
Ais, 12; VI 48», 15; VI
48°, 11 cf. 8.90]; VIII 404, 15.
SE.BA — вит (ibrum) VIII
12°, 12; VIII 42*, 9 u. ö. |
SE.KIN.KUD — esédu VI |
44°, 5. 8.
атм SE KIN.KUD VI 44», 9.
SEGIS.NI — iamaiiammum
VIII 8°, 1. 10.
SIL — sükum II 4, 4; VIII
32», 6.
SIL.DAMAL.LA — rébitum
II 45, 12.
SÍB — тит IV 7%, 13.
е — ранит VI 37°, S
VIII 11°, 1; УШ 30%,
VIII 36°, 1.
SÍG.BA — lubustum II 41»,
34; VI 33», 21.
CHA) SU.BU.BU — bárüm
.. VIII 40°, 5.
Abhandlung:
Schorr.
80.1 — gallabum VI 24*,
VIII 11*, 10; VIII 19»,
SÜGIES — ? П 32, 2. 5.
ZU. МЕ — iurinmum И 47,
18.
(F&A) SIPTU — siptum VI
44% 2.10; УШ 42», 1. 13.
TA.A.AN II 22, 4; II 41», 35;
[VI Ais, 12. 13; VI 48°, 12
cf. S. 90].
TAB.BA — tappütum ЇЇ 32,
12; VIII 19*, 10; öfter in
Nprr.
ТІК — 2) biltum V135®, 7; VIII
40^, 15.) kisádum У ПІ Ze, 34.
ТОТ, — bárum VIII 25*, 14.
UZU — Sirum II 41°, 35; (VI
44*,12 (S.90)]; VIII 404, 15.
ÜH.ME.ZU.AB — pásis apsim
IV 11*, 29. 30.
"U.LUSUY — sënn pl. II 41*, 95.
UM.MI.A — umm(i)jánum VIII
361, 10.
ÜTÜL — utullum IV 4 *, 2.
ZUG — susüm VIII 42°, 1.
Тако — sint-su УШ 43*, 15.
5;
6.
3
F. Ortsverzeichnis.
[Stüdte (S), Tempel (T), Flüsse (F), Kanüle (K) usw.]
? Amurrum (S) II 50, 21.
Asukum (S) VI 482,1
Bábilum (S) VIII 40», 2.7.
? Bamatum (S) VIII 28*, 2.
? Dür-essum (S) VIII 28», 1.
Dár-muti (S) IV 41*, 46.
E.BAR.BAR (T) II 31, 7.
Gagum (S) VI 48», 13; VI 33»,
5. 91; УШ 95», 5; II 41,
9; УШ 40%, 12; VI 335, 7.
ҮШ 39», 1; П 47, 1; VIII
42°, 10.
Gaminanum (S) II 41*, 6. 1€.
| Alu-iGula (S) И 8, 3.
Halhalla (S) VI 33*, 6.
Hu-ra (?)-tum (?) (S) IV 39», 1.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 193
нат Irnina(K)1132,4; VIII11*,3. | Sabakanu (S) VI 48*, 4.
Kaduru (S) VIII 25*, 8. | Sippar (S) IV 47°, 9; VI 42»,
Kidum(S)VHI24^1;VII20^12. | 13; VIII 182, 14.
Kär-Sippar (S) VIII 7», 9; УШ | Sippar-rabá (S) IV 47% 21.
17°, 13.
Lisimurum (S) IV 47%, 2.
Sippar-Amnanum VIII 7*, 23.
| Su(?)-na-ak(?) (S) ... УШ105 8.
Майка (S) (MAL.GI.A) VI 94», | ? Tublias-rabbà (S) (ES.NUN.
13; УШ 11^, 16; ҰШ 19. NA.GAL) II 8, 8.
16; VIII 404, 13. | Taskun-Istar (S) VI 35°, 2.
^ir Pariktum (К) УШ 17^, 3. Орі (UH*) (S) öfter in Nprr.
sr Purattum
NUN")
AbR =
AG? =
AL IV =
AS Ш =
AUS —
BA —
BAP —
BPN —
(ÍD.UD.KIB. | *“Urnia (К) VIII 18*, 4.
(Е) УШ 18°, 3. | Zaban* (S) IV Ais, 19.
б. Abkürzungen.
B. Meißner: Aus dem altbabylonischen Recht (Der
alte Orient, VII. Jahrgang, Heft 1).
F. Delitzsch: Assyrische Grammatik, II. Auflage,
Berlin 1906.
F. Delitzsch: Assyrische Lesestücke, IV. Aufl,
Leipzig 1900.
S. Daiches: Altbabylonische Rechtsurkunden aus
der Zeit der Hammurabi-Dynastie. Leipzig 1903.
(Leipziger semitische Studien, I. Band, Heft 2.)
B. Meißner: Assyriologische Studien III (Mittei-
lungen der Vorderasiatischen Gesellschaft 1905, 4.
X. Jahrg.).
T. Friedrich: Altbabylonische Urkunden aus Sip-
para (Beiträge zur Assyriologie V 4), Leipzig 1906.
Beiträge zur Ássyriologie und semitischen Sprach-
wissenschaft, red. von F. Delitzsch und P. Haupt.
B. Meißner: Beiträge zum altbabylonischen Privat-
recht (Assyriolog. Bibliothek B. XI), Leipzig 1893.
H. Ranke: Early Babylonian Personal Names from
the published tablets of the so-called Hammurabi-
Dynasty (The Babylonian Expedition of the Uni-
versity of Pennsylvania Series D, Vol. III, ed. by
H. V. Hilprecht), Philadelphia 1905
Sitrangsber. d. phil.-bist. Kl. 155. Bd. 2. Abh. 13
194 11. Abhandlung: Schorr.
Br. = К. Brünnow: A classified List of all simple and
compound cuneiform ideographs I. Leiden 1889.
СН = Codex Hammurabi.
CT == Cuneiform Texts* from Babylonian Tablets in the
British Museum. London, B. I ff.
Grundriß GGO — F. Hommel: Grundriß der Geographie und
Geschichte des alten Orients. Erste Hälfte. Mün-
chen 1904.
НУВ: = F. Delitzsch: Assyrisches Handwörterbuch, Leipzig
1896.
HWB? — W. Muß-Arnolt: Assyrisch - englisch - deutsches
Handwörterbuch. Berlin 1905.
КВ ІУ = Keilinschriftliche Bibliothek, B. IV.
LIH L.W. King: The Letters and Inscriptions of Ham-
murabi (Luzac’s Semitic Text and Translation Se-
ries). Vol. I-III, London 1900.
Müller GH = D. H. Müller: Die Gesetze Hammurabis und
ihr Verhältnis zur mosaischen Gesetzgebung sowie
zu den XII Tafeln. Wien 1903.
OLZ = Orientalische Literaturzeitung, herausgegeben von
F. E. Peiser.
RA == Redensarten.
UND = Е. E. Peiser: Urkunden aus der Zeit der III. baby:
lonischen Dynastie, Berlin 1906.
WZKM == Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes.
ZA == Zeitschrift für Assyriologie und verwandte Gebiete,
herausgegeben von C. Bezold.
Alle übrigen Werke sind ungekürzt angeführt.
|
[] — Diese Klammer bei der Angabe des Schemas der
Urkunden (S. 8 u. б.) besagt, daß der betreffende Punkt im
Schema unwesentlich ist und daher nicht in allen Urkunden
vorkommt.
* Die einzelnen Urkunden werden nach der Seitenzahl des betreffenden
Bandes und nach der jetzt üblichen verkürzten Numerierung angeführt.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 195
H. Verzeichnis der phonetisch geschriebenen Würter.
(Die fettgedruckte Ziffer bezeichnet die Nummer der Urkunde.)
N
ax abum Vater. a-bi 1, 25; a-bi-$u 1, 24; 11, 24; 44, 18; a-bu-
за 30, 26; a-bi-ju-nu 21, 6; a-bi зат Heerführer 61,
3; 68, 3(?).
ZDN П! ubbubu den Reinigungseid leisten. а-па ü-bu-bi-im
21, 14.
"ЗМ abnum Stein. аб-пи-ит 72%, 24.
"2N, ebirtum jenseitiges Ufer. e-bi-ir-tim 5, 2; 83, 1.
IN agáru mieten. i-gu-ur-šu 83, 7; 40, 7; 45, 6; 81, 5; igu-
ru-&u 16, 5.
ágirum Mieter. a-gi-ri-su 45, 12; 81, 8.
IN, igarum Wand. i-ga-ri-im 43, 12.
TIN, adi а) Prüp. bis (Steigerung). (Gin bi-e (bi, bi-i) a-di hu-
räsim 4, 15; 18, 26; 20, 9; 21, 17; 24, 8—9; 27, 9; 30*,
21; 35, 13; 43, 15; 70, 21. iš-tu zi-ka-ri-im a-di Stat:
is-tum 8, 20. b) konj. solange 1, 6; 13, 5; 39, 9; 55, 24;
64, 24; 71, 13.
UTN, eššum neu. es(?)-Si-im 4, 1.
TN, avátum Wort, Inhalt, Angelegenheit. a-và-at 2, 15; 6, 25;
13, 13; 14, 20. 38; 77 Rev. 2; a-va-zu 7, 13; 17, 11; a-và-
tu-$u-nu 35, 9; ava-ti-Si-na 42, 6 (v. amáru, Sakänu).
oW, o) avilum Mensch. a-vi-lum а-па a-vi-lim einer gegen den
anderen 17, 14; a-vi-lum ma-la a-vi-lim einer gleichwie
der andere 65, 14; 68, 12; ma-ru a-vi-li Freigeborne 1, 21.
2%, ezébu a) verlassen. i-zi-ib-ši 77, T; b) hinterlassen. i-zu-bu(?)
18, 29; i-zi-bu 21, 8; 38, 4; ta-zi-bu 30^, 23; c) duppam
ezébu eine Urkunde ausstellen, übergeben. i-zi-bu 21, 23;
^ Herr Prof. Müller hatte die Güte eine Druckkorrektur der Arbeit zu
lesen, wobei er eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen gemacht, die
vielfach Aufnahme gefunden haben. Es sei mir hier gestattet, ihm dafür
besonders meinen innigen Dank auszudrücken.
13*
196 H. Abhandlung: Schorr.
58, 5. 14; i-zi-ib 25, 18; u-še-zi-bu-šu 10, 12; $uzu-ub
26, 10; ezu-ub außer 30*, 34.
MS ahum 'leil(?). ah kaspi-sa 43, 10.
ПХ ahum Bruder. a-hu-su 38, 6; a-hi-su 27, 1; a-hi-sa (2) 59,4;
a-hi-Su-nu 1, 18; a-ha-sü-nu 46, 21; pl. аа: ah-hi-su
6, 20; a-ak-hu-šïa 13, 31; a-ah-hi-i-Sa 28, 26; ah-hi-sa
30, 30; a-ah-hi-ía 13, 34; a-hu-um а-па a-hi-im эрч
gegen den anderen 16, 29; 20, 11; 35, 14; 36, 9; 27, 1
(a-ah(!)-um). -
ahätum Schwester. a-ha-tum а-па a-ha-tim eine gegen
die andere 24, 9—10; 37, 13.
mx ПІ! dînam iühuzu das Urteil verkünden. di-nam и-да-Бі-
zu-$u-nu-ti 10, 8; 15, 8; 16, 10; 25, 12—13; 26, 8; 28, 5;
79, 26; Sing. d-Sa-hi-zu-nu-ti 21, 12.
ок akálu essen, genießen, i-ik-ka-al 55, 25; 64, 2
Оҳ, alum Stadt. a-lim 79», 19; a-li-im 18, 90; 35, 1.12.
bx Пит Gott. i-li-iu 3, 5.7; au ia 29, 18.
ЛОМ, eli auf, gegen. eli X id gegen jemand anhaben 1, 11.
16; 2, 11; 13, 8; 39, 12; 71, 5; e-li-ia 14, 32; e-li-ia 140
es gefüllt. mir 14, 30; e-li X rašů eine Forderung gegen
jemand haben 21, 9; 38, 9—10.
elü auftauchen (von der Urkunde) 1-Й-а-ат 15, 33;
22, 18.
elitum Vorzugsanteil. e-li-ti-sa 30*, 33.
or, aläku gehen, kommen. i-li-ku 10, 1; illi-ku 32, 10; 72°,
5. 18; i-la-ku (präs.) 32, 10
І 55м, ul, ula nicht. а) qud u-ul oft; b) in Aussagen
(mit Impf.) u-ul 22, 5; 72, 11. 12; c) konditional 32, 10
19, 18; u-la 1, 18. 25; 2, 12; 8, 14; 4, 10. 16; 5, 19. 20;
71, 7.
П 55м II! ullulu reinigen, frei machen (vom Sklaven). puzu
u-li-il 1,5; u-li-il-šu 13, 3; 39, 5; u-li-il-ši 2, 4; ul-lu-ul
(perm.) 39, 14.
ellum, f. ellitum rein, frei. el-W-it 2, 10.
TON, arnam emédu eine Strafe auflegen. i-mi-du 42, 8; imi
du-su 10, 10; 28, 18; d-mi-du-su (Präs.) 1, 27; e-mi-di-su
(Inf.) 72, 27.
DN ummum Mutter. ит-та-$и (Nom.) 13, 3; 39, 5; um-ma-sa
(Nom.) 18, 27; 30, 12. 27.
Altbabylonische Rechtsnrkundon. 197
umma also, folgendermaßen. um-ma 14, 24; 31, 13; 72, 10;
725, 9; 78, 8; 78, 7. 13. 24.
"EN avátam amáru eine Sache prüfen. i-mu-ru 42, 6.
ana Prüp. passim u. zw. a) kausal (nach ragámu) 3, 13; 91,
15; 25, 11; 35, 10 п. 5.; а-па ga-bi-e auf Grund des Auf-
trages 55, 10; 59, 4; 63, 6; 65, 7; ana simdátu-íu auf
Grund seines Gesetzesanspruches 72*, 3. 5) temporal
(ana varkát &mé, ana #айїт etc.) 1, 10; 25, 20; 55, 15;
60, 7; 65, 13; 66, 12 u. ö.; с) modal: апа kisri 33, 5;
81, 4; ana biltim 50, 1; 69, 9 п. ö.; ana duppim (gegen
Quittung) 70, 3; ana puháti 48, 5; ana kaspim 67, 2;
13", 2 u. 6.; d) final behufs (mit Inf) 21, 14; 34, 7;
50, 6; 73, 21; апа marütim lakü 72*, 11; ana аё ќт
nadänu 11, 5; апа kallütim häru 59, 8; nadänu апа...
35, 15; 29, 10. e) lokal: 39, 6; 53, 11; 64, 27; 70, 6
u. 6. f) dativisch für, zugunsten 3, 5. 7. 8; 30*, 26; 58,
6; 59, 7; 65, 15; 68, 13; 79», 14. g) Personalobjekt (nach
ragämu): 21, 24; 25, 21; 27, 10; 98, 7.17. №) ana рі
gemäß 50, 9; 60, 11; 64, 17; 68, 15; 69, 12; 75, 9.
ina Prüp. a) lokal passim; 5) temporal (wührend) 72, 13. 23;
c) von, aus 22, 13; 30, 30; 54, 1; 71, 3; 72, 34; d) ina
pi gemäß 46, 12.
MIN enáti (аг. sli], hebr. *&) Hausgeräte, Mobilien. e-na-ti 5, 6.
ПЖ, mänahtum Mühe, Kosten. ma-na-ah-tam 65, 15; 68, 13;
ma-na-ah-ta-ka 31, 21; ma-na-ah-ta-sü-nu 68, 19.
anáku ich. a-na-ku 72*, 10. 21; 78, 18. 21. 27.
annüm (m.) dieser. an-ni-im 2, 15; 13, 14; 14, 39; 30, 11. 26;
43, 11; a-ni-im 6, 17. 25; pl. таве. annütu(n). an-nu-
tu-un 31, 8; 73, 5; 78, 4; an-nu-ti-in 14, 22; pl. fem.
anniáti(n). an-ni-a-ti-i[n] 46, 11.
WN, assatum Ehefrau. as-sa-ti 59, 15; ai-3a-at 21, 5.
assütum Frauenschaft. as-su-tim 2, 5; 77, 5.
а$$ит (== апа šum) a) wegen (präp.) as-óum 15, 5. 21; 16,
1. 6. 22. 29; 38, 17; 79», 1; as-Su-mi-ka (?) 31, 15; b) konj.
weil 28, 16; 72, 35.
atta, f. atti du. at-ía 1, 25; at-ti-i-ma 12, 14.
isinnum Festopfer (?). i-si-ni 83, 12.
Sax apälu. a) antworten (Akk. der Person) i-pu-ul 14, 35;
b) zurückgeben, rückerstatten. i-ip-p[a-al] 54, 11; ip-pu-ul
198 II. Abbandlang: Schorr.
87, 11; і-їр-ра-и 58, 11; 62, 13 (dopp. Akk.); 65, 22; 68,
19; a-pa-al-ka 31, 22; i-pa-al-ka 78, 26. с) übertragen,
abtreten (АЕК. d. Person). i-pu-lu 46, 22. І? verantwort-
lich sein. i-ta-na-pa-lu 38, 21; 72, 36.
apiltum Ausgleich (?). a-pil-ta 24, 11.
aplum (erblicher) Sohn. a-pil 23, 1; a-bi-il 82, 10.
aplütum a) Sohnschaft, Adoption. ap-lu-ut 23, 1; ap-
lu-tam 23, 3; ap-lu-tim 4, 12; ap-lu-ti-ja 22, 13; ap-luza
22, 17; ap-lu-ti-$u 46, 12; ap-lu-us-su-nu 46, 7. Б) Sohnes
anteil. ap-lu-za 30, 31.
WEN epéju machen. а) bitam e. bauen. bit "LUGAL .. . mun
3, 6; b) tappütam e. Kompagnie schließen. i-pu-$u 35, 3;
с) тат e. eine Angelegenheit ordnen. 1-ри-$и 35, 5;
d) nikásam e. die Rechnung machen. i-pu-us 70, 12;
e-bi-es (Präs.) 31, 18.
DN, eróbu a) eintreten. а-па bi-it a-bi-&u i-ru-bu 11, 24; ата
bit "Хата i-ru-bu 35, 4; i-ru-bu-u 70, 10; а-па Ga-gi-im
i-ru-bu 13, 21; b) in Mietsdienst treten i-ru-ub 33, 14;
40, 14; 45, 14; 74, 10; 81, 11; c) ana biltim e. abgabe-
pflichtig werden (vom Felde). i-ir-ru-ub 55, 21; 64, 27.
arnum Strafe. a-ra-an 1, 26; ат-та 72, 21; ar-nam 10, 9; 28,
18 (у. emédu).
WIN erêšu verlangen. i-ri-[$u?] 62, 12.
WN, erëin bebauen. e-ri-su-ti/m] 11, 11; ir-ri-$u-tim 50,
6; 51, 6; 59, 8; 55, 14; 56, 7; 60, 6; 65, 11; 66, 11;
68, 10; 69, 9; 83, 6.
merisum Anpflanzung. ekil me-ri-es 66, 4.
iskarum Flur, Land. is-ka-ri-im 8, 4.
aslakum Fürber(?). a$-la-ku 30^, 30.
SWN asrum Ort. a-sar 14, 30.
їни a) von (steigernd) 15% 01-1 a-di hurágim 4, 15; 18, 26;
20, 9; 21, 17; 24, 8; 27, 9; 30*, 21; 35, 13; 43, 13;
10, 21; iiu zi-ka-ri-im 8, 19; b) lokal Gi di-im-tim
77, 11; c) gemäß (sc. dem Gesetze) 1, 46; 73°, 13; d) kon).
sobald. is-tu 29, 17.
isténié gegenseitig. i&ti-ni-i$ 16, 32.
ita neben i-ta 7, 5; 8, 3; 11, 3. 5; 17, 2; 18, 9. 11. 22. 24;
24, 3; 27, 2; 30, 1. 8. 11. 18. 20. 21; 34, 2; 43, 5; 7,
2; 16, 2. 3.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 199
ИН a) von. it-ti 40, 11; 5) mit i-ti 6. 18; it-ti 27, 7; ила
21, 18.
PAR, etéku III! hinüberführen. su-tu-uk 17, 10; 80, 9.
2
ow,2 bélum Besitzer. be-el 51, 4; 63, 5; 65, 6. 10.
beltum Besitzerin, Herrin. be-el-ti 59, 6; 56, 5; 64, 11;
66, 9; 69, 1; be-el-[ti-]sa 4, 8.
“%, 3 II! bu’uru a) überweisen. u-bi-ra-ku-su 78, 18; u-bi-ra-
ak-kum 78, 20; u-ba-ra-ak-kum (Präs.) 73, 16; u-ba-ra-
ku-$u 78, 15; b) zusprechen (bei Gericht) u-bi-ru 70, 13 (?);
42*, 29; u-bi-ir-ru 12*, 15.
Барит Tor. ba-ab 11, 13; 15, 12; 18, 20; ba-bi-im 31, 4.
bábtum Verlust, offene Schuld. ba-ab-tam 35, 6; ba-ab-tim
35, 11.
ГЗ bitum Haus. bi-it(?) 11, 23; bi-tim(?) 14, 26. 29; bi-tam
14, 26. 29; bi-ti-ia 14, 25; [bi-t]i-ja 5, 8; pl. Фиги bi-
ti-tim 14, 20.
bukänum Stab (?). bu-ka-nam 17, 10; bu-ka-na-am 80, 8.
755 balu außer. ba-lu 43, 12.
295 balátu leben. ba-al-tu (Perm.) 1, T; ba-al-ti-at 99, 15;
30, 33; 39, 9; 77, 14; bu-ul-ti-áéa-a (Inf.) 79, 23.
m biritum Mitte. i-na bi-ri-it 83, 1.
MY baíü vorhanden sein. i-ba-a3-$u-u 4, 14; 21, 18; 72, 32;
ba-zu-u (Perm.) 49, 1; 60, 1; 68, 1; bi-zu-/u] 69, 1; ba-
#1-а-ат 65, 23; 68, 20.
Бийт Vermögen. bu-ie-ía 4, 12; bu-še-e-ša 18, 25.
basmum Schlangenkapelle (?). ba-as-mu-um 72, 20.
3
gadum mit, samt. ga-du-um 18, 16. 21; 27, 1; 28, 2.
25: II! gullubu a) schneiden (das Haar) oder: brandmarken.
а-па qu-ul-lu-bi-im 25, 15.
552 gamälu voll sein. i-ga-am-mil 81, 12.
"53 gamäru a) zu Ende sein, fertig sein. i-ga-mar(?) 40, 15;
Permansiv: ga-me-ir 13, 4; 36, 5; ga-am-ra-at 1, 13; 17,
11; ga-am-rum 20, 10; ga-am-ru 27, 8; 47, 12; ga-am-ra
200 И. Abhandlung: Schorr.
(рі. fem.) 24, 8. 5) avátam, témam g. eine Sache erledigen.
ig-mu-ru 35, 9; 72, 36.
` gamrum voll. kaspam ga-am-ra-am 14, 26; а-па ši-
mi-Su ga-am-ri-im 17, 1—8.
gimrum Gesamtheit, Summa. gi-mi-ir 46, 11.
gamirtum Vollziehung. атпа ga-me-ir-ti-su 80, T.
-
T" йти prozessieren. (dinn 16, 7.
dinum a) Urteil. di-in 4, 19; 5, 23; 8, 24; 22, 22;
72, 37; di-nam 10, 8; 15, 8; 16, 10; 21, 12; 25, 12; 26,
1; 72, 26; b) Prozeß. dini-im 9, T.
daianum, pl. daiand Richter. da-ia-nu (pl) 4, 5; 5,
17; 10, 8; 16, 8. 12; da-ia-nu-ni 10, T.
pa" dimtum Säule, Pfeiler. di-im-tim 77, 11.
duppum Tafel, Urkunde. dup-pu-um 15, 23; 22, 15; dup-pa-
am 38, 8; 72, 12. 24; dub-bi-im 13, 13; 14, 38; dub-bi
21, 21; 26, 9; dub-bi-su(?) 75, 9; pl. duppäti. dup-pa-at
28, 11; 46, 12 (v. ezébu).
1
й a) und, sehr oft b) auch. й 65, 22; 68, 19; c) und zwar.
й 722, 20; d) й... й sowohl als auch 15, 14.
551 vabálu bringen. ub-la-ku-su 78, 29; u-ba-la-kum 78, 27;
III! tu-£a-bi-lu-nim 78, 11.
muttabiltum (I? Part.) bewegliche Sachen. /muJ-ta-bi-
il-tum 5, 12.
45! valádu gebären. i-và-la-du 18, 18; và-'l-du (Perm.) 18,17;
vildum Kind. vi-li-[id] 5, 8; vi-il-di-ia 18, 16.
NX! vas hinausgehen. u-zi (Präs.) 33, 16; uz-zi 40, 16; 81,13;
III! #090 mieten, pachten. u-$ezi 11, 12; 34, 8; 51, 7;
60, 9; 74, 6; 75, 8; 19, 6; 83, 1; u-Se-si 50, 1; 52,10;
56, 9; 66, 13; 69, 10.
situm Aufgang (der Sonne). zi-it ša-am-ši 89, 6.
müsüm Ausgang. mu-zu-um 90, 4.
T varkum Nachlaß. và-ar-ka 18, 25.
varki nach (dem Tode). và-ar-ki 18, 7; 77, 17.
varkitum Zukunft, pl. varkáti daß. а-па và-ar-ki-it йті
1,14; pl. và-ar-ki-a-at 1, 10; và-ar-ki-at 8, 13; 17,12; 18, 32.
Altbabylonische Recbteurkunden, 201
varkáti (pl) Hinterlassenschaft. va-ar-ka-ti-sa 4, 13;
18, 4; 30, 5; 30*, 5; 43, 3. 11(?).
varkátum Rückseite. và-ar-ka-tum 38, 13.
1
zi(?)-bu-[zu?] 26, 12 — ?
Mm 242и teilen. i-zu-uš(z?) 6, 21; 76, 9; 1-ги-и-ги 20, 8; i-zu-zu
24, 1; 27, 1; 35, 8; 36, 4; 47, 12; i-zu-uz-zu (Präs.) 65,
24; 68, 21; zi-iz (Perm.*) 36, 5; Plural: zi-zu-u 20, 10;
zi-i-zu 27, 8; zizu 47, 12; zi-za (pl. fem.) 24, 8.
um zahátu auspressen. i-za-ha-tu 57, 10.
"M zäru hassen. izi-ir-áu 77, 10.
I ^2! zikarum Mann. zi-ka-ri-im 8, 19.
Пт піў 7... zakáru einen Schwur leisten. iz-ku-ur 4, 8;
iz-kur 72*, 9. 13.
zinistum Weib. zi-ni-is-tum 8, 20.
"p! zikütum Gesetzlichkeit. zi-gu-tum 15, 23.
Чит Anteil. zi-ti-3a 30*, 34.
n
san hibiltum Pfand. hi(?)bi (?)-il-ti-éa 41, 10.
man hubtum lastenfrei. eklum hu-ub-tum 18, 19.
m hadá sich freuen. ih-du 30*, 27.
МП hazánum Stadtvorsteher. ha-za-a-nu-um 14, 19.
"УП háru erwählen (zur Gattin). i-hi-ru-&i 59, 8.
hirtum Auserwählte, Braut. hi-ir-ti-iu 59, 14.
son haläku verloren gehen. ih-li-ku-$u 16, 5.
pan himsatum (oder himistum?) Streitobjekt. hi-im-sa-tu-$u-nu
70, 5.
"En hipü zerstören, tilgen (die Urkunde). ih-pu-u 1, 47; i-hi-
ри-и (Präs.) 58, 14; hi-bi-a-am 38, 11; IV! Präs.: ih(?)-
hi-e-ib-bi 15, 24; i-hi-bi 99, 19; ih-hi-pu (Impf.) 73", 12.
haränum Weg, Handelsunternehmung. ` Aa-ra-nim 35, T. 12.
* In der Auffassung dieser und der folgenden Formen als Permansiva —
entgegen meiner ursprünglichen Fassung als Substantiva — folge ich
jetzt Ungnad OLZ 1906, Nr. VIII, S. 462 ff, Es ist daher überall zu
übersetzen: Er (sie) hat (haben) geteilt; er (sie) ist (sind) fertig. Vgl.
auch s. v. gamáru. [Korrekturzusatz.]
202 ll. Abhandlung: Schorr.
o
DN, {тит Angelegenheit. te-im-5u-nu 35, 5; ti-ma-iu-nu-ti
12, 35 (у. epésu, gamäru).
N, 3 febitum Siegelring. té-bi-tum 46, 8. 9. 10; té-bi-a-tim 46,
1.11; té-bi-a-tum 46, 3. 23.
DY II! libbam tubbu befriedigen. u-ti-i-ib 15, 16(?); u-ti-ib
70, 18; tw-ut-teib 14, 33.
(tubtum) pl. (йан Gutwilligkeit. i-na tu-ba-ti-&u 46, 14.
"D larádu verweisen (an jemand). if-ru-du-$u-nu-ti 72*, 6. 20.
^
iasim mir (Pron. pers. Objekt). а-па ia-$i-im 73, 21.
= idum a) Mietslohn. i-di 45,7; b) Ort, Umfassung. i-di-šu 18,21.
QT" ümum Tag. ü(m)-mi-im 17, 13; 25, 20; 36, 8.
|З" imittum rechte Seite. i-mi-it-ti-iu. 60, 13.
ПУ II! ussupu Zinsen zahlen. и-за-ар (Präs.) 19, 2.
nw" 150 (eli) (gegen jemand) anhaben. i-iu 2, 12; 71, 7; iu
1, 18; 5, 7; 13, 9; 18, 29; 39, 13; 43, 16; ti-5u (II. Pers.
sing.) 14, 32.
"19^ II! uššuru rechtlich vollziehen. u-šu-ur 48, 18.
misirtum Gebühr, Sportel. mi-Se-ir-tam 83, 13.
>
"З kiám so, also (gewöhnlich mit folgendem umma). ki-a-am
14, 23. 34; 31, 12; 72, 15; 72», 9. 13; 73, 8.
Кіта a) Prüp. anstatt, für. А-та 14, 26. 29; 98, 12;
48, 12; 5) entsprechend. ki-ma 60, 13; c) konj. dafür daß,
gemäß dem daß. ki-ma 29, 5; 47, 5.
552 kallütum Brautschaft. а-па ka-allu-tim 59, 8 (у. Біти).
'"ka-na-as-ra(?) 5, 11 -- ?
Om karmum Weinberg(?). ka-ar-mu 64, 7.
кайт dir (Pron. pers. II sing.). а-па ka-si-im 78, 9.
“05 kasädu (mit Akk. der Person) gelangen, kommen zu je
mandem. ik-su-du 21, 11; 38, 7; 41, 9; iš-šu-da-a (=
iksudä) f. pl. 22, 10; ik-iu-da 43, 5.
kisittum, pl. kisdáti Besitztum. ki-is-da-at 28, 3; kii
da-ti-iu-nu 46, 23.
Altbabylonische Rechtsurkunden., 203
"ПО katáru einsammeln (zu den Toten). 184%... ilu-ša ik-
te (?)-ru-&i 29, 11—18.
^
lá nicht. dub-bi (ia) la ra-ga-mi-im 5, 1; 10, 11; 21, 21; 25,
17; 26, 9; la-a 7, 15; la 16, 26; 17, 15; 21, 18; 23, 8;
31, 24; 792°, 12. 30. 31; 78, 20. 29.
"wb léu besiegen (im Prozeß). i-li-i-iwnu-ti 9, 8.
235 libbum Herz. li-bu 70, 14; li-ib-bi 14, 28. 33; li-ib-ba-[am]
48, 19; li-ba-? 48, 19; li-ba-su 7, 12; li-ba-su-nu 36, 6;
li-ıb-ba-su-nu 47, 13.
libbu, libi (Präp.) von, in. li-ib-bu (von) 46,1; li-bi(in)
35, 1. 12.
"25 labirum alt. duppi-su la-bi-ri-im 75, 10.
labirütum Alter. báb la-bi-ru-tim 16, 15.
таб I? litbusu sich bekleiden. il-ta-ba-as-si 40, 19; 45, 13;
il-ta-ba-as 81, 9; ПІ: u-la-ba-su 33, 12.
lubüsum Gewand, Kleidung. lu-bu-sa-am 22, 4.
lá gewiß (Partikel). lu-u 79», 10. 27.
“З5 II! Zummudu berichten, aussagen. u-la-ma-ad 31, 16.
"ab limnum Feind. li-mu-un 3, 15; 6, 22.
XDS lakû nehmen, annehmen. il-ki 47, 7; il-ku-u 16, 22; 46,
1. 24; 53, 11; il-ki-a-an-ni 72*, 11; te-li-ki (Präs.) 78, 13.
^ S
та a) kont nachdem passim; obwohl 78, 10. 5) Partikel der
Betonung passim (vgl. 8. 60--61).
"R.D márum, pl. märt Kind. та-ги 1, 27; 72», 21; ma-ri-iu
25, 22; 71, 3; ma-ri-šu-nu 59, T.
märtum Tochter. ma-ar-ti-sa 18, 28; 30*, 26; 83, 7;
ma-ar-ti-hu-nu 30, 28; ma-ra-ti-[sJu 71, 3.
märütum Kindschaft. а-па ma-ru-tim 792, 11 (у. ana).
"35 І? mitguru sich ausgleichen, übereinkommen. [im-tJa-
ад (?)-ги (?)-u 15, 13; 48, 16; іт-іа-ад-ги 16, 1%.
mitgurtum a) Freiwilligkeit. mi-it-gu-ur-ti-5u 46, 15;
b) Übereinkommen. mi-it-gu-ur-ti-Su-nu 48, 15.
"123 madädu abmessen. i-ma-da-ad 79, 9.
MO mitütum Tod. ina mi-tu-ti-Ja-a 72, 13.
ЗА mahäru a) empfangen. im-hu-ru 62, 4; таит 64, 29;
204 П. Abhandlung: Schorr.
65, 25; ma-ah-ra-at 45, 11; ma-ah-ru 55, 29; 59, 12.
b) mit Akk. gelangen, hintreten. im-hu-ru-u 72, 16.
mithari5 in gleicher Weise, gleichmäßig. mi-it-ha-ri-iš
35, 8; 65, 24; 68, 20.
mitharsu adv. a) entsprechend. mi-it-ha-ar-éu 78, 16.
18; 5) solidarischerweise 78, 22.
mitharam adv. solidarischerweise. mi-it-ha-ra-am 78, 29.
mahri vor. mah-ri-su-nu 31, 8; 78, 5; 78, 4.
namhartum Einkünfte, Spendenschatz. nam-ha-ar-ti 54,
1; nam-har-ti 67, 1.
mab malû fehlen. im-ti 28, 11; II? тщій abziehen. wm-da-
ti-ju 78, 28.
“25 namkarum Tränke. nam-ka-rum 43, 4; nam-kar 64, 6.
№55 mala soviel als. ma-la 4, 14; 5, 7; 18, 17. 29; 49, 1; 60,
1; 65, 14; 68, 1.12; 69, 1; 72, 31. 34.
mammam, maman irgendjemand. ma-ma-an 2, 10; 13, 8; 71,4;
ma-am-ma-an 39, 11. 17.
mimma irgend etwas. mi-im-ma 1, 16; 2, 11; 6, 16; 91, 7.
15; 30, 11. 26; 30^, 22; 39, 12; 43, 11; 71, 4; 72, 11.
139 mand zählen. i-ma-num-ma 72, 34.
mind was. mi-nam 14, 31.
"T" mirrum gehacktes (?) Feld. me-ir-ra-am 87, 7.
me3ekum geaichtes Maß(?). me-se-ku 53, 1; me-se-ga-am 50, 12:
53, 10. ,
mutum Mann. mu-ti-im 71, 10; [muJ-ti-5a 59, 18.
mutütum Mannschaft. а-па aš-šu-tim й mu-tu-tim 3,
5—6; 77, 5.
muttatum Stirn(haar) mu-ut-ta-az-zu 25, 14.
3
nagüm Inselland. пади-и 65, 3.
nägirum Fronvogt. na-gi-rum 31, 2.
ММ) nadá а) hinabstürzen. i-na-da(?)ni-ié-&i 77, 12. b) ver
nachlüssigen. i-na-di 34, 14.
17) nadänu geben, übergeben. i-din-nam 14, 27; id-di-nam 14.
30; id-di-im-ma 22, 5; i-di-in 23, 3; 80», 31; 77, 6; id
di-in 30, 14; 43, 19; 48, 17; 82, 8; ad-di-in 78, 10; ta-
ad-di-nam 73, 22; i-di-nu 4, T; 70, 3; id-di-nu 99, 3. 17;
25, 16; 29, 11; 30, 29; 72, 6. 24; id-di-na-ki 79, 11; id
Altbabylonische Rechtsurkunden. 205
di-is-su 21, 14; i-di-ši 2, 8; id-di-nu-šu 16, 13; id-di-nu-si
41, 4; 14-41-пи-и- 15, 11; id-di-nu-&u-nu-5ii 58, 8; i-na-
di-in 30, 31; a-na-ad-di-in 14, 31; [i]-na-ad-di-[iš-]Jši 29,
16; 1-па-41- 71, 11; ina-ad-di-na-kum 8, 11; i-na-di-na-
Кит 78, 11; a-na-di-na-ak-kum 78, 19. 23; it-ta-na-di-5i-im
(1?) 30, 36; in-na-di-in (IV!) 28, 15.
musaddinum Agent, Spediteur. mu-Sa-ad-di-ni 54, 8.
m пагаги sich stellen. 12-21-2и 72*, 24.
müzazum Wächter. mu-za-az ba-bi-im 31, 4.
ФП) nuhsum ÜberfluB. "irnu-hu-us ni-si 64, 35.
22) nikäsum Rechnung. ni(?)-ka-zi-su 70, 12.
“2; II! nukkuru ändern. u-na-ka-ru 9, 16; 6, 26; 13, 14; 77
Rev. 3.
ПС) nasáhu a) entziehen. i-na ap-lu-ti-ía i-zu-uh 22, 14; b) fort-
nehmen. iz-zu-hu 58, 8; c) zurückweisen (den Anspruch)
ги-ди-[те-]е-$а i-zu-uh 4, 9; i-zu-ku 5, 18; 8, 11.
ТВ) napistum Seele, Leben. na-bi-is-ti-su 3, 8.
nišu, pl. 2152 Volk, Leute. nu-hu-u$ ni-& 64, 35.
X, 92 [2.3 ittasu', ittanasu erhalten, Unterhalt gewähren. it-ta-
aš-šu-u 29, 1; it-ta-aš-ši-šu-nu-ti 29, 4; i-ta-as-Si-im (Inf.)
29, 11. I*: ita-na-ši-šu 1, 9; it-ta-[n]a-s[i-5i]. 13, 6; i-ta-
na-aš-ši-ši 89, 10; i-ta-na-ši-ši 77, 16.
пізит Handerhebung, Schwur. 21-8 4, 7; 7, 16; 15,
10; 31, 10.
c
DD II? sutannuku gemustert werden. uz-za-niik 28, 10.
D
MS II! puhhu umtauschen. u-bi-ih 48, 17.
puhhum Tausch. pu-uh-hu 48, 18; pu-uh 37, 5.
pühtum, pl. pühäti Tausch. pu-ha-ti 48, 5.
рійцт Frontseite, Antlitz. puzu 1, 5 (v. elélu).
"OD patáru loskaufen. ip-tu-ur 44, 18.
© ріт Mund. In der КА itu рі adi hurágim: bi 18, 26;
bi-e 4, 15; 20, 9; 21, 17; 24, 8; 30», 21; 35, 13; 43, 13;
. 0, 21.
Präp. pi, ana рі gemäß. bi-i 55, 17; а-па bi-i 65, 18.
78 pánum Gesicht. pa-ni-áu 39, T (v. Jakänu).
206 И. Abhandlung: Sehorr.
pänium (m.) pl. panütum, adj. früher, ersterer. ši-bu-
tum pa-nu-tum 792, 25.
"PB pakädu übergeben, liefern. ap-ki-du-ka 73, 11; i-pa-ak-ki-
12-21 69, 19; i-pa-ki-iz-zi 83, 14.
pikittum Erhaltung. bi(?)-ki-ta-ia 88, 5.
"Op pakäru reklamieren, klagen. ip-ku-ur 10, 6; 72*, 17; ip-
ku-(ru-)ur 79», 4; ip-ku-ur-Su 26, 6; ip-ku-ru-u 9, б; i-ba-
дати 8%, 31.
DUD pisfatum Salböl. bi-$a-tam 22, 4.
NDD II! putt urbar machen (ein Feld). u-pa-at-tu-u 55, 24;
64, 24.
tiptitum Urbarmachung. а-па te-ip-ti-tim 55, 14; 64, 13.
x
ПЗУ sabátu packen. is-ba-tu 78, 6; as-ba-at 78, 13.
sibittum (vgl. hebr. тпк) Besitztum. si-bi-it 55, 9.
Чоу (simittu) рі. simdáti Gesetz, Gesetzesanspruch. si-im-da-at
$arrim 32, 11; а-па si-im-da-at-tu-us 72*, 3.
"ММ sarrum falsch. sa-ar 22, 18.
P
пар kibü sagen, aussagen. ik-bi 14, 23; ik-buu ЗІ, 12; 3$,
11; 72, 15. 25. 28; 73, 8; i-ga-bi 1, 26; i-ga-ab-bi 59, 15.
19; iga-bu-u 73, 24; i.ga-b[u-n]im 31, 18; ата ga-bi«
im Auftrage, durch Vollmacht 55, 10; 59, 4; 63, 6; 65, 7.
Р.Р kanikum urkundliche Quittung. ka-ni-ik 58, 12; Ка-пі-Кат
98. 5; ka-an-kam adv. 73, 20.
kunukkum gesiegelte Urkunde. ku-nu-kam 10, 11; ku
nu-uk-ki 122, 12; ku-nu-uk-ki-ia 5, 13; pl. kunukkáti. ku-
nu-ka-ti 1, 41.
"NP Кізгит Mietslohn. 1-15-71 33, 5; 40, 8; 45, 10; 74, T; 81,
4. 6; ki-is-ri-3u 88, 8; ki-is-ru-5u-nu 19, 6.
kátum Hand. kát-ti-a 73, 14.
-
DN," rêmu lieben. ta-ra-mu-u 30, 30.
VN," réstum Anfang, Angabe. ri-is-ti. ki-is-ri 45, 10.
n2" rabá hinzufügen. i-ra-ab-bi-a 98, 14.
rabiánum Ortsvorsteher. ra-bi-a-nu-um 60, 5.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 207
22" ragámu klagen. ir-gu-um 4, 5; 25, 11; 28, 7; 42, 4; ir-
gu-mu 5, 16; 21, 10; 28, 17; ir-qu-mu-u 8, 9; 15, 6; 72,
10; ir-gu-mu-Si-im 41, 8; i-ra-ga-am 3, 14; 5, 20; 20, 12;
24, 10; 25, 23; 27, 11; 28, 27; 35, 15; 36, 10; 37, 14;
38, 19; e-ra-ga-am 4, 16; 16, 25. 30; i-ra-gu-um 42, 13;
48, 21; i-ra-ga-mu 3, 17; 7, 15; 10, 16; 17, 15; 18, 35;
31, 24; 93, 8; 41, 16; 70, 22; 72, 33. 35; e-ra-ga-mu 8,
23; i-ra-ga-mu-u 15, 22; i-ra-ga-am-šum 39, 17; ra-ga-
miim 5, 1; 21, 21; 26, 9; ra-ga-mi 10, 11; 25, 17.
rugummüm Anspruch, Klage. ru-gu-mu 21, 20; ти-ди-
[me-]e-$a 4,9; [r]u-qu-ve(?)-&u-nu 5,18; ru-gu-mi-3u-nu 8, 11.
ЧИ II! ruddá hinzufügen. u-ri(?)-di 3, 9.
riditum Nachfolgerin, Erbin. ri-di-it 18, 4; 30, 5; 30",
5; 48, 3.
ramänum Selbstheit. i-na ra-ma-[ni-]ía aus eigenem 5, 9;
ša ra-ma-ni-šu sich selbst gehörig 29, 20; it-ti ra-ma-ni-
$и-та auf eigene Kosten 40, 11.
7“ rasü a) (eli) eine Forderung haben ir-šu-u 21, 9; 38,
10; b) besitzen i-ra-aš-šu-u 18, 30; 43, 16; e-[ra-a$-$u-u]
5, 7.
v
ia a) welcher passim. 6) Genetivpartikel 29, 20; 72*, 1. 24;
c) konj. daß 72, 23.
eum Getreide. $е-ат 11, 14; 12, 10; 60, 15; 65, 23; 68, 20;
69, 14.
"INC (м,,) Sértum Strafe. Se-ir-tam 42,7.
fagüm Priester. $a-gu-um 3, 11.
аудит Priesteramt. а-па $a-gu-ti-im 3, 13.
770 за4а4и eggen. 1#-$а-а4-4а-а4 (?) 50, 10; i-Ja-ad-da-du 55,
18; 60, 12; 63, 13; 64, 18; 65, 19; 68, 16; 69, 13.
їй, pl. sänu er, sie pl. šu-ma 14, 24; 72, 28; 73, 8; 78, 13;
iu-u-ma 31, 13; 72*, 9; 78, 7; $u-nu-u-ma 7%, 10. 36.
“ow éatáru schreiben. t3-tu-ru 30*, 26; 72, 24; is-tu-ra-ki-im
19, 12; ta-as-tu-ri (II sing. f.) 72, 14; sa-at-ru 5, 13;
46, 13.
sw bum, рі. #00, sibütu Zeuge. ši-bu (pl) 31, 8; 73,5; 78,
4; 51-51 14, 22; $i-bu-ía 72, 22; Si-bi-sa 72, 11; $i-bu-tum
72*, 25; Si-bu-tim 791, 20.
208 H. Abbandlung: Schorr.
Sibtum, pl. Sibätu Zeugin. ši-ba-tu-ša 12, 22; Si-ba-ti-sa
12, 17.
Dw imu (Impf. i$édm) kaufen. i$a-am 17, T; 80, б; i-&amu
6, 8; 25, 8; 28, 6; 37, 4; 44, 8; 72*, 2; 1-54-ти-51 5, 10.
Simum, pl. тай Kaufpreis. $i-im 14, 25; ši-mi-šu 17,
1; dup-pa-at &i-ma-tim 28, 11.
j2 éakánu. a) pánam $. das Antlitz richten. pa-ni-su is-ku-un
39, 7. b) avätam $. eine Sache vorbringen. a-va-at bi-ti-
tim 15-Ки-пи 14, 21. c) mánahtam š. die Kosten auslegen.
ma-na-ah-tam а-па eklim i-$a-ak-ka-nu 65, 15—16; 68, 13.
šulpum unbebautes Grundstück(?). а-па 01-2 Zu-ul-bi-zu
50, 9; 55, 17; 60, 11; 63, 12; 64, 17; 65, 18; 68, 15:
69, 12.
wow ialuitum ein Drittel. $a-lu-us-ti Samnim 57, 2; (бай)
f. Salustum dritter. i-na $a-lu-us-tim $attim 55, 26; 64, 26.
#итта wenn 78, 20. 29.
ON BW šumêlum linke Seite. $u-mi-li-su 60, 14.
УЮ Samsum Sonne. ša-am-ši 89, 6.
In ianá wiederholen. 1#-пи-й-та ... i-zu-bu 21, 22 sie stellten
(die Urkunde) zum zweitenmal aus.
II mW забит Jahr. ina ... £a-at-tim 55, 26; 64, 26.
Now I? Sitasü ausrufen. iš-ta-aš-su-u 61, 10; is-ta-su-u 67, 10.
зізй Herold. ši-si ékallim 61, 9; 67, 9.
7200 naspakütum Aufschüttung. na-as-pa-ku-tum 53, 2.
Зв iupalum unterhalb. $u-pa-lum 28, 13.
Sutpalum Niederung. i-na $u-ut-pa-lu 44, 1.
"Ce Sakälu abwägen, zahlen. ?5-ku-ul-Su-nu-Si-im 44, 17; а-іа-
да-а %3, 19; 78, 30; a-ia-ga-al-ni(?) 73, 25.
surin(n)um Säule, Säulennische. $u-ri-ni-im 16, 11. 14.
T" sarrum König. 3ar-ri-im 31, 10.
“ww Sasarum Kataster (?). $a-$a-rum 72, 19; $a-5a-ri-im 98, 9.
n
[tänum Betrag. ta-a-an 70, Als
ON, N támtum Meer. tam-tum“ 21, 42.
Оол tabálu wegnehmen. i-ta-ba-al 9, 11.
"nin táru (sc. апа avátisu) den Vertrag, resp. das Urteil anfechten.
* Falls nicht 74.4.A4N ideographisch zu lesen ist.
Altbabylonische Rechtsurkunden. 209
i-tu-ur 98, 6; 79», 16; itu-ru 98, 16; Präs.: i-ta-ar 4,
10; 10, 13; 25, 19; 28, 19; 42, 9; i-tar 36, T; i-ta-ru 21,
23; a-ta-ar 31, 14; i-tu-ur-ru 5, 19; i-tu-ru 8, 12; 15, 17;
21, 10; 41, 15; 72*, 30; i-tu-ru-u 16, 26; 70, 19; 72, 29;
i-tu-ra 37,12.
Пі turru zurückgeben. u-te-ru 38, 14; ut-te-ir-ru-&
41, 11; Präs.: u-ta-ar-ru 58, 12; tu-ta-ra-an-ni 31, 24; tu-
ra-am (Inf.) 38, 13.
tavirtum Flur. ta-vi-ir-tum 30, 15; ta-vi-ir-tim 65, 2.
"An tamû schwören. it-mu-u 7, 17; 13, 13; 26, 15; 98, 29;
31, 10; 44, 21; 48, 23; 49, 20; it-mu 16, 32; 29, 22;
it-ma (m. sing.) 17, 17; 21, 19; it-ma (f. sing.) 4, 18; it-ma
(pl. fem.) 8, 26; it-ma-a (pl. fem.) 37, 16.
II! tummü schwören lassen. w-ta-mu 732, 28.
tappüm Kompagnon. tap-pa-ka 78, 12.
tappütum Kompagnie. tap-pu-tam 35, 3.
PN tekánu wohl bestellen, instandsetzen (ein Feld). i-ta-ga-ma
(== itakan-ma) 80, 5.
tiknum Anbauung, Urbarmachung. ti(?)ik-ni-im 34, T.
tirkatum Kaufpreis (bei Brautwerbung). tir-ha-at 59, 9.
Sitzungsber. d. phil.- hist. Kl. 155. Bd. 2. Abb. 14
2 10 Il. Abhandlung: Schorr. Altbabylonische Rechtsurkunden,
Corrigenda et addenda.
Nr. 29, 13 (S. 84) lies pissatum Salböl.
Nr. 33 (S. 94) lies nach Z. 17: 18... 19.
Nr. 41, 9 (S. 108) lies: daiant.
Nr. 43, 21 (S. 111) lies: Zubustum Kleiderstoff.
Nr. 72°, 7 (S. 170) lies: dab».
Nr. 77 (S. 118) sind aus Versehen schon im Manuskript
nach der letzten Zeile (Rev. Z. 10) einige Zeugennamen aus-
gelassen worden. Ergünze daher:
Rev. pán Be-li-zu-nu рёп La-ma (?)-zi ® pân ?Aja-h-t 14 рдп Ru-
ba-tum 18 pân Zu-ka-al-A 19 рап Na-ru-ub-tum 17 pán Sa-at- Ku-bi 19 рат Ku-
mu-zi-li 19 pân Za-za-tum 29... Sin márat Bür-Sin 39... 1... pdn A-ha-tum
7 pân Ku-mu-zi-li márat Ik-ha-ti-ifa] ® pân *Aja-dámikat (SAG) ** pân A-
ia-ar-tum.
Im Register der Ideogramme (Index E) ergänze an be-
treffendem Orte:
DÜB — kunukkum VIII 10* 27; VIII 19°, am Rande;
VIII 19*, am Rande.
TU — erib VIII 7*, 23.
— ammatum II 4, 4.
"E E AN
АРА о 13:0
TEE HEEN
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
155. Band, 3. Abhandlung.
Die Handschriften
des
Klosters Santa Maria de Ripoll,
Е
Von
Rudolf Beer.
(Mit 1 Kärtchen im Texte und 12 Schrifttafeln.)
Vorgelegt in der Sitzung am 4, Juli 1906.
Wien, 1907.
In Kommission bei Alfred Hölder
k. п. k. Hof- und Universitäts-Buchhändler
Bachbändlor der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften,
A. Periodische Publikationen.
Schriften der Balkancommission. Antiquarische Abtheilung:
I. Band. Die Lika in römischer Zeit von Karl Patsch.
4°. 1901. - 6K = 5 М.
— II. Band. Römische Villa bei Pola von Hans Schwalb.
4°, 1902. 18 K — 15 М.
— III. Band. Das Sandschak Berat in Albanien von Karl
Patsch. 4°. 1904. 18 K = 15 М.
— IV. Band. Antike Denkmäler in Bulgarien. Unter Mit-
wirkung von E. Bormann, V. Dobrusky, H. Egger, H. Hartl,
V. Но Пет, J. Öhler, К. Škorpil, A. Stein, J. Zingerle
bearbeitet von Ernst Kalinka. Mit einer Karte und
162 Abbildungen. 49. 1906. 24 K — 20 M.
B. Selbständige Werke.
Arnim, Dr. Hans von: Bemerkungen zum Index Stoicorum
Herculanensis. 8?, 1900. 40 h — 40 Pr.
Bauer, Adolf, und Strzygowski, Josef: Eine alexandrinische
Weltchronik, Text und Miniaturen eines griechischen
Papyrus der Sammlung W. Golenistev. (Mit 3 Doppel-
tafeln und 36 Abbildungen im Texte.) 4°. 1906.
20 K — 20 M.
Blume, Clemens: Wolstan von Winchester und Vital von Saint-
Evroult, Dichter der drei Lobgesünge auf die Heilizen Athel-
wold, Birin und Swithun. 8?. 1905. 60 h — 60 Pf.
Bratke, Eduard: Epilegomena zur Wiener Ausgabe der Alter-
catio legis inter Simonem Judaeum et Theophilum Christia-
num. (Mit 1 Tafel.) 8°. 1904. 4K50h — 4 M. 50 Pf.
Engelbrecht, August: Die Consolatio philosophiae des Boethius.
Beobachtungen über den Stil des Autors und die Ueber-
lieferung seines Werkes. 8°. 1901. 1 К 40h — 1 M 40 Pf.
— Studien über den Lukaskommentar des Ambrosius. Mit
einem Anhang über eine bisher verschollene Handschrift
des Philastrius. 5?. 1903. 1k—1 M.
Gollob, Eduard: Verzeichnis der griechischen Handschriften in
Österreich außerhalb Wiens. (Mit 11 Tafeln.) 8°. 1903.
5 K 90h — 5 M. 90 Pf.
Gomperz, Heinrich: Über die Wahrscheinlichkeit der Willens-
entscheidungen. Ein empirischer Beitrag zur Freiheitsfrage.
(Mit 1 Textabbildung.) 5°. 1905. 50 h — 50 РЕ
III. Abbandlung: Beer. Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 1
ПІ.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria
de Ripoll.
1.
Von
Rudolf Beer.
(Mit 1 Kärtchen im Texte und 12 Schrifttafeln.)
(Vorgelegt in der Sitzung am 4. Juli 1906.)
In dem Berichte über eine zweijährige spanische Forschungs-
reise, der іп den Bänden CXXIV— CXXXI dieser Sitzungsbe-
richte unter dem Titel ‚Handschriftenschätze Spaniens‘ erschien,
ist wiederholt, besonders bei den Bibliotheksnummern 24 (Barce-
lona, Archivo General de la Corona de Aragon) und 391 (Ripoll)
auf die Bedeutung hingewiesen worden, welche den heute im
Kronarchive zu Barcelona aufbewahrten Überresten der alten
Ripoller Klosterbibliothek innewohnt. Sie umfassen 233 zum
großen Teile wohlerhaltene Codices, die mehr als 1000 Text-
abschriften aus dem 9. bis zum 18. Jahrhundert bergen. Die
Anlage eines genauen Verzeichnisses dieser Handschriften war
eine der umfangreichsten, aber auch dankbarsten Aufgaben,
welche der erwähnten Forschungsreise von der Kirchenväter-
kommission der kais. Akademie der Wissenschaften gestellt
worden waren; insbesondere zeigte sich nach Abschluß der
Katalogarbeit die Zweckmäßigkeit der erteilten Instruktion,
ohne engherzige Rücksicht auf den speziellen Zweck des Wiener
Corpus der lateinischen Kirchenväter womöglich sämtliche zu
einem bestimmten, wertvollen Fonds gehörige Manuskripte in
das anzulegende Verzeichnis einzubeziehen.
Der bereits vor Jahren im Sinne der erwähnten Weisung
ausgearbeitete Katalog der Ripoller Codices bildet eine der wesent-
Sitzungsber. d. phil,-hist, Kl. 155. Bd. 3. Abh. 1
9 ПІ, Abbandlung: Beer.
lichsten Ergänzungen jener Listen älterer spanischer Hand-
schriften, die von spanischen und nichtspanischen Gelehrten bis-
her veröffentlicht worden sind, insbesondere zu den Verzeich-
nissen, die Gustav Loewe im Auftrage der kais. Akademie
angelegt und Wilhelm von Hartel im ersten Bande der Biblio-
theca Patrum Latinorum Hispaniensis aus dessen nachgelassenen
Papieren veröffentlicht hat.
Es erscheint darum gerechtfertigt, daß der jetzt zur Publi-
kation vorbereitete zweite Band dieser Bibliotheca mit der Ver-
öffentlichung des Kataloges der Ripoller Handschriften beginne;
Umfang und Eigenart dieser altkatalanischen Klosterbibliothek
haben jedoch dazu angeregt, diese vorerst zum Gegenstande einer
besonderen Studie zu machen und den Versuch zu wagen, die
Sammlung mit Rücksicht auf die Geschichte, die kulturellen,
speziell geisteswissenschaftlichen Bestrebungen des Klosters
und unter Hinweis auf die allgemeinen literarischen Strö-
mungen zu erläutern. Einen solchen Versuch gerade bei Ri-
poll zu machen, verlockte der Umstand, daß die aus dieser
Klosterbibliothek erhaltenen Codices allein schon numerisch die
Reliquien selbst der bedeutendsten anderen mittelalterlichen
Bibliotheken Kataloniens, wie San Cucufate de Vallés, Poblet,
Santas Creus, Urgel weit übertreffen. Ja, auch auf altkasti-
lianischem Boden spricht keine der mit Recht berühmten alten
Klosterbüchereien, weder Arlanza noch Cogulla oder Sahagun,
nicht einmal Silos durch so zahlreiche literarische Überreste heute
zu uns wie Ripoll.
Durch die dankenswerte Unterstützung Sr. К. u. К. Maje-
stät Oberstkümmereramtes und der kais. Akademie der Wissen-
schaften ist es dem Verfasser ermüglicht worden, im Frühjahre
1905 den seinerzeit angelegten Katalog der Rivipullenses in
Barcelona zu überprüfen und in jenen Teilen, welche für die
vorliegende Untersuchung von Wichtigkeit schienen, zu er-
günzen; so war das Material gewonnen, um die geistigen Haupt-
strömungen, welche das Kloster vom Beginn der Reconquista
bis zum Ausgange des Mittelalters beherrschten, die Pflege litur-
gischer, literarischer und wissenschaftlicher Interessen klarzulegen
und hierbei gewisse Normen festzustellen, die auch für die Geistes-
geschichte anderer älterer Klöster auf spanischem Boden gelten
mußten.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 8
Eine derartige Untersuchung wurde für Ripoll wiederholt
angebahnt, bis jetzt aber noch nicht durchgeführt. Die Er-
klärung hierfür kann nur in dem Umstande gefunden werden,
daG über der Erforschung der so merkwürdigen Klosterbiblio-
thek Ripoll ein eigentümliches Verhängnis gewaltet hat. Ge-
rade diejenigen, die befühigt waren, uns ausreichende Kunde
über die literarischen Schätze der alten Abtei zu geben, haben
sich entweder mit der Beschreibung einiger weniger Codices
begnügt oder nur ganz flüchtige Listen schlecht gefaßter Titel
gegeben, wührend es anderen, die in der Lage und Willens
waren, aus dem Vollen zu schópfen, an Fühigkeiten gebrach,
den Anforderungen zu genügen, die wir an Handschriftenunter-
suchungen stellen müssen.
Der erste, der eine systematische Aufnahme der Urkunden
und Handschriften Ripolls begann, war Gerónimo Pujades
(geb. in Barcelona 1568, gest. ca. 1645), der für seine groß an-
gelegte Geschichte Kataloniens in 40jühriger unermüdlicher
Arbeit die óffentlichen und Privatbibliotheken seiner Heimat,
insbesondere die der Klöster eifrig durchforschte und hiebei auch
Archiv und Bücherei unseres Klosters sorgsam berücksichtigte.
Die Früchte seines Fleißes zu genießen war ihm freilich nicht
vergönnt; seine bis zum Jahre 1162 fortgeführte Crönica de
Cataluña erschien erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, während
die von Pujades gesammelten Urkunden Pierre de Marca
(geb. 1594, gest. 1662 als Erzbischof von Paris) an sich brachte,
der 1644 von Ludwig XIV. zum Generalintendanten Kataloniens
bestellt, bis 1651, also sieben Jahre hindurch, auf diesem Posten
blieb und während dieser Zeit das Material zu einem umfas-
senden Quellenwerke erwarb, das Etienne Baluze unter dem
Titel: ‚Marca Hispanica sive Limes Hispanicus, Hoc est Geo-
graphica et historica descriptio Cataloniae . . . Auctore illustris-
simo viro Petro de Marca', mit einem an Jean Baptiste Colbert,
den Sohn (Marquis de Seignelay), gerichteten Vorwort, Paris
1688, bei F. Muguet herausgab.
Die Ripoller Quellen wurden für das Werk gut ausge-
nützt — das beweist z. B. der Abdruck der Gesta comitum
Barcinonensium aus einer Handschrift des Klosters sowie die
Mitteilung einer stattlichen Zahl wichtiger Urkunden aus den
Cartularen und Einzeldokumenten Ripolls — ja man begnügte
1*
4 ПІ. Abhandlung: Beer,
sich nicht mit dem Nehmen von Abschriften, denn außer den
beiden Manuskripten der Pariser Nationalbibliothek Nr. 3875
(olim Baluzianus) und Nr. 5132 (olim Baluzianus), auf deren
Ripoller Ursprung bereits Léopold Delisle hinwies (Le Cabinet
des mss. de la Bibliothéque Nationale I, 364f.) vermag ich
noch drei Handschriften der Bibliothéque Nationale namhaft zu
machen, die mit den Requisitionen Marcas im Archiv und in der
Bibliothek Ripolls in Zusammenhang zu bringen sind. Sehr deut-
lich spricht sich über diesen für die Geschichte der Ripoller
Handschriftenbestände wichtigen Umstand einer der verläßlich-
sten Gewührsmünner, Felix Torres Amat, aus, der in seinen
Memorias para ayudar á formar un Diccionario crítico de los
Escritores Catalanes, Barcelona 1836, S. 510 in dem Gerónimo
Pujades gewidmeten Artikel bemerkt, daß sämtliche Papiere
des verdienten Sammlers an Marca übergingen, und darauf
gegen diesen die schwere Beschuldigung erhebt, zahlreiche kost-
bare Handschriften (multitud de preciosos códices) katalanischen
Archiven entnommen und nach Frankreich gebracht zu haben.
Andererseits mag angeführt werden, daB der Kodex mit
den Kapitularien fränkischer Herrscher, den Marca und Baluze
aus Ripoll entlehnten, um ihn für die von ihnen vorbereitete
Ausgabe: Capitularia regum Francorum Paris, 1677 (2 Bände)
zu kollationieren, wieder zurückgestellt wurde, wie dies mit
einer etwas auffälligen Breite in Kapitel XLVII der praefatio
zur genannten Ausgabe erzählt wird. Man hat aber dabei
festzuhalten, daß es sich hier um eine durch die Behörden
vermittelte, wenn man will, ‚amtliche‘ Entlehnung handelte.
Jedenfalls wird man anerkennen müssen, daß die erste
Bekanntmachung Ripoller Handschriften und Urkunden, welche
zwei französische Historiker ins Werk setzten, im Grunde dem
Sammeleifer eines katalanischen Forschers verdankt wird, und
man kann den Unmut der spanischen Gelehrten begreifen, daß
im Index der allverbreiteten Marca Hispanica der Name Pujades
nur einmal, und zwar in der Form: ,Pujadesii inscitia notatur'
angeführt erscheint.
Von den Bibliothekaren und Archivaren des Klosters haben
sich gar manche ehrlich bemüht, die Ripoller Bestände bekannt
zu machen und zu verwerten, waren jedoch nicht in der
Lage, die Ergebnisse ihrer Arbeiten zu verüffentlichen. Da
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll, 1. 5
auch Enrique Florez, der verdiente Herausgeber der España
Sagrada (1747 ff.) und Begründer der wissenschaftlichen Kirchen-
geschichte Spaniens, Ripoll nicht besuchte, so blieben die dort
aufbewahrten Handschriftenschütze so gut wie unbekannt, bis
Jaime Villanueva in den Jahren 1806 und 1807 auf seiner
so ergebnisreichen Rundreise durch Katalonien Ripoll berührte.
Die Mitteilungen (Briefe) über Villanuevas Studien in der
Klosterbibliothek, veröffentlicht im 6. und 8. Bande seines Viage
literario á las iglesias de España, gehören zum wertvollsten, was
wir an Beschreibungen Ripoller Handschriften besitzen. Leider
hat der treffliche Gelehrte von 300 Manuskripten, die er in
der Bibliothek sah, bloß 26 beschrieben.! Von diesen sind heute
nur mehr fünf vorhanden,? zum mindesten ist nur mehr dieser
kleine Bruchteil in dem gegenwürtig im Barceloneser Kronarchiv
aufbewahrten Hauptstock der alten Sammlung zu finden. Schon
dieses numerische Verhültnis beleuchtet die Verluste, welche
die prüchtige alte Klosterbibliothek erlitten hat; erwügt man
ferner, daß Villanueva nur die wertvollsten Stücke beschrieb,
so wird die Größe dieses Verlustes noch deutlicher; die erle-
sensten Codices der Sammlung, wie der Silberpsalter und die
reichhaltige Sammelhandschrift aus dem 8. Jahrhundert (vgl.
unten), scheinen unwiderbringlich verloren; wie die Forschung
andere Lücken (Fuero juzgo aus dem Jahre 1011 [Vill. 13], Ran-
geriuscodex (Vill. 15], Schriften des Mönches Oliva [Vill. 19])
wenigstens mit Rücksicht auf die Texte zu schließen sucht, wird
noch später nachzuweisen sein.
An Villanuevas verdienstliche Untersuchungen reihen sich
die bio- und bibliographischen Mitteilungen an, die Felix
Torres Amat seinen bereits erwühnten Memorias einverleibte.
Er hat das Ripoller Archiv und die Bibliothek sorgsam für
seine Zwecke ausgenützt, aber eben diese geboten eine Be-
schränkung auf die katalanischen Autoren, so daß sein Werk
— abgesehen von der Anordnung nach den Verfassernamen
— ebenso wenig einen Überblick über die Gesamtbestände
liefert wie Villanuevas Notizen. Einen Versuch, Torres Amats
! Die fortlaufende Beschreibung Viage VIII, 36—59 führt 20 Nummern
an; doch werden unter Nr. 5, 9, 19 je zwei, unter Nr. 3 sogar drei Co-
dices erwähnt und dazu kommt das Psalterium argenteum aus dem Ar-
chiv, В. 34 f. э 3; 6; 11; 17; 19, 2.
6 IIl. Abhandlung: Beer.
Mitteilungen zu ergünzen, hat Juan Corminas in seinem
Burgos 1849 erschienenen ‚Suplemento‘ unternommen, aber
dieser Versuch ist mifglückt. Der Suplemento enthält zwar
Nachrichten über eine stattliche Reihe Ripoller Codices, sie
sind aber meist ganz unzuverlüssig und stets mit größter Vor-
sicht zu benutzen. So erwühnt der Autor unter den Rivipul
lenses S. 297 ein ,Sacramentale de Montelaud‘ (richtig Guilelmus
de Monte Lauduno), S. 311 bei den tratados médicos solche
‚de Cophoca, Jaros' statt ‚Cophon‘ und ‚Alexander yatros‘, wie
in dem heute mit Nr. 181 signierten Kodex deutlich zu lesen
ist. Wäre man angesichts solcher Proben geneigt, über die viel
berufene spanische Flüchtigkeit zu klagen, so hält man wieder
zurück bei der Durchsicht der Liste, die nach brieflichen Mit-
teilungen eines sonst verdienten deutschen Forschers, Gotthold
Heine, im Serapeum VIII (1847), S. 85—88 veröffentlicht wurde.
Zu unserer Überraschung finden wir unter Nr. 4 dieses Verzeich-
nisses einen Guilelmus de Mandoysto zitiert (statt Mandagoto),
unter Nr. 50 heißt es ,rogante discipato (sic) eius Gloancon: (statt
ad Glauconem discipulum) und einmütig sind Corminas und
Heine in der Mitteilung des Titels von Nr. 74: Liber glossarum
et tonologiarum (richtig: etymologiarum).
Da Paul Ewald in seinem Reisebericht (Neues Arch. d.
Ges. f. &. d. Geschichtskunde VI, 1881, 386—388) nur einige
wenige Ripoller Handschriften und diese zumeist ganz kurz
beschrieb, Gustav Loewe aber, der Gefährte Ewalds, das
Barceloneser Kronarchiv auf seiner Forschungsreise nicht be-
rücksichtigte, so durfte man erwarten, daß Isidoro Carini,
der 1882 in amtlichem Auftrage die spanischen Archive und
Bibliotheken durchforschte, die hier gekennzeichnete Lücke
ausfüllen werde. Doch sieht man sich in dieser Erwartung
getäuscht; Carinis Bericht: Gli Archivi e le Biblioteche di
Spagna, Palermo 1884f., für die Kenntnis vieler Handschriften-
sammlungen Spaniens nützlich, läßt uns gerade bei Ripoll fast
ganz im Stich. Mit Staunen liest man (a. a. O. I, 49), daß das
Kloster, dessen erste Weihurkunde aus dem Jahre 858 stammt,
der ,rifugio delle lettere ne' secoli VIII, IX e X* gewesen und
ein monumento insigne dell’ ordine bizantino‘ bilde. Die An-
gaben über die Handschriften, durchaus unvollständig, wieder-
holen nur die früheren bereits bekannten Notizen, auch deren
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 7
Irrtümer (liber tonologiarum), bei dem Exemplar der Vita soli-
taria Petrarcas werden die schon durch Amat und Corminas
mitgeteilten, gerade für Carini wichtigen Umstände der Ent-
stehung der Abschrift übersehen usw.
Diese Rückschau ist nicht eben erfreulich aber nötig,
wenn die Tatsache erklärt werden soll, daß nicht wenige Biblio-
graphen und Literarhistoriker, darunter Meister von erprobter
Gewissenhaftigkeit, die im Kronarchive zu Barcelona verwahrten
und dem Studium bereitwillig zur Verfügung gestellten Ripoller
Handschriften als nicht vorhanden ansehen und sich bei ihren
Forschungen auf ältere, zum Teil unzuverlässige Daten stützen,
gelegentlich auch Abschriften publizieren, deren Originale in
Barcelona leicht zugänglich sind. So hat Léopold Delisle in
einer Note sur le Recueil intitulé De miraculis sancti Jacobi
(Le Cabinet Historique X XIV, 1878, 1 ff.) einen Brief des Ripoller
Münches A. de Monte aus dem Jahre 1172 (oder 1173), der
uns noch beschäftigen wird, veröffentlicht und über die Quelle
folgendes bemerkt (a. a. O., S. 2, Anm. 1): Cette lettre, dont il
y à deux copies dans le volume 372 de la collection Baluze
(f* 6 et 38), se trouvait au XVII* siécle dans le ms. 38 de
l'abbaye de Ripoll. Le ms. 38 était l'extrait méme que l'auteur
de la lettre avait pris en 1173 du recueil conservé à Saint-
Jaeques de Compostelle. Auch die gelehrten spanischen For-
scher Fidel Fita und Aureliano Fernandez-Guerra haben sich
bei diesem Quellennachweise beruhigt; in ihrer trefflichen Publi-
kation Recuerdos de un viaje 4 Santiago de Galicia, Madrid
1880, p. 42 heißt es: La carta ó dedicatoria que el monje Ar-
naldo trazó y puso por cabeza de su trabajo literario, se guar-
daba original en la biblioteca de Ripoll, cuando Balucio tomó
de aquel monasterio los documentos justicativos que tanto ava-
loran la Marca hispanica.
Das Original des Briefes befindet sich zu Beginn des
jenen Auszug enthaltenden Rivipullensis Nr. 99 im Kronarchiv zu
Barcelona und nach diesem Original ist de: Text in den Hand-
schriftenschützen (Bibliotheksnr. 391) herausgegeben worden.
Bezeichnend ist auch eine Notiz A. Farinellis in seiner
Studie Sulla fortuna del Petrarca in Ispagna nel Quattrocento
(Giorn. stor. della letter. ital. XLIV, 297—350) Nach dem
früher bereits erwühnten handschriftlichen Exemplar der Vita
8 III. Abhandlung: Beer.
solitaria des Petrarca auf Grund der von Corminas gebotenen
Angaben forschend, bemerkt er (a. a. O. 303, Anm. 3): dovrebbe
trovarsi all’ ‚Arch. gener. de la Corona de Aragon‘ proveniente
da Ripoll. Io ne chiesi invano notizia a'miei amici di Catalogna.
Das Exemplar existiert, allerdings nicht unter der von Cor-
minas zitierten Nummer (106), sondern unter Nr. 104 der Rivi-
pullenses und wird uns gleichfalls noch beschäftigen.
Wie scheinbar geringfügige Einzeichnungen in Ripoller
Manuskripten zur Klärung literarhistorischer Fragen beisteuern
können, lehrt die am Schlusse des cod. 74 eingetragene Feder-
probe: ... Baldasar. Gasbar. Melchior. Ad orandum dominum
uenientes. tria munera secum tulerunt. K. A. Martin Hartmann,
Über d. altspan. Dreikönigsspiel, Bautzen 1879, hatte nachzu-
weisen versucht, daß die bekannten drei Namen erst seit ihrer
Elevatio (1158) oder Translatio (1164) verbreitet gewesen seien:
die Ripoller Federprobe nun stammt aus dem Ende des 10.,
spätestens aus dem Anfange des 11. Jahrhunderts, zeugt gegen
jene Annahme und für die an ihr von Baist geübte Kritik (Zs.
f. rom. Phil. ТУ, 1880, 443 f.).
Handelte es sich hier um die mangelnde Antwort auf
einzelne Fragen, so wird die Unkenntnis, die im allgemeinen
betreffs des Inhaltes der noch erhaltenen Rivipullenses herrscht,
bedenklich, wenn auch umfassendere Publikationen der Auf-
schlüsse entbehren, die ihnen eine frühere, halbwegs ent-
sprechende Katalogisierung hätte bieten können. Man denkt
da in erster Linie an die großangelegte Bibliografia Hispano-
Latina clásica,! in welcher Marcelino Menéndez y Pelayo, der
erste zeitgenössische Literarhistoriker Spaniens, dem Alt- und
Neuphilologen, dem Handschriften- und Geschichtsforscher eine
Fülle von Daten — nicht bloß bibliographischer Art — vor-
legt. Angesichts des reichen, hier gebotenen Materials ist es
doppelt bedauerlich, daß an dieser Stelle die Ripoller Hand-
schriften teils durch ihre Abwesenheit glänzen, teils nach alten,
ungenauen Quellen zitiert sind. In dem Artikel Boéthius z. В.
nennt Menéndez (S. 222 f.) einen ,Códice del tratado de Musica,
,Códices — ediciones — comentarios — traducciones — estudios criticos
— imitaciones y reminiscencias, Erscheint in der Biblioteca de la Re-
vista de Archivos, Bibliotecas y Museos seit 1902 als Beigabe dieser
Zeitschrift in Madrid und ist jetzt bis zu dem Buchstaben C geführt.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 9
n. 103 de la biblioteca de Ripoll‘, hält sich wie schon Amador
de los Rios (Historia crítica de la literatura Española II, 239)
ausschließlich an Villanueva und trägt über das Verhältnis
des im Kodex gleichfalls eingezeichneten Gedichtes Olivas ,de
musica‘ zu der Schrift des Boéthius einige Vermutungen vor,
die erst durch genauere Erforschung der, wie es scheint, ver-
loren geglaubten, aber heute noch (unter Nr. 42) erhaltenen
Handschrift ihre eigentliche Stütze erfahren.
Sodann verzeichnet Menéndez zwei Nummern des alten
Inventars der Handschriften von Santa Maria de Ripoll (Villa-
nueva, Viaje literario VIII, 35) nümlieh: (163) ,Quaterniones
de Boeci, de Juvenal, de Atanasio' sowie (192) ‚Boecius‘ und
bemerkt hierzu ‚Acaso sea el mismo que hoy existe en el ar-
chivo de la corona de Aragon con este titulo: Boecii de con-
solatione philosophica, quam explicationem assumpsit manibus
Johannis Terrat studentis die Martis 30 decembris 1478" (Cor-
minas, Suplemento á Torres Amat, 316).
Es ist dies ein Schulbeispiel, wie die früheren unvollstän-
digen oder unrichtigen Angaben über die Rivipullenses auch
umsichtige Forscher irreführen können. Zunächst ist die Ter-
ratabschrift von den Angaben des alten Kataloges zu trennen.
Die subscriptio bietet nicht, wie Corminas angibt, explicationem,
sondern explectionem. Terrat ist nicht Erklürer, sondern der
Schreiber der 1478 vollendeten Handschrift! die in dem alten,
aus dem 11. Jahrhunderte stammenden Verzeichnis der Kloster-
bibliothek natürlich nicht angeführt sein kann. Der ,Boecius'
dieses Kataloges ist aller Wahrscheinlichkeit nach der von
Menéndez zuerst erwühnte Kodex mit den Versen Olivas, der
heute noch unter Nr. 42 erhalten ist; die ,Quaterniones de
Boecii‘, von denen das alte Verzeichnis zu berichten weiß, sind
mit noch größerer Bestimmtheit in dem gleichfalls noch erhal-
tenen Rivipullensis Nr. 168 wiederzufinden.?
| Heute Rivipullensis 81, also nicht aus San Cucufate, wie Menéndez,
8. 228, offenbar durch Corminas irregeführt, angibt.
З Dieser aus dem 11. Jahrhundert stammende Kodex mit dem modernen
Rückentitel ‚Tratado de matematicas‘ ist am Anfang und am Ende ver-
stümmelt, die Quaternionen sind schlecht in folgender Weise zusammen-
gebunden: I, II, III, XII, XI, X, IX, VIII, VII, IV, bei Quaternio XII
und IV fehlt der bezügliche Vermerk (rómische Zahl).
10 Ш. Abhandlung: Beer.
Wie der Artikel Boéthius, so werden auch die Daten über
das Schicksal der sogenannten Disticha Catonis auf spanischem
Boden, die Menéndez in der genannten Bibliographie zusam-
mengestellt hat, Erweiterung und Modifikation erfahren. Das
nämliche gilt von der schönen, demselben Gegenstande gewid-
meten Studie von Karl Pietsch: Preliminary notes on two old
spanish versions of the Disticha Catonis, The Decennial Publi-
cations der Universität Chicago, Bd. УП, 1902. Es läßt sich
nachweisen, daß eine sehr frühe in Spanien angefertigte Ab-
schrift der lateinischen Disticha sich bisher unbenützt unter
den Rivipullenses (Nr. 106) befindet, sie scheint dem von Ме
néndez (а. а. O., S. 318) so gerühmten Codex de Azagra der
Madrider Nationalbibliothek an Alter ebenbürtig zu sein;! zwei
spätere, gleichfalls bisher unbekannte Abschriften der Disticha
bezeugen das Jahrhunderte hindurch ungeschwüchte Interesse,
das man in Ripoll für jene Sentenzen hegte.
Auch in vielen anderen Beziehungen führt die genauere
Kenntnis der Handschriften dieser Klosterbibliothek den auf
spanischem Boden und außerhalb desselben erschienenen Ar-
beiten über bestimmte Gebiete geistiger Betätigung im Mittel-
alter beachtenswertes Material zu. Bezeichnend ist es, daß
Juan Facundo Riaño in seinen Critical and bibliographical notes
on early spanish music, London 1887, die zum Teile sehr alten
mit Neumen versehenen Ripoller Handschriften durchaus un-
berücksichtigt läßt und von dem bereits erwähnten Carmen
Olivas über die Musik, das wir aus dem Originale vollständig
mitteilen werden, nur zu bemerken weiß (а. а. O., S. 7): In
the monastery of Ripoll there existed formerly a Latin poem
on music, composed in the eleventh century by a monk named
Oliva, which is supposed to have been a composition founded
on Boétius' book.
Berücksichtigt man die erhaltenen Ripoller Handschriften
späterer Zeit, so ist vor allem zu bedauern, daß einem der
trefflichsten Kenner mittelalterlicher Rechtsquellen, W. Schulte,
bei der Ausarbeitung seiner Geschichte der Quellen des kano-
1 Die Alterszuweisung des Toletanus ist allerdings nicht sicher. Menéndez
а. a. О. meint, der Kodex sei s. XI, Ewald weist ihn (Reise, 316) dem 10.,
Loewe (Hartel-Loewe, B. P. L. Н., I, 284) dem 9.—10. Jahrhundert za.
Der Rivipullensis gehört dem 10. Jahrhundert an.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 11
nischen Rechtes ein Verzeichnis der einschlügigen Ripoller Be-
stände nicht zur Verfügung stand. Auch die umsichtige Studie
von Guillermo Maria de Broch und Juan Amell: Instituciones
del derecho civil catalan (Barcelona I?, 1886) erführt in den
Quellenangaben durch die einschlägigen, in Ripoller Hand-
schriften enthaltenen Texte mancherlei Ergänzung. Diese Er-
wägung war es, welche auch der recht mühseligen Beschreibung
der Rechtshandschriften tunlichste Sorgfalt zuzuwenden gebot.
Erscheint nun die Aufnahme der noch existierenden Über-
reste der alten Ripoller Klosterbibliothek angesichts des hier
angedeuteten Standes unserer bisherigen Kenntnis der Samm-
lung vielfach wie ein Heben fast vollständig unbekannten Ше-
rarischen Gutes, so erhellt hieraus die Schwierigkeit der Auf-
gabe, die für die Bibliotheca patrum Hispaniensis gerade bei
diesem Handschriftenbestand gelöst werden sollte. Andererseits
war es verlockend, nach bestmöglicher Erfüllung der Katalogi-
sierungsarbeit die Summe dessen zu ziehen, was diese litera-
rischen Denkmäler innerhalb der Geistesströmungen während
eines Zeitraumes von mehr als 600 Jahren bedeuten. Es ist
die Möglichkeit geboten, die Codices jenes alten Klosters, ab-
gesehen von dem Wert der einzelnen Handschrift als Textzeug-
nis, als Produkt mannigfacher literarischer, wissenschaftlicher,
gelegentlich auch künstlerischer Interessen zu betrachten und
unter spezieller Berücksichtigung dessen, was uns die Denk-
mäler der Ripoller Bibliothek von diesem Gesichtspunkte aus
sagen, ein quellenmäßig dargestelltes Bild der geistigen Betäti-
gung eines Kulturzentrums vom Range Ripolls, angefangen von
der Reconquista bis zum Ende des Mittelalters, zu entwerfen.
Dies hat der Verfasser der einzigen vorhandenen Ge-
schichte des Klosters, Jose Maria Pellicer y Pages (Santa Maria
del Monasterio de Ripoll, Mataró 1886) fast ganz außer Acht
gelassen, ja an manchen Stellen des Buches erhält man den
Eindruck, daß der Autor von den in Barcelona aufbewahrten
Manuskripten Ripolls gar keine Kenntnis besitzt. Und doch
darf man eben hier bei richtiger Lösung der gekennzeichneten
Aufgabe hoffen, für ein katalanisches Kloster das zu bieten,
was Marius Férotin für ein berühmtes altkastilianisches Kloster
in seiner Histoire де l'Abbaye de Silos, Paris 1897, speziell in
den Abschnitten Histoire littéraire de Silos, 249#. und Les
12 II. Abhandlung: Beer.
manuscrits de Silos, 257, mit so lohnendem Erfolge ver-
sucht und durchgeführt hat. Zu einem solchen Gegenstück
gerade Ripoll auszuersehen, mag noch der Umstand ermuntern,
daß die Ripoller Handschriften nicht nur in erheblich größerer
Zahl erhalten sind als die Silenser (233 Manuskripte des
katalanischen Klosters gegenüber 98 erhaltenen des altkasti
lianischen), sondern auch dem Inhalte nach weitaus vielgestal-
tiger sind und durch Ursprungs- und sonstige Vermerke eine
Fülle geistiger Beziehungen, die Ripoll Jahrhunderte hindurch
unterhielt, offenbaren. Allerdings besitzt Férotins Geschichte
der Abtei Silos eine Grundlage, über die wir für Ripoll
leider nicht verfügen: die sorgfältig zusammengestellte und von
dem Autor mustergültig veröffentlichte Sammlung der Silenser
Urkunden: Recueil de Chartes de l'Abbaye de Silos, Paris
1597. Alle Teile der Histoire bilden Zeugnisse dafür, mit wie
großem Nutzen die Silos betreffenden Dokumente auch zur Auf
hellung der kulturellen Bestrebungen des Klosters verwendet
werden konnten. Eine ähnliche Nutzanwendung für Ripoll ist
nun freilich ausgeschlossen. Im August des Jahres 1835 lat
wührend des Bürgerkrieges eine der militürischen Zucht ent
wachsene Bande das Kloster gestürmt, Mönche ermordet, Altüre
und Sürge geschändet, schließlich den prächtigen Bau in Brand
gesteckt und damit auch das Archiv, das damals noch einen
Schatz der erlesensten Originalurkunden barg, für immer ver
nichtet.! Próspero de Bofarull, der damalige Chef des Kror:
archivs zu Barcelona hatte, die Gefahr ahnend, wenige Jahre
vorher die Urkunden des Archivs von Santa Maria in seinen
Depots geborgen und nur ungern auf das Drängen ihrer Ве-
sitzer hin zurückgestellt. Allein dem Umstande, daß Bofarul
die Codices unter vielem Zögern zunächst in ganz kleinen Losen
zurückstellte, ist es zu verdanken, daß noch ein so stattlicher
Rest der Ripoller Handschriftenbibliothek geborgen wurde;? seit-
! Hierüber José Maria Pellicer y Pagós: Santa Maria del Monasterio і?
Ripoll, 255 ff.
з Vgl. Manuel Milá y Fontanals: Noticia de la vida y escritos de D. Pró-
spero de Bofarull y Mascaró, Barcelona 1860, 45, Anm. Fr. de Bofarull
y Sans, Apuntes bibliográficos, enthalten in der Sammlung: Conferencias
dadas en el Ateneo Barcelonés relativas á la Exposición universal, Bar
celona, 1890, gibt S. 512 die Zahl der 1835 verbrannten Codices auf 129 an.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 13
her zählen die geretteten Rivipullenses zum Besitzstande des
Kronarchives. Dem Brande fielen, wie wir leider bestimmt an-
nehmen müssen, auch die beiden Cartulare des Ripoller Archives,
die Bofarull noch wenige Jahre vorher benützt hatte, zum
Opfer; denn sie werden seither nirgend mehr genannt und
erscheinen auch nicht in der Sammlung solcher Kopialbücher,
die im Archivo histórico nacional aus den Resten der aufge-
hobenen oder dezimierten Klosterbibliotheken zusammengestellt
wurde (vgl. die bezügliche Liste im Anuario del Cuerpo facul-
tativo de Archiveros II, 21 —23). Wir müssen also auch auf
diesen so wertvollen Ersatz für die verlorenen Ripoller Original-
urkunden verzichten.
Daf unter diesen Umstünden die vor der Katastrophe
nach den Originalen oder Kopialbüchern hergestellten Veróffent-
liehungen von Urkunden besondere Bedeutung gewinnen, ist
selbstverstündlich. An erster Stelle ist hier die Marca Hispa-
nica zu nennen, die in der Appendix unter einer größeren Zahl
von Akten, wie bemerkt, auch einige leider nicht entsprechend
edierte Ripoller Urkunden bietet.! Weit verläßlicher sind die
von Villanueva in den Beilagen zu Bd. VI und VIII seiner Viaje
gebotenen Urkundenveröffentlichungen, freilich ist die Zahl der
auf Ripoll bezüglichen Akten, die wir an diesen Stellen finden,
ziemlich gering. Spärlich ist auch das einschlägige Material,
das Pujades seiner Crónica de Cataluüa einverleibte; Pellicer
y Pagés wiederholt in seiner Geschichte des Klosters, soweit
ich sehe, wenigstens für die ültere Zeit fast nur Bekanntes und
Pröspero de Bofarull hat in seinem trefflichen, für die Ge-
schichte Kataloniens grundlegenden Werke: Los Condes de
Barcelona vindicados (Barcelona 1836, 2 Bd.) wohl ein ziem-
lich reiches Material von Ripoller Akten verarbeitet, aber nur
sehr wenige hierher gehörige Stücke ungekürzt mitgeteilt.
Allerdings ist noch manches für diese Untersuchungen
wichtige Material — Urkunden, Briefe, Berichte — im Original,
! Die Abschriften, die Baluze zur Verfügung standen, sind, wie schon Villa-
nueva konstatierte (Viaje VIII, 99), nicht immer genau, daher mit Vorsicht
zu benützen; bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß auch der Artikel
Rivipullense monasterium im Index unvollständig ist, da er eine ganze
Reihe von Urkunden der Appendix, die sich direkt auf Ripoll beziehen,
nicht anführt.
14 III. Abhandlung: Beer.
viel mehr noch in Abschriften vorhanden. Zunächst in den
Ripoller Codices selbst, worüber der Katalog die entsprechen-
den Nachweise liefern wird; dann in Einzelurkunden des Bar-
celoneser Kronarchives, in dem bischöflichen Archiv zu Vich
und im Archivo histórico nacional zu Madrid. Auch in dem
Archiv der Kirche San Pedro de Ripoll soll heute noch ein-
schlügiges Aktenmaterial aufbewahrt werden,! doch liegen über
Umfang und Bedeutung der Urkundenabschriften im Kloster
San Pedro — dieses war dem weitaus berühmteren Monasterio
de Santa Maria affiliiert — keine näheren Angaben vor. Wohl
aber muß auf den Wert der Ripoller Kopien hingewiesen
werden, die sich in der großen, jetzt in der Pariser National-
bibliothek aufbewahrten ‚Collection Baluze‘ befinden. So er
scheint in der 1719 in Paris veröffentlichten Bibliotheca Baluziana,
Pars tertia, complectens codices manuscriptos diplomata et col-
lecta V. Cl. Stephani Baluzii, p. 103 ,Un portefeuille aux armes
de feu M. l'Evéque d'Auxerre (es ist André Colbert, gest. 1704),
ой sont les copies des manuscrits de Ripoll. Baluze war
Bibliothekar Colberts, und so dürfte über die Provenienz der
in dem Portefeuille enthaltenen Kopien kaum ein Zweifel be-
stehen.? Abschriften Ripoller Akten finden sich ferner unter
den in der Bibliothek der Akademie der Geschichte aufbe
wahrten Papieren Villanuevas und sicherlich auch in dem lite
rarischen Nachlasse des Ripoller Mónches und Archivars Roque
Olzinellas (geb. 1784, gest. 1835). Der diesem eifrigen Forscher
von Antonio Elias de Molins im Diccionario biográfico y biblio-
gráfico de Escritores y Artistas Catalanes del siglo XIX (Bar
celona 1889, IT, 255—262) gewidmete Artikel gewührt genauen
Einblick in dessen ergebnisreiche archivalische Tätigkeit.’ Die
von ihm hinterlassenen Arbeiten liegen zum Teile im bischöf-
! Darauf hin weist eine Bemerkung von Pellicer y Pagés an der Spitze
seiner kleinen Sammlung Ripoller Urkunden: hemos tenido & la vista
copias autorizadas de los originales, los que se conservan en el Archivo
de San Pedro (Santa Maria del Monasterio de Ripoll, 327).
з Von dem Kodex der Pariser Nationalbibliothek Nr. 5132, olim Baluzianus,
der eine Reihe wertvoller Urkunden aus Ripoll enthält und deutlich
seine Herkunft aus dem Kloster verrüt, wird noch die Rede sein.
* Vgl. auch Próspero Bofarull, Los Condes de Barcelona vindicados I, In-
troduceiön 8. Ц und 8. 49f.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 15
lichen Archive von Vich (unter diesen: Catálogo de los cödices
de Ripoll und Notas de varios archivos), zuin Teil befinden sie
sich im Besitze der Familie Bofarull (Catálogo de los escri-
turas del archivo de Ripoll) ein kleiner Rest wird noch von
der Familie des Verblichenen aufbewahrt (Indice general de
todos los códices de Ripoll y sus materias). Wollte man die
disiecta membra des einst so reichen Ripoller Archives wieder
sammeln, so müfte also aus einer ganzen Reihe spanischer
Archive das einschlügige Material zusammengebracht werden,
eine Arbeit, welche die Zeit vieler Jahre in Anspruch nähme
und, wie die Verhältnisse liegen, nur von Spaniern mit Glück
durchgeführt werden könnte. Diese wichtige Vorarbeit zur
Erläuterung der erhaltenen literarischen Denkmäler fehlt und
mit ihr das Mittel, in ein eng und sicher gespanntes Netz von
Daten der politischen und Kirchengeschichte die literarischen
und kulturhistorischen Strömungen einzuzeichnen sowie bis jetzt
unbekannte Provenienz-, Schreiber-, Besitzer-Notizen u. &. m. zu
fixieren. Was ohne dieses wichtige Hilfsmittel an der Hand
der Ripoller Codices und des bisher zugünglichen Urkunden-
materials für die Lösung der gestellten Aufgabe geleistet wer-
den kann, soll im Folgenden gezeigt werden.
* *
*
Die Gründung des Klosters Santa Maria de Ripoll fällt
in eine für die Geschichte der spanischen Mark entscheidende
Epoche. Nach langen Kämpfen, die im zweiten Drittel des
9. Jahrhunderts zwischen Christen und Mauren im Nordosten
Spaniens geführt worden waren, gelang es Wifredo el Velloso
(dem Haarigen) Grafen von Вагсејопа,! die Herrschaft des
Territoriums zu erringen und von Seite des Frankenkönigs Karl
des Kahlen als Markgraf mit der Zusicherung anerkannt zu wer-
den, daß die Erblichkeit dieser Würde seinem Hause erhalten
bleiben solle. In richtiger Erkenntnis der Bedeutung, die die
Klöster als geistiges Bollwerk gegen den Feind und als wirk-
! 898, aus diesem Jahre (17. April) auch die Urkunde, in der sein
Name zum letzten Mal erscheint, vgl. Joseph Calmette, Un jugement ori-
ginal de Wifred le Velu, Bibliothéque de l'Ecole des Chartes, LXVII,
1906, 60 ff.
16 ПІ, Abbandlung: Beer.
sames Mittel zur Festigung der weltlichen Herrschaft gerade
während jener kampferfüllten Zeit besaßen, hat Wifred Ripoll
gegründet und dotiert, und zwar unter Umständen, die uns ge-
nau bekannt sind und deutlich kundtun, daß er bedeutende poli-
Aus Spruner-Menke, Handatlas f. d. Gesch. d. Mittelalters, Gotha, Justus
Perthes, 1880, Nr. 15: Iberische Halbinsel von der Ankunft der Araber bis
zum Untergange der Omajaden, 711 bis 1028 n. Chr.
tische, speziell dynastische Interessen durch die Stiftung fördern
wollte; wobei es dem frommen Glauben unbenommen blieb, in
der Gründung des Heiligtums ebenso ein Dankopfer für errun-
gene Erfolge zu sehen, wie 700 Jahre später in dem als Pantheon
gedachten Escorial eine grandiose Votivtafel für St. Quentin.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 17
Die vom 20. April 888 datierten Acta dedicationis Eccle-
siae Sanctae Mariae Rivipullensis, die Baluze in der Marca
Hispanica App. XLV, col. 817 aus dem Cartular des Klosters
herausgab, berichten ausdrücklich, daß das Kloster auf Ver-
anlassung Wifreds und seiner Gattin Winidilde erbaut wurde.
Zur Einweihung erschien Godmar, Bischof von Vich, dessen
Sprengel das Kloster angehören sollte. Die Stelle, wo das
Kloster sich erhob — in valle que nuncupant Riopullo — war
gut gewählt; das Heiligtum lag in dem Delta, das durch das
Zusammenströmen der beiden Flüsse Ter und Fraser — daher
der Name Rivis pollens — gebildet wird, inmitten fruchtbarer
Gegend, durch waldige Gebirgshöhen geschützt, andererseits
nach Süden durch Straßen mit dem Grafensitz verbunden. Die
Bedeutung, die Wifred seiner Schöpfung verleihen wollte, geht
eigentlich erst aus einer zweiten an demselben Datum ausge-
fertigten Urkunde, den Acta dotis Ecclesiae Rivipullensi factae
(Marca, App. XLVI, сої. 818{.) hervor. Wifred verlieh dem
Kloster nieht nur in der Umgebung von Ripoll ausgedehnte Ge-
biete, sondern auch Örtlichkeiten in der Grafschaft Cerdaña; in
dem Distrikt Berga die Kirchen des Ortes Brositano mit ihren
Alloden sowie die Kirchen San Vincente und San Juan; in der
Grafschaft Urgel den Ort Exaduce mit der Kirche San Miguel;
in der Marca die Kirche Santa Maria de Pons mit ihrem Gebiet,
den Ort Centumcellas mit einem Gebiet von vier Quadratmeilen
im Umkreise und allen Einkünften, endlich die Kirchen auf
den Hóhen des Montserrat mit ihrem Allod. Beide Urkunden
sprechen von dem bereits errichteten Klosterbau, der schon
bevölkert war: Haec omnia tradimus sub manibus Dagini ab-
batis et omnes monachos ibi commorantibus. Daraus erhellt,
daß das Klosterleben schon vor 888, der Zeit der feierlichen
Einweihung, begonnen haben mußte; tatsächlich hat Villanueva
(vgl. Viage VIII, 209f.) eine Urkunde aus dem Jahre 880 auf-
gefunden, laut welcher bereits damals der Priester Ariulphus,
Besitzer ausgedehnter Liegenschaften in dem Baga-Tale domui
Sanctae Mariae Virginis in monasterio Rivipullense . . . et
Dachino abbati et monachis ibidem deo servientibus Teile der
Orte Buturano, Certaniola, Cospe und Riotorto schenkte. Die
urkundlich beglaubigte Geschichte des Klosters beginnt also mit
880, die ersten Anfänge der Siedelung sind dunkel; alle Abt-
Sitzungsber. d, phil.-hist. KL. 155. Bd. 3. Abb, 2
18 ЦІ, Abhandlung: Beer.
listen Ripolls* beginnen mit Daguin, allerdings weiß eine
von ihnen zu berichten, daß er 888 bereits 15 Jahre Abt ge-
wesen.” Unter den für den Kultus bestimmten Widmungsobjek-
ten schenken Wifred und Winidilde laut Zeugnis der zitierten
Dedikationsurkunden calicem et patenam de auro, missalem, lec-
tionarium, planetam et albam. Missale und Lectionar erscheinen,
wie das nicht anders zu erwarten, unter den Kirchenutensilien;
die liturgischen Bücher waren in der sonst so reichen Schen-
kung bei weitem nicht so gut vertreten wie bei anderen Dota-
tionen. Bezeichnend ist in dieser Deziehung ein Bekenntnis
in den Acta dedicationis Ecclesiae Sancti Petri Rivipullensis
(Marea, App. L, col. 822). Die Einweihung dieser Kirche, welche
dem Kloster Santa Maria gehóren sollte, erfolgte zwei Jahre
später, nämlich 890, und bei dieser Gründung erscheinen außer
Wifred und Winidilde auch schon Abt Daguin und seine Mönche
als Geber: Tradimus ibi ego Daquinus cum fratres meos mo
nachos libros secundum possibilitatem nostram, scilicet
Eptaticum,? homeliarium, missalem, ordinem. Also wieder lauter
liturgische Bücher, deren beschränkte Zahl den Verhältnissen
der noch jungen Klostergemeinde entsprach. Denn aus den
bescheidenen Worten secundum possibilitatem nostram läßt sich
schließen, daß das Scriptorium des Klosters noch keine große
Tätigkeit entfaltet hatte, wohl auch die Bücherei selbst noch
nicht viele Handschriften barg. Woher Pellicer y Pajes (Santa
Maria de Ripoll 39) die Nachricht hat: ‚Los illustres cónyuge:
(d. h. Graf Wifred und dessen Gattin) hicieron subir al гезре-
table nümero de cincuenta y ocho los codices que ya en
tonces contaba el archivo, aumentandolos con un leccionario y
un misal‘ ist nicht erfindlich.* Das am 30. Juli 979 nach dem
Tode des Abtes Vindisclus angelegte Inventar bemerkt, daß
! Die am besten kritisch gesichtete noch immer bei Villanueva, a. a. О.
4f. Nach ihm Pellicer y Pagés, a. а. О. 399, Enrique Claudio Girbal,
Tossa (Gerona 1884) 39ff. Eine noch unedierte Liste (aus dem Rivipul-
lensis Nr. 111) wird der Katalog mitteilen.
з Pellicer у Pagés, а. a. О. 34, Anm, 9.
* Der Heptateuch war, wie Villanueva aus den consnetas der Kirchen jener
Gegend feststellte, beim Gottesdienste im Chore in Verwendung.
* Vergleichsweise sei daran erinnert, daß selbst die alte, mächtige Kathedral-
kirche zu Oviedo in jener Zeit nur 41 Codices ihr Eigen nannte (Hand-
schriftenschätze Nr. 344, 8. 376 ff.).
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 19
‚etwas mehr als 65 Bücher‘ im Kloster vorhanden gewesen
seien, so daß die Vermehrung der Bibliothek innerhalb eines
Zeitraumes von fast 100 Jahren nur etwa 10 Handschriften be-
tragen hätte, was wohl kaum anzunehmen ist.!
Nun sind allerdings einige wertvolle Handschriften, die
im Kloster noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufbewahrt
und beschrieben wurden, heute aber fast vollständig verloren
gegangen sind, nicht aus dem Seriptorium des Klosters her-
vorgegangen, sondern der Bücherei, wie wir feststellen kónnen,
schon in früher Zeit zugewendet worden. Das gilt zunächst
von jenen Manuskripten, deren Niederschrift vor die Zeit der
Gründung Ripolls fällt. An erster Stelle ist hier ein prüchtiger
Psalter zu nennen, den Villanueva (Viaje VIII, 34 f.) eingehend
beschreibt. Das Manuskript war ganz in Silberschrift auf
Purpurpergament hergestellt, die Initialen und Überschriften
der Psalmen in Gold ausgeführt.” Auf der einen Seite stand
der Text der Vulgata, auf der anderen die Übersetzung des
Hieronymus. Das letzte Blatt enthielt die Einzeichnung: Ka-
rolus gratia Dei rex et imperator Franchorum. Villanueva
schließt aus dem Schriftcharakter, daß der Kodex aus der Zeit
Karls des Großen oder spätestens Karls des Kahlen stamme;
auf jeden Fall gehöre er dem 9. Jahrhundert an. Am meisten
überraschte ihn die vorzügliche Erhaltung der Silberschrift und
er vergleicht mit dem Ripoller Psalter ein Evangeliar, das er
‚en la biblioteca nacional de Tolosa‘ gesehen,? dessen Silber-
buchstaben aber ihren Glanz vollständig eingebüßt hatten.
Aus der von Villanueva gegebenen Beschreibung geht
hervor, daß wir es mit einer jener Arbeiten der Chrysographie
zu tun haben, die sich vornehmlich der Herstellung von Pracht-
exemplaren der Bücher der heil. Schrift zuwendeten und deren
1 Näheres hierüber weiter unten bei Besprechung des Scriptoriums unter
Abt Arnulf (948—970).
* José Maria Eguren, Memoria descriptiva de los códices notables en los
archivos eclesiästicos de Espana, Madrid 1859, p. XXXIV weiß noch von
‚vistosas orlas con enlaees de oro y fantásticas serpientes‘ zu berichten,
welche den Text auf allen Seiten umschlossen.
з Das Evangeliar Godescales aus Saint-Sernin zu Toulouse, später im
Louvre (Delisle, Cabinet des manuscrits de la Bibliothéque Nationale I,
2), jetzt Bibl. Nat. Nouv. acq. lat. 1203. 8. Berger, Histoire de la Vulgate
pendant les premiers siècles du moyen-äge, Paris 1893, В. 269.
2%
20 III. Abbandlung: Beer.
stattliche, heute noch erhaltene Reihe, angefangen von dem
ältesten, ehemals Hamiltonschen, jetzt in amerikanischem Besitz
befindlichen Exemplar der Evangelien bis herab zu den Spät-
früchten dieser eigenartigen Kunst, gerade in jüngster Zeit den
Gegenstand eingehender Studien gebildet hat.! Die Mitteilung
Villanuevas über den prächtigen Ripoller Psalter ist, so viel
ich sehe, in den betreffenden Untersuchungen noch nicht be-
rücksichtigt worden. Bemerkenswert ist zunächst die Gegenüber.
stellung der Vulgata auf der einen und der Hieronymusüber-
setzung auf der andern Seite. Villanueva meint offenbar das
Psalterium gallicanum sowie die Übersetzung des Psalters aus
dem Hebrüischen, wie wir sie etwa in Sabatiers Bibelwerk
lesen, das er vor Augen gehabt haben mochte (Bibliorum
sacrorum latinae versiones antiquae, Vol. II, Remis 1703), nàm-
lich: Vulgata hodierna seu versio latina sec. LXX secundis
curis emendata a S. Hieronymo. — Versio Latina S. Hieronymi
ex Hebraeo. Der Umstand, daf wir eine in Prachthandschriften
ungewühnliche Gegenüberstellung beider Rezensionen gerade auf
spanischem Boden antreffen, regt zu mancherlei Erwügungen
an. Die hohe Bedeutung, die Spanien in der Überlieferung
des biblischen Textes während der ersten Jahrhunderte des
Mittelalters besaß, die Originalität der auf iberischem Boden
verbreiteten Texte hat Samuel Berger überzeugend nachge-
wiesen.! Andererseits wissen wir, daß die Geschichte der Vul
gata unter den Karolingern so viel ist wie die Geschichte des
Kampfes der guten aus England bezogenen Texte gegen die
spanischen Rezensionen oder, wenn man personifizieren will,
der Kampf des Ekbertschülers Alcuin? gegen den Westgoten
Theodulf, spüteren Bischof von Orleans. Den Ripoller Psalter
mit der literarischen Produktion Kataloniens in Verbindung
! Einige bibliographische Nachweise hierüber in den von Chroust heraus-
gegebenen Denkmälern der Schreibkunst des Mittelalters, Lief. 11, bei
Besprechung des Wiener Psalters, Taf. 4.
? A. а, O., Chap. II, S. 8ff.: Les bibles espagnoles.
3 „.. loin de faire de Théodulfe un critique, nous verrons plutôt en lvi,
malgré tout son mérite, le defenseur de la tradition espagnole et lad-
versaire inconscient de la pureté du texte biblique, défendue par Alcuin.
Berger, De l'histoire de la Vulgate en France, Lecon d'ouverture, Paris
Hachette 1887, p. 7.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 91
zu bringen, daran darf man keinen Augenblick denken.! Die
kritische Revision der Bibel unter Karl dem Großen ist Alcuins
Werk, das um das Jahr 800 als abgeschlossen gelten darf.
In jüngster Zeit hat die paläographische und kunsthistorische
Forschung sich immer mehr der Ansicht zugeneigt, daß der
Ursprung jener Meisterwerke der Chrysographie — zu denen
aufer den genannten und anderen Zimelien auch der Psalter,
den Karl der Große an Papst Hadrian I. sendete (Kodex 1861
der Wiener Hofbibliothek), und das Evangeliar in der kaiser-
lichen Schatzkammer zu Wien gehören — in der Aachener
Hofschule zu suchen sei. So würden wir den karolingischen
Ursprung des Ripoller Psalterium argenteum auch dann voraus-
setzen, wenn die von Villanueva mitgeteilte Schlußnote nicht
vorhanden würe. Diese bemerkenswerte Notiz wird aber noch
durch eine weitere Angabe ergünzt. Villanueva war nicht der
letzte, der das kostbare Manuskript studierte. Im Jahre 1820
verwahrte es Próspero de Bofarul im Kronarchive zu Barce-
lona, und Milá y Fontanals teilt in der bereits früher zitierten
Biographie Bofarulls hierüber folgendes mit (S. 45, Anm.):
Perdiéronse entre ellos (d. h. den Ripoller Codices) el inesti-
mable Psalterium argenteum, ünico códice en su clase en
España? ... y que sin duda fué destruido... A la noticia
que de este códice dan Villanueva y Eguren,’ puede añadirse
una notable particularidad que ignoran los que no la han oido
de Bofarul. Limpiando éste la ultima página ennegrecida
leyó en sus letras de plata: ,Pipinus rex Francorum‘, que pa-
! Den Silberpsalter und die gleich später zu besprechende Mischhand-
schrift s. VIII nennt Eguren ‚Dos monumentos paleográficos de grande im-
рогіапсіа" und meint ,recordaban todavia en los primeros айоз del presente
siglo el fausto principio de las letras en las montañas de Cataluña‘
(Memoria, S. XXXIV). Beide Handschriften waren aber für die damals
von heftigen Kämpfen aufgewühlte Mark Exotica.
Zu erwähnen wäre allerdings der im Escorial aufbewahrte, ganz in Gold-
schrift hergestellte sogenannte Codex aureus evangeliorum, der freilich
viel spáter unter Kaiser Konrad II. und Heinrich III. hergestellt wurde;
vgl. Die Handschriftenschenkung Philipp II. ап den Escorial vom Jahre
1576, Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten
Kaiserhauses XXIII, Heft 6, В. V.
* Eguren hat die 1835 zerstörte Handschrift nicht mehr gesehen und fußt
ganz auf Villanueva.
22 Ш. Abhandlung: Beer.
rece no puede ser otro que el padre de Carlomagno. Diese
Angabe ist doch wohl so zu verstehen, daß sich außer der
von Villanueva gelesenen Einzeichnung noch die auf Pipin
bezügliche am Schlusse des Kodex fand (puede añadirse). Bei
dieser doppelten Namensnennung liegt die Sache natürlich
anders als bei der sogenannten ersten Bibel Karls des Kahlen
(Paris, Bibl. Nat. F. L. 1, Berger, Histoire de la Vulgate 215f.),
deren erstes Blatt in Medaillons die Inschriften Carolus rex Fran-
co(rum) und David rex imp(erator) bietet. Vielleicht ist an-
zunehmen, daß die auf Pipin bezügliche Zeile von der durch
Villanueva bekannt gewordenen durch ein gróferes Spatium
getrennt war und daß auf der ‚pagina ennegrecida* einige ver-
bindende Worte wie cuius pater, cuius genitor o. dgl. nicht
mehr zu lesen waren. Übrigens ist nicht ausgeschlossen, daß
wir noch Details über die Untersuchung der Handschrift, die
Bofarull vornahm, erfahren.” Wie das schöne Erzeugnis karo-
lingischer Sehreibkunst in den Besitz Ripolls gelangte, dafür
fehlt jeglicher Anhaltspunkt.? Villanueva bemerkt nur, daf der
Kodex bereits in dem am 14. Mürz 1047 angelegten Inventar
! Elias de Molins erwähnt in dem oben zitierten Artikel ausdrücklich,
daß sich im Nachlasse Olzinellas eine ,Carta del sefior Bofarull sobre el
Psalterio ó libro de Pepino‘ finde, und es wäre interessant, dem Ver-
bleib dieses Briefes nachzuspüren; vielleicht steht er in Beziehung mit
einer Beschreibung des Psalters, die Bofarull y Sans, der Enkel Pröspero
de Bofarulls, in seinen Apuntes bibliográficos (vgl. oben S. 12) aus einem
Katalog ‚vom Jahre 1824* (vielleicht derselbe, der nach Ewald Reise 389
schon 1823 angelegt wurde) mitteilt: ,Salterio entero con todas las let-
ras de alquimia de plata y las iniciales de oro de un tamano muy pe
queño y la vitela б pergamino sobre que está escrito es de color morado
obscuro sin duda para mayor realce de la letra. Su tamaño no llega al
de folio y está perfectamente conservado, menos en las primeras y ùl-
timas páginas que con dificultad pueden leerse por haberse enigrecido
la alquimia, segun parece por la humedad que alguna vez habrá раде-
cido. En la ültima página se han podido leer con mucha dificultad las
palabras „Pipinus Imperator (sic) et Rex Franchorum“ las que junto соп
la circunstancia de hallarse notado como existente ya en el monasterio
de Ripoll en un inventario recibido el dia 14 de Marzo del ano 1047 en
presencia de Wilelmo conde de Besalú, y el lujo con que se escribió
hace sospechar que fué regalado este precioso códice al monasterio por
algun emperador de Francia, y siendo así по baja su edad del siglio ҮШ“
з Eguren, a. a. О. XXXV, meint freilich ganz bestimmt: ‚Lo cierto es que
el conde fundador del monasterio de Ripoll ofreció este hermoso libro
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 23
der Klosterbibliothek erscheine, wo bereits ein ‚Psalterium ar-
genteum‘ angeführt wird, das mit unserer Handschrift zweifellos
identisch sei. Er selbst hat in den Appendices zum VIII. Bande
seines Viaje unter Nummer IV einen ‚Catalogus librorum qui
sec. XII. extabant in monasterio Rivipullensi‘ veröffentlicht, in
diesem Verzeichnis wird aber das Psalterium argenteum nicht
angeführt, so daß man annehmen könnte, es sei zwar 1047
vorhanden, im 12. Jahrhundert aber nicht mehr in der Biblio-
thek auffindbar gewesen. Nun ist schon in den ‚Handschriften-
schätzen‘, S. 413, Anm. 1 unter Hinweis auf einen ganz ähn-
lichen, von Ewald (Reise, S. 389) veröffentlichten und dem
11. Jahrhundert zugeschriebenen Katalog der Vermutung Raum
gegeben worden, daß ‚sec. XII‘ bei Villanueva ein Druckfehler
und Ewalds Angabe die richtige sei. Diese Vermutung wird
zur Gewißheit durch die von Fr. Benito Rivas! angefertigte
Abschrift des betreffenden Katalogs, welche in der Bibliothek
der Real Academia de la Historia in einem Kollektaneenkodex,
signiert 12—27—4, E 122, aufbewahrt wird und von der mir
die Madrider Akademie durch Intervention der kais. Akademie
der Wissenschaften eine genaue Kopie in liebenswürdigster
Weise zur Verfügung stellte. Diese Kopie stammt, wie Rivas
ausdrücklich angibt, aus einer Aufzeichnung des 11. Jahrhun-
derts und gestattet den sicheren Schluß, daß sowohl Villanuevas
Katalog wie auch die Auszüge bei Ewald auf dieselbe Quelle
zurückgehen, nämlich auf das Verzeichnis s. XI, das in dem
heute verlorenen, ehedem mit Nr. 40 signierten Rivipullensis
eingetragen war; Ewald gibt nur kurze Auszüge aus dem
Katalog, während Villanueva den Schlußteil des Verzeichnisses
nicht bringt und auch — vielleicht dureh seine Vorlage irre-
geführt — manche Büchertitel fehlerhaft mitteilte” Zu diesen
gehört auch die Eintragung ‚Plutargus‘. Ein Plutarch, sei
al tesoro de aquella iglesia en el tercio último del siglo IX,‘ sagt aber
nicht, was ihn zu dieser sichern Behauptung veranlaßt; jedenfalls ist zu
beachten, daß der Psalter in der Gründungsdotation nicht erwähnt wird.
! Er war Mónch des Klosters Montserrate und hat gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts das Ripoller Archiv geordnet. Über seine einschlügigen Ar-
beiten vgl. Villanueva, Viage VIII, 4f. u. 33.
2 Andererseits bietet wieder Villanuevas Abdruck zweifellos echte An.
gaben, die in Rivas Abschrift fehlen. Hierüber gibt der weiter unten
zum erstenmal vollständig mitgeteilte Text des Katalogs Aufschluß.
24 Ill. Abbandlung: Beer.
es auch ein lateinischer, muß in einer spanischen Klosterbiblio-
thek des 11. Jahrhunderts auffallen, wenngleich die Möglich-
keit, daß eine solche Übersetzung in Spanien zu jener Zeit
existiert habe, nicht von vorneherein abzuweisen ist. Wissen
wir ja doch, daß Martinus Braccarensis (Dumiensis), von dem
eine Schrift in der Klosterbibliothek Ripolls sich vorfand, grie-
chische Texte nach Spanien mitbrachte und dort übersetzen
ließ. Gleichwohl ist der Ripoller ‚Plutargus‘ endgültig zu
streichen. An der Stelle, da Villanueva ihn anführt, bietet die
Madrider Abschrift ‚Psalterium argenteü‘, und es leuchtet sofort
ein, daß Villanueva eine Kürzung, etwa Plt arg verlesen hat.
Gehörte demnach der schöne Psalter zu den alten Inventar-
stücken der Ripoller Bibliothek, so liegt mit Rücksicht auf die
angedeutete Provenienz der damaligen Leistungen der Chryso-
graphie die Vermutung nahe, daß der Prachtkodex Geschenk
eines fränkischen Herrschers sei. Karl der Kahle spendete
dem Kloster Fleury kostbare Kirchengeräte cum evangelii textu
subtili operis diversitate fabricato,? also ein Evangeliar, dessen
reiche und feine Ausstattung ausdrücklich hervorgehoben wird,
vielleicht dem noch erhaltenen, früher erwühnten Prachtkodex
aus Saint-Sernin zu Toulouse nicht nachstand, das aus Karl:
des Großen Besitz möglicherweise durch Ludwig den Frommen’
in dieses Kloster kam. Der Umstand, daß das Ripoller Gebiet
damals nicht zum fränkischen Reiche gehörte, spricht keines-
wegs gegen eine solche Zuwendung. Die Mark stand min
destens formell unter frünkischer Oberhoheit, ihre Urkunden
werden nach den Regierungsjahren der Karolinger datiert, sie
blieb favorisiertes Grenzgebiet, und welcher Fürsorge sich ge-
rade Ripoll von Seite der frünkischen Herrscher erfreute, davon
zeugen die Urkunden, die wir noch besprechen werden. Über
Vermutungen kommen wir hier freilich kaum hinaus, da der
1 Vgl. die noch eingehender zu besprechende Ausgabe Casparis von Mar
tins De correctione rusticorum, p. XIIf. u. XXIIf, Jules Tailhan, Appen-
dice sur les bibliothèques espagnoles du baut moyen-Âge, in den Nov-
veaux mélanges d'archéologie, III. Sér., Vol. 3, Paris 1877, S. 231f.
2 Appendix Adelerii Floriacensis ad Adreualdum (I, XLI), J. Bosch (Bosco)
Floriacensis vetus bibliotheca, Lugduni 1605, 8. 76.
® Über die Handschriftenspenden Ludwig des Frommen an Klöster vgl
Delisle, Le Cabinet I, 4.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 25
Psalter vor 1047 urkundlich nicht erwähnt wird und wir
allfällige Indizien aus dem Kodex selbst nicht mehr holen
können; er ist offenbar 1835 verbrannt.
Noch bedauerlicher ist der Verlust einer Handschrift, die
Villanueva (a. a. О. VIII, 45—50) beschreibt. Sie gehörte dem
8. Jahrhunderte an und war in westgotischer Kursive geschrie-
ben. Den Hauptinhalt bildeten zwei augustineische Schriften,
nämlich ein ‚Liber quaestionum‘ und die ,Dictio contra quinque
haereses, dann ein ,Exordium de ortu vel obitu patrum‘!
betitelter Abschnitt, ferner die Expositio S. Hieronymi in Ma-
thaeum, endlich der Liber ICHDRI (sic, Isidori) Spalensis sedis
9
episcopi de DINISSMA NMIA (sic) legis evang.? Außer diesen
etwas umfangreicheren Stücken enthielt der Kodex noch Inter-
rogationes de fide catholica, die Athanasius zugeschriebene Ex-
positio fidei catholicae Sancti Ambrosi Mediolanensis episcopi,’
eine kleine Kanonensammlung, ferner gegen Ende: Decretale
editum ab urbe Roma de recipiendis sive non recipiendis auc-
toribus quod constitutum est,“ eine tabla de los aiios de las
1 Villanueva bemerkt zu diesem Titel nichts, obwohl das von ihm mit-
geteilte Incipit: ,Esaias propheta interpretatur‘ deutlich zeigt, daß wir
es nicht mit der bekannten isidorianischen Schrift De obitu usw. zu tun
haben; es ist vielmehr ein Bruchstück aus Isidors In libros veteris et
novi test. prooemium, beginnend mit dem Abschnitt Jesaias, M. 83, 166.
з Villanueva erklärt: Yo leo divinissima nomina legis evangelicae. Zu
dieser Auflösung des Kompendiums sei bemerkt, daß im Text der Alle-
gorien Isidors: Quaedam notissima nomina legis steht. Für besonders be-
merkenswert (digna de toda consideracion) hält Villanueva, а. а. О. 47
die in dieser Handschrift bei der Widmung erscheinende Namensform:
‚Кто Domino ас referentissimo fratri uuruvıo (Vulgata: Orosio) Isi-
dorus‘, meint, der Name könne Wsurio, Wrusio, Wrurio oder Wsusio ge-
lesen werden und vielleicht in die vielbehandelte Adressatenfrage der
Allegorien — Jos. Pellicer hält den Empfänger für Orosius von Tarra-
gona, der nicht Zeitgenosse Isidors war — Licht bringen, d. h. die Fest-
stellung des noch unbekannten Adressaten ermöglichen. Dem ist nicht
so, es liegt nur die lautliche Variante Urusio vor. Auch das Kastilianische
führt schriftlat. © auf verschiedenen Wegen zu u: preguntar, cubrir, cu-
lebra, vgl. ferner die Glosse uurat: comedit (im Vaticanus 1471 з. УПІ--ІХ,
Migne 81, 793). Durch Angleichung wird aus Urosius (Orusius) Urusius.
з Vgl. zu diesem Texte Arevalo, Isidoriana M. 81, 828.
* In dem Briefe des gelehrten Jesuiten Andreas Burriel an В. de Castro
über eine neue Isidorausgabe heißt es (Rodriguez de Castro, Bibl. Esp.
26 III. Abhandlung: Beer.
eras antiguas y vidas de los patriarcas, den Tractatus de solem-
nitate Pascali editus a S. Hieronymo presbytero, einen Cyelus
Pascalis, einen orthographischen Traktat: Diseretio litterarum,
daran sich anschließend De litteris iuris (Explicación alfabética
difusca de las siglas y cifras del derecho)? ferner: Incipit epi-
stola atque tractatus Sancti Martini episcopi de idolorum cal-
tura, directum ad Polemium episcopum (d. h. Martin von Brac-
cara: De Correctione rusticorum), zum Schluß noch Briefe des
Hieronymus, Sermones und Exorcismen.? Also eine Miszellan-
handschrift von ungemein reichem Inhalt, mit Rücksicht auf
das hohe Alter der Handschrift von größtem Werte und unter
sämtlichen bisher bekannten spanischen Codices des frühen
Mittelalters von hervorragendster Bedeutung. Dadurch ge
winnen die Untersuchungen über deren Ursprung und Herstel-
II, 305): Casi en todos los Códigos (der Konzilien) se añade la Decreta!
De libris recipiendis de donde tomó Graciano el cap. Sancta Romana y
en todos ellos se atribuye А Hormisdas y no й Gelasio. La misma se
halla en otro Código Gothico de diferentes tratados que tengo em mi
poder. Vgl. а. M. 81, 245, 774, 791 sowie 84, 843. — Diese Daten, sowie
die Notiz über den Rivipullensis, der eines der ältesten Vorkommen der
vielbehandelten (Pseudo-)Dekretale darstellt, ergänzen das von Job.
Friedrich in der Abhandlung: Über die Unächtheit der Dekretale de
rec. et non rec. libris des Papstes Gelasius I., Sitzungsberichte der philos-
philol. u. hist. Kl. d. bayr. Akad. d. Wissensch. J. 1888 L, 54 ff, bespro-
chene Quellenmaterial.
,Es un tratado de orthographia muy borrado' bemerkt Villanueva; man
denkt zunächst an Isid. Etym. I, 27 und I, 4, 3 (Litterarum duplex modus
est, dividuntur enim principaliter usw.), doch weist der inhaltlich ver-
wandte Mettensis (s. unten) nach Angabe des Catalogue gén. auf einen
anderen Text.
Veteres antemillenarii Etymologiarum Codices sub libri primi titnlo XXIII
exhibent syllabum notarum luridicarum, quas, ut ibidem Isidorus ait,
novitii Imperatores a Codicibus legum abolendas sanxerunt quia multos
per has callidi ingenio ignorantes decipiebant. Sunt autem persimiles
Valerii Probi compendiis quae vulgo circumferuntur. Bayer in den Noten
zu Nic. Antonio, Bibl. Hisp. Vetus I, 334. Einer dieser notarum laterculi
nach dem Abschnitt de notis iudicis seu iuridicis der Etymologien
Isidors auch in Escorial b I. 12, s. Hartel- Loewe BPLH. I, 29f. (Au
augustinus, Aa augusta au aurelium ag agit a actin.)
So weit Villanueva: Der von Ben. Rivas redigierte Katalog verzeichnet
außerdem eine Reihe kleinerer Stücke, wie Transitus S. Martini, expo
sitio ventorum, (Pseudo-) Augustinus Hypomnesticon liber, Epistola
Fortunati ad Hildericum regem ц. а.
ra
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 27
lung an Wichtigkeit, umsomehr, als dem trefflichen Villanueva
bei Erörterung dieser Fragen etwas Menschliches widerfuhr.
Aus der Tabla de los apos de las eras antiguas teilt er eine
Einzeichnung wörtlich mit wie folgt: Ab incarnatione autem Dni.
Ла. Хр. usque in presentem primum Quintiliani principis an-
num, qui est Era LXX. quarta, (falta la nota ООС) sunt
anni DCC.XXX.VI und behauptet, es ergebe sich daraus, daß
diese Berechnung wie auch der vorhergehende im Schriftcha-
rakter vollständig gleiche Text im Jahre 736 geschrieben sei
und daf damals, etwa 20 Jahre nach dem Einbruch der Sara-
zenen, ein princeps Quintilianus ,nombre tan semjante al Quin-
Ша ó Chintila de los Godos‘ geherrscht habe. ‚Aber wo‘, fährt
Villanueva fort, ‚ist nicht leicht festzustellen, auch enthält der
Kodex keine Provenienznotiz. Man kann bloß sagen, daß der
Charakter seiner westgotischen Kursive derselbe ist wie in den
hiesigen Urkunden aus dem Ende des 8. Jahrhunderts, die ich
in Urgel gesehen habe. Andererseits ist die Handschrift offen-
bar Werk eines Mönches, der sich mit Abschriften von Codices
beschäftigte. Wissen wir auch nichts von der Existenz des
Klosters Ripoll im Jahre 736, so ist es doch sicher, daß es zu
dieser Zeit nicht wenige Klöster in diesen pyrenäischen Tälern
gab, von denen einige Ripoll inkorporiert wurden, und dorther
kann der Kodex gekommen sein. . . . Die Mauren brauchten
ja lange, bis sie diese Gebirge in ihre Gewalt bekamen, und
dahin mochten sich, wie in Asturien, einige Christen unter
der Führung des prineipe Quintiliano oder Quintilano
zurückgezogen haben.‘
Die falsche Setzung eines Zahlzeichens (C), vielleicht auch
das Mißverstehen des Wortes princeps haben Villanueva irre-
geleitet. Princeps ist hier wie in so vielen altkastilianischen
Handschriften! soviel wie rex und Villanueva hat den hier
entscheidenden Umstand übersehen, daß die von ihm mitge-
teilte Berechnung offenbar die Variation eines Zusatzes am
! Бо in zwei Escorialenses (P.I, 7; OU 25) vgl. Hartel-Loewe BPLH.
1, 101 u. 114 wie auch in Urkunden, z. В. in dem von Merino, Escuela
paleographica reproduzierten Akt aus dem Jahre 931 (Wahl des Abtes
Stephanus) aus dem Kloster S. Juan de Tabladillo: Sub era DCCCCLX VIII
à Reynante Domino nostro Jhesu Christo et principe Adefonso in Legione
(vgl. a. Férotin, Recueil 5).
28 ШІ. Abhandlung: Beer.
Schluß der Vulgata des fünften Buches der Etymologien Isidors
ist,! den Arevalo in den Noten (M. 82, 891) mitteilt:... omne
tempus ab exordio mundi usque in praesentem annum decimum
gloriosissimi principis, qui est Heraclius usw. Der princeps
Quintilianus ist niemand anderer als der Gotenkönig Chintila,
der vom Jahre 636 bis 640 in Toledo herrschte. Der prae
sens primus annus ist also 636, nicht 136, und von einem
Christenhäuptling in den Pyrenäentälern der Mark kann keine
Rede sein.” Vom ersten Regierungsjahre des Königs Chintila
‚» mild monarch, pleased the priest‘ (Ulick Ralph Burke, A
history of Spain, London 1895, I, 83) datiert die erste Niederschrift
der Jahrestafel mit Gegenüberstellung der julianischen und der
spanischen Ára und diese Tafel wurde eben samt dem nicht
mehr zutreffenden ,usque in praesentem primum annum‘ erheb-
lich spüter, wie dies so oft geschah, abgeschrieben. Villanueva
weist nun die Schrift bestimmt dem 8. Jahrhundert zu und be-
merkt ausdrücklich, sie gleiche den Urkunden jener Zeit, die
er in der Kathedrale zu Urgel geschen? andererseits waren,
wie er andeutet, in der kostbaren Handschrift Stücke verschie-
denen Alters vereinigt; nur so konnte Villanueva, ohne mit sich
selbst in Widerspruch zu geraten, Schlüsse aus einer in dem
Cyclus Pascalis befindlichen Ostertafel ziehen, welche die
Jahre 713—883 umfaßt. In dieser fand sich folgende Berech-
nung: Anno DCCLXXVI bissextus erit, dies II. fr. quem prae
termittis diem VI. nonas Mar., et de die Ш. fr. computabis:
adduntur ad lunae cursum ПП. Tolluntur in Dei nomine carnes
! Vgl. Escorialensis b I. 10; b I. 11; Hartel-Loewe BPLH. I, 29.
? Unterhaltend ist es, daß Pellicer y Pag6s a. a. O. 25f., den Irrtum Villa-
nuevas aufgreifend, den 640 gestorbenen Gotenkönig als ,experto jefe'
erscheinen läßt, unter dessen Führung die ‚familias cristianas‘ etwa
Mitte des 8. Jahrhunderts in den Schluchten der Pyrenäen gegen die
Mauren kämpften.
Bei Besprechung der ersten urkundlichen Quellen für die Feststellung
der Liste der Urgellenser Bischöfe (Viaje X, p. 31) wiederholt er, dab
sich im Archiv Urgel die ältesten Urkunden Kataloniens finden (esta
iglesia de Urgel tiene la gloria de aventajarse А todas en la antiguedad
de las escrituras que conserva), es ist aber auffällig, daß er keine Ur
kunde aus dem 8. Jahrhundert zitiert oder mitteilt. Auch Marca waren
solche nicht bekannt, sonst hätte er sie gewiß in seiner Appendix ver-
öffentlicht.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 29
V. nonas Mar., et erit dies sanctus Pasce XVIII. Kls. Maias
Lun. XVIIII. Mit Recht schließt Villanueva aus dem doppelten
erit, daß diese Einzeichnung spätestens 773, dem ersten in
der Tafel erscheinenden Jahre, geschrieben war. Da es keinen
Sinn hat, eine Ostertafel für hundert bereits vergangene Jahre
anzulegen,! ist durch die erwähnte Einzeichnung ein Terminus
ante quem für das Alter jenes Teiles des Kodex gewonnen;
ob auch für alle anderen, ist noch die Frage.
Da Villanuevas Hypothese von dem Ursprung der Hand-
schrift in einem pyrenüischen Kloster sich als haltlos erweist,
sind wir rücksichtlich der Provenienz der merkwürdigen Samm-
lung auf Vermutungen angewiesen. Aus der Niederschrift der
Allegorien Isidors lassen sich kaum Schlüsse ziehen, höchstens
wäre anzumerken, daß ältere Exemplare dieses Textes in den
Klöstern der Mark sich nicht nachweisen lassen, obwohl Isidors
Schriften frühzeitig rasche Verbreitung fanden.” Ebensowenig
gibt die Kopie von Martins De idolorum cultura nach dieser
Richtung einen Fingerzeig. Dagegen ist diese alte spanische
Kopie der Schrift Martins in anderer Beziehung beachtenswert
und gibt zunächst Anlaß, auf die von C. P. Caspari besorgte,
ausführlich erläuterte Sonderausgabe des kleinen Traktats zu-
rückzukommen;? der Nachweis der handschriftlichen Überliefe-
rung ist nümlich der schwüchste Teil der sonst sorgsam ge-
arbeiteten Einleitung.‘
Daß der Herausgeber den Rivipullensis nicht kennt, wird
nach den eingangs gegebenen Darlegungen nicht überraschen.
Über zwei Handschriften, die uns besonders interessieren, von
einem ‚Codex Toletanus! und einem ‚Codex Vaticanus‘, wird
nichts näheres mitgeteilt. Der ‚Codex Toletanus‘ ist offenbar
der — heute 27, 24 signierte — erste Teil der dreibändigen,
von Juan Bautista Perez im 16. Jahrhundert angelegten und
! Dieser Grund spricht auch gegen die immerhin offene Möglichkeit, daß
wir es hier abermals mit einer Abschrift aus späterer Zeit zu tun haben.
З Die Gesta abbatum Fontanellensium berichten (Kap. ХП), daß das
Kloster bereits zur Zeit des Abtes Wando (f 756) die Differentiae und
Bententiae besaß, und Abt Ansegisus schenkt 825 eine Reihe von Werken
Isidors an verschiedene Klöster,
3 Martin von Bracaras Schrift De correctione rusticorum, zum ersten Male
vollständig und in verbessertem Text herausgegeben . . . Christiania 1883.
‘A. а. О. § 3, LIV F. ... Codices und bisherige Ausgaben.
30 HI. Abhandlung: Beer,
in der Kapitelbibliothek zu Toledo aufbewahrten Abschriften-
sammlung, über die Ewald (Reise 362 ff.) berichtet, leider nur
mit den kurzen Worten: ‚Schriften von Turibius und Martinus
Dumiensis ohne Provenienzangabe‘.! Der Codex Vaticanus ist
der Reginensis 1300, der von Montfaucon in der Bibliotheca
bibliothecarum I, 42 in der bekannt knappen Weise registriert
und bis jetzt meines Wissens noch nicht ausführlich beschrie-
ben wurde. Außer diesen Codices existieren noch drei Ab-
schriften, die Caspari entsprechend verzeichnet, ein Bernensis
(Nr. 289) und zwei Sangallenses (558 und 579), wohl durch
wegs dem 9. Jahrhundert angehörig und damit den Beweis
liefernd, daß die merkwürdige Schrift schon im frühen Mittel-
alter gelesen und begehrt war. Der Rivipullensis, die älteste
spanische Kopie, ist verloren und kann nur für die Feststellung
des 'Titels der Schrift? in Frage kommen. Die Bezeichnung
De Correctione rusticorum entnahm Florez den Breviarien von
Ebora und Braccara, in den Sangallenses ist der Tractat Diets
Martini ad Polemium episcopum betitelt, im Reginensis heißt
er, dem Titel im Rivipullensis sich nähernd, De origine idolorum.
Bedauerlich ist, daß wir über die Perezabschrift zu Toledo
nicht nüher unterrichtet sind, insbesondere über deren Prove
nienz nichts wissen. Das Original war ja sicherlich in Spanien
geschrieben, dem Texte nach vielleicht verwandt, vielleicht
sogar identisch mit der in der Ripoller Mischhandschrift über-
lieferten Kopie. Wo diese entstanden, d. h. den vielen vorher-
gehenden Stücken des Kodex beigeschrieben werden konnte,
ist eine heute schwer zu lösende Frage. Gerade der Umstand,
daß das Volumen so viele Texte ziemlich heterogener Art ver
einigt, scheint darauf hinzuweisen, daf es an einem Orte her
gestellt wurde, wo man noch über eine stattliche Zahl litera-
rischer Hilfsquellen verfügte. Solcher gab es im zweiten Drittel
des 8. Jahrhunderts auf spanischem Boden nicht viele. Der
geistige Zusammenbruch in jener Zeit war nicht sowohl eine
Folge der Maureninvasion — die Siege der Sarazenen waren
vielmehr eine Folge des Verfalles der Westgoten auf der ganzen
! Im Nachlasse Loewes finden sich noch ziemlich umfangreiche, die Toletani
betreffende Notizen, die aber die Perezkollektion nicht berücksichtigen.
2 Über diesen vgl. a. Gustav v. Dzialowski, Isidor und Ildefons als Literar-
historiker, Münster in W., 1898 (Kirchengesch. Studien IV, II), S. 59.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 31
Linie intellektueller Betätigung. Als Stätte, wo in jener kri-
tischen Zeit Vorlagen zu Kopien von Schriften Augustins,
Hieronymus', Isidors, Martins, Fortunats, ferner Material für
Kanones der Konzilien, unterschiedliche Glaubensfragen, Chrono-
logisches, Hagiographisches und Homiletisches usw. zur Verfü-
gung standen, kann eigentlich nur ein einziges geistiges Em;
porium Spaniens genannt werden: Toledo, die Stadt des Primats,
der Konzilienort par excellence, die Residenz der westgotischen
Könige, auf welche die König Chintila betreffende Einzeichnung
hinweisen mag, vielleicht auch die Martinkopie des Perez, der
viele Toletani benutzte, mehr noch die Zusammenstellung der
Texte, die, wesentlich dogmatischer Natur, die eifrig erörterten
Glaubensfragen jener Zeit wiederspiegeln und auf den Brenn-
punkt der Diskussionen, Toledo, weisen.! Der didaktische Zweck,
der bei der Zusammenstellung vorherrschte, mag gerade einer
aufblühenden Klosterschule willkommen, darum die Erwerbung
des Kodex für Ripoll von Wert gewesen sein. Die Mischhand-
schrift war ein reichhaltiges Schulbuch; auf diese Bestimmung
weist auch eine jener vulgärsprachlichen Anmerkungen, die sich
den frühmittelalterlichen lateinischen Handschriften oft ansetzen
wie junges Grün altehrwürdigen Mauern. In dem Traktate, der
beginnt: Incipit exordium de ortu vel obitu Patrum: Esaias рго-
pheta qui interpretatur etc. fand Villanueva auf Folio 57 bei-
geschrieben: Magister meus novol (novel?) q; (que) me miras
novel und bemerkt, daß die Eintragung dem 10., spätestens dem
Anfang des 11. Jahrhunderts angehört; sie kann ganz leicht be-
reits im Scriptorium oder in der Novizenschule Ripolls erfolgt
sein. Weitere Einzelheiten über die Handschrift erfahren wir
vielleicht durch Erforschung der in Paris, Madrid, Barcelona,
Vieh usw. vorhandenen Papiere früherer Benützer der Biblio-
thek, auf die schon hingewiesen wurde.” Diese erscheint der
' Die Epistula Fortunati episcopi ad Hilderieum regem Francorum (ed.
M. A. Lucchi I, 309) gleichfalls im Kodex enthalten, nicht von Villa-
nueva, wohl aber von Rivas verzeichnet, findet sich auch in einem Tole-
tanus der Madrider Nationalbibliothek (Sign. 14, 22) aus dem 10. Jahrhun-
dert. Vgl. Ewald, Reise 318. Ripoll besaß, wie der alte Katalog ausweist,
‚unum Psalterium Toletanum‘ und ,Missalia Toletana V.'
? Eine noch unveröffentlichte, Villanuevas Angaben besonders im Schluß-
teile der Beschreibung ergänzende Aufnahme der Handschrift findet sich
in dem Kataloge des Fr. Benito Rivas.
32 III. Abhandlung: Beer.
Mühe wert, denn das wenige, was wir über den Sammelband
wissen, beweist schon, daß er von den dem frühen Mittelalter
angehörenden spanischen Codices einer der reichhaltigsten und
durch Eigenart der Texte merkwürdigsten war und sich mit
ihm in dieser Beziehung eigentlich nur der jetzt im Escorial
aufbewahrte Ovetensis R II 18! vergleichen läßt, über den
Ewald und Loewe in den Exempla Scripturae Visigoticae (Er-
läuterungen zu Tafel ГУ--УП) sowie Wilhelm у. Hartel nach
Loewes Aufzeichnungen (Bibliotheca Patrum Latinorum Hispa-
niensis I, 130—136) eingehend berichtet haben.” Mit der
Ripoller Miszellanhandschrift ist eines der wertvollsten frühmittel-
alterlichen literarischen Denkmäler Spaniens verloren gegangen.
Nicht ganz so schlimm steht es mit einer anderen wohl
seit alter Zeit in Ripoll aufbewahrt gewesenen Handschrift,
1 Auch für diesen ,Ovetensis' ist von einem Kenner alter spanischer Hs
Toledaner Provenienz angenommen worden, vgl. Ambrosio de Morales,
Viage (ed. Madrid, 1765) 93 f.
Inhaltlich ist, soweit ich die älteren Bestände kenne, mit dem verlorenen
Rivipullensis keine spanische Handschrift verwandt. Der Regio-Vati-
canus 231, olim 1351 enthält eine Auslegung des Matthäus-Evangeliams,
Isidors Allegorien, eine Expositio Symboli (Arevalo, Isidoriana IV, 99,
М. 81, 827f.); der Palatinus 277 s. VIII—IX Isidors Prooemia, De ortu
et obitu, Allegoriae, dazwischen de supputatione dierum, computus ad
pascha celebrandum (ibid. IV, 102, M. 81, 862f.). Im zweiten, ursprüng-
lich selbständigen Teile des Cod. Nr. 109 der Bibliothek zu Avranches
(s. XI, vgl. Catalogue général des mss .. des Dép. IV, 1872, S. 480 £f)
finden sich Isidors Prooemia, De ortu et obitu, Allegoriae, De bissexto,
De diebus observandis, Hieronymi epistulae. Dem Rivipullensis in
mehreren Partien wirklich nahestehend erscheint die aus dem alten Klo-
ster Sankt Arnulf zu Metz stammende Hs. 145 s. X (Cat. gén. V, 1873,
S. 61ff.) mit Isidors Prooemia, De ortu et obitu, Allegoriae (im Katalog
nicht erkannt) Dogmata ecclesiastica (,Credimus unum esse Deum’),
Decretum Gelasii de recipiendis auctoribus, Libri apocryphi qui non
recipiuntur, De Arte grammatica, De Orthographia und die pseudo
augustineischen Hy pomnesticon libri (offenbar Auszüge, und solche fanden
sich nach Angabe des Rivaskataloges auch im Rivipullensis). Die Kon-
gruenz ist unverkennbar, weist auf eine gewisse Tradition in der Über
lieferung bestimmter Isidoriana sowie anderer mit diesen abgeschriebener
Stücke und gibt für Feststellung eines Kanons der handschriftlichen
Propagation eine Art Perspektive. Von der Darstellung der gesamten
einschlügigen Tradition sind wir noch weit entfernt, die hier mitgeteilte
Beobachtung ist nur ein Steinchen zum grofen Bau.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 33
einer Kopie des lateinischen Fuero juzgo, von der wenigstens
einige Blätter als Specimina gerettet wurden, zweifellos die
ältesten Schriftdenkmäler, die uns aus der Ripoller Bibliothek
erhalten sind.
Diese Blätter, drei an der Zahl — inhaltlich auch da-
durch wichtig, daß sie die erstaunlich reiche Ripoller Samm-
lung juridischer Texte (in lateinischer und katalanischer Sprache)
eröffnen, welche dem Rechtshistoriker und Philologen ergiebiges
Forschungsmaterial bietet — stellen heute eine Art von Vor-
steckblättern des Rivipullensis 46 dar, so zwar, daß sie gegen-
würtig fol. | des Kodex (umgekehrt eingeklebt) und die folia 86,
81 (die letzten der Handschrift) bilden. Die westgotische Schrift
dieser Blätter mit manchen kursiven Elementen wird im Archiv
in das ausgehende 8. Jahrhundert gesetzt, sicherlich stammt sie
aus dem 9. und ist in ihrem Gesamtcharakter ziemlich ähnlich
den von Ewald und Loewe in den Exempla, Tab. X und XI
reproduzierten Proben, welche die Herausgeber allerdings noch
dem 8. Jahrhundert zuweisen. Jedenfalls steht fest, daß der
Kodex, dem die Blätter angehörten, nicht aus dem Ripoller
Skriptorium stammte, dessen Arbeit erst gegen Ende des
9. Jahrhunderts begann, sondern für die Bibliothek des Klo-
sters erworben wurde, dies jedoch wohl schon іп verhältnis-
mäßig früher Zeit Die Bruchstücke geben unter anderem den
Text von Buch V tit. IV 8 16 des forum iudicum: ,si servus
sit de suo peculio emptus‘ und von Buch VIII tit. IV $ 26:
зі de campis vacantibus iter agentium animalia depelluntur*.
Diese Fragmente sind in der akademischen Ausgabe des Forum
iudicum zur Textrezension nicht herangezogen worden, auch
nieht, soweit ich sehe, in der jüngsten von Zeumer besorgten
! Darauf scheint der Bibliothekskatalog des 11. Jahrhunderts hinzuweisen,
allerdings nicht die noch später mitzuteilende Fassung, welche die Ab-
schrift des Benito Rivas überliefert. Es ist hier einer der wenigen Fälle
festzustellen, in denen der von Villanueva publizierte Text des Katalogs
vollständiger erscheint als die Kopie von Rivas. Während diese zwischen
den beiden Artikeln ,Glosas VI‘ (99—104) und ,Decada' (108—109) nur
eine Handschrift: ,Lib. iudices‘ anführt, verzeichnet Villanueva genau
an derselben Stelle: Glosas VI: Liber Judices III duo vetustissima
(105—107). Es liegt nahe, von den beiden ‚vetustissima‘ eines mit dem
Exemplar zu identifizieren, dessen Fragmente noch erhalten sind.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. 3
34 Ш, Abhandlung: Beer.
Edition (Mon. Germ. Leg. Sect. I, 1, 1902). Anläßlich der im
vergangenen Jahre vorgenommenen neuerlichen Durchforschung
der Ripoller Codices wurde von zwei Blattseiten eine photogra-
phische Reproduktion angefertigt, die über die paläographische
Eigenart der alten Handschrift sowie über die vorliegende Text:
rezension orientiert (Tafel I).
Eingehendere Berücksichtigung verdient ferner eine andere
alte Handschrift des Ripoller Bestandes, die heute unter Nr. 49
im Kronarchiv zu Barcelona aufbewahrt wird. Als erster be-
richtete Villanueva, Viaje VIII, 40—42, über einen Kodex mit
der Aufschrift: In nomine Domini incipit liber sententiarum
Saneti Gregorii Papae Romae mit der Subscriptio: Expletus ab
opere scribtorio est liber per manus extremitatis fidelis dent. sub
die XIII. Kalendas Augustas era DCCCCX УШ а. Ob delin-
quentem scribtorem О vos sanctimoniales puelle Christum domi-
num non dedignemini precare; forsan obtentu vestro sacro
mereatur quandoque peccatorum onere carere. amen REBILE-
NORTAM. (Vgl. Taf. П.) . Villanueva erkannte, daß die letzte
Buchstabengruppe als Anagramm: Matrone liber zu lesen und
die Handschrift era 949 (X — 40) geschrieben sei (911 unserer
Zeitrechnung). Andere Folgerungen Villanuevas bedürfen der
Berichtigung; zunächst ist eine paläographische Frage zu klären.
Villanueva war der Ansicht, daß zu jener Zeit, da der Kodex
in Katalonien geschrieben wurde, die westgotische Schrift —
deren Gebrauch, wie er meint, sich dort nur bis zur Regie-
rung Karls des Kahlen, etwa bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts,
erhielt — nicht mehr angewendet wurde; daher vermutete er,
daß das Manuskript zentralspanischen Ursprungs sei. Diese
Bemerkung über die Dauer der westgotischen Schrift in Kata-
lonien ist unzutreffend und aus Villanuevas Mund umso auf-
fälliger, weil wir bestimmte Nachrichten über das Fortleben der
Nationalschrift auch im nordöstlichen Spanien besitzen; insbe-
sondere sind zwei Angaben in dem von Benito Rivas ange-
legten Katalog der Rivipullenses hierfür von Belang. Von dem
Eugippiuskodex Ripolls, der während des Hirtenamtes des Abtes
und gleichzeitigen Bischofs von Gerona, Arnulf, also während
1 Der Text der Blätter wurde von Heine für die Monumenta kopiert, +
Ewald, Reise a. a. O. 387.
Die Handschriften des Klosters Santa Maris de Ripoll. I. 35
der Jahre 948—970 geschrieben wurde, bemerkt Rivas (Nr. 46b
seines Verzeichnisses): su letra que es hermosisima, parte gótica
y parte francesa, es de mediados del siglo diez. Wir haben
also hier den bestimmten Beweis, daG um die Mitte des 10. Jahr-
hunderts, mindestens vier Dezennien nach Anfertigung des
‚Liber Matrone', die westgotische Schrift in jenen Gegenden
Anwendung fand, ohne daß wir aus dem ‚parte götica parte
francesa“ schließen dürften, daß die Mitte des 10. Jahrhunderts
die Zeit des Überganges von der Nationalschrift zur karolingi-
schen Minuskel bedeute. Derselbe Katalog beschreibt näm-
lich (unter Nr. 37) ein Manuskript mit der Regula Sancti Bene-
dieti sowie mit kleineren Schriften des Ripoller Mönches Oliva
und bemerkt ausdrücklich: su letra medio romana y medio
gótica es del siglo ХІ. Aus der Lebenszeit des Mönches
Oliva (schrieb noch 1065) ergibt sich, daß die Handschrift gar
nicht vor dem 11. Jahrhundert entstanden sein kann, daß also
Kodex 37 der Rivasliste in der ersten Hälfte des 11. Jahrhun-
derts teils in westgotischer, teils in karolingischer Minuskel ge-
schrieben wurde. Endlich weist der noch erhaltene Kodex
Rivipullensis Nr. 168 (Bo&thius de Arithmetica) der kaum vor
Beginn des 11. Jahrhunderts geschrieben sein dürfte, Marginal-
noten in westgotischer Kursive auf (vgl. Nr. XII der beige-
gebenen Tafeln), die natürlich auch erst dieser Zeit angehören
künnen.!
Übrigens scheint Villanueva selbst betreffs der Richtig-
keit der von ibm geüuferten Vermutung nicht ganz sicher ge-
wesen zu sein. Zur Frage, wer unter den Sanctimoniales
puellae der subscriptio gemeint sei, bemerkt er nämlich: ‚War
der Kopist Mönch des Klosters Ripoll, so hatte er in nächster
Nachbarschaft die Nonnen des Klosters San Juan de Ripoll,
die in verschiedenen Urkunden puellae genannt werden.‘ Diese
Vermutung dürfte zutreffen und es ist keineswegs unwahr-
! Damit soll aber nicht in Abrede gestellt werden, daß in Zentralspanien
sich der Gebrauch der Nationalschrift länger erhielt als in dem den
französischen Einflüssen leichter zugänglichen Nordosten, nur muß man
festhalten, daß dort, d.h. in Kastilien, noch gegen Ende des 11. Jahr-
hunderts westgotische Schriftcharaktere verwendet wurden (vgl. Ewald-
Loewe, Exempla ХХХУЄ; für die scriptura semigotica aus dem Jahre
1105 ein Beispiel Ex. XXXVIII).
3*
36 III. Abhandlung: Beer.
scheinlich, daß der Diakon Fidelis das Manuskript für das
Nonnenkloster anfertigte, das später zu recht trauriger Berühmt-
heit kommen sollte! Auch der Inhalt des Kodex, der von
Villanueva in der erwähnten Beschreibung freilich nicht richtig
bestimmt wurde, paßt zu dieser Annahme. Villanueva glaubte
zunächst, Isidors Schrift De summo bono vor sich zu haben,
und nahm erst später Anlaß, diesen Irrtum aufzuklären; der
Kodex enthält die fünf Bücher Sentenzen, die Tajo, Erzbischof
von Zaragoza, aus Isidor (Gregor) exzerpierte,? ein für ein
Nonnenkloster gut passendes Kompendium. Aber weder Villa-
nueva noch Ewald (in der kursorischen Beschreibung des Ke
dex, Reise 387) haben auf einen beachtenswerten, den Text
betreffenden Umstand aufmerksam gemacht. Die Bücher der
Sententiae Tajos sind bis jetzt nur nach einer einzigen Hand
schrift, einem Aemilianensis? (S. Millan de la Cogulla) von
Risco im 31. Bande der Esp. Sagr. herausgegeben worden
(Nachdruck Migne, 80) und in dieser Handschrift fehlt der
Schluß des fünften Buches, nämlich das Ende des Kapitels 33:
De aeternis вирріїбів reproborum und das ganze 34. Kapitel:
De sempiternis remunerationibus electorum — die letzte Über-
schrift war bisher nur aus der dem Texte vorangehenden
Kapitelliste bekannt. In dem noch erhaltenen Rivipullensi:
reicht der Text bis zum Schluß des cap. 34, enthält zudem auf
der letzten Seite (137 verso) den Anfang eines anderen Trak-
tats (vgl. Taf. III) De trinitate divinitatis questionibus (sic), der
vorläufig noch zu den Adespota zählt, jedoch auf Grund eines
1 Vgl. Benedicti papae XIII decretum de expellendis sanctimonialibus є
monasterio S. Joannis Rivipullensis et clericis ibidem statuendis (anno
МХУП), Villanueva VIII, 237 —241.
2 Vgl. Villanueva, Viaje X, S. Xf.
Dieser Aemilianensis findet sich heute in der Bibliothek der Madrider
Real Academia de la Historia, Fonds San Miguel de la Cogulla unter
Nr. 52 beschrieben im Memorial histórico Español II (1851), S. XVI und
von Hartel-Loewe BPLH. I, 518; dort als liber sententiarum domni Gre-
gorii bezeichnet, hier richtig zugewiesen. Von den anderen Tajohand-
schriften, die Risco, a. a. О. 154 nennt, vermag ich den Fontanellensis, deu
Abt Ansgisius (823—833) dem Kloster schenkte (,Tagii sententiarum
uolumen unum‘, Becker, Catalogi 7, 21) nicht nachzuweisen; der Thus
neus ist sicher identisch mit dem Colbertinus der Pariser Nationalbiblio
thek Nr. 2306, Catal. cod. mss, Bibl. Reg. Paris, 1744, III, 262.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 37
in dem Bruchstück vorkommenden Zitats als nachisidorianisch
erkennbar ist.
Der Kodex dürfte nach Aufhebung des Nonnenklosters (в. о.
S. 36, Anm. 1) in die Bibliothek von S. Maria gekommen sein
und ist trotz seines tausendjährigen Alters ziemlich gut erhalten.
Wir müssen annehmen, daß während der nächsten Jahr-
zehnte das Klosterleben erstarkte und die Bedeutung des Stiftes
wuchs, so zwar, daß Abt Ennego (919—948) daran denken
konnte, den ursprünglichen Kirchenbau zu erweitern — bei
der neuen Kirchenweihe erschienen Georg, Bischof von Vich,
und Rudolf von Urgel.! Gleichwohl ist uns betreffs Berei-
cherung der Bibliothek in dieser Zeit nur eine Nachricht über-
liefert: Graf Suniarius von Barcelona und Richildis, seine Gat-
tin, schenken dem Kloster im März des Jahres 925 ,varios
libros, alhajas у la hacienda de Vilamelich*? Sichere Angaben
über die Tätigkeit des Ripoller Skriptoriums? stammen erst aus
der Mitte des 10. Jahrhunderts, unter ihnen als wichtigste die
Notiz, welche den heute verlorenen Eugippiuskodex einleitete:
In nomine sancte et individue Trinitatis incipit liber sancti
Evipii ex Riopollensi monasterii excerptum sub potestate et do-
minio domni Arnulphi episcopi vel abbatis exaratum ab humil-
limos Christi servos ac si indignos Sendredus levita necne et
Suniarius presbiter. Der Ripoller Abt Arnulf war Bischof von
! Anno МССССХХХУ facta est secunda dedicatio monasterii Rivipullensis
cuius tum Abbas erat Ennego usw. Marca Hispanica col. 386. Das Faksi-
mile der Urkunde einer Schenkung der Gräfin Ava und ihrer Söhne an
Ripoll unter Abt Ennego, aufgenommen nach einem späteren, auch gra-
phisch beachtenswerten Transsumpt, soll dem zweiten Teile dieser Studie
beigegeben werden.
Nach einer Urkunde des Ripoller Archivs (Arm. I del Comun, cajon 29,
legajo Monasterio fundacion etc. num. 880) exzerpiert von Próspero Bo-
farull, Los condes de Barcelona I, 69.
Zu diesen gehört nicht die Angabe von Pellicer y Pagós (Santa Maria
de Ripoll, 8. 51): el Scriptorium se extendia en espacioso rectángulo
junto el ábside del templo, у sus ventanas recibian la luz mitigada etc.;
denn dies ist nur eine Exemplifikation einer allgemeinen Behauptung
Egurens (Memoria descriptiva, S. LXXIV), daß das Klosterskriptorium
jener Zeit bei der Apsis lag. Über die Einzelheiten der Anlage des von
Ennego aufgeführten Neubaues unterrichtet uns keine überlieferte Quelle,
noch weniger ein Konstruktionsplan.
* Villanueva, a. a. O. VIII, 38.
38 III. Abhandlung: Beer.
Gerona von 954 bis 970; in diese Zeit füllt also die Arbeit der
beiden Schreiber, die zum Schlusse neuerdings versichern, daß
sie dem Ripoller Kloster angehören: Gratias agimus Deo nostro
qui nos confortavit. Qui legat oret pro scriptores miserrimos
servos sancte Marie Suniarius presbiter et monachus et Sen-
deredus levita. Die Eigenart des einer besonderen Gruppe der
Eugippiuscodices zuzuweisenden Manuskriptes gestattet zur
Einleitung eines der bereits erschienenen Bände des Corpus
scriptorum ecclesiasticorum latinorum einen kleinen Nachtrag
zu liefern. Knöll hat in seiner Ausgabe (Eugippii excerpta,
Vindobonae 1885) die bekannte Redux-Subscriptio aus der ein-
zigen Handschrift, in der sie erhalten ist, einem alten San
germanensis, mitgeteilt und bemerkt Praef. XXIV Anm.: ‚Ean-
dem subscriptionem etiam in codice Euippii bibliothecae
S. Mariae Rivipullensis (Ripoll?) in dioecesi Vicensi in Catalonia
fuisse Petrus de Marca archiepiscopus Tolosanus testis est apud
Labbeum Diss. hist. de script. eccl. I, 776*, Pierre de Marca hat
den Rivipullensis offenbar anlüflich jener Studien untersucht,
deren wir früher gedachten. Doch ist später die ganze Sub
scriptio aus derselben Handschrift publiziert worden, und zwar
von Villanueva, Viaje VIII, 38f. Den Verlust der wahrschein-
lich 1835 beim Brande zugrunde gegangenen Handschrift haben
wir auch aus dem Grunde zu beklagen, weil die genaue Ver-
gleichung der Codices selbst die Frage hütte lósen kónnen, ob
die beiden einzigen Textquellen, die wir für die Redux-Sub-
scriptio besitzen, von einander unabhüngig sind und aus der
selben, d. h. wohl italienischen Handschrift flieBen, was ich für
wahrscheinlich halte, oder ob Suniarius und Sendredus aus
dem Sangermanensis abschrieben.! Der Rivipullensis kann für
! Die Varianten, die der R(ivipullensis) dem S(angermanensis) gegenüber in
der von Villanueva edierten Subscriptio aufweist, können nämlich Än-
derungen des Herausgebers sein, so gleich in den ersten Zeilen scer-
torum S, scerptorum R, Egippius S, evipius R, et privatu Redux 8, E:
prefatus Redux R. Doch gibt es andere Abweichungen, die kaum auf
Rechnung Villanuevas zu setzen sind, z. B. Constantinopolis agustini 5,
Constantino РР. (d. В. perpetuo) augusto К, pro aedificatione populi chri-
stiani S, pro edificatione aeclesiae et populi christiani R, testes sitis 5,
testans В. Einmal bestätigt R eine Konjektur Mabillons: per confessio-
nem meritoque beati Januarii S und Knöll, meritaque Mabillon und
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 39
den Sangermanensis nicht die Vorlage gebildet haben, da
dieser aus dem 9. Jahrhundert stammt. Der Umstand, daß ein
und dieselbe Subscriptio sich nur in je einer Handschrift von
Ripoll und von Saint-Germain erhalten hat, ist übrigens für die
spätere Geschichte der Bibliothek des Klosters Ripoll im Auge
zu behalten.
Eine von Villanueva nicht beachtete Notiz über ein Pro-
dukt des Ripoller Skriptoriums, die erste auch dem Datum nach
vollständig präzisierte, hat uns Mabillon aufbewahrt, Annales
O. S. B. III (1706), 537 (z. J. 958). Er erwähnt hier eine Clau-
sula adscripta vetusto codici bibliothecae Aniciensis, die fol-
gendermaßen lautet: Anno incarnationis dominicae DCCCCLVIII
indictione (L) II. Kalend. Octobris hic codex nuncupatus De-
eretalia Pontificum Romanorum scriptus est sub (Johanne) papa
HLothario rege, Borrello marchioni praecipiente Arnulfo prae-
suli summae sedis Gerundae et cuncta congregatio Riopollensis
coenobii. Ego Johannes monachus atque diaconus transscripsi,
non meae voluntatis mendosae, sed lima rectitudinis emendatum
atque distinctum.
Eine wührend des Hirtenamtes desselben Abtes und Bi-
schofs Arnulf von dem Ripoller Mónche Johannes 958 mit be-
sonderer Sorgfalt ausgeführte Abschrift der Dekretalensammlung
finden wir also in der Bibliothek der bischöflichen Kirche von
Le Puy und dieser Umstand mag fürs erste überraschen. Das
Schicksal der Handschrift ist für die literarischen Beziehungen
Spaniens und Frankreichs im frühen Mittelalter lehrreich. Wir
wissen, daß Gotescalcus, Bischof von Le Puy, im Jahre 951
eine Santiagowallfahrt unternahm und bei diesem Anlasse in
dem durch seine wertvollen Handschriften bekannten Kloster
San Martin zu Albelda Gelegenheit hatte, ein Exemplar der
Schrift von Ildefons De virginitate beatae virginis zu sehen.
Er bat Gomez, einen Mönch des Klosters, um eine Abschrift,
und über das Zustandekommen dieser sind wir durch eine
praefatio des Kopisten unterrichtet, die sich in mehreren Hand-
В; ein anderesmal eine Vermutung Knölls Deo custodiendo я ж x +
uobisque seruantibus 8, Deo custodiente uobisque seruantibus Knöll und
R. Endlich hat R gegenüber der Lesart von S und aller Herausgeber:
Dei gratia faciente .. . ordinatus das naheliegende fauente.
40 Ш, Abhandlung: Beer.
schriften der bezeichneten Schrift erhalten hat. Gomez be-
richtet, daß Gotescaleus magno comitatu fultus ad finem Galle-
ciae pergebat concitus, dei misericordiam sanctique Jacobi apo-
stoli suffragium humiliter imploraturus,! libenter conscripsi libel-
lum a beato Ildefonso Toletanae sedis episcopo. editum in quo
continetur laudem (sic) uirginitatis Sanctae Mariae perpetuae uir-
ginis. Diese Transscriptio sei von Gotescaleus auf seiner Rück-
reise im Januar 951 mit nach Aquitanien genommen worden. Léo-
pold Delisle hat gezeigt (Le Cabinet des manuscrits de la Bibl.
Nat. I, 514 ff.), daß diese von Gotescalcus nach Le Puy gebrachte
Abschrift identisch ist mit dem zweiten Teile des heute in der
Pariser Nationalbibliothek aufbewahrten Kodex 2855. Dieses
Exemplar der Schrift des Ildefonsus ist in westgotischen Cha-
rakteren, deren besondere Schönheit Delisle rühmt, geschrieben,
die Provenienz des Kodex aus Le Puy durch das Mittelglied
der Sammlung Colbert erwiesen; zu diesen Umständen treten
noch andere, welche jeden Zweifel an der Identifikation aus-
schließen (Delisle, a. а. О. 515+.). Diese erscheint in mehr
facher Beziehung wertvoll und man muß bedauern, daß Ewald
und Loewe keine Probe aus dem nach Ort und Zeit genau
bestimmten Kodex ihren Exempla eingereiht haben. Ist ja doch
die Handschrift eine Art von Vorläufer der vom kalligraphi-
schen Standpunkt aus berühmtesten frühmittelalterlichen Hand-
schrift Spaniens, des herrlichen Albeldensis oder Vigilianus der
Konzilien, der reifsten Frucht jener Schreibschule, die niemand
geringerem als Alfons X. dem Weisen wertvollen literarischen
Apparat für seine Werke lieferte”? Nun ist zu beachten, daß
der erlesenen Schreibprobe des trefflichen Albeldenser Skrip-
toriums in Le Puy eine andere beigesellt wurde, die sieben
Jahre spáüter in der Ripoller Schule unter Abt Arnulf herge
stellt worden war. Über die Zeit der Einverleibung sind wir
allerdings nicht unterrichtet. Es existiert wohl ein alter, dem
11. Jahrhundert zuzuweisender Katalog der Anicienses, den
! Also eine Santiagowallfahrt Gotescales mit großem Gefolge, und zwar im
Jahre 951. In diesem Sinne wäre die Gotescalcus betreffende Notiz in
Farinellis Nachträgen: Mäs apuntes y divagaciones bibliogräfices sobre
viajes, Madrid 1903 (aus der Revista de Archivos) 8. 2f. zu ergänzen.
* Vgl. Handschriftenschätze Spaniens, 5. 50.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 41
Delisle herausgegeben und erläutert hat (a. а. О. III, 443 ff.),
aber dieses Verzeichnis ist unvollständig und Delisle hat schon
darauf aufmerksam gemacht, daß gerade die Mehrzahl der
theologischen und juridischen Handschriften in der Liste fehlen.
Es ist nicht unmöglich, daß Gotescalcus die Handschrift sofort
nach ihrer Vollendung bezog, da er 958 noch lebte und Arnulf
gleichfalls noch zu jener Zeit Abt von Ripoll und Bischof von
Gerona war.
Auf diese letztgenannte Würde wäre im vorliegenden Falle
Nachdruck zu legen. Charles Rocher hat in einer durch reich-
haltige Urkundenbeilagen wertvollen Schrift: Les rapports de
l'église Du Puy avec la ville de Girone en Espagne, Le Puy
1818, eine Frage behandelt, die hier nicht unberücksichtigt
bleiben kann. Durch die von Fidel Fita beigesteuerten Aus-
züge aus den Kopialbüchern der Kathedrale von Gerona wird
nachgewiesen, daß zwischen dieser Kirche und der von Le Puy
innige Beziehungen aufrecht erhalten wurden, für welche ‚die
christliche Gemeinschaft das überzeugende Vorbild, das antike
Diptychon das Symbol‘ darstellte. Die Tradition läßt eine Art
Bruderschaft bis in die Zeit Karls des Großen zurückreichen,
der rege Verkehr der Canonici der beiden Kirchen wird im
15. Jahrhundert urkundlich mit dem Hinweis darauf bezeugt,
daß die Hermandad seit langen Zeiten bestehe. Da ist denn
auch für das commercium litterarum ein zeitlich großer Spiel-
raum gegeben; aber angesichts der vorliegenden Daten hindert
nichts, den Export der Handschrift noch in die Zeit des Hirten-
amts Arnulfs zu setzen.
Wir dürfen diese Zeit als eine Art Vorbereitung zur eigent-
lichen Glanzperiode des Klosters bezeichnen. Arnulf selbst trat
als Ripoller Abt (gewählt 948) bereits reiches Erbe an. Im
Jahre 988 erläßt Ludwig IV. (Transmarinus) ein Ргаєвсгірі
zugunsten des Klosters Ripoll (Marca Hisp. app. LXXIV,
со]. 8498.) auf Ansuchen eines Mönches des Klosters von San
Cucufate, namens Godmarus; in dieser Urkunde werden die
selbständigen Rechte Ripolls, speziell die Güterrechte bestätigt
und wir erfahren, daß das Kloster schon damals nicht nur über
ausgedehnten Grundbesitz in der Umgebung der Siedelung
selbst, sondern auch in den Grafschaften Barcelona, Gerona,
Besalú, Огре], Cerdaña, Conflent (Roussillon) und in dem Berga-
42 111. Abhandlung: Beer.
gebiete verfügte. In dasselbe Jahr wird auch eine Bulle des
Papstes Leo VII. gesetzt (Marca Hisp. app. LXXV, col. 851, Jaffé?
3611), die man schlechtweg einen titulus gloriae für Ripoll und
speziell für Arnulf nennen könnte, wenn sie einwandfrei über-
liefert würe. Unangefochten in Gesamtinhalt und Ausfertigung’
ist dagegen das an Arnulf und deren Nachfolger gerichtete
Privilegium Agapits II. vom Jahre 951 (Jaffé? 3654), in der
Ripolls Gerechtsame neuerdings in feierlicher Weise bestätigt,
die Freiheit der Abtwahl sowie die Unabhüngigkeit der Coeno-
biten von weltlichen Gerichten gewührleistet werden. Man wird
nicht fehlgehen, wenn man dieses Privileg mit einem auch für
die vorliegende Untersuchung zu beachtenden Umstand in Zu-
sammenhang bringt, auf den bereits Mabillon (AOSB. III, 514)
hingewiesen hat, den aber die spüteren Darstellungen des
Lebens und Wirkens Arnulfs merkwürdigerweise unberück-
sichtigt gelassen haben (so Villanueva, Viage XIII, 56—65;
Ant. Merino, España Sagrada XLII, 130ff.; desgleichen Pel-
licer y Pages 49ff.). Arnulf war 951 in Rom; das dürfen wir
(mit Mabillon) aus dem Satze eines gleichzeitig an ,Soniarius
Crassensis abbas‘ (Mon. S. Mariae, Carcassone) gerichteten
Privilegs Agapits (Jaffe? 3656): Igitur quia per vestrum lega-
tum, videlicet Arnulfum humilem abbatem postulastis a nobis
1 Filius noster Arnulfus venerabilis Abba in monasterio admodum reverendi
vocabuli Riopollensis . . . heißt es dort... ubi beatissimi Benedicti domni
nostri videtur ordo servari, cuius regularem traditionem auctoritate prae-
decessorum suorum tenere cum suis fratribus inibi militantibus videtur.‘
In den Regesta pontificum erscheint die Bulle nicht unter die spuria
eingereiht, es ist auch dem betreffenden Auszug keine Bemerkung bei-
gefügt, aber schon Villanueva hatte gezeigt (Viaje VI, 137; VIII, 6;
am eingehendsten XIII, 51 ff), daß 938 weder Arnulf noch einige der
anderen in der Bulle genannten Bischöfe die ihnen hier zugewiesenen
Würden bekleideten. Ohne die Urkunde direkt als apokryph zu er-
klären, meint Villanueva, daß unter Leo VII. der Text zwar entworfen,
aber mindestens erst zwölf Jahre später unter Vornahme der nötig gë-
wordenen Änderungen endgültig ausgefertigt wurde (vgl. weiter unten).
Bedenken erregen jedoch gewisse Einzelheiten der überlieferten Text-
rezension (aus einem der heute verlorenen Kartulare Ripolls zuerst
ediert von Marca Ap. Nr. LXXXIX, col. 867f.), wobei allerdings nicht
jene skandalösen Fehler gemeint sind, die den Abdruck М. 133, 907
entstellen.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 43
quatenus monasterium supra dietum confirmaremus als sicher
erschließen.
Inwieweit die Anwesenheit Arnulfs in Rom zur endlichen
Ausfertigung der früher erwähnten, für ihn so ehrenvollen Bulle
Leo VII. beigetragen hat, soll hier nicht untersucht werden; !
wohl aber ist der Hinweis am Platze, daß der Abt von Ripoll
auf italienischem Boden Gelegenheit fand, für Bereicherung der
Handschriftensammlung des Klosters zu sorgen. Man denkt
zunächst an den bereits besprochenen sub potestate et dominio
domni Arnulphi episcopi vel abbatis geschriebenen Eugippius-
kodex, der, wie angedeutet wurde, möglicherweise auf ein ita-
lienisches Original zurückgeht. Dieser Ansicht ist auch Villa-
nueva, aber wenn er meint (Viage VIII, 38): Parece que la
copia se hizo de otro que habia en la catedral de Näpoles, so
stellt er sich die Sache doch zu einfach vor. In den beiden
früher mitgeteilten Einzeichnungen wird die von Suniarius und
Sendredus angefertigte Abschrift zweimal als Erzeugnis des
Ripoller Skriptoriums bezeichnet — wir müssen also annehmen,
daß den beiden Kopisten in Ripoll selbst eine nach dem Redux-
Exemplar hergestellte Vorlage zur Verfügung stand, was auch
für die Sangermanenser Abschrift gelten mag. Die Abschrift
erfolgte nach Arnulfs Romreise, und zwar mindestens drei Jahre
später, da er schon episcopus vel abbas genannt wird und erst
954 zum Bischof der Gerundenser Diözese gewählt wurde.
Nach Neapel weist auch das Exemplar der Vita Nicolai
des Johannes Diaconus servus S. Januarii hin, das sich in einem
heute verlorenen Kodex der Bibliothek Ripolls befand (Villa-
nueva VI, 36, Nr. 57 des Rivaskatalogs). Johannes Diaconus,
der an der Januariuskirche zu Neapel wirkte, schrieb zu Be-
ginn des 10. Jahrhunderts und es ist leicht möglich, daß Arnulf,
auf das von Johannes verfaßte Heiligenleben aufmerksam ge-
macht, anläßlich seiner Romreise eine Abschrift nehmen ließ;
diese mit dem erwähnten Rivipullensis zu identifizieren, geht
! Betreffs des Zeitpunktes der Ausfertigung entscheidet Villanueva, Viage
XIII, 52 ‚no es del ano 938, sino muy posterior‘ und bestimmt dann den
Zeitraum mit Rücksicht auf die in der Bulle genannten kirchlichen Wür-
denträger: ‚La coexistencia de todos estos Prelados no se verifica sino
desde 949 А 956‘. In diesen Zeitraum fällt nun eben die Romreise
Arnulfs.
44 Ш. Abbandlung: Beer.
allerdings nicht an. Wir erfahren aus Villanuevas und Rivas
Beschreibung, daß sie außer der erwähnten Vita u. a. noch die
Evangelienhomilien Baedas, ein Bruchstück von Einhards Vita
Caroli, Lectiones zu Ehren der Märtyrer und Heiligen und
dazwischen (fol. 15b) das Gedicht enthielt, welches Abt und
Bischof Oliva ({ 1046) zum Preise des Klosters Ripoll verfaßt
hatte. War das Gedicht gleichzeitig mit dem übrigen Inhalt
der Handschrift geschrieben, so kann diese natürlich nicht aus
einer früheren Zeit stammen, als Villanueva angibt — Beginn
des 11. Jahrhunderts. Andererseits kann aber das kleine Poem.
wie dies ja oft geschah, auf ein freies Blatt später eingetragen
worden sein; und damit würde stimmen, daß Rivas, dem die
Zeit der Schriftstellerei Olivas gewiß bekannt war, das Manu-
skript ins ,10. oder 11. Jahrhundert‘ setzt. Wie dem auch sein
mag, als sicher können wir annehmen, daß zur Herstellung
solcher Mischhandschriften, wie die eben erwähnte, einzelne
Stücke bereits im Skriptorium Ripolls zum Zwecke der Auf
nahme in größere Sammelbünde! bereit lagen, d. h. eben jene
Quaterniones mit Einzelschriften, deren auch in dem alten
Kataloge wiederholt ausdrücklich gedacht wird. Es gibt uns
dies Anlaß zu einer allgemeinen Bemerkung, die für die ge
nauere Kenntnis der mehr oder minder intensiven literarischen
Sammeltätigkeit der einzelnen Äbte nicht ohne Wichtigkeit ist.
Die Epoche Olivas (1002—1046) bildet auch in dieser Bezie
hung die Glanzzeit in der ganzen tausendjährigen Geschichte
von Santa Maria; aber der große Abt war, auch was das lite-
rarische Klostergut anlangt, ein reicher Erbe; dafür sprechen
alle Zeugnisse über das Wachstum der Bibliothek, die bisher
angeführt wurden, ebenso auch die einfache Erwügung, dab
Abt Oliva und sein Namensvetter, der Mönch — die beiden
bekanntesten Schriftsteller des Klosters im frühen Mittelalter
— in den bereits vorhandenen literarischen Schützen der Abtei
erlernten, was sie später praktisch betätigen sollten. So müssen
denn sowohl Abt Arnulf wie dessen Nachfolger Windiselus
1 Oder auch zur Umarbeitung, wie der Bericht des Arnallus Scholasticus
über seine Vorlage beweist: Allata est nuper in manibus meis quaedam
scedula premonstrans Beati Stephani . . . translationem, cod. Riv. 40,
fol. 1", vgl. weiter unten.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 45
(970--999) und Seniofredus (979—1008) іп ersprießlicher Weise
für die Bereicherung der Klosterbibliothek gewirkt haben, eine
Annahme, die auch durch andere Indizien gestützt wird. Pel-
licer у Pages berichtet in seiner mehrerwähnten Geschichte
des Klosters (S. 51), daß die Bibliothek Ripolls zu Beginn
des 11. Jahrhunderts nach dem Tode des Abtes Seniofredus
121 Bände zählte. Ich finde diese Nachricht anderweitig nicht
bestätigt, sie hat aber innere Wahrscheinlichkeit und auch Ri-
vas, der die Zuwachsverhältnisse der Sammlung genau kannte,
meint in einer noch zu veröffentlichenden Appendix zu seinem
Kataloge ‚es de creer que se aüadiesen muchos más en tiempo
del dicho Abad‘. Wir haben also eine ungestört aufsteigende
Entwicklung der Klosterbücherei anzunehmen; wenn diese nach
dem Tode Olivas etwa 240 Stücke umfaßte, so ergibt sich aus
dem Gesagten, daß ein sehr erheblicher Teil der Sammlung
bereits vor dem Hirtenamt Olivas vorhanden war. Welch füh-
rende Rolle in der Frühzeit der Entwicklung Ripolls dem Abte
Arnulf zukam, wurde bereits angedeutet; sein ausgedehntes,
gewissenhaftes Wirken als Abt und Bischof geht aus zahlrei-
chen, hier übergangenen Einzelheiten der oben (S. 42) zitierten
Biographien hervor. Ausdrückliche Erwähnung verdienen seine
tatkräftigen Bemühungen um den Neubau des Klosters, dessen
Abschluß er freilich nicht mehr erleben sollte. Aber der an-
läßlich der dritten Einweihung der Kirche ausgefertigte Akt:
Acta dedicationis eeclesiae monasterii Rivipullensis A. 977 (Marca
Hispanica, App. Nr. CXXIII, col. 911—919, aus einem Kartular
des Ripoller Klosters) gedenkt ausdrücklich dieser Bestrebun-
gen Arnulfs, des venerandus Abbas, vir per cuncta laudandus;
Abt Oliva nennt in dem eben erwühnten Carmen Arnulf den
ersten eigentlichen Gründer der damaligen Kirche:
Est hie et Arnulphus harum qui prima domorum
Moenia construxit primus fundamina !) iecit
Sedis et egregiae praesul rectorque Jerundae
und die Brevis historia monasterii Rivipullensis a quodam mo-
nacho Rivipullensi scripta anno Christi MCXLVII (‚ex veteri
! So Villanueva im Abdruck des ganzen Gedichtes VI, 306 f., im Zitat VIII,
7 fundamenta.
46 ПІ, Abhandlung: Beer,
содісе Ms. monasterii Rivipullensis‘, herausgegeben von Baluze
App. Nr. ССССТУ, col. 1295 ff.) gedenkt nicht nur des Neu-
baues, sondern auch der Bemühungen Arnulfs um strenge Be-
obachtung der Mönchsregel — daraufhin sind nämlich die etwas
mißverständlichen Bemerkungen dieses ältesten Verfassers der
Klostergeschichte, vielleicht des ältesten Historiographen Каїа-
loniens überhaupt, über die Einführung der Klosterregel durch
Arnulf zurückzuführen.!
Diese Andeutungen über den 970 gestorbenen, ‚in jeder
Beziehung des Lobes würdigen‘ Abtes Arnulf mußten gemacht
werden, um das Verständnis einer für Kataloniens Geistes-
geschichte im allgemeinen und, wie wir nachzuweisen hoffen,
speziell für die entsprechende Würdigung der alten Ripoller
Bibliothek wichtigen wissenschaftlichen Mission anzubahnen, an
die man fürs erste hier freilich nicht denken würde: ich meine
die Studienreise Gerberts von Aurillac (Silvester II.) nach Spa-
nien im Jahre 967.
Seitdem Büdinger — vor mehr als einem halben Jahr-
hundert — mit gewohnter Gründlichkeit Gerberts Aufenthalt
in Spanien aus den Quellen dargestellt hat,* sind wir in der
Kenntnis dieser für Gerberts Ausbildung entscheidend wich-
tigen Periode auch nicht um einen Schritt weiter gekommen,
wührend andere, Gerberts Leben und Forschen betreffende
Fragen teils durch Ausgaben seiner Schriften, so von Ölleris,?
J. Havet,* Nic. Bubnov, teils durch Untersuchungen von Prantl,’
! Da diese Klostergeschichte wiederholt bei den nachfolgenden Unter-
suchungen herangezogen werden wird, sei schon jetzt auf den Umstand
hingewiesen, daß der Verfasser zu seiner Darstellung die Urkunden Ri-
polls benützte, was auf seine Arbeitsweise kein schlechtes Licht wirft.
Er kennt die Privilegien Leo VII. und Agapit IL, benützt insbesondere
genau die soeben erwähnten Acta dedicationis, so daß die beiden Texte
manchmal wörtlich übereinstimmen und durch Vergleichung gegenseitig
emendiert werden können.
Über Gerberts wissenschaftliche und politische Stellung, Habilitations-
schrift, I. Abteilung (mehr nicht erschienen), Kassel 1851.
Oeuvres de Gerbert, Clermont-Ferrand et Paris 1867.
Lettres de Gerbert (983—997) publ. avec une introduction et des notes
par Julien Havet, Paris 1889.
5 Gerberti Opera mathematica. Berolini 1899.
6 Geschichte der Logik im Abendlande II, 53 f.
Die Handschriften des Klosters Santa Maris de Ripoll. I. 47
Karl Werner, Alfred Nagl? Н. WeiBenborn? u. a. mehrfach
Klärung fanden.*
Es erscheint darum ratsam, das Wesentliche dessen, was
uns unverdächtige Quellen über Gerberts spanische Mission
sagen, zu überprüfen:
Richerus, Mönch von Sanct Remigius zu Rheims, berichtet
im 3. Buche seiner Historien (c. 43 s.):° ‚Gerbertus . . Aquitanus
genere in coenobio sancti confessoris Geroldi a puero altus et
grammatica edoctus est. In quo utpote adolescens cum adhuc
intentus moraretur, Borrellum citerioris Hispaniae ducem orandi
gratia ad idem coenobium contigit deuenisse. Qui a loci abbate
humanissime exceptus post sermones quotlibet an in artibus
perfecti in Hispaniis habeantur sciscitatur. Quod cum
promptissime assereret ei mox ab abbate persuasum est ut
suorum aliquem susciperet secumque in artibus docendum du-
ceret. Dux itaque non abnuens petenti liberaliter fauit ac
fratrum consensu Gerbertum assumptum duxit atque Hattoni
episcopo instruendum commisit. Apud quem etiam in mathesi
plurimum et efficaciter studuit. Sed cum diuinitas Galliam iam
caligantem magno lumine relucere uoluit predictis duci et epi-
scopo mentem dedit ut Romam oraturi peterent. Paratisque
necessariis iter carpunt ac adolescentem commissum secum de-
ducunt. Inde Urbem ingressi... papam adeunt... (сар. 44).
Nec latuit papam adolescentis industria simulque et discendi
uoluntas. Et quia musica et astronomia in Italia tunc penitus
! Gerbert, Wien 1879.
З Gerbert und die Rechenkunst des 10. Jahrhunderts, Bd. CXIV (1888)
dieser Sitzungsberichte, 8. 861—922.
3 Gerbert, Berlin 1888. — Zur Geschichte der Einführung der jetzigen
Ziffern in Europa durch Gerbert, Berlin 1892,
* Foulché-Delbosc hat in seiner Bibliographie de Voyages en Espagne et
en Portugal, Revue Hispanique III, 1896, welche dem Studium der spa-
nischen Kulturgeschichte neue, fruchtbare Ausblicke eröffnete, Gerberts
spanische Reise — in ihren Ergebnissen wohl die bedeutendste für die
Geschichte der Wissenschaften im Mittelalter — nicht erwähnt. Fari-
nellis Umsicht ist diese Lücke nicht entgangen, er hat in seinen ein-
schlägigen Nachträgen: Apuntes sobre viajes, Oviedo 1899, 5.3, Anm. 2
Gerberts Fahrt kurz notiert, als Quelle für diese jedoch Havets Ausgabe
der Briefe, nicht Richers Bericht angegeben.
* Mon. Germ. Script. III (1838), 616 f. Zu vergleichen ist die kommentierte
Wiedergabe dieser Stelle in Bubnovs eben zitierter Sammlung 376 f.
48 111, Abbandiung: Beer.
ignorabantur mox papa Ottoni regi Germaniae et Italiae per
legatum indicauit illuc huiusmodi aduenisse iuuenem qui mathe-
sim optime nosset suosque strenue docere ualeret.
Dem aufmerksamen Leser entgeht es nicht, welch hohe
Bedeutung der Bericht dem Aufenthalt Gerberts in Spanien
beimißt und wie die Möglichkeit, dort wissenschaftliche Studien
zu betreiben, förmlich ins Relief gesetzt wird, gegenüber den
fränkischen und italienischen Landen, wo es an einer solchen
Gelegenheit gebrach. Die Frage des Abtes von Aurillac, ob
es in Spanien Münner gebe, die in den artes (natürlich den
liberales) vollkommen bewandert seien, konnte Graf Borrell II.
von Barcelona ‚promptissime‘ bejahen. Nachdem Gerbert bei
Hatto, Bischof von Vich, ‚viel und erfolgreich‘ mathematische
Studien betrieben hatte, erscheint er mit diesem und dem Grafen
von Borrell auf italienischem Boden, wo ‚Musik und Astronomie
vollständig unbekannt waren‘, wird als Jüngling gerühmt, der
die Mathematik ganz vortrefflich beherrsche und einen vorzüg-
lichen Lehrer für dieses Fach abgebe.
Den Verdacht, daß Richer sich zugunsten seines Meisters
eine Übertreibung habe zuschulden kommen lassen, entkräftet
die tatsächliche Bedeutung Gerberts, des ‚Leibniz des zehnten
Jahrhunderts‘. So mag unser Gewährsmann auch die Studien-
verhältnisse der erwähnten Lande, genauer ausgedrückt, die
Mittel und Möglichkeiten zum Erlernen bestimmter Wissens-
zweige objektiv skizziert haben; das ist denn auch von der
neueren Forschung zugegeben worden. Es steht fest, daß Ger-
bert bei Bischof Hatto von Vich so reichlich Gelegenheit zur
Ausbildung in der Mathematik fand wie zu jener Zeit kaum
anderswo. Dem Wirken dieses Kirchenfürsten, der 971 als
Bischof von Gerona durch Mörderhand fiel, hat Büdinger eine
Schilderung gewidmet, die zeigt, daß Hatto die Interessen seiner
Stellung und seiner Diözese eifrig und erfolgreich zu vertreten
wußte, und der wir hier nichts hinzuzufügen haben. Büdinger
hat auch mit dem ihm eigenen Scharfblick den Kernpunkt der
Frage nach Gerberts Studien bei Hatto erkannt und außer
dem politischen Wirken auch die Stellung Hattos in der Wis
senschaft zu ermitteln gesucht, gerade hier aber eine Enttäu-
schung erfahren. ,Über die Ausbildung und etwaige Schriften
dieses für Gerberts wissenschaftliche Stellung so wichtigen Man:
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 49
nes habe ich aber leider keine Angabe gefunden‘ (a. а. O.,
S. 19).
Obwohl nun Büdinger sich vornehmlich auf die in der
Marca Hispanica und der Espana Sagrada veröffentlichten bio-
graphischen Daten über die Bischöfe und Äbte der Mark stützte
und — zu seinem und seiner Nachfolger Schaden — die ein-
schlägigen Ergänzungen in Villanuevas Viaje unberücksichtigt
ließ; obwohl ferner in den letzten Dezennien manches neue
hierauf bezügliche Material zutage gefördert wurde, so müssen
wir jene negative Schlußfolgerung auch heute noch unterschrei-
ben! Den Mangel an Nachrichten über die Hauptfrage, wo
eigentlich Gerbert die wissenschaftliche Anregung fand, hat
Büdinger auch empfunden und nennt zunächst unter деп Män-
nern, die eine solche gegeben haben mochten, Bonifilius von
Gerona, an den ein bald nach dem Tode Otto II. geschriebener
Brief Gerberts (Ep. 25) gerichtet ist.
Der Adressat wird in der Briefaufschrift ausdrücklich Bi-
schof von Gerona genannt (Bonifilio episcopo Gerundensi); er
läßt sich aber in den bisher veröffentlichten Bischoflisten dieser
Stadt nicht nachweisen. Büdinger sah sich daher veranlaßt,
eine Lücke zwischen dem Tode des Grafen Miro, der seit etwa
910 Bischof von Gerona war, und dem Bischof Godmar IIl.,
der 987 als Beisitzer im Gerichte des Grafen von Barcelona
erscheint, anzunehmen und in diese Zeit das Kirchenamt des
Bonifilius zu setzen. Mit Rücksicht auf das in dem Briefe ent-
haltene Ansuchen, daß Bonifilius für den Erzbischof von Rheims
das Werk des Joseph Hispanus (Sapiens) de multiplicatione et
divisione numerorum verschaffen möge, schließt Büdinger, daß
‚Bonifilius den Wissenschaften nicht fremd gewesen sein muß‘.
Noch weiter geht Karl Werner (a. a. О. 38), der annimmt, daß
Bonifilius ‚zweifelohne zu den Lehrern Gerberts gehörte‘. Wir
stehen also vor einer Frage, die für die Gerbert in Spanien
gewordene Ausbildung von Wichtigkeit sein kann und zur
Lösung reizt. Diese ist von den späteren Forschern nicht ge-
! Daß Perez Bayer in Nicol. Antonio, Bibl. Hisp. vet. II, 379, Hatto den
Mathematikern beizühlt, ist mir nicht entgangen; dies geschieht jedoch
in einer Notiz, die, ganz auf unzuverlässigen Quellen fußend, des monu-
mentalen Werkes unwürdig ist.
Sitzungsber. d. phil,-hist. Kl. 155. Bd. 3. Abh 4
50 Ш, Abhandlung: Beer.
boten worden. Havet (a. а. О. 19) meint ähnlich wie Büdinger,
der Episkopat dieses Kirchenfürsten ‚doit se placer entre celui
de Miron, mort avant 984, et celui de Godmar ПІ, évéque en
985‘; ihm schließt sich auch Bubnov (a. а. О. 102, Anm. 15) an:
(Bonifilii) episcopatus ad a. 984 est referendus: initio enim a. 954
Miro, decessor eius, mortuus esse uidetur! und erwähnt, daß
Colombier, eine neue Führte weisend, in der Gallia Christiana
(VI, 20) einen gewissen pote Romanum qui et Boni
filius‘ gefunden habe (Colombier, Regestum de Gerbert, Études
réligieuses IV, 306); am resigniertesten urteilt Weißenborn
(Zur Gesch. d. Einf. d. jetz. Ziffern 78): ‚Wahrscheinlich hat
der Kriegssturm den Bischof Bonifilius von Gerona, den Josef
Sapiens und dessen Büchlein weggefegt‘.
Die Sache steht aber nicht so schlimm; man hat eine
Stelle aus dem ,Cartoral de Carlo Magno‘ genannten Kopial-
buch der Kirche Gerona übersehen, die Villanueva in seinen
Nachtrügen zu den früheren Bischoflisten Viage XIII, 13
mitteilt, und die vollständige Klarheit über die Bonifiliusfrage
verbreitet. Eine in dem Kopialbuch enthaltene Urkunde be
richtet, daß der Priester Giscafredus im Jahre 983 (oder 984)
über ein ihm gehöriges Grundstück in dem Orte Vulpiliaco
verfügte und bestimmte: post obitum meum remaneat ad iam
dicta ecclesia (sic, die Kathedrale von Gerona) et Domno Мігопе
Episcopo quem vocant Bonofilio et successoribus suis. Villa-
nueva bemerkt hierzu: ,Este apellido б sobrenombre Bonofilio
ni era patronimico ni de familia, y si la copia del cartoral no
nos епрайа, pudo ser un apodo 6 dictado familiar con que
fuese conocido desde nino.! Bonifilius und Miro sind also ein
und dieselbe Person, die Bischofliste von Gerona bleibt durch
den mehrerwühnten Adressatennamen unberührt, denn dieser
ist ein Zuname, wenn man will, ein Spitzname, und das stimmt
! Villanuevas Bedenken (si la copia no nos епрайа) sind unbegründet, da
gerade Bonifilius ein wiederholt vorkommender Zuname war; vgl. in des
von Villanueva selbst veröffentlichten Akten vom Jahre 986 und 937
(also aus derselben Zeit): Ennego que vocant Bonofilio (Viage VIII, 27!
und 982). Über Adaleiz ,llamada Bonafilia‘, Tochter des Grafen von
Barcelona Suniarius, vgl. Bofarull, Los condes I, 131 f. Pellicer y Pagés
a. а. О. 66 u. 105 nennt den Bischof schlechthin ,Miron Bonoälio‘, ohne
xu sagen, woher ihm der Beiname bekannt wurde.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 51
ja vortrefflich zum Stil des Driefes an einen vertrauten Freund.!
Die sich sofort daraus ergebende Frage betrifft nun Bischof
Miro, den ‚Lehrer‘ Gerberts.” Die zur Verfügung stehenden
Quellen wissen Rühmliches über Miros — wie Hattos — kir-
ehenpolitisches Wirken zu berichten, über ihre Beziehungen
zur Literatur und Wissenschaft schweigen sie völlig. Miro hat,
wie dies bei einem Manne seiner Stellung als selbstverständ-
lich vorauszusetzen ist, Bücher besessen; in welchem Verhältnis
er aber zu diesen stand, zeigt ziemlich deutlich sein Testament,
das zuerst Bofarull y Mascaró, Los Condes de Barcelona I,
J8ff, neuerdings Francisco Monsalvatje y Fossas in den Noti-
eias históricas, Besalú, su historia etc. Olot 1899, I, 238 ff. ver-
öffentlicht hat. Die im Jahre 979 errichtete letztwillige Ver-
fügung bestimmt zunächst, daß Miro, der Graf von Besalü war,
in Ripoll begraben werden solle: ‚In primis ad domum S. Marie
cenobii situm in valle Riupullo ubi corpus meum quiescat...
donare faciatis ... alodes meos‘ und ordnet am Schluß einer
langen Reihe von Legaten an: donare faciatis aurum meum . . .
anulos, sigillos, cintorium ... vasis, palleis, libris id est missale
et ornamentum S. Michaelis et S. Gelasii . . . et quantum invenire
potueritis de jeneris librorum totum ad S. Petrum et S. Primum
(es ist S. Pedro von Besalú). So spricht der gräfliche Bischof,
der Grandseigneur, dem Gold, Ringe, Siegel wichtiger sind als
die Bücher (quantum de jeneris librorum, lautet der bezeich-
nende Ausdruck), nicht der wirkliche Bibliophile. Wenn Ger-
bert den Bischof Miro um Beschaffung einer kleinen Schrift
ersucht, so wendet er sich an den mächtigen Kirchenfürsten,
nieht an den an der Sache direkt beteiligten Sammler.
Haben wir also davon abzusehen, Hatto oder Miro, wie
man dies wollte, zu den spanischen Lehrmeistern Gerberts zu
rechnen, so schließt das natürlich nicht aus, daß in den Bücher-
sammlungen der Diözesen dieser Bischöfe sich sowohl einschli-
giges Material wie auch verstündige Verwalter der Lehrmittel
finden mochten, welche die für Gerbert gewünschte und aus-
* Dasselbe gilt vom ‚Lupitus‘ Barcinonensis.
* Wertvolle Beiträge zu seiner Biographie bei Villanueva, Viage XIII,
64—78. Miro, 970—984 Bischof von Gerona, war vierter und jüngster Sohn
des gleichnamigen Grafen von Barcelona, der 929 starb. Das Original des
Testaments befand sich im Ripoller Archiv; vgl. Bofarull y Mascaró a. a. O.
4*
59 ПІ. Abhandlung: Beer.
drücklich zugesicherte wissenschaftliche Förderung zu bieten
imstande waren. In erster Linie denkt man wohl an die Biblio-
thek der Kathedralkirche zu Vich, welcher Bischof Hatto vor-
stand, eben derselbe, dessen Obhut Gerbert vom Abte von
Aurillae anvertraut worden war. Die Bücherbestände dieser
Kirchenbibliothek sind uns seit alter Zeit genau bekannt; ein
Dezennium vor Gerberts Ankunft in Spanien wurde (nach dem
Tode des Bischofs Wadamirus, 957) ein Inventar der Kathedral-
bibliothek angelegt, das 53 Bände verzeichnet; diese enthielten
Bibeltexte, liturgische Schriften, nur wenig Patristisches — der
im Inventar verzeichnete Isidor I. barg vielleicht den liber sen-
tentiarum (vgl. Villanueva VI, 70) — aber auch nicht einen
einzigen Text, der nach damaligen Begriffen dem Studium der
artes hätte dienen können. Das darf nicht überraschen. Die
Kathedralkirche war dem äußeren Kult geweiht, das Studium
hingegen oblag den Mönchen der Klöster, die hierin die Vor-
schriften der Regel Benedikts mehr oder minder gewissenhaft
befolgten. Sehen wir mit Recht in den Bücherverzeichnissen sol-
cher Stifter ein Bild des geistigen Lebens, das in ihnen pulsierte,
so steht Ripoll in der ganzen Diözese Hattos an erster Stelle
und überragt, wenn wir das mehrfach erwähnte Oliva-Inventar
als Grundlage des Vergleiches heranziehen, weitaus die anderen
kirchlichen Gründungen, die hier etwa in Frage kommen können,
wie z. B. die Büchersammlungen in den Klöstern des Mont-
serrate, in San Juan de las Abadesas, 8. Cucufate de Valles,
oder in der Vicenser Kathedrale (vgl. oben), denn diese hat sich
nach der Anlage des ersten Inventars in ihrer wesentlichen
Zusammensetzung nicht geändert. Es wuchs dort im Laufe
der Jahrhunderte viel patristisches, noch mehr kanonistisches
Material hinzu; was an alten Handschriften aus diesem Rahmen
herausfällt, ist ein Vergil und ein Horaz, letzterer heute ver-
loren. Die Bibliothek besaß keinen Boöthius, keinen Donat,
nicht einmal einen kleinen Priscian. Das geht deutlich aus
der Liste hervor, welche Gotthold Heine im Serapeum УШ
(1847, S. 90f.) veröffentlichte; auch die Beschreibungen, die
ich vor Jahren in Vich selbst vornahm und die sonst manche
schätzenswerte Ergänzungen gewinnen ließen, haben nur dazu
beigetragen, das Urteil über die Dürftigkeit der Bibliothek an
Lehrtexten der gekennzeichneten Art zu bestätigen.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll, 1. 53
Anders steht es um die Bibliothek von Ripoll.
Wenn Graf Borrell in Aurillac gefragt wurde, ob in Spa-
nien die Möglichkeit geboten sei, Jünglinge in artibus zu unter-
weisen, so gibt der etwa zwei Menschenalter nach dem Auf-
enthalt Gerberts verfaßte Katalog der Bibliothek des Klosters
Ripoll den dokumentarischen Beleg für die Richtigkeit der ent-
schieden bejahenden Antwort. In jenem Verzeichnis findet
sich nämlich eine eigene, in keinem Handschriftenkatalog Kata-
loniens wiederkehrende Abteilung, die der Libri artium, in
welcher vier Exemplare des Donat, zwei des Priscian, ebenso
viele Priscianellos (d. Б. Handschriften des sogenannten Priscia-
nus minor), Dichter, Abhandlungen über Logik, ferner unter
anderem auch der Kommentar des Macrobius zu Ciceros som-
nium Scipionis erscheinen; dieser enthält, wie bekannt, іп ein-
zelnen Teilen auch Beiträge zur Astronomie und Geometrie,
ein Umstand, auf den wir noch zurückkommen. Es ist dies
ein Apparat zum Unterricht in den artes, wie wir ihn weder
in jenen noch in späteren Zeiten für irgend eine Kirchen- oder
Klosterbibliothek Spaniens feststellen können. Die Lösung der
Frage, inwieweit Gerbert diesen Apparat für seine Studien
nützen konnte, ergibt sich wohl am einfachsten durch einen
Blick auf die Werke, die er für seine eigenen Studien heran-
gezogen hat. Da er zunächst in mathesi ausgebildet werden
sollte, so dürfen wir mit seiner Schrift de geometria beginnen.
Er selbst nennt als Quellen die arithmetica institucio des Воб-
thius, eben desselben Kommentar zu den Kategorien des Ari-
stoteles, einige Schriften des Augustinus; ferner wissen wir,
daß er neben anderen gelegentlich benützten Quellen die eben
genannte Erläuterung des Macrobius zum Somnium Seipionis,
dann die Etymologien Isidors sowie ein Corpus der Gromatici
veteres zur Abfassung seines Traktats herangezogen hat.!
Die Arithmetik des Boéthius ist im alten Ripoller Katalog
nieht ausdrücklich verzeichnet, aber der ,Boéthius', der nach
dem Macrobius unter den libri artium folgt (Nr. 193), deutet,
nachdem die logischen Kommentare dieses Autors genannt wur-
den,wohl auf die Arithmetik hin; ja, es dürfte auch ein zweites
! Näheres hierüber in den Anmerkungen zu der von Bubnov besorgten
Ausgabe a. a. О. 48 ff.
54 III. Abhandlung: Beer.
Exemplar, im Kataloge zwischen ‚Terentius‘ und ‚Musica‘ an-
geführt und nur als ‚Arithmetica‘ bezeichnet (Nr. 211), mit
diesem Werke zu identifizieren sein. Ganz sichere Hinweise
enthält der Katalog betreffs des Kommentars des Boethius
zu den Kategorien. Er erscheint einmal unter den logischen
Schriften (Nr. 190), ein zweitesmal gegen Ende als Commentum
Boéthii super Augustinum пе] Aristotelem (Nr. 238). Diese
Handschrift hat Rivas zu Beginn des vorigen Jahrhunderts noch
gesehen und gibt den Titel in der genaueren Fassung: Воё фи
et Aurelii Augustini editio super Cathegorias Aristotelis de verbo
ad verbum in latinum translatas. Was die Schriften des Augu
stinus betrifft, so sind zwei Codices mit Werken dieses Kirchen-
lehrers — allerdings ohne Spezifikation des Inhaltés — un-
mittelbar vor den libri artium angeführt (Nr. 170—171; das
Buch über den Computus, Nr. 172, scheint an eine unrechte
Stelle geraten zu sein). Die Soliloquia, die Gerbert für seine
Geometrie heranzog, sind in der Abschrift des Katalogs, wie sie
mir übermittelt wurde, allerdings nicht verzeichnet. Vergleicht
man aber die gegen Ende der Liste angeführte Notiz ,Beda cum
sichomachia sive quinto ac Cattone‘ (Nr. 239) mit einer dem
heute noch erhaltenen Rivipullensis 106 von einer Hand des
12. Jahrhunderts vorgesetzten Inhaltsangabe: Liber de notitia
artis metrica bede presbiteri. Item Soliloquiorum liber II. Sancti
Augustini et catonis libri ПП. Et liber beati prosperi.! Et
Sedulii po&e liber, so liegt es nahe, die alte Inhaltsnotiz auf
diese Handschrift, mit der wir uns noch eingehend beschäftigen
werden, zu beziehen; sie stammt spätestens aus dem 10. Jahr
hundert, keine andere Beschreibung des alten Katalogs weist
auf sie hin, und sowohl die Anführung der Schrift Baedas samt
den disticha Catonis, wie auch andere noch zu erwähnende
Gründe lassen die Identifikation gerechtfertigt erscheinen.
! Dieser ist jetzt als erster (kleinerer) Quaternio der Handschrift vorge-
bunden, stammt aus dem 12. Jahrhundert und kann daher in dem Kata-
loge des 11. Jahrhunderts nicht verzeichnet sein. Dagegen ist die Psycho-
machia des Prudentius verloren gegangen wie andere Stücke der Handschrift
(so der größte Teil des Leporiuslibells und der Anfang der gromatischen
Schriften); sie wurde vielleicht absichtlich ausgeschieden und gesondert
aufgestellt wie sonst gar oft (so zu St. Bertin in drei, zu St. Emmeram
gar in neun Exemplaren).
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Hipoll. 1, 55
Dieselbe Handschrift bietet nun auch eine Redaktion des
Corpus der Gromatici veteres, die, wie wir wissen (vgl. Bubnov,
a. а. О. 439f.) von Gerbert bei der Abfassung der Geometria
gleichfalls herangezogen wurden. Von dem sonstigen Apparat
Gerberts erscheint, wie schon bemerkt wurde, der Macrobius
(Nr. 192) unmittelbar nach den logischen Schriften. Daß das
Kloster die Etymologien Isidors besaß, war von vorneherein an-
zunehmen; sie sind in der Tat im Kataloge verzeichnet (Nr. 60),
Rivas hat die alte Handschrift noch gesehen und unter Nr. 60
seines Katalogs beschrieben.
Ergibt sich schon aus dem eben vorgenommenen Ver-
gleiche eine gewisse Beziehung zwischen den von Gerbert zur
Ausarbeitung seiner Schrift über die Geometrie benützten Quel-
lenwerken und dem in Ripoll für solche Studien aufbewahrten
Handschriftenbestande, so erscheint die Parallele noch deut-
licher, wenn wir die Texte berücksichtigen, die Gerbert zu
seinen Lehrvortrügen benützte.
Wir sind hierüber in zuverlässiger Weise, und zwar aber-
mals durch Gerberts Schüler Richer (a. а. О. Mon. Germ. Seript.
III, 617) unterrichtet. Er schreibt:
‚Dialeeticam ergo ordine librorum percurrens dilucidis sen-
tentiarum uerbis enodauit. In primis enim Porphyrii ysagogas
id est introductiones secundum Victorini rhetoris translationem
inde etiam eiusdem secundum Manlium! explanauit Cathegoria-
rum id est praedicamentorum librum Aristotelis. consequenter
enucleans; periermeneias vero id est de interpretatione librum
cuius laboris sit aptissime monstrauit; inde etiam topica id est
argumentorum sedes a Tullio de graeco in latinum translata et
a Manlio consule sex commentariorum libris dilucidata suis
auditoribus intimauit ... Post quorum laborem cum ad rheto-
ricam suos prouehere vellet... poetas... adhibuit ... ac
docuit Maronem et Statium Terentiumque poetas Iuuenalem quo-
que ac Persium Horatiumque satiricos Lucanum etiam historio-
graphum.‘
Derselbe von Richer ausdrücklich erwähnte ordo librorum
— eine Art Kanon, der wiederholt in alten deutschen und frän-
kischen Bibliotheken (so in Toul), in Spanien jedoch sonst nicht
1, Boéthius.
56 НТ, Abhandlung: Beor.
zu belegen ist — findet sich in dem alten Kataloge der Ripoller
Bibliothek wieder, und zwar unter den libri artium (Nr. 188—191):
Isagoges II, Cathegorias, Peri ermeneias. Die von Richer un-
mittelbar darauf erwühnten ,Topica' finden sich im alten Kataloge
etwas früher (nach dem Methodiustexte) verzeichnet (Nr. 111):
es erscheint also der ganze von Richter erwühnte logische Lehr-
apparat in den alten Manuskripten unserer Klosterbibliothek.
Was von den Lehrbüchern Gerberts beim Unterrichte in
der Logik und ihrem Platz in der Ripoller Bibliothek gesagt
wurde, gilt fast in gleichem Umfange von den beim Unterrichte
in der Rhetorik herangezogeneu Texten. Der alte Katalog ver-
zeichnet ein Commentum Virgili; Verse des Statius finden sich
heute noch in einer alten Ripoller Handschrift (Cod. 83); der
Terentius wieder ist ausdrücklich in dem Verzeichnisse ange-
führt, von Iuvenalis ein Quaternio, wobei zu bemerken wäre,
daß sich Scholien zu Juvenal, besonders zur ersten, zweiten und
sechsten Satire in einer umfangreichen Glossenhandschrift (im
cod. 74, wohl einem der sechs Exemplare der ,Glosasí des
Katalogs, Nr. 99—104) erhalten haben. Daf den Quaterniones
des Juvenal sieh auch solche des Persius beigesellt haben
mochten, ist mit Rücksicht auf die Überlieferung dieser beiden
Texte wahrscheinlich; den Horaz, der in der mir vorliegenden
Abschrift des Verzeichnisses fehlt, konnte wohl eine der be-
nachbarten Bibliotheken beistellen,! vielleicht brauchen wir aber
nicht so weit zu gehen: die Nummer 215 der Rivas-Kopie des
alten Katalogs ,Quiratui', die fürs erste Schwierigkeiten bereitet,
wird nümlich aufs einfachste wohl so zu deuten sein, daf wir
annehmen, es sei — durch Mißverstehen des Verbindungsstriches
zwischen dem Anfangsbuchstaben und dem folgenden — die
Einzeichnung (nach Auianum) Oratiu, also Oratium, von Rivas
verlesen worden.
Wenn man gegen den Vergleich des früher angeführten
Berichtes Richers und der Bestände Ripolls den Einwand er
hebt, daß Gerberts Schüler von Vorträgen spricht, die der
Meister als Scholastikus der Klosterschule zu Rheims geraume
! So besaß Vich einen Horazkodex, allerdings aus dem XI. Jahrhundert,
wenn Villanueva richtig datiert hat. Vgl. das Verzeichnis in den Hand-
schriftenschätzen Nr. 553, 8. 546.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 51
Zeit nach dem Aufenthalte in Spanien gehalten hat, so kann
die Richtigkeit dieser Tatsache als solcher nicht bezweifelt werden.
Wir sprechen aber von Anregungen, die Ripoll dem Lernenden
zu bieten vermochte, und andererseits ist zu beachten, daß Ger-
bert im Jahre 970, unmittelbar nach seiner Abreise aus Spanien,
vor dem damals fünfzehnjährigen Otto II. mit Otrieus eine
wissenschaftliche Disputation abhielt und bei diesem Anlasse,
wie Prantl aus den überlieferten Berichten nachwies, den Kom-
mentar des Boéthius zur Isagoge auswendig wufite. Das war
neben bedeutenden Fortschritten in den mathematischen Wissen-
schaften wie in den artes überhaupt zweifellos eine Frucht
der in Spanien betriebenen Studien, und damit ist die Schluß-
folgerung auf das, was die spanischen Lehrjahre für die Aus-
bildung Gerberts bedeuteten, gegeben: nicht als fertiger Ge-
lehrter, wohl aber als gut geschulter Vorscholastiker verliefi
Gerbert die Mark, in der er, wie wir wissen, mehrfach lite-
rarische Beziehungen rege erhielt.
Die Entscheidung der Frage, ob Gerbert in Ripoll, ge-
nauer gesagt: mit Hilfe der im Kloster aufbewahrten Hilfs-
mittel für philosophische, astronomische und mathematische
Studien lernte, tritt bei der vorliegenden Untersuchung jedoch
zurück gegenüber dem hier unternommenen Versuche, an einem
instruktiven Beispiele zu zeigen, wie der in Ripoll aufgespeicherte
Handschriftenapparat für wissenschaftliche Arbeit benützt werden
konnte. Man mag über jene Ortsfrage urteilen wie man will,
sicher ist es, daß Gerberts wissenschaftliche und didaktische
Tätigkeit sich vortrefflich eignet, einen wichtigen Teil der Hand-
schriftenbibliothek Ripolls zu kommentieren, speziell auf Grund
des Inventars der ältesten Bestände gewissermassen die Energie
der kurz und fürs erste nicht immer leicht verständlich ver-
zeichneten, jetzt zum großen Teile verlorenen Manuskripte zu
wecken. Dient also die Skizze des Studienganges Gerberts
hier in erster Linie als eine Art antizipierter Erläuterung des
später mitzuteilenden Katalogs, so mag auch der Hinweis darauf
gestattet sein, daß der künftige Konstrukteur von Astrolabien
in Ripoll einen Kodex finden konnte, der dem X. Jahrhundert
entstammt, unter Nr. 225 des Fonds Ripoll heute noch aufbe-
wahrt wird und die moderne Aufschrift Tratado de astronomia
y del relox führt. Dieses Manuskript, vielleicht mit dem im
58 ИТ. Abhandlung: Beer.
alten Kataloge unter der Bezeichnung ‚Liber de horis‘ (207) ange-
führten identisch, ist leider nicht gut konserviert und beginnt
abrupt mit der Beschreibung einer Tabula ,cuius in capitibus
bine erecte sunt pinne ad accipiendum solis radium et stellarum‘,
Nach einiger Umschau gelang es, diese Stelle in dem nach ага-
bischer Vorlage redigierten sogenannten ,Liber de astrolabio'
aufzufinden, den zuerst Pez in dem "Thesaurus anecdotorum
Nov. II, 2, col. 109#. unter dem Titel Hermanni Сопігасії mo-
nachi Augiensis de utilitatibus astrolabii nach einer Salzburger
Handschrift herausgegeben (Nachdruck M. 143), Bubnov, Ger
berti op. math. S. 11488. neuerdings (mit reichem kritischen
Apparat) ediert und auf Grund verschiedener Indizien, aller-
dings mit gewissem Vorbehalt, Gerbert zugewiesen hat.! Der
akephale Ripoller Kodex bietet jedoch nur auf fol. 1" ein Bruch-
stück jenes ‚Liber de astrolabio‘, auf fol. 1" beginnt eine Ab-
handlung ‚de mensura astrolabii,?? die mit den Worten: Philo-
sophi quorum sagaci studio visibilium . . . anhebt, den ersten
Teil der Handschrift füllt und mit dem Satze: ‚hoc est clima
in quo es (so) CCCCL anni iam transatti sunt ex quo iste liber
! Die oben zitierte Stelle findet sich bei Pez, col. 111 C, bei Bubnov im
12. Abschnitte des II. Kapitels (S. 123). Unter den Gründen, welche
Bubnov veranlaßten, den Liber de astrolabio Gerbert zuzuweisen, führt er
a. a. О, 109f. Anm. außer dem Umstande, daß sechs Codices Gerbert als
Autor nennen, und anderen minder wichtigen folgende an: Liber de
astrologia, quem Lupitus quidam Barchinonensis ex Arabico sine dubio
transtulit, ut sibi dirigeretur, Gerbertus initio anni 984 petiit et fortasse
impetravit; ibi autem, quae in tractatu nostro de astrolabio
exponuntur invenire potuit. — Gerbertus in Marca Hispanica
mathesi studuit ibique astrolabii usum discere et libros de hac re scriptos
ex Arabico in latinum translatos adquirere ... potuit. Tractatus noster
ab auctore Christiano, qui librum quendam Arabicum vel potius
ex Arabico translatum ad manum habuit, confectus est. Durch
den Fund eines aus dem 10. Jahrhundert stammenden, also des ältesten
bisher bekannten (vgl. die folgende Anmerkung), wenn auch fragmentari-
schen Exemplars der Schrift auf spanischem Boden, und zwar gerade
in der Gegend, wo Gerbert studierte, wird die ganze Untersuchung anf
eine andere Grundlage gestellt: die von Bubnov angefübrten Indizien
weisen nunmehr auf Lupitus von Barcelona.
Scheint gleichfalls die álteste uns erhaltene Abschrift eines Traktats über
diesen Gegenstand, da keines der einschlägigen, von Bubnov a. а.0,
p. 10985. sorgsam zusammengestellten Manuskripte über das 11. Jahr
hundert hinaufreicht.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 59
compositus est tunc almucatil in piscibus nunc in scorpione‘
schließt; der zweite Teil der Handschrift (Fol. 39" an) enthält
einen Traktat ,Quomodo vel quare luna vel prona vel supina
vel videatur erecta‘ und schließt in einem Absatze: de mensura
altitudinis.
Hat endlich Bubnov recht, der vielseitigen produktiven
Tätigkeit Gerberts nicht bloß die Hymnen-, sondern auch die
Tondichtung beizuzühlen,! so sei, um die bereits gezogene
Sunme der damals dureh die Ripoller Klosterbibliothek er-
möglichten Anregungen noch zu vermehren, der altehrwürdigen
Musikhandschriften der Sammlung gedacht. Die mit Neumen
versehenen Ripoller Codices gehören zu den frühesten Zeug-
nissen für praktische Musik, die auf spanischem Boden erhalten
sind, stehen den berühmten Toledaner Codices an Alter wenig
nach und ihre Ausbeutung hätte dem bereits früher zitierten
Werke von Riaño schätzenswertes Material zugeführt. Weit
annfüliger noch sprechen für die Pflege der Musik in der
Ripoller Abtei plastische Details, die Abt Oliva zu Beginn des
Il. Jahrhunderts an dem Portale der von ihm neu aufgeführten
Kirche anbringen lief, Bildwerke, die heute trotz der Zerstö-
rung des Klosters noch ziemlich gut erhalten sind und uns
Musiker in der Tracht des 11. Jahrhunderts, unterhalb dieser
Zitherspieler in römischer Toga, ferner von Musikinstrumenten
die Panflóte, das Jagdhorn, die Glocke und die Violine vor-
führen. Es ist dies ein Beispiel für viele, aus denen wir ersehen,
daß die Schriftdenkmäler der Bibliothek durch die ungemein
reiche Pflege der bildenden Kunst im Kloster erklärt werden
kónnen. Es ist hier nieht der Ort, diese dankbare Parallele
auf anderen Gebieten weiter zu verfolgen.
Günstige Umstände haben es gefügt, daß wir die bis-
herigen allgemeinen Darlegungen über den Umfang der geistigen
Bewegung, die sich während des 10. Jahrhunderts in Ripoll
bemerkbar machte, durch ein uns überkommenes aufschluß-
reiches Schriftdenkmal illustrieren können. Zu den Handschriften,
welche Pröspero de Bofarull im Jahre 1835 im Barceloneser
| Es handelt sich um einen von Gerbert verfaßten und in Musik gesetzten
Hymnus in honorem S. Michaelis archangeli, vgl. Bubnov, a. a. O. 388,
Ànm. 63.
60 ПІ, Abhandlung: Beer.
Kronarchiv zurückbehielt und so vor dem Klosterbrande rettete,
gehört der bereits erwähnte Kodex 106, ein Manuskript in Quart-
format von (heute) 140 Blättern und von verschiedenen Schrei-
bern (abgesehen von den Korrektoren) geschrieben. Einzelne
Teile, wie z. B. das Bruchstück des Leporiuslibells können noch
im 9. Jahrhundert kopiert worden sein — auf keinen Fall gehen
wir fehl, wenn wir unter Berücksichtigung des allmählichen
Vordringens der karolingischen Schrift auf spanischem Boden
annehmen, daß der Kodex um die Mitte des X. Jahrhunderts,
also zur Zeit des Hirtenamtes des Abtes Arnulf, bereits voll.
ständig niedergeschrieben war. Das Manuskript ist, wie bereits
erwähnt wurde (S. 54), wohl schon in dem alten Kataloge
verzeichnet; als Klosterbesitz wird es durch ein am Schlusse
beigefügtes Inventar von Teppichen, Linnen und Wäsche erklärt,
die einem Bruder mit dem damals seltenen, jedoch gut west-
gotischen Namen Agila! übergeben worden waren. In dem
Breve de ipsos drapos quot (so) recepit Agila erscheinen tapi-
tios XIII, ferner plumatios, capitiales, bancalis, in refectorio
mapas VI u. à. m.
Der Inhalt der Handschrift ist so gut wie unbekannt;
weder Villanueva noch Ewald haben von ihr Notiz genommen,
nur in dem handschriftlichen Kataloge des B. Rivas findet sich
eine Beschreibung. Wenn aber Rivas (unter Nr. 137 seiner
Liste) die einzelnen Teile des Kodex folgendermaßen charak-
terisiert: Rhetorica. Duo libri Soliloquiorum. Liber Catonis
Philosophi. Liber Sedulii. Epistola Julii Caesaris. Innocentius
et Paulus de Libris iuris per singula dominias (so) fundorum
et situs locorum. De generibus numerorum in ratiocinatione.
Epistola Hieronymi Presbyteri de Melchisedech, so stehen diese
Angaben in einzelnen Punkten an Genauigkeit sogar hinter
dem früher mitgeteilten Inhaltsverzeichnisse zurück, das im
12. Jahrhundert in den Kodex eingezeichnet wurde (s. oben
S. 54); vielleicht hat sich der sonst gewissenhafte Archivar an
dieser Stelle (wie auch an anderen) auf eine ältere, nicht zu-
treffende Inhaltsangabe verlassen. Da nun andererseits jener
! Agila der Westgotenkünig herrschte 549—555, vgl. Zeumer, Neues Archiv
f. ält. d. Gesch. XXVII (1902), 443. Über den Namen handelte zuletzt
Meyer-Lübke in diesen Sitzungsberichten Bd. CXLIX (1904), Heft П,
S. 7 u. 89,
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 61
Sammelband einer der merkwürdigsten, jedenfalls der inhalts-
reichste der Ripoller Codices ist, die uns aus ülterer Zeit er-
halten sind, so wollen wir, ohne der Beschreibung des Gesamt-
inhaltes des Manuskripts in der Bibliotheca patrum latinorum
Hispaniensis II vorzugreifen, hier wenigstens einige der wichtig-
sten Teile des Kodex in ihrer Bedeutung charakterisieren und
hierbei die zu diesem Zwecke ausgewählten photographischen
Reproduktionen von 12 Seiten zugrunde legen (Taf. IV—IX).
Auf der ersten Seite (Taf. IV links, Fol. 26 verso der
Handschrift) finden wir von einer Hand des 11. Jahrhunderts
unter der Überschrift
D[OMI]NICA IN I? N[OJC[(TURN]O AN[TIPHONAJS P[ER]
TOTO ANNO AN[TIPHONA]
die Antiphonen und Psalmen des officium de Dominica per
annum, mit Varianten gegenüber der Vulgata, auf die hier
nieht eingegangen werden soll. Die Zeilen sind durchwegs
mit Neumen versehen, welche nach der von Guido Adler
vorgenommenen Bestimmung dem aquitanischen Notensystem
angehören. Zwischen Fol. 26 verso und 27 recto sind Perga-
mentblätter (wohl 2) ausgefallen: 27 recto enthält den Schluß
des sogenannten Libellus emendationis des Presbyters Lepo-
rius, von dem bisher zwei Handschriften: ein Herivallensis und
ein Leodiensis bekannt wurden; der in dem Ripoller Kodex
noch erhaltene Schluß bietet unter anderem die bekannten Sub-
skriptionen, und zwar mit bemerkenswerten Abweichungen vom
gedruckten Text (М. 31, 1230), welche die weit vorgeschrittene
Umbildung der lateinischen Schriftsprache auf spanischem Boden
beweisen. Unmittelbar daran anschließend folgen die Soliloquien
Augustins, eben jene Abschrift, die bereits bei Skizzierung des
Gerbertschen Quellenapparates erwühnt wurde (S. 54).
Die nüchstfolgende Probe (Taf. V, fol. 50° und 517) bietet
einen Teil der im Kodex enthaltenen Disticha Catonis (Prol. — I, 34
Hauthal); eines der ältesten Exemplare der beliebten Spruchsamm-
lung, die in dem vulgärsprachlichen Schrifttum Spaniens (wie
auch sonst in der mittelalterlichen Literatur) eine so hohe Be-
deutung gewinnen sollte." Das ausgewählte Spezimen zeigt sorg-
same Ausnützung des Beschreibstoffes; auch haben spätere Hände
1 Vgl. die oben 8. 10 zitierte Studie von Karl Pietsch.
62 Ill Abhandlung: Beer.
noch Scholien am Rande und zwischen den Zeilen, ferner auch
Korrekturen angebracht, die sich durch schwärzere Tinte von
den zum Teile verblaßten Zügen der ersten Hand deutlich ab-
heben. Gleich sparsame Ausnützung läßt sich auch bei den
folgenden Textproben (Taf. VI, fol. 767, 16") beobachten. In
fortlaufenden Zeilen, d. h. ohne Verstrennung (wie die ganze Ab-
schrift dieser Dichtungen), lesen wir den Schluß des Hymnus І
des Sedulius (in Huemers Ausgabe CSEL. Band X, 161 f., Vers
95—110) nach den vom vorhergehenden Pentameter herüber-
genommenen Worten Christe tuis als erstes Distichon: Ніс homo
qui deus est spes est antiqua priorum. Spes in fine piis hic
homo qui deus est bis zum Schlusse Cum sancto spiritu secula
magna patri. Amen. Da der größere Teil der Seite nach Schluß
des Hymnus frei blieb, hat man den verfügbaren Raum benütet,
um eine Art Tabelle der Sternbilder in 14 X 18, ein Rechteck
bildenden Quadraten einzuzeichnen.
Zu den merkwürdigsten der in der Handschrift enthal-
tenen Stücke gehört das auf fol. 76" beginnende und bis 86"
fortgeführte Fragment einer bisher unbekannten Rezension der
Feldmesserschriften. In der sorgfältig zusammengestellten Über-
sicht der handschriftlichen Quellen für die Gromatiker, die
Bubnov, a. a. О. 394—493 bietet und die sich als Ergebnis der
Durchforschung fast aller größeren Handschriftensammlungen
Europas darstellt, fehlt der Rivipullensis wie auch jeglicher
Hinweis auf eine der in ihm enthaltenen ähnliche Redaktion;
diese vollständig auf ihre Quellen zu prüfen, bleibt natürlich
einer besonderen Studie vorbehalten, das Ergebnis der von mir
vorgenommenen Untersuchung des Textes dieser Blätter dürfte
aber zur allgemeinen Orientierung genügen. Die Abschrift ist
heute akephal und man sieht auch deutlich, daß zwischen fol. 72"
und 76' des heutigen Bestandes ein Blatt ausgefallen ist; der
Text beginnt abrupt mit den Worten: populis pacis utilia pre
stitisse, gedruckt in der Ausgabe: Die Schriften der römischen
Feldmesser, herausgegeben von Blume, Lachmann und Койо,
Berlin 1848, Bd. I, 393, 1. 11 ff, und zwar als Teil eines Trak-
tates, den Lachmann Demonstratio artis geometricae genannt
hat. Bei der Charakterisierung dieser sogenannten Demon
stratio macht Blume (a. a. O. IT, 66) aufmerksam, daß die ‚Aus
züge aus Isidor von Sevilla einen Kompilator des 7. oder eines
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. Г. 63
späteren Jahrhunderts verraten, vielleicht einen Zeitgenossen
des Gerbert, der wie dieser auch die Handschrift von Bobbio
benützte‘, und weist ferner darauf hin, daß das erste der von
ihm herangezogenen Manuskripte dieser Klasse, der Cod. Reg,
Vaticanus 1023 aus dem 10. bis 11. Jahrhundert außer der De-
monstratio auch die Abschrift einer gekürzten Lex Romana
Visigotorum enthält. In der Ripoller Handschrift, die zweifel-
los älter ist als der Vaticanus, wird der Text zunächst dem
zitierten Drucke gleichlautend weitergeführt, nur die den For-
schern auf dem Gebiete der Agrimensorenschriften wohlbe-
kannte ,EPISTOLA IULII CAESARIS' (vgl. Blume, a. a. О.
65) durch eine besondere Überschrift hervorgehoben.
Im weiteren Verlaufe ändert sich der Sachverhalt, wofür
fol. 77" und 73" (Taf. VII) gute Belege abgeben. Der Absatz
links: ‚Omen mensuram‘ usw. findet sich in der zitierten Aus-
gabe der Feldmesser I, 397, nicht so die vorangehenden und
die folgenden Sätze; der unmittelbar anschließende und mit
Ager arcifinius beginnende Absatz weist vielmehr deutliche
Verwandtschaft mit Isidors Etym. ХУ, 13,11 auf: Arcifinius ager
dictus est quia certis linearum mensuris non continetur.
Nahe Beziehungen zur Demonstratio artis geometricae
zeigen jedoch wieder einzelne Absätze auf fol. 80° und 81'
(Taf. VIII. Der mit den Worten Lege feliciter anhebende
Abschnitt findet sich mit nur geringfügigen Anderungen in
dem Kapitel ,De controversiis! der Demonstratio, in der Aus-
gabe der Feldmesser I, 403: Lege feliciter — oportebit. Wäh-
rend aber in diesem Druck sich die Nomina agrimensorum
unmittelbar anschließen, enthält die Ripoller Handschrift noch
einige kleine Einschübe, die durch eine Schlußnote getrennt sind:
EXPLICIT LIBER INNOCENTI ET PAULI DE LIBRIS
IURIS PER SINGULA DOMINIA FUNDORUM ET SITUS
LOCORUM. Daß aus dem bekannten INNOCENTIUS У. Р.
(d. h. vir perfectissimus) auctor de litteris et notis iuris ехро-
nendis (Feldmesser I, 310) die eben mitgeteilte Subseriptio
im Ripoller Kodex werden konnte, zeigt, wie weit die Ver-
derbnis des Textes vorgeschritten war. Als neues Moment er-
scheint in dieser Handschrift die selbstbewußte Fortsetzung
jener Subseriptio: POST CAETERA EGO GISEMUNDUS
DOCENTIBUS LOQUOR, aber zehn Zeilen später beginnt ein
64 ПІ. Abhandlang: Beer.
neues, zweites Buch, das durch die Nomina Agrimensorum
(Kap. I, vgl. oben) eingeleitet wird und dessen weitere Kapitel
(Kap. II: De orbem [so!] omni [so!] terre in quatuor partibus
divisum usw.) angeführt werden. Zu erwähnen ist noch, daß
auch jener Text, den wir mit dem Innocentius Auctor de lit-
teris iuris zu verbinden pflegen, der wunderlichste der ganzen
Feldmesserliteratur, nämlich die sogenannten Casae litterarum
in stark gekürzter Form auf spüteren Seiten der Handschrift
eingezeichnet wurde." Der hier besprochene Teil des Kodex
setzt sich eben aus verschiedenen agrimensorischen Exzerpten
zusammen, wie der Kompilator fol. 80" selbst andeutet: Iubante
domino hie conplexus sum ех multis librorum voluminibus in
uno corpore libellos duos. Ob nun jener Gisemund der Ur-
heber der Zusammenstellung ist oder nicht, jedenfalls erfolgte
sie zu einem bestimmten praktischen Zweck, der später noch
angedeutet werden soll.
Auf ein ganz anderes Gebiet führt das letzte, aus Ko
dex 106 hier mitgeteilte Spezimen (fol. 89" und 907, Taf. IX).
Fol. 89" ist für eine eigenartige Einzeichnung ausgespart wor
den: die 37 Hexameter enthaltende Seite erscheint durch drei
Striche derart durchquert, daß der eine lotrecht in der Mitte,
die beiden anderen als Diagonalen laufen; hierdurch wird er-
reicht, daß von dem mittleren Buchstaben A sechs Linien
wegstreben, die je 18 Buchstaben durchschneiden; der erste
Hexameter
SANTE PUER CLARA QUI SIGNAS LUMINE OLIMPUM
wird in dem ersten, mittleren und letzten, der mittlere Hexameter
QUI SIGNIS IUBES IRE RATES TU SISTE RECAUTES
in dem mittleren, endlich der letzte
UNICUS IPSE PATRI NATUS QUI SPIRITUS UNUS
in dem ersten, in den drei mittleren und in dem letzten Buch-
staben von den erwähnten Querlinien getroffen.
Die von den Linien berührten Buchstaben bilden nun
selbst wieder Hexameter, und zwar mesostichisch:
SPIRITUS IGNIS AQUA VATES SUBSTANTIA CRISTUS
186 als letzter Abschnitt: Casa que рег z nomen habuerit.
Die Handschriften des Klosters Santa Marin de Ripoll. I. 65
diagonal von links oben nach rechts unten:
SPES DECUS IMPERIUM MAIESTAS GLORIA VIRTUS
diagonal von links unten nach rechts oben:
VITA SALUS VERBUM PARADYSSUS PASSIO REGNUM
Diese metrische Spielerei bietet abermals einen Beleg
dafür, daß sich die Dichtung der karolingischen Zeit mehr an
das Auge denn an die Empfindung oder an das Ohr wendete,
und wir werden noch Gelegenheit haben, gleichfalls aus Hi-
poller Handschriften ein womüglich noch drastischeres metri-
sches Artefakt mitzuteilen, wollen jedoch bei diesem Anlaß
zeigen, daß derlei Spielereien sich von einem ernsteren Hinter-
grund abheben.
Die auf der gegenüberstehenden Seite (90°) eingezeich-
neten Notizen über Zahlen und ihre Bedeutung (mit den Über-
schriften: De generibus numerorum in raciocinacione — Genera
numerorum in sensibus — De quadrifario dei opere) bilden
nur eine kleine Probe umfangreicher mathematischer, metri-
scher und astronomischer Kollektaneen, welche dieser Teil des
Kodex enthält;! als erster Abschnitt erscheint (fol. 86") das
Stück Tercia divisio totius numeri; ob dieses mit den Sen-
tentiae zusammenhängt, die der von Gerbert in Abschrift er-
betene libellus de multiplicatione et divisionae numerorum des
Josephus Ispanus‘ (Josephus Sapiens)? enthielt,? bleibt eine
offene Frage.
Der Inhalt des heute mit Nummer 106 signierten Rivi-
pullensis wird durch diese Angaben, welche sich ja nur an
! Die auf dem unteren Teile der Seite gegebene Anweisung der Zahlen-
bezeichnung durch Buchstaben steht vielleicht auch in Beziehung mit
den damals verwendeten sogenannten ,Cartas formatas‘, vgl. España Sa-
grada XXVIII, 109ff.; Villanueva, а. a. О. VI, 166f., 282 f.
Heinr. Suter, Die Mathematiker und Astronomen der Araber und ihre
Werke, Leipzig 1900, S. 79 meint unter dem gebotenen Vorbehalt, man
könnte, was die Zeit betrifft, diesen Josephus Sapiens für ,Jüsuf b. Härün
el-Kindi, Abü 'Omar' einen bedeutenden Dichter und Gelehrten, der um
970 in Córdoba lebte, halten. Jos. v. Karabacek teilt mir freundlichst
mit, daß in dem Namen Ispanus möglicherweise das als Gentilicium
gebräuchliche Ispa(h)anus steckt; angesichts der großen Freizügigkeit
der arabischen Gelehrten erscheint eine solche Annahme nicht auffüllig.
Gerberti Epistolae 17 und 25, beide aus dem Jahre 984, vgl. Havets
Ausgabe, 8. 14f. und 191.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. b
66 ПІ, Abhandlung: Beer.
einzelne charakteristische Spezimina knüpfen, keineswegs er-
schöpft. Er enthält am Anfang medizinische Rezepte, dann
Baedas Metrik, Boéthius de trinitate sowie fidei christianae
complexio und noch manche andere Stücke, über die der Ka-
talog berichten wird. Die hier gebotenen Mitteilungen reichen
aber aus, um über die Bestimmung der Sammelhandschrift
keinen Zweifel aufkommen zu lassen. Das Manuskript war
ein Schulbuch, welches den ,docentibus wie auch den Studie-
renden erprobte Lehrtexte über Glaubensfragen und Moral,
Astronomie, Mathematik, Metrik, Vorschriften der Heilkunde
usw., nebstdem noch einen neumierten liturgischen Text an die
Hand geben sollte. Vornehmlich praktischen Interessen dienten
die Exzerpte aus den Agrimensoren. Es ist klar, daß das
Kloster Ripoll, welches über ungeheure Gebiete verfügte und
seine Domänen immer mehr anwachsen sah, auf Feldmessung,
oft auch auf Verteidigung der Grenzen seines Gebietes bedacht
sein mußte. So ist denn auch in derselben Kompilation (fol. 80:
der Handschrift) ein Widerhall der alten Controversia über
„locorum religiosorum modus restituendus‘ zu finden, vgl. Schrif-
ten der römischen Feldmesser I, 22 f. (Frontin).
Der Versuch, die Zusammensetzung des bisher völlig un-
bekannten Inhalts der eben besprochenen Handschrift durch
den Vergleich mit anderen spanischen Mischhandschriften jener
Zeit zu illustrieren, miflingt. Es existiert in spanischen Samm-
lungen kein Manuskript des 10. Jahrhunderts, das sich an Viel-
gestaltigkeit und an Reichtum eigenartiger Texte mit diesem
messen künnte.! Die Ripoller Bibliothek mochte auf dieses
1 In der Bibliothek des Cav. Carlo Morbio zu Mailand fand M. Jaffé eine
Pergamenthandschrift des 10. Jahrhunderts (es ist, worauf mich A. Gold-
mann freundlichst aufmerksam macht, die Hs. Nr. 379 in dem voa
Wilh. Meyer-Speier verfaßten Auktionskatalog der Sammlung Carlo
Morbio, Leipzig, List und Francke, 1889), die von fol. 177 an die Ety-
mologien Isidors, die Ars des Donat sowie verschiedene Glossare, ferner
von anderen Händen die Disticha Catonis, einen Brief des Hieronymus
an Paulus, ein Verzeichnis juristischer Noten und Exzerpte aus Papst-
viten birgt. Von den vorgehefteten 16, ursprünglich dem Kodex nicht
angehörigen Blättern enthalten die ersten 13 ein gromatisches, die letzten
drei ein grammatisches Fragment. Das Feldmesserbruchstück auf den
ersten 13 Blättern erwies sich als nahe verwandt mit Teilen der von
Lachmann edierten zwei Rezensionen der Casae litterarum, vgl. Th.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 61
Zimel, vielleicht das wertvollste Stück der Studienbücherei, mit
Recht stolz sein und es ist nicht ausgeschlossen, daf es wie
vielen anderen so auch Gerbert als Lehrbuch diente.
Festzustellen, welche Handschriften sich außer den eben
erwühnten im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts in der Ri-
poller Klosterbibliothek vorfanden, ist schwierig, weil sichere
Indizien hierfür, so namentlich Bibliotheksverzeichnisse aus jener
Zeit fehlen. Ein ansehnlicher Teil der Bibel- und liturgischen
Codices, welche das Verzeichnis des 11. Jahrhunderts anführt,
war wohl schon im vorhergehenden Jahrhundert vorhanden.
Auch ist wahrscheinlich, daß ein oder der andere Profantext
aus dem Ripoller Skriptorium hervorging, obwohl weder direkte
noch indirekte hierauf bezügliche Nachrichten aus der Zeit der
Nachfolger Arnulfs, nämlich der Äbte Windisclus (970—979)
und Seniofredus (979—1008) vorliegen. Daß Windisclus den
von Arnulf begonnenen dritten Aufbau des Klosters vollendete,
wurde schon erwühnt; auch auf Ausgestaltung der Bibliothek
und des Skriptoriums wird man bedacht gewesen sein; das In-
ventar der Kirchengüter, welches 979 nach dem Tode dieses
Abtes für Miro, Grafen von Besalü und Bischof von Gerona,
angefertigt wurde, enthält die leider sehr summarische Angabe:
libri numero LXV et eo amplius. Für die Zeit des Hirten-
amtes des Abtes Seniofredus mangelt selbst eine solche vage
Andeutung. Möglich ist immerhin, daß einige Handschriften
des 10. Jahrhunderts, die sich noch heute erhalten haben, wäh-
rend der Wirksamkeit der beiden genannten Abte in dem Ri-
Mommsen, Monatsberichte der kgl. preufischen Akademie der Wissen-
schaften, Jahrg. 1861, Berlin 1862, 1014ff. Wenn Mommsen fragt, ,ob
die Casae wirklich aus der noch lebenden gromatischen Technik her-
vorgegangen und nur verdorben sind oder ob sie nicht vielmehr der
Periode vollständiger innerer Auflösung der Gromatiker bei einem schein-
haften äußerlichen Fortleben derselben und Forthantieren mit den Bü-
chern und Bildwerken der alten Meßkundigen angehören‘, so beantwortet
das Ripoller Kompendium, das offenbar dem praktischen Bedürfnis eines
an Latifundien reichen Klosters nachkam, und dessen Urheber mit seinem
sermo agrestis sich mehr um den ager (loca religiosa) als um den Priscian
kümmerte, die Frage im Sinne der ersten Alternative. Unbedingt wird
man Mommsen zustimmen, wenn er diese Stücke ,Dokumente aus einem
der dunkelsten Gebiete der Tradition antiker Technik während des frü-
hesten Mittelalters‘ nennt, und wenn er urteilt, daß ‚was von dieser sich
erhalten hat, für künftige Prüfung aufbewahrt zu werden verdient‘.
5*
68 Ш, Abhandlung: Beer.
poller Skriptorium hergestellt oder von dem Kloster erworben
wurden, so die prächtige Priscianhandschrift (heute Nr. 59),
die sehr umfangreiche Glossensammlung, die so oft unter dem
Namen ‚Liber glossarım et tonologiarum‘ zitiert wird (Nr. 74),
ferner der Kodex, welcher des Boöthius Kommentar zu den
Kategorien des Aristoteles und den Liber de Magistro des
Augustinus, sowie zum Schluß einige Verse aus der Thebais
des Statius enthält (Nr. 83). Berühmt waren auch zwei ‚alte‘
Konziliencodices der Ripoller Bibliothek: Marca hatte sie stu-
diert, Burriel über sie berichtet, wie den einschlägigen, von
Rodriguez de Castro in seiner Biblioteca Española II, 304, 307£.
mitgeteilten Nachrichten zu entnehmen ist.! Die beiden wert-
vollen Manuskripte sind 1835 verbrannt und nur von einem
der beiden hat sich die von ‚Antonius de Olmera et de Des
prats, monachus et Bibliothecarius regii monasterii Rivipulli‘ in
Ripoll selbst ,decimo octavo cal. Febr. 1776* vollendete Ab-
schrift erhalten (heute Kodex Nr. 77). Olmera ergänzt die an-
derweitig bekannten Nachrichten: ‚exstant bini manuscripti
membranacei quorum quisque es (so) collectio antiquorum ca-
nonum Ecclesiasticorum, unus quidem molis maioris . .....
Ex Бос ergo codice desumptum est presens hoc apographum‘;
irrt de Olmera nicht bei seiner Bestimmung: codicem vero istum
scriptum conicio saeculo XI ex compendiariis notis, quibus uti
visum fuit‘, so muß wenigstens diese eine Handschrift frühe-
stens der Olivazeit angehüren.? Dagegen dürfen wir annehmen,
daß die ursprüngliche Anlage einer anderen, leider verlorenen
Handschrift bereits ins 10. Jahrhundert füllt; sie war ehedem
mit Nr. 40 bezeichnet und wurde von Rivas unter dieser Num-
mer als ,Necrologium Monachorum et Benefactorum Monasterii
ЕВ умри! — Martirologium Sanctorum — Regula S. P. Bene
dicti* katalogisiert. Es ist dieselbe Handschrift, aus welcher
Villanueva den (erst im 11. Jh. eingezeichneten) bereits erwühnten
Handschriftenkatalog publiziert und auch sonstige schützens
1 Algunos Códigos solo contienen de los concilios Españoles hasta d
IV Toledano, como los que vió Marca en el Monasterio de Ripoll.
3 Dieselbe Altersbestimmung (s. XI) auch in der betreffenden Beschreibung
des Katalogs vom Jahre 1823, die Ewald, Reise 392 mitteilt. Villanuers
weist Viage VIII, 55 die Handschrift dem Anfang des 10. Jahrhur
derts zu.
Die Handschriften des Klostess Santa Maria de Ripoll. f. 69
werte Notizen mitgeteilt hat.! Altes Ripoller Gut ist ferner der
jetzt unter Nr. 52 in Barcelona aufbewahrte Kodex; Einzeich-
nungen aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts bezeugen deut-
lich diese Provienz. Der Hauptinhalt des Kodex, das Carmen
des Johannes Diaconus, die Vita Gregorii von demselben und
Gregors Homilien in Ezechielem samt der Expositio super
cantica canticorum, ist aber älter als diese Einzeichnungen und
gehört bestimmt dem 10. Jahrhundert an. Das Gleiche gilt
auch von der Handschrift Nr. 46, die bereits bei Besprechung
der vor- und nachgebundenen sehr alten Fuero juzgo-Blätter
erwähnt wurde. Der Kodex als solcher birgt Grammatisches,
so Baeda, Donat u. a., sämtlich im 10. Jahrhundert, also in
vorolivianischer Zeit aufgezeichnet. Einzelne Teile dieser Misch-
handschrift weisen schon vorbereitend auf den wesentlich er-
weiterten Kreis literarischer Interessen jener intellektuell reich
bewegten Periode, die mit der Zeit des Hirtenamtes des
Abtes Oliva zusammenfällt und unsere volle Aufmerksamkeit
erheischt.
Oliva, der dritte Sohn des gleichnamigen Grafen von Cer-
даба und Besalü, Urenkel Wifreds, des Gründers von Ripoll,
trat, noch nicht 32 Jahre alt,? als Mönch in das Kloster ein, wurde
1008 zum Abt Ripolls, nach dem Tode Borrells, Bischofs von
Vich, zum Bischof dieser Kirche gewählt und war geraume
Zeit auch Abt von Cuxá im Roussillon. Die durch lange Jahre
entfaltete Wirksamkeit dieses 1046 verstorbenen Abtes ist die
glänzendste, welche die Ripoller Klostergeschichte kennt, und
bildet einen dankbaren Vorwurf für eine kirchen- und kultur-
1 Auch sonst ist dieser Kodex, in dem wir eine wichtige Quelle für die
Geschichte des Klosters verloren haben, wiederholt benützt worden, so
z. B. von Próspero de Bofarull in den Condes vindicados, Bd. I, 37, 97,
106.
з Apenas contaba 32 años‘ Pellicer y Pagés, Santa Maria del Monasterio
de Ripoll, p. 62. Das, so viel ich sehe, durch die bekannten Urkunden
nicht belegte Datum der Geburt Olivas mag der Autor den Dokumenten
des Kathedralarchivs von Vich entnommen haben. Mit der Ansetzung
der Geburt Olivas ins Jahr 971 würde ungefähr stimmen, daß ihn das
Nekrologium zu Vich ‚in optima senectute‘ sterben läßt (España Sagrada
XXVIII, 134). Die Angabe von Torres Amat, Memorias, p. 445: nació
al fin del siglo diez ist schon deshalb zu vag gefaßt, weil Olivas Vater
(Cabreta), wie wir bestimmt wissen, 990 starb,
10 IH, Abbandiung: Beer.
geschichtliche Monographie, umsomehr, als das Hirtenamt Olivas
außerhalb Spaniens fast gar nicht, unter den deutschen Histo-
rikern nur von Gams in seiner Kirchengeschichte Spaniens II,
2, 436 ff. und hier recht ungenügend behandelt wurde.!
Der vorliegenden Untersuchung obliegt nur, die wichtig-
sten Ereignisse der olivanischen Epoche aus den zum Teil schon
früher, zum Teil jetzt neu erschlossenen Quellen kurz namhaft
zu machen. Zu diesen gehören die bereits genannte Historia
brevis monasteri Rivipullensis vom Jahre 1147,? ferner die
Gesta Comitum, die (im Kapitel 10 De tribus filius Olibani
Cabretae) Oliva als berühmtes und verdientes Mitglied der
grüflichen Familie schildern, sowie ziemlich zahlreiche Urkun-
den; leider sind auch diese bisher weder vollständig noch ent-
sprechend genau verüffentlicht worden, wobei zu bemerken ist,
daß ein Teil der wichtigsten Olivaakten nicht auf spanischem
Boden, sondern in der Pariser Bibliothéque Nationale aufbe-
wahrt wird.
Über die hier zunüchst in Betracht kommende Handschrift
der Pariser Nationalbibliothek F. lat. 2858 (olim Colbertinus
5222) hat Baluze keine nühere Mitteilung gemacht, sie ist im
Catal. cod. ms. Bibl. Regiae ПІ, 343 (1744) ungenügend beschrie-
ben worden und auch die wiederholte, in jüngster Zeit anläß-
lich der Ausgaben der Lupusbriefe erfolgte Benützung der Hand-
! So meldet Gams, a. a. O. 437: Einige sagen, daß er (Oliva) 38 Abteien
geleitet habe. Diese Nachricht beruht auf argem Mißverständnis einer
Stelle der Gesta Comitum Barcinonensium (Marca Hispanica, col. 543):
Oliba fuit monachus Rivipulli et Abbas, deinde Episcopus Vicensis; спі
etiam fuit commissum regimen monasterii sancti Michaelis de Сахапо.
Sedit etiam in episcopatu annis XXVIII et rexit coenobia (gemeint sind
Ripoll und Cuxá) XXXVII. Es ist wohl klar, daß nur von Olivas
38 jähriger Wirksamkeit als Abt die Rede sein kann.
Marca Hispanica App., Nr. CCCCIV, col. 1295ff. Der anonyme Verfasser
benützt auch für die olivianische Zeit die Urkunden des Klosterarchivs,
am eingehendsten den Akt über die vierte Dedikation der Kirche, wel-
cher nach Vollendung des großartigen, von Oliva ausgeführten Wieder-
aufbaues des Klosters ausgefertigt wurde; er kennt die für Ripoll aus
gestellte, an Oliva gerichtete Bulle Benedikts УШІ., ferner das Privileg
aus dem Jahre 1011, welches das Kloster auf Olivas Betreiben vom
Papste Sergius erhielt, und deutet auch die Beziehungen an, die Oliva
außerhalb seiner Diözese zu unterhalten wußte.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 11
schrift ist der genaueren Kenntnis ihres Gesamtinhalts nicht
zugute gekommen.* Der erst nach 1664 zusammengestellte Band
vereinigt zwei nicht nur nach dem Inhalt, sondern auch nach
Entstehungszeit, Provenienz und äußerem Habitus ganz ver-
schiedene Stücke: fol. 1—63 des jetzigen Volumens in Klein-
quart enthalten die ‚Epistolae Beati Lupi Abbatis Ferrariensis‘
8. IX—X und befanden sich, wie unter anderem eine größtenteils
ausradierte Ursprungsnotiz fol. 1" /// nobii /// /// UI II fera [||
dartut, im 16. Jahrhundert in dem 630 gegründeten Benedik-
tinerkloster zu Ferriéres (Loiret); fol. 64—11 (ein Quaternio)
in Oktav, erst zu Colberts Zeiten beigebunden,? enthalten zu-
náchst Anicii manlii seuerini boecii uiri clarissimi ex consulum
ordinibus edici (so) prima super categorias aristotelis a se uer-
bum e uerbo translatas de greco in latinum (Fragment) s. XI
und dann von 68" an, wohl von derselben Hand, die uns hier
interessierende Korrespondenz, die sich bei genauerer Prüfung
als weit inhaltsreicher erwies, als die bisherigen Mitteilungen ver-
muten ließen; die Schrift ist zum Teil flüchtig hingeworfen,
zum Teil stark verblaßt, so daß die Lesung sehr erschwert
wird; aus diesem Grunde hat wohl auch André Duchesne,
unter dessen handschriftlichen, in der Pariser Nationalbibliothek
aufbewahrten Kollektaneen? (vol. 56, fol. 414—417) sich die
Kopie eines Teiles dieser Korrespondenz findet, von der Ab-
schrift einiger Stücke abgesehen. Ich notiere:
! G. Desdevises du Dezert bespricht in seiner Ausgabe: Lettres de Servat
Loup, Texte, Notes et Introduction, Paris 1888, 8.6 auch den zweiten
Teil des Kodex 2858, folgt aber durchaus den Angaben des alten Cata-
logus codicum, auf den er auch in der Note verweist, und wiederholt
(,5. Une lettre d'un moine anonyme à un autre moine nommé Jean.
6. Une autre lettre du méme etc. 11. Une lettre anonyme à un philo-
sophe inconnu, désigné par l'initiale R* u. a. m.) alle Fehler jenes Kata-
loges vom Jahre 1744. Darum durfte auch in der jüngsten Ausgabe der
Briefe des Lupus, Mon. Germ., Epist. IV, I, S. 5, Anm. 5 nicht behauptet
werden: Desdevises p. 5—6, ubi accuratius de altera consuta codicis
parte agitur. Vgl. auch A. Levillain, Bibl. de l'Ecole des Chartes LXII,
1891, 455 Anm. 2.
з Levillain bemerkt а. a. О. richtig: il est certain que ce cahier n'a rien
й voir avec le ms. де Ferrières.
3 Vgl. Bibliothéque Nationale. Catalogue des manuscrits des collections Du-
chesne et Bréquigny par René Poupardin. Paris 1895.
12 MI. Abhandlung: Beer.
1. fol. 66" (nicht bei Duchesne): Domino patri oliue et
almo pontifici beati mich(aelis archangeli in) cenobio (es ist San
Miguel de Cuxá) degentes in domino filii salutem . . . dum do-
mino niteremur offerre preces pro anima apud uos defuncti
fratris dolorem nimium nobis intulit subito deilarii cellalarii le-
uite et monachi deposicio. Tercio enim die dominice resurec-
cionis id est XII. K. mai tempore sancti sacrificii permissu dei
reliquid uitam huius seculi; hunc ergo uestris uestrorumque
commendamus orationibus... Zu beachten ist die Datierung
des Todestages des Deilarius ohne Jahresangabe, die auch den
folgenden Abschriften fehlt; der Tod erfolgte XII. Kal. Mai,
20. April, am 3. Tage nach dem Ostersonntag; auf den 18. April
fiel der Ostersonntag 1025, also fünf Jahre nach dem Tode des
Grafen Bernhard, auf den sich das folgende Rundschreiben
bezieht.
2. fol. 667-677 (Duchesne fol. 4147 —414") == Marca Hisp.
App. CLXXXVII, col. 1024: Dilectissimis patribus et fratribus . .
(Rundschreiben der Mönche Ripolls und Cuxás über den Tod
des Grafen Bernhard von Besalú). In dem Colbertinus folgt
gleich nach den letzten Worten des Schreibens (Deus pacis et
karitatis sit semper cum omnibus uobis) ein Electuarium ad
catairon (so) et ad omnes interiores dolores (vier Zeilen, auch
von Duchesne kopiert), darauf (fehlt in der Marca Hisp.):
Iam sine fine dei ualeas plebs inclita sumi (so)
Immemor haud nostri plebs ueneranda dei
Accipe funereum mesto de pectore luctum
Si tua cum propriis probra lauentur aquis
Atque iterum salue felix et perpete uiue.
3. fol. 67" —68: (Duchesne fol. 415") = Marca App.
CLXXXIX, col. 1026: Gaucilino sancte prime sedis bituricensis
archiepiscopo . . . O.! sancte ausonensis ecclesie presul ... Nach
dem Schluß des von Marca mitgeteilten Textes (. . . perenniter
iungat Deus) folgt im Colbertinus (nicht in der Marca Hisp.,
doch von Duchesne kopiert, der aber am Rande des Col
bertinus irrig bemerkte ,versus Gauzilini', also nicht erkannte,
daß wir ein akrostichisches Gedicht an Gauzlin vor uns
haben):
Ір h. Oliva.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. І. 13
Germine conspicuos pulero decorando clientes
Aureus etherea prefulges consul in astra
Vita tui donec diano ! stat corpore uigil
Cuius in esperie facundo concita cursu
Institit interior fines doctrina benigne
Luxque suo сіаго meum сог tersit amictu
Inde means ut sol exaussit nubila cuncta
Nunc decus eximium nostri uenerandeque? presul
Excipe quod nostre potis est tibi dicere carte.
4. fol. 68: (Duchesne fol. 414 "f.) = Marca App. CLX XXVIII,
col. 1025 8: Omnipotentis dei clementia. Gauzlin an Oliva. Nach
dem Schluß des von Marca mitgeteilten Textes folgt:
Omnia possideant uestram moderamina mentem
Luceat et magni pectore consilii
Ipse deus sit ubique tibi protectio tuta
Blanda salus egrum iam refouens animum.
Ampla manus domini forti uirtute gubernet
Et regni pulcro uos locet in solio.
Darauf wieder ein Electuarium (ad suspiriosos), 11 Zeilen
(nieht bei Duchesne), dann
5. fol. 68* (Duchesne fol. 416"): Piissimo Patri oliue con-
ciola alme genetricis marie (d. Б. die Gemeinde der Ripoller
Mönche) meldet den Tod des Remundus diaconus.
6. fol. 68" (nicht bei Duchesne): Venerabili atque hono-
rabili domino fratri Johanni il. monachus. Ein Dankschreiben: tue
pietatis dono effectus sum diues... Siquidem karissime domine
inmensas tibi refero grates pro tantis impensis et beneficiis. Der
Adressat dieses und des folgenden Schreibens wohl identisch
mit Johannes von Fleury, der sich in Nr. 9 an Oliva wendet.
1. fol. 68" (Duchesne fol. 4167): Venerabili patri domino
Joanni monacho suus illius famulus poncius monachus. Ein für
die Kenntnis des Handschriftenleihverkehrs wichtiges Schreiben
(betreffend die Salomon gehörigen Manuskripte), s. S. 97, A. 3.
8. fol. 68" (Duchesne 415’): Domino et uenerabili Santio
regi iberico Oliua sancte presul ausonensis aecclesie. Das bis
jetzt unbekannte Schreiben Olivas an König Sancho den Großen
mit der Bitte um einen Beitrag zum Bau der Ripoller Kirche;
weiter unten (S. 79f.) unter den Regesta Oliviana mitgeteilt.
! 8o (für sano). ? Die Hs. hat uenerandique.
74 III, Abhandlung: Beer.
9. fol. 69" (Duchesne 415"): (Reverendissi)mo et si dicere
audeam amantissimo domino! abbati oliue frater Joannes humilis
monachus . . . (Drucknachweis unter den Regesta Oliviana Jahr
1022). Diesen Johannes monachus Floriacensis mit dem in den
vorhergehenden Briefen genannten Johannes zu identifizieren
liegt nahe. Nach den letzten Worten des Briefes . . . non parua
dona dominus Gaucilinus abbas aut uobis aut uestris legatis
sicut petii libens tribuet folgt im Colbertinus ein bisher unbe
kannter Hymnus auf Oliva in Distichen ‚cum figura ерапа-
lepsis (vgl. Sedulius, Hymnus I), also in sogenannten uersus
echoici oder ,serpentini*:
Laudibus egregiis ueneraris climate cuncto
Tolleris haud modicis laudibus egregiis
Edocet omnimodis sermo tuus omnia queque?
Lingua tui corda edocet omnimodis
Presul amate Deo radiaris solis ad instar
Iustus es a iusto Presul amate deo
Abba pater meritis Nec non consistis et idem
Diceris apte deo Abba pater meritis
Nomine fersque tuo Per magnum omen oliue
Quod pacem portat Nomine fersque tuo
Angelus in facie semper dinosceris esse
Pares cum luce Angelus in facie
Cencies ergo uale sacer inclite sancte beate
Es quoniam felix cencies ergo uale
Christus ab arce poli tribuat sedes paradisi
Vitam concedat Christus ab arce poli.
10. fol. 69* (Duchesne fol. 4167): Oliua sanete ausonensis
Ecclesie presul . . . universo cetui cenobio dei genetricis com-
manenti — Marca Hisp. App. CXC, col. 1026f. Vgl. weiter
unten 8.79 und 84. Die von Baluze auspunktierten Stellen sind
tatsächlich so verblaßt, daß eine Lesung unmöglich erscheint.
11. fol. 69" (Duchesne 416"): Universis abbatibus christi-
que fidelibus quoquo locorum habitantibus floriacensis conciola
deiecta et patre uiduata gibt Nachricht vom Tode ihres Abtes
Abbo.
1 Duchesne fügt vor domino das im Original nicht enthaltene Wort ‚meo‘ ein.
* Omnia queque — quaecumque.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 15
12. fol. 69"f. (nicht bei Duchesne): Tocius philosophie
nitore decorato domno A.1 egregio philosopho peripsima (?)
et despectus eius cliens il aeterne brauium remunerationis.
Quanta unice dilectionis deuotione mens mea uestre uenerationi
substernitur explere (so) uerbis nequeo. Elemosina enim uestre
karitatis non tantum prodest accipientibus nucas scientie liberalis
set iterum danti uobis quantum spes premii solatium sit laboris.
Denique celsitudinem uestre largitatis corde tenus exposco ut
pietatem (fol. 70") quam circa me actenus exibuistis in docendo
inrefragabiliter in finem usque protendatis quatinus premium
perhenne percipere mereamini a christo deo. Sciatis autem
uolo quia hec est proprii cordis affectio ut deus uestros acu-
mulando conseruet amicos et deiciendo ocius conterat inimicos.
Interea polleat sanitas et longe fiat omnis aduersitas.
Fidum me uestri famulum per secula scito Milies ut uale-
tis(so) dominus concedat Jhf.
Dico libenter amen nostrum sic finio carmen. Der übrige
Teil von 70: und 71" ganz blank, auf 71" Federproben.
Die hier dem Inhalt nach skizzierten, im letzten selbstän-
digen Quaternio des Kod. 2858 nach dem Boéthiustext ent-
haltenen Stücke bieten, wie man sieht, zum überwiegenden
Teile eine auch in literarischer Beziehung beachtenswerte Kor-
respondenz zwischen Ripoll und Fleury (Saint-Benoit-sur-Loire)
aus dem ersten Drittel des 11. Jahrhunderts, angefangen vom
Tode Abbos von Fleury (f 1004); ein gewisser Parallelismus
zwischen Gauzlin von Fleury und Graf Oliva von Ripoll tritt
auch äußerlich hervor. Den Ursprung der für den Haus-, viel-
leicht für den Schulgebrauch bestimmten Sammlung haben wir
in Ripoll zu suchen,? Stücke wie 1, 5, 3 und — falls meine
Vermutung bezüglich des Scholasticus Arnallus zutrifft — auch
12 waren für Fleury belanglos. Den Ripoller Ursprung ver-
! Cat. cod. ms. Bibl. Reg. III, 344 ‚ad R philosophum'. R ist sicher falsch
gelesen, A unzweifelhaft richtig, damit der Hinweis anf Arnallus scho-
lasticus von Ripoll gegeben, an den als ehemaligen Lehrer sich Johannes
(von Fleury?) gewendet haben mochte (pietatem . .. in docendo . . . pro-
tendatis, vgl. auch accipientibus nucas scientiae liberalis).
1 Eine große Zahl solcher Briefe samt den Antworten wurde im Archiv
zu Ripoll aufbewahrt, vgl. Villanueva VI, 187. Möglicherweise war der
Leiter der Klosterschule, Arnallus, Veranlasser der Zusammenstellung.
16 Il. Abhandlung: Beer.
mutet auch Alex. Vidier, der eine Publikation der Gauzlin
betreffenden Stücke vorbereitet.! Zu dem auf den ersten drei
Blättern des Quaternio enthaltenen Boöthiustext wäre endlich
noch die unter Nr. 126 der von Rivas angelegten Liste ent-
haltene Beschreibung: Boetii et Aur. Augustini editio super
Cathegorias Aristotelis de verbo ad verbum in latinum trans-
latas zu vergleichen, noch genauer stimmt der in dem von
Baluze erworbenen Katalog der Ripoller Codices (Paris, Nat.
Bibl, Baluze 372) fol. 14" unter Nr. 90 verzeichnete Titel:
Апісії Manlii Seuerini Boecii clarissimi ex consulum ordinibus
editio prima super cathegorias Aristotelis a Se uero Bü (so)e
verbo translatus de greco in Latinum. So haben der Kopist
des Boethiustextes und der Verfasser des in den Besitz Baluzes
übergegangenen Katalogs wohl ein und dieselbe Vorlage vor
Augen gehabt. Auf jeden Fall ist dargetan, daß die wert
vollsten bis jetzt bekannten Urkunden für die Kenntnis der
Geistesgeschichte der Olivianischen Zeit nicht im alten Ripoller
Bestand zu Barcelona, sondern in Paris aufbewahrt werden.
1 Ich nehme hier gerne Gelegenheit, diesem zuvorkommenden Beamten
der Nationalbibliothek für vielfältige freundliche Unterstützung, unter
anderem für den Nachweis der Abschrift Duchesnes bestens zu danken.
Ebenso enthält die Handschrift der Pariser Nationalbibliothek F. lat.
7476 (Cat. IV, 364) als einzige Quelle der Überlieferung ein wertvolles
Schriftdenkmal der Olivaepoche (в. 5. 84); die vorgenommene Prüfung des
Kodex F. lat. 5132 (Cat. IV, 42), der allerdings zumeist Ripoller Urkunden
aus dem Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts enthält, hat ge
zeigt, das außer den Gesta comitum Barcinonensium noch andere, in dem
Sammelband enthaltene Stücke auf die olivianische Zeit reflektieren.
Ferner fand ich in Band 107 der Kollektion Baluze zu meiner Über-
raschung eine sehr stattliche Reihe bisher unbekannter Abschriften von
Urkunden, die sich durchwegs auf Ripoll beziehen; mehr als hundert
Blätter der Handschrift (fol. 180—984) füllend und die Zeit von der
Klostergründung bis 1440 (Bulle Eugen IV. an Ripoll aus diesem Jahre
umfassend, bilden sie einen wenn auch nicht vollständigen, so doch
immer willkommenen Ersatz für die alten Kartulare, deren Verlust s
schmerzlich empfunden wurde, zugleich auch einen Beleg für die Rich
tigkeit der oben 8. 14 gegebenen Wertung der bisher wenig dorch:
forschten Kollektaneen Baluzes. Außerdem enthalten noch Band 108
und 109 derselben Sammlung schätzbares einschlügiges Material. Endlich
sei noch einer kürzlich erfolgten Erwerbung der Nationalbibliothek ge
dacht, des Ms. F. Esp. 520: Jaime Villanueva, Memorias cronológicas de
los condes de Urgel, Manuscrito autógrafo; auch in diesem noch ur
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 77
Die ausführlichste Würdigung von Olivas Wirken als
Bischof und Abt wird noch immer Enrique Florez verdankt,
aus dessen nachgelassenen Papieren der Episkopolog von Vich,
darunter die Biographie Olivas, in der Espana Sagrada XXVIII
(17741), 121—140 veröffentlicht wurde; hier ist namentlich das
von Marca publizierte Material verständig verwertet worden,
nicht vollständig hingegen, wie es scheint, der wertvolle hand-
schriftliche Episkopolog des Juan Luis de Moncada, Dekans
der Kirche von Vich (f 1653)! Einige Nachträge lieferten
Villanueva (Viage VI, 181ff. und VIII, 8f, auch mit Urkun-
denpublikationen), ferner zuletzt Pellicer y Pages.” Trotz man-
cher Unsicherheit, die betreffs einzelner Fragen und Urkunden-
texte herrscht, verfügen wir bereits über ein ziemlich inhalts-
reiches Material für die Regesta Oliviana, das freilich die noch
zu schaffende wissenschaftliche Biographie des. bedeutendsten
Ripoller Abtes wird überprüfen und ergänzen müssen.
Unter demselben Vorbehalt teile ich im folgenden einige
der einschlägigen Daten mit:
971: (?) Geburt. (Pellicer у Pagés 62.)
983: (?) Anwesenheit bei der Einweihung des Klosters San Lorenzo de Васі.
(Pellicer y Pagés 79.)
edierten Werk des trefflichen Forschers werden verschiedene, die Ri-
poller Blütezeit betreffende Fragen erörtert.
Über ihn und den auch von Caresmar gerühmten Episkopolog vgl. Torres
Amat, а. а. О. 425f., Villanueva, Viage VI, 2f., Esp. Sagr. XLIII, p. XIX
(Handschriftenschätze, S. 407). Wenn Florez vom ‚Dean‘ spricht (,dice
el Dean‘, 8. 132), so ist Moncada gemeint.
Torres Amat, Memorias 445ff. s. v. Oliva und Vicente de La Fuente,
Historia eclesiástica de España ПІ? (1873) 308ff. wiederholen, was die
Anführung urkundlicher Quellen anlangt, nur Bekanntes; merkwürdiger-
weise ließen alle Biographen das enthusiastische Enkomion unbeachtet,
das der Verfasser der Gesta vel obitus domini Petri ducis Venetiae at-
que Dalmatiae, veröffentlicht von Mabillon, AOSB. saec. V, 878—888,
am Schluß seiner Relation Oliva widmet; besonders auffällig ist diese
Lücke in den Nachträgen Villanuevas, da er ausdrücklich auf den von
Oliva dem Petrus Urseolus zu Ehren eingeführten Kult hinweist (Viage,
VI, 185). Andererseits ist wieder Edélstand du Méril, der in seiner
Ausgabe: Poésies populaires latines du moyen-âge, Paris 1847, S. 302 ff.
den Parisinus 6132 ausführlich beschreibt, der eben zitierte Druck der
Gesta Petri ebenso unbekannt geblieben wie die von Baluze besorgte
Ausgabe der ‚Gesta comitum‘, von denen sich eine später noch zu be-
sprechende Rezension in derselben Handschrift findet.
D
18
990:
1000:
1002:
1008:
1009:
1011:
1012:
1018:
1019:
1020:
ПІ. Abhandlung: Beer.
Tod des Vaters Olivas, Oliva Cabreta, Grafen von Besalú und Cerdaña.
(Marca Hispanica 414.)
Zeuge bei dem Akt einer Schenkung des Grafen Bernhard von Besalü
an das Kloster Cuxá. (Marca Hispanica 418. Urkunde aus dem Kar
tular des Klosters ediert ebenda App. CXLVII, сої. 954.)
Eintritt in das Kloster Ripoll. (Chronicon Rivipullense aus der Bibliothek
del Carmen descalzo zu Barcelona, vgl. Villanueva VIII, 8; Pellicer
y Pagés 62; Chronicon alterum Rivipullense, aus dem verlorenen Cod.
ol. 37, Villanueva V, 244.)
Wahl zum Abt von Ripoll. (Villanueva VIII, 8.)
Ardmannus und dessen Gattin Ша verkaufen ein von Oliva, Abt von
Ripoll, erworbenes Allod. (Nach dem Kartular der Kirche Urgel, Marea
Hispanica 421.) — Teilnahme an der Einweihung der Kirche San
Martin de Canigó. (Marca Hispanica 421 und 972, Pellicer y Pages 79.)
Oliva, Abt von Ripoll und Cuxá, erbült von Papst Sergius IV. die
Bestütigung des Besitzes und der Privilegien der beiden Kloster. (Marca
Hispanica 423; App. CLXIVf., col. 978ff.; für Ripoll Pellicer y Pagés
384ff, hier in den wesentlichen Teilen übersetzt nach einer vom Ri-
poller Archivar Mariano Peraller 1711 angefertigten, jetzt im Archiv San
Pedro zu Ripoll aufbewahrten Abschrift; Jaffé* 3974.) — Graf Wifred
und dessen Gattin Wisla schenken dem Kloster Ripoll ein Allod in der
Stadt Ventolano (Grafschaft Cerdaña) Facta carta donatione VL Kal.
Mart. Anno XV Regnante Roberto Rege (Auszug aus der Urkunde iu
der Hs. der Pariser NationalbibL, Kollektion Baluze, 109, fol. 407).
(?) Eodem anno aut circiter Oliba Abbas Rivipullensis invisit limina
Apostolorum Petri et Pauli et a Benedicto VIII. Papa privilegium
obtinuit ut in monasterio Rivipullensi cantetur alleluya et hymnus
angelicus in festivitate hypapanti sive in festo purificationis beatae
Mariae usw. (Marca Hispanica 424; Abdruck der Bulle aus dem Archir
Ripoll ebenda App. CLXX, col. 994f. übersetzt Pellicer y Pagés 3921.
Die Originalbulle caj. 1, leg. 4 des Archivs und die bezügliche Stelle
der Consueta des Klosters besprochen von Villanueva VIII, 52£.)
Wahl zum Bischof von Vich; verleiht die Kirche Torello dem Ritter
Gambaldus auf Ersuchen der Gräfin von Barcelona Ermesinda. (Е. 8.
XXVIII, 123.)
Oliva, Abt von Ripoll, und sein Bruder Bernhard, Graf von Besalú,
entscheiden als Richter in einem Streite zwischen Ermesinda, Gräfin
von Barcelona, und Hugo, Graf von Ampurias. (Marca Hispanica 430
und App. CLXXXI, col. 1013f.; E. S., а. а. 0.) Oliva verkauft einige
Besitzungen mit Genehmigung des Grafen Wifred von Сегдайа, des
Bischofs von Narbonne u. a. (Marca Hispanica, col. 431.)
Tausch eines Allods des Klosters Cuxá gegen Besitzungen der Vize:
gräfin Altrudes. (Aus dem Kartular des Klosters Cuxá, Marca Hispanica
App. CXCII, col. 1031.) — Anläßlich des Todes Bernhards, Grafen von
Везаїй, des Bruders Olivas, in den Fluten der Rhóne: Die oben er
wühnte Enzyklika (mitgeteilt von Villanueva VI, 302ff. nach einer
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 79
Urkunde des Archivs von Ripoll, vgl. Marca Hispanica 431); Brief-
wechsel zwischen Oliva und Gauzlin (Quelle oben S. 72f.
Anm. angeführt); Reise Olivas nach Manresa mit der Gräfin Ermesinda
zum Zweck der Wiederherstellung der dortigen von den Mauren ver-
wüsteten Kirche Santa Maria (‚ut legitur in veteri membrana‘ Marca
Hispanica 387; E. S. XXVIII, 124).
1022: Anwesenheit bei der Einweihung der Kirche San Pedro de Roda (Marca
Hispanica App. CXCIV, col. 1034), der Kirche Santa Maria de la Рійа
(Pellicer y Pagés 79) und der Kirche 8. Pablo im Tale Conflent (Villa-
nueva VI, 181f. und 289 nach der Urkunde aus 8. Pedro de Cam-
prodon); Brief des Münches Johannes von Fleury an Oliva über
Verbrennung einiger Ketzer im Auftrage des Königs Robert. Vgl.
oben S. 74. (E. S. XXVIII, 124 Anm.)
Cirea 1023: Olivae epistola ad monachos Rivipullenses (‚ex cod. 5222
bibl. Colbertinae* (8. o. S. 74); Marca Hispanica App. CXC, col. 1026 f.,
danach E. S. XXVIII, 2766). — Wiedergewinnung der Abtei Santa Ce-
cilia von Montserrate für das Kloster Ripoll (Marca Hispanica 433;
E. S. XXVIII, 125 Urkundliche Quellen [Kopien]: ,Qualiter recupe-
rauit Dominus Oliva Episcopus et Abbas Riuipullensis Sanctae Ceci-
lia [sic] Montiis Serrati, Bestätigung des Grafen Berenger ,Facta carta
donationis VI nonis Junii anno XXVII Regnante Rodberto Rege
[1023]. [Signum] Berengarius gracia Dei comes qui hanc donationem `
feci et testes firmare rogaui, Paris, Nat. Bibl. Coll. Baluze 107,
fol. 189—190. — Restitutio Abbatiae Sanctae Caeciliae de Monte Ser-
rato, gleichfalls Bestätigung Berengers, ibid. fol. 287’f.); Brief Olivas
an Sancho, Kónig von Navarra über eine eherechtliche Frage
(E. S. XXVIII, 277 ff); Wiederherstellung der Schlósser Tous und
Montbuy (E. 8. XXVIII, 126, nach Moncada).
Wahrscheinlich nach 1023, mehrere Jahre vor 1032: Brief Olivas an
Sancho, König von Navarra, mit der Bitte um einen Beitrag zum
Bau der Klosterkirche von Santa Maria. (Vgl. oben S. 73.) Der bisher
unedierte Text lautet:
Domino et uenerabili Santio regi iberico Oliua sancte presul
ausonensis aecclesie cum omni subiecto sibi grege alme riuipullensis
marie presentis et future uite gaudia.
Tantam nos erga te amantissime domine scias habere karitatem
ut si tue uisum erat pietati nil obedire nobis preciperes quod (so) de-
uotis ut serui non obediremus animis. Bed quia tua nil exigit a nobis
pietas putamus in aliquid nos existere tibi culpabiles. Suplicamus ergo
carissime Domine nobis ut seruis mandare unde tibi impendere pos-
simus seruicia quia mandare si placet secundum quod est nobis posse
obedientes in hoc deuote tue erimus iussioni, Etenim nos pro te
tuorumque fidelium semper instantes oracioni sumus. Ob quam rem
obsecramus ut nostre acceptabiliores sint omnipotenti orationes inma-
culatum te custodire ab omni malo et uisitare pupillos et orphanos in
tribulatione positos ac liberare captiuos quia hoc est munda et inma-
80 III. Abbandlung: Beer.
culata religio apud Deum et patrem. Precamur etiam domine aliquid
impertiri famulis tuis ad agendum ceptum opus dei genetricis marie
ecclesie quo illius ope fultus impenetrabilis consistere ualeas aduersus
inimici iacula et ab omni securus culpa uultum sui filii placatum in
die tremendi examinis conspicere. Sanitatem denique uestram et ala-
critatem nobis si placet mandate quia non secus nostri quam reminisci-
mur uestri. Gratia uobis semper in ypo ihu.
1024: Anwesenheit bei der Einweihung der Kirche San Martin де Ораза.
(Pellicer y Pagés 79.)
1027: Schiedspruch zwischen Wifred, Graf von Сегдайа (Bruder Olivas), und
Stephanus Isarni, betreffend ein Allod. (Marca Hispanica App. CCI,
col. 1042 nach einer Urkunde des Archivs von Cuxá.)
Circa 1027: Teilnahme an dem Konzil zu Vich. (Diago, Historia de los vic-
toriosissimos antiguos Condes de Barcelona, Barcelona 1603, Lib. П,
cap. 32, p. 94, nach ihm Marca Hispanica 434, E. S. 127.)
1027: (?) Teilnahme an dem Konzil zu Narbonne. (E. S., a. a. О.)
1027: Einführung eines feierlichen Kults zu Ehren des Petrus Urseolus, ebe-
maligen Dogen von Venedig, f 997 zu San Miguel de Cuxä. (Villa
nueva VI, 185; Gams II, 2, 436.) Vgl. oben 8. 77, Anm. 2,
1029: Teilnahme an dem Konzil zu Vich. (E. 8. a. а. О.)
1080: Wiedergewiunung der zwischen den Schlössern Tous und la Rocheta
gelegenen, von Bernardus Sendredi usurpierten Besitzungen der Kirche
Vich. (E. S. 128, nach Moncada.)
1030—1031: (?) Beilegung des Streites, betreffend die Kirchen im Gebiete des
Sehlosses Gurb. (Ebenda, nach einer Urkunde des Vicenser Kathedral-
archivs. Vgl. ferner: Scriptura cessionis quarundam ecclesiarum factae
Bernardo Sendredi ab Oliva episcopo Ausonensi circa annum Domini
MXXXI, Villanueva VI, 290 und dazu ebenda 184.)
1081: Intervention bei dem Streit betreffend den Besitz des Schlosses Selp
oder Speut. (Ebenda, die betreffende Urkunde nach dem Original der
Vicenser Kathedrale, veröffentlicht von Villanueva VI, 299f.); des
gleichen bei der vom Gerundenser Bischof Pedro vollzogenen Schen-
kung der Pfarrei Navata an die Kathedrale Gerona. (E. S. 129, nach
Moncada.)
1032: Vierte Einweihung der (von Oliva vollständig nenerbauten) Kirche
Santa Maria de Hipoll. (Feierlicher Dedikationsakt Marca Hispanica
App. ССУПІ, col. 1050f., Auszug in der Brevis historia mon. Hir, 5
oben S. 70 Anm.2; E. S. 129; Villanueva VIII, 9; Pellicer y Pagé
64—74.) — Sermo in dedicatione ecclesiae 8. Mariae Rivipullensis 2.
D. MXXXII (‚Ex cod. MS. saec. XI in bibl. eiusdem coenobii sub
n.57.* Villanueva VIII, 210ff., vgl. ibid. p. 26). — Carmen Olivae in
laudem monasterii Rivipullensis editum post annum MXXXII
(Aus demselben jetzt verlorenen cod. Riv. olim 57 ediert von Villa
nueva VI, 306#.; vgl. ebenda 191.)
1033: Teilnahme an der zu Vich abgehaltenen Versammlung geistlicher und
weltlicher Würdentrüger betreffs Verkündigung eines Gottesfriedens;
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 81
‚la gran autoridad del Obispo (Oliva) moveria А que se tuviese alli
la Junta‘ (E. 8. 129, nach der Urkunde Nr. 2131 des Archivs der
Kirche Ager); Epistula Olivae de constitutis ab eo insynodo
super pace et tregua Domini observanda data post annum
MXXXIII. (Aus dem heute verlorenen cod. Riv. olim 40 ediert von
Villanueva VI, 308f.; vgl. ebenda 192f.)
Nach 1033: Olivae ad posteros suique successores abbates admo-
1034:
1035:
1038:
nitio. (Aus derselben Handschrift ediert von Villanueva УТ, 310;
vgl. ebenda 193 )
Intervention bei der Legatzuweisung nach D. Ramon Borrell, Grafen
von Barcelona, zugunsten der Kirche Vich. (E. S. 130, ohne Quellen-
angabe.)
Teilnahme an der Versammlung von Bischöfen zu Cuxá, um diesem
Kloster den Besitz der Kirche Santa Maria Entreambasaguas (Tre-
mesaigues) zu bestätigen. (Marca Hispanica 438; Mabillon AOSB. IV,
404; E. S. 130).
Einweihung der (von Oliva vollstindig neu aufgebauten) Kathedrale
Vich: Sede Ausonense de San Pedro y San Pablo (E. S. 130f. und
Weihurkunde 282ff,, zuverlässiger nach dem Original des Vicenser
Kathedralarchivs herausgegeben von Villanueva VI, 294ff.; vgl. Gams
II, 2, 436); Feststellung der Besitzverhültnisse des Schlosses Calaf
(Moncada nach zwei Urkunden des bischóflichen Archivs von Vich,
vgl. E. S. 131£.); Teilnahme an der Einweihung der Kathedrale zu Gerona
(antistes illustrissimus regalique stirpe satus ac etiam Deo dilectus et
populo suminisque uirtutum meritis aequiparandus Oliva iure pro de-
bito Ausonensis Episcopus', Marca Hispanica App. CCXVIII, col. 1066).
Cirea 1038: Garsias, Mónch von Cuxá, berichtet ausführlich über Geschichte
1039:
1041:
1043:
1045:
1046:
und Reliquienbesitz seines Klosters an Oliva. (M. H. 441 App. CCXXII,
col. 1072 ff, vgl. weiter unten 5. 85.)
Nach dem Tode des Ritters Bernardus Rovira interveniert Oliva als
Testamentsvollstrecker bei Übergabe des der Kathedrale Vich legierten
Allods Bnadella bei Manresa. (Moncada nach einer Urkunde [Kathe-
dralarchiv Vich?] vgl. E. S. 132.)
Einweihung der Pfarrkirche Santa Eulalia de Rivomanitabili. (Mon-
cada nach einer Urkunde dieser Pfarre, E. S. 132.)
Teilnahme an dem (auf Olivas Betreiben einberufenen) Konzil zu Nar-
bonne (Marténe-Durand, Thesaurus novus IV, col. 83f; E. S. 133);
Teilnahme an der Einweihung der Kirche San Miguel de la Roqueta
(Villanueva VI, 301, nach einer Urkunde des Vicenser Kathedral-
archivs, vgl. ebenda 186; Pellicer y Pagés 79).
Teilnahme an der Einweihung von San Miguel de Fluviá. (Marca
Hispanica App. CCXXVIII, col. 1087f.; E. S. 133; Gams II, 2, 436;
Pellicer y Pages 79.)
Tod (Neerol. Vicense, E. S. 134; Chron. alterum Rivipullense Vill.
V,245 [1047!]) Encyclica littera monasteriorum S. Mariae Rivipullensis
et S. Michaelis Coxanensis super obitu D. Olivae episcopi Ausonensis et
Sitzungsber. d. phil -hist. Kl. 155. Bd, 3. Abh. 6
82 ПІ. Abbandlung: Beer.
utriusque monasterii abbatis anno MXLVI. (Nach einer Urkunde des
Ripoller Archivs ediert von Villanueva VI, 3028.; vgl. ebenda 187,
dazu die Antworten des Vicenser Klerus und des Klosters Carroffum,
[Charroux] Villanueva, ebenda; vgl. a. Gams II, 2, 437; Pellicer у
Pagés 62); Akt der Wahl seines Nachfolgers Pedro im Archiv des Klo-
sters Ripoll (Villanueva VI, 190).
Die Darstellung der Wirksamkeit Olivas als Abtes von
Santa Maria wird ein bisher nicht berücksichtigtes Moment in
den Vordergrund zu rücken haben. Das Kloster Ripoll war
von seiner Gründung an dazu bestimmt, die Grabstätte der
Grafen von Barcelona zu bilden, das Saint-Dénis der Mark zu
sein, wie später Poblet die Gruft der aragonesischen Könige
barg! und der Eskorial das Pantheon der Herrscher Spaniens
von Karl V. an wurde. Die Grafen von Barcelona haben die
Stätte, da ihre sterblichen Überreste ruhen sollten, reichlich
bedacht, dafür sind die Testamentsurkunden, die wir in der
Marca Hispanica und in Bofarulls Condes vindicados lesen,
sprechende Belege; auch der Anonymus, der 1147 die Ge-
schichte des Klosters schrieb, weist ausdrücklich darauf hin
und es wird sich noch Gelegenheit ergeben, zu zeigen, wie
diese Seite der Bestimmung des Klosters Ripoll auf die litera-
rische Produktion von Einfluf war. Graf Oliva, der Abt von
Ripoll, sah in dem seiner Leitung anvertrauten Kloster das
Grab des Gründers des Heiligtums, seines Urahnen Wifred.
er begrub dortselbst seinen früh verstorbenen Bruder Wifred
(Р 1020); nieht bloß kirchliche, sondern direkte Familieninter-
essen mußten Oliva dazu bewegen, der Ruhestätte der Mit
glieder seines Hauses die größte Sorgfalt zuzuwenden. Diesen
Beweggründen entsprang sein fürs erste überraschender Ent
schluß: das vor kaum einem Menschenalter neu, und zwar zum
drittenmale aufgeführte Kloster vollstindig abtragen und den
vierten Bau des Heiligtums aufführen zu lassen, der an Pracht
und künstlerischer Ausschmückung alles bisher in der Mark
Gesehene übertreffen sollte. Ja, wir dürfen annehmen, dab
hierdurch auch die Rekonstruktion des Klosterbaues von Cuxá
und der Neubau der Kathedralkirche von Vich, die gleichfalls
auf Oliva zurückgehen, angeregt wurden. Andererseits даті
1 Funerals dels Reys d'Aragó А Poblet. Transcrit y publicat per Manuel
Bofarull y Sartório. Barcelona, 1886 (detailliertes Zeremoniell).
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. Г. $3
die unbefangene Würdigung dessen, was der berühmteste Abt
von Santa Maria für sein Kloster geleistet hat, dessen Abstam-
mung aus dem regierenden Geschlechte, die hieraus resultie-
renden Beziehungen zur Herrscherfamilie, ferner auch den Um-
stand nicht außeracht lassen, daß Oliva von 1018— 1046, also
23 Jahre Haupt der Diözese Vich und noch längere Zeit (etwa
von 1011 angefangen) Abt von Cuxä war. Diese Vereinigung
von Machtmitteln kam dem Orte zugute, an dem er ‚mit be-
sonderer Liebe bung"? als Folge des erheblich gesteigerten
Wirkungskreises dieses Abtes von Ripoll, der bei zahlreichen
Einweihungen von Kirchen als willkommener Gast intervenierte,
Konzilien in der Mark und in Frankreich als stimmführendes
Mitglied beiwohnte, Beziehungen mit dem heiligen Stuhle in
Rom wie mit hervorragenden Klöstern Frankreichs und, nicht
in letzter Linie, mit dem damals mächtigsten König der Halb-
insel, mit Sancho dem Großen von Navarra, unterhielt, ergab
sich, was hier besonders zu betonen, eine Erweiterung des
geistigen Gesichtskreises für alle, die mit Ripoll in Beziehung
standen. Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch Olivas schrift-
stellerische Tätigkeit zu werten; weder an Umfang noch an In-
halt bedeutend, zeigt sie uns doch die Machtsphäre des Autors,
sie gibt die Richtung an, nach welcher sich tiefergehendes
literarisches Arbeiten im Kloster auf den durch ihn gebahnten
Wegen entwickeln konnte, und ist aus diesem Grunde sympto-
matisch für die Strömungen, die wir, den gegebenen Indizien
folgend, auch tatsächlich nachweisen können.
Die Mehrzahl der von Oliva erhaltenen Schriftstücke sind
Hirtenbriefe, in denen er als Oberhaupt seines Sprengels Ver-
fügungen erläßt, Mahnungen erteilt und mit Strafen gegen die
Zuwiderhandelnden droht. Bemerkenswert ist der Brief über
den Gottesfrieden, der außer diesem noch Bestimmungen gegen
Falschmünzer und Münzverfälscher enthält, ferner auch ein Offi-
cium pro defunctis anordnet, wie denn überhaupt die Sorge
um das Wacherhalten des Gedächtnisses an die Dahingeschie-
denen — man denkt da an den Ahnenkultus des Sprossen eines
Herrscherhauses — für Olivas Wirken charakteristisch ist;
! Hunc locum speciali dilexit amore.“ Gesta comitum Barcinonensium,
Marca Hispanica, col. 543.
6*
84 II. Abhandlung: Beer.
auch die Ermahnung an seine Nachfolger spiegelt dieselbe Für-
sorge wieder. Ein anderer Hirtenbrief wendet sich gegen die
Missetüter, die Allodien und ‚Cartas‘! des Klosters entwendet
hatten. Die Sprache Olivas ist im Vergleich mit anderen Stil-
proben jener Zeit als korrekt gerühmt worden und dieses Lob
ist nieht ganz ungerechtfertigt. Daß Oliva in seiner Jugend
ernste Studien betrieben habe, läßt sich aus seinen Schriften
erkennen und wird zudem ausdrücklich an einer bisher nicht
beachteten Stelle bezeugt.” Sympathisch berührt bei Oliva,
dem Epistolographen, die ungezwungene Frische an manchen
Stellen, ja sogar auch ursprünglicher Ausdruck des Natur
gefühls, wie wir es in jener Zeit nicht allzuhäufig finden und
von dem namentlich der ca. 1023 an die Ripoller Mönche ge
richtete Brief (s. oben S. 74 u. 79) Proben enthält.*
Über Oliva als Prediger hat Enrique Florez Евр. 8. ХХУШ,
155f. im Anschluß an den von ihm 265 ff. edierten Sermo Olivae
episcopi in Natali S. Nareissi samt der Legende der Conversio
Beatae Afrae apud Provinciam Ariciensem Civitate Augusta
gehandelt. Aus dem Rahmen der wesentlich pastoralen Prosa-
schriften fällt der Esp. S. 2171. mitgeteilte Brief Olivas ап
König Sancho. In diesem Schreiben entscheidet Oliva über
eine ihm vorgelegte eherechtliche Frage, mit der sich wichtige
politische Interessen verknüpften, auf Grund von Belegen, die
er aus der Schrift, den Vätern und den Canones holt, in wür
_
Unter diesen ‚Cartas‘ sind zunächst Besitzbriefe zu verstehen; die Sorge
für diese Art Urkunden dient nicht sowohl historischen, sondern prak-
tischen Interessen.
з Vgl. Vicente de La Fuente, Historia eclesiástica de España Ш? (1873) 309.
Der Mönch von Cuxá Garsias wendet sich in dem oben S. 81 zitierten
Sermo an Oliva und hebt hervor ‚Omnipotens Deus...uos.. primum
uidelicet uernantis aetatis disciplinis, praeexerceitaminibus (eine Erinne-
rung an Priscian) et multa sollicitudine in processu temporis laborare
compulit.
Cignos et gauianeum delicias Domini quam maxime custodite et quiequid
illis aduersi acciderit aut boni contigerit continuo litteris praenotate ut
aut prosperis collaetemur aut aduersis afficiamur. Euge autem quoniam
est nobis et grus quae iam didicit aera saltibus peruolare asinis d
porcis oculos eruere nideturque iam capite rubescere pennis nigrescere
et uoce clarescere; cuius tantis prosperitatibus uos conuenit congaudere
(Marea Hispanica col. 1026 f.)
5 Vgl. a. Gams, a. a. O. 438.
-
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll, I. 85
diger und energischer Weise! Endlich besitzen wir von Oliva
das bereits mehrfach erwühnte Carmen in laudem monasterii
Rivipullensis;? an die ersten 16 leoninischen Hexameter schließen
sich 15 Disticha, deren Pentameter gleichfalls Binnenreim auf-
weisen. Der Verfasser will offenbar schon äußerlich seine
Kunstfertigkeit in einem Gedichte zeigen, das vorwiegend versi-
fizierte Epitaphe auf einige Ripoller Äbte und mehrere im Klo-
ster begrabene Mitglieder des Grafengeschlechtes enthält, im
Grunde aber auf die Glorifizierung des Verfassers hinausläuft.
Außer dem Verse: Septimus ipse sequor qui nune sum carminis
auctor lesen wir folgende bezeichnende Selbstverherrlichung:
Presul Oliva saeram struxit hic funditus aulam
Hanc quoque perpuleris ornauit maxime donis
Semper ad alta tulit quam gaudens ipse dicauit.
Zielbewußtes Wahren kirchlicher Interessen sowie der
Geist frohen, impulsiven Neuerns durchziehen als Grundmotive
Olivas Schriften ebenso wie seine persönliche Tätigkeit; die
literarische Bedeutung des kraftvollen Kirchenfürsten liegt denn
auch nicht so sehr in dem, was er selbst schrieb, als in dem,
was er in dem Kreise der Seinen anregte. Als charakteristi-
sches Beispiel hierfür darf der eben erwähnte Sermo des Mön-
ches Garsias von Cuxä bezeichnet werden; die betreffende
Aufzeichnung ist gewiß von Oliva angeregt worden, der einen
Abriß der Geschichte des Klosters und eine Aufzählung der
zahlreichen dort verwahrten Reliquien gewünscht haben mochte.
Diesem Wunsche kommt die Relation des Mönches Garsias nach,
die, obwohl in schwulstiger Sprache geschrieben, von ziemlich
genauer Kenntnis der Geschichte des Klosters,” insbesondere
von großer Versiertheit in den Vitae Sanctorum zeugt, speziell
jener Heiligen, deren Reliquien in Cuxä verehrt wurden. So
wird der von Oliva gewünschte Bericht zur ausgedehnten Ab-
handlung, die an Umfang alle Schriften übertrifft, die uns von
Oliva selbst erhalten sind. In ähnlicher Weise hat der Abt von
Ripoll auch andere literarische Produktionen angeregt.
1 Zum Schlusse heißt es: Datum per manus Arnalli huius operis ministri.
з Vollständig veröffentlicht von Villanueva VI, 306 f.
* Urkundenstudium wird auch hier angedeutet: Nonnulla ergo quae sunt
inter cartulas descripta inueni. Marca Hisp., col. 1073.
86 IH. Abhandlung: Beer.
Dies ist zunächst bei dem mit dem Abte gelegentlich ver-
wechselten Mönch Oliva der Fall, über dessen Arbeiten wir
ziemlich genau unterrichtet sind, obwohl die Handschrift, welche
die meisten seiner kleinen Werke vereinigte, ehemals unter der
Nummer 37 in der Klosterbibliothek aufbewahrt, heute ver-
loren ist. Villanueva hat sie noch gesehen und (Viage VIII,
55.) beschrieben: dem Ende des 11. oder dem Anfange des
12. Jahrhundert angehörend, also etwa zwei Menschenalter nach
dem Tode des Abtes Oliva geschrieben, enthielt sie zu Beginn
ein kurzes Martyrologium und darauf folgendes kleine Werk:
Incipiunt epistolae de paschali cyclo Dionysiali, ab Oliva sanctae
Virginis Mariae Rivipollensis monacho editae. Den versifizierten
Prolog zu diesen Epistolae (nur diesen) hat Villanueva in den
Beilagen des Bandes (220f.) herausgegeben. Der Text der
Episteln als solcher ist uns übrigens nicht verloren gegangen, denn
der jetzt in der Pariser Nationalbibliothek aufbewahrte, offen-
bar aus Ripoll stammende Kodex F. lat. 7476 (vgl. oben S. 13,
Anm. 2) hat ihn uns erhalten, dagegen sind gewisse komputistische
Miszellen verloren, die Villanueva aus der ersterwühnten Ri-
poller Handschrift nicht kopierte, diese Unterlassung mit den
Worten entschuldigend: ‚son tablas de cómputo dificiles de
entender y mas de copiar*.! Das in derselben Handschrift über
lieferte Chronicon Rivipullense hat uns wieder Villanueva ge
rettet (Viage V, 241—249): an Daten der römischen und älteren
Kirchengeschichte schließen sich Provinzial- und Klosterannalen
sowie andere an, denen vom Standpunkte eines Mönches von Santa
Maria aus Wichtigkeit zukommt. Die Teilnahme des Mönches
Oliva an diesen Aufzeichnungen ist móglich, aber nicht zu er
weisen. Eine solche Autorschaft vermutet jedoch Villanueva, und
zwar, wie es scheint, mit Recht, bei dem in der Mischhand-
schrift enthaltenen Traktat de ponderibus et mensuris (Text
gleichfalls verloren). Ausdrücklich wird der Mönch Oliva als
Autor bei dem folgenden Teile der Handschrift genannt: Incı-
piunt regulae abaci ab Oliva virginis Mariae Rivipollensis mo-
nacho editae. In die ziemlich stattliche alphabetische Liste
! Komputistische Tabellen schließen sich dem Text der Epistulae auch im
Parisinus an; ob sie identisch sind mit den von Villanueva erwührter,
kann man, da das Ripoller Ms. ol. Nr. 37 verloren ist, nicht entscheiden.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. ST
von Abacisten, die Bubnov, a. a. O. XCff. zusammenstellte
(Abbo— Wazo), ist Oliva als neu hinzukommender Name ein-
zutragen; wir wüßten auch wirklich nur den Namen des Autors
und den Titel der Schrift, wenn nicht Benito Rivas den Ein-
fall gehabt hätte, bei der Beschreibung der Handschrift (Nr. 37
seines Katalogs) die ersten Verse (leonin. Hex.) der Regulae
in Abschrift mitzuteilen, für deren Treue er natürlich die Ver-
antwortung trägt:
‚Claret in exiguis sapientia uerbis !
Hisque ualere suum deprenditur esse profundum
Cernitur бас tabula numeri consistere summa
Legibus inque suis monstratur computus omnis,
Illis quisque caret mathesim iam querere cesset,
Diuidit hec numerum lectis in partibus omnem?
Atque modo uario perducit multiplicando
Hec sua sepe legat qui discere dogmata temptat
Que sensu teneat summo studioque frequentat
Ne uentus tollat quod menti tradere artat‘ ?
hierauf folgt (nach Rivas) die Aufschrift DE MULTIPLICA-
TIONE VEL DIVISIONE ABACI NUMERVS, mehr wissen
wir aber nicht und kónnen nicht einmal vermuten, wie Oliva
seine regulae entwickelte; die beiden gleichfalls in der ver-
lorenen Handschrift überlieferten und von Villanueva, a. a. O.
VIII, 222 ff. edierten Briefe: Epistola Olivae monachi ad domi-
num Olivam episcopum de feria diei nativitatis Christi und
Epistola Olivae monachi ad Dalmatium monachum de feria diei
nativitatis Christi gestatten nur nach einer ganz speziellen Rich-
tung (kalendarische Berechnung) einen Einblick in die kom-
putistische Arbeit unseres Mönches.
Ein eigentümliches Geschick waltete über der Kenntnis
von Olivas Breviarium (so lautet die vom Autor selbst ge-
wählte Bezeichnung) de musica. Nachdem Villanueva (VI, 51.)
von dieser Schrift Kunde gegeben und einige Verse aus dem
in das Breviar eingefügten Gedichtchen über die Musik mit-
geteilt hatte, galt der betreffende Kodex für verschollen —
wenigstens sprechen Amador de los Rios, Riano, Menéndez y
! Im 2. Hemistich ein Wort ausgefallen, was Rivas nicht bemerkt hat.
? Kein Binnenreim, wohl omnium zu lesen. * Wohl aptat.
88 НІ. Abhandlung: Beer.
Pelayo u. a. über das Manuskript so, als wenn es nicht mehr
vorhanden wäre. Der Kodex, welcher das Breviar enthält,
liegt aber noch wohlbehalten im Kronarchiv zu Barcelona (heute
Ripoll Nr. 42). Von der Seite, auf welcher sich das so häufig
zitierte Gedicht über die Musik eingezeichnet findet, ist eine
photographische Reproduction hergestellt worden (fol. 5" der
Handschrift, Taf. X rechts), aus der entnommen werden kann
daß sich an das Gedicht Erläuterungen theoretischer und prak-
tischer Natur anschließen. Es folgt hier die zum erstenmal
gebotene vollständige Umschrift der Verse unter Berücksichti-
gung der zahlreich angewendeten Distinktionszeichen.
Maiores tropos - ueteres dixere quaternos:
Omnibus ac proprios istis posuere minores '
Tertius at quartum - fert primus iure secundum;
Sextum nam quintus * octauum septimus ambit;
Maior in ascensu · cordas sibi uendicat octo;
Finali a propria * et quinis descendit ab ipsa;
Sicque minor quinis * constat superis et in imis;
Quatuor in cordis- post mesen continuatis' ^
Troporum finis: cunctorum cernitur omnis;
Post mesen quinta - primus finitur in ipsa;
Qualiter est tropis- cantus quoque subditus omnis ^
Principio metaque sui - denotat gloria patri;
Fine quidem cantus monstratur perpete tropus’
Ut pateat cantus - constet si legibus aptus* ^
Simphonias recte diatesseron et diapente: ^
Melis intensas: attendes necne remissas;
Jam nune PETRE tibi placeant uersus monocordi’
Quos prece multimoda - monachus tibi fecit OLIVA:
Hic Petre mente pia · frater te poscit OLIVA: ^
Emendes recte -quod uideris esse necesse.
Der in den letzten Zeilen zweimal genannte Petrus (man
kónnte an den Nachfolger des Grafen Oliva in der Ripoller
Abtwürde denken, vgl. Villanueva VIII, 9) ist wohl iden-
tisch mit dem Adressaten, an den sich die Vorrede des Rre-
viariums (dessen Text in der Handschrift durch eine nachträg-
lich eingefügte Philippus-Vita, fol. 4", Taf. X links, unterbrochen
wird) wendet. Dieses für die Kenntnis gelehrter Arbeit in
Ripoll wichtige Prooemium weist darauf hin, daß der Mönch
Oliva wiederholt vom Adressaten ersucht wurde, ihn in die
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 89
Musik wissenschaft einzuführen, falls entsprechende handschrift-
liche Quellen hierfür zu beschaffen wären. Man habe nun
allerdings in benachbarten Klöstern nach solchen Werken ge-
sucht, leider vergeblich; gleichwohl habe der Adressat sein Er-
suchen wiederholt, dem nunmehr der Mönch Oliva entsprechen
will. Wie in dem Gedichtchen Petrus aufgefordert wird, zu
bessern, was er fehlerhaft finde, so lesen wir eine ühnliche Mah-
nung auch hier, und wenn diese nicht konventionell gemeint
ist, so darf man ein reges wissenschaftliches Interesse auch bei
dem Adressaten voraussetzen.
Noch ansprechender stellt sich ein Trifolium strebsamer,
unter der Ägide des Ripoller Abtes Oliva viribus unitis arbei-
tender Klosterbrüder in einer ‚Prosopopeia‘ vor, die gleichfalls
noch zu dem Breviarium zu gehören scheint, von Villanueva
3. a. O. bereits ediert wurde, jedoch nicht vollstindig, da die
sehr bezeichnende Randnote, die so hübsch auf die gemeinsame
Arbeit der drei genannten Mönche hinweist, in jener Mitteilung
ausfiel. Die Verse lauten wie folgt:
PROSOPOPEIA.
Sede sedens diua · comes - abbas · praesul - Oliua · Tri
Р Rimans cum studio - quid musicet eufona clio- OLIVA
VI Me fore delegit: Arnaldus iussa peregit - ni
P Qui iussus peragit: quiequid laudabile sentit ARNALDVS
Gualterus uero: de fonte regressus hibero: tas
Formis signauit - numeris signata probauit - GVALTER?
Wie in dem Briefe de feria diei nativitatis Christi wendet
sich der Mónch Oliva auch hier an seinen gleichnamigen Vor-
gesetzten, den Abt; dieser wird auch praesul, also Bischof, ge-
nannt, wodurch die Abfassung der Verse zeitlich umschrieben
' Cum multimode euriositatis instantissima studia feruentissimum tui ani-
mum discendique cupidum ad quodque scibile sollicitarent artemque
musicam precipue quia iam de ceteris aliqua noueras... desiderares а
nobis tandem ... quod te eam...doceremus si librorum copia suppe-
teret obtinuisti. Cum autem nec libros quos ab amico tuo quodam spe-
rabas ... inuenisses... cum iam nuncios per uicina cenobia petendorum
librorum causa delegasses mensurandi monocordii regularis racionem . . .
poposeisti (schließt) Quocirca frater amantissime CHRISTO MENTE
PIA MONACHUS SUBIECTUS OLIUA hoc breuiarium . . . suscipias . . .
debita racione defendas.
9 ИТ. Abhandlung: Beer.
wird; sie muß zwischen die Jahre 1018 und 1046 fallen. Den
Vers 5 genannten Gualterus, der von Fons Hiberus! kam und
die Figuren sowie die musikalische Notation einzeichnete, führen
die Schriften des Olivakreises sonst nicht an; der Zeile 3 ег-
wähnte Arnaldus erinnert an den Schreiber des vom Bischof Oliva
an König Sancho von Navarra gerichteten Briefes (vgl. oben S. 55,
Anm. 1), der in der Subscriptio auch als Helfer bei der Aus
arbeitung der Denkschrift erscheint, doch ist bei einer solchen
Identifikation Vorsicht am Platze, weil in jener Zeit kein Name
háufiger gewesen zu sein scheint als Arnaldus oder Arnallus.
Immerhin ist man versucht, jenen Arnallus, der in dem
bereits mehrfach zitierten Bericht des Mönches Garsias von
Cuxá an den Bischof Oliva in auszeichnender Weise genannt
wird ... dilecti praeceptoris vel in toto vestri familiaris Arnalli
refugium duco... mit jenem Arnallus Scholasticus zu identih-
zieren, der sich selbst in einer Translatio Sancti Stephani ab
Jhierosolymis Constantinopolim als Verfasser nennt. Die kleine
Schrift ist heute noch (im Kodex 40) erhalten und gewührt in
der auf die feierliche Überschrift: Arnallus scholasticus uni-
versis in Christo lectoribus folgenden Einleitung Aufschlüsse
über die Entstehung des Schriftchens und Einblick in das Ver-
fahren mittelalterlicher Bearbeiter hagiographischer Texte. Dem
Leiter der Ripoller Klosterschule kam ein Blatt zu, welches
die Translatio des heil. Stephanus behandelte und die sich nach
eingehender Prüfung als nicht frei von stilistischen Fehlern er-
wies. Ein durch seine vornehme Abstammung ausgezeichneter
Mitbruder, Segoinus mit Namen, ersucht Arnallus, hier die
bessernde Hand anzulegen, und so macht dieser sich denn an
seine Arbeit.” Wie wir diesen Arnallus mit dem damaligen Haupt
der Ripoller Schule identifizieren, so mag der ehrwürdige Ver-
anlasser der Arbeit identisch sein mit jenem Segoinus, dessen
Tod die früher zitierte Enzyklika der Ripoller Klosterbrüder
| Fontibre bei Reinosa (vgl. Madoz XIII, 405) an der Quelle des Ebro.
? Riv. 40, fol. 17: Allata est nuper in manibus meis quedam scedula pre-
monstrans Beati Stephani . . . translationem ... quam diligenter inspectam
repperi nec elocutionis ordine comptam nec eleganti verborum composi
tione politam ... Interpellatus sum autem a quodam fratre venerabili
stemmate nobilitatis perornato segoino nomine ut huius structure seriem
pro posse corrigerem.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 91
aus dem Jahre 1020 (vgl. oben S. 78) als vor kurzem erfolgt
erwühnt.
Der olivianischen Blüteperiode gehört ferner der Mönch
Wifred an, welcher dem aus dem 10. Jahrhundert stammenden
Kodex von Gregors Homilien (heute Nr. 52) zu Beginn des
folgenden Jahrhunderts eine Art Begleitschreiben vorsetzte, das
nach den einleitenden Worten: Cunctis qui hunc librum lecturi
sunt Guifredus sancte dei genetricis. marie monachus den In-
halt des Buches empfiehlt und zu dessen Beherzigung ermahnt.!
Unmittelbar auf dieses Schreiben Wifreds folgt der bereits
oben erwühnte, wohl gleichfalls von Wifred geschriebene Hirten-
brief des Bischofs Oliva, betreffend die Diebstühle von Allodien
und Besitzbriefen des Klosters.
Der sich um den Bischof Oliva gruppierende Kreis von
Schriftstellern, unter denen wir den Mönch Oliva, Garsias,
Petrus, Arnallus Scholasticus, Gualterus, Guifredus namentlich
kennen und denen sich wohl auch einer oder der andere der
in den Urkunden erscheinenden, die Akte ausfertigenden No-
tare beigesellt haben mochte, hatten, abgesehen von dem Ober-
haupte der Diüzese,* einen gemeinsamen Stützpunkt: die Ri-
poller Klosterschule.
Auf ein diese Schule betreffendes, bis jetzt, wie es scheint,
unbeachtet gebliebenes Zeugnis hat Mabillon in seinen Annalen
(IV, 233 unter dem Jahre 1013) hingewiesen, allerdings ohne
Angabe der Quelle, aus der er schópfte; es ist dies der Bericht
in den Miracula 5. Benedicti IV, 7 (S. 183 der Ausgabe von
Certain).
Um die Blüte des Klosters Fleury unter dem Hirtenamt
des Abtes Gauzlin zu illustrieren, wird erzählt, daß Männer
vornehmer Abkunft von allen Seiten herbeikamen, um, den welt-
lichen Würden entsagend, sich in das Kloster zurückzuziehen;
daß unter diesen sich auch Spanier befanden, belegt der Be-
richt durch das Beispiel von zwei Brüdern, die aus Barcelona
kamen: der eine, Johannes, von Jugend auf im Ripoller Kloster
1 Irrtümlicherweise hielt Villanueva УШ, 50 Wifred für den Schreiber
des ganzen Kodex. Sein Brief ist sicherlich erst später eingetragen,
was auch Ewald (a. a. О. 387) erkannte.
з ‚Vitae ac morum probitate cunctis carus, eruditione filiorum et gracia
maximus Oliba, sagt der Mönch Garsias (Marca Hispanica, col. 1079).
92 IIL, Abhandlung: Beer.
sacris imbutus litteris, hatte die Abtwürde von Santa Cecilia,
gelegen ‚in cuiusdam montis vertice‘, innegehabt;! durch ihn
und seinen Bruder erfuhr man in Fleury von dem wunder.
tätigen Bilde der Jungfrau in Santa Maria.?
Kam Johannes bereits als gewesener Abt nach Fleury,
so haben wir ein neues Zeugnis dafür, daß die Ripoller Klo-
sterschule schon im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts als
Bildungsstätte diente; der Zug der beiden Barcelonesen nach
dem Herzen Frankreichs ist einer der vielen Hinweise auf jene
Erweiterung der Beziehungen des Klosters, die sich speziell
unter dem Abt Oliva intensiv geltend machte.
Diese müchtige Bewegung war allerdings schon vorbereitet.
Die sicher dem 10. Jahrhundert angehörende Ripoller Handschrift
Nr. 46 enthält einen Priscian und außer kleineren grammati-
schen Exzerpten auf fol. 11 und den folgenden Blättern einen
Traktat, der, zu gleicher Zeit niedergeschrieben wie der Haupt.
inhalt, in mehrfacher Beziehung Aufmerksamkeit verdient. Nach
der Adresse: Karissimo fratri Aimenio(so) Usuardus conlevita
et monachus lesen wir unter anderem... munus tibi paululum
ac diu permanens bonum statuere putaui... uidelicet omnium
terminaciones declinacionum uerborumque utillimas coniuga-
ciones que grece ysagoge latine uero artis grammatice dici pos-
! Damit kann wohl nur Santa Cecilia auf dem Monserrate gemeint sein.
Villanueva bemerkt (VII, 168) ausdrücklich: Santa Cecilia que äntes
era el principal (monasterio) у la üncia abadia independiente de tode
esta montaña. Über die hierarchischen Verhältnisse der Abtei um die
Jahrtausendwende ist uns nichts bekannt und Villanueva hat sich. da
ihm Mabillons Notiz ebenso unbekannt blieb wie deren Quelle, auch
über den Abt Johannes nicht ausgesprochen.
Mabillon, der dem Bericht der Miracula folgt, schreibt a. a. O.: Cum
Gauzlinus Floriacensi monasterio et simul Bituricensi ecclesiae praeesset,
multi nobiles undequaque ad sancti Benedicti coenobium abdicatis sae
culi honoribus se receperunt. Non minori studio Hispanici eo se con-
tulere, in his eo duo germani, profecti ab urbe Barcinone quorum
unus Iohannes nomine in Rivipolensi beatae Mariae monasterio
a pueritia sacris imbutus litteris abbatiam sanctae Caeciliae in cuins
dam montis vertice sitam obtinebat: alter, vocabulo Bernardus, florentis
militiae abiectis deliciis spretisque nuptialibus vinculis Floriaci habitum
sanctae religionis induit. Huius relatu didicere Floriacenses extare in
illis partibus monasterium sancto Benedicto nuncupatum, in quo mir
cula fieri consueverant.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. І. 93
sunt introductiones. Huius igitur operis ex diuersis auctoribus
collector et in unum extiti congestor...in quo fratris Ragen-
bolli nobis dilecti amiei solum adminiculum sensi. Usuardus und
Aimonius sind bekannte Namen von zwei Mónchen des Klosters
Saint-Germain-des-Prés; der erste war Kompilator des großen
Martyrologiums, der zweite Autor der Translatio der Märtyrer
Georgius und Natalia, deren ‚series‘ er von den Mönchen Usuar-
dus und Odilarius erfahren hatte (Migne 115, 940). Auch der
Name Ragenoldus (so) läßt sich, wie ich sehe, in dem alten
Nekrologium des Klosters Saint-Germain unter dem Tage
V. Non. Mai. auffinden.! Ist diese Identifikation richtig, dann
lernen wir den Verfasser des berühmten Martyrologiums, dem
im Mittelalter eine führende Rolle zukam, auch als Gramma-
tiker kennen, denn die in der erwühnten Einleitung gegebene
Zusage wird in der Tat auf den nüchsten Blüttern des Kodex
eingelöst. An diese grammatische Erörterung schließt sich nun
eine metrische Spielerei, die wohl zum Groteskesten gehört, was
die an wunderlichen metrischen Produkten wahrlich nieht arme
Diehtung jener Zeit aufweist: ein Oblong von Hexametern ge-
bildet, dem früher (5. 64f.) beschriebenen ähnlich, aber durch
noch größere Künsteleien auffallend. Das Skelett für diese
liexameter bilden die Buchstaben von zwei Versus recurrentes:
METRASUITCERTASIVISATRECTIUSARTEM,
dem man noch zur Not einen Sinn abgewinnt, und der erheb-
lich dunklere
UTCITIUSREPSITNEUENTISPERSUITICTU.
Der erste Vers bildet die erste und letzte Zeile, der zweit-
genannte steht in der Mitte (Vers 17) und man achte wieder
darauf, daß dem Mittelbuchstaben U der beiden Verse je
16 Buchstaben vorangehen und folgen. Dementsprechend sind
die Buchstaben der 33 Zeilen so geordnet, daß in den beiden
Diagonalen durch Verbindung der an ihnen laufenden Buch-
! Jacques Bouillart, Histoire de l'Abbaye royale de Saint-Germain-des-
Prez, Paris 1724, S. СХШ. Vgl. auch Recueil des Historiens de la
France, Obituaires de la Province de Sens. Tom. I. Diocéses de Sens
et de Paris, Deuxiéme Partie, Paris 1902 (p. p. Aug. Molinier) S. 1020
unter den Nomina monachorum de monasterio Sancti Germani (841—847):
Ragemboldus.
94 111. Abhandlung: Beer.
staben der Vers METRA SUIT usw. gebildet wird. Hiermit
war aber noch nicht genug getan; denselben Vers lesen wir
außerdem noch akrostichisch sowie telestichisch und den zweiten
(UT CITIUS ete.) mesostichisch. Damit scheint nun der Höhe-
punkt metrischer Artefakte, die auf Kosten des Geschmacks
und Menschenverstandes angefertigt wurden, erreicht zu sein.'
Der Umstand, daß dieselbe Spielerei auch noch in einer
zweiten Handschrift der Ripoller Bibliothek aus jener Zeit,
nämlich im Cod. 74, fol. 14 sorgfältig kopiert wiederkehrt, zeigt,
welche Freude man an den fürs Auge berechneten Versen,
namentlich ап den rückläufigen Zeilen, damals hatte? Wenn
wir über diese Spielereien der Ripoller Mönche lächeln, so
dürfen wir doch nicht vergessen, daß wir hier, wie sonst so oft,
sezessionistische Auswüchse vor uns haben, die auf Pflege der
Metrik und Vorliebe für Dichtungen im allgemeinen schließen
lassen. Die Beweise für die Richtigkeit dieses Schlusses fehlen
nicht; hierzu gehören nicht bloß die metrischen Abhandlungen,
die uns heute noch in alten Ripoller Handschriften erhalten
sind und in noch viel größerer Zahl vorhanden waren, die
Kopien von Werken klassischer und nachklassischer Dichter,
die metrische Behandlung historischer, selbst wissenschaftlicher
Themen; diese Vorliebe hat auch bei Erhaltung seltener, ja
sonst überhaupt nicht erhaltener Dichtungen späterer Zeit gute
Früchte getragen; man mag gerade hier anmerken, daß das
älteste lateinische, die Taten des Cid in sapphisch-adonischen
Versen besingende Gedicht einzig allein durch ein Ripoller Ma-
nuskript (heute in Paris, F. lat. 5132, Cat. IV, 42) erhalten ist.’
1 Die Mitteilung des ganzen Machwerks in der Bibl. Patr. lat. Hisp. H
wird das Verfahren Paul von Winterfelds nachahmen müssen, der bei
der Ausgabe eines ähnlichen, aber noch immer nicht so gekünstelten
Verswerkes des Eugenius Ушратаз bemerkte (Mon. Germ. PLMA. IV,
1, 437): Transeripsi omnibus coniecturis abstinens cum certi quicquam in
his metricis ineptiis constitui posse paene desperem.
Übrigens auch noch heute, so im modernen Spanisch: Dábale arroz á la
zorra el abad. (Der Abt gab dem Fuchse Reis.) Im Deutschen: Relief-
pfeiler; Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie; ezechisch: Kobyla
má malf bok (Die Stute hat eine kleine Lende).
Du Méril, welcher das Gedicht zuerst aus der Handschrift edierte (Poésie:
populaires latines du moyen Age 308 ff), war der Provenienz noch nicht
ganz sicher; diese ist aber durch die große Zahl Ripoller Akten, die
Die Handschriften des Klosters Sauta Maria de Kipoll. 1. 95
Wie dieser Sang, obwohl gelehrten Ursprungs, dem ältesten
spanischen Heldenepos präludiert, so erinnert die Einzeichnung
am Schluß des Kod. 74: Tres magi adsunt. Baldasar. Gasbar.
Melchior. Ad orandum dominum uenientes. tria munera. secum
tulerunt (vgl. oben S. 8) an das älteste dramatische Spiel, das
die spanische Literatur kennt, an die Reyes Magos.
Die Aufzeichnung des von Usuardus verfafiten gramma-
tischen Traktats in einer Ripoller Handschrift des 10. Jahr-
hunderts ist eines jener wenigen Beispiele aus der voroliviani-
schen Zeit, daß außerspanische literarische Produkte jüngeren
Datums in Ripoller Codices ein Echo finden. Während der
Olivaepoche ändert sich die Sachlage vollständig. Der treff-
liche Kodex mit den Kapitularien frünkischer Herrscher (vgl.
oben S. 4), denen die Promissio Odonis regis (Mon. Germ. Leg.
I, 554) vorangeht, die Epistel des Ansegisus an Ludwig und
Hinkmars Briefe folgen (Kod. 40); die Abschrift von Hukbalds
de harmonica institutione (Kod. 42, gleichfalls noch erhalten), ein
Fragment von Einharts Vita Caroli samt Gerwards Disticha in
Caroli et Einhardi laudem! (Kodex olim 57, Villanueva VIII,
36 f.), eine Abschrift der Explanatio Paschasii et Gisleberti super
lamentationes Ieremiae (in derselben Handschrift, Villanueva
ibid.), zwei Exemplare des Liber Officiorum Amalarii episcopi
ad Carolum regem (Kivaskatalog Nr. 76 und 162) — sämtlich
in Handschriften der Olivazeit — zeigen deutlich die neue,
der Bereicherung der Bibliothek zugute kommende Erweiterung
der literarischen Interessensphüre. Diese gelang zunüchst da-
durch, daß man mit bedeutenden Benediktinerklöstern Frank-
reichs wie Fleury und Saint-Germain in engere Füllung trat.
Alle einschlägigen Beziehungen in ihren Wurzeln bloßzulegen,
ist heute noch nicht müglich; die Korrespondenz Olivas, der
Bericht über spanische Mürker in Fleury geben gewisse Finger-
zeige, noch deutlichere der Umstand, daß sich das Statutum
Odilonis abbatis Cluniacensis de Defunctis (Marriere et Quer-
cetanus Bibl. Cluniacensis 338) in einer noch erhaltenen Hand-
sich in dem Kodex finden, und durch andere Indizien auDer Frage ge-
stellt. Vgl. auch МПа y Fontanals, De la poesía heróico-popular castellana
(Barcelona 1874), S. 227. Baist, Zeitschr. f. rom. Phil. V, 1881, 64 ff.;
Menéndez y Pelayo, Antología de poetas líricos Cast. XI, 1903, 8. 308 ff.
! Mon. Germ. PLMA. II, 126.
96 ПІ. Abhandlung: Beer.
schrift (Kodex 151) eingetragen findet. Hierdurch kommt das
Anwachsen des französischen Einflusses, über den man in Spa-
nien oft und bitter genug klagte,! auch hinsichtlich der Riten
sinnfällig zum Ausdruck.
Auch für die literarischen Beziehungen Ripolls zu Italien
liegen Anzeichen vor. Sie beginnen mit der — direkten oder in-
direkten — Übernahme der Neapolitaner Rezension des Eugippius
(vgl. oben S. 37f.) und setzen sich in jener Abschrift der gleich-
falls nach Neapel weisenden Vita Sancti Nicolai des Johannes
Diaconus fort, die sich in derselben Handschrift findet, in die
auch das Carmen des Bischofs Oliva zu Ehren Ripolls einge-
zeichnet wurde. Ob der langjährige Aufenthalt des Venezianer
Dogen Petrus Urseolus im Kloster Cuxá, dessen Abt Oliva war,
direkt literarisch befruchtete, wissen wir nicht; Oliva hat, dem
fremden Gaste zu Ehren, bald nach dessen Tode (995) einen Kult
eingeführt (vgl. oben S. 77, Anm.2). Zu beachten ist ferner, daß,
wenn auch die Reise des Bischofs Oliva nach Rom nur durch
ein einziges, nicht ganz zuverlüssiges Zeugnis überliefert wird
— das ‚adiens nos‘ der Bulle des Papstes Benedikt УШ. (Marea
Hispanica App. CLXX, col. 994) läßt nämlich verschiedenartige
Deutung zu —, doch die Romfahrt seines Vaters Oliva Cabreta
feststeht, über welche kürzlich J. Pijoan einige Daten mitge-
teilt hat.” Daß solche Romreisen dazu benützt wurden, um
wertvolle Besitzbestätigungen vom heiligen Stuhle zu erlangen,
ist bekannt; auch literarische Erwerbungen mögen damit Hand
in Hand gegangen sein — das scheint für die Olivazeit zu-
nächst die bis heute noch unbekannte Abschrift des Traktates
von Bachiarius de fide darzutun, die sich in einem der Rivi-
pullenses (Kodex 151, fol. 147 ff.) findet. Bisher wurde nur eine
einzige Handschrift von den Herausgebern herangezogen: der
sehr alte Ambrosianus (vielleicht dem 8. Jahrhundert ange-
hörend), von dem wir wissen, daß er früher im Kloster Bobbio
! Die Hauptrichtungen dieses Einflusses sind skizziert in meiner Spani-
schen Literaturgeschichte (Goeschen) I, 88, 96.
? In derselben Handschrift (natürlich aus späterer Zeit) auch Eintragung
von zwei Bullen Urban IL an Hugo von Cluny (Jaffé* 5349 und 5682).
3 An einer Stelle, an der man dies zunächst nicht erwarten sollte, näm-
lich in dem katalanischen Tagesjournal La Ven de Catalunya, Barce-
lona, 26. Februar 1904.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 97
gewesen war. Es ist anzunehmen, daß eben infolge der er-
wähnten Beziehungen unseres Klosters für dessen Bibliothek
eine Abschrift erworben wurde. Ähnliches darf auch von der
Kopie der Schriften des Rangerius von Luca angenommen
werden,! die ehedem in Ripoll war, das einzige ältere Manuskript
(s. XII) dieser Gedichte, von denen Villanueva glücklicherweise
eine vollständige Abschrift genommen hatte, wodurch sie uns
erhalten wurden, obwohl der Ripoller Kodex 1835 verbrannte;
die Niederschrift erfolgte allerdings, wie sich schon aus der
Lebenszeit des Autors ergibt, in der nacholivianischen Periode.
Da sich den früher aufgezählten Abschriften nichtspani-
scher Werke, die bestimmt in die Olivazeit fallen, noch Ko-
pien einer großen Zahl traditionell vererbter Texte anschlossen,
muß es überraschen, daß bestimmte Daten über Zeit und Um-
stände der unter Oliva im Ripoller Skriptorium angefertigten
Abschriften völlig fehlen. Daß der Klosterbibliothek im allge-
meinen große Fürsorge zugewendet wurde, beweist nicht so-
wohl eine uns erhaltene, gegen die Entwendung einer Hand-
schrift sich richtende Notiz, die man ja allenthalben antrifft,?
sondern vor allem das rege literarische Leben, das damals in
Ripoll pulsierte, das Suchen nach Texten in umliegenden Klo.
stern (so nach einer Musiklehre, vgl. oben), das beweist vor
! Villanueva, Viage VIII, 53f. Ewald, Reise 336 ff., 391. Sancti Anselmi
Lucensis episcopi vita a Rangerio successore suo ... Scripta ... Opus
iuris publici factum a Vincentio de La Fuente, Matriti 1870.
Rivaskatalog Nr. 61, Handschrift von Hieronymus in Psalmos aus der
Olivazeit: Tu domine mi frater qui hunc libellum accipis, sensatim caue
et animaduerte et lente terge et leniter folia reuolue longe ad litteras
digitos pone nec litteram ledas ortor namque te karissime et nimium
contestor per ipsum ad cuius iudicium omnes resurrecturi eximus de
Cenobio Sancte Marie qui est in Riopullo noli abstrahere eum sed quam
citius potueris reuertere ibi facias.
Bezeichnend hiefür ist auch das bereits früher (S. 73) erwühnte, bisher
unveröffentlichte Schreiben des Mönches Poncius an den Mönch Johannes
(von Fleury?), das folgendermaßen lautet: Venerabili patri domino Jo-
hanni monacho suus illius famulus poncius monachus perpetuum pacis et
sanitatis munus. Obsecro benignissime domine ut quaterniones quos
uobis transmisi quantocius transcribatis et remittatis quia
Salomon ualde indignatus est contra fratrem suum pro his et ipse im-
properat mihi amarissimis uerbis, Set tamen si cepistis eos transcribere
cito transcribite et tunc demum remittite. Non enim inueniuntur
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 3. Abh. 1
98 ПІ, Abhandlung: Beer.
allem die Vergrößerung der Bibliothek, über die statistische Daten
vorliegen (vgl. S. 18 f., 67 u. 100, Anm. 2). Es ist gewiß, daß das
Ripoller Skriptorium unter Oliva seine Traditionen aufrecht erhielt
— als Specimina der Schreibarbeiten aus jener Zeit sind zwei
charakteristische Stücke ausgewählt worden, nämlich (Taf. XI)
die mit Neumen versehenen UERSVS IN NATALE APOSTO-
LORUM PETRI ET PAULI aus dem Rivip. 40 (fol. 63") so-
wie (Taf. XII) eine Seite aus einem Exemplar von Boöthius
de Arithmetica (I, 4, М. 63, 1083f.) im Rivip. 168 (fol. 5") mit
Randnoten in westgotischer Kursive.! Doch steht nur bei einer
einzigen aus der Olivazeit stammenden und für Ripoll erwor-
benen Handschrift das Datum fest.? Villanueva sah (vgl. a. a. O.
VIII, 516.) in der Ripoller Klosterbibliothek ein Manuskript
des Forum iudicum, welches in der Aufschrift als Kopie er-
klärt wurde, die Homo bonus levita in Barcelona im 15. Jahre
in nostris regionibus alio in loco a Papia usque huc. Set e
psalterium quod misi si uidetur ut transcribatis transcribite si non
semper remittite; propter hoc igitur quod iussistis ut nuncium uobis trans-
mitterem ecce optutibus uestris presens adest. Si uestre prudentie placet
aut possibilitas subpetit per hunc mihi dirigite et de cetero quidquid
uobis placet uelut fidissimo seruo mihi mandate. Dominum etiam Oli-
banum patrem meum mea uice obsecrate ut beneficium et karitatem
quam mihi presenti semper solitus est conferre etiam absenti non ne-
glegat impendere. Ut et hi qui eum non nouerunt cognoscant quam
benignus erga me et ceteros meos similes consueuit existere. In deo]
frater ualeas karissime semper et nostri miserearis iugiter memor.
Diese enthalten eine Art paraphrasierender Erklüruug einzelner Sätze
des Textes, so z. B. am linken Rande, Mitte: Magnitudinum proportio
est ut puta medium tertium quadrans uel his similia | Numerorum рго-
portio est uelud duplum triplum quadruplum uel his similia. — Paläo-
graphisch sind die Randnoten auch darum merkwürdig, weil sie, frühe
stens im 11. Jahrhundert eingezeichnet und doch den von Ewald uni
Loewe in den Exempla tab. V aus dem Ovetensis s. VIII reproduzierten
Proben verwandt, die lange Kontinuität dieser Schriftübung für Katale
nien ebenso dartun wie die Exempla Tab. XXXIV aus dem Tolet. 14, 23
a. 1070 mitgeteilten Zeilen für Kastilien.
Nachtrüglich bemerke ich bei der Durchsicht des für Etienne Baluze im
Jahre 1649 angefertigten Katalogs der Rivipullenses (Paris, Bibl. Nat.
Coll. Baluze Nr. 372), daß Nr. 41 dieses Verzeichnisses (losephus und
Orosius, vgl. Nr. 81 des weiter unten mitzuteilenden alten Katalogs) die
Datierung enthielt (fol. 407 der Hs.): Fuit scriptus praedictus liber 4. Ка-
lendarum Septembrium Era 1049 Anno Domini 1011 indictione 9, also
während des Hirtenamtes des Abtes Oliva.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 99
der Regierung des Frankenkönigs Robert, d. h. im Jahre 1011
hergestellt hat.! Wenn Ripoll ein so wichtiges Handbuch wie
das Forum iudicum von auswürts erwirbt und nicht in seinem
eigenen Skriptorium herstellen läßt, so würde das eigentlich
gegen dieses sprechen; dem scheint aber doch nicht so zu sein.
Unter der Signatur Z. II, 2 wird in der Eskorialbibliothek eine
als ‚Codice de Cardona‘ bekannte Abschrift des Forum iudicum
aufbewahrt, über die Hartel-Loewe BPLH. I, 132f., Ewald,
Reise 282f. sowie Ewald und Loewe in den Erlüuterungen
zu Taf. XXXIX ihrer Exempla gehandelt haben. Diese Hand-
schrift, welche der Bischof von Vich, Cardona, im Jahre 1585
Philipp II. für die Eskorialbibliothek schenkte, enthält nun fast
wörtlich dieselbe Aufschrift; zu den geringen Varianten gehört
die, daß statt anno XV im Escorialensis anno XVI steht. Wir
haben hiermit den Beweis, daß Homo bonus levita innerhalb
des Zeitraumes von zwei Jahren zwei Abschriften des Forum
iudicum fertigstellte, von denen eine für die bischöfliche Biblio-
thek in Vich, die andere für Ripoll bestimmt war. Man geht
wohl nicht fehl, wenn man an handwerksmäßige Herstellung
juridischer Texte denkt, und es ist wahrscheinlich, daß die Kir-
chenverwaltungen es vorzogen, sie von dem Fabrikanten zu
beziehen, als im eigenen Skriptorium herstellen zu lassen.
Den Mangel bestimmter Nachrichten über die Erwerbung
oder Anfertigung von Manuskripten für das Ripoller Kloster
unter der Hirtenzeit des Abtes Oliva ersetzt bis zu einem ge-
wissen Grade der alte Handschriftenkatalog des Klosters, der
in der vorliegenden Untersuchung so oft herangezogen wurde.
Bevor wir ihn nach der vollständigsten, bis heute unveröffent-
lichten Abschrift mitteilen, ist es vielleicht angezeigt, die bisher
gebotenen Angaben über dieses Verzeichnis (vgl. oben S. 23,
33 Anm. u. 0.) kurz zusammenzufassen.
! In nomine Domini incipit liber iudicum popularis: quorum merita iudi-
cialis sententia premit. Scriptum videlicet in Barchinona civitate a
iussione Bonus homo levita, qui et iudice: a rogatu de Sinderedo dia-
cono filium quadam (so) Fructuoso Camilla ad discernendas causas iudi-
ciorum inter potentem et pauperem noxium et innoxium iustum et in-
iustum veridicum et fallacem rectum et erroneum raptorem et sua bene
utenti. Cuius libri explicatio die kalendas Septembras (so) anno XV
regnante Roberto rege francorum in Francia.
1*
100 III. Abhandlung: Beer.
Gemeinsame Quelle aller bisherigen Abschriften und Aus-
gaben des Katalogs ist der heute verlorene Rivipullensis, olim 40;
aus diesem hat die Liste zuerst Benito Rivas abgeschrieben
(Bibliothek der Madrider Akademie der Geschichte, Est. 27
Gr.-4° E. N. 122). Unabhängig von der Rivaskopie ist die Ab-
schrift, die Villanueva nahm und Viage VIII, 216f. veröffent-
lichte; diese ist aber nicht vollständig, was zuerst Ewald, Reise 389
erkennen ließ, der auch (nach dem Vorgange von Rivas) den
olivianischen Ursprung des Inventars annahm. Leider hat Ewald
nur kurze Auszüge aus der Rivasabschrift gegeben, die Becker,
Catalogi antiqui Nr. 49, S. 134 abdruckte. Die von Pellicer y
Pages S. 106 gebotene Liste wiederholt mit wenigen Änderungen
die Angaben Villanuevas; die ‚Handschriftenschätze‘ stellen unter
Nr. 391, S. 412f. das damals bekannte Material zusammen.!
Schwierigkeiten bereitet der Umstand, daß der Katalog
flüchtig, insbesondere mit vielen Abkürzungen eingetragen war,
die sowohl Rivas wie auch Villanueva wiederholt mißverstan-
den haben: so hat Villanueva Plutargus statt Psalterium argen-
teum gelesen (vgl. oben S. 23f.), Ims kopiert, statt Imnos auf-
zulösen, Rivas wieder Iners statt Lectionarios abgeschrieben
(auf weitere Irrtümer machen die Anmerkungen meiner Aus
gabe aufmerksam). Unter diesen Umständen ist Konjekturen
ein gewisser Spielraum gestattet, doch halte ich mich, soweit
dies tunlich, an die vollständigere Rivasabschrift, auch in der
Zählung, die den von Rivas eingehaltenen Absätzen folgt,? füge
jedoch die Varianten der Kopie Villanuevas bei, der einzelne
Rubriken besser gelesen, vollständiger abgeschrieben, speziell
die Reihenfolge der Eintragungen sorgsamer berücksichtigt hat.
! Bemerkungen zu einzelnen Stellen des alten Katalogs lieferten M. Mani-
tius, Philologisches aus alten Bibliothekskatalogen (bis 1300), Frankfurt
a. M. 1892 (Ergänzungsheft zum Rhein. Museum, N. F., Bd. 47), sowie
J. H. Albanés, La Chronique de Saint-Victor de Marseille, Mélanges
d'Archéologie et d'Histoire VI, 1886, 227 ff.
DaB die von Rivas getrennt angeführten Titel der Werke nicht immer
selbständige Volumina bezeichnen, sieht man sofort (vgl. Nr.198f.), auch
zieht die alte Beschreibung selbst manche von Rivas getrennte Titel
zusammen (wie 223 und 224). Dadurch, daß man die ‚Quaterniones‘ und
wohl auch andere Nummern nicht als selbständige Bände ansah, sowie
die nach Monserrate abgegebenen Codices ausschied, mag sich die Be-
rechnuug ,volumina 192* ergeben haben.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 101
Ніс est brevis Librorum Sanete Marie.
(1—3) Bibliotecas III. | (25—21) Prophetarum III.
(4—5) Moralia II. (28—29) Epistolas Pauli II.
(6—1) Cartularia II. (30—33) Passionaria ШІ.
(8—9) Estiualia II. (34—35) Collationes II.
(10—22) Antiphonaria XIII. | (36—37) Vitas patrum II.
(23— 24) Prosarios II. | (38—40) Textus euang. III.
Die Aufschrift enthielt keinen Zusatz über die Zeit der Anlage des
Katalogs, doch versichert Rivas, die Einzeichnung stamme aus dem 11. Jahr-
hundert, und fiigt zum Schluß seiner Abschrift bei: ,Este Cathalogo presumo
se formó en tiempo del Abad Oliva'. Ferner erwühnt er (wie auch Villanueva
VIII, 35) ein nach Olivas Tod (Villanueva: А 14 de Marzo del аїо 1047)
angelegtes Inventar, welches das ,Psalterium argenteum‘ anführte (vgl Nr. 117
des Katalogs) und die Summe zog: et sunt libri numero centum XC duo.
Ist die Identifizierung des Handschriften-Sammlers und Spenders Salomon
richtig (vgl. Anm. zu Nr. 218—228), so erhált jene Datierung eine neue
Stütze.
(1—3) Alle diese drei alten Bibeln verloren. Rivas führt unter Nr. 54
seines Katalogs noch an: Biblia Sacra, continens Genesim, Exo-
dum, Leviticum, Numerum (so), Deuteronomium, Libros Josue,
Judicum cum Praefationibus D. Hieronymi ...es un libro en
folio de letra excelente y segun su caracter del siglo XI.
(4—5) Verloren. Auch Rivas sah nur mehr zwei Exemplare der Sentenzen
Gregors (Nr. 49 und 52, beide s. XI) und einen codex des Liber
Pastoralis (Nr. 182, s. X), keine Handschrift der Moralia.
(6—7) Auch die Transsumpte verloren, vgl. oben S. 13. Über ziemlich um-
fangreiche, in der Kollektion Baluze der Pariser Nationalbibliothek
erhaltene Abschriften des 17. Jahrhunderts s. 8.76, Anm. 2.
(8—9) Breviere oder Homilien, vgl. in dem Salzburger Katalog Becker
115, 130: due omelie hiemales et estiuales. Verloren. In Villa-
nuevas Abschrift des Katalogs folgen jetzt die Nummern 80—55.
(10—22) Verloreu, ein specimen als Füllsel im Kod. 106, fol. 26v, s. Taf. IV.
(23—24) Verloren. (25—27) Desgleichen.
(28—29) Desgleichen., (30—33) Desgleichen.
(34—35) Cassian. Gleichfalls verloren. (36—37) Verloren.
(38—40) Villanueva beschreibt Viage ҮШ, 43 einen ,codice de los IV evan-
gelios con las iniciales iluminadas sin distincción de capitulos,
escrito en el siglo XI‘, vielleicht einen der hier aufgezählten;
die von Villanueva unmittelbar darauf beschriebene Evangelien-
handschrift, die auch den ,liber sacramentorum editus a S. Ge-
lasio papa romano emendatus a beato Gregorio* enthielt, kann
hier nicht angeführt sein, da sie (nach Rivas Nr. 155) 1048 ge-
schrieben wurde.
102 ПІ, Abhandlung: Beer.
(41—51) Missales XI. | (68—64) Alii homiliarum II su-
(52—55) Lectionaria IIII. per matheum.
(56—57) Dialogorum II. (65) Super lucham. Super
(58—59) Exameron II. iohannem.
(60) Ethimologiarum. (66) Claudium.
(61) Liber de Trinitate. | (67—68) Liber bede cum euan-
(62) Liber omeliarum su- geliis II.
per Jezechielem. (69) Aimonis I.
(41—51) Verloren. (In dem für Etienne Baluze im J. 1649 angelegten Ka-
talog der Rivipullenses, Paris, Bibliothéque Nationale, Coll.
Baluze Nr. 372, findet sich unter Nr. 132, fol. 21" der Hand-
schrift die kurze Beschreibung: ‚Liber qui est missale uetus).
(52—55) Desgleichen. (Rivas kopierte: Iners, Villanueva löste richtig auf.)
(56—57) Desgleichen. Vgl. die Bemerkung zu 4—5.
(58—59) Des Ambrosius Hexaemeron finde ich weder in alten noch neueren
Katalogen Ripolls verzeichnet.
(60) Isidorus. Verloren. Rivas beschreibt unter Nr. 60 seines Katalogs
eine Handschrift (s. XI), die: ,Ethimologia et significationes
diversarum rerum* und andere kleinere Stücke enthielt. Spuren
der Benützung der Et. in cod. 106, s. S. 65: Tertia divisio to-
tius numeri, III, 8; De quadrifario dei opere, Schrifttafel 3,
vgl. Is. Et. ed. Otto, S. 637.
(61) Nicht nachzuweisen (Augustinus oder Hilarius).
(62) Heute Nr. 52 mit dem Vorwort des Mönches Wifred, s. oben S. 31.
(63—64) Villanueva kopiert: XL Homelie II: super Matheum. super Lucam.
super Johannem; in der hier zugrunde gelegten, von Rivas
angefertigten Abschrift werden aber 63—64 deutlich von 65
geschieden. Zu vergleichen wäre aus dem Katalog von St
Gallen Becker 22, 146, unter den Augustiniana: questionum in
evangelium mathei et luce et iohai libri Ш in vol. I.
(65) Vgl. 63—64.
(66) Vielleicht des Claudius Taurinensis (Schülers des Bischofs Felix von
Urgel) Auslegung der Korintherbriefe wie in Bobbio (Becker
32, 255) oder ein anderer seiner Bibelkommentare.
(67—68) Von Rivas wird unter Nr. 57 eine Handschrift: ,Expositiones Evan-
geliorum per Bedam' mit anderen Stücken (darunter das Carmen
des Bischofs Oliva, vgl. oben 8. 85) beschrieben. Villanueva
VIII, 36. In derselben Handschrift auch die S. 43 besprochen®
Vita S. Nicolai.
(69) Offenbar Aimonius (Haimo) Floriacensis Historiae Francorum libri
IV, eine bald nach der Abfassung (durch das commercium litte-
rarum zwischen Fleury und Ripoll, s. oben S. 72 ff.) erworbene
Abschrift. Verloren.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. 1. 103
(70 --11) Istoria ecclesiastica П. (18) Liber Sancti bene-
(42) Tripartita. dicti.
(43) Canticum graduum. | (79) Liber de natura boni.
(14—15) Prosperum II. | (80) Gerachia.
(16) Porphirium grecum. | (81) Iosephum.
(11) Oollectarum I. . (82) Веде de temporibus.
(70—71) Verloren (Eusebius).
(72) Verloren. (Die Historia ecclesiastica vocata tripartita des Aurelius
Cassiodorus.)
(73) Desgleichen. (Ps. 119 f., Text oder Kommentar.)
(74—75) Desgleichen. Villanueva: Prosperum I. Vgl. Manitius, Philologisches
(76)
(77)
(78)
(79)
(80)
(81)
(82)
aus alten Bibliothekskatalogen, Frankfurt a. М. 1892, 8. 118.
Villanueva: Prophetarum grecum. 8. die Anmerkung zu Nr. 80 des
Katalogs, vgl. übrigens oben 8. 55.
Vgl. Homeliarum collectarum I in Bobbio, Becker 32, 650; vgl.
auch Becker 36, 90.
Wohl die von Rivas unter Nr. 37, von Villanueva ҮШ, 55 ff. be-
schriebene Handschrift, die außer Benedikts Regel die kleinen
Schriften des Mönches Oliva barg, vgl. 8. 86.
Verloren. Augustinus.
Die von Rivas unter Nr. 33, von Villanueva VIII, 44 beschriebene,
heute verlorene Handschrift, die außer ‚Hierarchia S. Dionysii
Areopagitae‘ noch eine vita 5. Martialis, Fulgentii ep. де fide
ad Petrum diaconum, den ‚Liber Porfirii‘ und die Categoriae
Aristotelis ab Augustino translatae enthielt.
Verloren. losephus Flavius, die obige kurze Bezeichnung auch
sonst in alten Katalogen, s. Becker 94, 31 und 95, 79. Bestätigt
wird diese Bestimmung durch die in dem für Baluze 1649 an-
gelegten Katalog der Rivipullenses (Paris, Bibl. Nat. Coll. Ba-
luze 372) unter Nr. 41 enthaltene Beschreibung (fol. 7" der
Handschrift): in folio magno pondere maximo Liber incipiens:
Quoniam bellum quod cum Populo Romano gessere Judaei om-
nium maximum quae nostra aetas uidit quaeque auditu per-
cepimus‘ etc. Eine Autorangabe fehlt, aber aus der Beschrei-
bung geht bestimmt hervor, daß ein Exemplar des Iosephus
Flavius de bello Judaico verzeichnet wird. Die Abschrift stammt
aus der Zeit des Abtes Oliva (1011), vgl. oben S. 98, Anm. 2.
I. H. Albanés, La Chronique de Saint-Victor de Marseille, Mélanges
d'Archéologie et d'Histoire VI (1886) 2871ff. wollte diese Hand-
schrift mit dem Vatic. Reg. 123 identifizieren, da er, Villa-
nuevas unrichtiger Angabe folgend, meinte, der Katalog stamme
erst aus dem 12. Jahrhundert. Der Reginensis ist aber eine
erst nach der Anlage des hier mitgeteilten Katalogs angefertigte
104
Ш. Abhandlung: Beer.
(83) | Confessiones. | (94—98) Canones У.
(84—85) Pastoralia II. (99—104) Glossas VI.
(86—88) Summum bonum (105—107) Lib. iudices III duo
ПІ. uetustissima.
(89—91) Martirologia ПІ. (108—109) Decada II.
(92) Ortographia. (110) Metodium.
(93) Capitularem K. (111) Topica.
Abschrift, bei deren Herstellung allerdings Ripoller Quellen be-
nützt wurden. Näheres hierüber und über die Beziehungen
Ripolls zu St.-Victor im zweiten Teile dieser Studie.
(83) Nicht nachzuweisen. So weit ich sehe, ist dieses Werk des Augu-
stinus sonst in alten spanischen Katalogen nicht verzeichnet.
(84—85) Rivas Nr. 182: ,Pastoralis Gregorii P. P. en pergamino del siglo X.
(86—88) Isidorus. Alle Exemplare verloren. Nachtrüglich finde ich in dem
für Baluze hergestellten Katalog der Rivipullenses (vgl. die
Anm. zu Nr. 41—51) fol. 21" der Handschrift folgende Beschrei-
bung: 127 (ohne Angabe des Formats) Liber de summo bono
Beati Isidori. Item confessio seu oratio Beati Ildefonsi Tole-
{апае sedis Archiepiscopi. Item liber eiusdem de virginitate
Sanctae Mariae contra haereticos et Judaeos.
(89—91) Eines dieser Exemplare wohl identisch mit Kod. 40 der Rivasliste,
der zu Beginn ein ,Necrologium Monachorum et Benefactorum
Monasterii Rivipulli‘ enthielt. Über die anderen Stücke der
Handschrift vgl. S. 23 und 100.
(92) Wohl Cassiodor.
(93) | Die heute noch erhaltene Handschrift Nr. 40 vgl. 8. 95. K ergänzen
Rivas und Ewald, Reise 389, richtig: Karoli.
(94—98) Über die Ripoller Handschriften der canones conciliorum us
die noch erhaltene junge Abschrift eines Exemplars s. oben
S. 68.
(99—104) Ein schönes Exemplar noch im Кой. 74 erhalten, vgl. 8. 56
und 68.
(105—107) III. duo uetustissima fehlt bei Rivas. Ein Exemplar war die
Homo bonus-Abschrift aus dem Jahre 1011, vgl. S. 98; als
Reste eines der uetustissima wurden S. 33 die Schutzblätter
des Kod. 46 angenommen.
(108—109) II. fehlt bei Rivas. Vielleicht Decadae Psalmorum, z. B. in Saint
(110)
(111)
Riquier (Becker 11, 24), diese wären aber unter Nr. 117—140
angeführt worden; daher eher Decades sancti Augustini super
psalmos wie in St. Gallen (Becker 22, 153 Ё).
Selbständig nicht nachzuweisen. Metodii Paterensis de errore ho
minum im Kod. 106, fol. 117.
Boéthius. Vgl. oben 8. 53 f.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 105
(112) | Sententiarum par- (158) | Doctrina Chri-
uum. stiana.
(113—116) Medicinalia IIII. (159) ` Gesta iulii.
(117—140) Psalterium argen- | (160—161) Amelarii II.
teum alios XXIet (162) | Espositum regule.
unum toletanum (163) | Sententiarum Gre-
et alterum tripli- gorii.
cum. (164) | Registrum Augu-
(141—150) Ymrs X. stini.
(151—157) Orationes УП. (165) Ешріџт.
(112) Vielleicht Tajos Exzerpte, Kod. 49, з. S. 34ff. Vgl. Nr. 163 des
Katalogs.
(113—116) Verloren. Jüngere Kopien medizinischer Schriften im Ked. 181,
s. S. 6.
(117—140) Durchwegs verloren. Einen Liber Psalmorum iuxta editionem
LXX interpretum a sancto Hieronymo editum s. X—XI sah
noch Rivas (Nr. 117 seines Katalogs) Über den Silberpsalter
s. S. 19 ff.
(141—150) So Rivas mit der Bemerkung: ,entiendo Jeremias'; man hätte
also an zehn Exemplare der Lamentationes zum Chorgebrauch
(wührend der Karwoche) zu denken; Villanueva las aber
Ims X, was Aug. Engelbrecht zweifellos richtig als Imnos
(Imnarios) deutet.
(151—157) Nach diesem Absatz und nach 197 hat Rivas zwei Zeilen aus-
punktiert, wohl deshalb, weil er die zwei folgenden Einzeich-
nungen nicht lesen konnte; müglicherweise war hier oder nach
197 der heute verlorene Kodex mit dem liber Prognosticorum
futuri saeculi des Iulianus Toletanus verzeichnet, der von
Villanueva, Viage VIII, 51 dem 11., von Rivas (Nr. 158) dem
10. oder 11. Jahrhundert zugewiesen wird.
(158) Augustinus. Verloren.
(159) Verloren. С. Iulius Caesar, vgl. das Verzeichnis der Bücher von
Le Becq: Gesta Caesaris. in alio gesta Caesaris et Orosii,
Becker 86, 100 f. Vgl. auch Manitius, Philologisches aus alter
Bibliothekskatalogen, S. 24.
(160—161) Rivas verzeichnet unter Nr. 76 und 162: Liber officiorum Amala-
rici episcopi ad Carolum regem; beide Exemplare verloren.
(162) Natürlich В. Benedicti. Nicht erhalten.
(163) Verloren. Rivas Nr. 49: Liber Sententiarum Gregorii papae urbis
Romae. Letra muy hermosa del siglo XI. Vgl. Ewald, Reise 390.
(164) Verloren.
(165) Рег oben 8. 37 ff. ausführlich besprochene Eugippiuskodex.
106 ПІ. Abhandlung: Beer.
(166—167) Epacticum II. | (110—171) Augustin. II.
(168) | Regum. | (172) Alius liber de com-
(169) Genera officiorum. puto.
Libri artium.
(173—176) Donatos IIII. (188—189) Ysagoges II.
(111—118) Priscianos II. (190) | Cathegorias.
(179—180) Priscianellos II. | (191) Peri ermenias.
(181—182) Virgil. II. |. (192) Macrobius.
(183—185) Sedul. III. (193) | Boetius.
(186—187) Constructiones II (194) | Commentum Vir-
una cum Äratore. | gili.
(166—167) Verloren. Vielleicht Isidor, vgl. Rivas Nr. 36: Isidorus super Pen-
tateucum et super lib. Regum etc. s. X—XI. Vgl. auch Becker
8, 26.
(168) Vgl. die Anmerkung zur vorhergehenden Nummer.
(169) Verloren. Isidorus.
(170—171) Rivas verzeichnet unter Nr. 35: Sermones D. Augustini s. X—XI.
Zu erwähnen wäre auch die S. 25 ff. eingehend behandelte
Mischhandschrift, die an erster Stelle Quaestiones Augustini
enthült; ferner beschreibt der für Baluze hergestellte Ka-
talog der Rivipullenses (vgl. Anm. zu Nr. 41—51) unter Nr. 113
(fol. 21 der Handschrift) folgendes Ms.: ‚in fol. Liber Beati
Augustini. Continet capitula 84 de caritate, de patientia, de
dilectione, de humilitate, de indulgentia, de compunctione, de
oratione, de relinquendo saeculo etc. Post medium ait: Incipit
liber Sancti Augustini Antistitis Hipponensis de conficta vi-
tiorum et de machina virtutum. Post tractatum hune: Incipit
liber de quatuor virtutibus cardinalibus‘; endlich fol. 22":
147 (wieder ohne Angabe des Formats) ,Liber Sancti Augustini
Episcopi vetustissimus et а blattis semicomestus‘.
(172) | Villanueva, der eine andere Abfolge der Eintragungen bietet
(vgl. S. 100), setzt diese Nummer nach 208—209 des vorlie
genden Verzeichnisses, wo sie offenbar an ihrem richtigen
Platze steht.
(173—176) Verloren. Rivas Nr. 41: Grammatica Donati ohne weitere Angabe.
Über die Libri artium vgl. oben S. 53 ff.
(177—178) Ein prächtiger Priscian, heute noch im Kod. 59 erhalten. Zu
dieser und den folgenden Nummern der libri artium vgl. oben
8. 53 ff.
(183—185) Vgl. Manitius a. a. O. 128. (186—187) Vgl. ibid. 14.
(192) Vgl. ibid. 108. (193) Vgl. ibid. 135 und S. 53 dieser Studie.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll, I. 107
(195—196) Breuiarios lectio- | (202—206) Missales toleta-
num Il. nos V.
(197) | Legem romanum. (207) | Liber de horis.
Ua ewe s (208—209) Quaterniones de
Е computo II.
(198) | Quaterniones de (210) | Terentius.
boetii et alius de (211) ` Arithmetica.
iuuenal. (212) Musica. Я
(199) Quaterniones albof. | (218) Liber eiceronis de
(200) Alter de XII | Amicitia.
signis. | ET
(201) Alius de Athanasio. | (214) Auianum.
(195—196) Verloren.
(197) | Offenbar ein Exemplar der bekanntlich von Gust. Haenel muster-
gültig edierten Lex Romana Visigothorum, von der sich in
Spanien nur eine alte Abschrift (in der Kathedralbibliothek
zu León) erhalten hat.
(198) | Quaterniones de Boetii wohl identisch mit Kod. 168, vgl. oben
S. 9. Manitius a. а. О. 135. Über Juvenal in Ripoll vgl.
oben 8. 56.
(199 So Rivas und Ewald; Becker, vielleicht richtig: albos.
(200) Daraus vielleicht die Einzeichnung im Kod. 106, fol. 757, s.
Taf. VI.
(201) Nicht nachzuweisen.
(202—206) Sämtlich verloren. Vgl. S. 31 Anm. 1.
(207) Rivas und Villanueva: heris. Wohl der heute noch erhaltene
Kod. 225, vgl. oben 8. 58.
(208—209) Rivas 162: Liber computorum (vor der Amalariusabschrift) s. X—
XI. Verloren.
(210) Verloren. Vgl. S. 55f. Diese Einzeichnung und die folgenden
Nummern sind in Villanuevas Ausgabe des Katalogs nicht
enthalten und werden nach der von Benito Rivas hergestellten
Abschrift hier zum ersten Male veröffentlicht.
(211) Verloren, vgl. übrigens Nr. 198 dieses Katalogs und 8. 53f. dieser
Studie.
(212) Verloren (Bo&thius). In dem für Baluze angelegten Katalog der
Rivipullenses (vgl. die Anm. zu Nr. 41—51) finde ich unter
Nr. 101 (fol. 15" der Handschrift) verzeichnet: ‚in fol. Liber
inscriptus Musica Boecii simul cum Rhetorica Ciceronis*,
(213) Verloren.
(214) Verloren.
108
(215)
(216)
Ш. Abhandlung: Beer.
Quiratui. (217) | Commentum par-
Liber dialectice. tium.
Hos libros dedit salomon pro ermengaudo filio suo.
(218)
(219)
(220)
* (221)
(222)
(293)
(215)
(216)
Vita Sancti Gre- commentum par-
gorii. tium ^ maiorum
Prosperum. siue medio titulo.
Duos Canones. | (224) Кеш alium Priscia-
Sententias Ysidori | nulo cum declina-
cum eius cro- | tionibus.
|
|
|
nica. (225) | Eiusdem in XII
Donatum I cum uirgilii uersibus.
Seruiolo. ¬ (226) | Etmaiorem Priscis-
Priscianulo iuniore | num de Construc-
ac Remigio uel tionibus.
So deutlich in der Rivasabschrift; ich lese Oratium, vgl. oben
S. 56; diese Annahme wird indirekt durch den für Baluze
hergestellten Katalog der Rivipullenses (vgl. die Anm. zu
Nr. 41—51) bestätigt, denn dort wird das sonst nirgends be-
legte Vorhandensein eines Ripoller Horazkodex bezeugt; unter
Nr. 189 (fol. 26" der Handschrift) lesen wir: Quinti Horatii
Flacci Venusini Poétae lyrici poómata omnia. Maecenas atari:
edite regibus O et praesidium et dulce decus meum etc. totus
ipsius textus sine hypomnematis.
Verloren. (217) Verloren (Priscian).
(218—228) Der Spender dieser Codices ist wohl identisch mit jenem Salomon,
(218)
(219)
(221)
(223)
(224)
(226)
der in dem von Poncius an Johannes gerichteten Briefe als
Entsender von Handschriften (zum Zweck ihrer Kopierung) ge:
nannt wird, vgl. oben S. 97, Anm. 3.
In dem noch erhaltenen Kod. 52 geht den Homilien Gregors in
Ezechielem die Vita Gregorii des Johannes Diaconus voran.
Verloren. (220) Vgl. Nr. 94—98 dieses Katalogs.
Verloren. (222) Verloren (vgl. Nr. 173—176 dieses Kataloge).
In der von Rivas angefertigten Abschrift deutlich von Nr. 223
durch Absatz geschieden und doch syntaktisch dazu gehörig.
Da siue in diesem Teile des Katalogs wiederholt kopulatir
gebraucht wird, suchte ich in medio titulo den verderbten
Titel einer grammatischen Schrift, allein vergebens; so behält
ein von Ph. Aug. Becker mitgeteilter Vorschlag Recht, siue in
sine zu ändern und in dem Beisatz einen Hinweis auf das
Fehlen eines Zwischentitels zu sehen.
Verloren. (225) Verloren.
Vgl. Nr. 177—178 des Katalogs.
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. І. 109
(227) | Et Centimetrum de (228) Е boetium de con-
uirgilio siue iu- solatione siue de
uenale. trinitate.
In Montesserate.
(229) | Missale Т. (292) | Ушпов.
(230) | Sermonarium I. (233) ^ Antifonarium I.
(231) | Rabbanum.
(234) | Porphirium. (299) | Beda cum sichoma-
(235) Et Augustini. chia siue Quint.
(236—237) Duo commenta Рог- ( ac Cattone.
phirii. (240) ^ Centonem in euan-
(238) Commentum boetii | gelio.
super Augusti- (241) Sedulium.
num uel Aristo- (242) Ac oratore.
telem. |, (243) . Et iudicum.
Petrus pro Johanne dedit.
(244) S Amelarii. | (246) et altercationem
(245) | Augustinum de doc- Athanasii et
trina christiana. Arrii.
(227) Verloren. Rivas liest Centimentitum. (228) Verloren.
(229) Betreffs dieser nach ‚Montesserate‘ abgegebenen, durchwegs ver-
lorenen Handschriften sei daran erinnert, daß Santa Cecilia
auf dem Monserrate 1023 von Oliva für Ripoll wieder ge-
wonnen wurde, vgl. oben 8, 79.
(282) | Rivas: Ymi. (234—237) Vgl. oben S. 54 u. 56.
(238) | Vgl. oben 8.54. (239) Vgl. oben 8. 54 п. 69 Я. (240) Verloren.
(241) | Vgl. oben 8.62. Selbständig nicht nachzuweisen.
(242) Aratore. Vgl. Manitius а. a. О. 8. 144. Rivas verzeichnet unter
Nr. 254 seines Katalogs: Magister Joannes de Ecclesiae sacra-
mentis, Liber Aratoris subdiaconi en verso exametro en per-
gamino, su letra del siglo XI.
(243) Ein Forum iudicum (vgl. Nr. 105—107 dieses Katalogs), wenn
Rivas richtig kopierte; doch paßt das Rechtsbuch schlecht zu
den vorangehenden Texten, weshalb Wilh. Weinberger an-
sprechend Iuuencum liest.
(244) Vgl. Nr. 160—161 dieses Katalogs. (245) Verloren.
(246) Vigilius Thapsensis. Verloren. Eine spätere Abschrift in dem aus
Ripoll stammenden Kodex der Pariser Bibl. Nat. F. lat. 5132
fol.26 ff., vgl. Cat. cod. ms. Bibl. regiae IV, 42 und E. du Méril,
Poésies populaires latines du moyen âge, Paris 1847, 8. 303.
110 ПІ, Abhandlung: Beer.
Obwohl, wie bereits bemerkt wurde (vgl. oben S. 100,
Anm. 2), den im vorstehenden Kataloge beigefügten Nummern
gewiß nicht durchwegs selbständige Volumina entsprechen, so
gewährt das zum ersten Male nach der vollständigsten Abschrift
bekannt gemachte Verzeichnis doch einen guten Einblick in
die Reichhaltigkeit der Ripoller Klosterbibliothek unter dem
Hirtenamt Olivas; in Spanien kann sich keine Bibliothek jener
Zeit — die der Kathedralkirche Toledo, über deren Bestand
in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts wir jedoch urkund-
lich nicht unterrichtet sind, vielleicht ausgenommen — mit der
Ripoller Bibliothek messen; außerhalb Spaniens gab es damals nur
wenige Klosterbibliotheken, und zwar nur die berühmtesten wie
z. B. Bobbio, St. Gallen, Lorsch, Reichenau, welche die Ripoller
Bücherei an Zahl der Manuskripte übertrafen. Der Ripoller
Katalog ist auch darum merkwürdig, weil er, wenngleich in
der Anlage der überwiegenden Mehrzahl anderer Bibliotheks-
kataloge folgend und zuerst die biblischen und liturgischen,
dann die Profantexte und späteren Zuwendungen anführend,
doch den Einschlag aufweist, den die profanen Lehrtexte (Libri
artium) der Bibliothek gaben; der Katalog belehrt uns auch,
wie kein anderes Zeugnis, über die außerordentlich großen Ver-
luste, welche die reiche Sammlung im Laufe der Jahrhunderte
erlitten hat. Die biblischen und liturgischen Manuskripte, durch
vielen Gebrauch hart mitgenommen, durch prächtige Druck-
erzeugnisse auf diesem Gebiete verdrängt, sind fast durchwegs
verloren; einige patristische Codices und einige wissenschaftliche
Lehrbehelfe, das ist alles, was von dem einstigen Reichtum
bis auf unsere Tage gerettet wurde. So bildet der Katalog
mit anderen früher herangezogenen Quellen das wertvollste
Mittel, um die Grundlage zu erkennen, auf der sich das litera-
rische Leben im Kloster bis zum Ausgange des Mittelalters
fortentwickeln konnte; dies an der Hand der wichtigsten aus
späterer Zeit erhaltenen Codices darzustellen, ist Aufgabe des
zweiten Teiles der vorliegenden Studie.
Durch die Unterstützung der kaiserl. Akademie der Wis
senschaften und dank der speziellen Fórderung, welche der ver
blichene Vizepräsident der Akademie, Wilhelm v. Hartel
der Sekretär der philosophisch-historischen Klasse, Josef v.
Karabacek und das korrespondierende Mitglied Augus!
Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I. 111
Engelbrecht diesen Forschungen angedeihen ließen, ist es
möglich gewesen, das bereits früher gewonnene Material durch
Studien in einer an einschlägigen Erläuterungsquellen beson-
ders reichen Sammlung, in der Pariser Nationalbibliothek zu
ergänzen; ein Teil der Nachtrüge wurde noch vor Abschluß
des Druckes hier verwertet, andere Ergebnisse der Pariser
Forschungen, die erwünschte Ausblicke auf die spätere litera-
rische Tätigkeit des Klosters eröffnen, sollen in dem zweiten
Teile der Abhandlung Aufnahme finden.
So reich und vielgestaltig die geistigen Interessensphären
Ripolls sich auch in späteren Jahrhunderten darstellen, so werden
sie doch, wie angedeutet, wesentlich durch die Grundlagen be-
dingt, die Abt Oliva während der Hochblüte des Klosters zu
schaffen wußte; unter ihm ist Ripoll geworden, was P. Piferrer,
einer der besten Kenner der katalanischen Lande, von dem
Kloster rühmt (Recuerdos y Bellezas de España II, 270 f.):
Panteón de los condes de Barcelona, sepulcro de los de Besalú,
precioso archivo de la historia de los siglos medios, monumento
arquitectónico donde estaba vivamente reflejado el pensamiento
de toda una época.
119 пі. Abhandlang: Beer. Die Handschriften des Klosters Santa Maria de Ripoll. I.
Schrifttafeln.
1. Cod. 46, 253 X 322 mm, Schutzblätter, Bruchstücke eines
Forum iudicum s. VIII(?) —IX. Vgl. 8. 33 ff.
2. 3. Cod. 49, 246 X 324 mm. Fol. 137: Taio, Sententiarum libri У,
Schluß; Fol. 137" De trinitate diuinitatis quaestiones s. X
(911). Vgl. 8. 34 ff.
4—9. Cod. 106, 225 X 265 mm, s. X.
(4). Fol. 267: Dominica in primo nocturno... Antiphona (mit
aquitanischer [diastematischer] Notation, später einge-
tragen), Fol. 277: Libellus emendationis des Presby-
ters Leporius, Schluß; Aufschrift des ersten Buches
der Soliloquia des Augustinus, vgl. 8. 61.
(5). Fol. 507, 517: Disticha Catonis, Prol. — 1,34, vgl. S. 61.
(6). Fol. 75": Sedulius Hymnus I, 95 — 110, darunter eine
tabula signorum, vgl. S. 61f. Fol. 76" Bruchstücke einer
Rezension des Corpus der Gromatiker, vgl. S. 62f.
(7. 8). Fol. 77°, 787, 80", 81": Bruchstücke aus derselben
Rezension, vgl. З. 63 f.
(9). Fol. 89": 37 Hexameter mit einem mesostichischen und
zwei Diagonalversen, vgl. S. 64f. Fol. 90": De generi-
bus numerorum u. a. (z. T. Exzerpte aus Isidors Etym.),
vgl. S. 65.
10. Cod. 42, 257 X 347mm, s. XI. Fol. 4" (später eingetragen):
Vita Sancti Philippi. Fol. 5*: Oliva monachus, Carmen de
musica. Vgl. S. 8f. 88.
11. Cod. 40, 300 X 360 mm, s. XI. Fol. 63": Versus in matale
apostolorum Petri et Pauli. Vgl. S. 98.
12. Cod. 168, 138 X 203 mm, s. XI. Fol. 57: Boethius de Arith-
metica I, 4. Vgl. S. 9 u. S. 98.
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Sitzungsb. d, kais. Akad. d. Wissensch., phil.-hist. Klasse, 155. Bd., 3. Abb,
Sitzungsberichte
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch-Historische Klasse.
155. Band, 4 Abhandlung.
Ran ostreit-Literatu r.
Ein Beitrag
zur vergleichenden Literatur- und Kulturgeschichte
von
Moritz Steinschneider,
weiland korresp. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Vorgelegt in der Sitzung am 11. Juli 1906.
Wien, 1908.
In Kommission bei Alfred Holder
k. u. k. Hof- und Universitáts-Buchhándler
Buchhándler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Periodische Publikationen.
Schriften der Balkancommission. Linguistische Abtheilung. I. Band.
Die serbokroatische Betonung südwestlicher Mundarten von
Milan Rešetar. 49, 1900. 10.K — 9 M.
— — П. Band. Das Ostbulgarische von Lj. Miletié, 49. 1905.
14 K 50 h — 13 M.
-— — ПЕ Band. Die Dialekte des südlichsten Serbiens von
Olaf Broch. 49. 1903. 16 K 40h — 14 M.
— — IV. und V. Band. Das Dalmatische von M. Є. Bartoli.
4°. 1906. 40 K — 36 M.
— — VI. Band. Der heutige lesbische Dialekt verglichen
mit den übrigen nordgriechischen Mundarten von Раш
Kretschmer. 4°. 1905. 30 К = 25 М.
Quellenwerke der altindischen Lexikographie. Band I: Der
Anekarthasamgraha des Hemachandra, mit Auszügen aus
dem Kommentar des Mahendra, herausgegeben von
Th. Zachariae. Grof-89. 1893. 12 К = 10 M.
— — Band II: Das Unadiganasutra des Hemachandra mit
dem selbstverfassten Kommentare des Autors, herausgegeben
von Joh. Kirste. Groß-8°. 1595. 10 К 40 h = 8 M. 10 Pf.
— — Band III: Der Matkhako$a, mit Auszügen aus dem
Kommentare und drei Indices, herausgegeben von Theodor
Zachariae. Grofi-89, 1891. 8 K 60h = î M.
— — Band IV: Der Dhätupätha des Hemachandra mit dem
selbstverfassten. Kommentar des Autors, herausgegeben
von Joh. Kirste. Groß-8°. 1901. 18 K — 16 M.
Schriften der südarabischen Expedition. I. Band. Die Somali-
sprache von Leo Reinisch. I. Texte. 49, 1900. 20 К = 15 M.
— II. Band. Die Somalisprache von Leo Reinisch. II. Wörter-
buch. 40, 1902, 50 К = 45 M.
— III. Band. Die Mehrisprache in Südarabien von Alfred Jahn.
Texte und Wörterbuch. 49, 1902. 24 K — 22M.
— IV. Band. Die Mehri- und Sogotrisprache von Dav. Heinr.
Müller. I. Texte. 4%, 1902. 94 К = 21 M.
— V. Band. Teil 1. Die Somalisprache von l.eo Reinisch.
III. Grammatik, 49, 1903. 12 K — 10 M. 40 Pf.
— VI. Band. Die Mehri- und Soqotrisprache. II. Soqotritexte.
4°. 1905. 48 K — 42 M.
Selbständige Werke.
Aptowitzer, V.: Das Schriftwort in der rabbinischen Literatur.
Prolegomena, 8%. 1906. 1К 90 h — 1 M. 90 Pf.
Bittner, Maximilian: Der vom Himmel gefallene Brief Christi.
in seinen morgenländischen Versionen und Rezensionen. 49.
1906. 16 K — 16 М.
IV. Abhandlung: Steinschneider. Haugstreit-Literatur. 1
IV.
Rangstreit-Literatur.
Ein Beitrag zur vergleichenden Literatur- und Kulturgeschichte
von
Moritz Steinschneider,
korresp. Mitgliede der Каз. Akademie der Wissenschaften.
(Vorgelegt in der Sitzung am 11. Juli 1906.)
Vorbemerkungen (Quellen).
Der vorliegenden Abhandlung, welche meine Forschungen
über die Beziehungen der arabischen Literatur zur europii-
schen abschließt (vgl. Sitzungsberichte Bd. 149, n. 4, Bd. 151,
n. 1), mögen einige Bemerkungen vorangehen, welche ihre
Entstehung und Umgestaltung sowie das Thema selbst betreffen.
Als ich im Frühling 1905 mein Material druckfertig er-
ledigte, glaubte ich noch, auf mein Thema zum ersten Male
aufmerksam gemacht zu haben (Hebr. Bibliogr. XXI, 1881,
3. 10); glücklicherweise hielt ich Umfrage und verfolgte die
Quellen der mir angedeuteten Forschungen rückwürts, so
weit sie mir unter persönlichen Hindernissen und Schwierig-
keiten zugänglich waren;! ich mußte mich auf Gebiete wagen,
deren Bücherkunde ich nicht beherrsche, und muß Ergänzungen
entgegensehen, um über Identität von Drucken mit abweichen-
dem Titel (s. z. B. n. 73°), Umfang, Inhalt und Form aus
eigener Anschauung berichten zu können.
! Ich bedaure namentlich die bisherige Unzugänglichkeit folgender Druck-
schriften: Knobloch, Streitgedichte usw. Breslau 1886 (Diss.); Alfred
Kalischer, Observationes іп poesiam roman. provinc. Berlin 1866 (Leip-
ziger Diss. Lit. Zentralbl. 1867, S. 580); Ach. Jubinal, Nouveau Re-
cueil des Contes dits Fabliaux, Paris 1839; Remains of the Early po-
pular poetry of England ed. by Hazlitt, London 1861.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 4. Abh, 1
2 IV, Abhandlung: Steinschneider.
Die allmähliche Erweiterung des Quellenkreises führte
Übelstände mit sich, indem die meisten Schriften nicht bloß
mein engeres Thema behandelten, also mancher Streit zweifel-
haft blieb, weil ich nicht selbst prüfen konnte, andererseits
die Einreihung größerer Massen sehr umständlich ist und leicht
zu Unordnung und Irrtum führt.!
Ältere Zusammenstellungen von Streitgedichten, welche
ich als Quellen häufig und mit bloßen Verfassernamen zitiere,
betreffen wesentlich eine Sprache, nur gelegentlich auf eine
Parallele in einer anderen Sprache hinweisend, die das Original
oder eine Übersetzung oder Bearbeitung enthält.
Seit der Mitte ungefähr des 19. Jahrhunderts haben Ita-
liener in Monographien, Sammlungen, Zeitschriften der volks-
tümlichen Literatur gesammelt und behandelt, witzige, scherz-
hafte, satyrische Gedichte großenteils aus dem Volksmunde
geschöpft, wo die Contrasti eine hervorragende Rolle spielen.
Mir sind wahrscheinlich nur einige der bedeutendsten Quellen,
hauptsächlich aus d’Anconas 2. Auflage der Origini bekannt.
Ich erwähne hier zunächst eine lehrreiche Schrift:
Giuseppe Pitr& verfaßte 3 Bände unter dem Titel: Biblio-
teca delle tradizioni popolari siciliane, wovon 1 und 2 mit
besonderem Titel: Canti popolari Siciliani Palermo 1870, Bd. 3:
Studi di poesia popol. vol. unico, Palermo 1872 (393 pp.):
p. 52/3 und 256 ff. behandelt Contrasti.
Alfonso Miola, Le seritture in volgare dei primi tre se-
coli della lingua ricercate nei codici della biblioteca publ. di
Napoli, vol. 1, Bologna 1878 (396 pp.), bietet Spezialitäten, die
an entsprechender Stelle zitiert werden sollen.
Adolfo Bartoli, Storia della letteratura italiana, t. ЇЇ
(and. Titel: La poesia ital. nel periodo delle origini, Firenze
1879 [417 pp.], behandelt im 1. Kap. die provenzalischen
Einflüsse und p. 76 ff. die Contrasti, auch französisch nach
Littré. Einzelnes zitiere ich unter den Schlagwörtern.
Ap. Lumini, La farse di Carnevale, Nicastro 1888, р. 23,
zitiert in der Note: Francesco Ferrari: Il contrasto della Bianca
! Mein erster Entwurf zählte nicht 100 Gegenstände, die erste Redaktion
gegen 120, zwischen den 140 schließlich geordneten Nummern mußten
über 50, durch b, e, d bezeichnet, eingeschaltet werden.
Rangstreit-Literatur. 3
e della Bruna im Giornale Stor. della letteratura ital., Torino
1885, vol. VI, p. 332—398, und findet mit Recht den Grund-
gedanken in Hohel. 1, 5: nigra sum sed formosa.
Dem gegenüber ist zu bemerken, daß Albert Schmidt:
‚Was muß man von der italienischen Literatur wissen?‘ 2. Auf-
lage von Grundriß der Gesch. der ital. Lit., Berlin o. J. (1900),
215 5. die oben besprochene Literatur grundsätzlich zu igno-
rieren scheint. S. 7 liest man: ‚Die Troubadours auf italie-
nischem Boden (13. Jahrh.) berühren den gründlichen Kenner
der Sprache und Literatur seltsam.‘ Auch er leitet die An-
fange des Dramas zunächst von heiligen Aufführungen ab.
(8.53, vgl. oben Anm. 1.)
Im Vordergrunde steht unter den lebenden Sprachen
das Französische, respektive Provenzalische, worin die
Troubadours eine besondere Gattung von Gedichten als Streit-
gedichte unterschieden — davon wird unten eingehend ge-
sprochen werden. Die sogenannten Debats oder Disputa-
tions („Desputoison‘, Bataille) des 14. Jahrhunderts behandelt
Emil Littré mit üsthetischer Kritik im XXIII. Bande der
Histoire Litt. de la France (Paris 1856) p. 216—33.
In Italien entwickelte sich die Gattung der Contrasti
bis zur persönlichen Aufführung. Visconte Colombo de Patines,
Bibliografia delle rappresentazioni italiane sacre e profane stam-
pate nei secoli XV e XVI, Firenze 1892 (92 pp.), beschreibt
die Bücher meist nach Autopsie äußerlich sehr genau. Die
weite Unterabteilung (р. 17—81 n. IV—XIV) beschreibt ‚Con-
trasti^ (p. TO französ. Débats), in welchen der Ursprung der
Furse zu suchen sei.! — Inhalt, Form und Geist italieni-
scher Streitgedichte unter Anführung von Stellen behandelt
Alessandro d'Ancona (Origini del teatro in Italia, Firenze 1877?
l, II n. XXXII p. 25—38): ‚Г contrasti‘. Er betrachtet diese
Gedichtart geradezu als eine ‚unvollkommene dramatische Form‘,
welcher nämlich ein authentischer Text fehle (p. 27). Sie habe
! Auch Hauréau, Notices etc. VI, 32, sieht in den ,Débats' einen Übergang
zum Drama. Der Zusammenhang der Contrasti mit den heiligen
Aufführungen (rappresentazioni) wird von mehreren Autoren hervor-
gehoben.
! Die 2. Ausg., Torino 1591, konnte ich erst ganz kürzlich benutzen, um
aus I, 149—62 einige neue Nummern und Verweisungen einzuschalten.
1*
4 ТУ. Abbandlung: Steinschneider.
bis dahin noch nicht die Aufmerksamkeit (curiosità) der Ge-
lehrten auf sich gezogen;' in der Note zitiert er Hist. Litt. de
la France XXII, 162 (wo nur von meiner n. 105 die Rede ist)
und XXIII (Littré).
Englische Rangstreite, bezeichnet als Dialogue,
Discours, Combat, Comparison, Controversy, Debate,
sammelt, aus Th. Wright (s. unten Latein) und sonst, Ethé in
Abhandlung des Kongresses (s. unten), S. 55ff.: 28 Nummern.
Verwandt sind die Estrifs.
Lateinische Streite, bezeichnet durch: Altercatio, Cer-
tamen, Colloquium, Con flictus, Contentio, Disceptatio,
Disputatio, sind meines Wissens nicht besonders gesammelt,
aber einzeln ediert in den Sammlungen und Anthologien, von
Leyser, Th. Wright (,attributet to W. Mapes‘), du Meril,
Jac. Grimm S(chmeller], Carmina Burana, Stuttgart 1347
(n. 46 der Bibliothek des Literar. Vereins; er sieht die latei-
nische Poesie des Mittelalters als deutsches Vatergut an S. ҮШ).
In der neuesten Sammlung von Jakob Werner, Beitrüge zur
Kunde der latein. Literatur des Mittelalt,, aus Handschr. ge
sammelt, 2. verm. Auflage, Aarau 1905, wo weit mehr als 400
Gedichte entweder vollständig, oder Stücke (meist Anfünge
daraus mitgeteilt werden, habe ich bei flüchtigem Blättern
keinen Rangstreit bemerkt. Hingegen bietet die kleine Samm-
lung Carmina med. aevi von Francesco Novati, Firenze 155)
(86 рр.)? allerlei Beachtenswertes (р. Ö1 ff.). — Ich füge hieran.
Auffällig ist der Mangel an Nachrichten über spanische Rang
streitgedichte. Die kurze Notiz bei Amador de los Rios, Istoria
crit. de la Lit. езрай., Madrid 1863, IV, 266, ist unklar.* Nach
Deutschland scheint der eigentliche Wettstreit sehr spät ge
wandert und dort nicht heimisch geworden zu sein. Die Literatur
der Minnesänger kenne ich allerdings nicht. Auf die ‚Kampf-
gespräche‘ des Hans Sachs weist d’Ancona ganz allgemein
und erst in der 2. Aufl. p. 549 hin. Seine mir näher bekannten,
! Dieser Bemerkung begegnen wir auch bei anderen Autoren.
? Eigentlich Map, s. die Zeitschr. Anglia II, 226.
з Collezione di operette inedite orare п. 4. Novati unterschreibt die
Avvertenza p. 14.
* In den Zitaten ist die alte Schreibweise beibehalten und sehr selten
durch sie bezeichnet.
Rangstreit-Literatur. 5
unten beschriebenen Gedichte bestehen aus Reimpaaren. Er
hört meistens selbst, wachend oder träumend den Disput und
richtet oder moralisiert im ‚Beschluß‘. Die Literatur über ihn
verzeichnet unter anderen Goedeke, Gesch. der deutschen
Dichtung, II. Ausg., Dresden 1886, S. 411. Ich habe die in
der Berliner k. Bibliothek vorhandenen Nürnberger Einzelaus-
gaben benutzt, auch die Gesamtausg., Kempten 1612, 4°, aus
letzterer die genauen Daten gezogen.
Ich reihe hieran eine allgemeine lehrreiche Abhandlung,
die auch zwei Wettstreite darbietet: Sir Alex. Croke, An Essay
on the origin, progress and decline of rhyming latin verses
with many specimens, Oxford 1828 (141 рр.). Pag. 95ff. ent-
halten Strophe 1—6 und die letzten 12 Str. der Visio Here-
mitae (Leib und Seele), p. 103ff. Auge und Herz.
Rangstreit - Poesie.
I. Allgemeines.
In der Zusammenstellung verschiedenartigen Stoffes
unter einem gewissen Gesichtspunkte entsteht das Bedürfnis
eines Schlagwortes, welches sich zur Überschrift eigne. Wäh-
rend bei Behandlung eines gleichartigen Stoffes dieser selbst
sich als Sehlagwort und Überschrift darbietet, ist bei verschie-
denem Stoffe der Gesichtspunkt der Betrachtung nicht ohne
weiteres ein angemessenes Schlagwort; letzteres muß mitunter
erst erfunden werden, namentlich wenn die zusammengestellten
Dinge noch keinen gemeinschaftlichen Namen haben. In dieser
Lage befinde ich mich bei der folgenden Zusammenstellung
von literarischen Stücken, meistens metrischen Gedichten, worin
zwei Gegenstände gewissermaßen um ihren eigenen Wert
streiten, gewöhnlich um in gegenseitiger Anerkennung sich zu
versöhnen oder durch einen gewählten Schiedsrichter auf den
bestimmten Kreis des relativen Wertes hingewiesen zu werden.
Auch die Prosa ist hier ‚Dichtung‘.
Beim Studium der Literaturgeschichte verfolgen wir ge-
wöhnlich bedeutende Erscheinungen, Epochen, hervorragende
Persönlichkeiten oder Schriften, auch vorherrschende Gattungen.
‚Wer sucht, findet oft, was er nicht sucht.‘ Ist die Aufmerk-
6 IV. Abhandlung: Steinschneider.
samkeit erst auf eine Einzelheit geführt worden, die unbeachtet
geblieben ist, so fangen wir nun an, dieselbe weiter zu ver-
folgen. Mir waren zuerst neuhebräische Stücke aufgefallen,
welche in Sammlungen liturgischer Stücke eingedrungen
sind. Dieser an sich nebensächliche Umstand ergab sich als
wichtig für die Quellen der Rangstreit-Gedichte und für die
Unterscheidung religiöser (oder liturgischer oder ritualer) und
profaner (weltlicher) Poesie überhaupt.! Es scheint, als ob
eine definierbare Grenze zwischen diesen beiden nicht existierte,
so daß insbesondere Didaktisches, selbst wenn es ursprünglich
einem bestimmten profanen Zwecke seine Entstehung verdankte,
einen Platz zwischen Hymnen und sogar im Ritus erlangen
konnte. Zur Mitteilung von Strophen des Streites zwischen
Wasser und Wein (unten n. 134) bemerkt Dukes (Litbl. des
Orient 1850, S. 781): ‚Daß dieses (Gedicht) in einer Gebet-
sammlung sich befindet, füllt dem Leser vielleicht auf; man
findet aber hie und da wirklich verschiedene Sachen in solchen
Sammlungen, die fern sind von Gebeten;‘ als Beispiel zitiert
er ein Lobgedicht des Jehuda ha-Lewi; der Leser findet unten
(n. 449) ein solches von ibn-Esra. Man könnte eine Bemerkung
von Gaston Paris (La littérature frangaise au moyen äge, Paris
1888, p. 173) heranziehen: ‚Die lateinische Kirche hat in
ihren ältesten Hymnen populäre Lieder nachgeahmt.‘ Kirche,
Synagoge und Moschee haben auch Hymnen nach Melodien
frivoler Lieder verfaßt, um diese zu verdrängen. Hier aber
liegt die Sache umgekehrt. Der neuhebräische Dichter be
wegt sich in Phrasen der heiligen Schrift und in Anspielungen
auf biblische Personen, Sachen und Ereignisse; wenn diese
einem Abschnitte des Pentateuchs (Seder, Parascha) oder der
Propheten (Haftara) oder dem Buche Esther (Megilla) an-
gehörten, so lag es nahe, das Streitgedicht dem Ritus des Sabbat
oder Festes einzuverleiben, an welchem jene Abschnitte während
des offiziellen Gebetes in den Synagogen vorgelesen wurden.
Der Ritus der in aller Welt zerstreuten Synagogen hat sich
so vielfältig verschieden gestaltet, daß Zunz der Entwicklung
und Schilderung der örtlichen Besonderheiten einen eigenen
Band widmete (1859). Eine eklatante Beleuchtung dieser Eigen-
1 Späthebräisch vp vg und on "v.
Rangstreit-Literatur. 7
tümlichkeit liefern nicht weniger als 207 für Purim gedichtete
Hymnen, deren alphabetisches Verzeichnis ich in der Monats-
schrift für die Gesch. und Wiss. des Judentums (1902, 5. 569
— 81) liefern konnte.
Nach und nach fand ich eine größere Anzahl von Stücken
derselben Gattung, meist überschrieben mz", also Disputation,
auch 33, 2295. пр\зтїз (s. Hebr. Bibliogr. XXI, 1882, S. 10).
Da die alte hebrüische Dichtung und Darstellung eine
Selbstbelobung oder Prahlerei gar nicht, oder doch vielleicht als
seltene Ausnahme aufweist und die eigene Bezeichnung des
Dichters oder Verfassers immer mehr typisch werdende Aus-
drücke der Bescheidenheit bis zur Selbsterniedrigung erzeugt,!
so liegt es nahe, auch hier, wie in anderen Kreisen und Formen
der neuhebrüischen Poesie, das Vorbild und den Ursprung der
Gattung bei den Arabern zu suchen, in deren ältester Poesie
bekanntlich der Ruhm des Stammes und des eigenen Ver-
dienstes einen besonderen Platz und technischen Ausdruck
fand,? insbesondere in Wettgedichten und vor dem Feinde.
Es gehörte nicht eine besondere Gabe der Phantasie dazu,
das Verhältnis von Rivalen auf alle möglichen Dinge zu über-
tragen; aber der Ausdruck Wettpoesie wäre irreleitend , da
man darunter Dichtungen verstehen würde, deren Wert geltend
! L. Zunz, ,Hebr. Redeweisen für bescheidene Meinungsäußerung‘, ZDMG.
25 (1871), S. 132—8; Gesamm. Schriften III, §. 41—49. Eine Ausnahme
ist Immanuel, п. 1364,
Die Wurzel ,z? bietet mehrere Sproßformen von der Bedeutung: seinen
Stamm und sich selbst rühmen. Zu den alten und аш meisten bekannten
arabischen Wettgedichten gehören die zwischen Farazdak und Djarir
(Anf. 8. Jahrh.); s. v. Hammer, Litgesch. der Araber II, 260, 263, 265;
Brockelmann, Gesch. der arab. Lit. I, 58; ZDMG. Bd. 59, В. 589, 595
(Beschimpfung); vgl. Ethé, Gruudriß der iran. Philol. S. 228. Vgl. auch
De Gubernatis, Storia della letterat. III, 137 und 173 (wo Ethés Name
fehlt). Über Wettstreit arabischer Dichter überhaupt und deren Schieds-
richter, vor Muhammed s, G. W. Freytag, Einleitung in das Studium
der arabischen Sprache, Bonn 1861, В. 185, — Prof. Chauvin in Lüttich
teilte mir im Juni 1905 folgende Stelle mit aus Ginguené, Hist. litté-
raire d'Italie (1824, 9. Ed., wo I, 288 über Tenson) p. 290: ,C'est aux
Arabes, comme nous l'avons dit, qu'ils. empruntérent les tensons ou
combats publiques‘ etc. — Nachdem ich alles Vorhergehende geschrieben
hatte, fand ich die Begründung bei Fauriel, s. unten die Literatur
über die Troubadours.
8 IV. Abhandlung: Steinschneider.
gemacht wird, während es sich hier um den Vorzug des per-
sonifizierten Gegenstandes (gewissermaßen des Dichters selbst)
handelt; so daß vielleicht die Bezeichnung Vorzugsstreit ge
rechtfertigt wäre und dem arabischen 3,=li,J! (s. unten п. 22,
23, 95, 96, 100) am nächsten käme; s. auch для n. 10.
Ich habe mich zu wenig mit arabischer Poesie und Rhe-
torik beschäftigt, um mehr als wenige Beispiele sammeln zu
können, wie es vielleicht ein Leser dieses Artikels nunmehr
tut oder schon getan hat. Hingegen hatte ich Gelegenheit,
eine für den Anfang bedeutendere Anzahl von Beispielen in
verschiedenen Sprachen aufzufinden, über deren Ursprung sich
etwas ergeben dürfte. Damit ist wohl auch mein Versuch
über dieses Thema gerechtfertigt.
Der erwähnte Mangel an Belesenheit in der poetischen
Literatur der Araber bewog mich zu Anfragen über einzelne
Stücke oder allgemeine Quellen. Über erstere verdanke ich
dem befreundeten Professor Goldziher einige Nachweisungen,
worunter von allgemeiner Bedeutung sein dürfte, wenn sie
aus älteren Quellen schöpft. Das enzyklopädische nie LS
esI Ou. ‘esladi von Djamal al-Din abu Bekr, Kairo 1310
(1892/3), widmet den 22,4 ein kleines besonderes ‚Buch‘ LS
(р. 65—11), bestehend aus 9 Nummern, welche später unter
den Schlagwörtern: Gott, Prophet, Seele, Iblis, Bewohner von
Hóhlen, Reich, Vergebung, Freigebigkeit, Staat erscheinen.
Herr Dr. Mann (früher mein Nachbar in der königl. Bibliothek)
wies mich auf die Abhandlungen von Н. Ethé hin, Professor
Chauvin wies mir anderes nach, wodurch mein Material so
bereichert wurde, daß infolge der Einschaltungen die Маше.
ration gänzlich geändert werden mußte. Da aber mein Thema
ein begrenztes, die Beispiele häufig dieselben oder denselben
Gegenstand betreffende sind, so ist eine allgemeine Ausein-
andersetzung unentbehrlich.
Die erste Abhandlung Ethes stammt aus einem Vortrag
von H. Ethé im 5. internationalen Orientalisten-Kongreß in
Berlin 1881 (welchem ich nicht beiwohnte),! abgedruckt: Ab,
1 Es ist seltsam und doch richtig, daß Ethé und ich in derselben Zeit
und ganz unabhängig von einander auf fast dasselbe Thema geführt
wurden.
Rangstreit-Literatur. 9
handlungen und Vorträge des 5. Kongresses, Teil II, 1. Hälfte,
Berlin 1882, S. 48--135: ‚Über persische Tenzonen‘.
Die Resultate dieser Abhandlung und nur diese wiederholen
sich in $ 11 des Abschnittes ,Neupersische Literatur‘ von
Н. Ethé in ‚Grundriß der iranischen Philologie . . . Herausg.
von Wilh. Geiger und Ernst Kuhn, II. Band, Straßburg 1896 —
1904, 5. 226ff. (ich zitiere die Parallelen daselbst mit der
Abbrev. ‚@r.‘).
Jene Überschrift, welche eine Gattung persischer Ge-
dichte mit einem provenzalischen Namen bezeichnet, kenn-
zeichnet den Ausgangspunkt und das Ziel der Untersuchung.
Ethé fand zwischen den persischen Streitgedichten (22)
und den provenzalischen Tenzonen eine auffallende Ähnlichkeit
auch in der äußeren Form, aber keinen sicheren Nachweis
eines historischen Zusammenhanges, wührend eine ,irgend wie
vermittelnde Einwirkung des Ostens schwer von der Hand
zu weisen веі“.
Für die Lósung dieses Problems kommen zwei Momente
in Betracht: Inhalt und Zeit; ersterer ergibt auch den Unter-
schied zwischen Ethés Problem und dem Thema der gegen-
wärtigen Abhandlung. In der persischen ‚Munatsira‘ sind die
Gegenstände der Vergleichung so unwesentlich für diese Gattung
von Gedichten, daß man den anscheinend gleichgültigen Um-
stand eines Schiedsrichters für wesentlich und den Ursprung
erklärend erachten, das Wett- und Streitgedicht für ein ‚ver-
stärktes Lobgedicht (25), nämlich des Schiedsrichters
erklären konnte (Ethe 8. 49, Gr. 226). Ich ging, wie oben
bemerkt ist, vom Selbstlobe (der arabischen 5,24), aus,
welches von den Wettdichtern selbst auf fingierte Gegenstände
übergehen und sehr leicht einen ethisch-didaktischen, selbst
einen religiósen Charakter annehmen konnte, insbesondere,
wenn abstrakte Begriffe, Zustände, Verhältnisse und moralische
Eigenschaften einander gegenübergestellt wurden. Dies geht
soweit, daß die Form des Dialogs zwischen Tieren verschiedener
Art zur Einkleidung diente, um Tugenden zu empfehlen und
vor Lastern zu warnen, ohne daß die Wahl der Redner von
dem Gegenstande abhinge. Hier entsteht ein Zwitter von Rang-
streit und Fabel. Zwei solche größere lateinische Schriften,
welche im Mittelalter zur Erbauung verfaßt und verbreitet
10 IV. Abhandlung: Steinschneider.
wurden, hat der Bibliograph Grüsse als die ältesten lateinischen
‚Fabelbücher‘ herausgegeben (1880). Da ihr Inhalt teilweise
mit dem der Rangstreite nahe verwandt ist, so habe ich eine
Notiz darüber einem Anhang vorbehalten.
Der provenzalische oder südfranzösische Tenson (wahr
scheinlich aus contentio entstanden, aber männlich gebraucht:
deutsche Autoren gebrauchen Tensone femin.) ist einem eigen
tümlichen Kulturboden entsprossen: der romanischen Galanterie,
welcher der ‚Roman‘ und die ‚Romantik‘ Namen und Existen:
verdanken. Diese überschwengliche Anbetung des weiblichen
Geschlechts ist eine Karikatur der Anerkennung des ‚wackeren
Weibes‘ in dem Loblied, welches, den Sprüchen des weisen
Salomon angehängt, von frommen Juden noch heute am Sabbat-
eingang gesungen oder rezitiert wird.” Der Tenson ist ur
sprünglich eine bis zur Sophistik getriebene Kasuistik der
Liebe, die gegebene entscheidende Behörde ist der Liebeshof
(Cour d'amour) und in Ermanglung eines solchen tritt ein
gewähltes Schiedsgericht — eventuell aus einer einzigen
Person bestehend — für die Entscheidung ein. Hier handelt
es sich scheinbar um eine Theorie oder Praxis in Liebes-
angelegenheiten, in der Tat um die höhere Fähigkeit des
Dichters, so daß im Grunde doch eine Rangstreitigkeit vor-
liegt. Ein Troubadour? fingiert einen Liebesfall und stellt
einen oder mehreren anderen Wettbewerbern die Wahl frei
zwischen zwei oder mehr einander entgegengesetzten darauf
bezüglichen Thesen (mitunter, wie sich die betreffenden Per-
1 [m Dictionnaire universel von Boiste, Paris 1829, p. 669: tençon (masc.
querelle und tenson p. 670 (ebenfalls m.), dispute galante.
? Nach dem herrschenden Gesetz der Extreme tritt der zartesten Galan-
terie gegenüber eine bald vorherrschende Satire gegen die Frauen.
Der Mutter Gottes ruft ein geistlicher Würdenträger zu: ,Mulier taceat
in Ecclesia‘ und noch im 17, Jahrhundert behandelt ein deutscher Päda-
goge alles Ernstes die Frage: Ob die Frauen Menschen sind? (Vgl.
auch unter n. 1364) Der deutsche Fabeldichter Waldis (!5. Jabrh:
‚vertritt die im Mittelalter allgemein verbreitete und auch jetzt noch
vielfach herrschende Ansicht, daB Frauen geschlagen werden müssen,
wenn sie ihre Pflieht erfüllen sollen* (Aug. Wünsche, Die Pflanzenfabel,
Leipzig und Wien 1905, S. 90).
3 Im Kreise dieser Dichter entstand der Tenson und wird daher in diesem
Teil der Literaturgeschichte behandelt.
Rangstreit-Literatur, 11
sonen zu verhalten haben). Der Herausforderer verteidigt
nicht, wie ein Doctorandus in der noch immer scheinlebenden
Promotions- Disputation — eine eigene Ansicht, sondern ist
bereit, jede von dem (oder den) Herausgeforderten adoptierte
zu bekämpfen! Diese sonderbare und unnatürliche Bedingung
eines Wettstreites dürfte kaum mit dem Ursprung des Tenson
verknüpft gewesen sein; sie herrschte aber frühzeitig, wird
auch in maßgebenden, schon von Ethé zitierten Quellen an-
geführt, die ich aufgesucht habe, um Beispiele für mein be-
sonderes Thema näher zu prüfen oder nachzutragen, wenn Ethe
sie nicht notiert hätte; denn auch der Tenson ist nieht ohne
Umwandlung geblieben, bis zum Wegfall jener Bedingung und
zur Dichtung von Rangstreitigkeiten zwischen verschiedenen
Gegenständen, wie sich später zeigen wird.
Die von mir benutzten Quellen über Tenson sind:
1. M. Raynouard, Choix des poésies originales des Trou-
badours, t. II, Paris 1817; Introd., p. XCVI f., wo Beispiele
von gewählten Schiedsrichtern, p. CXCII Tenson als Werk ver-
schiedener Dichter; CXCVI Benennungen (s. unten). Dieses
Werk wurde um 1850 bereits mit fünffachem Ladenpreis be-
zahlt (Mahn, Werke der Tr. I, 5. XIV).
2. Diez, Die Poesie der Troubadours. Zwickau 1826,
S. 186: Die Tenzonen; S. 193 ist das Beispiel eine Disputation
über Frau oder Buhlerin.
3. Giovanni Galvani: Osservazione sulla poesia dei tro-
vatori e sulle principali maniere e forme di essa confrontate
brevemente colle antiche italiane. Modena 1828 (530 pp.),
Abschn. XIII, p. 65 ff. handelt della Tenzone, zuletzt p. 80 von
contrasti. Er greift auf griechische und lateinische Schäfer-
gesprüche zurück. |
4. (Claude) Fauriel hinterließ nach vierzigjährigem Stu-
dium Vorlesungshefte, welche zuerst die historische Methode
einführten (preéf. p. УП) und Jules Mohl als Histoire de la
Poesie Provengale in drei Bänden, Paris 1846, herausgab.
Das Werk vereinigt gründliche Forschungen, welche zu neuen
Gesichtspunkten führen, mit einer leicht verständlichen anzie-
henden Darstellung. Der I. Band bietet eine Skizze des Ganzen,
sowohl der Methode als der Resultate. Die ersten Versuche,
das Provenzalische (Südfranzösische, vom Nordfranzüsischen
12 IV. Abhandlung: Steinschneider.
sich unterscheidend wie etwa Italienisch oder Spanisch) schrift-
stellerisch zu verwenden, ging von Priestern und Mönchen
aus (p. 3); Gegenstände der Frömmigkeit wurden als Panto-
mimen oder Dramen in Kirchen aufgeführt, der poetische ‚In-
stinkt‘ der Südfranzosen wurde durch Kriege und das Ver-
hältnis zu den arabischen Nachbarn geweckt. — Den Einfluß
der Araber behandelt ein besonderes Kapitel (S. 419ff., und
s. unten Bd. II). Die Troubadours sangen anfänglich selbst
ihre Gedichte und einzelne taten es noch später, nachdem die
Klasse der Jongleurs sich gebildet hatte (p. 23). Die Geist-
lichkeit haßte das Provenzalische, worin ihr kühne Vorwürfe
gemacht worden; Innocenz IV. verbot den Studierenden in der
Bulle vom Jahre 1245 das Provenzalische als ‚ketzerische‘
Sprache (р. 24). Um 1180—1200 beginnt eine ähnliche galante
chevalereske Poesie der 7rowveres in Nordfrankreich, wie die
der Minnesänger in Deutschland. Troubadours der Provence
dichteten in provenzalischer Sprache und lehrten an den kleinen
Höfen Italiens (р. 39—49).!
Im II. Bande behandelt К. die Literatur nach den Gat
tungen (lyrisch usw.), beleuchtet durch hervorragende Vertreter.
Seine prosaischen Übersetzungen geben die Form nicht wieder,
um so deutlicher die Ideen, in denen sich die Kultur kund-
gibt; so z. В. staunen wir über Pecire Cardinals Kühnheit in
der Verteidigung beim jüngsten Gericht (p. 183). Die persön-
lichen Satiren des Guillaume de Bergmandorn sind am meisten
poetisch, aber auch ‚les plus éhontés* (p. 198). Die Deutschen
werden brutaux, grossiers und discourtois genannt. F. kann
sich nicht erinnern, wer die deutsche Sprache mit Hundegebell
vergleicht; am Rande des Exemplars der königl. Bibliothek
(p. 200) hat jemand: Peire Vidal und Peire de la Caravans
notiert. Im Albigenserkriege nehmen die Troubadours einmütig
und heftig für die Feudalen gegen die Kirchlichen Partei,’
nicht ohne Schaden der Poesie ‚la violence y tenait trop aise
ment lieu de beauté“ (р. 217). Manches wagt Fauriel nicht zu
' Den Unterschied zwischen der ital. artistischen Lyrik im 13. Jahr.
hundert und der Lyrik der provenzalischen Troubadours beleuchtet Al.
d'Ancona im Propugnatore, Bologna 1885 (XVIII, 1) p. 17.
* Eine Sammlung kirchenfeindlicher Lieder zitiere ich später. Der Kos-
trast von Laien und Geistlichen ist auch in Streitgedichten vertreten.
Rangstreit-Literatur. 13
übersetzen (p. 220). Der Institution von Troubadours und
Jongleurs Ähnliches fand F. nur bei Griechen und Arabern.
Im Ш. Bande behandeln Kap. XXXI—V einzelne hervor-
ragende Troubadours in chronologischer Reihenfolge, K. XXXVI
ein anonymes Epos über die Verfolgungen der Albigenser. Für
unser Thema wichtig ist K. XLI (p. 310): Rapport entre la
poésie arabe et celle des Provengaux. Innerhalb desselben
geht F. auf die Bedeutung der provenzalisehen Juden nüher
ein (p. 313f£), ohne die neueren Forschungen auf diesem Ge-
biete zu kennen, wie wiederum in den letzteren Fauriels wich-
tige Resultate meines Wissens nicht weiter berücksichtigt
wurden.! Unter anderem findet F. (р. 316) in Talamuz oder
Talamus (kommunale Freiheiten) das hebräische Zalmud wieder.
F. unterscheidet zwei Perioden der Chevallerie, eine kirch-
liche und eine weltliche (p. 318). Eine Analogie der christ-
lichen Kirchenverteidiger sind die Раб im arabischen Spanien
(р. 320). Der Terminus Garlambey ... Galaubey stammt aus
dem Arabischen (alê р. 326). Eine handschriftliche Randnote
leitet es von gotisch galaubs (Aufruhr) ab? — F. findet Ana-
logien zur provenzalischen Poesie in der altarabischen (p. 329);
unter den Gedichtformen hebt er (р. 336, Z. 1) das arabische
‚Maouhascha‘ (Muwaschschah, шо»), Gürtelreim hervor. Zu
meiner Überraschung las ich (ib.), daß von allen lyrischen
Formen die Provenzalen am wahrscheinlichsten die Tesons
von den Arabern lernten! Auch die Bezeichnung Zorneyamen
! Im J. 1845 veröffentlichte L. Zunz eine Abhandlung: ‚Die jüdischen
Dichter der Provence‘ in seinem Werke: Zur Geschichte und Literatur
(Berlin). — Ich erinnere hier daran, daß der durch Heine in weiteren
Kreisen bekannte Jehuda ha-Levi, um die Mitte des 12. Jahr-
hunderts an den Grenzen christlicher und arabischer Bildung lebte und
einzelne Verse in arabischer und spanischer Sprache verfaßte, unter
anderen als Schiedsrichter zwischen zwei hebräischen Dichtern mit
arabischen Namen ein versifiziertes hebräisches Urteil abgab (Divan,
her. у. Н. Brody, 8. 175, п. 116).
Kann das romanische galant, gallant damit zusammenhängen? Die vielen
Bedeutungen dieses Wortes lassen sich auf zwei zurückführen: fein (artig,
prächtig) und mutig (englisch gallant, tapfer, wacker). Die romanisti-
schen Autoritäten scheinen durch Ableitung von gala (Pracht) als Grund-
begriff das erstere zu setzen, der prächtige wird zum tapferen. Ich fände
es natürlicher, wenn der kräftige (Beschützer der Schwachen, der Frauen
der Ritter) allmälig zum artigen sich entwickelte.
14 IV, Abbandlung: Steinschneider.
(Tournier) passe hierzu; die Analogie finde sich nur bei Ara-
bern (p. 337). Selbst das dreisaitige Violon des Jongleurs finde
sich beim arabischen Rawi (Erzähler, Deklamator, p. 339).
5. С. A. К. Mahn, Die Werke der Troubadours їп pro-
venzalischer Sprache, Berlin, Bd. І, 1846, II 1855, Ш (ohne
Titelblatt in dem Exemplar der königl. Bibliothek) gibt Nach.
riehten und Gedichte von 195 Troubadours in chronologischer
Reihenfolge; Bd. IV, 1853, enthält nur Gedichte von Guiraud
Riquier unter Mitwirkung von S. L. H. Pfaff. Die Vorrede
(р. I-XXXV) bespricht die Bedeutung dieser Literatur, ist
aber hauptsächlich linguistisch. Nach S. XIII hat sich der
romanische Dialekt aus dem altklassischen römischen unter
Einfluß des Deutschen und Arabischen entwickelt; letzteres
wird in einer längeren Note linguistisch nachgewiesen. Als
Quellen dienen die Schriften von Raynouard und Diez sowie
Mahn, Gedichte der Troubadours (mir vorläufig unzugänglich).
Mahn, Biographien der Troubadours, Berlin 1853 (58 S.) er
günzt einzelne Artikel, durchaus deutsch.
6. Paul Meyer, Les derniers troubadours de la Provence
d'aprés le chansonnier donné à la bibliothéque Impériale par
M. Ch. Giraud, Paris 1871. — Das schnelle Aussterben der
provenzalischen Poesie und Literatur überhaupt zeuge nach
Diez der Zusammenhang mit der Geschichte des Feudalsystems
(p. 2. Nur wenige Proben bieten vollständige Gedichte.
| 1. Karl Bartsch, Grundriß zur Geschichte der proven-
zalischen Literatur, Elberfeld 1872, 8. 34; ‚mehr Spiel des
Witzes‘; 8. 35: Benennungen.
3. Franeis Hüffner, The Troubadours, Londou 1878,
Же id Benennungen (nach Raynouard). Der Kampf zwischen
: roubadours führt oft zu ‚the grossest slender‘ (dem
gröbsten Schimpf).
E en Raynaud, Bibliographie des Chansonniers fran-
Beschreibung AV siècles, 2 voll. Paris 1884 (XIII, 252 рр)
bung der Mss. XVIII, 248 + 4. Verzeichnis der Chan-
sons, 2130 й
sonniers). nur nach den Reimen geordnet, und der Chan-
* Benennu
ngen: Cont . А .
partida, tornejar néensos, jocs (jeux) partitz (geteiltes Spiel) partiment,
ner і і
^^ (wenn mehr als zwei streiten).
-
Rangstreit-Literatur. 15
10. Ludwig Selbach, Das Streitgedicht in der altpro-
venzalischen Lyrik und sein Verhältnis zu ähnlichen Dichtungen
anderer Literaturen. Marburg 1886 (Ausgaben und Abhand-
lungen aus dem Gebiete der romanischen Philologie veröffent-
licht von E. Stengel).
Diese eingehende Studie (128 5.) betrachtet und behandelt
das Streitgedicht im weiteren Sinne von allen Seiten (vgl. die
Rezension von Oskar Schultz in der Deutschen Literaturzeitung
1887, S. 201 und (zugleich von Knobloch, Die Streitgedichte
der Provenzalen und Franzosen, Dissert. Breslau 1886, s. unten,
mir zur Zeit unzugünglich) im Literaturblatt für germanische
und romanische Philologie 1887, S. 76. Leicht verwirrend ist
Selbachs Einteilung in Kapitel und Paragraphe, nebst einer fort-
laufenden Zählung ohne Bezeichnung, die ich später als Nummern
zitieren werde. Die Verschiedenheit der Gesichtspunkte ergibt
sich aus den Überschriften, deren wichtigste etwa folgende: Ver-
hältnis zu anderen l.iteraturen, S. 20 (gegen Ethé S. 29); die fin-
gierte Tenzone 35 (am wichtigsten für Rangstreit); Beteiligung
zweier Verfasser 47; Tenz. und Sirventes 49; die persönliche
Tenz. 53; die historische Tenz. 65; Partimen 69; Razonamen 83;
Jutjamen Anhang (Proben) 100; Nachtrag über Anobloch 112.
11. Ludwig Römer, Volkstümliche Dichtungsarten der
provenzalischen Lyrik (20 S., Ausgaben und Abhandlungen
aus dem Gebiete der roman. Philologie, Marburg 1884, n. 26)
leitet die Tenzone, welehe er seinem Freunde Selbach über-
läßt, von der Pastorelle ab (A. 13. S. 65, 66). Der Fanatismus
des Albigenserkrieges brachte Elend in das glückliche Land
und vernichtete die heitere Poesie (S. 2).
Hiermit ist der Gesichtspunkt des Inhalts genügend be-
leuchtet; ein wesentlicher Unterschied zwischen östlicher und
westlicher Poesie in bezug auf ihren Gegenstand schwindet
allmählich, ja sogar die poetische Form, welche Ethé hervor-
hebt, tritt endlich, wie in anderen Schöpfungen der Phantasie,
zurück und macht im Orient der gereimten, im Okzident der
poetischen Prosa Platz. Die Poesie gibt sich in den Schilde-
rungen kund, die durch den Gegensatz an Reiz gewinnen,
des Metrums und der Strophik entraten können.
Der zweite Punkt, das Zeitverhältnis, ist leider nicht mit
der wünschenswerten Genauigkeit zu ermitteln. Zu den von Ethé
16 IV. Abhandlung: Steinschneider.
herangezogenen Literaturen kommt noch eine, ihm vollständig
unbekannte, die hebräische, sowohl in Asien als in Europa;
es ergibt sich die Frage, ob Juden, deren Vermittlung in den
Wissenschaften des Mittelalters durch neuere Forschungen
klargestellt ist, vielleicht auch poetische Formen aus dem Orient
nach dem Okzident brachten? Längst bekannt ist es, daß der
getaufte Jude Petrus Alfonsi (1106) die arabische Makamen-
form in lateinischer Sprache nachahmte (Disciplina clericalis,
s. die hebr. Übersetz, S. 933)! Hebräische Rangstreitgedichte
sind im 12. Jahrhundert über mehrere Gegenstünde von zwei
Juden vertreten, welche von Spanien aus bis nach Syrien und
weiter reisten (s. unten n. 31 und 44).
Über arabische Streitgedichte fehlen besondere Unter-
suchungen; die spärlichen Nachweisungen Ethés berechtigen
nicht zu einem Testimonium a silentio. Nach Ethé (S. 51) exi-
stiert die eigentliche poetische Munatsara, d. h. das abgeschlossene
Streitgedicht in Kasidenform im Arabischen überhaupt nicht,
über den Wettstreit in Prosa bei Hariri s. weiter unten.
Der älteste provenzalische Tenson ist der zwischen Grafen
Wilhelm IX. von Poitou, Herzog von Aquitanien und dem Vize-
grafen von Ventadorn (1067—1127, Mahn, Gedichte 8. 179,
298, Bartsch S. 35, Ethé S. 51, Selbach S. 13).
Der persische Dichter Asadi (Esadi al-Hakim aba
Na'so Ahmed b. Mansur, gest. zwischen 1030—41) hat zuerst
das Wort- und Wettkampf-Lied auf persischem Boden heimisch
gemacht, man kann ihn also als eigentlichen Begründer der
Munadsarat ansehen (Ethé, Gr. S. 227/8). Dieses Resultat eines
Spezialisten wird wohl für die spezielle Sprache und Dichtungs-
gattung seine Richtigkeit haben. Die von Ethé angeführten
Beispiele auch aus anderen Sprachen sind, soweit sie Hang
streitigkeiten zwischen Personen und personifizierten Sachen oder
Begriffen in dem oben begrenzten Sinne darstellen, in der unter
II folgenden Aufzählung ausgenutzt, ohne die damit verbun-
denen Nachrichten über die Autoren vollstindig wiederzugeben.
! Die hebr. Übersetzung S. 933 (Zeitschr. für Hebr. Bibl. 1904, 8.55,
n. 40, Z. 3, bezieht sich S. 6 auf Österreichers Schrift), Europ. Über
setzung В. 59. S. 985: Petrus Anfulsus‘, dazu: Calendarium magnum.
Petri, Ms. Bodl. Ashwol. 4599. — Aus der Disciplina Clericalis fliessen
franzüsische Gedichte, s. Fabliaux ed. Paris 1808, I, p. XXL
Rangstreit-Literatur. 1 7
Was die hebräischen Stücke betrifft, so kenne ich sie
nur zum geringen Teile aus Autopsie eines Drucks oder Manu-
skripts; ich beabsichtige auch nicht die Charakteristik der Dar-
stellung, am allerwenigsten eine chronologische Anordnung
der meist undatierten oder der Zeit nach unsicheren Stücke.
In einzelnen Fällen habe ich zur Angabe der Quellen allerlei
Bemerkungen angefügt.
In Ermanglung eines besseren Anordnungsgrundes habe
ich die alphabetische Reihenfolge nach dem zuerst redenden
und in der Überschrift zuerst genannten Gegenstande gewählt
und unter dem zweiten eine Verweisung auf den ersten einge-
schaltet. Für Hebräisch und Arabisch ist die deutsche Über-
setzung gewählt.
Zu den ältesten Themen und beliebtesten Bearbeitungen
gehört der Streit zwischen Seele und Körper, eigentlich im
umgekehrten Sinne der anderen, weil hier zur Entschuldigung
für die Sünde die Unfähigkeit zu sündigen hervorgehoben
wird; bei dieser Nummer ist die angegebene reiche Literatur
wahrscheinlich noch mehrfach zu ergänzen.!
Die Zusammenstellung umfaßt nur kurze Stücke, worin die
Gegenstände selbstredend eingeführt sind; ausgeschlossen sind
daher nicht wenige in den Quellen über Streitgedichte erwähnte
und sonst zum Teil sehr verwandte Literaturen, worüber man
freilich nur nach Autopsie urteilen kann. Es lassen sich nicht
ale ausgeschlossenen Schriften unter prüzise Rubriken bringen;
es gentige der Versuch, einige solche zu definieren und dann
ohne genaue Unterscheidung Beispiele anzuführen, worunter
einige ursprünglich aufgenommen, später dureh Klammern als
zweifelhaft oder an der Grenze der Einschräukung bezeichnet,
teils nur durch Verweisungen vertreten oder dazu herabge-
mindert sind. Das Gebiet der menschlichen Phantasie wider-
strebt den Abgrenzungen der unerbittlichen Logik.
Hiermit ist auch schon eine Rubrik der nicht näher be-
handelten Stücke aufgestellt: Zweifelhaftes oder Unsicheres.
Ausgeschlossen sind eingehende Schriften, worin die Dis-
kussion in die Form eines Dialogs zwischen den Vertretern
-—
! Ich bemerke eben, daß er im Index zur Jew. Lit. р. 24 fehlt, з. р. 176:
Joh. Halevi b. Isaac b. Sabbatai.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 4. Abh. 2
18 IV. Abhandlung: Steinschneider.
einer Ansicht gekleidet ist. Desgleichen Streite des Dichters
oder einer anderen Person mit einer ihr angehörenden Sache
(Kleidungsstück usw.), weil auch hier die Streitenden nicht
sich selbst miteinander vergleichen. Beispiele aus diesen
Rubriken sind: das gedruckte hebrüische Buch: Krieg (name)
der Weisheit (Wissenschaft) und des Reichtums von Jehuda
ibn Sabbatai (1217/8), worin fingierte Personen für die einen
oder die anderen eintreten. — Disputation des Offenbarungs
gläubigen mit dem Philosophen epp: ву mnn mz" (ediert in
Dibre Chahamim von El. Aschkenasi, Frankfurt a. M. 1354,
f. 12*—19), welches ein Teil des ernsten apologetischen Werkes
ran wp von Isak Pulgar ist. — mann nax Epistel (Abhandlung
des Disputs) zum Beweis der Übereinstimmung zwischen
on (positiver Religion, Offenbarungsglauben) und Wissenschaft
von Schemtob Palquera (13. Jahrhundert), zum 3. Mal
herausg. von Ad. Jellinek (Wien 1875) mit dem ungenauen
deutschen Titel: ,Dialog zwischen einem Orthodoxen und einem
Philosphen'; s. die ausführliche Besprechung in Hebr. Bibliogr.
ХУ, 41—45. — Matthaei de Krakovia libellus de altercatione
Rationis et Conscientiae super celebratione missae etc. Ms.
Wolfenbüttel 3137 1° (Catal. Aug. IV, 240). Von den englischen
Disputationen ist die zwischen Z’hricek und Nightingale aus-
geschlossen, welche über die Weiber zur Zeit Eduard l. dis
putieren, indem Ethé (S. 52 n. 2) als eigentümlich hervorhebt,
daß hier nicht über die eigenen Vorzüge gestritten wird. Des-
gleichen zwischen einem alten und jungen Mann über Eigen
schaften einer Frau, englisch (Ethé S. 58 n. 22); der Contrasto
di Belzabü e Satanasso (d'Ancona, Origini? I, 216) muß sich
doch wohl auf einen dritten Gegenstand beziehen, wie der
Contrasto Cristo in croce ed il demonio sopra la salvazione del
genere umano (Sitzungsberichte der Wiener Akademie, phil-
hist. Kl. Bd. 46, S. 115; vgl. d'Ancona, Index zur 2. Ed. p. 5%
Col.2). Von den Aufführungen, in welchen alte Helden sich
miteinander vergleichen, wie Scipio und Alexander M., Hannibal
und Sanct Georg, Gibon und Simson (d'Ancona 2/I, 290 II, 33,
360, vgl. II, 585: Sonette, im Index zu 599 ungenau verzeichnet)
sind entweder Texte unbekannt oder mir unzugänglich.
Der Streit (nın) zwischen einem Greis und Jungen an
geblich von Josef Palquera, Ms. Vatican 291 14 (auch nach
Rangstreit-Literatur. 19
Bartol und Wolf, B. H. In. 949), ist höchst wahrscheinlich aber
von dem bekannten Schemtob Palquera b. Josef (13. Jahr-
hundert, s. Catal. Bodl. p. 2542, wo die mögliche Identität mit
¬" nuu Jewish Lit. p. 378 zu р. 346) Der eigentliche
Gegenstand des Streites und Nüheres, betr. das Ms. überhaupt,
ist nicht bekannt.
Gegenstünde im Besitz einer Person mit derselben im
Streite behandelt Seelbach S. 37 n. 87, 42 n. 84, S. 43 n. 86,
genauer Novati p. 81ff. Dahin gehören die Kappe Cupa (ital.
von Hugone lo Primat Aureliacensis) ediert in Bibliothéque
de l'École des Chartes, Bd. 31 (Paris 1871) p. 310; der Mantel,
das Felleisen (Valigia, Valise, von maestro Antonio di Ferrara?);
latein. contra Tibiam; 5 Sonette italienisch zwischen Varnozzo
und seiner Laute (liuto), wozu noch die Harfe (arpa) kommt;
eine Schmähung (invettiva) gegen ein quadrello (Bolzen, Bügel-
eisen ?) nebst Responsio Verreliae und Replicatio Vannolii. Auch
das Pferd kommt in einem unstrophischen Gedichte in catalo-
nischem Dialekt vor. Auch der Streit zwischen Jungfrau und
junge Frau in Hariris Makamen (2, 36 in Rückert her. v.
Bohm s. a. S. 210, angeführt von Ethé, S. 52) dreht sich nicht
um die Streitenden selbst. Ein eigentlicher Wettstreit scheint
nicht der ,Libellus de instructione animae seu Dialogus inter
Rationem et animam, Ms. der Prager Universität 748 (Catal.
Codd. ete. auctore Joseph Truhlar, Prag 1905). —
An der Grenze unseres engeren Kreises stehen drei italie-
nische ,Contrasti^, welche Al. d'Ancona (Poemetti popolari,
Bologna 1889, р. 131ff.) als Anhang zu ,Superbia e morte di
Senso‘ (Original von Julius Mosen: das Lied vom Ritter Wahn,
Leipzig 1831) aus älteren Ausgaben abdrucken ließ, weil sie
dem Inhalte nach verwandt sind. Der Tod beweist in ihnen
seine Macht über alle Menschen, teils unter Berufung auf
biblische und andere berühmte Personen, einem Semplicista,
einem Krieger und einem Geizigen. Die schließliche Moral
lehrt, daß nur ein gottgefälliges Leben vor der Todesfurcht
schütze. — An der Grenze unseres Themas stehen auch die
‚Contrasti‘ bei Franç. Corazzini, Componimenti minori nella
letteratura popolare italiana nei principali dialetti, saggio di
letteratura dialettale comparata, Benevento 1877 (1006 Lieder,
wovon 768 zuerst ediert; ohne spezielles Studium der Dialekte
от
20 IV. Abbandlung: Steinschneider.
unverstündlich), 1. p. 214: Fra due innamorati; 2. p. 245: Fra
una Sorera ed una nora; 3. p. 221: La Zeza, o ridicoloso
contrasto in persona di D. Niecola Pacchesecche, Tolla Cetrula
figlia di Zéza e Polecenello, es sind 4 Streitende; 4. p. 221:
Tra due cognate; 5. p. 229: La figlia che vuol marito; 6. р. 232
dasselbe in anderem Dialekt; 7. p. 233: desgleichen. Dieselben
Stücke bespricht d’Ancona, La poesia popolare italiana, Livorno
1818, р. 13—15, indem er Carducci als Auffinder bezeichnet.
Nr. 4 und 5 finde ich als n. XXI und XXIII aus dem 13. bis
14. Jahrhundert bei Giosue Carducci, Cantilene e Bullate,
Strambotti e Madrigali nel secolo XIII e XIV, Pisa 1871, p. 39
und 43; s. auch Lumini, l. c. p. 37; Adolfo Bartoli, Storia II, 9,
welcher aus Carducci hervorhebt, daß im Streit der Schwäge-
rinnen zuerst die Zenzona vom Chevaleresken auf einfache
Sittenschilderung übertragen sei. Über die obigen Contrasti
s. auch G. Pitré III (Stud.) p. 261ff. Der Streit zwischen
Abraham und Terah wegen der Götzen (bei Ethé S. 14 n. 3,
Gr. 228; vgl. Psuuds-Abu Zeid, Le livre de la Création, ed.
Huart, in Publications de l'école des langues orient. vivantes,
t. ПІ, Paris 1903 p. 51).
Eine objektive, allgemeine Charakteristik der Streit-
gedichte nach Tendenz und Inhalt, wie Selbach eine solche
auf dem engeren Gebiete der provenzalischen Literatur ver
sucht hat, wird sich bei eingehender Vergleichung aller Einzel-
heiten schwerlich ergeben können. Das Streitgedicht ist eine
literarische Form die, auf den verschiedensten Inhalt ange
wendet, entgegengesetzten Tendenzen dienstbar gemacht wird:
der Frömmigkeit bis zum Aberglauben, der Moral und Be
lehrung und ernster Haltung, aber auch den Ausschreitungen
der Eifersucht oder Satyre bis zu pübelhafter Beschimpfung,
dem harmlosen Scherz, der Liebe bis zur Leidenschaft, der
Lüsternheit bis zur Frivolitit, dem Übermut bis zur Zete
und Unflätigkeit (s. unter C gegen C n. 18%); und gerade
dadurch sind die Streitgedichte eine lehrreiche Quelle für
Kulturgeschichte des Volkes und der Gebildeten. Von den
Schimpfreden berichten Ethé, Selbach und andere, der mab-
lose Burchille (gest. 1448) läßt in einem Sonett die Dichtung
mit seinem Scheermesser streiten (Schmidt, Was muß usw.
S. 56). Mahn (Werke d. B. I, Vorr. S. XVI) meint, daß die da-
Rangstreit-Literatur. 21
malige Geistlichkeit, deren Unsittlichkeit fast alle Vorstellungen
überstieg, den heftigen Unwillen und den herben leidenschaft-
lichen Tadel der Troubadours nicht mit Unrecht verdiente usw.!
Von entsetzlicher Sittenlosigkeit der ganzen italienischen Ko-
mödie des 17. Jahrhunderts spricht Schmidt (l. c. S. 124); s.
auch unter Costanza n. 19d. — Fauriel (Hist. I, 11) leitet die
Grobheit der Ironie von einer natürlichen Reaktion gegen die
subtile Chevallerie ab. Inwieweit die Jongleurs und Trouba-
dours als Klasse oder Sitte zu nehmen seien, hält er für unent-
schieden (das. S. 9), ihre Wirkung erstreckt sich über ihre
räumliche und zeitliche Grenze hinaus.
Soweit im Allgemeinen. Über die Nützlichkeit einer solchen
Zusammenstellung für Literatur und Kulturgeschichte (Folklore)
verliere ich kein Wort gegenüber den Lesern dieser Blätter und
komme zum Verzeichnis selbst.
IL Gegenstände.?
Acqua, s. Wein.
Aetas, s. unter Jahreszeiten.
Ale, s. Wine.
Alter, s. Jugend.
Ammoniten, s. Jephtah.
1. Altercatio Amoris dei cum Ámore seculi, Anf. ‚Utinam
ad desideratas aliquando'; Ende: ‚Cum sanctis possit coronare‘,
und Reim des Kopisten; ms. Prag 15718}. 76—78°, 13. Jahr-
hundert (Catal. Codd. ete. latin . . . universitatis, Pragae 1905).
1°. Ameise und Floh von Charisi, s. n. 31 (2. 4).
Amore, s. Innamorato.
Anoma, s. Säule.
1°. Il Contrasto che fà l'Angelo di Dio contra el (sic)
Demonio suo nemico; In Firenze 1550, 4? (12 Bl.); Ibid. alle
Scale di Вах s. а. 4° (2 ВІ.). Batines p. 81 n. XII kennt drei
Ausgaben ohne Datum; man zitiert auch eine v. J. 1605 und
eine undatierte Firenze e Pistoja per il Fortunati. Vgl. d'An-
1 Vgl. Ed. Brinckmeier, Rigelieder der Troubadours gegen Rom und die
Hierarchie. Halle 1846, S. V.
3 Die Schlagwörter sind in der Regel in fremden lebenden Sprachen dem
Original entsprechend.
22 IV. Abhandlung: Steinscbneider.
сопа, Огісіпі р. 35 п. 3 und р. 29, 34 über den Gegensatz
des Demons zum Engel oder zur Jungfrau Maria; in 2. Ausg.
Tornio 1591, І, 551/2.
Aqua, s. Wein.
1°. Araber und Perser, persisch von Asadi; Ethé Gr. 226.
Агрепі, 8. Silber.
Arm, Armut, 8. Reich, Reichtum.
1%. La Bataille de sept Arts, von Henry d’Andeli (nach
1230), in Reimpaaren, Proben aus Mss. bei Littré, in Hist.
Litt. de la France XXIII, 225.
3. Arzt und Astrolog, „54.15 «445! in der 20. Ma-
kame der persischen ‚sau> مقاماتٽ des Kadhi “Натай al.
Din abu Bekr al-Balkhi (gest. 1164/5), gedruckt in Cawnpore
1268 H. (2mal) und Bachnau 1879, ms. der Bodl. und des Brit.
Mus. (Ethé, S. 13, Gr. 228).
Astrologe, s. Arzt.
9. Auge und Augensalbe, persisch, anonym ms. Brit. Mus.
Add. 421 u. 5622 (Ethe, Gr. 229).
4. Auge und Herz, hebr. Gedicht von Schalom Schibzi,
in Jemen (17. Jahrhundert), dessen Verse in verschiedenen mss.
großenteils dieselben sind; ich zitiere hier und sonst Ms. Berlin
meines Verzeichnisses (II, 1897, vgl. mein: Die arab. Lit. der
Juden, S. 159). Das obige Gedicht besteht aus 11 vierzeiligen
Strophen, deren letzte den Namen (sw ог) angibt; Nr. 1:
бу m 551 рр
a33 Paren ро
oaks Dv сорго
сапу Dën "cn
4*. (Disputatio inter Cor et oculum) findet sich ohne
diese Überschrift in 14 Vierzeilen abgeteilt schon bei Alex.
Corke (An essay on the origin ete. — s. oben unter lateinisch)
p. 103—6; dasselbe aus mehreren Mss. abgedruckt von Th.
Wright, The latin poems . .. Walter Mapes (London 1341)
p. 93, Anf.
‚Si quis cordis et oculi
Non sentit in se jurgia‘,
1 Die Konjektur omg. vom chald. зе (P. Heinrich, Fragm. eines Gebet
buches aus Jemen. Wien 1902, S. 36) ist ebenso unrichtig als unnötig.
Rangstreit-Literatur. 23
56 kurze Zeilen in VII Strophen zu 8 Zeilen mit abwechseln-
dem Reim. Die Ratio als Schiedsrichter entscheidet; beide
sind schuldig, das Herz ist causa, das Auge occasio. Ich
hatte nicht beide Ausgaben gleichzeitig vor Augen vorliegen.
4°, Le Débat du Cuer et de l’(Eil, französisch aus dem
15. Jahrhundert, aus einem Pariser Ms. ediert von Wright (l. c.
unter b) p. 310—21 in 3 Kolumnen:
‚En May la premiere sepmaine
Que les bos sont paret de vert‘;
eine sehr lange Reihe ungezählter Strophen (beinahe 100) zu
8 Zeilen, wovon 1, 3 reimen, desgleichen 2, 4 usw. Die Richterin
ist hier Venus.
4°. Eine englische Bearbeitung von с erschien um 1500
oder früher als: a Lytel Treatise called the Dysputacyon or
Complaynt of the Huart thoroughe perced with the lokynge
of the Eye. Warton, Hist. Engl. Poet. ed. 1840, II, 388 kannte
das französische Original nicht. Wright, 1. c. p. XXIV note
gibt aus Warton die 1. Stanze von 8 Zeilen (1 u. 3 reimen,
2 u. 4 usw.); Anf. In the fyrst weke of the season of Maye.
Augensalbe, s. Auge.
Avaro, s. Sfrazzusu.
Babylon, s. Jerusalem.
5. Bagdad und Isfahan, persisch anonym, ms. des Brit.
Mus. (Ethé, Gr. 228).
6. Ball und Schlägel (+555 (555), persisch von Tilit
Djágarmi (gest. 1460/1), erwähnt in Ilahi's e? Аду. (Sprenger
S. 86, bei Ethé S. 754).
6». Desgleichen von ‘Arifi (1438/9), s. Himmel n. 41.
7. Band, сиў und ruf (Manchette und Halskrause).
À merry dialogue between Band, Cuff und Ruff, dramat. Prosa,
London 1813, Harl. Miscell. Band, vol. X, 204 (Ethé S. 59 n. 26).
Beauty, s. Conscience.
8. Beduine (, 5529) und Stadtbewohner, persisch anonymes
Gedicht Ms. Bodley. Ouseley, Add. 69; Ethé S. 75 п. 4,
Gr. 228 n. 2.
Beere, s. Wine.
8». Disputo fra il Bene e il Male, rezitiert von Giosué
Capasso vor König Friedrich (d'Ancona* II, 96).
24 IV. Abbandlung: Steinschneider.
8°. Die Bewohner der Höhlen und die Bewohner von
Schlössern, arabische Prosa bei Djamel al-Din n.5; ein kurzes
Gedicht ist eingeschaltet.
Biagio, s. Costanza.
9. ‚Il contrasto della Bianca e della Brunetta‘ ist ein so
beliebtes Streitgedicht, daß eine genaue Angabe aller Drucke
seit dem 16. Jahrhundert noch nicht möglich ist, trotz der
Nachweisungen von Batines p. 86 n. XI, Lumini p. 28, einer
Notiz in der Scelta di varietà, Heft 187 Bologna 1582, p. 944,
insbesondere Severino Ferrari (Il contrasto della Bianca ere.
im Giornale stor. di Letteratura ital, t. VI, Bologna 1855,
p. 3852—98).
Der Verfasser ist unbekannt; nicht Beluzori da Cingoli,
dessen Frottola (spaßhaftes Lied) schon in der ältesten Aus-
gabe, Firenze 1515, angehüngt ist, wie schon Batines bemerkt.
Das Gedicht in Ottava rima beginnt: ,Chi vedesse in prima una
(una) domina bella‘.
Die Ausgabe Fir. 1545, 4? nuovamente stampato, umfaßt
4 ungezäblte Bl. zu 2 Koll, mit 2 Holzschnitten. Aus einer
Ausg. nuovamente ristamp. Venetia et in Bassano per Gio. Ant.
Ramondini s. a., gibt Ferrari p. 261, 3 den Text mit zahlreichen
Noten, teils Varianten; p. 317 ff. behandelt er die Ähnlichkeit
und Verschiedenheit vom Débat de deux Demoiselles, dessen
Verfasser vielleicht Simmonet Caillon sei. Nach einer Mitteilung
von Salomo Morpurgo an Ferrari (p. 395) existiert eine Ausg.
Nuovamente ristamp. s.l. c. a, 12 Bl. Eine Ausg. Bologna
s. a. 4° im 16. Jahrhundert nimmt nur 1 Bl. (Bogen?) zu
2 Koll. ein.
95^, «з menda (Kriege Gottes), Streit zwischen Bibel und
Tradition, von dem großen Dichter Josef b. Jahuda (ob vom
ibn Aknin, dem berühmten Schüler des Maimonides?), Ms.
des Brit. Mus. Reg. 16 III; s. G. Margoliouth, Deseripts list
ete. London 1893, р. 18.
9°, Il Contrasto di Bighignol e Tonin. Con la canzon
del Ghallo e la Frottola del (so) Sbisso; con altre cose попа:
mente azonte; s. l. c. а. 4° (4 Bl. unpag.) zu 2 Coll., Holzschnitt.
Druck aus d. J. 1501—56; auch Ven. 1549, 8°. Batines p. 80
n. 10 hat nichts über Inhalt und Form.
Rangstreit-Literatur. 25
10. Blumen Streit (verschiedener), ,5,2- Lon قصة الزھور
من المعاتبة ex, arab. anonym, in arab. und latein. Lettern
(umschrieben von Seetzen?), ms. Gotha 2189, 52 vierzeilige
Strophen (Ethé S. 54).
Bogen, s. Lanze und s, Pfeil.
Brebis, s. Denier.
Brod, s. Kuchen.
ll. Streit des Brotes und des Weines, pm отом ом, ms.
Vatican 303° anfangend; [1. ттлт] гучо ‘рес суч pa. Ms.
Turin 238 enthält zwischen Hymnen mehrere Streitgedichte,
wovon Peyrons Catalogue leider nur kurze Inhaltsangaben in
lateinischer Sprache bietet, so p. 279 ,certamen inter panem et
vinum‘. Auch in Ms. Lipschütz (Hebr. Lublinger XXI, 10),
jetzt in Cambridge (Catal. Schiller-Szinessi S. 57 n. 10°) findet
sich dieser Streit; vom Verfasser war noch nirgends die Rede.
David Kahana hat in seiner Sammlung der profanen Gedichte
des Abraham ibn Esra (worüber s. u.) dieses Stück (S. 117
n. 107, в. S. 241), aus der höchst seltenen Sammlung men вує
(Constant. 1545) n. 300 abdrucken lassen. Er findet das Akrost.
ax in Z. 12, 15 (vielmehr 16), 20, 28, folglich dürfte = in
Z. 24 zu suchen sein.! Der Abdruck bietet 13 Strophen zu 6
oder 4 Zeilen, folglich fehlt eine in Strophe I und ist eine zu
viel in VII; Vierzeilig sind IV, V, VI, X, XI, XII; ob in V
und XI 2 Zeilen fehlen? Die Autorschaft scheint mir wenig
gesichert.
Brunetta, s. Bianca.
12. Streit der Buchstaben des hebräischen Alphabets,
worüber neben einem oft edierten Stück ein ungenügend be-
schriebenes ms. und eine schwerlich korrekte bibliographische
Notiz in Betracht kommen. In dem sogenannten ,nvrw des
Rabbi Akiba‘, findet sich ein längeres prosaisches Stück, welches
Jellinek (Bet. ha-Midraseh III, 50--64) als ‚zweite Rezension‘
dieses Midrasch abgesondert hat. Zuerst wird erzählt, wie die
einzelnen Buchstaben in umgekehrter Reihenfolge, also zuerst
n usw., vor Gott traten, als er die Welt erschaffen wollte,
und jeder sprach: Durch mich erschaffe die Welt; diese Ditte
wurde durch einen Bibelvers begründet, von Gott mit ähn-
1 ‘y's in 7.43, 44 und 61,62 sind schwerlich vn j2.
26 IV. Abhandlung: Steinschneider.
licher Begründung abgewiesen. Nun kennt Benjacob in seinem
‚„Bücherschatz‘ S. 485 n. 897 ein Buch nrw оров Diskussion
der Buchstaben, Konstantinopel 1571, Berlin 1701, ohne An-
gabe einer Quelle. Dieses Buch fehlt in meinem Supplementum
Catalogi (Zentralbl. für Biblioth. XI, 1894 S. 498), weil ich erst
im Jahre 1904 bei der Bearbeitung des Supplements zu Ben-
jacob überhaupt davon Kenntnis nahm. Der Titel ist mir ver-
dächtig; der talmudische Ausdruck könnte von Jemand her-
rühren, der ein defektes Buch so bezeichnete; aber welchen
Inhalts? Von dem Buchstabenstreit des Pseudo-Akiba sind
Ausgaben jener Orte und Jahre nicht bekannt.
Eine gereimte Bearbeitung des Streites der Buchstaben
in ms. Vat. 384 19 trägt die Überschrift armin поїла, ebenfalls
ein technischer talmudischer Ausdruck für Disputation, dessen
Authentie jedoch durch Alcharizi (unten n. 11) bestätigt wird.
Der Anfang lautet: вл Gap pap 571 anan гаро [777] amaS 22795
ich ergänzte in der Hebr. Bibliogr. XIV, 7 das Reimwort z'z7.
In derselben Zeitschr. Bd. XXI S. 10 und VII füge ich hinzu, daß
diese Reime in ms. 1 des Dr. Sünger (vormals in Wien) hinter
Cap von Abraham ibn Esra sich finden, und zwar mit dem
Titel: тоок (Kuchen?); den Verfasser Salomo b. Elia Scharbit
Ha-Sahab (nach meiner Vermutung, entsprechend dem griechi-
schen Chrysokokka), der um 1374— 1386 in Griechenland
lebte, weist Zunz, Literaturgeschichte der synagogalen Poesie
nach (S. 373), er zählt also dieses Versstück zu den Hymnen,
die ja dergleichen mehr aufweisen. (Über Salomo s. auch mein:
Die hebr. Übersetz. usw. S. 536, 630, Hebr. Bibliogr. XIX, 56,
Biblioth. Mathem. 1898 S. 83.) Ms. Turin 238 (Catal. Peyron
p. 251) enthält hinter Hymnen mehrere Streitgedichte, wovon
leider nur der Inhalt lateinisch mitgeteilt ist; 7, 284: ‚Certamen
inter 22 literas alphabeti‘.
12*. Bataille de Caréme et de Charnal, erwähnt Gaston
Paris, La littérature frangaise au moyen-áge, Paris 1888, p. 158,
з. Karesme.
12°. Le débat du C. et du C., in Montaiglon und Raynaud,
Recueil général des Fabliaux ... II, 133 С. Bartoli, Storis
II, 26 n. 10; das ist der Streit, dessen Titel nicht mit Anstand
voll anzugeben ist, bei Lumini p. 28. Ich konnte den Recueil
noch nicht benutzen.
Rangstreit-Literatur. 27
Cairi, s. Damaskus.
13. La terribile erudelissima tremenda e sanguinea guerra
oecorsea nuovamente tra Cani e Gatti, composta da Antonio
Michelari da Firenze, Fiorenza, Trevigi, Righattini, s. a.
13*. Guerra tremenda seguita l'anno scorso in Calieut fra
Cani e Gatti, Venezia 1800. Anfang: ,Del 1799 za (— gia)
del nostro. — (Dasselbe?) Bologna 1804, Lucca 1825.
13*. Guerra ecc. tra Cani, Gatti e Sorci, Lucca sa:
Anfang: ,Del mille e tanti di del nostro*.
13^ bis 13° sind Nachahmungen der Battaglia delle Gatti
n. 33 (s. Scelta di curiosità n. 187, Bologna 1882, р. 231).
134. La Rappresentazione et festa di Carnesciale et
della Quaresima. Nuovamente stampata, Firenze 1554, Aprile,
4° (6 Bl. mit 8 Fig.). Vorangeht eine Frottola di Carnesciale;
auch ibid. 1558, 4? (7 Bl. und 7 Fig.); ibid. 1568, 49 (7 Bl. und
8 Fig.) — Auch: Tragicomedia di Squaquadrante Carneval
e di Madonna Quaresma (so), Brescia, Giac. Farlino s. a.
(16. Jahrhundert) 8? (12 Bl.). — Verfaßt in verschiedenen ital.
Dialekten und maecaronischem Latein; s. auch Karesme, Batines
p. 18 n. XIV.
Carnevale, s. Karesme.
14. Liber de quaerimoniis seu conflictu carnis et animae,
eine Nachahmung von Doethius, de consolatione, verfaßt von
Hildebertus Cremonensis (geb. 1055), gedruckt in der Patristik,
ed. Migne, vol. 171, Paris 1854 p. 996—1004 (Peigner in
Abhandl. zur Gesch. d. Mathematik ПІ, 1530 S. 289), Anfang
des Gedichtes: ,Multa duces Latii pro libertate tulere*.
15. Debate of the Carpenters toels in: Remains of the
Early Popular Poetry of England by Hazlett, London 1864,
I, p. 19—90; die streitenden Zimmermannswerkzeuge sind auf-
gezählt bei Ethé, S. 55, Anm. п. 1.
Cata, s. Trabugunt.
16. Streit zwischen Chanukka und den Festtagen in
hebräisch und jüdisch-deutschen Reimen, anfangend: ву cp:
сер) ‚Seht lieben Leut, was da tut‘, Akrost. r wahrscheinlich
von dem jüngeren Salomo Runkel, der um 1547 lebte, ist
in 2 Mss. der Bodleiana enthalten, Neub. n. 377 erkannte die
Identität mit 272 nicht, Benjacob verzeichnet die Reime unter
“у п. 209; vielleicht ist ein Ms. in Basel; s. Monatsschr. für
28 IV. Abhandlung: Steinschneider.
Gesch. und Wiss. d. J. 1903 S. 363, vgl. meinen Katalog der
h. Handschr. in München, Ed. 1897 S. 217 zu п. 393f. 241°
Der handselir. Katalog Oppenh. benennt das Stück м'я», daher
im Serapeum 1864 S. 52. — S. auch Sabbat.
Charnage, s. Karesme.
17. Ein Wettstreit zwischen Leuten aus China und aus
Rom über Bilderkunst und Malerei bildet eine Episode in
Iskendernameh des Nizami (1200/1).
Chrebien, s. Juis.
Christen, s. Prophet.
17*. Contrasto del Cittadino e del Contadino, s. 1. с.а.
4° (16. Jahrhundert, gedr. in Liena). In Ottava rima; Batines
p. 81 n. XIV.
17*. De Clarevallensibus et Cluniacensibus, aus einem
Ms. ediert von Th. Wright in Latin poems ete. р. 2371—42,
anfangend :
Dum Saturno conjuge partus parit Rhea‘
168 Zeilen, je 4 reimend.
Clarke, s. Knight.
Clerici, s. Rustici.
Cluniacenses, s. Clarevallenses.
18. ll combate della comidie di carne y de ayuno,
angeführt bei Amador de los Rios, Hist. crit. de la literatura
Espanola, Madrid 1863 IV, 166 n. 2 — von einem deutschen
Clarus 12—13. Jabrhundert.
19. The Books in Meeter (so) of Robin Conscience
against his father convetousness, his mother newgise, and sister
proud beauty (Gewissen gegen ,Habsucht, Modesucht und
Prahlen mit Schönheit‘, etwa um 1550, anonym, nach Ethé
S. 58 n. 10, ohne Angabe von Druck oder ms.).
19*. The combat between Conscience and convetous
nesse in the minde of man, als Traum, anonym, London 158.
‚Ähnelt in schlagfertiger Debatte den orientalischen Munazarat
am meisten‘, Ethé S. 58 n. 20.
Contadino, s. Cittadino.
19°. Entre mon Cor (Herz) e me e mon Saber. Si тое
tensos, l’autra nueg que m (so) dormia, ein Partimen von
Lanfranc Cigala, Selbach, d. Streitgedicht S. 45 n. 89.
Rangstreit-Literatur. 29
19°. La Contenzione di Mona Costanza e di Biagio
[contadino], et puossi far in comedia. Composto per Bernardo
Giamburlari (so, lies Giambullari) Ciptadin Fiorentino, s. |. c. a.
49 [Firenze, Ende 16. Jahrh.] (4 Bl. zu 2 Coll, Holzscehn.
unter dem Titel, zuletzt 3 Canzone di Giuliana bella. Auch
s. l. c. a. 4? (Ende 16. Jahrh.; 5 Bl.); ferner anonym in Siena,
per Francesco di Simione, 1543, 8°, und Nuovamente stampata
in Siena, s. а. 89 (16 pag.). Die dritte Person ist der Podesta ;
es fehlt nicht an obszünen Anspielungen (Batines p. 81, 82,
d'Ancona p. 37). Auch abgedr. in Scelta di curiosità n. 96,
Bologna 1898 (35 Bl. kl. 8° nach d'Ancona ohne Revision mit
dem Original) und in Scelta n. 187 Bologna 1882 p. 2471—52,
wo eine Ausg. Fir. 1556, 4° angeführt wird. — Das frivole
Gedicht enthält 43 Strophen Ottava rima.
Covetousness, s. Conscience (2 Artikel).
20. Cuckoo and Nightingale (Kuckuck und Nachtigall)
von Pseudo-Chaucer (Ethé S. 56 n. 3).
Cuckoo, s. Lark.
Cuff, s. Band.
21. A Dialogue between Custome and veritie concerning
the use and abuse of dancing and minstrelsie, anonym von 1581
(Typ. Antiqua IV, 575, bei Ethé S. 58 n. 18).
Dagger, s. Sword.
22. المغاخرة بين دمشق ]4[ القاهرة Rangstreit zwischen D a-
maskus und al-Käbira (Cairo), arab. von Alam (nicht Ilm)
al-Din abu 'l-Hasan Ali b. Muhammed al-Dimaschki al-Misri
alSakhawi (gest. 643 H., begann 29. Mai 1245). Hagi Khalsa
УТ, То. 12533 (s. Index VII, 1033 п. 1221).
23. Desgleichen von Kadhi Schams al-Din Muhammed b.
Muhammed al-Bisati (gest. 842 H., begann 24. Juni 1438);
Н. Kh.l. с. (з. VII, 1217 п. 8108).
24. بين الرطب والعنب Ыл» Streit zwischen Dattel und
Traube, arab. anonym, (ee in ms. Gotha 2293 (Е S. 52 п. 2).
25, Disputation des Dattelkerns, persisch von abu Ishak
aus Schiraz, deutsch von Hammer (abgedr. in H. Jolowiez,
der poetische Orient, 2. Aufl. Leipzig 1856 S. 560).
Death, s. Life.
95*. Le Debat de deux Demoiselles, l'une nommée la
Noyre et l'autre la Tannée, suivi de la vie de Saint Нагепе
30 IV. Abhandlung: Steinschneider.
[Hering, eine Parodie] et d'autres poésies du XV 2? siècle avec
des notes et un Glossaire, Paris, imprimerie de Firmin Didot,
1828 VIII n. 176 p., der ungenannte Herausg. (nach Brunet
de Bock) bemerkt p. VII: In den Werken der Trouvères
findet man neben einer gesunden Moral ,les idées et les ex-
pressions les plus contraires à la religion et aux meurs‘. — Der
Text des Débat reicht bis p. 40. Je 4 kurze Zeilen reimen.
Der Verf. redet zu Anfang (p. 26) darin (die in der Ed. nicht
genannt sind) als Richterinnen an. ‚Mes Dames d'apparte
nouvelle, er spricht auch als Aueteur zwischen den Streitenden,
schaltet p. 13 einen Changon, p. 35 ет Roudeau ein. Nach p. 42
wäre das Gedicht 1490 verfaßt. Über den etwaigen Verf. Sim-
monet Callon, s. unten den ähnlichen Streit zwischen Bianca.
Von den angehängten Stücken p. ТІ Natura, unten п. 79".
Demon, s. Angel.
26. Contrasto del Denaro e dell’ Uomo, italienisch s. l.
c. a. 4? (16. Jahrh.), eines der ältesten gedruckten Stücke, da
das franzósische Original von Claudio Patim im 16. Jahrh.
gedruckt ist (Batines p. 79 n. VII).
Demut, s. Hoffart.
26°. Débat du Denier et de la brebis (A. Jubinal, Nou
veau recueil de Contes dits fabliaux, 1839? II, 264, in Reim-
paaren; s. Littré in Hist. litt. de la France XXII, 233, u. G.
Paris, Lit. franç. p. 158.
Diceplayer, s. whoremonger.
Diener, s. Gott.
Donna, s. Huomini.
26°. Donzella Donna, ediert aus einem Ms. von Selbach,
das provenzalische Streitgedicht, S. 102, n. 4; 54 Zeilen 1, 3, 6,
8, 9, 11, 14, 16 reimen, also terza rima; Anfang: ,Bona donna
tan res al sin coratie‘. — Vgl. Jungfrau.
Drinkard, s. whoremonger.
Eglise, s. Smagoque.
Ehr(e), s. Wollust.
Eisen, s. Silber.
21. Streit des Elephanten und Hasen aus der persischen
Fabelsammlung Anwar i Suheili (aus dem Indischen stammend,
im Arabischen bekannter als Kalila wa-Dimna), deutsch von
H. Ethé, Morgenlünd. Studien S. 158, Leipzig 1870.
Rangstreit-Literatur. 31
28. Disput zwischen Enfer und Paradis, französisch, Ms.
Bern 314; erwähnt zuletzt den Grafen von Boulogne, der
1223—34 regierte; Littré, Hist. Litt. de la Fr. vol. 23 р. 219,
wonach Amador de los Rios, Storia IV, 266 zu ergänzen ist.
Enoy, s. Fame.
Erde, s. Himmel.
Estate et Inverno, s. Jahreszeiten.
Falk, s. Nachtigall.
39. Streit zwischen Fame und Envy (Ruhm und Neid)
bildet den Prolog zum Lustspiel: The General Cashier d. 1712,
dem Prinzen Eugen gewidmet.
30. Streit zwischen Feder und Scheere schildert Schem-
tob Ardutial (oder Ardutiel) b. Isak in Soria (1345) in einer
Humoreske, die er nicht schrieb, sondern mit der Scheere
ausschnitt. Sie ist mit der Überschrift морь, ediert von El.
Aschkenasi in der Sammelschrift Gen 25, Frankfurt a. М.
1849 (Catal. Bodl. p. 2519, die hebr. Übersetz. S. 912; vgl. Verz.
d. hebr. HB. Berlin II, 28 n. 189).
Feder, s. Schwert.
31. Feder und Schwert ,,, опро 22mm вул, so beginnt
die gereimte Überschrift des 40. Kapitels des Buches mann;
enthaltend die Makamen, welche der Spanier Jehuda Alcharisi
(oder al Harizi), um 1216—18 auf weiten Reisen verfaßte und
gesammelt als Gegenstück zu seiner hebr. Übersetzung der
Makamen des “Hariri verschiedenen Personen widmete. Wir
besitzen dieselbe Übersetzung nicht vollständig.
Von den originalen 50 Makamen des hebräischen ‘упт
enthalten nicht weniger als acht Streitgedichte, nämlich 4, 5,
13, 17, 39, 40, 41, 43; К. 12 und 42 über dasselbe Thema
stehen jenen sehr nahe. Im allgemeinen S. Hebr. Übersetz.
S. 852.
Der Kürze und Bequemlichkeit halber stelle ich hier
gleich die Gegenstände zusammen und als deren hebräische
Bezeichnung die 1. Halbzeile der hebr. Überschrift des be-
treffenden Kapitels (ich benutze die Ausg. Amsterdam 1726,
die am häufigsten zu finden ist).!
“= —— —ÁM— HÀ
! Übersetzungen einzelner Kapitel siud angegeben in Catal. Bodl. p. 1344,
bei Kaminka p. XLIX über dessen Ausg. s. Z. f. H. B. IV, 34.
32
IV. Abhandlung: Steinsehneider.
(Kap. 4) armen 0 maws, zum Lob von zwei Dichtern,
welche die Ameise und den Floh vertreten, sie selbst
sind der Landstreicher und sein Sohn; deutsch von Karl
Krafft, zuletzt in seinen Jüd. Sagen und Dichtungen,
Anspach 1839, S. 157; auch deutsch von S. J. Kaempf,
Nichtandalusische Poesie usw., Prag 1858, I, 19 (im
Il. Teil hebr. mit Anmerkungen); daraus im Werke ‚Die
jüd. Literatur‘, Her. von Wimtr und Wünsche, Münster
1896, III, 161, wo eine Charakeristik Charisis von A.
Sulzbach vorangeht.
(5) emmwn з" mawa, Lob von zwölf Dichtern, deren
jeder einen der zwölf Monate des Jahres vertritt; deutsch
von Krafft, l. c. S. 169; bei Kämpf, l. c. I, 33. S. unten
zu 136° Zenerel.
(12) sna! maim nbs Geiz und Freigebigkeit
und ihre Streitigkeiten. Die beiden Eigenschaften werden
hier weniger redend als handelnd eingeführt; der Geiz
wird vom Gegner eingesperrt und erläßt vom Gefängnis
aus ein Rundschreiben an die Gemeinden Israels in Ba-
bylon (dem Vaterlande des Gefangenen) bis nach Ägypten,
welche um die Wette ihre Tapferkeit und Stärke rühmen
(in Gediehtehen) und den Gefangenen auf den Thron
erheben. Offenbar hat Charisi, der arme Dichter, in
jenen Gemeinden nicht die beanspruchte Freigebigkeit
gefunden und sie durch diese Satyre geißeln wollen.
In К. 42 mamm пол ат», Streit des Geizes und
der Freigebigkeit, wird ersterer durch einen Greis, letz-
tere durch einen Jüngling vertreten. Die Doppelte Bear-
heitung beweist die Bedeutung des Themas für den
Verfasser,
(13) 55571 mun су vorm mz» Streit der Seele mit dem
Leibe und dem Intellekt.
(17) posam pan man Disputation des Ungläubigen
(Ketzers) und Gläubigen; gemeint sind die Karaiten,
wie sich unweifelhaft ergibt. Ich identifiziere daher:
Gaam ospr ра maw, Disput. der Karaiten und Rabbaniten,
im Index von Ms. Lipschütz, jetzt Cambridge 35 (s. H.
B. XXI, 10 und oben zu n. 12).
(39) arm abba mz» Disput. der Nacht und des Tages.
Rangstreit-Literatur. 33
(40) anm vyn, s. п. 31 deutsch bei Dukes, Ehren-
säulen usw. S. 92.
(41) пект vx пріпь, Streit des Mannes und der
Frau. Identisch ist wahrscheinlich own су mv: man,
Disput. der Männer und der Frauen im Index von ms.
Lipschütz, jetzt in Cambridge n. 35 (Hebr. Bibliogr. XXI,
10, vgl. oben zu n. 6 und hier zu Kap. 17).
(42) s. oben n. 12.
(43) moz en mımn, Streit des Meeres und trockenen
(Landes) Höchst wahrscheinlich ist identisch a mz"
лози" in Ms. Merzbacher 46 (Katalog von Rabinowitz,
München 1888 S. 4), nicht vor 1729?
Feste, s. Chanukka.
32. (Fleisch) der Gaystliche Bachsybaum (so), von dem
Streit des Fleischs (so) wider den Gayst‘ (so) usw. (von Hans
Witzstadt von Wertheim), anfangend: ‚Nun höret zu jr (so)
Christenleit‘ (s. o.), gedruckt s. |. с. a. (4. Bl., з. Heyse, Bücher-
schatz, S. 65 n. 1047).
Floh und Ameise, s. n. 31 (24).
Flora, s. Phyllis.
Folly, s. Wit.
Formica, s. Musca.
Fortuna, s. Sapienzia.
33. Eine Frau rühmt sich, die unglücklichste zu sein,
worauf eine andere behauptet, unglücklicher zu sein, arab.
anonym, im Kitáb al-Agäni IV, 34 (Wellhausen, Reste altarab.
Heidentums, 2. Aufl., S. 90).
33*. Streit von Freigebigkeit und Geiz, al 58,6014
Jess bei Djamal al-Din n. 8. Erstere sagt zu letzteren:
‚Der Prophet ist der Beschützer ((3,) der Freigebigkeit, du
bist mit den Juden und Christen‘.
Frühling, s. Jahreszeiten.
33°. Ein Kampfgesprüch zwischen Fraw Frümkeit
(Frómikeit) und Fraw Schalckheit (so), von Hans Sachs, zu-
letzt (Bl. 15°); gedruckt zu Nürnberg durch Georg Wachter
(1540), 16 Bl. 16°, das Letzte unbedruckt. Anfang: Als ich
wegen Handtwerck (so) nach that wandern. Der Verfasser
schläft bei Leipzig ein und träumt den Streit. Die Streitenden
berufen sich auf geschichtliche Persönlichkeiten, der Ver-
Sitzungsber. d. phil.-hist. KL. 155. Bd. 4. Abh. 3
34 IV. Abhandlung: Steinschneider.
fasser zitiert in seinem ‚Beschluß‘ Plutarch. Auch in Ed. 1612,
S. 515, datiert 6. Mai 1540.
33°. Contrasto ridiculoso chi fa (sic) na Gatta e un
Загсі. Composto рег Franciscu Curuna, Palermitano, Napoli
per Antonio Gramignani, s. а. kl. 8 (8 unpag. Bl); Ottava
rima, ungezählte Strophen; abgedruckt im Propugnatore, a. X
(1877) vol. I p. 366—74. Anfang: ,Cui vanta Bergamascu є
спі Tudiscu‘. Gius. Pitré (Bibliot. delle tradizioni, III, 261, 263)
erwähnt nach einer Ausgabe, betit. Contrastu ridic. есе. na
tinta gatta ecc., Palermo s. a. 1. Hälfte des 16. Jahrh.; Titel-
vignette eine häßliche Maske.
934, La gran battaglia delle Gatti e delle Sorci (Katzen
und Mäuse), Firenze s. а. 4? (4 Bl); Nuovamente Stampata,
mit Holzschnitt: ein Mann öffnet eine Türe, hinter welcher
Mäuse fressen. Anfang: ,Nel tempo che parlavan gl’animali‘;
s. Scelta di curiosità n. 187, Bologna 1882, p. 253.
Nachahmungen s. unter Cani n. 13°,
Gedult, s. Kühnheit.
34. Gehör und Gesicht halten den 4. Disput in den
persischen fünf von Khwadja Schá'in al-Din Alib. Tarika Isfa-
häni (gest. 1431/2), ms. Brit. Mus. Add. 16.839, f. 16° und 25,
Ethé S. 76; vgl. unter Vernunft. Siehe auch D. Kaufmann,
die Sinne, 1884, S. 139.
35. Geiz und Freigebigkeit, s. unter n. 31 (K. 12).
Geiz, s. Freigebigkeit n. 33*.
96. Of Gentylness and Nobylyte, a dialogue between
the Merchant, the Knyght and the Plovman, disputyng who
is a very Gentylman and who is a Nobleman, in Versen ge
druckt, Oxford s. a. (Ethé S. 54 n. 24).
36°. Hans Sachs. Ein Kampff gesprech zwischen Gesund
heit und Krankheit; zuletzt gedruckt zu Nürnberg durch
Georg Wachter (um 1543) 16? (11 unpag. Bl). Anfang:
‚Da man zelt fünfzehnundert (so) jar
Nach des Herren gepurt und dar-
Zu drey und vierzig in dem Morgen
Lag ich eyns nachts, mich that hart schmerzen.'
Auch Ed. 1612, S. 929, datiert 7. März 1543.
Gesicht, s. Gehör.
Rangstreit-Literatur. 35
36°, Dialogo fra la Giovane e la Vecchia, von Sanna-
zaro; die junge beklagte sich, daf die Jugend so kurz sei, die
alte, daß das Alter so viele Übel verursache; 4’Апсопа? II, 98.
Gläubige, s. Unglüubige.
Glück, s. Tugend.
31. omas nanba (so ist zu lesen für manba im Katal.,
der auch guerre im Sing. übersetzt), Krieg der Glieder,
nämlich: Kopf, Hände, Herz, Füße und — Geist! man möchte
ihn als Richter, nicht als Partei erwarten — in Reimen von
Jomtob Soriano, sonst unbekannt. Ms. Paris 1288, kopiert
von David b. Moses in Toledo 1511. — Wir haben hier nicht
eine Parallele zur bekannten Parabel des Mn. Agrippa vom
Magen und den Gliedern, eher eine Zerstückelung der Dis-
putation von Seele und Körper.
Gnade, s. Vergebung.
37°. Contrasto della Gola e della Ragione, wofür d’Ancona
31,561 Archivio Glossolog. XI, 2 zitiert.
38. Dialog oder Disputation zwischen Gold und Merkur
(Quecksilber) bei Vincent von Beauvais und anderen, auch ein
Buch der LXX, angeblich von Johann, übersetzt von ,Renald
Cremonensis‘ s. Europ. Übersetz. usw., Sitzungsber. 1904, Nr. IV
в. Berthelot, Introd. a la Chimie und la Chimie au moyen ёсе I
(1893) p. 70 und 326.
Gold, s. unter Reich und Weizen.
Goose, s. Horse.
38*, Streit zwischen Gott und dem Diener (Menschen)
الله مع العمد 8,514, bei Djamal al-Din n. 1. Vgl. Selbach S. 39,
n.79, wo der Mönch von Montaudon im Paradiese ein Ge-
spräch mit Gott führt und sich beklagt.
39. Mx op pm mz» Disputation des Greises mit dem
Jüngling, anfangend: лузп nm zm [l nano] ‘nan Jar.
39*. Einen Rangstreit zwischen Greisenalter und Jugend
(us und Us) verfaßte arabisch der Vielschreiber, bekannt
als al-Djahits (Mitteilung Goldzihers, ohne genauere Angabe).
— Abu Othman “Amr b. Bahr starb in Basra Dezember 868
oder 869. Quellen über ihn sind gesammelt in meinen Werke:
Polemische Lit. S. 122 und 414 (Auszüge aus der polem. Schrift
3*
36 IV. Abhandlung: Steinschneider.
im Brit. Mus. Supplem. 1129 IX, der Katalog erwähnt jene
nieht und Brockelmann I, 152 (342) auch die Schrift selbst
nieht). Vgl. auch Leclerc Hist. de la médicie arabe 1816,
I, 315 und Hebr. Übersetz. S. 401. Fihrist hat keinen Spezial-
artikel, Zitate s. im Index II, 242 unter .اہو عشمان — Einen
andern Rangstreit von Djahits s. unten n. 45%.
Hase, в. Elefant.
39%. Ein Kampfgespräch von einer Haußmaidt und
Kindbeth Kelnerin, von Hans Sachs; zuletzt gedruckt zu Nürn-
berg durch Friederich Gutknecht s. a. (4 Bl. 16°). Anf.: ‚Vor
Jaren dient ich in ein Hauß‘, der Verfasser belauscht in einer halb-
offenen Türe (so auch auf dem Titelholzschnitt) und unterbricht
die Schimpfreden; der ‚Beschluß‘ endet: ‚Und so rath im [ihm]
aus Nürnberg‘. Hans Sachs. — In Ed. 1612 S. 10 undatiert.
Herz, s. Auge.
Hiems, s. (Jahreszeiten) n. 46.
40. Himmel und Erde, persisch von Asadi (gest. 1030),
gedichtet um 1010—30, bei Ethé 8. 162—9, deutsch S. 109—106.
41. Himmel und Erde, persisch von Arif (1438/9) aus
dem mystischen Epos Ball und Schlägel (vgl. n. 6%), (Ethé S. 13,
persisch S. 123—926, deutsch S. 121—830, Gr. 228).
Hitze, s. Kälte.
Hiver s. Jahreszeiten.
41%. Hans Sachs, Kampfgesprüch zwischen der Hoffart
und der edlen Demut, anfangend:
‚In meiner wanderschafft ich zog
Bey schwatz für ein gebirge hoch;
datiert 23. Mai 1535; Ausg. 1612; 5. 505.
42. Le Débat de l'Homme marié et de l'homme non marié
avec le plaintif amoureux, s. l. et a; Brunet, Manuel II, 541.
L’Homme mondain, s. Religieux.
49*, Le Débat де l'Homme et de la femme, з. 1. с. а.
(16. Jahrh., Brunet).
43. Certamen inter Humilitatem et superbiam‘, alt
franzüsische, ms. Douce (erwühnt von Michel, Einleit. zu Tristan
I p. LVII; vgl. Pseudo-Augustinus, de conflictu virtutum n. 118).
SEH a Horse, the Sheep and the Ghose (Gans), sol
Karl ы eier Zeitgenossen Chaucers sein (Remains ої the
у Popul. Poetry of England von Hazlif, London 1864, I, Introd.
Rangstreit-Literatur, 37
p. XIV, ХУ und Typograph. Antiquities, London 1812, IT, 308. In
der von Ethé S. 56 mitgeteilten 1. Strophe ist vom ‚alten‘ Brauch
die Rede, daß zwei oder drei Personen, in Kontroversen, Plees
(= Pleas) und Discordes einem Schiedsgericht sich unterwarfen.
433. 11 Contrasto degli Huomini (sic) e delle Donne,
s. l. c. a. 4?, Ende 15. Jahrh. (6 Bl. zu 2 Koll.; unter dem Titel:
Vignette). Nur ein Exemplar bekannt, wenn nicht identisch
mit Hain, Керегі. n. 5619, betitelt: ,Contrasto . .. Cioè uno
che le infama e l'altra che le pregia e loda'. Eine andere Aus-
gabe з. |. c. a. 16. Jahrh. Das Gedicht ist in Ottava rima ver-
faBt (oder aus b übersetzt?); Batines p. 78 n. 5. D'Ancona р. 37
n. 5 (auch I, 561 n. 3) scheint irrtümlich mit diesem Gedicht zu
identifizieren den Contrasto delle donne, welchen er im Propu-
gnatore vol. 2 parte 2, Bologna 1869, p. 412—38 aus einem
Ms. ediert hat. Dieser besteht aus 80 Stanzen in Ottava rima,
anfangend: ,Nuova canzon di femmine tristizia und ist bei
Brunet IV, 125 als anonym ediert von Gabriel Petri (1472—80)
verzeichnet. D’Ancona sucht in einem längeren Schreiben an
A. Wesselowsky nachzuweisen, daß der Verfasser Antonio Pucci,
bekannter Sänger des 13. Jahrh., sei, dessen volkstümliche
Gedichte für die Kulturgeschichte sehr interessant sind (s. Prop.
p. 403, 405). Dieser ,Contrasto' ist aber überhaupt kein Streit-
gedicht zwischen zwei Personen, sondern eine Reihe von Er-
widerungen der Frauen gegen die Männer, beginnend mit
Eva. Es gehört in den weiten Literaturkreis der ‚Frauenfrage‘,
welche erst in neuester Zeit eine praktische geworden ist. Die
Anwendung biblischer und historischer Beispiele erinnert an die
hebräischen und italienischen Gedichte von Juden im 16. Jahr-
hundert, worüber s. meine Abhandlung ‚Zur Frauenliteratur‘
in der Zeitschrift Letterbode, Jahrg. XV, Amst. 1886/7, S. 49 —
95, und Monatsschrift für Gesch. und Lit. d. Jud. 1898, S. 471.!
— Pucci und andere, die Frauen betreffende Rangstreitschriften
sind nachgewiesen in meiner ,Letteratura delle Donne' in der
Zeitschr. П Buonarroti 1879, 1884.
43°. Streit zwischen Iblis (= Diabolos) und dem Pro-
pheten (Muhammed), bei Djamal al-Din n. 4. Satan erscheint
1 Mit Eva beginnen auch die allgemeinen Sündenregister der Frauen
bei Weiner, Beitr., S. 28, 29.
38 IV. Abbandlung: Steinschneider.
als alter blinder Dünnbärtiger #5. Die Versuchung ist wohl
eine Nachahmung der Versuchung Jesus.
434, Contrasto d'un Innamorato contro ad amore, Ms.
Magliab. VII, 1145, nach d'Ancona p. 31, n. 3,
Intellekt, s. Seele und s. Staat.
Inverno, s. Jahreszeiten.
Isfahan, s. Bagdad.
44. Vom Streit der Jahreszeiten, namentlich Sommer
(oder Frühling) und Winter besitzen wir verschiedene Bear-
beitungen, die hier nach den Sprachen geordnet sind: orien-
talisch, lateinisch, französisch, italienisch, englisch. Der spani-
sche Jude Abraham ibn Esra starb in Rom 1168, nachdem er
viele Länder durchwandert, Verschiedenes aus dem Arabischen
übersetzt oder bearbeitet hatte (Die hebr. Übersetz., Index
S. 1049); seine Berühmtheit verdankt er seinen exegetischen
und grammatischen Schriften; er ist aber auch, meines Wissens,
der älteste bekannte Verfasser hebräischer Streitgedichte,
vielleicht so vieler, daß wir ihn als denjenigen betrachten dürfen,
der zuerst diese Form, etwa nach arabischen Mustern, in die
hebräische Poesie einführte. Hier erwächst das Bedürfnis, eine
Zusammenstellung aller ihm beigelegten Stücke schon aus der
erforderlichen Kritik ihrer Authentie, und eine kurze Bemerkung
über die Quellen darf nicht fehlen.
Die Gedichte Abrahams, außer einem Diwan in den ver-
schiedensten Handschriften und Druckwerken zerstreut, sind
erst in neuester Zeit übersichtlich geordnet und herausgegeben.
Zunz sammelte, hauptsächlich aus liturgischen Quellen, die
religiösen Gedichte (in engerem Sinne) in seiner Literatur-
gesch. der synagogalen Poesie (S. 407—14, 414, Anh. 9, 10,
34, 50, Register S. 75; Abenesra) — Jakob Egers edierte
den ,Diwan' aus Ms. Berlin, Fol. 1233 (n. 186, II, 28 meines
Verzeichnisses), Berlin 1886. Dieser Diwan, von Jaschua b.
Elia ha-Lewi (um 1360?) redigiert, enthält auf 138 Seiten,
260 Stücke verschiedenen Inhalts. Egers verzeichnet S. 186/7
die Anfänge von nahe an 200 Hymnen, die nicht im Diwan
vorkommen. Beachtenswert sind die Bemerkungen des Samm-
lers S. XVI über die Unsicherheit der Authentie der einzelnen
Stücke. — David Rosin sammelte die ‚außergottesdienstliche‘
Poesie in verschiedenen Unterabteilungen in vier Beilagen des
Rangstreit-Literatur. 39
Jahresberichtes des jüdisch-theologischen Seminars in Breslau
1885, 1887, 1888, 1891 unter dem Titel: Reime und Gedichte
des Abraham ibn Esra, auch mit besonderer Seitenzahl 1—226
ausgegeben. S. 166, c, d enthält einen deutschen ‚Inhalt‘. Der
hebräische Text ist von einer deutschen Übersetzung und An-
merkungen begleitet; ein alphabetisches Verzeichnis der Anfänge
blieb Desideratum. — 1894/5 gab die Gesellschaft ,Achiasaf*
in Warschau als V. Werk ihrer Auswahl hebrüischer Klassiker
(Poesie und Rhetorik) 2 Bände (XX, 266 und 141, 98, S. 32°)
heraus, betitelt: ,R. Abraham ibn Esras Gedichte, ediert und
bevorwortet von David Kahan‘ (so auf dem Umschlage des
IL Bandes, Heft 1). Die hebräischen Titel unterscheiden:
Gedichte, Rhetorisches, Rätsel, Epigramme, Biographie. Eine
Übersicht der XIII Abteilungen (VII enthält 4 Streitgedichte,
n. 105—8) mit 133 Gedichten, nebst alphabetischem Verzeichnis
der Anfänge findet man in Bd. I, S. Ш—1Х und XIV—XXII;
Bd. II enthält nur rhetorische Prosa und gereimte Fragen, deren
Unechtheit Kahana selbst unwiderleglich beweist — dennoch
aufgenommen hat.
Über ibn Esra als Dichter handelt Albrecht in ZDMG.
(Bd. 57, 1903, S. 421#.: ‚Studien zu den Dichtungen Abrahams
b. Ezra, über Akrosticha S. 442, Musikstyl 452, Streitgedichte
455. — Letztere sind:
a) Brot und Wein, sehr zweifelhaft, s. oben n. 3.
b) Jahreszeiten, eigentlich Sommer und Winter, anf.
T^» \зл 75 лн Зк, in der Sammlung Schirim etc. Constant. 1545,
п. 297, nach Zunz, Lit. S. 539 von einem unbestimmten Abra-
ham (Kahana S. 246 gibt n. 299 an). Im Diwan S. 45, n. 122
(s. S. 160) wird angegeben: ‚nach dem Versmaß von ‘к=з Зк,
d.i. unten e (bei Rosin S. 104, n. 64, Kahana S. 109, n. 205).
Die Strophik ist hier korrekt, 7 Strophen zu 7 Zeilen mit dem-
selben Reim, worauf 4 kurze Zeilen mit 2 anderen Reimen
folgen. Das Akrost. Abraham ergibt sich aus Str. I—V.
Unsere Bearbeitung findet sich wohl in Ms. Turin, f. 23, f. 280
bis, als Certamen inter aestatem et hiemem (Catal. Peyron p. 257).
c) Sabbat und Feste (Feiertage), anfangend: "yw naw pa
матчу manba, gedruckt in der Hymnen-Sammlung mnbw'nze,
Oran 1856, 2. Ausg. 1880 (s. Hebr. Bibliogr. XX, 112), S. 159
(в. unten), und кою" nm Aden 1897 f. 30, n. 97; aus dem
40 IV. Abhandlung: Steinschneider.
Diwan bei Egers S. 79, n. 184, vgl. 163, bei Kahana S. 120,
п. 108, Anm. S. 248, mit einer ungenauen Überschrift ps з
nsw app, Hier haben 10 Strophen 6 gleichreimige Zeilen und
eine Zeile durchgehenden Reimes (in Ed. Oran fehlen die 4
letzten Worte der Il. Strophe). Str. IV—VIII bieten das Akro-
stichon Gan, St. VII im 2. Worte; Kahana wirft Egers vor, er
habe nicht gesehen, daß das л zu ın zu stellen sei — obwohl
er seinen Text nicht danach verbessert hat. Allein re:
klingt nicht wie ibn Esra. Eine deutsche Übersetzung gibt
Albrecht in ZDMG. 57, S. 456. — Identisch ist wohl das
anonyme “ym naw гот, Ms. E. N. Adler, 2. 41 (The Persian
Javs, 1898, Abdr. aus Jew. Qu. Rev.) p. 13.
d) Streit der 5 Sinnesorgane, worüber Manachem in
Rom als Richter vorgeschlagen und gepriesen wird, anfangend:
aps bw epp oem, gedruckt in der Sammelschrift Kerem
Chemed, Bd. IV, Prag 1839, 5. 143, in Zeitschr. ha-Karmel,
Wilna I, 1861, S. 253; bei Rosin S. 124, n. 18; bei Kahana
S. 60, n. 35 (mit der aus Rosin übarssisten Überschrift: „Zu
Ehren des В. Мапасһеш! und dessen Sohnes Moses‘, der nur
zuletzt erwähnt ist) Anm. 8. 228; besteht aus 72 Zeilen mit
durchgehendem Reim, ohne Akrostichon.
e) Tier und Mensch, in Schirim ete. Ed. Constant. 1545,
п. 221; am Ende von avn bps nx nur in Ed. Mantua 1557,
auf dem Titelblatt als mw, in der Überschrift als хол be
zeichnet, welche in Kürze den Inhalt jenes Buches umfasse,
bei Kahana S. 112, n. 106 als oıxm nenn pa man, Anm. S. 247,
wo Allerlei zu berichtigen, ja sogar die Autorschaft sehr zu
bezweifeln ist. In Z. 1, 2 ist nicht bloß Abraham, sondern
auch «25272 (in Ed. Mantua verwischt) gezeichnet, daher
Zedner, Catal. p. 408 (Die hebr. Übersetz. S. 861) Abraham
b. Machir angibt. Allerdings wäre es ja nicht unmöglich,
daß für "з ein mit x anfangendes Wort den Namen Meir er-
gäbe; Abraham b. Meir heißt ibn Esra, aber auch zwei jüngere
Homonyme (Zunz, Lit. S. 464 und 704). Für ibn Esra spricht
die Angabe des Metrums im Diwan unter 5 (s. dort). Auch
der Strophenbau ist derselbe, nur sind es hier XI Strophen zu
5 und 4 Zeilen; in І, ПІ, IV, VI, VII sind die Anfangsbuch-
1 Vgl. Zunz, zu Benjamin von Tudela, Ed. London Bd. II.
Rangstreit-Literatur. 41
staben der Vierzeilen dieselben wie die der Fünfzeilen, welche
in I und II mit x beginnen und bis * reichen, also nur die
Hälfte des Alphabets erschöpfen. Die Fünfzeilen, welche nach
Kahana in Ed. Mantua hinter VII fehlen, sind offenbar über-
schüssig. Der Verfasser hat die Abhandlung der sogenannten
‚Lauteren Brüder‘ gekannt, welche Kalonymos erst im Jahre
1316 unter dem Titel Jggeret Ваще Chajjim ins Hebräische
übersetzte. Kahana (S. 247) meint, ibn Esra habe das arabische
Original gekannt, dessen Verfasser er wonm jax nennt, wahr-
scheinlich für [Zeid] b. Rifa'a bei Landsberger, Igg. В. Ch.,
Darmstadt 1882, S. XXVII; Dieterici, Der Streit zwischen
Mensch und Tier (Berlin 1858), S. 262, schreibt Rafaa. — Ohne
Zweifel ist durch Abkürzung die Überschrift mew nen ра mz»
oder z^ in Ms. Vat. 303, und Ms. Lipschütz, jetzt Cambr.
(H. L. XXI, 10, vgl. oben n. 12) entstanden, vgl. Strophe II.
Ich identifiziere ohne Bedenken ,Questus animalium in hominem*
in Ms. Turin bei Peyron p. 251, n. 238 zwischen anderen Streit-
gedichten; vgl. oben n. 3 und unten n. 111.
f) Zion und der Feind, Diwan, Egers 8. 68, n. 168, Anm.
S. 162, deutsch bei Albrecht, ZDMG. 57, S. 456. Besteht aus
VI Strophen zu 4 Zeilen mit demselben Reime, vorangehen
als Motto 2 Zeilen zu je 3 gereimten Absützen; die erste be-
ginnt ix mex und endet mit ", die zweite beginnt sx “зк und
endet auf r2; mit dem entsprechenden (Gürtel-) Reime schließt
eine 5. Zeile in Strophe I, III, V und II, IV, VI. Das Akro-
stichon возозокк ergibt sich aus dem Motto und den VI Strophen
in dem ersten Worte, welches auf die Formel px mx
und zeg ax folgen. Egers hat das in keiner Weise bemerk-
lich gemacht, zuletzt heißt es: ,1000 Jahre und mehr sind
verflossen‘, d. h. seit Zerstörung des Tempels. Weder Zunz
noch Rosin und Kahana kennen diesen Streit, der allerdings
zu den heiligen gerechnet werden kann; sind 6) und c) es
weniger?
44*. (Jahreszeiten.) Streit zwischen Sommer und Winter.
Hebräisch von Anonymus, Ms. des Buchhändlers Fischl-Hirsch,
Reimprosa, anfangend: зкело pps mm mna, also ein Traum,
woraus der Verfasser zuletzt erwacht. Mehr erfährt man nicht
von N. Brüll, Jahrbücher für jüd. Gesch. und Lit. IX. Frankfurt
а. М. 1889, 5.4, п. 3.
42 IV. Abbandlung: Steinschneider.
44. (Jahreszeiten) Rangstreit zwischen Frühling und
Herbst, arabisch: „52,250, au)! 8,504 (so teilt mir Goldziher den
Titel mit) von Djahits (s. oben п. 39*), gedruckt in Konstanti-
nopel, Druckerei Djawäib 1302 Н. (1884/5); Brockelmann
I, 153, n. 9 gibt: Jalwat al-Harif fi Munazarat etc.
44.* (Jahreszeiten; Streit zwischen Sommer und Winter,
türkisch von Lami, Ms. in Wien (Krafft n. 158), Hammer, Osman.
Dichtkunst II, 29 (Ethé S. 76).
45. (Jahreszeiten) unter diesem Schlagwort stelle ich
die verschiedenen Titel zusammen): de conflictu Veris et
Hyemis, anfangend: ,Conveniunt subito cuncti de montibus
altis‘, sowohl unter dem Namen des Веда Venerabilis (gest.
26. Mai 735, sicherlich nicht Verfasser) als auch des Milo,
Benediktiners in Sankt Amand (gest. 874), der Ähnliches
dichtete; gedruckt als Beda, Francof. 1610, 8° ши Ovid,
Amatoria, als Milo in Casimir Oudin, Commentaria de scrip-
torum ecclesiast. Francof. et Lips. 1122, I, 326, s. Fabricius,
Bibl. Cat. med. ed. 1858, I, 180, V, 14: kurze Erwühnung von
Karasan, Frühlingsgabe, Wien 1839, S. 150, Novati, p. 51,
der von Übersetzungen spricht, aber keine nachweist; Selbach,
S. 25, n. 51.
45." (Jahreszeiten) De altercatione Hiemis et Aestatis
von Bernardius Sylvestris (über welchen s. mein: Die Europ.
Übersetz. aus dem Arab., in Sitzungsberichte der k. Akademie
1904, n. IV, S. 8), Ms. Angler, nur im Index von Schums
Catal. p. 886 als ,Poet. п. 29*.
46. (Jahreszeiten) Le débat де l'Iver et de l'Esté,
abgedruckt im Recueil de poésies françaises des ХУ. et ХУІ.
siècles etc. par A. de Montaiglon, Tome VI, Paris 1857 p. 190—5.
Anfang: ,Esté commence
Chascun de ma venue doit estre esjouysans*.
20 Monoryme Quatrains.
Nach p. 190 gibt es З gothische Ausg. у. J. 1. 8 Bl., auch
in Sylvestres Recueil de poésies goth.-frang.; 2. 4 Bl.; 3. 8 Bl.
mit einem Sermon. — In Jubinals Nouveau recueil de Contes
ete. p. 40—49 findet sich: De l'Yver et de l'Este. Die Dis
putanten halten dort lüngere Reden und in verschiedenem
Metrum, — Hier beginnt die letzte Rede des Sommers: ,X ver,
Rangstreit-Literatur. 43
nous ne devons estriver! longuement'. Angehängt ist р. 196:
L'estat présent de l'homme, auch in ältern Ausgaben. Brunet,
Manuel II, 248, erwühnt eine Ausg. Lyro v. J. um 1539.
46." Y ver et Esté (Debat де Г...), anonym (14. Jahrh.)
ediert aus einem Ms. in Genf (15. Jahrh.) in Recueil de Poésies
Frangaises, par An. de Montaiglon et James de Rothschild,
tome X, 1875, p. 41—49 (es folgt n. 49—53 eine bibliographische
Notiz von E. P., d. i. Emile Picot, р. 42, vgl. d'Ancona? I, 61,
п. 5). Das französische Gedicht besteht aus 32 quatrains mono-
rimes, deren 1. und 2. vom Dichter, die übrigen abwechselnd
von den Streitenden gesprochen werden. Anfang:
‚Lautrier par ung matin, sur la rive de Sainne (sic)
Entre Mente et Meulant, tout parmi une plainne.‘
Der Streit endet mit einer Versóhnung. Der Text ist orignell.
46." Disputacion entre l'Yver et l'Esté, in anglo-norma-
nischem Dialekt umschrieben, nach Littré (Hist. Lit. de la
France, XXIII, 231).
47. (Jahreszeiten) de Yeme [et] estate, mitgeteilt im
Archivio glottolog. II, 1873, p. 206—8, 152 Zeilen, Reimpaare.
Anfang: ,Dua razon ve voio [= voglio] contar‘.
47." (Jahreszeiten) Piacevole discorso, dove s'intende
contrastare l'Estate e l'Inverno ecc., composto da Foriano
Pico fiorentino, Napoli, per il Monaco (s. a.). Probe daraus
(ott. rima, 135, 24 6, 1 8 reimen) bei Gius. Pitre, Bibl. delle
tradiz. popol. sicil. III, Palermo 1872, p. 260.
41.* (Jahreszeiten) The debate and Stryfe between Somer
and Wynter, anonym, in Remains of the Early Pop. Poetry I,
Introd. p. XIV, n. X, ПІ p. 29 ff, nach Ethé S. 57, n. 5 das
älteste Muster, endet mit einem Kompromiß ohne Schiedsrichter.
48. (Jahreszeiten) Ein Gespräch zwischen dem
Sommer und Winter von Hans Sachs, anfangend:
‚Eins mals an S. Matheus tag
Als gleich die sonn war in der wag‘;
datiert 9. Juli 1538; Ausgabe 1612, 8. 846.
Jay, s. Lover.
1 Vgl. englisch Estrife, strife — streifen im Sinne von treffen, das ja als
Dingwort Schlacht bedeutet.
44 IV. Abhandlung: Bteinschneider.
49. рор sz плех ро точ Disput zwischen Jephta und
den Kindern Ammon (Ammonitern), von dem Elementarlehrer
Abraham b. Jakob Anau (Anaw) in Rom (1757/8), Ms. Almanzi
311, jetzt Brit. Mus. Ace. 27209 (Margoliouth, Descriptive List
of the Hebrew and Samaritan MSS. etec., London 1893, p. 84);
vgl. Vogelstein und Rieger, Gesch. d. Juden in Rom, Bd. II,
Berlin 1895, S. 282.
49*. Tract. de conflictu Jerusalem et Babylon, Ms. Prag
1031f. 1612 (Catal. Trahlar 1905, p. 428). Anf.: ,Inter Baby-
lonem et Jerus. Ende: Curitales decem milia. — Vgl. n. 1306f.
134* (Catal. p. 503): Jacobi (de Paradiso) Carthusiensis Trac-
tatus de duabus civitatibus scilicet Jerusalem et Babylone.
[Anfang] ,Reberea consons fidee‘; Ende: ,manentibus inviolatis‘.
— Vgl. unter Virtutes, п. 118.
49*, Le débat du jeune et du vieux (vieulx) amoureux,
s. l. c. a. 4? goth. (Lyon um 1500), und s. l. c. a. 6 Bl. voraus
abgedruckt im Recueil des poésies etc. par Montaiglon t. VII
(mir leider durch eine Umstellung in der k. Bibliothek unzu-
günglich). Brunet, Manuel II, 549 kennt drei Ausgaben: 1) s.l.
c. a. (Paris, Jean Trepperel, um 1500) 4? goth. 12 ВІ.; 2) Paris,
Rolin Gaultier s. а. 89, 12 Bl.; 3) s. |. c. a. 4°, 10 ВІ.
Identisch ist wahrscheinlich: Le debat du vieux, s. 1.
c. a. (Paris um 1500) 4? goth. 8 Bl. (du vieulx) s. 1. c. a. (Auf.
16. Jahrh.) 49 goth. 6 Bl. und 2 Ausg. in 8? s. |. c. a. (vieil)
8 Bl. mit 2 Figuren; (veculx), nouvellement imprimé à Paris 8 ВІ.;
Brunet II, 550. Anfang und Form kann ich jetzt nicht angeben.
Jeunesse, s. Nature.
494, Hans Sachs. Kampfgesprüch, das Alter mit der
Jugend, anfangend: ,Eins reis ich in der Rosenblü(te), zuletzt
sprechen die 3 Parzen; datiert Sonntag nach dem Obersten
(80) 1544; langes Gedicht, Ausg. 1612, S. 240—55.
June, s. May.
Jüngling, s. Gras und Wollust.
50. La Disputation entre un Juif et un Chrétien, in
alexändrinischen Versen, ,rime plates‘; Littré Hist. Litt. de la
France XXIII, 217.
51. سرما وکرما 3,bBLis, Streit zwischen Kälte und Hitze,
persisch, anonym, Ms. Ellioth Coll. 294 (Ethe S. 75, n. 5,
Gr. 228, n. 1).
Rangstreit-Literatur. 45
59. #جالسة الا خوان؛ ومصاحبة اللان فى مغاخرة القهوة
,والدخان Streit zwischen Kaffee und Tabak, arab. von Ahmed
al-Hafi, Verfasser einer Streitschrift gegen das Verbot des
Tabaks, Ms. Gotha 2777, kopiert 1099 H. (1687/8); Ethe
S. 52, п. 3.
Kamm, s. Locke.
53. Streit zwischen Karaiten und Rabbaniten, von
Jehuda Alcharizi, s. unter n. 31.
54. La Bataille de Karesme et de Charnage (im Gedicht
selbst steht Charnaige durch den Reim gesichert), anonym
14. Jahrh., in der Sammlung: Fabliaux et Contes zuerst ediert
von Barbazan, dann von Méon Paris 1808, IV, 80—99, vgl.
p. VI (vgl. Littré in Hist. Litt. de la France XXIII, 230;
Puébusque bei Amador de los Rios, Hist. crit. de la Litt. бврай.
IV, 266). 586 Zeilen in Reimpaaren. Anf.:
‚Seignor, ge ne vos quier celer
Uns (sic) fablel vueil renoveler‘;
Ende: ,Ainsi devint Karesme hom
A Dant Charnaige le Baron‘
— 8. auch Caréme.
54.^ Ich stelle hierher einen der Contrasti in italienischer
Sprache: Dialogo Bernesco (von Francesco Berno?) in lingua
Calabra tra Carnevale e Quaresima, wofür Carnilivari und
Coraisima in der Probe, bei Apollo Zumini. Le farse di Car-
nevale in Calabria, Nicastro 1888 (53 u. 2 p.) p. 33; 82 Strophen
zu 8 Zeilen, wovon 135, 24 6 und 7 8 reimen. Das
interessante Schriftchen von Lumini gibt ein lebendiges Bild
des südlichen Karnevalhumors; vgl. d’Ancona? II, 211.
Kerze, s. Lampe.
55. Kerze und Rauchfaß, türkisch von Ahmedi (1400),
deutsch von Ferdinand Wolf, іп Н. Jolowiez, der poetische
Orient, 2. Aufl. Leipzig 1856, S. 599.
56. Kerze und Schmetterling (Liebe und Freundschaft)
türkisch von Ahmedi, hinter п. 55, 1. с.
Kindbeth Kelnerin, s. Hausmaidt.
57. A dialogue betwene a Knyght and a clerke (Geist-
lichen) concerning the power spiritual and temporal von William
Orcham, englisch und lateinisch 1540 und Typogr. antiquities
ПІ, 311 (Ethé S. 58, п. 15). — Ritter (Soldat) und Geistlicher
46 IV. Abhandlung: Steinschneider.
bilden den typischen Gegensatz der höheren Stände; vgl. Trac-
tatus de Clerico et milite, Ms. Prag 592 f. 64 (Cat. v. Truklar
1905), anf.: ‚Tempore Berengarii huius nominis primo‘.
Knight, s. Marchant.
Körper, s. Seele.
Krankheit, s. Gesundheit.
58. Einen Streit zwischen süßem Kuchen und Brot, der
eine launige Nachahmung von Sa'dis Streit der Violine und
Laute sein soll, verfaßte persisch der Feinschmecker und
Gastronem ‘Djamal al-Din (oder Fakhr al-Din) abu Ishak
vulgo Bustiak aus Schiraz (gest. 1420 oder 1427, Ethé Gr. 304).
58.* Kampfgesprüch zwischen der Kühnheit und der
Geduld, von Hans Sachs, anfangend: ,In meiner thummen
Jugent,‘ datiert 17. Februar 1537; Ausg. 1612, S. 491—501.
59. وقندیل hoà Ві? Streit zwischen Lampe und
Kerze, persisch in Prosa von Scharaf al-Din Fadhl Allah al-
Kazwini (13.—14. Jahrh., Ms. Brit. Mus. 3322 (Ethé Gr. 338).
Land, s. Meer.
59. La Guerre et le débat entre la Langue, les membres
et le ventre etc. Nouvellement imprimé à Paris s. a. Abge
druckt in Collection des Poésies, Romans etc. publiés d'anciens
Manuscrits et d'après des Editions des ХУ." et XVIe? siècles,
15* livraison, Paris, chez Silvestre (beendet 10. Mai 1849) 16°
Lage A (zu 4 Bl.) bis f. II und 1 Bl. enthaltend eine biblio-
graphische Notiz, wonach es 3 alte Ausgaben gibt: 1) Lyon
in 4°, von Verdier dem Jean d’ Abundance beigelegt, 2) goth. Paris
chez Jean Treppasel, 4°, 18 Bl, 3) goth. Paris s. a. kl 4"
18 Bl. mit Holzschnitten. Ein Faksimile der letzten Ausgabe
edierte die Société des bibliophiles français in 30 Exempl. Groß-
velin mit 2 Blatt Avertissement von Monmerqué; sie liegt
auch der Ausgabe 1849 zugrunde. Als letzte Quelle hat man
wohl die Aesop’sche Fabel anzusehen. Das Gedicht ist nach
Brunet, Manuel II, 1294, die Übersetzung eines solchen von
Johannes Sarisberiensis.
Die vorliegende Bearbeitung des als Fabel des Agrippa
bekannten Streites der Glieder (vgl. membra) ist darin eigen-
tümlich, daß die Zunge die andern Glieder aufstachelt, nämlich
Augen, Ohren, Nase, Hände, Füße, welche als Disputanten
auftreten. Vor den Reden derselben ist die Figur eines Mannes,
Rangstreit-Literatur. 41
meist neben einer gedeckten Tafel, abgebildet. Die Überschrift
lautet: Le débat de la langue et du ventre (der Anfang lautet:
L'acteur commence à parler) Die Strophe besteht aus 9 Zeilen,
worin 1 2, 3 6 1, 4 5, 8 9 reimen.
60. Lanze und Bogen, persisch von Asadi (um 1010—
30), bei Ethé S. 88—94, deutsch S. 94—101, Gr. 226.
Lanze, s. Schwert.
61. Comparison between the Lark, the Nightingale, the
Thrush (Drossel) and the Cuckoo van Saltwood (Remains of
the Early Popular Poetry, Introd. p. XIV, XV, Ethé S. 51, п. 12).
Laute, s. Violine.
Leib, s. Seele.
Leben(dige), s. Life, Tod, (Tote) und Vivus.
Liebchen, s. Liebhaber.
Liebe, s. Vernunft.
62. Streit zwischen Liebhaber und Liebchen; das letzte
der 5 Streitgedichte von Sá'in al-Din Ali b. Tarika al-Isfahani
(gest. 1431/2), Ms. Brit. Mus.; s. unter Vernunft die Berichtigung
von H. Y. VI, 139.
62." Defence of death, a most excellent disscourse of
Life and Death written in French by Philip (sic) de Monay
Gent and doone (sic) into English by E. A. 157 (Typ. Antiqu.
IV, 575; Ethé S. 58). S. auch Tote.
Linum, s. Ovum.
Literae alphab., s. Buchstaben.
63. Locke und Kamm, persische Prosa, anonym, Ms.
Brit. Mus. Add. 44 und 5622 (Ethé, Gr. 229).
64. Lówe und Fuchs, aus dem persischen Fabelbuch
Anwari Soheili, deutsch von Ethé, Morgenländ. Studien, Leipzig
1870, S. 147.
[Lombarden. s. Provenzalen.]
65. Controverse between a Lover and a Jay (Elster),
von Fheylde (Remains of the Early Popular Poetry, Introd.
p. XIV, XV; Ethé S. 57, n. 11).
Loyicus, s. Presbyter.
Busch, s. Wasser.
66. مغاخرة بين البيض والسمر Rangstreit zwischen weißen
und braunen Mädchen, arabisch von Hamid al-Hakkak, Ms.
Brit. Mus. 640* (Ethé S. 52, n. 5).
48 IV. Abbandlung: Steinschneider.
67. Streit zwischen Männern und Frauen (Weibern) arab.
von Hamid usw., vor n. 70, s. diese.
68. Männer und Frauen (Weiber), в. п. 31 (2, 41) —
s. auch Man.
Maid, з. Wife.
69. Wettstreit zwischen den Städten Malaga und Salé,
arabisch von ibn al-Khatib [Lisan al-Din, gest. 1374, Brockel-
mann II, 262, n. 10], bei Josef Müller, Beitr. z. Gesch. d. westl.
Araber, München 1868 (Ethé S. 53, n. 10).
Male, s. Bene.
70. Interlocucyon (sic) with an argument betwyxt man
and woman and which of them could prone to be most ex-
cellent, in Typogr. Antiqu. II, 381 (Ethé S. 57, n. 14), — s.
auch Männer und Philosoph.
Lucaini (p. 28) bemerkt, daß beim Rangstreit zwischen
den Geschlechtern das weibliche stets nachstehe (cede),
weil der Dichter dem männlichen angehört. Das erinnert an die
Fabel des Lokmann, worin der Löwe sagt: Wenn der Löwe das
Gemälde anfertigt, so würde ein Löwe den Menschen zerreißen.
71. Marguet converti, bei Jubinal, Nouveau recueil de
Fabliaux ete. I, 8317—26, in Strophen zu 8 Zeilen mit 2 Reimen.
M. diskutiert mit einem Greise; Littré, Hist. Litt. de la France
XXIII 218. Den Anfang kann ich nicht angeben, da mir
Jubinal unzugünglich ist.
71. Le Mariage des sept Arts et des sept Vertus, Ms.
in Rheims, vielleicht von Jean le Tenturier. 410 Verse in ein-
reimigen Vierzeilen (14. Jahrh.); Littré, l. c. p. 221.
11." La Bataille et le Mariage des sept Arts, von Jean
le Tenturier (14. Jahrh.), ediert von Ach. Jubinal, Nouv. Rec.
de Fabliaux etc. p. 56; Littré, l. с. p. 223; d'Ancona, Orig.’
I, 548, n. 2 scheint eine Separatausgabe Paris 1838 anzugeben.
71.3 Contrasto fra Marito e Moglie di Noto in Sicilia
composto dal contadino Salvatore Piccinano, zuerst von Ар.
Lumini, Le farse ecc. 1888 p. 18—22, anf.:
,Vaice garlanne davanti e derreri
Comu virissi agghienti di luntanu‘.
— Diese Carnescialata besteht aus 19 ungezühlten Strophen
zu je 8 Zeilen mit alterierenden Reimen, 1 3 5 7, 2 46 8.
Matrimonio, s. Tugend.
Rangstreit-Literatur. 49
117 De Mauro et Zoilo, in: The Latin poems attributed
to Walter Mapes, ed. by Th. Wright, London 1841, p. 243—
50; 260 Verse in gereimten Vierzeilen; Anf.: ,Nuper ductu
serio plagam ad australem*. Der Mónch und sein Gegner ver-
sühnen sich zuletzt.
19. The Justes (Jouanier) of the Moneth of May and
June, von Charles Brandon, in the 22, year of the reygne of...
Кузде Henry ҮП. (1506), gedr. 1507, in Remains of the Early
Pop. Poetry IT, 110 (Ethé S. 57, n. 13).
Medina, s. Mekka.
18. Meer und Land, s. unter n. 31 (L. 43).
173. Rangstreit zwischen Mekka und Medina, arabisch
المكلمن Alina مناظرة الجرمين vom Scheikh und Imam Nur
al-Din Ali b. Jusuf al-Zarandi al-Ansari (aus unbestimmter
Zeit), ein Auszug, dessen Anfang Надії Khalfa VI, 146, n. 12987
angibt. Der Verfasser ist nur an dieser Stelle erwühnt, nach
Index VII, 1190, n. 1089.
Melancholischer Jüngling, s. Philosophie.
19. Disputatio Membrorum von Philippe de Gréve
erwähnt Bartoli, Storia II, 78, aus Meyer, Documents Mss.
р. 34, welches Zitat ich nicht weiter verfolgen kann. $8. auch
Auge und Langue. Das Pro und Contra der Frauenfrage
bespricht Antonio Pucci in einem Artikel, welchen Al. d'Ancona
im Propugnatore, t. Ш, 1870, p. 35—53 mitteilt. Auch dort
werden die berühmten bösen und braven Frauen aus Bibel und
klassischer Literatur als Argument angeführt; vgl. unter 1364,
Mensch, s. Tier.
Merchant, в. Gentylness.
Merkur, s. Gold.
74. Merle (Amsel), and Nightingale, von Dunbar, in
Remains I, (Ethé S. 57, n. 8 ohne Seitenzahl).
Mond, s. Sonne.
49. m^" ayaw mz» Dialogo dos Montes, auto que se
representou com a mayor aspectacäo, e solemnidade na Syna-
goga Amstelodama ete. A. 3384. Composto pello erudito Senhor...
Rehuel Jessurun ete. Amst. 1767, 4° (12 und 100 p.). Der
Verfasser ist Paul de Pina. Die Reden von 7 Bergen wurden
mit musikalischer Begleitung vorgetragen in der Synagoge
Beth Jahacob in Amst. am Pfingstfest 1767. Näheres über
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 4, Abh, 4
50 IV. Abhandlung: Steinschneider.
Buch und Verfasser bei Kayserling, Biblioteca Esp., Straßburg
1890, p. 89.
Mortuo, s. Vivo.
Mund, s. Zunge.
76. Disputatio Mundi et religionis, von Guy de la Marche,
8. Hauréau, Notices et Extraits, t. VI, p. 255.
76. Disputatio Muscae cum formica, ediert von Bekker
im Bericht über Verhandlung der Berliner Akademie 1850,
S. 9—16 (d’Ancona, p. 33), 276 Zeilen in vierzeiligen Reimen.
Der Verfasser nennt sich am Anfang: ,Eo Bonvecin de la Riva
no vojo fa Ken no den,
77. مسلمان 25 اندر قهلة sرظاie Wettstreit zwischen M usel-
mann und Perser, persisch von Asadi (Ethé S. 57, Gr. 226).
18. شب وروز 8,50 Wettstreit zwischen Nacht und Tag,
persisch von Asadi, bei Ethé S. ТТ, deutsch S. 83—88 (vgl.
S. 60, Gr. 226), um 18 Beit mehr als bei Hammer, dessen Über-
setzung auch bei H. Joloviez, der poet. Orient, 2. Aufl., Leipzig
1856, S. 438: Tag und Nacht.
79. Desgleichen hebrüisch von Jehuda Alcharist, s. oben
n. 31 (K. 39).
19." Rangstreit zwischen Nacht und Tag, arabisch Хар
الليل والضهار yale? الاسرار فى Ms. der Refaja in Leipzig n. 351f.
11—18 (abgeschrieben von Goldziher 1878), verfaßt von dem
Mystiker "Alawan b. Atijja al-Humawi (gest. 1527); vgl. auch
Brockelmann II, 333, n. 13.
479. Le débat et procés de Nature et de Jeunesse,
anonym, gedruckt hinter Débat de deux Demoyselles, Paris
1825, p. 71; in Strophen zu 12 Zeilen, wovon 1 2 4 5 9 reimen,
ebenso die übrigen; Anfang:
‚Le Prologue c'est l’Acteur,
Pourtant se (sic) j'ay la teste folle*.
Die Jeunesse erklärt schließlich: ‚Nature bien m’accorde а toy’.
80. Wettstreit zwischen Nachtigall und Falke, vor Salomo,
türkisch, anonym, Ms. Gotha, Katalog Pertsch S. 162 (Ethe
S. 16). — S. auch Nightingale.
81. Disput zwischen Narzisse und Rose (ell у),
arab. in Prosa und Versen von al-Dahmarawi, Ms. Berlin,
Sprenger 1119 (und 1168), kopiert 1015 H. (1606/7) — Der
Rangstreit-Literatur. 51
Titel ist schon nach Sprengers Katalog S. 73: Al estl;
danach ist Ethé 5. 53, n. 9 zu ergänzen.
Nemico, s. Uomo.
Newyise, s. Conscience.
Nightingale, s. Cock, Lark, Merle, Owl, Thruff. — 8.
auch Nachtigall.
S1." Im Bellum grammaticale von Andrea Guarna dis-
putiert Nomen mit Verbum usw.; d'Ancona? I, 548, n. 4.
81.* Tenzone fra l'Onore e la vergogna, anfangend: ,Udite
una contenzione‘, in der Sammlung ‚Laudi‘ ed. Salviano, Roma
1558, p. 130, n. XCIV, wohl auch in anderen Ausgaben der
Laudi (d'Ancona? I, 156, n. 5). In der Ed. Firenze 1485 fand
ich diese Tenzone nicht, auch nicht in einer modernen.
82. SU, 555 AXsL.4 Wettstreit zwischen Opium
und Tabak, persisch, vom anonymen Dichter selbst geschlichtet
durch gleiches Lob als seine besten Tröster, Ms. Brit. Mus.
Add. 16803, kopiert 1743 (Ethé S. 14, n. 2).
83. Conflietus Ovi et Lini von Hermannus Contractus
bei da Méril, Poésies popul. lat., Paris 1843, p. 379; ungezählte
nieht gereimte Strophen, anf.:
lempore quo rumpi linum solet herba vocari
Cum sibi jam telas spondet anus dubias‘.
84. The Owl and the Nightingale, anonym, in Remains
of the Early Pop. Poetrie I Introd. (Ethé S. 57, n. 10).
Paradies, s. Enfer.
Parse, s. Muselmann.
85. Dialog zwischen den Perlmuscheln und den Perlen
in arabischer Sprache: „Js الاصداف US, von abu Пайѕ Omar
al-Harnadi, Damaskus 1302 H. (1885), kl. 49 (28 S.; s. Lam-
brecht, Catal. de l'Institut de langues orient. viv. p. 425, n. 3304).
Perser, s. Araber.
86. Streit zwischen Pfeil und Bogen, aus König und
Derwisch, persisch von Hilali (getötet 1532/3), bei Ethé S. 133
(vgl. S. 73, Gr. 128), deutsch von Ethé, Morgenl. Studien, S. 239,
з. Kongreß 733.
87. Pfeil und Schwert, persisch von Angari (gest. 1059),
deutsch von Hammer, auch in H. Jolowiez, der poet. Orient,
2. Aufl., Leipzig 1856, 8. 437. Über den Verfasser в. Ethe,
Gr. 282.
4*
59 IV. Abhandlung: Steinschneider.
Phantom s. Wahn.
87." De Phillide et Flora, anonym, zuerst ediert in
Aretins Beitrüge zur Gesch. und Lit. IX, 302—9, dann aus
einen Ms. unter den latein. Gedichten, welche Walter Mapes
beigelegt werden (1841), p. 258—67; besteht aus 316 Versen,
wovon je 4 reimen, Anfang:
Omni parte florida, coelo puriore
Picto terrae gremio, vario colore.
Phillis liebt einen ,clericus', Flora einen Soldaten. Fast die
Hälfte des Gedichtes schildert den englischen Gerichtshof.
Eine englische Übersetzung s. folg. n.
87." An amorous contration of Phillis and Flora. Trans
lated out of Latine by R. F. Esquire, im Anhange zu Mapes
Gedichten, bei Wright, |. с. р. 264—71 in 2 Kolumnen, je 1
Zeilen (nicht gezählt) reimen; Anfang:
‚In floyry season of the yeere
And whan the firmament was cleere‘.
87.2 Hans Sachs. Gespräch der Philosophie mit einem
melancholischen betrübten Jüngling; anfangend: ‚Eins mals
lag ich im summer‘; datiert 27. Oktober 1567; Ausg. 1612,
5. 198—5.
Philosophie, s. Talmud.
87.* Istoria noua de uno Contrasto dignissimo interlocutori
Uno Philosopho con uno suo amico qual sia el (sic) meglio
prender moglie o no ecc. ecc. Cosa uera et chiamasi Sonaglio
delle donne, anonym, в. Lea, 4° (Anf. 16. Jahrh.); 4 unge
zählte Bl. zu 2 Koll. — Andere Ausgaben betitelt: Z} Sonaglio
delle Donne, в. 1. e. а., 49 (16. Jahrh.; 6 ВІ. mit 5 Figuren);
Siena, alla Loggia del Papa s. a. (6 Bl. mit 3 Fig.); Lucca,
per il Ciufetti, s. a., 49 (17. Jahrh.; 4 ВІ); Leida e si vende
in Livorno ... 16° (60 fae.); modernisierter Nachdruck der
l. Ausg. mit Varianten der 2 vorangehenden Ausg. durch
A(ntonio) B(entoloni), abgezogen in 100 Exempl, aber auch
in der Sammlung: Poeti burleschi ecc. des Buchhändlers Masi
t. XVIII, parte 3. — Alle diese Ausg. (außer der 1.) beschrieben
von Bertoloni, sah Batines (p. 82), der noch zitiert: Siena alla
Loggia del Papa 1611, 4% und Todi per Crispolo Ciccolini
(з. a.?] 129 (20 рр.). — Es versteht sich, daß der Philosoph
Hagestolz, der Freund verheiratet ist.
Rangstreit-Literatur. 53
88. ,Platane und Winde‘, persisch von Sadi (gest.
1265), deutsch bei W. Bacher, Sa'dis Aphorismen, Straßburg
1879, n. 193.
Plato, s. Reich.
Plawman, s. Merchan.
Player (Dice-) s. Woremonger.
Pluto, s. Reichtum.
Povertä, s. Reich.
88.> De Presbytero et Logico, nach einem Ms. unter
den latein. Gedichten angeblich von Walter Mapes ediert von
Th. Wright (1841) p. 251—7; 216 Zeilen, wovon je vier
reimen; Anfang: ‚Нога nona sabbati tempore florenti*. Schließt
mit einer Ermahnung an die Presb.: ‚Adeste presbyteri logi-
cum айе“.
S8.° Streit des Propheten mit den Christen, bei Djamal
al-Din n. 2, nur 7 Zeilen, über Jesus, also nicht streng in
unseren Kreis gehörend.
Prophet, s. Illis.
88.! Der Vorzug der Provenzalen oder Lombarden in
Tenson zwischen Raimons de Miraval und Bertram Falco, bei
Selbach S. 16, n. 140, steht an der Grenze unseres engeren
Gebietes eigener Anpreisung. Über eine Analogie bei Immanuel
b. Salomo в. zu n. 15361,
Quareme, s. Karasen.
Quecksilber, s. Gold.
Rabbaniten, s. Karaiten.
Ragione, s. Gola.
89. Reich(tum) und Arm(ut) sind Gegensätze, die schon
in Sprüchen Salomos 30, 8 als Extreme abgewehrt werden; es
wäre auffallend, wenn sie nicht durch Rangstreit ausgedrückt
wären; einen solchen arabischen hat Djamal al-Din, n. 6:
ПАЙ الاغنياء مع 221,645, Rangstreit zwischen den Armen und
Reichen.
89.» Den Streit eines Reichen mit einem Armen schildert
eine Tenzone des ‚Münches von Montaudon‘, nach Selbach 8. 45,
n. 89, dessen Angabe (305, 13) ich nicht weiter verfolgen kann.
Über den Verfasser s. Fauriel II, 190 und Mahn, Werke der
Troub. II, 57.
54 IV. Abhandlung: Steinschneider,
89.* Ich stelle hierher eine italienische dramatisierte Be-
arbeitung: La contenzione della Povertà contro la Ricchezzi
Rappresentazione tragicomica (anonym), Firenze 1564, 8°; in
1 Akten, Prosa; Batines p. 81, n. 13.
89.4 Klage, Antwort und urteyl zwischen Frau Armut und
Pluto, dem Gott des Reichtumb unter yhm das pesser sey, von
Hans Sachs, Nürnberg 1531, kl. 4° (4 Bl. zu 2 Koll.), Anfang:
‚Einst mals mich in dem Hornung kalt
Mein weg trug durch den dicken walt‘.
S. 556, Ed. 1612. Richter ist ‚der Waldbruder‘. Datiert nur 1531.
89.° mamai лоо Streit des Reichen und des Armen in
hebräischen und deutschen Reimen mit vier kurzen Vor-
reden, von Alexander b. Isak Pfaffenhofen, geboren im Elsaß,
verfaßt nach dem Tode seines Sohnes und der Pest im Jahre
1625, Ms. Bodl. Neubauer 1415, wonach meine Notiz im Sera-
peum 1864, n. 407, nach dem handschr. Katalog, und Benjacob,
Thesaurus S. 341, n. 1512 zu berichtigen und ergünzen sind.
89. sp «vcr пропо Streit des Reichen und des Armen,
unvollständig im Ms. Hirsch 61 (1811) in New York, f. 129,
nach Mitteilung des Prof. A. Marx von März 1906.
90. Reichtum und Weisheit bilden den Wettstreit
zweier Troubadours (Fr. Hueffer, The Troubadours, London
1878, p. 117; Ethé S. 52); Gold und Gut oder Wissenschaft
(Selbach S. 76, n. 47, S. 89, n. 183).
90." Le Débat du Religieux et de l'homme mondain,
Paris, 21 Mars 1491, 4°; auch in Dance aux aveugles 114?
(wo 3 Strophen fehlen), und s. 1. е. а., 12 Bl. — Stanzen von
8 Zeilen. Anfang: ‚Qui prit plaisir de passer (eps [temps] а
lire‘; Brunet, Manuel, II, 549.
Dasselbe u. d. T. Le Débat de l'Homme mondain et du
Religieux, s. l. e. a. 4°, goth., 4 Bl.; Brunnet, l. c.
Religio, s. Mundus.
90.* Disputatio Rosae cum Viola, italienisch von Bonvesin,
ediert von Bekker in Berichten der Berliner Akademie 1851,
S. 39 (d'Ancona II p. 33, nota? II, 553, im Index р. 594, 552).
248 Zeilen, in vierzeiligen Reimen; Anfang:
‚Quilo se deffinisce la disputation
Dra rosa e dra viora (sic)... .
Rose, s. Narzisse.
Hangstreit- Literatur. 55
90.1 مناظرة قلشن کل ونرکس Disputatio Rosarii, Rosae et
Narcissi, persisch von Maulana Muhammed b. Husein, verf.
970 H. (begann 31. August 1562); Hadschi Khalfa VI, 140,
n. 12989; der Verfasser ist nur hier erwähnt, s. Index p. 1154,
n. 5815.
Ruff, s. Band.
Rum, s. China.
90.* Altricatio [Altere.] Rusticorum et Clericorum mota
per eos coram dom. Papa tamquam judici assumpto, s. l. e. a.
(cir. 1470, d'Ancona? I, 561, n. 8).
91. Streit zwischen Sabbat und Chanukka anfangend
pz wen поеми nav “уор no, teilweise scherzhaft, von Salomo
Scharbit ha-Sahab, dem Verfasser des Streites der Buchstaben
n. 12., Zunz, Lit. 372 gibt prinzipiell nicht an, wo das Gedicht
zu finden sei. In den zwei Wörtern des Anfangs ist wohl auch
die Stelle im Morgengebet angedeutet, wo das Gedicht zu
rezitieren wäre.
92. Streit zwischen Sabbat und den Festen, s. oben п. 44°.
Saber, s. Cor.
Sale, s. Malaga.
Sanftmütigkeit, s. Zorn.
Schere, s. Feder.
Schlägel, s. Ball.
99. Disputa fra (un vecchio) la Sapienza e la Fortuna
(von Annibale Bentivoglio aufgeführt 1490), s. Il Propugnatore,
nuova serie II, 127, d’Ancona® II, 129, Anm. 4 zu p. 128.
93. Streit zwischen den 8 Schriftarten, arab. von abu
Muhammed Abd Allah b. Ahmed s. Salamat al-Mukaddasi
[Makdisi], Ms. Gotha 2718 (Ethé S. 52, n. 4).
Schwert, s. Feder.
94. نى واهن 5bU Feder und Schwert, persisch von
Fakhr al-Din (1012—92) zweimal, das kürzere Gedicht bei
Ethé S. 118, deutsch S. 120; vgl. S. 12, Gr. 221.
95. السيف والقلم s, UL. Rangstreit des Schwertes und
der Feder von abu Hafis Ahmed Muhammed al-Katil al-Anda-
lusi, der noch 440 H. (beginnt 16 Juni 1048) lebte, Jal 55» (?)
2 As القول (Sau ,من kann nur bedeuten: Er ist der erste
in Andalus, von welchem die Abfassung eines solchen Gedichtes
berichtet wird; aber Flügel (H. Kh. VI, 7, n. 12535, vgl. VII,
56 IV. Abhandlung: Steinschneider.
1078, n. 2951) übersetzt unbegreiflicherweise: ,primes qui
in Andulus praestinationi divinae convenienter interfectus est!
Hat er einen anderen Text vor sich gehabt?
Hammer (Lit. d. Araber У, 489) n. 4413: ‚Ebu Найз (sic)
Ahmed Ben Bord(!) schrieb über den Vorzug der Feder und
des Schwertes, der erste (nach dem Zeugnisse ibn Chakans),
welcher darauf aufmerksam machte‘. In der Anmerkung heißt
es: ‚Н. Ch. kennt diese Abhandlung nicht und nennt nur zwei
andere (n. 6191, Bd. III, 423); in der Geschichte des osmani-
schen Reiches sind mehrere osmanische [d. h. türkische] ange-
geben‘. Meine Auffassung fand ich bewährt durch Goldzihers
Angaben in der hinter n. 99 zitierten Abhandlung S. 322, wo
als Quellen al-Dhabbi Ed. Codera n. 954 und Makkari II, 364
zitiert sind.
96. „ass والسيف „ЛК З Us, Rangstreit zwischen Feder
und Schwert und Dinar (Goldmünze), arab. von abu Nasr
Ali b. Hibat Allah b. Makula (355, gest. 1094, oder etwas
früher); anfangend: «5,9 الام 2,5 Ul „ЛЛ (H. Kb. VI, 8,
n. 12836, VII, 1184, n. 6849; zu ergünzen eine Verweisung
unter Ali VII, 1038; III, 264 zitiert er Avicanna (bei Brockel-
mann I, 354 nur als Geschichtschreiber).
97. السيف والقلم З дідо Rangstreit zwischen Sch wert und
Feder, arab. von Zein al-Din abu Hafts Omar ibn al-Wardi
(gest. 19. März 1329), in mehreren Mss., auch aufgenommen im
Diwan, gedruckt Konstantinopel, 1300 H. (Ethé S. 53, n. 7,
ergänzt aus Brockelmann S. 140, n. 23; H. Kh. VII, 1255,
n. 9434).
98. فى مغاخرة السہف والقلم 452471 у, die gereihte Perle,
Rangstreit zwischen Schwert und Feder, arab. von 'Safi b.
Ali b. Abbad aus Askalon (gest. 730 H., beg. 28. Oktober 1329,
Goldziher, Wiener 7. f. К. M. XIII, 1399, S. 322 А. 4).
99. السيف والقلم сухо مغاحرة Rangstreit zwischen Schwert
und Feder, arab. von Djamal al-Din Muhammed b. Mubammed
ibn Nabata, oder Nubata (gest. Oktober 1366), Ms. Kopenhagen
231 (Еһ S. 53, п. 3, ergänzt aus Brockelmann II, 12, 7.2;
vgl. H. Kh. VII, 1113, n. 4853).
100. رسالة السيغية والقلية von Molla Ali b. Amr Allah,
vulgo ibn „US! (innaji, oder Khinali ete. gest. 979 H., beg.
26. Mai 1571), nach Н. Kh. ПІ, 646, n. 7367: ai, wo der
Rangstreit-Literatur. 57
Anfang; VII, 1034, n. 1264, ‚secundum rationem humanitatis
studiosorum‘ für arab. 452), d. h. die Humaniora betreiben (hier
soviel als Belletristen, im Gegensatz zu eigentlichen Poeten
im engeren Sinne?).
101. Desgleichen von Molla Ahmed Busnawi (gest. 983 H., be-
gann 12. April 1575; H. Kh. III, 412, n. 6191, VII, 1524, n. 810).
102. Streit des Schwertes und der Feder im persischen
Mathnawi von Masud al-Kummi (1462, s. unter Sonne und
Mond), Ethé S. 75; Gr. 228; bei H. Kh. VI, 140, n. 12988
(VII, 993): Goldziher (l. e. unter n. 98) behandelt den Gegen-
satz der Begriffe von geistlicher und militärischer Macht, der
in den Symbolen vom Schreibrohr und Schwert typisch ge-
worden ist, in der Literatur des Islams als ein Moment der
Kulturgeschichte.
103. السیف والرہے 5 UL. Rangstreit zwischen dem Sch wert
und der Lanze, arabisch von 'Alà al-Din Ali b. Muhammed
al-Sa’di, vulgo: ibn Abd Allah al-Tsähir (gest. 717 H., begann
16. März 1315, H. Kh. VI, 7, п. 12534).
Scherz, s. Horse.
104. Streit zwischen Seele und Intellekt (555), von
Schalom al-Schibzi b. Josef, einen vielseitigen gewandten
hebräischen Dichter in Jemen (lebte 1687), handschriftlich in
den beliebtesten Sammlungen, welche hauptsächlich aus den
Gedichten Josefs und seiner Familie bestehen (s. meine Arabi-
sche Literatur der Juden S. 239). Die Streitenden wenden
sich hier zu Anfang an den Richter:
b due bsr vb)
bern лиз МІК
bind pown 199 IN
byw герп DT
' Der Gegensatz von Buch (oder Schreiber) und Schwert ist schon im
hebräischen Wortspiel xes und xoro im Talmud Aboda S. 17° zu finden.
Zu den Zitaten in Hebr, Bibliogr. XIII (1873), 33, welche Goldziher
8. 324 anführt, füge ich: Samuel ha-Nazid (11. Jahrb.) bei Dukes, Sa-
lomo b. Gabirol S. 44, Moses ibn Esra, bei Dukes, M. b. E. S. 96:
Abraham Bederschi und seine poetischen Rivalen in der Provence,
behandeln das Thema nach einem Araber, der seinen Herrscher in
bezug auf beide rühmt ("264797 zz in moon отт Amst. 1865, 8. 26), vgl.
Litt. d. Or. VII, 564 und Katal. der hebr. Mss. in Wien (wo allerlei
Unrichtiges) n. СУПІ.
58 IV, Abhandlung: Steinschneider.
(Seel’ und Intellekt befragen mich,
Wem mein Lob gebühre sonderlich;
Zum Gerichte stellten beide sich;
Welche Antwort geb’ den Fragern ich?)
Ms. Berlin 182 (352 Oct., f. 1006, n. 138).
105. Der Streit der Seele mit dem Leibe (Körper) über die
Verantwortlichkeit für die Sünde, also beziehungsweise über
die Unschuld, ist dem Inhalte nach, und sogar in Verbindung mit
der Parabel vom Blinden und Lahmen, älter als die rhetorische
oder poetische Bearbeitung irgendeines mir bekannten Rang-
streites. Dieser Streit wurde ein beliebtes Thema, dessen verschie-
denartige Verwendung eine Monographie verdiente. Eine solche
liegt außerhalb meiner jetzigen Leistungsfähigkeit, schon wegen
der Beschaffenheit der Quellen, deren Durchmusterung erforder-
lich wäre, wenn die schwierige Beschaffung gelänge. Um die hier
beabsichtigte Übersicht von Rangstreitigkeiten überhaupt nicht
durch den unverhältnismäßigen Umfang einer einzigen zu unter-
brechen, werde ich hier nur einige allgemeine Bemerkungen ein-
rücken; die früheren Zusammenstellungen darüber sind eine Anf-
zählung im Einzelnen, einer besonderen Abhandlung vorbehalten.
Die Frage nach dem Ursprung des ‚Streites‘ ist viel-
leicht von der nach dem Erfinder der Parabel zu trennen;
letztere, die jetzt den Kindern aus Gellert bekannt ist, mag
unabhängig einem höheren Altertum angehören; der Streit
entspricht derart dem nachexilischen, vorchristlichen Ideen-
kreise der Juden, daß die Entstehung innerhalb desselben
nicht befremden dürfte. Seltsamerweise bietet uns die älteste
Quelle folgende, später sehr oft mit Weglassung der Persön-
lichkeiten wiederholte Anekdote (Babyl. Talmud Traktat Aboda
Sara f. 71, ich übersetze nicht wörtlich: Antoninus [wer ge
meint sei, ist streitig] sprach zu Rabbi (d. i. Jehuda, gegen
Ende des 2. Jahrh.): Leib und Seele können sich vor dem
[Gottes-] Gericht unschuldig erklären; der Leib behauptet:
der Sünder ist die Seele, nach ihrem Scheiden liege ich wie
ein stummer Stein im Grabe. Die Seele erwidert: der Leib
sündigte, seitdem ich ihn verließ, fliege ich wie ein Vogel! in
' Die Vorstellung, daß im Tode die Seele wie ein Vogel wegfliege, ist
nach Einigen der abergläubische Grund, daß man ein Fenster бе
Rangstreit-Literatur. 59
der Luft. Der Rabbi antwortet mit einem Gleichnis. Ein König
setzt in einen Feigengarten zwei Wächter, einen Lahmen und
einen Blinden, jener schlügt diesem vor, ihn zu den Feigen zu
tragen, welche sie verzehren. Der Besitzer verlangt Rechen-
schaft und, da jeder von den beiden auf die eigene Unfühigkeit
hinweist, so setzt er den Lahmen auf den Blinden und bestraft
sie zusammen. So macht es auch Gott; er ‚schickt die Seele
in den Leib und bestraft sie beide‘. Die Herbeiziehung von
Psalm 50 Vers 4, in der bekannten homiletischen Manier,
beweist sowenig einen jüdischen Ursprung als der Namen
Antonius (der noch andere Fragen stellt) den fremden. Hin-
gegen ist die Verwendung der Parabel zur Theodicee und
indirekt zur Begründung der Auferstehung vor dem jüngsten
Gericht in der Blütezeit biblischer Apokryphen keine luftige
Hypothese.
In arabischen Quellen einer viel späteren Zeit wird die
Parabel, ausgeschmückt auch mit Erweiterung durch die als
Gärtner personifizierte Vernunft, anscheinend auf Inder zurück-
geführt, wie in den Abhandlungen der sogenannten ‚Lauteren!
Brüder‘ (II, 415 des Originals Ed. Bombay, nach Mitteilung
Goldzihers, die k. Bibliothek besitzt sie nicht, deutsch bei
Dieterici, die Anthropologie 1871 S. 211). Ich habe aber schon
in der hebr. Bibliogr. (XIII, 1873, S. 31) die Vermutung ge-
äußert, daß hier Inder für Juden (ae für 25% 2542) ge-
setzt worden sei. Die frühere Voraussetzung, daß zu jener
problematischen Brüderschaft auch Juden gehörten, habe ich
als unbegründet erkannt und so ausdrücklich erklärt; doch be-
durfte es derselben nicht, um die Kenntnis der Parabel seitens
jener eklektischen Enzyklopädisten zu erklären, deren Schriften
sicher nicht vor dem 10. Jahrhundert existierten.
Beinahe um dieselbe Zeit erwähnt (Pseudo-) abu Zeid
(Le Livre de la Creation, herausgegeben von Cl. Huart, Publi-
eations de l'École des langues orient. vivantes, Sect. IV t. 16—
18, Paris 1900--3, t. II p. 118, französ. p. 110) die Lehre von
der Auferstehung mit der kurzen Andeutung ‚gleich dem
Über Seele und Vogel läßt sich vieles finden. S. unter anderem De
Gubernatis, Zoolog. Mythology.
1 Das heißt: ,wahrhaftigen': diese richtige Erklärung von «зд gab
Goldziher.
60 IV. Abhandlung: Steinschneider.
Blinden, der den Lahmen trägt‘, worüber der Herausgeber
keine Aufklärung gibt.
Nicht lange darauf erwähnt der gelehrte Arzt al-Biruni
(gest. 1050?) in seinem Werke über Indien (India, englisch
von Sachau, p. 47) im Anschluß an indische Ansichten über
die Seele ein ,Gleichnis. Eine Karawane wird von Räubern
zerstreut bis auf einen Blinden und einen Lahmen, welche
verbunden weiterwandern. Der Zusammenhang ist hier nicht
klar. Die Erzählung vom Blinden und Lahmen kommt auch
vor in dem arabischen Werke seg) Aaen العلوم‘ oc, Kairo
1310 H. (1892/3) S. 65 l. Z., wie mir Goldziher mitteilt. Zu
dieser Parabel hat Viktor Chauvin in Liéges in seiner Biblio-
graphie des ouvrages arabes (Lieges und Leipzig) Nach-
weisungen gegeben, II, 1897, p. 221, n. 13 (Kalila); ILI, 1898,
p. 52 (1001 Nacht); VI, 1902, p. 10. Der Verfasser des arabi-
schen Buches Kanz al-Israr führt die Schilderung von Leib
und Seele rhetorisch aus, nach einer Mitteilung bei Pocock,
Notae ad Portam Mosis (Oxon 1654, p. 280), wonach meine
Angabe (die hebr. Übersetz. S. 852), daß Poc. den Verfasser
nicht nenne, ungenau ist. Pocock läßt bereits als jüdische
Quelle Joh. Cochs latein. Übersetzung der Stelle im Talmud
folgen, die oben in Kürze mitgeteilt.
M. Müller, Theosophy, p. 201, kennt keine Parallele zum
Talmud (bei Kohut), Wilh. Linow, The desputasoun bitwen
the Боді ete. (Erlanger Beiträge zur englischen Philologie 1.,
herausg. von Н. Varnhagen, Erlangen und Leipzig 1889, I, S. 2),
glaubt der erste zu sein, der über diesen Streit auf den Talmud
zurückgeht, indem er von drei deutschen Übersetzungen die
Ehrmanns mitteilt, wo der Name Antoninus nicht vorkommt.
Er trägt kein Bedenken, den Talmud ‚gewissermaßen als die
Urzelle aller späteren Bearbeitungen zu betrachten‘, und be
merkt gelegentlich, es sei von der größten Wichtigkeit, die Be
ziehungen des Talmud zu den abendländischen Literaturen zu
erforschen.
105.» Contrastu ridiculusu chi fa un Sfrazzusu cu n’ Avar",
composto da me Petru Кісираги (Ricupero da Catania) in ottava
rima siciliana, Palermo, per Mich. Costanza 1696, 16? (8 unge
! Vgl. d'Ancona, Origini? I, 551 Ende Anm. 1.
Rangstreit-Literatur. 61
zählte Bl.). Der Verfasser schickt beide zuletzt in die Hölle;
G. Pitré, Bibl. III, 260.
105.° Silber und Eisen halten einen Rangstreit in einem
dem Recimend Ball beigelegten Werke gegen die Alchemie,
Tulik o Maruvillos del mundo ete. en lingua limosina etc.
traducidolo en espanol un discepolo, Majorca 1750 (p. 246, Cap. 2,
Disput zwischen fer und argent, Hist. Litt. de la France,
t. 29, 1885, p. 354, vgl. Kopp, Die Alchemie П, 330). — Vgl.
Gold und Merkur.
105. Disputoison de la Sinagogue (brune) et la Sainte
église (eternelle), in Jubinal, Mystéres, Paris 1839, II, 506—8.
Littré, Hist. Litt. de la France XXIII, 1852, p. 216, stellt die
Disputanten um und hat die hier in Parenthese gestellten
Adjektive. Anfang: ‚De les menco vuelent [für veulent?] vivre
li mengongier‘ (so). Ungezühlte einreimige Vierzeilen.
106. Streit der Sinnesorgane von Abraham ibn Esra,
s. n. 441,
Söhne (sechs), s. Vater.
Sommer, s. Jahreszeiten.
107. Rangstreit der Sonne und des Mondes im persischen
Motheawi (Zweizeilenreimen) von Khuadja Masud al-Kumni
(al-Turkomani? 1462) Ms. Bodl. Ausely 7; Ethé S. 75, Gr.
S. 228. Н. Kh. VI, 140, n. 12988: „al, الشمس s,bU gibt
weder Zeit noch Sprache an, letztere in anderen Schriften des
Verfassers (VII, 1144, n. 5432); er fügt auch Schwert und
Feder hinzu (n. 102).
Sorci, s. Gatti.
108. Liber, vel dialogus inter Spiritum et animam
de christianissimo documento humanitatis, Ms. Wolfenbüttel
2819 (IV, 85). Ob dieser Dialog ein Rangstreit sei, ist noch
zu untersuchen.
Ein alchemistisches Buch de Spiritu et anima (Ms. Wolfen-
büttel, Aug. VI, 1) soll von einem Zisterziensermönch her-
rühren, nach B. Hauréau, Notices et Extraits de Mss. latins,
Paris 1890, V, 113.
108. Rangstreit zwischen Staat und Intellekt, arabisch:
الدولة مع العقل 8,614, bei Djamal al-Din n. 9 (S. 70).
Stadtbewohner, s. Beduine.
Synagogue, s. Sinagogue.
62 IV. Abhandlung: Steinschneider.
109. اهل السنة والروافض в, Rangstreit der Sunniten
(Orthodoxen) und Heterodoxen von abu l-Mahasin Jusuf al-
Tufeili (ohne Zeitbestimmung); Н. Kh. VI, 140, п. 12986 (nur
hier, nach Index VII, 1142, n. 5353).
Superbia, s. Humilitas.
109." Worke for Cutleos or a Merry Dialogue between
Sword, Rapier and Dagger (Dolch), gespielt von Studenten
in Cambridge, gedruckt in London 1611 (Harl. Miscell. London
1813, vol. X, n. 212), Prosa; Ethé, p. 59, n. 25.
Surci, s. Gatta.
Tabak, s. Kaffee und s. Opium.
Tag, s. Nacht.
110. mer bm поли zen Streit des Talmud und der
Philosophie, von einem Anonymus, nicht vor dem 13. Jahrh.,
Reimprosa aus Ms. Paris 1005, ediert von Israel Goldblur, in
555 bnw wı» (französ. Tit. Trésor d'Israil à Paris), Wien
1894, S. 20—24 (über dieses Buch vgl. die hebr. Zeitschr.
“рил I, 111). Die Philosophie beruft sich auf einen angeb-
lichen Ausspruch des Aristoteles:! ,Erschlagt den, der kein
Gesetz (mnn, positive Religion) hat‘; und führt Moses, den
göttlichen Mann [4. M. 33, 1] Sohn des Maimon‘ (gest. 1204) an
(S. 21). Die schließliche Aussöhnung besteht darin, daß der
Unterricht mit dem Talmud beginne und die Philosophie folge.
Das erinnert allerdings an den langen wirklichen Kampf um
die Philosophie und die profanen Wissenschaften im 13. Jahrh.,
wohin Halberster das Stück versetzt (vgl. meine Einleitung in
die jüd. Lit. d. Mittelalters, in Jewish Qu. Rev. XVII; 1905,
р. 354—69). Der Stil ist allerdings nicht der elegante der
Streitschriften jener Zeit.
Tamia, s. Tuogno.
Thrush, в. Lark.
111. Tiere und Mensch, Ms. hebräisch Turin 238 (Peyron
р. 251) f. 276 enthält unter anderen Streitgedichten: ‚Questus
animalium in hominem‘; ich habe oben (n. 44°) das dem ibn
Esra beigelegte Gedicht identifiziert, welches dem Inhalt der
Abhandlung Tier und Mensch entspricht, welche der Enzy
1 Wenn ich nicht irre, wird dieser Ausspruch im Namen Platos zitiert
(von Josef Caspi?), und zwar 77 für rap,
Rangstreit-Literatur. 63
klopädie der sogenannten `. Lanteren Brüder‘ angehört, im
Original in hebräischer Übersetzung und in deutscher Über-
setzung aus beiden gedruckt ist (s. die hebr. Übersetz. S. 860 ff.).
Die Vermutung liegt nahe, daß der Titel: „uw 22,514
disputationes hominis bei H. Kh. VI, 139, n. 12983 ein ver-
kürzter und ,cum animalibus! zu ergünzen sei; solange kein
Streitgedicht dieses Inhalts bekannt ist, dürfte er aus einer
Überschrift jener Abhandlung abzuleiten und der Plural be-
gründet sein.
[Tiere ‚und Vögel‘, Hebr. Bibliogr. XXI, 10 ist eigentlich
und Mensch‘, s. n. 44*.]
Tonin, s. Bighignol.
Tools, s. Carpenter.
112. Hans Sachs. Ein Kampfgesprüch zwischen dem
Tod und dem natürlichen Leben, welches unter je beden (so)
das pesser sey, Nürnberg 1533; kl. 49 (6 Bl). Anfang:
Eins morgens früe in dem Herbstmon (so)
Da wolt ich auß nach Vögeln gon.
Im Index der Ausg. 1612 finde ich dieses Gedicht nicht.
113. Streit (maa=) zwischen den Toten und den Lebenden,
hebräisch im Gebet (Salifa) von Josef b. Mattatja; Ms. Merz-
bacher (in München) 90; in einer Gebetsammlung um 1480.
Der Verf. ist offenbar identisch mit dem Gleichnamigen bei
Zunz, Literaturgesch. 370, welchen Brüll, Jahrb. I, Frankfurt
a. M. 1874, S. 99 mit J. b. M. im 15. Jahrhundert identifiziert.
Im Jahre 1343 schrieb Josef b. Mattatja Ms. München 268.
113." Streit zwischen Trabuquet und Cata von Kaimon
Escrivan (Chrest. 317), worüber Römer, Volkstüml. Dichtungs-
arten der altprovenzal. Lyrik (Ausgaben und Abh. a. d. G. d.
roman. Philol. 26), Marburg 1886, 8. 65, A. 13 zu 8. 22 Tenzone;
Selb. S. 45, п. 90.
Tradition, s. Bibel.
Traube, s. Dattel.
114. Sseon "eo Buch des Intelligenten, Streit (man)
zwischen dem guten Triebe und dem bösen, von Tobia Isak
Baruch in Nizza Monserrato, Autograph 1783 (oder 17822),
Ms. Halberstam 398 (52 BL, 4°), jetzt als Ms. Montefiore 309
іп Jews College London; s. H. Hirschfeld, Deseript. Catalogue
of the Hebrew Mss. of the Montefiore Library, London 1904,
64 ТУ. Abhandiung: Steinschneider.
р. 95, wo die technischen hebr. Bezeichnungen залозу" und
ynan (Genes. 8, 21), das ‚Sinnen, Dichten, Trachten‘ des Herzens,
mit dem englischen plur. good and evil ‚imaginations‘ nicht genau
wiedergegeben ist; mag auch eine englische Bibelübersetzung
diesen Ausdruck gebrauchen. Der Gegensatz ist ein ethischer,
nieht ein psychologischer; der Jude stellt sich persönliche
Dämone vor.
115. Im Katalog der hebräischen Handschriften und Bücher
usw. des Professors David Kaufmann (jetzt Eigentum der ungari-
schen Akademie), beschrieben von Dr. Max Weiß (Frankfurt
a. M. 1906, S. 169, n. 521f. 630), heißt es: ein Wechselgesang
des pan ^x und zw x, jeder Gesang in 4 Strophen, beginnend
(ich übersetze aus dem Hebräischen): ‚Es spricht der böse
Trieb, die Verständigen unter den /sraeliten (Muhammedanern)
haben schön gesagt: Hütet eure Frauen... Es ist kaum zu
zweifeln, daß hier ein Wettstreit vorliegt, ob innerhalb unseres
Themas. Der böse Trieb kommt schon in Genesis 8, 21 vor,
der gute Trieb ist ein entgegengesetzter Engel (s. die Zitate
bei J. Levy, Neuhebr. u. chald. Wörterb. II, 259). Hiermit
hängen die Kontraste des Dämons zusammen (d'Ancona,
Orig.’ II, 599: Contr. di fra Belzebub).
115." учу 2% x pa mo Disput zwischen gutem und bösem
Trieb, ohne Quelle bei Fürst, Bibl. Jud. I, 288, und wohl
daher bei Benjacob, Thesaurus, Wilna 1867, S. 505, n. 6 unter
"зх, stammt wohl aus ... "кл wx mz", einer Operette, worin
die singenden Personen: ein Kind, der gute und der büse
Trieb, die Bewohner des Paradieses und der Hölle; verfaßt
für eine Gesellschaft (с'єюсл) in Florenz 1670 (vgl. unten
zu 136"), ms. Schwager 69 (Katal. 11), wo em гох eine Um-
stellung von Immanuel.
115. Ein Kampfgesprüch zwischen Fraw Tugent und
Fraw Glück, von Hans Sachs, Nürnberg durch Harhing s. а,
klein 4? (23 S.). — Nürnberg durch Georg Wachter, sa, 16°
(12 ВІ.); Ed. 1612 S. 535. Anfang:
‚Als inn (so) des Morgen Blüt
Lustreych das meyn Gemüt.‘
Datiert 7. Mai 1545.
115.° Il contrastu del Matrimonio di Tuogno e dela (sie)
Tamia el (sic) quale & Bellissimo ete. — M. 519. [d. i. 1510]
Rangstreit-Literatur. 65
Februario‘, in 4° (4 ungezählte Bl. zu 2 Koll. in Versen, ge-
druckt in Firenze und Siena; Batines p. 80, n. 9 mit unge-
wöhnlichem Mangel an Angaben über die letzten Ausgaben.
D’Ancona p. 37, n. 4 zitiert nur Batines.
Unglaube, s. Glaube.
Untugend, s. Tugend.
Uomo, s. Danaro.
115." Disputa fra l'Uomo e il Nemico, aufgenommen in
‚Laude‘, ed. Salviano, Roma 1558, p. 67, n. XLVII, anfangend:
‚Or udite la battaglia‘; d'Ancona? I, 156, п. 4.
116. Debatte zwischen Vater und 6 Söhnen im persischen
Schahin Umoah des Farid al-Din ibn “Attar (umgebracht 1230);
Ethe, Gr. S. 228. Ich kann nur annehmen, daß der Vater
hier der zwischentretende Schiedsrichter oder gewissermaßen
der Vorsitzende ist, wenn dieser Streit in unseren Kreis ge-
hören soll.
Vecchia, s. Giovane.
Ventre, s. Langue.
Ver, s. Jahreszeiten.
Verbum, s. Nomen.
116." Rangstreit zwischen Vergebung (? А5)! und
Gnade (e), arabisch bei Djamal al-Din n. 8.
Vergogna, s. Onore.
117. Vernunft und Liebe führen den 1. Rangstreit unter
fünf Paaren, verfaßt von Khwadja Sain al-Din Ali b. Tarika
al-Isfahani (gest. 1431/2, Katal. Rinu, L), welche sich ge-
schichtlich aus einander entwickeln. Die andern sind: 2. Wahn
(зво) und Vernunft; 3. Wahn und Phantasie; 4. Gehör und
Gesicht; 5. Liebhaber und Liebchen sta (32555; ms. Brit.
Mus. Add., 16839 und 23983, Ethé S. 76, Gr. 228.
Offenbar stammt aus diesen 5 Streitgedichten der unvoll-
ständige und unkorrekte Artikel уч З dm ol, BU bei Н.
Kh. Vl, 140 n. 12984, den Flügel nicht fachgemäß wieder-
geben konnte. Hier wird nur п. 5 als Kompendium ( 42x?)
mit einem arabischen Anfang angegeben, welcher vielleicht
! Freytag, Lex. arab. hat diese Form nicht; die Bedeutungen bei Dozy,
Supplem. II, 148 passen hier nicht.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 4. Abh. 5
66 IV, Abhandlung: Steinschneider.
vor dem persischen Original stand, oder wirklich einem arabi-
schen Kompendium entnommen ist?
117. Rangstreit zwischen Verstand, Recht und Glück,
wer von ihnen einen niedrig gebornen Menschen am sichersten
zu den höchsten Ehrenstellen leiten kann (der Verstand siegt),
persisch von Inscha (nach 1572) in Gulschan Litafut (Rosen.
flor der Lieblichkeit); Ethé im Grundriß S. 228.
Vin, s. Wein.
Vieux, s. Jeune.
Viola, s. Rosa.
Violine, s. Laute.
118. Unter dem Namen des heiligen Augustinus ist in
dessen Werken (z. В. Ed. Basil. 1556 t. VIII, р. 1028—42) ein
libellus de conflictu virtutum et vitiorum (viciorum), lib. unus.
Voran liest man: ,Caeteris sanior sed nihil habens Augustini.
Anf. Postolica vox clamat. Die Einleitung zühlt die miteinander
disputierenden Laster und Tugenden (mehr als 20) auf. Zu-
erst spricht Superbia: Multis, imo pene omnibus meliores; ihr
antwortet Humilitas. Hauréau, Not. et Extr. III, 178, bemerkt
aus einem Ms. De conflietu virtutum et viciorum, angeblich
von Augustinus, daß man am Ende finde: secundum beatum D.,
was Bernardum bedeute; eine verschiedene Abhandlung findet
sich auch in den Werken des heiligen Bernard, wovon ein Teil
in Ms. Paris 14807.
118." Giostra delle Virtü e dei Vizi, ediert von Er.
Percopo im Propugnatore, 1887, p. 1—14 im marchigianischen
Dialekt aus dem 14. Jahrhundert, bearbeitet nach Prudentius
Clemens Psychomaetria (Gedicht)! und dem Conflietus von
Bernard, von einem anonymen Mönch, wahrscheinlich in
Macerata (s. p. 21). Der Text p. 24—61 besteht aus III Teilen
zu 16 (4 X3 4) Zeilen, Summa 857 (so) Versen mit künst-
lichem Bau und Reim, worüber s. p. 24. Anfang:
‚De duy сісіаде voliove
dure bactalie contare
ke sempre se conbacte*.
1 Fabricius, Biblioth. lat. med. VI, 324 zitiert einen anderen Prudentius,
dessen de septem peccatis mortalibus et virtuti septem oppositis, ms. in
Quedlinburg. Ich konnte diese Notiz nicht weiter (etwa in einer neuen
Ausgabe des Prelli, s. Prop. p. 16) verfolgen.
Rangstreit-Literatur. 61
Vgl. D'Ancona, Orig.? I, 548, n. 1. Im Index II, 600, unter Con-
trasti fra le virtü celesti, verzeichnet: 124, 156, 316, 351 (Druck-
fehler?). I, 124 erschienen Misericordia und Pace gegen Verità
und Giustizia (gedruckt in Sacre rappresentazioni I, 182),
D'Ancona knüpft daran eine lange Stelle aus einem ‚Sermo‘
des heiligen Bernard. Pag. 316 ist Parallele. — Die Tugen-
den haben ihren Sitz im himmlischen Jerusalem, die Laster
im höllischen Babylon (Prop. р. 9, s. auch oben п. 49%),
Der Gegensatz von Tugenden und Lastern ist begreiflicher-
weise ein beliebtes theologisches Thema; zur Beleuchtung mögen
hier Mss. aus Truhlars Katalog der latein. Handschr. in Prag
(1905) dienen. N. 213f. 82* (lieben), 1271 Dictionarium virtutum,
1432, 1528, 1590. — In der Ausgabe von Hans Sachs 1612 ist
der Kolumnentitel des ПІ. Teils, S. 485—124 ‚Von Tugend
und Laster‘.
118. Virtù, Fortuna und Gloria streiten um den Vor-
rang in einer italienischen Aufführung 1502; d'Ancona, Ori-
gini? II, 74.
119. De conflictu Virtutum et Vitiorum Carmen incip.:
Vos qui sub cristo (sie!)
mundo certatis in isto;
Ms. Vatic. Palat. 719f. 149 (Catal. Vat. T. 1. auct. Н. Stevenson
jun. 1886, 4? p. 261).
119.° Il contrasto del Vivo e del Morto anonym, s. |. e. a.
Ende 15. Jahrhundert, 4? (4 Bl. zu 2 Koll.), mit Abbildung des
Todes zu Pferde, Gedicht in Ottava rima. — Dua (sic?) con-
trasti vno del vivo e del morto e l'altro de Lanima (sic) et del
Corpo ece., Firenze 1568, 4° (4 ungezühlte Bl. zu 2 Koll.). —
Andere Ausgaben: в. 1. e. a. 4? (1. Hälfte des 16. Jahrhunderts,
Firenze, 4 Bl); — Fir. appresso Giouanni Boleni 1585, 4°;
Fir., Dalle Sealle di Budin, 4° (17. Jahrh.); Fir. appresso EN
Scalle ecc. 4° (17, Jahrh.); Fir. Alle Sealla ecc. 1612, 4°;
desgl. 1614. Man führt auch eine Ausgabe Fir. 1606 an, auch
Fir. et Pistoja per Pierant. Fortunati (17. Jahrh.). Alle diese
Ausgaben verzeichnet Batines p. 79, n. 6 ohne ein Wort über
den Streit selbst. Novati gibt ein Ms. an, in der Scelta di
euriosità n. 187, Bologna 148? p. 216, wird eine Ausg. Fir. 1570
angeführt, worin der Contrasto dell'anima (s. n. 105) vorangeht.
— S. auch Life und Tote.
HK
68 IV. Abhandlung: Steinschneider.
Nach d'Ancona? I, 550, findet sich in Ausgaben und mss.
ein Contrasto del Vivo eec. in 3 ‚cantari‘ oder ‚giornate‘, worin die
Streitenden die Qualen der Hölle und des Fegefeuers schildern;
er hat eine Ausg. Bologna 1809 vor Augen, vielleicht wesentlich
identisch mit Le dimande di un vivo et di un morto ... con
le risposte, s. l. e. a. (Mitte 16. Jahrh.) Ein gereimtes Stück:
de lo Vivo e de lo morto ist ediert von Miola; Le scritte in
volg. dei primi secoli della Nazionale di Napoli, Bologna 1518,
І, 331—48. In den Laudi aquilane, ediert von Percopo, im
Giorn. Stor. Lett. Ital. VIII, 209 ist ein Dialogo fra un V. e
un morto, worin letzterer die 9 Höllenstrafen beschreibt. Letz-
tere scheinen hier überall die Hauptsache. — Die Contrasti
zwischen dem Tode und einem Sünder, oder einem Krieger
u. dgl., deren Ausgabe d'Ancona anfügt,! mit Hinweisung auf
Brunet Bd. II und V, beweisen nur die Macht des Todes über
alle. Dahin gehórt wohl auch der Contrastu di la Morti (so)
e lu Gnuranti von Jacopo Pittureri, Palermo per Coppola 1667;
mit dem Titel: Contrasto del morto con l'ignorante [früher:
simplicista ?] nuovamente composto e tradotto in lingua toscana
da Foriano Pico, Napoli, Puci s. a. (Pucci verfaßte andere)
1716 (G. Pitré, Bibl. III, 52, 256).
Miola, l. с. p. 162 teilt ein Gedicht mit ‚de virorum mor-
tis beginnend: ‚Dove & la jactancia de Olofernes a la Morte‘,
endend: ‚Et sic de aliis, qui sunt innumerabiles. — Wie alt
ist die Legende von Moses und dem Todesengel? (Benedetti
bei d’Ancona, Origini? I, 558; vgl. Mühleisen-Arnold, der Islam,
deutsch von W. Germann, Gütersloh 1818, S. 149).
Der Italiener Salomo Jesaia Bassan dichtet auf den Tod
des Salomo [b. Jesaia] Nizza (lebte noch 1718, Catal. Bodl.
p. 2359 und 3032, vgl. Mortaras Indice ecc. 1888, p. 41, Soave
im Vessillo 1880, p. 203/4, mir jetzt nicht zur Hand) ein Ge
spräch mit dem Tode, s. Katalog Schwager 6, Husiatyn 1904,
S. 85, n. 1924 und n. 1927 anonym.
Vögel, s. Tiere.
120. Vox (Fuchs) und Wolf streiten (englisch) in einem
mehr episch gehaltenen Gedicht, gedruckt in Remains of early
English poetry I, 390; Ethé S. 57, n. 7.
121. Wahn, s. Vernunft (unter 117).
122. Wahn, s. Phantasie n. 117.
Rangstreit-Literatur, 69
123. ,مقامة فى المغاخرة بين الماء والهواء Makame (ent-
haltend) den Rangstreit zwischen Wasser und Luft, arabisch
von Ahmed al-Barbir (? уд у), Damaskus 1300 (1883), 23 Seiten.
Für die Schüler der Unterrichtskommission in Syrien (E. Lam-
brecht, Catal.... de l'École des langues or. viv., Paris 1897,
p. 310, n. 2470).
Wasser, s. Wein.
W ein, s. Brot und s. Vine.
124. Ein Rangstreit zwischen Wein und Wasser ist mir
aus den Sprachen der Muslimen nicht bekannt. Das ist wohl
zunächst aus dem Verbot des Weins (gewissermaßen als Rivalen
des Wassers) abzuleiten, obwohl es an Lobgedichten auf den
Wein, besonders bei Persern, ebensowenig fehlt, als am Weine
selbst an den Tafeln der Großen in gewissen Zeiten und Ländern.
Anders verhält es sich in der neuhebräischen Poesie,
welche den Preis des Weines in vollem Einklang mit ihren
heiligen und autoritativen Schriften wie auch mit gewissen
Gebriuchen besingen durften. Der Wein ‚erfreut des Menschen
Herz‘ (Ps. 104, 15); Gebt Wein denen, die erbitterten Gemütes
sind‘ (Sprüche 31,6). Die Kundschafter, eine schwere Traube
auf einer Stange tragend, sieht man manchmal als Illustration
von Handschriften und Drucken. Das politische Ideal des alten
Hebrüers lautet: ‚Jeder unter seinem Weinstock und seinem
Ölbaum‘.!
Auf dem Altar wurde Wein geopfert. Im Hause und in
der Synagoge wird Ein- und Ausgang von Sabbat und Fest-
tagen, jetzt auch Beschneidung und Trauung, mit Segen über
den Becher gefeiert; und zur Liturgie des Pasahabends gehört
das Leeren von 4 Bechern, wenn möglich roten Weines zur
Erinnerung daran, daß Pharao, nach der Legende, zur Heilung
des Aussatzes sich im Blute hebräischer Kinder badete. Be-
kanntlich hat dieser harmlose Gebrauch durch Auslegung des
Hasses bis in die neueste Zeit wirklich zu schrecklichem Blut-
vergießen geführt. Schon die ersten Christen — noch als
‚Juden‘ bezeichnet, wurden von den Heiden beschuldigt, beim
Abendmahl Menschenblut zu trinken — wie Kirchenväter be-
1 Vgl. darüber A.S. Yahuda, Die bibl. Exegese (im 24. Jahresbericht der
Lehranst. f. d. Wiss. 4. Jud. Berlin 1906, 8. 21.
70 ТУ, Abhandlung: Steinschneider.
richten.! Spätere christliche Autoren kehrten den Spieß um —
wie bekanntlich aus der Umkehr einer älteren Anekdote durch
Shakespeare der Jude Shylok entstand. — Аш Purimifeste,
lehren alte Autoritäten, soll man so lange trinken, bis man
nicht unterscheiden könne zwischen: ,Verflucht sei Haman‘,
und: ,Gesegnet sei Mordechai. Dieses jüdische Volksfest,
welches wahrscheinlich zuerst in Italien unter dem Einfluß des
Carnevale sich bis zur unjüdischen Maskerade entwickelte," ist
mit einer staunenswerten Menge von Hymnen bedacht worden,
welche in verschiedenen Ländern der Liturgie des betreffenden
Ritus einverleibt wurden. Eine derselben, unt. And. ‚gedruckt
mit Musiknoten von [Cantor] Ed. Birnbaum‘, Königsberg 1894,
beginnt mit den Worten: ‚Es ist uns nicht erlaubt, Wasser zu
trinken‘ (Monatsschrift für Gesch. u. Wiss. d. Jud. 1902, S. 375,
n. 71). Wenn man nun den Streit zwischen Wein und Wasser
mehrfach bearbeitet und in verschiedenen Sammlungen findet, во
móchte man erwarten, daf am Purimfeste sein Platz sei; aber
nirgends ist eine Beziehung zu diesem Feste zu finden. Hin-
gegen ist die erste hier folgende Nummer nach einer jüngeren
Notiz für den 7. Tag des Pasahfestes gedichtet, weil das
Wasser vom Durchzug durch das Rote Meer spricht, das an
diesem Tage gefeiert wird.* Für die Reihenfolge der verschie-
denen Bearbeitungen des Themas ist noch kein entscheidendes
Moment mit Sicherheit aufzufinden; sie sind anonym oder von
sonst unbekannten Autoren, alle aus unbestimmter Zeit.
A: Hebräisch.
Die gereimte Überschrift beginnt: mes px го Tm" esr
‚Zwischen Wasser und Wein ein Streit ohne Gleichen‘. Das
Gedicht besteht korrekt aus 8 Strophen zu je 7 Zeilen; Z. 1—6
! Zitate und Folgerungen bei Corva (psendon. gel. Jude und Missionär).
Über den Ursprung . . .. Breslau 1840; vgl. Zeitschrift Hebr. Bibliogr.
1906, S. 180.
* Es gibt Schauspieler, welche glauben, der Italiener müsse in einem
deutschen Jargon sprechen.
Auch die sogen. Krüppchen (Krapfen, Pfannkuchen) in Italien ‚Hammel-
ohren‘ gehören dahin; s. meine Abhandl. ‚Purim und Parodie‘ in der
Monatsschrift f. md. Gesch. ..... , 1903— 5.
Eine alte feine Bemerkung erklärt die Kürzung der Halleluja im Ritus
dieses Tages. Gott spricht: Meine Geschöpfe versanken im Meere, und
ihr wollt Lieder singen!
+
=
Rangstreit-Literatur, 11
haben den gleichen Reim, Z. 7 reimt in allen Strophen (ich
bezeichne die Strophe mit römischer, die Zeile mit arabischer
Ziffer) І, 1 lautet лезо ву обо зб my ом; die ersten Buch-
staben von I—V ergeben den Namen des Verfassers înim,
daher ‚Weinlied‘ von Jehuda bei Zunz, Literaturgeschichte
S. 564, 2.1 (561 in Gestetners Mafteach, Berlin 1889, S. 58 ist
Druckfehler); VI, VII ergeben ‚ben‘ VIII, 1—4 тәх, also hieß
der Verfasser Jehuda ben Elia (Elijja), nicht: ‚ben Adam‘,
wie Deinard |. c. angibt, weil das 1. Wort in VIII osx ist!
Das Gedicht ist seit mehr als 350 Jahren mehrere Male
und wie es scheint nirgends vollstindig und ganz korrekt
gedruckt; ich kenne allerdings direkt nur die 2 jüngsten
Ausgaben; die älteste a) Konstantinopel 1545, in der höchst
seltenen poetischen Sammlung nwan oww n. 227 (Catal. Bodl.
р. 506, п. 2328 und Add.) habe ich nie gesehen; — Р) in der
Hymnensammlung оток pap, Oran 1880, S. 158; Str. V und
ҮШ sind dieselben; c) in dem Katalog der Bibliothek des
M. Sulzberger (jetzt in Jewish Theolog. Seminary, New York)
betitelt =x» mx von E. Deinard, New York 1896, S. 15—16,
wo V, 1 «x (für zz) das Akrost. stört, und VI, 2 eine ein-
geschobene Zeile bietet. — Str. I, II, VII, VIII edierte L. Dukes
aus Ms. Michael 610 (jetzt Bodl. 1194, Katal. Neubauer p. 412,
n. 229) im Litbl. des Orient 1850, Col. 752, ohne Angabe des
Autors (danach ist sein Zitat in der Zeitschrift pam V, 263
zu ergänzen). — Das Gericht entscheidet, daß der Wein mit
Wasser gemischt sein soll.?
125. (Streit des Wassers usw.) Anfang: om піт yaw
anonym (ob von einem Simeon ?), 12 Strophen, in der unter Û
erwähnten Sammlung x maw 5. 159. Dieses Gedicht (nicht
124, wie ich in Arab. Lit. d. Juden S. 271, n. 231 glaubte) ist
wohl das Original des arabischen xxw ^»: subs уз in der
Sammlung Ge гркох, Tunis s. а. in 11 Strophen, anfangend:
"ENDO N".
126. m су om nam, anonym, in der Sammlung '’x maw
S. 157, anfangend: mba гук пого.
"ОБ in І eine Zeile überschüssig ist?
* Über das Alter der hebräisch-jüdischen Sitte, den Wein mit Wasser zu
mischen, s. Wilh. Ebstein, Die Medizin im N. T. und im "Talmud.
Stuttgart 1903, S. 13.
12 IV. Abhandlung: Steinschneider.
127. cum ph nrpibns der Streit des Weines und des
Wassers; Ms. Bodl. Canon. 83 (Catal. Neubauer n. 378 und
Add.), anfangend: wgs Dmx sm пк wmn; aus Ms. Fischl Hirsch
abgedruckt von N. Brüll in seinen Jahrbüchern IX (1889) 8.5,
vielleicht unvollständig, besteht aus 4 einleitenden Zeilen und
drei Reden von Wein in 10 Zeilen, Wasser in 8 Zeilen und
Wein in 8 Zeilen.
Es dürfte in den Anfangsbuchstaben der 3 Reden ", т, 7,
die Hälfte des Namens Jesaia sein, so daß das Ganze aus
drei Reden des Weines und drei des Wassers bestünde, viel-
leicht auch noch einem schließlichen Urteilspruch. Die Emen-
dation зутко für zz zu Anfang wird durch den Anfang von
n. 125 gewissermaßen unterstützt.
128. osm pen mionbo (lies nanba?) Krieg(e) des Weines
und des Wassers, hebräisch und jüdisch-deutsch, 8 Strophen,
Akrostichon in beiden Josef Sofer; Anfang: ven SK jg ут.
VIII Strophen, I, Ш, V, VIT, VIII spricht der Wein, I, II, Ш,
V haben 7 Zeilen 1 3, 2 4, 5, 6. 7 reimen; IV, VI, VII, nur
6. N. Brüll, Jahrb. IX, S. 2, edierte Text und Übersetzung,
letztere mit deutschen Lettern, wobei durch hochdeutsche Aus-
sprache der Reim (13, 2 4, 5 6) unkenntlich wird, 2. B. VIII,
2, 4: laut, Lot. — Brüll vermutet die Identität mit Ms. Merz
bacher п. 25, geschrieben 1517, und weist Ähnlichkeiten in der
hier folgenden Nummer 129 nach.
129. pm oen ра піз", Streit zwischen dem Wasser und
dem Wein, jüdisch-deutsch ‚nach den Methoden von Dietrich
von Bern‘, anfangend: ‚Ihr Leut, ich ruf zu euch‘, und hebräisch
übersetzt, anfangend: w-px wk 52`5к, 22 Doppelstrophen von
abwechselnden Rednern, wo auf 2 besonders reimende 2 durch-
gehends reimende folgen. Die ersten Gegenreden gibt L. Dukes,
Moses b. Esra, Altona (1839) S. 23, 24. Das Akrostichon nennt
Elia b. Mose; anderweitig Elia Branz genannt (Katal. Bodl.
р. 942, Hebr. Bibliogr. XXI, 10; Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss.
d. Jud. 1905, S. 92). Die Buchstaben mew, welche Dukes, Le
als einen Namen ‚Schlita‘ betrachtet, sind die Anfangsbuchstaben
einer bekannten Eulogie. Das Gedicht ist mit Hymnen von
Akiba Frankfurt und Elia in Basel 1599, 8? gedruckt, sehr
selten; die Bodleiana besitzt 2 Exemplare. Die ästhetische
Kritik, welche Dukes an Gedicht und Verfasser übt, ist nicht
Rangstreit-Literatur. 13
ganz gerecht; er kannte auch das Vorbild (n. 128) nicht. —
Ich erlaube mir hier ein zu unserem Thema nicht gehöriges
Zitat: f. 33 liest man: Widerschlag ist nicht verboten, лз
lautet rückwärts gelesen ebenso‘.
Wohin gehört pn ву Cp nz" Streit des Wassers mit
dem Wein, ms. E. N. Adler in London, S. 41? (The Persian
Jews p. 13).
B: Lateinische Bearbeitungen sind vielleicht noch nicht
vollstándig bekannt, gedruckt sind die folgenden:
130. Goliae! Dialogus inter Aquam et Vinum nach 6
Mss. ediert von Th. Wright, The latin Poems attrib. to W.
Mapes, London 1841, p. 87—92. Das Gedicht besteht aus
166 Zeilen, wovon je 4 reimen. Anfang:
Cum tenerent omnia medium tumultum.
Unter dem Namen des Primas (Hugo de Primate Aure-
liacensis ist aus Ms. S. Marco XIV, n. 128, dasselbe Gedicht
ediert von Jakob Greiner (Kleine Schriften Bd. 3, Berlin 1866,
8. 78): Versus Primatis. Novati (Carmina medii aevi, Firenze
1883) edierte dasselbe, aber nur 156 Zeilen nach einem Manu
skript der Angelica in Rom р. 58— 65,? die eigentlichen Streit-
reden (36 Vierzeilen) haben da die Überschriften ‚Aqua‘ und
‚Vinum‘. Das Zitat: ,Wattenbach, Anfänge p. 456° (Novati,
p.52, n. 1), vermag ich nicht weiter zu verfolgen. Der Ver-
fasser träumt sich in Trunkenheit in dem Himmel und hört
den Streit in dem Olymp; für Wasser und Wein treten in den
einleitenden Versen Thetis und Lyceus (Bacchus) ein; der Wein
siegt durch einen Bibelvers, wie überhaupt auch hier auf
Bibel und Ritus Berufung stattfindet (vgl. Selbach l. c. p. 27).
Gegenüber der oben hervorgehobenen vermittelnden Entschei-
dung im hebrüischen Gedicht n. 124 hebe ich die Worte des
Weines (Ed. Wright, p. 88, Z. 27. 28) hervor:
' Golias, Goliardus (auch ‚Episcopus‘) bedeutet im mittelalterlichen
Latein etwa soviel als ,Spottvogel', ,lustiger Patron', s. Wright, l. c.
p. IX ff, XXII Note. XXXVII; vgl. gaillard.
3 Der Titel ist dort: Contentio aquae et vini. in ms. Vat. Reg. 85: Discep-
latio (Novati p. 52). In Ms. Prag 1482 (Katalog Truhlaf 1905) folgt
auf die Contentio f. 551: ,Super hiis (so) confessio Primatis: Estuans
intrinsecus‘. Die Contentia endet: ‚Dei patris Amen‘: bei Grimm: Re-
spondi breviter vobis consentio‘,
74 ТУ, Abhandlung: Steinschneider.
Ergo qui potaverint (potaverit, Ed. Nov.) vinum aqua
(aquae, N.) mixtum
Sunt (est, N.) adversus Deum et Christum.
131. De Conflietu Vini et aquae, gedruckt (з. F. Wolf,
Über die Lais usw., Heidelberg 1841, S. 33, bei Th. Wright
L c. p. XXV Note) in Chr. Aretin, Beiträge zur Geschichte
und Literatur Bd. IX, München 1307, S. 1316, aus einem an-
deren Ms. bei S. (Schmeller), Carmina Burana, Stuttgart 1847
(Bd. 16 der Bibliothek des Liter. Vereines), S. 232, n. 113.
Anfang:
‚Denudata veritata
Suceintaque brevitata‘
XI Strophen, I—IX zu 6 Zeilen, XI hat 9 Zeilen (letzte:
‚valde necessaria), ob 1—9 aus einer ХП. Str.? Z. 1245
und 3 6 reimen. Ungleiches darf nicht vermischt werden.
Selbach charakterisiert dieses Gedicht durch derbe Lebhaftig-
keit und Mangel der biblischen Gelehrsamkeit des Verfassers
von n. 150. In der Tat gehört es zu der profansten ‚Potatoria‘.
131°. Disputatio Vini et Aquae, in Schmeller, Carmina
Burana (Bd. 16? der Bibliothek des Liter. Vereines in Stuttgart),
Tübingen 1847, p. 35, n. 232, und bei du Méril, Poésies popu
laires latines, Paris 1839, p. 503 (Novati l. c. p. 52, n. 4).
C: Französische Bearbeitungen.
132. Le Débat du Vin et de leau (l'eau oder ГКапе),
wovon Brunet, Manuel II, 55/6 ed. 1861 zuerst drei Ausgaben
genauer beschreibt: (1.) s. a., klein 4°, got., 8 nicht gezählte
Bl. (Lyon, Monrachal et Chauffard, Ende 15. Jahrhundert). —
(2.) (Paris) klein 4°, 6 Bl, Druckerzeichen des Michel le Noir
Verse zu 8 Silben; zuletzt Akrostichon (s. unten). — (3.) s.l.
e. а., 49, got, Guill. Tavernier. Dann folgen fünf andere Aus
gaben, ebenfalls unediert. Die Ortsangabe bei Brunet in Paran-
these ergibt sich aus dem Drucker oder dessen Zeichen:
1. Lyon 5 Bl 49; 2.) got, kl. 89; 3.) kl. 89, 16 Bl, Holz
schnitt: ein Mann spricht mit einer Frau. — (4.) auf dem Titel
ein Holzsehnitt: Christus und vier Personen an einer Tafel
— (5.) 89, 8 Bl. (Jean Chamey um 1530). Anatole de Montaiglon,
Recueil de poésies frangoises (so) du ХУ" et ХУГ siècle, Paris,
1556, IV, 103 beschreibt die von ihm gesehenen, worunter 2 got.
in 4? die bei Brunet fehlen. Die beste Ed. ist (6.) Le Débat etc.
1
Raugstreit-Literatur 1:
Voran Holzschnitt, Männer an einer Tafel, 8 Bl. zu 24 Versen
(2 Strophen), zuletzt: ‚су fine le debat etc.‘ — Eine got. in 4°,
6 Bl. zu 32 Zeilen; Tit. Le debat du vin et de l’Eau, mit der
unbekannten Druckermarke M. H., wovon das Faksimile bei
Brunet (ältere Ed. I, 32) — (7) got. 49, 6 Bl, das Zeichen
des Масе Penthoul, zuletzt ,Cy fine .. nouvellement imprimé
par Guill. Tavernier, libraire, demeurant à Provins; elender
Text. — Eine der ülteren Ausgaben, vielleicht die des Michel
Le Noir іп 49, 6 Bl, ist wieder abgedruckt (von de Bock)
hinter Les Débats de deux Demoiselles. Paris, Didot,
1825, p. 128—42; (Text 131) — dann Noten bis 147.
Brunet gibt 316 Verse an; Montaiglon ediert p. 108--21:
‚Le Débat du Vin et de l'Eaue. [Par Pierre Janec.]'; mit An-
merkungen, Anfang in Ed. 1825: ,Ung soir (bei Mont.: Ung
jour, tout) seullet me suppoye‘; die Verse sind nicht gezählt
(nach p. 104 nur 312), 26 Strophen von 12 Zeilen, worin nur
zwei Reime, nämlich Z. 12459 12 und die übrigen.! Zwischen
Wein und Wasser redet der ,Acteur' (Autor), dessen Akrostichon
die letzte Strophe bildet. Das Wasser beruft sich auf Sapience
(Salomo's, das Apokryph) sonst ist von Bibelkunde nicht die
Rede, aber von allerlei weltlichen Angelegenheiten, scheint also
kaum eine Klosterfrucht.
133. La Desputoison (sic) du Vin et de l'Jaue (sic), (etwa
aus dem 13. Jahrh.), Anfang: ‚Je fui l'autrier à une feste‘; zuerst
her. v. Achille Jubinal, Nouveau Recueil de Contes ete. vol. I,
Paris 1839, und daraus bei Th. Wright l. c. p. 299—300 in
Doppelkolumnen, also sehr lang, aber ohne Strophenbau: je 2
aufeinander folgende (kurze) Zeilen reimen. Das Wasser spielt
hier eine sehr ungeordnete Rolle, durch kurze Zwischenbe-
merkungen; es sind vielmehr die Weine verschiedener Orte,
welche um den Vorrang streiten und zuletzt sich einigen (p. 306
vorl. Z. ‚Plus s'entr'aimerent que devant). Amador de los Rios
(Hist. erit. de la letterat. esp. IV, 1863, p. 166). Montaiglon (l. c.
р. 105 note) zitiert Jubinal, Nouveaux fabliaux I, 203—311, wie
schon Littré, Hist. Litt. de la France XXIII, 297.*
! In Ed. 1825 ist im Akrost. (Z. 209) qui vouldra savoir mon nom um-
zustellen mon nom savoir.
2 Der Streit zwischen Wasser und Wein wird in Frankreich noch jetzt
volkstümlich gesungen; Romania 1877, VI, 594 bei d'Ancona VI, 596.
16 IV. Abhandlung: Steinschneider.
D: Spanisch.
134. (Etwa 17. Jahrh.) nach einem undatierten Druck,
wahrscheinlich früh im 18. Jahrhundert, bei Th. Wright (Lat.
poems р. 306--10 in 2 Spalten: ‚Nuevo у curioso romance, en
que se refiere el pleyto y publico desafio que tuvo el Agua
con el Vino para saber qual de los dos era de mayor utilidad
e provecho.‘ Die Verse sind nicht gezählt, auch gar nicht ge-
reimt, die Zeilen kurz; Anfang:
‚En tiempo del Rey Pevico
Anno de Marie castana.‘
Zur Zeit des Don Quixote und Sancho Panza streiten Wein und
Wasser; Ritter und Knecht entscheiden zu Gunsten des Wassers,
‚X el poeta pide ä todos
Los de la opinion contraria‘.
E: Italienisch.
135. ‚Disputatione del Vino e dell’ Acqua‘ findet sich, wie
es scheint, in mehreren älteren Ausgaben: Novati p.54 zitiert C.de
Batines, Bibliografia delle saere Rappresentazioni [Firenza 1852]
р. 80,1 und d'Ancona, Origine del Teatro italiano [Firenze 1871]
II, 37. Er erwähnt eine seltene Ausg. Firenze 1568 in Wolfen-
büttel, naeh Milehsack und d'Ancona (Descrizione ragion. ecc.
Bologna 1882). Titel: ,Nobilissima Historia della Disputatione
del Vino e dell’ Acqua, cosa bellissima da ridere‘, 41 Vierzeilen.
136. Novati (p. 55) besitzt eine Rezension in lombardischem
Dialekt, betitelt: ,Noeuo Dialog (so) tra l'Acqua el Vin che
per divertir fà '| bosin‘, Milano, Tumburini, s. a. Die ein-
leitenden Verse, welche N. mitteilt, beginnen: Gent d’ogni
razza e d'ogni tast. Es reimen stets zwei aufeinanderfolgende
Zeilen. Die Streitenden schließen und schwören ewige Freund-
schaft: ,Massem tra i pint, mezz e boccad‘. Ist hier vielleicht
eine Satyre auf die Fälschung des Weines, namentlich in Gast-
häusern (pint ist englisch, es gilt auch !/,) zu suchen? Ein voll-
stándiger Abdruck dieses Gedichtes liegt mir leider nicht vor.
F: Deutsch.
136." Hans Sachs. Ein Kampfgesprüch zwischen Wasser
und Weyn, zuletzt: Gedruckt zu Nürnberg durch Hermann
' Dort wird folgende Ausgabe angegeben: Historia della disputatione del
Vino et dell'aequa .. . composto. Firenze 1550, 4° mit Figuren.
Rangstreit-Literatur. 7 7
Hansing, s. а. (um 1536, 6 unpag. ВІ.). Die Disputanten sind
Baechus und Neptun. Anfang:
‚Vor Jaren als in Wesslandt
Zu Genua der Statt genant‘.
(6 unpag. Bl. kl. 4°) S. 842 Ed. 1612; datiert 2. Januar 1536.
136.° Folgenden Titel entnehme ich Heyse, Bücherschatz
(Berlin 1854, S. U, n. 1124): Vier schöne geistliche Lieder,
Straßburg 1630 (4 BI). Das 4. ‚Wie der Wein und das Wasser
miteinander streiten* usw. Anfang: ,Ein neyes Lied wir singen
hir‘ (so). Leider gehört dieses Stück nicht zu denjenigen, welche
die k. Bibliothek aus jener seltenen Sammlung gekauft hat.
136.° La Bataille des Vins, par Henri d'Andeli, in der
Sammlung: Fabliaux et Contes, ed. v. Barbazan, dann von
Méon, Paris 1808, I, 152—8 (vgl. Littré in Hist. Litt. de la
France XXIII, 227), 104 Zeilen, in Reimpaaren, Anfang:
‚Volez oir une grant (sic) fable,
Qu'il avint l'autrier sus la table 2
Au bon Roi qui at non Phelippe‘.
Ende: ‚Prenons tel vin que Dieu nous done‘. Hier streiten
die Weine verschiedener Länder.
Weinstock, s. Zuckerrohr.
Weisheit, s. Reichtum.
136.1 (Weisheit und Torheit). Die enge Verwandtschaft
der italienischen Contrasti mit und ihr Übergang zu dem Drama,
namentlich dem allegorischen, ist in der oben einleitend ange-
gebenen Literatur anerkannt, von d’Ancona hervorgehoben.
Eine in vielfacher Beziehung interessante Illustration bietet
eine hebräische Broschüre aus später Zeit. Simcha (auch
Simon) Calimani, Rabbiner in Venedig, hebräischer Poet, der
seiner hebräischen Grammatik in italienischer Sprache einen
Anhang über Poesie hinzufügte (1315), auch sonst Schriftsteller
in italienischer Sprache (Monatsschr. für Gesch. u. Wiss. des
Judentums 1899, S. 507), verfaßte auf Veranlassung einer
Hochzeit ein allegorisches hebräisches Drama betitelt oppe бр
nanm mx ox, Stimmen des Simcha (der Freude) oder Disput
1 Delitzsch, Zur Gesch. d. jüd. Poesie vermerkt: Zur Bibelübersetzung
1751.
18 IV, Abhandlung: Steinschneider.
(oder Sieg) der Weisheit, unter welcher verschiedene Personifi
kationen auftreten. Eine Notiz über diese in Venedig 1734
gedruckte Broschüre, die mir leider unzugänglich ist, gibt
S. D. Lazzatto (“xm ms, mit lateinischen Titel: Bibliotheca ete.,
Leopoli 1847, f. 60).! Letzterer weist auf ein ähnliches oft ge-
drucktes Hochzeitsgedicht (nban nmw) des berühmten Dichters
Moses Chajjim Luzzatto (gest. 1747) hin, von welchem hier nur
hervorzuheben ist, daß er darin, und noch mehr in einem
anderen Hochzeitsgedicht, welches mit Prolegomena von Franz
Delitzsch (Leipzig 1837) erschien, viele Gedanken dem Pastor
fido des Guarini entlehnt.?
Die Juden Italiens, die ältesten in Europa, nahmen in
Literatur und Kultur eine ganz eigentümliche Stellung ein,
die ich anderswo (Monatsschrift f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. XLII,
1898, S. 116 ff. im Art. Ital. Lit. d. Juden) kurz erörtert habe,’
und auch hier nur mit Rücksicht auf unser Thema besprechen
kann, nämlich insofern ihre Literatur zu Schlüssen auf die
Geschichte der Contrasti berechtige.
Wenn die Juden unter der Herrschaft des Islam ihren
Tribut zahlten, so waren sie in ihrem Privatleben unbelästigt,
in ihrem Wohnsitz unbeschränkt, zu den Vorlesungen der
Muslimen über profane Wissenschaften zugelassen; in der
Polemik von Zeloten findet sich nichts von ritualem Mord,
Brunnenvergiftung; an eine wirkliche Kreuzigung glaubten
sie selbst nicht. Persönliche Fähigkeit führte zu sehr hohen
Stellen, medizinische Vorträge fanden muslimische Schüler.
Unter solchen, nicht stets ungetrübten Verhältnissen entstand
eine ‚arabische Literatur der Juden‘.*
Aus Italien stammt der Ausdruck ‚Ghetto‘ (aus Borghetto)
für einen verrammelten Stadtteil, den engen Wohnplatz der
Juden; in der Republik Venedig verbrannte man 1554 den
Talmud und Tausende von hebräischen Büchern und Hand-
سم
Ein gemeines handschriftliches Plagiat beging ein unbekannter Ahron
in Wien 1802; s. Hebr. Bibliogr. H, 1872, S. 65.
з Almanzi in der hebr. Sammelschrift Kerem Chened ПІ, Prag 1835,
S. 132 Anm.
Polemische und apologetische Literatur in arab. Sprache, von M. Stein-
schneider, Leipzig 1877.
Zusammengestellt von M. Steinschneider, Frankfurt a. M. 1902.
Kangstreit-Literatur. 79
schriften; italienische Zensoren und Inquisitoren verunstalteten
hebräische Quellen wegen angeblicher Verletzung des katholi-
schen Glaubens, teils aus Unkenntnis, worüber komische Anek.
doten kursieren. Aber in keinem christlichen Lande haben die
Juden sich ihren Landesgenossen, von denen sie sich schon
äußerlich wenig unterschieden, so sehr genähert in Sprache!
und deren literarischem Gebrauche, ausgenommen eine gewisse
Obszönität,? in Sitten und Gebräuchen in Verbindung mit per-
sönlichem Verkehr.?
Seit dem 17. Jahrhundert mehren sich die hebräischen
Gelegenheitsgedichte, hauptsächlich als Elegien (лур) auf den
Tod von hervorragenden oder bekannten Persönlichkeiten und
Gratulationen zu Hochzeiten, welche im 18. Jahrhundert die
typische Form eines Rätsels (ттл) annehmen, die wir allerdings
schon bei dem oben genannten М. Ch. Luzzatto antreffen; dafür
findet sich auch Form des Rätsels (mm? rx),* z. B. bei Elia
Levi b. Rafael Salomo, welcher (1766—91) eine Reihe von
Gelegenheitsgedichten verfaßte, welche die k. Bibliothek zufällig
erworben hat. Diese mitunter witzigen und eleganten ,Moment-
bilder‘, meistens auf einem Folioblatt gedruckt, sind selten über
den engen Kreis der Familie hinausgetragen und wohl nur von
wenigen Gelehrten Italiens gesammelt worden, obwohl sie für
! Auch der Gebrauch des Lateinischen kommt hier in Betracht. Jehuda,
genannt Messar Leon (16. Jahrh.), studiert und verwendet wohl zuerst
klassische Literatur, wie im Art. Leon (Ersch u. Gruber II, Bd. 43,
8. 119, Kol. 1) hervorgehoben ist. Isak Husik (Juda M. Luons Commen-
{агу on the Octus Logica, Leyden 1906, p. 5) fügt hinzu: ‚as well as
mediaevel‘; allein letztere hat schon im 14. Jahrhundert Jehuda aus
Rom, der Vetter Immanuels durch hebräische Übersetzungen vertreten:
s. Monatsbl. f. Gesch. und Wiss. des Jud. 1898, S. 262 in einem Ar-
tikel über das Lateinische bei den italienischen Juden.
* Vgl. oben.
Unter italienischen Juden finden sich Raufbolde, Tanzmeister und Tanz-
lehrer (Zeitschr. für hebr. Bibl. 1905, S. 188), Musiker, Komponisten
und Schauspieler (Rivista Isr. 1906, S. 28).
Über Rätsel wurde ich von einem italienischen Literaturkenner auf
Pilré, Bibliografia delle tradizioni popul. d'Italia, Palermo 1894, p. 168 ff.
verwiesen. — In Deutschland wären Polterabend- und Hochzeitsgedichte
-
zu vergleichen, 8. unter anderen Prof. Snebarau, Die Entstehung von
Reuters Läuschen, im Jahrb. d. Vereins f. niederd. Sprachf. Norden u.
Leipzig 1903, 8. 16.
80 IV. Abhandlung: Steinschneider.
Geschichte und Literatur mitunter die einzige gewissermaßen
dokumentierte Quelle bilden. Kein mir bekannter Katalog bot
bis zum Ablauf des 19. Jahrhunderts eine nennenswerte Anzahl
Stücke dieser Gattung, die sich wohl nicht ohne allen Einfluß
der noch heute bestehenden Landessitte gebildet hat. Die jüdische
Buchhandlung L. Schwager in Husiatyn (Galizien) veröffentlichte
seit wenigen Jahren 10 Kataloge, worin eine beachtenswerte Zahl
der geschilderten Pamphlete, offenbar von einem Besitzer in Ita-
lien herrührend, verzeichnet sind. Ein näheres Eingehen wäre
ein weiterer Ausläufer eines Exkurses, welcher die Rezeptivität
der italienischen Juden im Allgemeinen exemplifizieren soll.
Vom Einfluß des italienischen Karnevals, der eine eigene
Literatur hervorgerufen hat, ist bereits die Rede gewesen. Eine
Parodie des Talmuds in Form eines ,Traktats Purim‘ wurde
verfaßt von Kalonymos b. Kalonymos (auch Calo genannt), aus
Arles (Provence), der im Auftrage Roberts von Anjou arabische
Philosophie ins Lateinische übersetzte, und (1507—1520) in
Pesaro mit ähnlichen Sachen gedruckt, aber von frommen Juden,
denen eine solche Lektüre sündhaft erschien, aufgekauft und
vernichtet, so daß jene Ausgabe zur Seltenheit gehört.
Das alte und unsterbliche Thema, welches in unserer
praktischen Zeit die Form der ‚Frauenfrage‘ angenommen hat,
die Ansicht von der Minderwertigkeit des Frauengeschlechtes,
ist uns oben (n. 67 ff. 87°) in der Form von Disputationen ent-
gegengetreten. In Italien wurde im 15. und 16. Jahrhundert
darüber in hebräischer und italienischer Sprache polemisch
und apologetisch gedichtet (Zur Frauenliteratur, im Letterbode
XII, 1836/1, S. 49—95 und Sonderabdruck in 50 Exemplaren,
Monatsschr. f. Gesch. u. W. der Juden 1898, S. 471, wo die An-
regung auf Boccaccio zurückgeführt wird).
Immanuel b. Salomo aus Rom, wahrscheinlich ein Freund
Dantes, verfaßte Makamen, deren Lektüre wegen der darin
vorkommenden Frivolitäten (Ausschreitungen des Witzes) in
dem jetzt faßt unter allen frommen Juden geltenden Gesetzbuch
des Josef Caro verboten wird. Die letzte Makame ist eine
deutliche Nachahmung der Divina Comedia Dantes. Die
! Robert von Anjou und sein Verhältnis zu einigen gelehrten Juden
(Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. Bd. 48. Breslau 1904, S. 713--17).
Rangstreit-Literatur, 81
Rivista Israel, Bd. II und III (Firenze 1905/6) enthält einen
ausführlichen Artikel: ,L'elemento italiano nelle Mechabberot*
(so heißen die Makamen Immanuels) von Umberto Cassuto.
Die dort erörterten Einzelheiten philologischer Art interessieren
uns nur, insoweit sie einen Einfluß des Italienischen selbst auf
den Hebraismus Immanuels dartun. Näher berührt uns die
vor 70 Jahren von Delitzsch (zur Gesch. d. jüd. Poesie S. 144)
hervorgehobene Tatsache, das faßt gleichzeitig mit der kan:
führung des Sonetts in die italienische Sprache Immanuel
dasselbe in die hebräische verpflanzte.! Von Bedeutung ist es,
daß Immanuel im IX. Kap. (S. 85 Ed. Berlin) ein ‚christliches‘
Gedicht zu übertreffen sich rühmt, wozu Cassuto II, 161 eine
italienische Parallele anführte aus einer Klasse, die man als
Vanta (Prahlerei) bezeichnet; die Existenz einer solchen erklürt
vielleicht die in der jüdischen Literatur hóchst seltene (vgl. oben),
bei Immanuel so grell hervortretende Selbstberüucherung. Hier
interessiert uns hauptsächlich seine Stellung zu Wettgedichten,
insbesondere zu den fingierten Contrasti.
Michael Sachs (die religiöse Poesie der Juden in Spanien,
Berlin 1845, 8. 21—31) vergleicht die Schilderungen Charisis,
(der in der Provence sich aufhielt) von früheren und gleich-
zeitigen Dichtern (Tachkemoni K. 3, 18 und K. 14) mit den
gleichzeitigen des Mönches von Montodon,? und Immanuel (s.
unten) denen des Raimons von Miraval.® Eine kurze Übersicht
der hier in Betracht kommenden Stücke Immanuels beleuchtet
das Verhältnis des letzteren zu seinem ein Jahrhundert älteren
Muster und zugleich Rivalen Charisi.
Immanuel fand in Fermo einen ungenannten Mäzen, den
er als ‚Fürst‘ auch in Dialogen und als Rivalen einführt. In
K. 2 reimt dieser zum Lobe der häßlichen Beria, Immanuel
1 Vgl. L. Dukes, Zur Kenntnis der neuhebr. relig. Poesie, Frankfurt a. M.
1842, S. 134; Litbl. d. Or. I, 61; Steinschneider, Manna, Berlin 1847,
S. 111 (wo auch Analogien der altitalienischen Novelle); Cassuto,
1. с. IT, 30 f£, verbreitet sich über das Metrum, welches mehrfach ver-
kannt ist. — Seine Satire gegen die Frauen ist in deutscher prosaischer
Übersetzung von C. Siegfried abgedruckt in ,Die jüd. Literatur* Bd. III
Trier 1896, S. 196.
з Über ihn siehe oben unter Reiche n. 89».
3 Meine Bemerkung in Manna 8.95 (vgl. Litbl. IV, 60) geht nicht auf
die Verschiedenheit des Stoffes der ,Wettgedichte' ein.
Sitzungsber. d. phil.-hist. КІ. 155. Hd. 4. Abh. 6
82 IV. Abhandlung: Steinschneider.
verherrlicht die schöne Tamar, d.h. ihren mächtigen Eindruck,
selbst auf den Satan. Das Publikum des Wettkampfes applaudiert
beiden und dieser Beifall, der ja eigentlich nur dem Verfasser
gilt, ist der stets angestrebte Lohn des Dichters. Nur eine
Probe dieser ‚Wechselxenien‘, übersetzt von Livius Fürst, teilt
A. Sulzbach mit in ‚die jüdische Literatur‘, her. v. J. Winter
u. Aug. Wünsche, Bd. 3, Trier 1896, S. 198.
Im 5. Kap. (S. 46) ist es am Purim, wo er mit dem Mázen
um die Wette dichtet, der eine spricht einen Satz, der andere
antwortet mit einem Reim, zuerst ohne bestimmtes Thema, dann
kommt ein Kontrast: Liebe und Haß; dann aber Antworten
über dasselbe Thema, zuletzt aus 26 Doppelreden über Neid be-
stehend. Das Publikum bezeichnet die vernommenen Worte
als ,prophetische*.
Im 6. Kapitel antwortet der Verfasser die Fragen eines
Ungenannten mit einer auf die Frage reimenden Bibelstelle
(gibt es dafür ein niehthebrüisches Muster?) Eine deutsche
Übersetzung des Kap. jedoch mit Auswahl der Fragen (einige
sind obszün) gab ich in ‚Manna‘ (Berlin 1847) S. 13ff.
K. 9 (S.82) ist für unsere Untersuchung von Interesse.
Der Müzen fragt ihn, ob er die Gedichte des Jehuda Charisi
kenne, worauf Immanuel denselben als den ‚einzigen Sänger
der Zeit‘ preist. Darauf fragt jener nach dem Gedicht über die
Monate. Immanuel antwortet, er habe viel dergleichen verfafit,
was sich im Vergleich mit jenem nicht schämen dürfe, und teilt
ein Gedicht darüber mit, worin aber nicht die Monate selbst
sprechen wie bei Charisi, also kein eigentliches Wettgedicht.
Im 10. Kapitel wechselt der Verfasser mit dem Mäzen in
gereimten Aphorismen ab, welche Weisheit und Sittlichkeit
betreffen.
Versucht man also, die eigentümlichen Züge im Poeten Im-
тапиеї? mit Bezug auf die Kontraste zu fixieren, so ergibt
sich, daß das eigentliche, an die dramatische Form streifende
1 Derselbe Band enthält S. 193—95 eine allgemeine Charakteristik: ‚Imma-
nuel b. Salomo Romi‘; im allgemeinen Register S. 913 wird er als Imm.
v. Romi unterschieden vom folgenden Imm. b. Salomo.
? Sie sind ausführlich besprochen in der Skizze, welche aus ,Litbl. d. Or.
ТУ, 57 f.‘ jetzt mit Zusätzen im I. Bd. meiner gesammelten Schriften
abgedruckt ist.
Rapgstreit-Literatur. 83
Streitgedicht in Immanuels vielfachen Nachahmungen kaum
vertreten ist, wie man es 100 Jahre nach Charisi auch in
Italien erwarten möchte, wenn es dort bereits Mode geworden
wäre. Immanuel überbietet sich in einemfort mit Kontrasten,
vielmehr in Parallelen, die auf eine hinauslaufen, Lob anderer
und um so größeres Eigenlob.
136.° Der Streit des Weizens mit dem Golde, neuara-
mäisch, in Prosa bei M. Lidzbarski, Geschichten und Lieder
aus den neuaram. Handschr. der K. Bibliothek, Weimar 1896,
S. 304, versifiziert von Aug. Wünsche, die Pflanzenfabel in der
Weltliteratur, Leipzig und Wien 1905, S. 11.1
Widow, s. Wife, Woman.
137. A dialogue between a Wife, a Widow and a Maid,
von Sir John Davis, gedruckt in ‚The poetical Rhapsody‘ (wo?)
1611; Ethe, S.58, n. 21.
Winde, в. Platane.
138. Wine, Beere and Ale together by the eares, written
first in Dutch‘ (Holländisch) by Gallobellicus, and faithfully
translated by Mercurius Drittanicus for the benefit of his nation.
London 1629; Prosa, endet mit einem Tanze, ,wherein the
severall Natures of them all is figured and represented‘; Её,
S. 58, n. 23.
Winter, s. Jahreszeiten.
139. A Dialogue of Wit and Folly, dramatisch darge-
stellt, John vertritt das Leben des Weisen, James die Behag-
lichkeit des Geistlichen; der Richter Jerome weist den Triumph
des Geistes nach; Ethé, S. 57, n. 27, ohne Angabe eines Drucks
oder Ms.
140. А contention between three Brethern ... the W ho-
remonger, the Drunkard and the Dice-Player, von "Thomas
Salter, London 1580; von Ethé angeführt.
Wolf, s. Vox.
! Dieses Buch (184 S., von S. 10 ff. nur deutsche Literatur berück-
sichtigend) konnte ich ausnutzen, ohne diese Abhandlung zum vierten
Male zu ergänzen und die Zählung zu ändern. Vielleicht sammle ich die
Streitgedichte später, welche in Pílanzenfabeln vorherrschen (Wünsche
S. 144 und 184) mit der Tendenz, Bescheidenheit und Achtung vor dem
wahren Wert einzuprägen.
6*
84 IV. Abhandlung: Steinschneider.
141. Kampfgespräch zwischen Fraw Wollust und Fraw
Ehr, von Hans Sachs, anfangend: ‚Als ich in meiner Jugend
Ый (so)‘, datiert 25. Sept. 1549; Ausg. 1612, 5. 509—12.
141*. Hans Sachs. Gesprech Fraw Ehr mit einem Jüng-
ling, die Wollust betreffend, anfangend: ‚Da ich in meiner
Jugend stand‘; datiert 9. Mai 1548; Ausg. 1612, S. 633—9.
Dieses Gespräch verfolgt dieselbe Tendenz indirekt. Die Dis-
putanten berufen sich auf griechische Philosophen.
Woman, s. Man.
141". The two married Women and the Widow, von
Dunbar (in Remains?), Ethé S. 57, n. 9.
Young man, s. Old man.
Zühne, s. Zunge.
142. Questione fra Zenare (Januar) e li altri mesi;
ediert von Ed. Lidfords, Bologna 1872 (Scelta di curiosità,
n. 121). Überschrift: ,La questione fra Ser Zenare et l'altri XI
mesi‘. Anf.: ,Moresti da vantaggio‘. 202 Zeilen (Halbzeilen) zu
Strophen von 8 Zeilen, wovon 2 4 6 8 reimen. Die moralische
Anwendung ist: Wer etwas beginnt, bedenke das Ende. —
Vgl. d'Ancona, Orig. р. 33, n. 1 (d. 1. Ausg.), 2/1, 561, n. 6
verweist er auf seinen Artikel I mesi dell' anno im Archiv. delle
tradizioni popol. II, 1883, p. 239, mir nicht zugünglich). —
Lumini, р. 39, n. 2 zitiert Ad. Gaspary, St.[oria] della lette-
ratura italiana trad. dal tedesco da Nicolo Zingarelli, Torino
1887, I App. p. 430. — Francesco Corazzini, Componimenti
minori nella letterat. popol. ital, Benevento 1877, р. 314-3
gibt ein im Karneval in Benevent von 12 Personen gesungenes
Gedicht über die 12 Monate, anfangend: D so[n] Ghiannaro е
so[n] lu principale‘, zu 6 oder 8 Zeilen, wovon die letzten zwei
reimen, die anderen abwechseln.
Eine italienische Anweisung über die Beschüftigung in
jedem Monat gibt Alf. Misla, Scritture, p. 189.
143. Zion und der Feind, von Abraham ibn Esra, 8.
oben n. 44 f.
Zeulus, s. Maurus.
144. Hans Sachs, Kampfgesprüch zwischen Zorn und
Sanfftmütigkeit; anfangend: ‚Hört zu ein wunderliches wunder;
datiert 1142; Ausg. 1612, S. 502—5
Rangstreit-Literatur. 85
145. Geschichte des Krieges zwischen Zuckerrohr und
Weinstock, arabisch in ägyptischem Dialekt, Ms. Cambridge
(у. J. 1468; Browne, Handlist р. 327, n. 1300, anfangend: 423,
والعنب „weil جرت بين
146. ,مناطرة زان ودهان Streit zwischen Zunge und Mund
(Zähnen), persisch Ms. Elliott coll, Ethé S. 74 teilt den An-
fang mit.
ANHANG.
Zwei alte ‚Fabelbücher‘.
Der Rangstreit personifiziert vorzugsweise zwei Dinge
oder Begriffe; er streift an dramatisierte Logik, welche sich in
Gegensätzen bewegt, namentlich in kontradiktorischen (pro
und contra) der eigentlichen Unterlage jeder Erörterung oder
‚Erwägung‘ (Vergleichung von gegeneinander wirkenden Waag-
schalen) Es ist also nicht auffällig, daß die Form des
Streites vorzugsweise zwischen zweien (Dialog) in den weitesten
Kreisen nicht bloß der Poesie, sondern auch der Prosa be-
liebt geworden. Im Grunde sind schon die Gespräche Platos
über philosophische Begriffe, mehr als poetisch angehaucht, ein
Übergang zur Streitform. Wenn meine Abhandlung in einer
engeren Kreislinie sich begrenzte, so soll hier eine sehr nahe-
liegende literarische eigentümliche Erscheinung besprochen
werden.
Die Tierfabel, welche Tiere sozusagen vermenschlicht,
indem sie die Tiere in menschlicher Weise denken, sprechen
und handeln läßt — gewissermaßen eine Umkehrung von Dar-
vinismus — hat von jeher eine praktische Tendenz verfolgt.
Die Tiere sollen den Menschen Weisheit lehren. Im Mittelalter
entstand der sogenannte „‚Physiologus‘,! worin die wirkliche
oder vermeintliche Beschaffenheit von Tieren zu moralischen
1 Eine zu Anfang defekte weitere Ausführung bietet das latein. Ms. S. 194
in Prag; Catal. Codd, latin. in Biblioth, Univers. auct, Jos. Truchlaf
1905, p. 72. Vgl. auch daselbst п. 1517 f. 1—87: Breviloquia naturalia
cum commentis fidei (Jacobi de Lausanna Moralitates rerum naturalium
alphabetica digestae) und daselbst f. 88—99: Moralitates rerum.
86 IV. Abbandlang: Steinschneider.
Lehren führen sollte. Eine Verquiekung der Fabel- und Streit-
literatur schuf zwei Schriften, welche Band 148 der ‚Bibliothek
des literarischen Vereins in Stuttgart‘ (Tübingen 1880) bilden,
mit folgendem Haupttitel:
Die beiden ältesten lateinischen Fabelbücher des
Mittelalters, des Bischofs Cyrillus Speculum sapientiae
und des Nikolaus Pergamenus Dialogus creaturarum.
Herausgegeben von Dr. J. G. Th. Graesse (309 S.).
Auf diese Bücher hat schon Ethé S. 57 hingewiesen, in-
sofern sich ühnliche Themata wie in den Streitgedichten finden.
Die Kenntnis der neuen Ausgabe verdanke ich einer freund.
lichen Mitteilung des Herrn Prof. Seelmann. Den „Erläuterungen
(S. 283 ff.) entnehme ich nur wenige und sehr gekürzte Angaben
über Autoren und frühere Drucke.
Man hielt gewöhnlich Cyrillus für den Kirchenvater aus
Alexandrien (gest. 444); das Speculum ist aber viel jünger;
ein positives Resultat ergibt sich aus Grässes weitläufiger Be-
sprechung aller Hypothesen nicht. Vielleicht ist hier der eigen
tümliche Charakter mit in Anschlag zu bringen. Zwischen den
verteidigten Begriffen (Tugenden, oder Dingen) und den Ver
teidigern unter den Tieren ist nicht die geringste wirkliche
oder erdachte Beziehung; die Tiere sind ganz willkürlich
gewühlt (Grüsse S. 290), sind also im Grunde für den Streit
noch weniger von Bedeutung als die Verfasser von Streiten;
der Gegenstand nur ist dureh ein Tier vertreten und bleibt
die Hauptsache für die Rangstreitschriften, wo er personifiziert
sich selbst vertritt. Alte Mss. und Drucke haben 2 Register
nach der Reihenfolge der Kapitel der IV Bücher (127, II 30,
ПІ 27, IV 11), nämlich moralischen Lehrsatz und die redenden
Tiere oder in wenigen Füllen personifizierte Gegenstände (z. B.
de aqua, oleo etc. IV, б). Das 2. Register habe ich in alpha
betische Ordnung gebracht, das Wörtchen de weggelassen,
aber den Ablativ beibehalten. Zitate aus der Bibel A. und N. T.
stellt Grüsse S. 204—6 zusammen.
Das Speculum ist schon im 15. Jahrhundert mehrmals
gedruckt, diese Ausgaben waren so früh selten geworden, dal
der Jesuit Balthasar Corderius (Cordier) ein von ihm aufge
fundenes Ms. für etwas Unbekanntes hielt und (1630) heraus
gab (Gr. S. 292, Probe von Abweichungen S. 293). Zu dem Ver
Rangstreit-Literatur. 87
zeichnis der ältesten Ausgaben in Hains Repertorium, п. 5903 ff.
fügt Gr. 8. 297 ff. allerlei hinzu. Auch deutsche Übersetzungen
sind gedruckt (Gr. S. 299, vgl. S. 286 über Mss.); über eine
spanische und bólimische s. Gr. S. 304.
Den Charakter des Speculum in Tendenz und Form zeigt
auch der Dialogus Creaturaram des Nicolaus Pergamenus,
von welcher Grüsse p. 302 —8 handelt. 127 fortlaufende Kapitel
behandeln alle möglichen konkreten und abstrakten Gegen-
stinde im Rangstreit mit ihren Gegensätzen, welche die 1. Ta-
bula p. 129, 135 nach der Reihenfolge des Buches aufzählt. —
Dagegen vermißt man ein alphabetisches Verzeichnis, woraus
sich die Identität mancher '"Themata mit Rangstreitgedichts-
Gegenständen sofort ergibt und zur Vergleichung der Behand-
lung einladet. Ich habe ein solches angelegt.
Eine 2. Tabula р. 131--37 enthält ein alphabetisches
Register der sich ergebenden Lehren nach dem Hauptgegen-
stand geordnet, indem mitunter mehrere sich aus demselben
Dialog ergeben. Der Anfang lautet: ‚Abstinentia longam et
sanam vitam donat. 103“; Ende: Uxori cuidam a viro suo tria
facienda proposita sunt 90°.
Der Stil ist hier einfacher und klarer als im Speculum,
der Ansopischen Fabel sich nähernd. Der belesene Verfasser
zitiert Autoren bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts (Gr. p. 803).
Die lateinische Übersetzung des Kalila we-Dimna! hat er nicht
gekannt, wohl aber bietet er Berührungspunkte mit den be-
kannten Fabel- und Erzühlungsschriften des Mittelalters. Für
die Verwertung hat sich Grüsse ein Verdienst erworben durch
ein Verzeichnis von Parallelen (p. 304—6) aus jener Literatur
bis auf Lafontaine herab.
Grüsse schließt (p. 306) mit einer ausführlichen und ge-
nauen Angabe der vielen Ausgaben und Übersetzungen,
worunter sehr alte (auch anonyme), jetzt selten gewordene,
unter anderen in dem ersten überhaupt in Stockholm ge-
druckten Buche.
1 Aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzt von Johann von Capua
(1262—78) unter dem Titel: Directorium vitae humanae; s. mein: Die
hebr. Übersetzung, 8. 875.
Sitzungsberichte n=
der
Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien
Philosophisch- Historische Klasse.
155. Band, 5. Abhandlung.
Studien zur Geschichte
altdeutschen Predigt.
Von
Anton E. Schönbach,
wirkl, Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften,
Achtes Stück:
Über Leben, Bildung und Persónlichkeit Bertholds
von Regensburg. II.
Vorgelegt in der Sitzung am 10. Oktober 1906.
Wien, 1907.
In Kommission bei Alfred Hólder
к, п, К. Hof- nnd Universitäts - Buchhändler
Buchhándler der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Detter, Ferdinand: Die Völuspa. 89. 1899. 1 К 30h — 1 M. 30 Pí.
Dimand, Bernhard: Zur rumänischen Moduslehre. 4°. 1904.
14 К 20 h — 14 M. 20 FF.
Grienberger, Theodor v.: Untersuchungen zur gotischen Wort-
kunde. 8°. 1900. o K 80h — 5 M. 80 Pf.
Heinzel Richard: Abhandlungen zum altdeutschen Drama. &
1896. 2 K 60 h — 2 M. 60 Pi.
Herzog, Eugen: Untersuchungen zu Macé de la Charité's alt-
französischer Uebersetzung des Alten Testamentes. 89, 1900.
1 K 80 h — 1 M. 80 Pf.
Kelle, Johann v.: Ueber Honorius Augustodunensis und d
Elucidarium sive Dialogus de summa totius christian
theologiae. 8°. 1901. 40 h — 40
— Ueber ein in Wallerstein aufgefundenes Bruchstück de:
Notkerschen Psalmenübersetzung. 8°. 1901. 30 h — 30 Р.
- Untersuchungen über das speculum ecclesiae des Honorius
und die libri deflorationum des Abtes Werner. 8°. 1907.
1К — IM
— Untersuchungen über das Offendiculum des Honorius,
sein Verhältnis zu dem gleichfalls einem Honorius zu-
geschriebenen Eucharistion und Elucidarius sowie zu den
deutschen Gedichten Gehugde und Pfaffenleben. 5°. 1904.
1 K 10 h — 1 M. 10 Pf.
— Untersuchungen über des Honorius Ineuitabile siue de
praedestinatione et libero arbitrio dialogus. 3°. 1905.
90 h — 90 Рі.
Maddalena, E.: Uno scenario inedito. 89, 1901. 60 h — 60 Рі
Meyer-Lübke, Wilhelm: Die Betonung im Gallischen. 8°. 1901.
1 K 60h — 1 M. 60 Рі.
- Zur Kenntniss des Altlogudoresischen. 89. 1902.
1 K 10 h — 1 M. 70 Pf
- Romanische Namenstudien. I. Die altportugiesischen Per
sonennamen germanischen Ursprungs. 80, 1905.
2 K 40 h — 2 M. 40 Pi.
Mussafia, A.: Zur Kritik und Interpretation romanischer Texte.
Fünfter Beitrag. 89. 1901. 10 h — 70 Pi.
-- — Sechster Beitrag. 8°. 1902. 1 K 50h — 1 M. 50 Pi.
— Per la bibliografia dei Cancioneros spagnuoli. 4°. 1900.
1 K 60 h — 1 M. 60 P.
V. Abh.: Schönbach, Studien zur Geschichte der altdentschen Predigt, VIII. 1
Ys
Studien zur Geschichte der altdeutsehen Predigt.
Yon
Anton E. Schónbach,
wirkl. Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaften.
Achtes Stück:
Über Leben, Bildung und Persönlichkeit Bertholds von
Regensburg. II.
(Vorgelegt in der Sitzung am 10. Oktober 1906.)
Vorbemerkung.
Das vorliegende Heft schließt meine Beschäftigung mit
den Predigten Bertholds von Regensburg ab, die sich über
beinahe dreißig Jahre hin erstreckt hat. Es wird zuerst das
Verhültnis von Bertholds Wissen über die Natur zu dem Werke
De proprietatibus rerum seines Lehrers Bartholomaeus Anglicus
erórtert, wornach darauf verzichtet werden darf, ein Weltbild
aus Bertholds Äußerungen zusammenzusetzen. Hingegen wird
mit seinen Worten dargestellt, was er Wichtiges und Lehr-
reiches, für sich selbst und seine Zeit Bezeichnendes, über
die Menschen und ihr Gebaren zu berichten weiß. Darauf
wird es unternommen, den Platz genau festzulegen, den Ber-
thold in der Geschichte der altdeutschen Predigt behauptet. Es
wird die Besonderheit seiner Predigtweise nach Komposition,
Inhalt und Stil beschrieben und gezeigt, durch welche histo-
rische Verhültnisse, Bedingungen und Einflüsse ihr Entstehen
zu erklären ist. Daran fügt sich eine Schilderung der Persönlich-
keit Bertholds von Regensburg, der Versuch einer Charakteristik.
In einem Punkte erfüllt die Abhandlung ein früher von
mir gegebenes Versprechen nicht: es fehlt die Untersuchung
über das asketisch-mystische Werk: Der geistliche Baumgarten.
Sitzungsber. d. phil.-bist. Kl. 155. Bd. 5. Abh, 1
2 V. Abhandiung: Sohónbach.
Die Arbeit geriet zu weitliufig, als daß sie diesem Hefte hätte
angeschlossen werden können, und bleibt einer besonderen Pu-
blikation vorbehalten, die demnächst ans Licht treten soll.
Während der langen Jahre meines Beschäftigens mit den
lateinischen Predigten Bertholds von Regensburg und mit den
davon abhüngigen deutschen Texten, die seinen Namen bean
spruchen, war es für mich immer eine Hauptschwierigkeit ge
wesen, wie man sich vorzustellen habe, daß der große Volks-
redner in den Besitz eines so erstaunlich umfassenden Wissens
über die Welt und die Natur gelangt sei: aus allen ihren Ge-
bieten bezieht er seine Beispiele, Bilder, Vergleiche, der ge
stirnte Himmel, der Gang der Planeten, Tiere, Pflanzen und
Báume, der Leib des Menschen, gesund oder krank, die Arten
des Siechtums, die Arzneien dawider, all das bietet sich ihm
anscheinend von selbst und ohne irgend welche Hemmung zur
rhetorischen Ausbeutung dar. Nun ist ja gerade das dreizehnte
Jahrhundert unverhältnismäßig reich an Menschen, die sich
mit einer enzyklopüdischen Bildung ausgestattet hatten und
darauf eine ausgedehnte Schriftstellerei errichteten, allein bei
jedem von ihnen ist doch die Universalitit der Kenntnisse be-
stimmten gelehrten, wissenschaftlichen Zwecken dienstbar ge-
macht und ohne sonderliche Verbindung mit der Praxis des
Lebens geblieben. Man braucht sich nur der bedeutendsten
unter ihnen zu erinnern. Sie gehörten fast sämtlich den beiden
Mendikantenorden, den Minoriten und Dominikanern an, die
in Wahrheit die Theologie und Wissenschaft dieses merkwür-
digen Zeitalters erhoben und beinahe allein auf ihren Schultern
getragen haben. Der kenntnisreichsten einer war gewiß Vinzenz
von Beauvais, der aber ausschließlich den Studien lebte und
darin sich durch eine beschränkte Tätigkeit als Lehrer und
königlicher Rat wenig stören ließ: seine Lebensarbeit als Heraus-
geber des Speculum majus läßt sich am ehesten mit der heut.
gen eines Generalredaktors bei einem großen Konversations-
lexikon (etwa auch mit der Noah Websters) vergleichen, der
die Übersicht des Ganzen besitzen, die Herstellung der Artikel
leiten und überwachen, auch für Fehlendes selbst einspringen
muß. Albert der Große sah sich in seiner außerordentlichen
Studien zur Geschichte der altdeutachen Predigt. VII. 3
Wirksamkeit als Forscher und Darsteller stets durch die An-
forderungen der Welt gehindert, sein bischöfliches Amt fand
er mit seinen Studien unvereinbar. Roger Bacon war nur Ge-
lehrter, kann kaum Lehrer genannt werden, und entfaltete
seine geniale Begabung im Beobachten, Untersuchen, fast nur
zufällig in Aufzeichnungen (mit der Drucklegung seiner unver-
öffentlichten Schriften beginnt eben jetzt Robert Steele: Opera
hactenus inedita Rogeri Baconi, Казс. I. London, Moring 1906).
Auch die großen Theologen des dreizehnten Jahrhunderts,
Thomas von Aquino, Bonaventura, Alexander von Hales und
einzelne Pariser Professoren, haben jedem Wirken in der Welt,
anders denn vom Lehrstuhl aus, entsagt und dadurch allein
auch ein ausgedehntes Wissen über Natur und Geschichte in
den Dienst ihrer Bestrebungen zu stellen vermocht.
Selbst der Schöpfer und wichtigste Förderer des Betriebes
der Wissenschaften in England, Robert Grosseteste, Bischof
von Lincoln, sah sich außerstande, für längere Zeit in Studien
und politisch-pastoralem Wirken zu verweilen: zeitweilig gab
er das eine zugunsten des anderen auf. Und allen diesen
Fällen gegenüber wäre Berthold von Regensburg als eine
staunenswerte Ausnahme aufzufassen: er hätte nach dem Zeug-
nis der auf ihn zurückgehenden Überlieferung es verstanden,
ein wirklich enzyklopädisches Wissen sich zu erwerben und es
während eines durch Jahrzehnte mit größter Energie und glän-
zendstem Erfolg betriebenen Wirkens als Prediger und Beich-
tiger, verbunden mit noch sonst mannigfacher praktischer Be-
tätigung, solche Kenntnis zu erhalten und zu mehren. Das
dünkte mich schier unbegreiflich und die Notwendigkeit, dieses
Rätsel aufzuklären, hat mich geraume Zeit in meinen Arbeiten
über Berthold aufgehalten und den Abschluß meiner Unter-
suchungen hinausgeschoben. Heute freilich stellt sich mir die
Sache um vieles einfacher dar, als ich früher hatte glauben
müssen. Es hat sich gezeigt und ist im siebenten Hefte dieser
Studien dargelegt worden, daß Berthold von Regensburg nach
1230 zu Magdeburg den Unterricht eines ausgezeichneten En-
zyklopädisten, des Bartholomaeus Anglicus, genossen hat und
daß er dessen Werk De proprietatibus rerum vielleicht schon
als Schüler, gewiß aber in der innerhalb des dritten Dezen-
niums des 13. Jahrhunderts in Deutschland vollendeten Redak-
1*
4 V. Abhandlung: Schónbach.
tion ausgiebigst gebraucht hat. Zunächst muß bei diesem be-
deutenden Reallexikon noch einen Augenblick verweilt werden.
Das Werk, über welches ich in den Mitteilungen des In-
stituts für österreichische Geschichtsforschung 27 (1906), 54ff.
einläßlicher gehandelt habe (das Buch von Robert Steele, B. A.,
Medieval Lore-London, Stock 1893 war mir bis zur Stunde
unerreichbar), zerfällt in 19 Bücher. Das erste erörtert die
philosophischen Grunddefinitionen im Sinne der modernen Scho-
lastik und in stetem Bezug auf die Trinität und Christus. Das
zweite handelt von den Eigenschaften der Engel, das dritte
von denen der Seele, das vierte von denen des Leibes, dessen
Glieder dann im fünften behandelt werden, die Lebensalter
des Menschen im sechsten, die Krankheiten im siebenten. Da-
mit schließt der Teil des Werkes, der sich mit dem Menschen
selbst befaßt; die übrigen Bücher sind einer wissenschaftlichen
Beschreibung der Welt gewidmet; 8: über die Welt und die
himmlischen Weltkörper; 9: über die Zeit und ihre Abschnitte;
10: über Materie und Form; 11: über die Luft und ihre Be-
wegungen; 12: über die Vögel im allgemeinen und beson-
deren; 13: über das Wasser und seine Ausstattung (de ejus
ornatu bezeichnet vielleicht nur das lange 26. Schlußkapitel
über die Fische); 14: die Erde und ihre Teile; 15: die Länder
der Erde; 16: die Edelsteine; 17: die Bäume; 18: die Tiere
im allgemeinen und besonderen. Das umfangreiche 19. Buch
versammelt gewissermaßen die Reste, die nach der Auftei-
lung des Stoffes noch übriggeblieben waren. In den ersten
fünfzig Kapiteln werden Farben (dabei eine Theorie ihrer Ent-
stehung), Geruch und Geschmack behandelt, darauf folgen 26
Kapitel über die Flüssigkeiten; von putredo, der Füulnis, wird
ein kübner Übergang gefunden zu einer Art Exkurs in 37 Ka-
piteln über die Eier der Vögel und Reptilien, darnach als Er-
gänzung 18 Kapitel über Zahlen, Maße und Gewichte, endlich
noch 15 Kapitel über Musik und musikalische Instrumente.
Gemessen an den Enzyklopädien der Antike und ihren Nach-
folgern im Mittelalter, besonders an Isidor von Sevilla, ist das
Werk des Bartholomaeus Anglicus unvollstindig und das zu-
sammengewürfelte 19. Buch kann keinen Ersatz bieten für die
fehlende Behandlung der Künste. De proprietatibus rerum
stellt eine Realenzyklopüdie dar, bei welcher der Naturkunde
Stadien zur Geschichte der altdeutschen Predigt, VIII. 5
ein starkes Übergewicht zufällt, die Geschichte der Menschen
wird gar nicht berücksichtigt, obzwar historische Notizen genug
mit aufgenommen sind. Durch diese Eigentümlichkeit wird
auch die Stellung des Werkes in der Reihe der mittelalter-
lichen Enzyklopädien zur Genüge gekennzeichnet (vgl. meine
Abhandlung S. 65 #.). Der Verfasser ist von einem ganz
praktischen Zwecke ausgegangen, er war ein englischer Minorit
und wollte für seine Vorlesungen als Lektor an einem Ordens-
studium, in größerem Maßstabe zu Paris, dann von 1230 ab
in Magdeburg, behufs Erklärung der Realien der Heiligen
Schrift, sich das erforderliche gelehrte Material zusammentragen.
Das hat er mit großem Fleiß, mit Umsicht und Geschick ge-
tan; er legt Isidor zugrunde, geht aber auch auf Plinius und
Solin zurück, nutzt die Theologen aus, herauf bis zu den mo-
dernen Meistern in Frankreich und England, und schöpft aus
einer Menge medizinischer, naturwissenschaftlicher und philo-
sophischer Schriftsteller, selbst unmittelbarer Zeitgenossen (die
Namenliste, welche dem Wiegendrucke des Werkes beigefügt
ward, ist ganz unvollständig und nennt manche wichtige und
späte Autoren gar nicht). Das Bedeutendste an der Enzyklo-
pädie des Bartholomaeus Anglieus ist, daß sie vollauf den
Durchschnitt des modernen Wissens in der ersten Hälfte des
13. Jahrhunderts darlegt. Die Masse des Materials aus der An-
tike bildet den Grundstock, dieser wird aus Aristoteles ergänzt,
und zwar mittelst der neuen, in Italien und England entstan-
denen Übersetzungen, ferner mittelst der arabischen Kommen-
tare und der Erläuterungen, z. B. von Robert Grosseteste. Die
Araber spielen eine große Rolle: Algazel, Albumasar, Avicenna,
Averroös werden häufig zitiert, die Ärzte Heli und Jorath, der
Astrologe Miselat, Raschi usw. Solches Wissen entspricht durch-
aus dem damaligen Stande der Studien in England. Denn dort-
hin hatten die vornehmlich von Paris ausgehenden Bemühungen
um erweiterte und vertiefte Kenntnis der Aristotelischen Schriften
mit größtem Erfolge gewirkt und besonders Oxford war unter
dem mächtigen Einfluß Robert Grossetestes, nachmals Bischofs
von Lincoln, der größten und reichsten englischen Diözese, zu
einem Mittelpunkte für Philosophie und Naturwissenschaften
geworden. Griechen und Araber ließ man nach England kom-
men, um mit ihrer Hilfe Aristoteles und seine Kommentatoren
6 V. Abhandlung: Schönbach.
ins Latein zu übertragen, ein Gelehrter wie Michael Scotas,
Hilfskräfte wie Alfredus Anglicus, nahmen an der Arbeit teil,
in deren Gefolge auch eine Reihe anderer Schriftwerke aus
diesem Gebiete übersetzt und damit bekannt gemacht wurden.
Das Werk des Bartholomaeus Anglicus spiegelt in den
Hilfsmitteln, deren es sich bedient, diesen Aufschwung der eng-
lischen Studien genau wieder. Ich bin zurzeit nicht imstande,
auch nur festzustellen, wie viel Bartholomaeus von Robert
Grosseteste unmittelbar gelernt hat, von dem eine groBe Anzahl
von Schriften naturwissenschaftlichen Inhalts herrühren, zumal
Physik, besonders Optik und Mathematik betreffende, da bei-
nahe gar nichts von ihnen bisher gedruckt ist; ich kann nur
aus den Zitaten bei Bartholomaeus diese Beziehung erkennen.
Auch was die Ausdehnung und den besonderen Charakter des
gedruckten wissenschaftlichen Materiales anlangt, erweist sich
Bartholomaeus als zu dem Arbeitskreise des Robert Grosseteste
gehörig. Daher begreift es sich denn auch, daß Bartholomaeus,
als er die für seinen Pariser (und Magdeburger) Bibelkurs her-
gestellten Manuskripte in ein Werk enzyklopädischen Charak-
ters umwandelte, das ursprüngliche Ziel seiner Kompilation mit
Absicht nach allen Richtungen überschritt. Zwar ruft er sich und
den Lesern immer wieder ins Gedächtnis, daß die von ihm auf-
gesammelte Gelehrsamkeit zur Erklärung der in der Bibel vor-
kommenden Dinge aus dem Reiche der Natur dienen solle,
aber sofort trägt er eine Menge von Mitteilungen vor, die mit
dem Inhalte der Bibel gar nichts zu schaffen haben. Und zwar
nicht bloß Einzelnheiten im Anschluß an biblische Realien,
Gruppen von Kapiteln, die für eine systematische Abrundung
bestimmt sind, sondern Plan und Anlage des gesamten Werkes
gehen ebenso gewiß über die Zwecke eines biblischen Real-
lexikons hinaus, als ebenso sicher aus ihnen und aus den De-
tails der Ausführung, sogar der stilistischen Form nach (vgl.
meine Abhandlung S. 67 ff.), dieser ursprüngliche Zweck des
Unternehmens zu erschließen ist. Das Werk stellt eben einen
Kompromiß dar zwischen der Bestimmung für den Lehrbetrieb
an der Minoritenschule und zwischen den weitgreifenden wissen-
schaftlichen Interessen der damaligen englischen Forschung.
Und das noch in einem anderen wichtigen Betrachte. Schon
im 12. Jahrhundert -— und wer dazu die richtigen Mittel ge-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 7
braucht, könnte diese Strömung vielleicht bis in die angelsäch-
sische Zeit zurückverfolgen — gab es in England das Bestreben,
die antike Überlieferung von dem Wissen über die Natur durch
eigene Betrachtungen der Wirklichkeit zu ergänzen und zu
korrigieren, ein Drang, der später nicht wieder aufgehört hat,
der über Izaak Walton und über Whites klassische Natural
History of Selborn bis auf Darwin heraufreicht und fast bei
jeder Nummer der ‚Times‘ in den Einsendungen sich offenbart,
welche über irgendeinen Vogel oder Fisch, das Vorkommen
einer Pflanze, Neues mitteilen wollen. Mit erwünschter Deutlich-
keit bekundet sich diese Neigung in den beiden Büchern De
naturis rerum von Alexander Neckam, die Thomas Wright im
34. Bande der Rerum Britannicarum medii aevi Scriptores
(1863) herausgegeben hat. Dieser Autor, der vor der bespro-
chenen grofen Bewegung der Geister in England wirkte —
sein Leben erstreckte sich von 1157 bis 1217 — steckt eines-
teils ganz in der alten Tradition des Auslegens und der Tropo-
logie, welcher die Welt nur einen Vorrat von Gegenstünden
für Interpretationskünste vorstellt — man begreift Berkeley
von diesem Punkte aus — andererseits aber trägt er mit
größtem Eifer Observationen vor, die ihm selbst oder anderen
gelungen sind, teilweise ganz verstündig, teilweise ins Fabelhafte
mißverstanden oder übertrieben, und diese rückt er unmittelbar
neben seine gelehrten Exzerpte. Aufs stärkste offenbart sich
dieser Trieb, selbständig zu betrachten und zu forschen, in dem
wissenschaftlichen Wirken Robert Grossetestes und seines
Freundes Adam von Marsh; am höchsten entfaltet er sich in
dem bedeutendsten Schüler dieser Männer, dem genialen Roger
Bacon. In dieser geistigen Atmosphäre ist die Enzyklopädie
des Bartholomaeus Anglicus erwachsen, auch sie mischt mit
der gelehrten Überlieferung allenthalben die Ergebnisse mo-
dernen Beobachtens, sei es des eigenen, sei es des anderer,
was nun freilich ebenfalls gar nicht zu der Aufgabe des Werkes
sich schickt, das den geistlichen Lesern der Bibel, insbesondere
den Minderbrüdern, die notwendigen Sacherklärungen darreichen
will. Bartholomaeus lernte und lehrte eben in dem Bereiche
dieser Strömungen der englischen Studien; er hat gewiß zu
den wichtigsten Männern gehört, welche diese Richtung nach
Deutschland übertrugen, wo sie alsbald neue Wurzeln geschlagen
8 V. Abhandlung: Schönbach
hat. Scheint es mir doch heute schon außer Zweifel, daß auch
die weitausgreifende wissenschaftliche Betätigung des Albertus
Magnus durch die englischen Anregungen ausgelöst und be-
stimmt wurde: Bacons Grundsätze der Forschung, Beobachtung
und Experiment, bilden auch die Basis für die Arbeiten des
großen deutschen Dominikaners.
Es ist nun gewiß für die ganze Ausbildung der persön-
lichen Anlagen Bertholds von Regensburg von nicht geringer
Bedeutung, daß er, ein Schüler des Bartholomaeus Anglicus,
sein Wissen von der Natur aus dessen Werke De proprieta-
tibus rerum schöpft. Vor allem jedoch macht dieser Umstand
uns die Ausdehnung seiner Kenntnisse in einer Weise verständ-
lich, die sich mit den sonstigen Verhältnissen seines vielbeschäf-
tigten Lebens unschwer vereinen läßt. Gewiß hat Berthold zu
allen Zeiten in seinen Predigten von seinem Naturwissen reich-
lichen Gebrauch gemacht, entnimmt er ihm doch hüufig die
wirksamsten lllustrationen; in der schriftlichen Verwertung hat
er sich jedoch merkwürdig beschränkt. Wir wissen, daß seine
Rusticani eine Mustersammlung von Sermonen ausmachten,
durch deren Studium die nächsten Generationen von Predigern
aus dem Minoritenorden sich heranbilden sollten. Es ist nun
auffallend, stimmt aber durchaus zu dem, was im fünften Stücke
dieser Studien über die Eigenschaften der Rusticani ermittelt
wurde, daß in den lateinischen Texten bei Anführung von
philosophischen, naturwissenschaftlichen und besonders medizi-
nischen Sohriftstellern Unterschiede zu bemerken sind. Der
Rusticanus de Dominicis (vgl. Studien 5, 9f.) weist unter seinen
Zitaten gar keine aus Werken dieser Art auf, er ist also in
diesem Bezuge als Musterkanon mit der strengsten Enthaltsam-
keit gearbeitet und will eben dadurch, möglichst gelöst von
den Bedingungen des Ortes und der Zeit und von der Beson-
derheit der zugrunde liegenden wirklichen Predigten, sich einen
weiten und dauernden Einfluß sichern. Die Bilder und Ver-
gleiche aus der Naturkunde fellen deshalb keineswegs, sie
werden nur namenlos vorgetragen und sehen darum aus, als ob
sie zu dem uralten Vorrat von Exempeln aus Natur (z. B. aus dem
Physiologus) und Geschichte gehürten, die seit Ambrosius und
Augustinus, seit Caesarius von Arles und Gregor dem Großen
nicht mehr aus der Predigt geschwunden sind. Anders verhalten
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. ҮШ. 9
sich die beiden übrigen Rusticani (vgl. Studien 5, 24 ff.): sie
nennen aufer Aristoteles, den philosophi, doctores, physici und
naturales noch Albumasar, Galen, Hippokrates, Solinus, Ysaac.
Zurückhaltender scheinen wieder die Sermones ad Religiosos
(Studien 5, 57 5), die neben Aristoteles nur die allgemeinen Be-
zeichnungen, aber eine Menge von Beispielen aus der Natur-
kunde ohne Autornamen vorbringen. In den Sermones Speciales
(Studien 5, 60 ff.) findet sich Jorath und außer den gewöhn-
lichen Zitaten aus Aristoteles etc. noch die astronomi. Die
Freiburger Handschrift (Studien 5, 13 ff.) führt gleichfalls Jorath
an und die meisten der in den übrigen Sammlungen vorkom-
menden Namen und Quellen. Demnach bestütigen diese Diffe-
renzen nur die uns schon bekannten Unterschiede zwischen
den authentischen Kollektionen der Predigten Bertholds und
den nicht von ihm selbst redigierten.
Der Beweis nun, daß die Zitate naturkundlichen Inhaltes
in Bertholds lateinischen Sermonen hauptsüchlich aus dem Werke
des Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum, schüpfen,
läßt sich strikte und für alle vorkommenden Fälle nur in der
zu erhoffenden Ausgabe dieser Predigten erbringen, wo unter
dem Text oder in den Anmerkungen die loci bei Bartholomaeus
zu notieren sind. Hier muß einstweilen folgendes genügen: wo
seltene naturwissenschaftliche Schriftsteller (z. B. Algazel in der
Vorauer Handschrift, Albumasar, Jorath, Ysaac [vgl. Studien
4, 49] usw.) angeführt werden, weist es sich überall, daß diese
Stellen bei Bartholomaeus vorhanden sind, und zwar meistens,
wofern es sich um einzelne Notizen und Angaben handelt,
wörtlich und auch in der Ausdehnung, wie Berthold sie vor-
trägt. Doch beschränkt sich die Übereinstimmung nicht hierauf.
Vielmehr finden sich auch naturkundliche Mitteilungen, die
Berthold ohne Namen des Autors oder Hinweis auf eine Quelle
vorbringt, bei Bartholomaeus wieder, gleichfalls der Mehrzahl
nach in gleicher Ausdehnung und wörtlicher Übereinstimmung.
Es ist durchaus nicht wahrscheinlich, daß dieses Zusammen-
treffen zufällig stattfindet: Berthold hat schwerlich aus weitem
Umkreis dieselben Autoren und Stellen gewählt wie Bartholo-
maeus (einige Male ganz auffällig, z. В. die Ausführungen über
die Linse Sanct. 229, 2f. und Bartholomaeus, lib. 17, cap. 96;
über den Geruch Freib. 2, 25^, über die acht Arten der sapores
10 V. Abhandlung: Schönbach.
Freib. 1, 205° und des Bartholomaeus 19. Buch). Ferner: ich
habe keine andere Enzyklopädie gefunden, die Berthold zu-
gänglich hätte sein können, in der die Menge seiner Mitteilun-
gen sich wiedergefunden hätte, wenngleich natürlich vereinzelte
Übereinstimmungen schon deshalb vorkommen müssen, weil die
verschiedenen Enzyklopädisten des Mittelalters zum guten Teile
dasselbe überlieferte Material ausbeuten. Studien 7, 14 habe
ich einer ‚unsicheren Stelle‘ in Bertholds lateinischen Predigten
gedacht, ‚die man für einen Hinweis (auf das Werk des
Bartholomaeus) halten könnte‘. Selbst diese zaghafte Ver-
mutung muß zurückgenommen werden. Die Baumgartenberger
Handschrift des Rusticanus de Sanctis (über sie vgl. Studien 4,
54 ff.) enthält nämlich in Nr. 2, р. 84 den Passus: in quatuor
ordinibus lapidum, quos pontifex habuit in pectore. require
Bartholomaei. Daß im 16. Buche der Enzyklopädie des Bartho-
lomaeus Anglicus, welches von den Steinen handelt, eine Er-
klärung der Gemmen des hohenpriesterlichen Ephod (Exod. 28,
6 ff.) sich nicht findet, dürfte die Richtigkeit des Zitates nicht
zweifelhaft machen, weil es sehr gut auf des Bartholomaeus
Bibelkurs bezogen werden könnte. Allein die Stelle weist auf
eine Predigt für das Fest des Apostels Bartholomaeus, obzwar
sie unter den Zitaten der übrigen Handschriften des Rusticanus
de Sanctis nicht vorkommt, vgl. Studien 5, 40 ff. Die Weise der
Ausführung ist durchaus die übliche und das zitierte Stück
(Studien 4, 63, Nr. 70 und S. 166, Nr. 196; bei Jakob Nr. 12)
erörtert in der Tat zunächst die vier lebenden Steine des
himmlischen Tempels und dabei den Schmuck auf dem Kleide
des Hohenpriesters. Es liegt also hier keine Anführung des Bar-
tholomaeus Anglicus vor.
Nun bin ich keineswegs der Ansicht, daß Berthold seine
Angaben aus der Naturkunde oder sein Wissen von der Natur
überhaupt ausschließlich aus dem Werke des Bartholomaeus
Anglicus geschöpft habe. Er besaß ein offenes Auge für die
Welt (was schon die Bemerkungen mit ipse vidi bezeugen, vgl.
Studien 7, 33f.) und die Menschen, das der Unterricht des
englischen Lektors am Magdeburger Studium vermutlich ge-
schärft hat, und er wird eine Menge von kleinen Beobachtungen
selbst gemacht haben (z.B.Comm.20,6: daß Kuhgalle die Ameisen
vertreibt), wie er sie ja in schier unerschöpflicher Fülle aus
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. ҮШ. 11
dem menschlichen Leben beizubringen wußte. Dann hat Ber-
thold wirklich viel und, wie es für einen guten Prediger not-
wendig ist, immer gelesen; er mag daher manches über Bar-
tholomaeus hinaus sich angeeignet haben. Wenn Freib. 2, 233°
für die Vorzeichen des Antichrist der Liber divinorum operum
simplicis hominis der heil. Hildegard von Bingen angezogen wird
(Patrol. Lat. 197, 1027 ff.), der angepfropft ist mit einer Menge
von Beobachtungen und Auslegungen der Naturphänomene, so
mag Berthold auch andere naturkundliche Schriften dieser Ver-
fasserin gelesen haben; Bartholomaeus kannte sie nicht. Es
bleibt aber schon an sich ein wichtiges und aufklärendes Er-
gebnis, wenn sich die Hauptmasse der Naturkenntnis Bertholds
von Regensburg vielleicht auf den Unterricht des Bartholomaeus
Anglicus, gewiß auf die Benutzung von dessen Werk De pro-
prietatibus rerum zurückführen läßt. —
Demnach ist es hier nicht notwendig, Bertholds Kennt-
nisse von der Natur ausbreitend darzulegen oder ein Weltbild
aus einzelnen Stellen seiner Predigten zusammenzusetzen, es ist
uns jetzt bekannt, daß sein Naturwissen dem der hüchstgebil-
deten Menschen seiner Zeit ungefähr gleichgestanden hat.
Nicht auf literarische Überlieferung, oder wenigstens nur in sel-
tenen Fällen, läßt sich zurückführen, was Berthold über die
‚Welt‘ als Inbegriff der Menschheit mitteilt, wie er ihr Leben
ansieht, beschreibt und wie er es anders und besser wünscht.
Auch hier kann es sich nicht um ein erschöpfendes Aufzählen
aller Angaben in Bertholds lateinischen Predigten handeln, son-
dern höchstens um eine Verknüpfung markanter, für die An-
schauungen des Redners und seiner Zeit bezeichnender Stellen.
Die Menschen sind aus vier Elementen geschaffen, Spec.54, 1:
nomina, in quibus ostendit expresse, quomodo se ad illa tenere
debeat, quare non fecit corpora nostra ex ullo elementorum,
sicut solem, lunam, stellas, celum cristallinum, empireum. nobi-
liter hoc nequaquam voluit facere, sed nostra corpora ex qua-
tuor elementis, ut in illis doceret, qualiter nos ad illa quatuor
predicta habere deberemus. ignis: qualiter igitur nos ad Domi-
num habere debeamus, ostendit nobis et docuit nos Dominus in
hoc, quod ex igne nos composuit et semper ignem nos circum-
ferre fecit. ignis igitur, qui super omnia elementa est, et qui
omnino est calidior et omnibus elementis fortior, significat cari-
12 У. Abhandlung: Schönbach.
tatem. ignis enim excellit omnia elementa ordine, specie et vir-
tute. specie, quia sicut ignis omni elemento est lucidior, et in
tantum lucidius, quod consumit omnem immunditiam in rebus,
et non solum in se est clarus, sed etiam omnia clara reddit, in
que agit, ut patet in ligno, in ferro, in carbone et in qualibet
alia re, que, quantumcunque turpis sit in se, claram et lucidam
reddit, dum inflammat. — fecit et posuit Dominus aerem sub
ignem, et licet fecerit inferiorem aéris partem aliquando turbi-
dam, superior tamen est semper pura et quieta, nec aliqui pro-
cellosi et ventosi motus possunt ad eum attingere, nomina plu-
viam, nivem et alia, et est aér transparens — dic ut scis —
— voluntas. — sed queris, quomodo tertio, id est cuilibet pro-
ximo, dare debeas jus suum. respondeo: cur queris a me? hoc
docet te liber tuus, aqua, que omnibus rebus palpabilibus bene
facit, vel potando vel mundando vel incrementum crescendi
dando vel conservando, ne omnino dissolvantur, et hoc per hu-
miditatem suam, et est communis omnibus. et omnia, que in
terra sunt, si non aque humiditas nos conjungeret, omnes in
cinerem dissolveremur, animalia, montes et omnia in terra,
quod patet in arboribus vel ligno. cum enim ignis extrahit
aqueum humum, in cinerem vertitur, quem dicimus calcem. sic
montes, si quis tantum ignem haberet, vel terra. — terra, quam
sub omnia elementa collocavit, et est vilior, ponderosior, opa-
сіог, deformior, ignobilior, immundior et fex elementorum. Nur
aus Erde, Comm. 32, 2: debemus diligenter considerare et con-
templari ad proprium contemptum, de qua vili materia formatus
est homo, scilicet de limo terre, que ceteris est indignior ele
mentis. planetas enim et stellas fecit Dominus quoad apparen-
tiam quasi ignee nature. flatus et ventos ех aére. pisces et vo-
lucres ex aqua. de terra vero homines et jumenta. considerans
igitur homo aquatica, vilem se inveniet. considerans aérea, se
viliorem cognoscit. considerans ignea, se vilissimum reputabit,
nec valebit se parificare celestibus, nec audebit se preferre ter-
renis, quia se jumentis similem recognoscit. Trotzdem hohe
Stellung des Menschen, Spec. 56, 3: miseri, qui tam proni sunt
ad occidendum homines, cum eorum aceisione non solum Deus,
mm et retro mundus tam superiori quam inferiori parte offen-
ee an elementa, quia corpus hominis ex
. terra dedit partem etc. offenduntur inferiores
Studien zur Geschichte der altdentschen Predigt. VIII. 13
stelle, pro modo loquendi, que, ut corpus hominis perficeretur,
forte dederunt et efficax adjutorium. sol magnum, ut dieitur,
cordi etc. similiter et stelle superiores zodiaci. nam estivalia
dominantur et forte prestant adjutorium membris superioribus a
pectore usque ad renes. autumpnalia a lumbis inclusive usque
ad crura. hiemalia vero, ut Capricornius, Aquarius et Pisces,
respiciunt genua et infra. signa veris, ut Aries et Taurus et
Gemini a capite usque ad pectus. unum pro modo loquendi:
virtutes celorum movebuntur contra homicidam. Der Mensch
ein Mikrokosmus, Freib. 1, 161°: debet etiam homo habere po-
tentiam, ut, sicut Deus potens est in suo mundo, ita sit homo
in suo: microcosmus enim dicitur homo, vel minor mundus.
Verüchtlichkeit des menschlichen Leibes, Sanct. 132, 1: mirum
valde, unde nobis perveniat superbia et quomodo desit humili-
tas, cum nusquam in nobis fodere possimus per considerationem,
quin humilitatis multam materiam invenire valeamus. si fodimus
in corpore, quid exit de eo, nisi fimus, sordes turpes, que ma-
teria humilitatis sunt? similiter per oculos, nares et ceteros
sensus. si in corde et spiritu, inde exeunt cogitationes male,
desideria prava etc., que coinquinant hominem. Mensch wie ein
Baum, Spec. 48, 6: interdum dum vivit homo, est omnino pau-
per et miserabilis, quia, cum sit arbor, et a Deo dicatur arbor,
Daniel (4, 7 ff): tu es arbor. est arbor inversa: crinis radix,
truncus caput, corpus stipes, brachia et crura rami, digiti ma-
nuum et pedum ramusculi, ungues eorum folia. sed quis est
fructus? et quid fluit de illa? fructus illius corporis sunt pulcra
poma illius etc. quis est fructus tuus? vermes intus et extra.
quid fluit? de illa fluit balsamum, de illa vinum, mirra, thus.
quid de te? quid de oculis? fode hinc inde. quid de auribus
etc. Der Mensch muß alles borgen, Spec. 49, 1: sed nunquam
pauperior nascitur homo, quam vivendo convertatur. mendicat
enim corium ab animali, linum de terra, ovum de pullo, et sic
de singulis. quare ergo vilitatem tuam non attendis? redde sin-
gula singulis et nudus permanebis. et in morte es nimis pau-
per. nulla creatura mundi in morte pauperior est peccatore,
nec bufo etc, nec aliquis piscis, nec avis, nec brutum, nec ver-
mis, quia illa tantum una morte moriuntur, tu infinitis. saccum
plenum fimo orna quantumcunque vis, cum monilibus, annulis,
sertis, scarleto, vario, tamen saccus est plenus fimo, ita et tu
14 V. Abhandlung: Schönbach.
plenus es fimo. — cum omnes sibi deditos superbus faciat pu-
tare, se esse multo majorem, quam sit, indignatur, si non pro-
cedit alterum; cum residet, si ei non assurgitur; si non hono-
ratur, cum tamen nihil sit coram Deo. immo quosdam sic
excecat superbia, quod etiam, que eis verecunda sunt et pro
quibus ab hominibus contempnuntur, et que secundum seculum
displicent, putant sibi esse gloriam et laudem, ut patet in cri-
nibus quorundam virorum clericorum et in vestibus quorundam
laniatis, caudatis, ut patet in peplis feminarum croceis; ut quid-
quid eis dicatur, non valet, sic sunt ex superbia inflate et ex-
cecate et inebriate. Sanct. 170, 1: cogitare, qualiter homo venerit
et unde venerit, quam miserabiliter! miserabilius enim natus
est quam jumenta. item quam vilis, quia est arbor universe
vanitatis, et vas fimi et fetore plenum, et fructus ac liquor ejus
vilior ceterarum arborum. item quam cito in morte erit et in
sepulcro — hec multum faciunt ad humiliationem hominis.
Manche Menschen sind wie Tiere und schlechter, Domin. 3*: ad
undecimam autem et duodecimam conditionem verus sol predicto
modo non venit, sed ad eternas tenebras illas ambas trans-
mittit. prima illarum sunt brutales, sensibilia tantum diligendo:
amant enim tantum terrena, et que carnem delectant, faciunt;
diligunt tantum, que sensibus exterioribus sapiunt, sicut bestie
sive bruta, que affectant, que ori, que oculis, que auribus, que
tactui incontinentiam generant, videlicet gulam et otiositatem et
hujusmodi. secundi autem sunt multo viliores bestialibus. hii
enim novissimi sunt inter omnes Dei creaturas. hii sunt insen-
sibiles, qui videlicet, quicquid eis dicitur, non moventur ad ti-
morem vel amorem Dei. Freib. 2, 57°: non sunt ut quidam,
qui sunt ut jumenta, ut bruta, que, nihil curantes de divinis
neque de Deo, circa terrena semper occupantur. nolite fieri
sicut equus. sunt enim quidam ut equi scilicet in peccatis, nec
genuflectunt, nec se flagellant, non audiunt missas, non con-
fitentur, non dicunt Pater noster, ut nec bruta. cur talibus daret
Dominus gloriam celestem potius quem brutis? Seit Sündenfall
und Sintflut steht es um den Menschen immer schlechter, Domin.
121, 1: remanserat tamen adhuc post hoc peccatum Ade tanta
virtus fructibus terre, ut homines sine vino et carnibus vivere
possent septingentos annos vel octingentos aut noningentos vel
amplius, usque dum venit incontinentia, scilicet secundum pec-
Studien zur Geschichte der altdentschen Predigt. VIII. 15
catum, propter cujus detestationem Deus movit quodammodo
per diluvium secundario mundum, unde sic debilitatus est, ut
non solum sine fructibus, immo nec sine vino et carnibus saltem
per trecentos vel ducentos dies sani vivere possint. Lebensdauer,
Comm. 28, 2: plus tamen gaudet Deus de servitio hominis quam
angeli, quoad hoc, quia, licet angeli serviant et ab initio mundi
usque ad finem, homines vero tempore brevissimo, id est sexa-
ginta vel quadraginta vel viginti seu decem annis tantum, tamen
remunerat homines tantum pro brevi illo servitio, quantum an-
gelos pro illo longissimo (also auch hier 60 Jahre als Durch-
schnittsmaximum des menschlichen Lebens, vgl. Studien 7).
Menschliche Leiden, Sanct. 18, 1; non est homo vel fuit, qui non
cotidie aliquem istorum incommodorum vel defectuum sustineat,
vel etiam plures: unus unum, alius duos vel tres etc. unum est
frigus, aliud calor et hujusmodi. est aliquis hic, qui nunquam
frigus sustinuit vel calorem? — primum incommodum est frigus,
secundum sive secundus defectus est calor, tertium fames, quar-
tum sitis, quintum debilitas sive lassitudo, sextum tristitia, sep-
timum timor, octavum labor, nonum confusio sive erubescentia,
decimum mors. JBeim Tode wird der Mensch verlassen, Sanct.
232, 2: sic cum homo diu fovet et laborat in istis temporalibus,
quando maxime indiget, ut concomitentur eum, scilicet cum exit
de mundo et diabolum et ejus principes videt, tunc relinquunt
eum solum turpiter et currunt ad alium, ubi sunt multa tem-
poralia, quorum multa foverat Augustus vel Alexander, et cum
magis necessaria habuit, cucurrerunt alium et dereliquerunt eum
in inferno, ut eternaliter puniretur (ist der Stoff von Everyman,
Homulus und Hekastus). Alle Menschen sind untereinander gleich,
Comm. 34, 6: de eadem terra sum ego et rex, eodem pretio
emptus. sed Deus sic instituit, ut presit homo vitiis alterius
hominis, non homini. utinam considerarent hoc judices seculares
et spirituales! natura omnes homines equales fecit. tenetur ergo
homo Deo, qui supra nos est, jus suum dare. hoc jus exigit ab
homine. Die Menschen sind aufeinander angewiesen, Sanct. 199,
1: cerebrum hujus capitis, a quo sensus et motus dominus Papa.
oculi cardinales; nares sub eis episcopi; aures religiosi, paupe-
res seu divites; os sive dentes prelati vel plebani, docentes et
vitia subditorum mordentes et cibo celesti ipsos pascentes; col-
lum alii clerici Dominum laudantes et dulciter cantantes;
16 V. Abhandlung: Schönbach,
brachia potentes et principes; manus milites eis adherentes,
utique Ecclesiam defendentes; pectus, in quo viget sapientia,
consiliarii; venter, in se continens omnium ventositates mem-
brorum, est congregatio peccatorum fetentium et immundorum
in Ecclesia, quos tolerat in se, et tamen valde confunditur.
nota diversos, quorum aliquos cotidie per portam amare mortis
dejicit in fetorem inferni, tandem omnes judicio. — crura et
pedes, totum corpus sustentantes, laboribus despecti et in luto
ambulantes, sunt rustici et servitiales. omnia hec se invicem ut
membra corporis diligere debent. nullus tam pulchros hic habet
oculos, qui despiciat videre pedes suos, in luto ambulantes; sic
nec quisquam nobilior, potentior, ditior despiciat in Ecclesia in-
feriorem, sed potius honoret. Deus non fecit hominem de diver-
sis materiis: unde fecit oculum, inde et pedem. rex et mendicus
sunt de una materia, servus et dominus, ancilla et domina, de-
formis et pulchra, dives et pauper, miles et rusticus, imperator
et leprosus. ideo inferiores nequaquam sunt contempnendi. —
melius vestimus pedes quam oculos, os vel nasum, ita Dominus,
quando melius in celo honorat inferiores quam superiores. —
secundum est, quod quodlibet membrum nulli alteri invidet,
sed ex corde sibi congaudet et condolet, etiam si habet idem
officium quam aliud, ut oculus ocnlo. vel si etiam habet indignius
offieium. non invidet pes, qui in luto ambulat, capiti vel oculo,
quem nunquam tangit pulvis et qui multo eo pulchrior, immo
potius ipsum vellet esse adhuc pulchriorem. non invidet pes
cordi, quod est sapientius; non cerebro, quod est custoditum
melius et locatum altius; nec ori, quia ili datur vinum, cum
sibi aqua et hujusmodi. ideo dilige proximum sicut te ipsum
et quiesce ab invidia. mare largitatis divine invidendo exsiccare
non potes, solem excecare, celum in infernum commutare. multo
facilius totum mare in dulcedinem converteres, de celo infernum
faceres, de aqua ignem, quam fontem largitatis divine exsiccare.
tertium est, quod quodlibet membrum corporis alteri pro possi-
bilitate subvenit. oculus sibi soli non videt. manus sibi soli non
laborat ete. sed manus dat ori cibum, qui sibi datur, os sto-
macho, stomachus epati, epar aliis membris. cum enim satis
habes, sub capite ponis et sub dorsum; et cum satis habet os,
dat stomacho, ille epati, epar omnibus membris exterioribus et
interioribus. sic debet quisque dividere, primo sibi, postmodum
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 11
filiis, deinde proximis et indigentibus amicis, postea aliis vicinis
juxta uniuscujusque indigentiam. bane etiam doctrinam natu-
ralem sumere possumus de arboribus. cum enim truncus bene
firmatur et sucum de terra attrahit, dividit illum omnibus ramis,
et sic fructus ex hoc multiplicatur. si trancus sibi soli sucum
retineret et ramis non divideret, sine fructu rami manerent ibi
etc. sic etiam videmus in celestibus. stelle virtutes a Deo sibi
datas participant cum terra, et illa participat terre nascentibus
arboribus, arbustis, herbis, floribus etc. sibi adherentibus, prout
indigent. quod si terra, que sibi desuper dantur, sibi soli reti-
neret, arbores, herbe et hujusmodi fructus non producerent. —
(Vgl. Studien 5, 29) cum stomachus nimis retinet, fit apostema
quandoque; cum epar, fit ydropicus et generatur ycteria, gel-
suht. cum pulmo, fit peripneumonia in eo quandoque; cum ejus
sanna (Du Cange 8, 304), fit tisicus; cum oculi, oculorum dolor;
cum dentes, dentium; cum intestina, ibidem impotentia, paralisis,
wutende giht; cum pedes, podagra; cum manus, cyragra; cum
vene, acuta. sic fit membris fidelibus in Ecclesia, cum per con-
cupiscentiam miniam acquirunt non acquirenda, vel retinent non
retinenda, ex tali avaritia pereunt. quartum, quod membrum
lesum ab alio non vindicat se, sicut debet esse in membris Ec-
clesie. si os comedit vel bibit, quod oculos lesit; si pes cecidit,
unde caput leditur vel vulneratur, non se vindicat, nec alia
membra in pedem vel os exercent vindictam. si manus secat
digitum manus alterius, illa non revulnerat. quare? quia ex hoc
dolor multiplieatur. quintum, quod unum membrum ex multa
dilectione sibi fieri reputat, quod alteri fit, sive bonum, sive
malum. unde si pes leditur, dicit os: me lesit. si manui aliquid
datur, dicit os: bene mihi fecisti. si corpus comprimitur, dicit
os: cur me premis? sic debet esse in Ecclesia hominum. Arbeit
als die Last des Menschen wird im mhd. und überhaupt im
weitesten Sinne genommen, Freib. 1, 143%: satis est miserabile,
quod omnes creature aliquid exercitium laboris babent, et tamen
nulla creatura tantum pro labore suo remuneratur ut homo, et
tamen ita pigri sumus ad labores. superior ereatura, que est
angelus, habet exercitium laboris, quia omnes sunt administra-
torii spiritus. sol, luna semper die noctuque, licet hoc nisi sa-
pientissimi intelligant. similiter omnes inferiores sive creature
cum labore magno sibi vietum conquirunt. 191^: die multas
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh. 2
18 У. Abhandlung: Schönbach.
creaturas, qualiter laborant et non otiantur, quod terra diversa
producendo, quod aqua, nisi aliud obsistat, semper ad mare
fluendo et refluendo, aér pluendo, ningendo etc., quod angeli,
quod ipse Deus semper, cum in terris esset. Spec. 48, 3: quia
omnis homo natus est ad laborem et est in labore, ille in hoc,
ipse in hoc. ut avis ad volatum, illa sic volat, ista sic. et quia
es ad hoc natus, sustine ergo patienter pro Deo sicut Deus pro
te sustinuit, et patientia in tribulatione magnos fecit sanctos.
immo de majoribus gaudiis, que sancti in celo habent, per hoc
habent, ut Petrus, ut Paulus etc. Reichtum, sein Mißbrauch,
sein Nutzen, Domin. 97, 2: divites mali sunt, qui male expen-
dunt res suas in luxuria, in superbia, epulis et in vanitate,
scilicet vestium et familiarum et domorum, histrionum etc.
Verüchtlichkeit des Goldes, Comm. 15, 1: quid adeo vile est, ut
nec videat nec audiat nec hominem alloquendo consoletur, sed
jaceat ut truncus cecus et mutus, omnium virtutum nullam ba-
bens? quid adeo vile est, ut etiam vilia bruta, canes, jumenta,
aves et reptilia illud contempnant nec illud congregare dignen-
tur? Geldsummen, Freib. 1, 63%: si scires, quod post prandium
deberent tibi dari mille marcarum auri et hujusmodi, libenter
faceres aliquas venias vel sustineres verbum vel dimitteres in-
continentiam vel hujusmodi. sed mille marce nihil sunt respectu
premii, quod pro qualibet bonitate tibi dabitur, et non curas
operari. hoc ideo, quia fidem magnam non habes. 153*: et est
magna misericordia Dei, quod pro penis futuris recipit tribula-
tiones presentes. tale est, ac si ille, cui deberentur mille marce
auri vel argenti, et reciperet pro eis fabas vel lapillos, cum
quibus facta esset computatio. plus enim est faba una respectu
marce argenti quam tribulatio presens respectu pene future.
1543: adeo fuit immundum idolum luxurie, quod nec audeo
nominare. ipsum est Beelfegor, simulacrum ignominie, quod
habuit aliud nomen turpissimum. de quo idolo Augustinus tam
turpiter scribit, quod predicator pro decem milibus marcarum
exprimere non deberet. 100.000 Mark, vgl. Studien 7, 55. Sechs
Solidi, Domin. 118, 2: plus dolent multi, si ad valorem sex so-
lidorum perdidissent, quam doleant de omnibus peccatis, que
fecerunt, quam de omnibus bonis, que in celo perdiderunt:
quam de omnibus tormentis, que in inferno meruerunt. Moneta
dativa, Domin. 144, 2: interim enim est moneta penitentie dativa
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 19
(Du Cange 3, 42: ,moneta dativa‘, que in usu, commercio et
conversatione est) postquam autem abjicitur, pro nichilo repu-
tatur. unde qui post mortem primo penitere incipere voluerint,
nihil eis prodest. Denarius, Comm. 8, 3: denarius est rotundus,
ita gaudium tuum erit sine fine. item denarius habet imaginem
regis, quia, quidquid gaudii habent, a gaudio Dei habent pre-
cipue. Falscher Denar, Sanct. 48, 2: certe, si Domino terreno
solveres censum vel tributum et dares ei denarium falsum, ha-
beret pro hoc, quod ei illuderes. Pfennig, Prägung und Gewicht,
Domin. 133, 2. Spec. 93, 1: quia socii veri sunt diabolorum et
omnino cum eis concordant, ut duo oboli cum denario. Der
blinde Bettler bekommt falsche Münze, Freib. 2, 84*: et ideo
dicitur peccator quilibet cecus, quia non habet facultatem dis-
cernendi, unde quandoque credit, quod dentur ei boni denarii
et dantur ei falsi, picti, nec ambulandi, credit enim ire ad dex-
teram et vadit ad sinistram, nec rebellandi, immo est lusus
aliorum. si ceco proponeretur aurum et cuprum, tam cito poneret
manum ad cuprum ut ad aurum. sic peccator. — idem de melle
et felle, anguilla et serpente, lacte et toxico. Unendliche Zahlen,
Comm. 11, 9: quanta est arena terre, frondes et germina. pisces
in mari et reptilia. quot sunt gutte aque. quot sunt athomi in
sole. quot sunt dampnati et demones. quot semina terre. quot
sunt gutte de aére cadentes a pluvia ad nos. cum omnia pre-
dicta habeant finem numeri, sed pena peccatoris non habet
finem mensure. Sanct. 143, 1: tot enim gaudia ibi dabit Dominus
et plura, quam sunt gutte pluvie — vel grandinata aut pruinata,
quia nix tantum in hieme, grando in estate, pluvia vero omni
tempore descendere potest; ita in omni tempore fluunt a Domino
habundantie gaudiorum. Sanct. 209, 1: sicut nullus potest men-
surare, quot sint cubiti ad celum, quot in infernum et quot
passus per terram et quantum spatium mare occupat, sic nec
delectationem illorum fereulorum, que Deus sanctis preparavit.
Freib. 2, 6*: timeo, quosdam hic esse, qui Domino tenentur
plus quam in decem milia talentorum, quia tenetur plus ardere
peccator pro mortali quam decem milia annorum. quantum plus,
tantum plus. quantum omnia folia, si lingue essent, numerare
non sufficerent, si usque ad judicium numerarent, tot milibus
annorum ardebit peccator. quantum nunc omnes stelle, si linguas
haberent, quantum nunc omnes homines, nati et nascituri, quia
ож
20 V. Abhandlung: Schönbach.
enim peccavit contra eum, qui est sine fine, punietur sine fine.
1124; plures enim sunt hic іп sulco quam olim in mundo for-
nicatores. plures fornicationes fiunt ab istis paucis in mense
quam olim in quadringentis vel quingentis annis. tam graviter
punietur, quod omnes, qui unquam de arismetica aliquid didi-
cerunt, infinitatem penitentie numerare non. possent. si enim
dicerent, quod pro qualibet una vice tot annis, quot gutte in
omnibus aquis, eruciaretur, nihil dicerent respectu, quod erit,
et nimis parum. si tot annis, quot unquam creature fuerunt,
sunt et erunt et postquam tam diu a novo incipiunt, ac si nun-
quam aliquam penam pro hoc sustinuissent.
Das normale Wohnhaus ist aus Holz, Freib. 2, 1*: ut
Deum pre omnibus diligas, ut pro nullo homine vel nulla re
facias contra Deum vel contra preceptum suum. si sint pueri
vel domus suus etc. si corpus tuum, si femina, si res tue, ager,
si aurum, si argentum etc. si terram plus diligis, habes terrenum
Deum. si domum, tunc habes ligneum Deum; si castrum, lapi-
deum; si hominem, tunc carneum etc. Haushalt, Sanct. 101, 1:
sic quelibet ars suam habet disciplinam. nam artem suam habet
cocus (der niederste!), quomodo debeat cibum coquere, textor
suam, miles suam etc. sicut pariter miles statim, cum videt ic-
tum sibi vibrari, clipeum opponit, ut ictum excipiat, aliter gra-
viter lederetur, sic bonus miles Christi temptationi statim debet
objicere resistentiam. debet quilibet sapiens domui, in qua diu
morari debet, in necessariis providere. qui enim ad longinquas
partes esset iturus et ibi pro tempore moraturus, modis omnibus
satageret, qualiter necessaria, que posset, ibi premitteret, ut,
dum veniret ibi, inveniret, quibus secure et tranquille viveret.
sapiens autem in dispositione domus scit, quod quinque sunt ne-
cessaria, ut bene disponatur: primo cibus, secundo potus, tertio
vestes, quarto custodia: ad hoc enim adhibentur sere, vectes
contra canes, fures et mures; quinto utensilia diversa: olle,
ciste, sedes, lecti, ligna ad ignem et hujusmodi. sextum uxor
proba. Zeinlichkeit, Freib. 2, 58*: mundam domum, hoc est,
mundam familiam studeat habere pro posse. nam pro illa ratio-
nem reddere oportet, ut abbatem, plebanum, episcopum. ideo
malum facere illis hoc vel hoc non jubeat nec permittat equos
ad prata alterius ducere, vel avenam, quia indubitanter tenetur
ad restitutionem utrique. non debet hospitari fornicarias pre-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 91
dilectione vel pretio, quia tune demones hospitantur pro pretio.
Hausvater hart, Comm. 5, 6: (paterfamilias) ut quidam, coram
quibus, cum inebriantur vel offenduntur, nusquam audet familia
comparere, sed, cum domum introerunt, omnes trepidant. Diese
Hausvüter similes sunt regulo, (Du Cange 1, 102) cujus flatus
adurit totum, super quod incedit, ita quod in circuitu caverne
ejus nihil oritur omnino, quia exsiccat arbores, herbas et fru-
tecta et scindit lapidem et inficit aérem, ita quod, si quando
avis volat decontra locum, in quo manet, statim cadit mortuus,
et similiter alie bestie. hunc serpentem alii serpentes omnes
timent et fugiunt, preter solum Armene, qui basilisco multa
affinitate conjungitur, et forte fugit et iste quandoque, in cujus-
cunque animalis cor momorderit, statim moritur in momento.
dicitur autem, quod mustela interficit eum (Barthol. Angl. 18, 8).
Der Hausvater soll sein ut nobilis rex apum, aculeo carens, ut
sol in mundo totam mundum consolans. non permittant in do-
mibus suis aliquem presentem verecundari, irrideri, alicui ab-
senti detrahi, maxime et singulariter clericis et religiosis et
singularibus. Böse Hausväter, Comm. 33, 6: ut viri, qui non
permittunt uxores orare, cum ipsi nunquam orent, non parvam
eleemosinam dare, non de lecto surgere, non confiteri, non pre-
dicationem audire. sed quidam adeo bonam fidem et pacem et
concordiam simul habent, ut milvus cum gallina, lupus cum
cane, accipiter cum columba, draco cum elephante, serpens cum
homine, aves cum noctua, ciconie cum ranis. sunt similiter qui-
dam ut duo galli, qui statim ut conveniunt, contendunt gratis,
nec pro castris et agris et hujusmodi. sic et ipsi contentiosiores
sunt gallis, nam illi per aliquod tempus simul degentes discunt
pacifice commanere, isti tamen per spatium octo vel decem an-
norum. sunt ut sidera errantia, que jam plus quam per quinque
milia annorum cum celo non concordaverunt, sed semper die
noctuque sibi contrariantur. sic et quidam nunquam concordant
nee concordabunt. Sanct. 190, 1: cito est aperiendum, ne, ut
vir uxori nimis pulsando et diu expectando det alapam duris-
simam, vel ne declinet aut graviter irascatur. Schicksal der
Ehefrauen, Comm. 33, 3 (vgl. Studien 7, 23): unde si mariti
mali sunt, raro vel nunquam corde quiescunt, vel si adulteri
vel bibuli seu lusores aut quasi furiosi. si vero boni sunt, quasi
semper timent, ne moriantur, et ipsam solam oporteat multos
22 У, Abhandlung: Schönbach.
parvulos educare sine adjutorio. virgo vero nihil habet hujus-
modi tribulationis, non timet verberari vel aliquid predictorum,
et multo levius est ei ferre tunicam in dorso quam multos par-
vulos in unco (l. utero); in nocte quiete dormire, quam multo-
tiens pro lactando filium expergisci; se solam pascere quam
multitudinem orphanorum. Geiz im Haushalt, Sanct. 79, 1: sed
quidam adeo sunt avari, quod reservant illa, que remanserunt
in mensa, et nihil vel modicum dant pauperibus, potius permit-
tunt dari gallinis suis aut porcis quam Christo et proximis. aut
permittunt potius putrefieri, similes lupis, qui omnia devorant,
et si quid remanet, abscondunt vel usque ad putredinem reser-
vant. quare et vos, matresfamilias, plus pulmenti apponite:
invenit enim Christus quandoque panem, sed raro pulmenti, et
scitis hominem non diu posse durare cum solo pane (aus der
Mendikantenpraxis). sed sunt quidam adeo avari, quod nullum
pro Deo hospitare volunt, immo quos pro denuo hospitio reci-
piunt, in quantum possunt, decipiunt, a quibus indigent, nimis
care vendendo. Fünf Pflichten einer guten Ehefrau, Sanct. 33,1:
primum est honorare soceros. secundum est diligere maritum,
etiamsi minus videatur uxorem diligere. tertium est regere fa-
miliam, ne coram marito sit indisciplinata vel contendat, ne
ancille turpiter agant, hoc enim vergeret in detrimentum ho-
noris domine. quartum gubernare domum, ut omnia in domo
sint munda, pulchra, nitida, ordinata, ne sit ibi aliquid feditatis,
pulveris, fimi, quod oculos hospitis offendat; ne sit quasi stabu-
lum immundum. sit etiam provida in rebus conservandis et
dispensandis. quintum est, se irreprehensibilem in omnibus cu-
stodire et bonam famam utique habere, ut omnes loquantur de
ea bene et nullus male. hoc quinque multum valent ad dilee-
tionem mariti obtinendam; si non est uxor pulchra multum,
bona cura fit; si non multum nobilis aut pecuniosa. ille enim
quinque conditiones pre omnibus conditionibus aliis merito suf-
fieiunt, unde et hec filias suas doceat maritandas. Kindern wird
die Nahrung zugemessen, Comm. 26, 6 (vgl. Studien 7, 36): sicut
et medicine dieuntur dispensari, quando proportionaliter distri-
buuntur. sicut autem parvulis, ut proficiant in augmentum,
datur cibus debitus sub mensura. si enim indebitus daretur,
ut venenum, vel inmensuratus, id est, supra modum nimius vel
omnino nimis modicus, perirent. Körperliche Übung beim Er-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 23
ziehen, Spec. 58, 1: (que corpori sunt bona) unum est, dum
modo sit in bono aére, exercitium corporale. secundum est ab-
stinentia. Schwimmen, Freib. 1, 114^: et nota: qui vult natando
aquam transire, necesse habet manus et pedes et etiam alia
membra movere et caput erigere, ne submengatur. sic conjun-
gatos per eleemosinarum largitionem et bonam operationem et
alia membra in operibus penitentie, ne in aquis delectationum
submergantur; et in hiis omnibus caput recte intentionis ad
Deum erigere, et sicut potest transire. nota, quod sicut non est
securum in aqua profunda alicui rei diu adherere et ibi stare,
sic non est securum etiam proprie uxori nimio amore adherere,
quia vehemens amator est. sed robur utendum est ad trans-
eundum periculum sicut pertica. Kinder verziehen, Sanct. 225, 2:
ut faciunt quedam matres, que tota die, mense vel anno loquun-
tur de probitate filiorum, qui vix sunt sex vel octo annorum,
eum tam modicum habeant probitatis, quod plus expendunt in
die quam luerentur. verbum oportet ex multorum membrorum
auxilio ad lucem deduci. vadit de pulmone ad cor, de corde
ad guttur, de gutture ad linguam, de lingua ad dentes, a den-
tibus ad labia; in quo significatur, quod verba non debent le-
viter proferri. Sanct. 51, 1: parvulus pro pomo dulci, ovo vel alia
re delectabili daret hereditatem suam; sie quidam adeo parvuli
in fide, quod pro verbis delectabilibus et dulcibus fidem deserunt
nobilissimam, que propter totum mundum a fideli anima поп
deberet. Sanct. 56, 2: cum enim pueri ad nundinas veniunt, cum
magnis mercimoniis mercari volentes, bonum forum inveniunt,
et puer Jhesus venit, portans imperium, omnes volentes hoc
comparare, bonum inveniunt forum. Freib. 1, 132°: breviter
autem, quasi more puerorum balbutiendo, tangam. Vögel als
Spielzeug der Müdchen, Sanct. 120, 2: moris virginum nobilium
est plurimum diligere aviculas dulciter canentes, sic Beata Virgo
in duleisona oratione multum delectatur, maxime autem in Бас
salutatione, eum devote depromitur. Spec. 53, 3: nota, virgo
sterilis est et cum magnis nescit occupari, sed amorem suum
quasi totum reponit super vilia, inutilia et parvula, vel super
asperiolos (spariolos, Freib. 1, 1314; auch die Römer kannten
Eichhörnchen als ein Spielzeug der Mädchen, vgl. Forcellini unter
sciurus), aviculas, catulos, buppas, annulos vitreos, serta et
hujusmodi. — Hofkleider, Freib. 2, 66°: qui non potest venire
24 V. Abhandlung: Schónbach.
ad curiam magnam cum scarleto, veniat cum blavia tunica vel
grisea, quod tantummodo non veniat nudus ut робо (= bufo,
vgl. Diefenbach, Gloss. 410. 83), et tamen salvabitur. Eitelkeit
der Kleider, Freib. 2, 91°: intemperantia vestium, quibus multe
femine eternaliter occiduntur, que nimis supra modum in vesti-
bus excedunt, ita ut etiam mariti ipsarum nimis graventur, ut
satisfaciant superbiis earum. aliter enim ipsos quiescere die
noctuque non permittunt. — quedam (Kupplerinnen) habent
imagines meretricum pietas, quedam judearum per crocea pe-
pla ete. Spec. 93, 2: aliquis socius diaboli est ita superbus de uno
panniculo, non valente solidum, quod non deberet ita superbire,
si omnes reges et principes mundi essent consanguinei sui, de
omnibus castris mundi vel regnis vel divitiis. vel aliquis in nova
tunica blavea, vel gladio, vel serto de parva pulcritudine et co-
lore, quod, si esset Helena vel Hester vel ut sol, non tantum.
Schönheit, Freib. 2, 89*: certe, o luxuriose, si persona, cum qua
luxuriaris, tam pulchra esset, ut oculos haberet sicut sol, ca-
pilos ut stelle, corpus ut celum vel aurora clarum, si diligenter
penam considerares, quam prima hora, cum ad infernum du-
ceris, sustinebis et que in eternum durabit, eam devitares,
immo in caminum ignis potius quam ad luxuriandum ad ipsam
intrares. Der Spiegel hat noch etwas Wunderbares an sich und
wird daher leicht zum Zauberspiegel, zum Wunschding (vgl.
Studien 2, 98 f), Freib. 2, 258%: est enim homo ut speculum.
Domin. 104, 1: quanto enim speculum melius est tersum ac po-
litum, tanto lucidius resultant imagines ex eodem. Sanct. 62, 1:
quia sicut faciei mee imago ingrediendo et egrediendo speculum
non frangit, sed integrum remanet, sic et ipsa concipiendo et
pariendo virgo permansit et in eternum permanet; 1806, 1: si
militer ut imago in speculo mihi vel tua tibi, et cum illa pul-
chra est, delectatur homo in ea et libenter videt. sic ipse Deus
in anima pulchra delectatur. — Gastfreundschaft (vgl. Studien
2, 111 = Baumgb. 9746). Freib. 1, 138°: ‚шале, inquit (Michas),
apud me et esto mihi parens‘ (Iudic. 17, 10), vriunt, ,debeoque
tibi decem argenteos‘. die dominorum multos et magnos. ‚et
vestem duplicem et quoad victum‘, chost, ,sunt necessaria‘.
Gastmahl, Freib. 1, 19*: exemplum de convivio. mendico sufficit,
quod habet unum ferculum, quia scit, quod totum ex gratia
datur, quod habet. servo, quod duo, quia, qui aliquid servivit,
-
Stndien zur Geschichte der altdentschen Predigt, VIII. 25
plus. ргіпсірі dantur octo vel decem. libenter vellet mendicus,
quod debet sedere cum ргіпсіре supra, liceat поп audeat que-
rere. sufficit ei, quod habet. — Tisch == Nahrung, Spec. 86, 1:
mensa, in qua omnia membra desideranter cibantur et potantur,
et juvantur corporis omnia (membra), omnibus subvenitur, sive
sint utilia, nobilia, sive superiora et econtra, et eis bene fit,
significat caritatis beneficium, voluntarium ad omnes, ad illos
et ad illum. sumus enim omnes unum corpus in Domino, sin-
guli autem alter alterius membra, etiam si te lesit aliquid,
mensa ista est serena, perfectis optima, penitentibus et infirmis
est misericors. Tischzucht, Spec. 15, 2: turpe esset, in mensa
alieujus nobilis vel etiam alicujus rustici, hujusmodi comedere
et os ut porcus. Freib. 1, 53°: qui ad magnum convivium ad
magnos ire debet, antequam sedeat, manus lavat. Vgl. Freib.
2, 211° (Studien 7, 29 f.). — Die Verwerflichkeit des Ehebruches
(und der Unzucht), seine Gefahr, die Strafen dafür behandeln
viele Stellen, Spec. 87, 2: tertium est: non mechaberis, quod
similiter facile est observare (wie das 4. und 5. Gebot), quod
ile juvenis dixit se servasse. facile est autem continere vel
uxorem ducere, et utrumque est honorabile, quia continere est
angelicum, contrahere humanum. sed fornicari turpe, quia est
brutale, et ideo in occulto fit; matrimonium vero contrahitur in
publico, quia contrahere honorificum est. unde, quanto plures
intersunt, tanto honorabilius reputatur, et ideo institutum est,
ut etiam in facie Ecclesie contrahatur (man sieht, wie verhültnis-
mäßig neu die feierliche sakramentale Eheschließung in der
Kirche für Bertholds Publikum noch war) vide ergo, utrum
libentius velis esse in honore quasi angelus, caste vivendo et
tamen gloriose salvari, vel in honore ut homo, naturaliter in
matrimonio vivens et similiter salvari; vel sicut brutum, ut
canis, equus vel cattus et hujusmodi, hinc inde vagando tur-
piter, et dampnari. nam sicut brutum celum non introibit, sic
nec tu. Freib. 1, 212°: miraris de hoc. non mireris. die, si ali-
quis abduxisset tibi uxorem tuam et tibi mandaret, quod adhuc
in futurum, post quatuor aut sex annos, postquam vetula et
cecutiens esset, et postquam illa se satiasset, quod tibi nunc
illam reddere vellet, die, quantum illum diligeres! ita die de
Шо, qui te rebus tuis predatus fuisset et condempnaretur. item
de illo, qui te incendisset et post tot annos cessare vellet; puto,
26 У. Abhandlung: Schönbach.
quod illum parum diligeres. ita Dominus te. satis Dominum
molestasti; non tibi sufficit, sed adhuc diutius ipsum vis offen-
dere et tune redire postea. tu facis contra preceptum Domini.
Freib. 2, 110* (vgl. Studien 5, 89): maledictus, qui cum aliena
incontinentia peccaverunt. est aliquis hic talis scolaris, puella,
juvenis. — est forsitan aliquis vel aliqua hic, super cujus ma-
num clamare deberent volucres plus quam super noctuam aat
super cattum. immo canes latrare, lupi ululare, semina, que
tangit, marcescere. — hoc quod aliquis est modo viginti anno-
rum, qui plus peccavit hoc peccato quam aliquis olim septin-
gentorum annorum. ubi estis, corvi et volucres, quod non de-
vorastis talem manum? unum solum de hiis scio, qui confitebatur
et martyr efficiebatur et multa sustinuit in penitentia. quis
est?‘ non nominabo. peccare cum uxore parvum esset respectu
illius. — ‚maledietus, qui dormit cum uxore patris sui“ (Deuter.
21, 20). hoc est grave et Deo ita contrarium, quod nulla incon-
tinentia tantum est mala, ut crudeliter loquar. qui illud tunc fe-
cerint vel facerent, si habuisset duas consanguineas, vel illa
duos consanguineos, non tantum peccasset. si duas sorores,
immo, quod horribile est dietu, si matrem et filiam, et econ-
verso. contra hanc non tantum duodecim tribus sanctorum, sed
omnes angeli in celis, omnis Dei creatura clamet semper, ut
omnes aves, pisces, quadrupedia, vermes, angeli, diaboli, et
omnia alia. Comm. 29, 6: paucas enim video vel paucos, qui
diligant suas pellices, vel qui diligant eos, qui cottidie et con
tinue commercium habent cum uxoribus suis. Wenn Ehebruch
erlaubt würe: omnes enim viri furto uxorum perirent; timerent
enim femine, quod ab eis relinquerentur, si in aliquo offende-
rent. parvuli quoque perirent, cum nullus sciret, quis esset pater,
nec illum quisquam suum filium usurparet, et sic ex inopia
matrum parvuli perirent. Sanct. 191, 1: vir non vult uxori re
conciliari, si semel adulteratur, sed Deus peccatori libenter,
quicquid etiam fecit, ut patet in Magdalena. Comm. 33, 6: sunt
aliqui, qui libentius sufferrent magnam partem rerum suarum
sibi subtrahi, quam hoc. citius paterentur occisionem patris,
propriam vulnerationem, similiter uxor, quam illam, que ma-
ritum suum sibi abstulit. Freib. 2, 136°: tanta erit pena tua
(adulteri), ut Salomon, omnium mortalium, excepto Christo, in
naturalibus sapientissimus, спі Dominus tam innumerabilem
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 91
contulit sapientiam, ut harenam maris omnibus hominibus in-
numerabilem, cum de omnibus naturalibus locutus fuisset, vide-
licet de astris, de elementis, de arboribus a summa ad infimam,
et de ceteris naturalibus — ut nunquam potuerit invenire nu-
merum sive finem penarum ejus. Kupplerin (Studien 5, 89), Freib.
2, 111°: cum aliter aditum habere non potest, portat pannum,
ut sic habeat introitum. Abtreibung der Leibesfrucht (vgl. Studien
2, 26), Comm. 29, 5: similiter, qui juvant juvenculas, ut aborsum
patiantur (begehen Totschlag). Comm. 34, 1 = Freib. 2, 68°:
quinti, qui partum necant corporaliter, quod fit quatuor modis:
sive cum sterilitatem procurant, valde de facili impeditur, quod
Deus non dat conceptum. item, cum in utero nondum vivificatus
occiditur. tertio, cum occiditur vivificatus. Romanus Peniten-
tialis Herbarius: vir aut mulier interfectores infantum, in ex-
tremis vite cum venerint cum fletu, suscipite ad penitentiam.
Rabanus: que per adulterium concepit idque occiderit, placuit
vix in fine dandam esse communionem, eo quod scelus gemi-
navit. sed si ex fornicatione, antiquis placuit usque ad exitum
vite eas ab ecclesia removeri. humanius autem nunc diffinimus
decem annorum tempus. unde sibi parcant femine a nimio la-
bore post conceptum. omnia bruta sibi parcunt post conceptum.
quarto, cum natus occiditur vel ponitur in loco, ubi mori
oportet. nulla bestia simile facit, immo nec corvus infidelissimus
usque post volatum. nam quelibet rationalis natura fetum suuin
pascit, paganus, judeus, hereticus. immo irrationalis, aves, sues,
bestie quoque et reptilia. si quereretur etiam a brutis, an pasce-
rent fetus suos opere, responderent, quod sie, tam aves quam
bestie quam etiam reptilia. immo quedam irrationabilia pascunt
fetus alienos, ut quedam aves cuculum et perdix et jumenta,
immo quedam lupe pueros. nulla in hoc mundo bestia similis
est mulieri male. o malum omni malo pejus, mulier mala! non
tamen que hoc fecerint, desperent, sed se emendent, et Domi-
nus parcet. Vgl. in den deutschen Texten 1, 71, 26 ff. und
Josef Haupt, Über das Arzneibuch des Meister Bartholomaeus
1812 (WSB. 11, 32). Sanct. 99, 1 (vgl. Freib. 1, 242°): sicut fe-
mine, que concipiunt, sed, quia incaute sunt nec sibi cavent,
aborsum faciunt. quod aliquando fit ex parte corporis, ut ex
pereussione, casu ab alto, gravi labore, vel ex vehementi saltu,
aut ex passionibus anime, ira, tristitia, timore, ex frigore vel
28 У. Abhandlung: Schönbach.
calore superfluo. unde phisici pregnantibus prohibent longa
balnea, quia partus, non valens sustinere nimium calorem, pro-
perat ad exeundum ad aérem frigidum. aliquando ex egritudine,
fame, siti longa aut satieate nimia, et multis aliis de causis,
quas femine diligenter caveant. — ut quedam femine, que se
putant impregnatas et valde gaudent, et habent intra se quam-
dam carnem erudem (Hf. erudelem) et immundissimam, que
quandoque movetur in utero, nec habet oculos nec aliqua mem-
bra, sed est rotundus ut caput. et quia movetur quandoque,
putant se impregnatas, et accidit quandoque inflatio mamillarum
et repletio, sed decepte sunt, quia est, quod dicitur ‚mola‘. et
quandoque habent illud in se plus quam per annum, ex quo
multe earum moriuntur. Diese Predigt war für Frauen be-
stimmt. Die mola kennt auch die heutige Medizin, ebenso die
des Volkes, wo sie als ,Wasserkalb, Aberkalb‘ bezeichnet und
für einen Wechselbalg gehalten wird. Vgl. Höfler, Zeitschr. des
Vereins für Volkskunde 6, 57. Dazu Freib. 1, 215?: quedam
vero vix vel unquam parere possunt, licet omnes difficulter, et
bujus diffieultatis causa est multiplex. aliquando ex ipsa mu-
liere, aut quia debilis passa infirmitates vel famem, vel nimis
timida et hujusmodi. vel ex parte fetus, quia magnus, vel quia
filia, vel quia debilis et non juvat se in descensu et hujusmodi,
aut quia nimis pinguis.
Was aus Berthold über den Begriff der Heimat, über da:
römische Reich zu erfahren ist, das findet sich schon an früheren
Stellen verzeichnet (z. B. Studien 7, 29). Als Quelle der Macht
der alten Römer wird der Gehorsam bezeichnet, Spec. 83, 5
gemäß 1 Mach. 9, 1ff., besonders 16: — ut significatur in Ro-
manis: omnes obediunt uni, ideo super omnes fuerunt exaltati.
Lehrreich sind Bertholds Angaben über die Stände der Menschen.
Während die Dreigliederung der menschlichen Gesellschaft in
Adel, Freie und Unfreie bei den Germanen uralt ist (Grimm,
Rechtsaltert.* 1, 311 ff), wurde die moderne Auffassung der
menschlichen Stünde, wie schon das langsame Aufkommen der
Worte dafür status und stant lehrt, erst im späteren Mittel
alter ausgebildet. Bei Berthold ist zwar das Betreben, nach
Ständen zu gruppieren, sehr deutlich ausgeprägt, die Zahl der
Stände ist jedoch sehr verschieden und wechselt je nach der
aus der historia (Studien 6, 61) abzuleitenden Disposition und
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 20
den Einteilungsgründen im besonderen Falle. Allerdings läßt
sich nicht verkennen, daß bei allen vorgenommenen Gliederun-
gen ein gewisses Prinzip kirchlicher Auffassung durchsteht, das
sich im Gegensatz zu den älteren germanischen Anschauungen
befindet. Man erkennt, daß zu Bertholds Zeit die Dinge sich
noch nicht festgelegt hatten, daß noch alles im Werden be-
griffen war, aber man merkt auch, wie die Grundlagen der
modernen Sonderung in Stände sich bilden. Sechs Stände nimmt
Berthold an Comm. 44, 3: cum autem sex sunt genera homi-
num in Ecclesia, scilicet religiosi (== claustrales), clerici, mi-
lites sive nobiles, mercatores sive mechanici, rustici, familiares
et femine. [Nicht damit deckt sich die in demselben Stück
vorangehende Einteilung der Heiligen, die zunüchst zwei Klassen
von Mürtyrern unterscheidet, dann: tertius et quartus exercitus
sanctorum sunt duo genera judicum, primus judices seculares,
ut sanetus Karulus rex, sanctus Heinricus imperator (Studien
1, 23 f.) et alii quamplures, licet tales nunc rari sint in Ec-
clesia. secundus judices spirituales, ut beatus Nicolaus, Martinus
et alii plurimi pape, episcopi, prelati etc. duo genera religioso-
rum: primus, qui sine claustro ducunt vitam religiosam; se-
cundi boni claustrales diversorum ordinum, ut Benedicti, Fran-
cisci еіс.) Spec. 64, 3 = Freib. 2, 35° wird die Gliederung in
sechs Stände an die sechs Tore der Stadt Jerusalem geschlossen,
deren jedes zwei Flügel hat. genera sunt sex: nobiles, clerici,
utrique religiosi, id est claustrales et non claustrales, merca-
tores seu mechanici, similiter servitiales et femine. — una
porta, que dicitur judiciaria vel judicialis, est vita nobilium
sive judicum, quibus hominibus Dominus contulit res et honores.
duplex ejus valva, sunt duo, que vite nobilium attinent et sunt
necessaria. primum est, ut sint humiles et valde timentes
Deum. unde Dominus mandavit divitibus hujus seculi, quod
precipue debent Deum multum timere, quia, cum quandoque
inferiores peccant, puniuntur graviter per judicem vel plebanum,
per vicinos arguuntur; sed nullus est, qui audeat dicere illis
veritatem vel punire eorum excessus. sed omnes durissimo ju-
dicio reservantur. ideo multum timeant sibi et sint humiles,
quia Deus non curat de superbia et de humilitate vestra, ut
de infimo leproso. in nullo habet vos Deus altiores quam nos
alios. sunt quidam et quedam, que extollunt super nos, quia
30 У, Abhandlung: Schönbach.
nobiles vel vestite. decepti sunt omnino, quia nullus coram Deo
altior, nisi qui est melior et plura bona facit. — зі adulterantur,
non reprehenduntur; si hoc vel hoc faciunt, si injustum auxi-
lium prebent amicis etc. — quia digni sunt morte. — secundum
est, ut subditos ab injuriis aliorum, pro posse et in quantum de-
bent, defendant per suum judicium. ipsi enim illos pro posse
tueri tenentur, ut parentes majores fetum suum minorem. juste
debent judicare, non respiciendo personam cujuscunque, sed
causam. — et sicut eos ab aliis defendunt, ita ipsi eos non le-
dant. tantum esset eis, ut unus lupus raperet eis ovem sicut
alius. estne verum? non debetis facere, cum sitis nobiles, ut
rusticorum ignobiles magni canes, qui pro posse custodiunt ca-
daver et fugant corvos, picas, parvos canes — sed ut ipsi ro
dant et consumant. — secunda porta clericorum. prima valva
lucida vita, — ut laici in eorum vita videant, qualiter vivere
et placere Domino debeant. unde in festo sanctorum clericorum
legitur in evangelio: ‚vos estis lux mundi‘ (Matth. 5, 14). se-
cunda valva est, ut in omnibus sibi commissis a Deo sic ordi-
nate et debite cireueant (Germanismus: umbe gen), sicut Domi-
nus eis commisit, videlicet cum sacramentis, cum baptismo,
penitentia, oleo sancto, verbo Dei, cum corpore et sanguine
Christi, cum animabus sibi commissis, cum patrimonio crucifixi.
(Die 3.—6. Pforte sind mit besonderen roten Überschriften aus-
gestattet.) — tertia (porta) vita religiosorum. prima (valva) pu-
ritas; secunda: si sint elaustrales, ut exterius in corpore servent,
que regula, ordo et prelatus suus sibi precipiunt. (Der Unter
schied war hauptsüchlich durch die Minoriten wichtig geworden.)
si vero non es claustralis, sint, ut dixi, mundi cordis et bone
conscientie. — (Studien 7, 26). et bene per portam piscium si-
gnificantur religiosi, qui multum silent et se ab hominibus ab-
scondunt et nudi sunt et captivi. — quarta porta vita merca-
torum et mechanicorum. — qui nunc hic nunc ibi ratione lucri,
nunc huc nunc illuc discurrunt. — due valve sunt duo, que
attinent veraciter vite eorum. una, ut suis coofficiatis studeant
non invidere, sed permittant Deo res suas dare, ubi voluerit,
quia tamen propter invidiam illorum dare non desinit..— in
hoc quidam rustici et mechanici plurimum offendunt. secunda
valva, ut res injusto modo non conquirant, quemadmodum qui-
dam, qui dominicis diebus nunquam quiescunt; quidam, qui in
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 31
domibus suis mala fieri permittunt causa lucri; quidam, qui
semper perjurant, immo sepe pejerant; ut qui preemunt qui-
dam, qui carius in certum terminum vendunt; quidam, qui fu-
rantur, ut quidam molendinarii, qui non per se, sed servi eorum,
puli eorum et porci eorum et circulus (= hominum coetus
collectus, Du Cange 2, 339) furantur. sed dicit mercator vel
mechanicus: ,quid ergo faciemus?' (Matth. 6, 34). — quinta porta
vita servitialium. — quos in luto et in quibuslibet vilibus locis
laborare oportet, cito autem ab hujusmodi liberabuntur. —
fideles sint tam Domino celesti quam terreno. terreno, ut tam
in opere quam in rebus sint ei fideles, ut videlicet non furentur
et in opere non otientur etc. — debet etiam esse fidelis Do-
mino celesti in corpore suo, ut videlicet illud corpus, quod ei
dedit, sibi mundum et castum custodiat. hoc enim eis est ne-
cessarium, cum sepe simul oporteat servos et ancillas laborare.
et quantum Dominus diligit senum largitatem, tantum juvenum
castitatem, quia utraque rara est et ideo cara. secunda valva
est, ut nichil pro timore dominorum terrenorum faciant aliquo
modo, quod sit contra Dominum celestem, nec graminando nec
pabulando nec alios decipiendo nec feminas eis ducendo nec
proximum pro eis ledendo. sexta porta vita feminarum. prima
valva humilitas, quam tantum Dominus in eis diligit, quod nul-
lam virtutem, nullum bonum, nullam sanctitatem, nichil quod
agere vel pati posset homo, tantum remunerat Deus, quan-
tum humilitatem cujusdam femine (Maria) remuneravit. dic.
quod sancti multa bona pro Domino fecerunt et multa mala
pertulerunt, unde eam super omnes apostolos, qui multos pre-
dicando converterunt, locavit, super illum et illum. dic aliquos
in speciali ordine, si vis. super omnes martires, qui multa per-
tulerunt. super omnes virgines. super confeminas, que multum
jejunaverunt et 3e flagellaverunt et talia bona fecerunt. et econtra
nullum peccatum tantum hic punivit in feminis ut superbiam
unius femine, non homicidia, non hoc et hoc. et mirum, quod
tota superbia vestra est in panniculis (quod dic sepe!) in pan-
niculis, pro quibus dampnabimini. alique, que etiam videntur
bone, ardent pro vilibus suis panniculis, qui quandoque vix
valent unam marcam vel dimidiam vel quinque solidos, vel de-
cem vel quadraginta vel octoginta vel centum annos, vel valde
superbe, licet non agnoscant, mille milia et in eternum. mise-
32 V. Abhandlung: Schönbach.
rabile! si pro castro, si pro comitia tantum vellent ardere, ali-
quid esset. si pro provincia, principatu, si pro regno, pro decem
regnis, pro centum, pro mille, hoc tamen esset adhuc magna
fatuitas. sed quod pro vili panniculo et pro hederlino vult tan-
tum et tantum ardere, et insuper tanto et tanto bono carere,
hoc maxima stultitia est omnium stultitiarum. quod Julius re-
gnum celorum perdidit, quia regnum violenter optinere voluit,
aliquid fuit. quod Alexander, quia mundum, quod Nabuchodo-
nosor, quia tantum de terra capere potuit, sed quod femina pro
vili panniculo — (Studien 2, 25 f.). — Neun Stände, Freib. 2, 31°:
novem ordines in Ecclesia christianorum officiorum dicuntur.
officium clericorum, quod est summum in dignitate; religioso-
rum, nobilium sive militum, hii sunt superiores. alii septem sunt
— vgl. Studien 5, 85. Lehrreich ist die variierende Fassung
derselben Stelle Sanct. 31, 1 (Studien 5, 29), wo zehn Stände
gezühlt werden: primus ordo sive primum officium hominum in
Ecclesia, qui per primum significatur servum, dicitur clerus,
qui primus est in dignitate, et si bene se in officio suo habuit,
valde magnus erit in remuneratione. secundus religiosorum, ter-
tius nobilium sive judicum. hii tres ordines sunt principaliores
in Ecclesia et altiores. septem sequentes sunt septem genera
fidelium deditorum artibus mechanicis vel manualibus, qui of-
ficia sua manibus exercent, quibus fideles in Ecclesia susten-
tantur. unum illorum dicitur lanificium sive operimentale. omnes
igitur textores, caleifices sunt sub hoc officio. hoc, scilicet lani-
fieium, comprehendit in se omnia, que ad vestitum pertinent:
texere, consuere, nere etc. secunda dicitur architectoria, hec
omnia comprehendit, que ad edificia, utensilia et instrumenta
pertinent in lignis, lapidibus, metallis, luto, coloribus, celaturis,
sculpturis, dolaturis. tertia navigatio, choufhantwerc, hec omnia
comprehendit, que ad vecturas et mercatum in emendo et ven
dendo, commutando rebus. quarta agricultura, hec omnia com-
prehendit, que ad agrieulturam terre pertinent in agris, pratis,
ut arare, seminare, metere in hortis, silvis, arboribus ete. quinta
venatio, hec omnia comprehendit, que ad cibum pertinent in
carnibus, avibus, piscibus, decoctionibus, salsamentis et potibus.
unum ejus species sunt ferinum (sonst ferina, vgl. Du Cange
3, 438 f), aucupium, piscatio, et comprehendit cocos, pistores,
vinitores, braxatores, carnifices et breviter omnes tractantes,
Stadien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 33
que comedi et bibi possunt. sexta medicinalis practica, hoc con-
tinet omnia ad medicandum pertinentia; hujus species sunt cy-
rurgia, pharmacia et dieta. septima theatrica — (Stud. 2, 56 f.).
— Elf Stände, Freib. 2, 2312: undecim cornua sunt undecim
genera laicorum, que imperium sub se habent, unum semper
sub alio, qui omnes іп judicio erunt equales, nisi іп quantum
bonitas extollit. primum sunt reges Ecclesie, secundum provin-
ciales, tertium comites, quartum barones, quintum judices, sex-
tum milites communes, septimum mercatores, octavum artifices,
nonum rustici, decimum otiosi sive vagi, decimum primum et
in se pessimi armigeri. — Zwölf Stände, Domin. 138, 2: hec
sunt secundum distinctionem unam duodecim genera hominum
in Ecclesia: primi sunt principes, quos vere amare lugere potuit
in cruce, quia multi eorum, etsi non omnes, diabolum secuntur.
secundum genus nobiles. tertium consiliarii dominorum. quar-
tum inferiores milites. quintum familia predictorum. sextum
judices. septimum advocati causidiei. octavum mercatores. no-
num rustici. decimum commune vulgus. decimum primum cle-
rici. decimum secundum religiosi. Freib. 1, 126° (von den zwölf
Stämmen Israels werden nur zehn zur Disposition verwendet,
daher ist die Aufteilung in Stünde mangelhaft, es fehlen z. B.
die Edelleute und Stadtbürger): dico igitur ex parte Dei primo
filio Ruben — id est, primis in Ecclesia, videlicet principibus
nobilibus, id est, domino pape, imperatori, cardinalibus, patri-
archis, regibus etc., ut, cum venerit Dominus terre, immo celi
et terre, ut coram eo devote et humiliter genuflectant, cum
tribus regibus de equis descendentes. — secundo filio Levi —
a quo prelati Veteris Testamenti ortum habuerunt, videlicet
prelatis omnibus, decanis, prepositis, abbatibus, presbiteris,
archidiaconis et aliis omnibus. — tertio ordini Jude — videlicet
clericis, acolitis, ceroferariis (— qui cereum defert in ecclesia-
sticis ceremoniis, Du Cange 2, 274), subdiaconis, diaconis, cano-
nicis et omnibus aliis clericis. — quarto filio Nephtalim — religiosis
monachis, Predicatoribus, Minoribus, Templariis, Hospitalariis,
heremitis, inclusis sororibus. — quinto ordini Авег — merca-
toribus, qui secundum tria genera comparant vel vendunt, id
est, secundum numerum, pondus et mensuram, etiamsi interim
numerant, ponderant et mensurant, vel comparant aut vendunt,
si bono modo fieri potest, cito e manibus omnia deponant et
Sitzungsber, d, phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh. 3
34 У, Abhandlung: Schönbach.
coram Domino terre procidant et adorent. — sexto ordini Za-
bulon — qui significat laboratores omnes artifices, carnifices,
sutores etc., qui etiam in nocte laborare consueverunt, ut susten-
tentur. — septimo ordini Gad — significat rusticos in quocun-
que labore agri, horti, prati, qui, quantumcunque laborant, quasi
semper infortuna (1. infortunium? im Sinne von maleficium,
scelus, vgl. Du Cange 4, 351) sequitur eos malorum dominorum.
— octavo ordini Ysachar — significat omnes, qui servitiis alio-
rum omnium predictorum occupantur, ut scutiferi, servi, ancille
etc. — nono ordini Dan — genus Antichristi, genus peccan-
tium, qui contrarii sunt Christo et ei se per inobedientiam op
ponunt, videlicet omnes peccatores, homicide, adulteri etc. —
decimum Benjamin — omnes parvuli, scolares, servuli, ancillule,
domicelli, domicelle, parvuli et, si possibile esset, in utero existen-
tes, ut Johannes Baptista. — Verschiedene Einteilung der Stände,
Domin. 45, 2 (Studien 7, 114 f.): nota: licet multiplex sit divisio
diversorum statuum hominum, quia nunc in quatuor, nunc in
decem, nunc sie, nunc sic dividuntur, ita etiam secundum unam
divisionem dividitur quandoque status hominum in duodecim.
non tantum, quod equalis sit proportio cujuslibet divisionis, nam
una pars potest esse majoris numeri in decuplo vel centuplo
quam alia. unde hic caute est loquendum, ne homines despe-
rent. cum igitur in duodecim partes status hominum dividitur,
non tamen equales ex eis decem partes excedunt vel cedunt
diabolo, et due tantum Deo. quantum autem ille decem preva-
leant et quantum sint majoris numeri, nullus sciet nec scire
potest aliquo modo, nisi forte per revelationem. quod autem
secundum unam divisionem decem partes cedant diabolo et due
Domino, licet tamen, ut dixi, nesciatur, in qua proportione nu-
meri excedant — іп qualicunque numero excedat numerus
dampnatorum numerum electorum, hoc enim solus Deus novit.
Wieder anders Comm. 21, 4.
Vom Kaiser gehen die weltlichen Würden aus, Comm. 9,5:
— non tamen quasi fabulam: sialicui pro certo diceretur, quod
imperator sibi comitatum vel ducatum vel regnum firmiter dare
disponeret (Urkundenausdrücke), diu libenter pro hoc laboraret.
Spec. 48, 2: magnum esset alicui supervenienti de exilio sedere
coram omnibus in trono imperatoris vel regis cum eo, et hoc
promittit Christus. Sanet. 103,1: nota, imperator dilectam sponsam
Studien zur Geschichte der altdeutschon Predigt. VIII. 35
suam non committit cuilibet, sed de quibus maxime presumit.
Das könnte sich sehr wohl nur auf ein historisches Vorkomm-
nis zur Zeit Kaiser Friedrichs IL. beziehen. — Bezeichnend
scheint mir, daß die Zahl der Stellen, an denen Berthold bei-
spielsweise von einem König spricht, sehr viel größer ist als
die, an denen er des Kaisers gedenkt. Ein großer Teil von Ber-
tholds Leben fällt eben mit der kaiserlosen Zeit des 13. Jahr-
hunderts zusammen. Krönung des Königs, Sanct. 183, 1: nota
igitur, cum rex terrenus debet produci et coronari, archiepisco-
pus exeuntem de thalamo benedicit. postea duo episcopi illum
suscipiunt dextera levaque honorifice, habentes reliquias in collo
pendentes, ceteri autem clerici, sollempni apparatu ornati, pre-
cedente sancto evangelio et duabus crucibus cum incenso boni
odoris ducunt ipsum ad ecclesiam cantantes versum: ‚Кесе mitto
angelum‘ (Luc. 7, 27), plebe sequente. ad ostium atrii eeclesie
stabit clerus et archiepiscopus eum primo cum oratione bene-
dicet, post intrantes, ante chorum pallia et arma deponit et per
manus episcoporum in chorum introductus usque ad gradum
altaris, cuncto pavimento palliolis contecto, orant pro ipso. post
archiepiscopus eum benedicit et ungit in regem oleo sancto in
capite, pectore, scapulis, in ambabus compagibus brachiorum
dicens: ,ungo te in regem in nomine Patris et Filii et Spiritus
Sancti', et dicunt: ‚Amen‘. post datur ei sceptrum et baculus.
tunc archiepiscopus reverenter ei coronam imponit, et ad solium
ab episcopis honorifice ducitur. post dat illis oscula pacis et
cunctus clerus gaudens sonantibus campanis concinit: Te Deum,
cantante populo Kyrileis. et archiepiscopus missam celebrat plena
processione. post fit convivium magnum. Diesem Zeremoniell
entspricht das der Aufnahme eines neuen Heiligen in den
Himmel. Comm. 29, 4: honorantur enim reges, non tantum quia
boni, sed etiam quia super populum inuncti et coronati. Sanct.
151, 2: quemadmodum securior est filius regis, quod rex ipsum
non condempnabit, quam ejus capitalis inimicus. 67, 2: de om-
nibus largissimis regibus legimus, quod tantum partem regni
dare amicis suis voluerunt, vel ad plus medium, ut Assuerus,
Herodes; Christus vero totum. Domin. 117, 1: si rex inimicum
suum, qui multa mala ei intulisset, captivasset et multa ei tor-
mentorum genera preparasset et diceret, ut tantummodo hoc non
iteraret, et se fecisse doleret, et sic eum nunquam ledere vellet,
3*
36 V. Abhandlung: Schönbach,
insuper immo multa bona illi daturum se sponderet, et ille e
converso omnia hec contempnaret nec eum offendere curaret,
nonne digne puniri deberet? Sanct. 133, 2: nam si frater alı-
eujus paupercule persone summus et intimus consiliarius regis
efficeretur, magna esset ibi gloria, sic etc. 231, 2: pone exem-
plum de paupere, quanta esset ejus letitia, si rex ipse de pa-
latio sibi occurreret. Freib. 2, 180?: si quis regi apportaret vas
vel scutellam plenam muscis mortuis, pro balsamo non daret,
immo esset derisio. Freib. 1, 39°: similiter et quidam reges et
divites viderunt, quod alii divitias non bene diviserunt, ideo
tenuerunt pro causa dicta et etiam, ut pauperes defendant,
habent illas, quia per eorum potentiam terrentur mali, ne audeant
pauperes opprimere, sicut lupus non audet oves invadere pre-
sente pastore. 166°: si rex magnus tugurium leprosi intraret,
miraremur. quis? Dominus omnipotens ad proprios servos et
viles. 125°: exemplum: si rex se dare promitteret cuilibet pau-
peri venienti ad se decem marcas auri, et cum quidam pauperes
diu ibi expectassent, sed rege appropinquante recederunt, sicut
hii omnino stulti essent, sic etc. tales sunt ut quidam stulti pau-
peres, qui magnam eleemosinam diu expectantes, cum jam dari
debet, recedunt. Fürst gibt dem Kaiser drei Erbsen, Spec. 13, 1:
si magnus princeps veniret et fieret sibi cessio, offerret impe-
ratori tres pisas, derisio esset omnibus. ita est de religioso, qui
debet esse quasi princeps et magnus coram Domino. Hofdiener,
Comm. 36, 4: qui enim pauperes alios spernunt et conculcant,
ipsi spernentur et conculcabuntur a dominis suis, et extrahentur
eis dentes, donec reddant, quicquid extorserant. ut fit torculari,
quod valde comprimitur, donec reddat, quod in se recepit.
Versus: maxima queque domus est servis plena superbis; sunt
et dicuntur miseri, qui castra secuntur. servi curiales. hujus-
modi enim semper comedunt alienum, ideo nesciunt quomodo
vivere et superbe incedunt. — neque enim modestiam habent
in gestu nec pudicitiam in habitu nec abstinentiam in cibo nec
verecundiam in verbo, missas non audiunt, operibus misericordie
non insistunt, predicationes contempnunt, sibi invicem invident
et detrahunt, dum unus vult alteri preeminere, invident, dum
in gratia dominorum alter alteri prefertur. Beamte, Comm. 42, 4:
ut officiales quidam et alii quandoque faciunt, qui ex ima parte
extorquent a subditis, ex alia parte non dant dominis, sed semper
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 37
vel totum vel partem sibi reservant. Siegel, Sanct. 149, 2: sieut
enim cera impressa celatissimo sigillo nunquam quiescit, nisi
eidem imprimatur, ibi enim ubique quiescit, sic nec anima, nisi
ad Deum revertatur, ad cujus imaginem est creata. Comm.
16, 4 = Freib. 2, 150%: si cera imprimatur alicui sigillo, etiam
si postea deferatur per totum mundum et omnibus sigillis adap-
tetur, nulli perfecte adaptabitur nisi primo. sic est de anima
ad imaginem Dei facta. Siegel des Papstes, Studien 7, 121. —
Krieg, Freib. 2, 79°: quando aliquis habet gwerras, ut sua re-
cuperet, plus valet, quod ipse in gwerra expendit, quam quod
ibi acquirit. quando vero ad hoc, ut vindicet fratrem vel co-
gnatum sibi, nulla utilitas ex hoc sequitur illi, qui mortuus est.
melius ei esset, quod procuraretur, quod homo pro anima ejus
iret trans mare vel quod processio fieret a ministris Dei super
interfectum cum aqua benedicta et cruce, non cum igne male-
dicto et lanceis et vexillis, sicut a diaboli ministris multoties fit.
— dubius eventus belli, quandoque enim illi, qui fortiorem se
credit in bello, deterius accidit. dic exempla multa de Biblia.
Dazu das Sprichwort Studien 2, 102. Kriegsknechte, milites
(nicht immer läßt sich bei den Klagen des Predigers genau
feststellen, ob unter milites Adelige oder Kriegsleute schlecht-
weg verstanden werden), Domin. 65, 1 — Freib. 2, 83": octava
plaga (Agyptens) fuit locusta, cujus non erat numerus et operuit
faciem terre, ut nec quicquam ejus appareret, et impleverat
domos omnium Egyptiorum, ut dicitur in Exodo (10, 1— 29,
besonders 14 ff), tanta, quam non viderunt patres nostri, et
comederunt et corroserunt omnia, que residua erant grandini,
vastantes omnia. locuste sunt armigeri. locuste enim plus quam
cetera animalia minuta frugibus nocent, ut hic dicit Glosa, sic
et ipsi plus nocent hominibus temporaliter quam ceteri ignobiles.
quicquid enim grandini, id est dominis, remanet, consumunt
totaliter et corrodunt omnino pauperes. sunt enim ipsi de terra,
scilicet de rusticana progenie, ideo profundius et nequius sciunt
in domibus pauperum minutas res eorum perscrutari, et faciunt,
quod nobiles invito facerent. sic et ipsi plus nocent hominibus.
de hae materia, si vis, quere in Apok. ІХ (9, 3ff.) de locustis,
que exierunt de puteo abyssi et fuerunt armate et cruciaverunt
homines nimis quinque mensibus et habebant super se regem,
angelum abyssi, cui nomen hebraico Zabaddon, grece Appolion,
38 V. Abhandiuog: Schönbach.
latine: ,exterminans'. Sanct. 177, 2: ita dic de armigeris, qui
rapere possent ut alii armigeri mali, si vellent. Freib. 1, 240°
(vgl. Studien 7, 36): et quia modo multi illorum (Kriegsleute
des Kónigs) sunt luxuriosi, ideo illorum animositas est, quod
incendunt villas, domum vidue vel molendinum (die Mühle ist
dem Interesse des Dorfes dienstbar und wird daher besonders
hervorgehoben) vel rusticum occidant vel ecclesiam spolient et
boves vel capras agitent et sequantur etc. semper dicit: ,bello
cum illo domino vel cum Шо‘. falsum est, sed cum capris, bes,
bobus, viduis, cum domo rustici et molendino. hoc bellum etiam
sciret vilis ancilla, quod ante se agitaret capras etc. et ignem
apponere ad domum. quam viriles sunt milites nostri, bellatores
nostri! Freib. 1, 222*: sieut dux plus diligit militem, qui fugit,
sed post fugam strenue agit, quam multos alios, qui nec fugiunt
nec ibi fortiter pugnant. Comm. 2, 5: non libenter sequitur miles
dominum illum, qui non potest sibi restituere equum suum, si in
servitio suo eum amiserit. Pferd, Eigenschaften (vgl. mein Buch
über Hartmann von Aue, 8. 319 f; Reinhold Köhler, Kleine
Schriften 3, 33 f.), Spec. 72, 4, die 32. Predigt, fehlt bei Jakob
S. 102 und ist im Lips. 496 rot überschrieben: Equus debet habere
sex laudabiles naturas, ita debet habere religiosus. Dort heißt
es 12, 5: debet igitur habere equus caput exiguum, pelle prope
ossibus adherente; oculos magnos, quasi ante caput jacentes;
aures breves et argutas, quasi in ante porrectas; latus longum
substrictum; crura fortia, sicca et equaliter a genu usque ad
pedem porrecta; item ut sit corpore fortis et altus. Das wird
dann noch im einzelnen verbandelt, wobei sich mehrfach
deutsche Ausdrücke angewandt finden (Stud. 5, 64): — ut habeat
aures non magnas et erectas et collum erectum, ut de altis, de
celestibus libenter audiat et loquatur, non de istis inferioribus.
— crura fortia et a genu plana — intentiones, ut plane pro
Deo faciat bona, que facit. multi enim versus cantantur, locu-
tiones leguntur (im besonderen kirchlichen Sinne), ministeria
fiunt, eleemosine dantur, sacrificia etc., pro quibus Deus nun
quam remunerat. — ut fortis sit et altus. — item Dominus in
religioso, ut nobilis in equo, sex bonos mores singulariter querit,
contra sex mores pessimos vel vitia, que detestatur singulariter
et supra modum, ita quod multo minus pretium pro ipso dat.
— unum est, si habeat ita durum os, ut freno teneri non possit,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 39
sed currat, quocunque velit. nam tales quandoque portant et
se et sessores in precipitium vel inter inimicos. — unum est,
quod faciliter cum freno ducatur. — secundum vitium, sunt
stationarii, nec ulterius induci possunt, ut multi religiosi, quasi
omnes, quorum alius vadit, quantum aliquis per annum pro-
fecisset, et sibi subsistit, alius, quantum quis per duos etc.
(Studien 5, 64.) — item tertium est: in aquam se non immergere,
ut quidem, et dominos submergunt et periclitant in nimiam car-
nalitatem. — quartum est (Studien 5, 64): plane ire, non nimis
cespitare, ut quidam equi, quos oportet semper in custodia te-
neri, aliter graviter cespitant, struchent, id est, aliter sepe ca-
dunt, ilii sunt in statu periculoso. quintum est formido inutilis
et inordinata et stulta, ut equi umbratici. — Mit meiner Auf-
fassung dieser Stelle (Studien 2, 16f.), die sich auch auf Du
Cange 8, 365 stützte, ist Roediger nicht einverstanden, er nimmt
wmbratilis, umbraticus als Bezeichnung eines Pferdes, das an
der umbra leidet, einer Augenkrankheit == mhd. scheme, nhd.
Schemen, und beruft sich auf Lexer 2, 698. DWtb. 8, 2538,
Nr. 5. — sextum: mali mores (equi), mordent quidam homines,
equos secum stare non permittunt, calce feriunt, non se suffe-
runt ascendi etc. sic quidam religiosi ita sunt feroces, feri, im-
portuni et crudeles, quod, cum tempus crudelitatis venerit, nullus
cum eis pacem habeat, verbis nunc illum turbando, nunc illum.
cum non sunt moti, satis sunt tolerabiles; cum vero ab aliquo
moventur, nullus cum eis pacem habet. Domin. 92, 1: caro enim
nostra est ut equus stationarius, qui, quanto magis quiescere
permittitur, tanto plus deterioratus est; etiam ut aqua, que, cum
non movetur, putrescere et fetere incipit; sic et corpus, si per
castigationem discretam non exercitatur, de die in diem pejo-
ratur. Freib. 1, 161^: quid est pinguedo corporis nisi stercus?
qui igitur stercus contra se cumulat, citius putrescit. equus, si
diu otiosus stat in stabulo, vilescit. moderatio commodi et pabuli.
sana est corpori et anime. inde divites sepius egrotant quam
pauperes. Spec. 62, 5: exemplum de equo, qui, nisi cito dometur
vel ambulare informetur, non mansuescit et trotare vix resistet.
exemplum de virgula. exemplum de instructione parvorum.
exemplum in curatione gravium infirmitatum. nemo repente fit
summus, vel vix aliquis, exceptis martyribus. Freib. 1, 192":
etiam beatus Augustinus comparat corpus equo et animam sive
40 V. Abhandlung: Schönbach.
spiritum sessori. si equus infrenatur, recte incedit. si non, per
quecunque devia currit et se et sessorem precipitat vel sic aut
sie occidit. sic et corpus facit anime. 1, 240": ideo studet dia-
bolus eos ad peccatum inducere, quia scit, quod equus antiquus
non de facili discit ambulare et canis antiquus fune trahi, ve-
stimenta luto putrefacta non de facili lavari posse, lupus antiquus
domari. ideo, vos pueri, cavete peccatum et intendite bono.
Spec. 67, 5 — Sanct. 204, 2: dilectus homo exterior, cum incras-
satur, recaleitrat spiritui, sicut palefridus abbatis, qui duplicem
habet prebendam (et otiatur), hinnit et recaleitrat et quandoque
sessorem suum precipitat. runcinus enim rustici, qui multum
laborat et durius pascitur, quando a carruca (carra) solvitur, in
pace capite demisso ad stabulum revertitur.
Adel und Herren — am Wappen zu erkennen. Freib. 2,
42? — Studien 5, 85. Einleitung, Baumgb. Rust. de Sanctis, Nr. 9
(149): per latus Aquilonis significantur nobiles seculi, qui frigido
vento, id est, tumultibus seculi expositi sunt. quorum sunt tria
genera: primi sunt reges et principes; secundi comites, baroni
et liberi; tertii milites et confinitimorum judices. Freib. 1, 20°:
potens est, qui habet unum castrum. potentior, qui regnum
unum; potentissimus, qui totum mundum. Freib. 2, 189*: magnis
autem principibus preparantur domus tripliciter, ita et sibi.
primum est, quod diligenter mundantur sive purgantur. secundo
ornantur floribus vel gramine vel varn (Studien 5, 90), vel ta-
petii, sedilibus, pulvinaribus et aliis. tertio custodes ostiis ap-
ponuntur, ne aliquis introeat, qui eos turbet. (Zuhörer Bertholds)
Sanct. 73, 2: si dicitis: ,nobiles et divites sumus‘, respondeo —.
Stufen des Herrendienstes, Comm. 28, 3: sicut enim honestius
est servire regi vel imperatori quam militi seu garzioni, sic
honestius est servire creatori quam alicui creature. Spec. 89, 4:
et eis libenter serviunt singulariter. primi sunt potentes sive
magni, sub quibus tute vivunt, ut, cum dicitur: ,cujus est iste?',
si dieitur: ,vilis illius militis, verecundatur; si dicitur: ‚impe-
ratoris camerarius vel pincerna', gloriatur. Sanet. 111, 1: quem-
admodum nobiles plus gaudent de uno cervo, licet cum labore
apprehenso, quam de multis agnellis, quos possident in ovili.
consideret igitur peccator, non esse modicum quid, pro quo
tanti tam magnifice gaudent. 166, 2: qui igitur plus diligit lupum
vel canem, non est virtuosus, ut quidam, qui potius vellet mori
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIH. 41
proximum quam canem immundum vel lupum. talis non est
virtuosus nec babet ordinatum amorem. dicis: ‚me lesit‘. re-
spondeo: si non vis diligere nisi diligentes te, quare ergo Deus
tanta pro te pertulit, si tu nihil pro eo? (dic aliqua!) si paganus
pro homine tanta pertulisset, quanta Deus, cum aliquo haberet
sibi regratiari. multi honore principum abusi, sunt incurialiores
bubus tales. 232, 1: facit enim Dominus anime ut nobilis homo
et curialis, qui, recepto hospite in platea, primo in egressu be-
nigne suscipit, dicens: ,domine, super omnia, que hic sunt, pre-
eipite!‘ 179, 2: licet enim dominus terrenus committat cellerario
bona sua; non tamen ideo vult, ut solus consumat omnia, sed
familie distribuat. Freib. 1, Те: exemplum de domino, qui co-
tidie contumelias et alapas et alias injurias a servo vili tam diu
sustineret. 210°: facit eis ut nobiles, qui dant militibus suis
equos, castra, villas, vestes nobiles etc., ut eis libentius serviant,
quod et faeiunt. sie justi Domino pro beneficiis. (Sitten des
Adels) Spec. 64, 4: primum est, ut (nobiles) sint humiles et
valde timentes Deum. unde Dominus mandavit divitibus hujus
seculi, quod precipue debent Deum multum timere, quia, cum
quandoque inferiores peccant, corripiuntur, puniuntur graviter
per judicem vel plebanum, per vicinos arguuntur; sed nullus
est, qui audeat dicere illis veritatem vel punire eorum excessus
(sehr bezeichnend!), sed omnes durissimo judicio reservantur.
ideo multum timeant sibi et sint humiles, quia Deus non curat
de superbia et de humilitate vestra ut de infimo leproso. in
nullo habet vos Deus altiores quam nos alios. sunt quidam et
quedam, que extollunt se super nos, quia nobiles vel vestite.
decepti sunt omnino, quia nullus coram Deo altior, nisi qui est
melior et plura bona facit. — si adulterantur, non reprehen-
duntur; si hoe vel hoc faciunt, si injustum auxilium prebent
amicis etc., qui digni sunt morte. — secundum est, ut subditos
ab injuriis aliorum, pro posse et in quantum debent, defendant
per suum judicium. ipsi enim illos pro posse tueri tenentur, ut
parentes majores fetum suum minorem. juste debent judicare,
non respiciendo personam cujuscunque, sed causam. (Deuter.
16, 19) et sicut eos ab aliis defendunt, ita ipsi eos non ledant.
tantum esset eis, ut unus lupus raperet eis ovem sicut alius.
estne verum? non debetis facere, cum sitis nobiles, ut rustico-
rum ignobiles magni canes, qui pro posse custodiunt cadaver
42 Y Abhandlung: Schönbach.
et fugant corvos, picas, parvos canes — sed ut ipsi rodant et
consumant. Baumgb. Rust. de Sanctis, Nr. 83 (854): primi (qui
districtius quam ceteri judicabuntur) sunt potentes et nobiles,
qui in dignitatibus positi judicium et justitiam in Ecclesia non
fecerunt, immo ipsi plus quam ceteri viduis et pupillis et sacris
locis et multis hominibus nocuerunt, immo et alios nocere per-
miserunt nec jusserunt. Spec. 74, 3: plerique dominorum nune
tales (ut Joseph) non sunt, ideo nec adeo ab hominibus dili-
guntur, nisi tantum a joculatoribus et ab hiis, qui lucrum de
ipsis querunt. subditi autem eorum habent ipsos pro rapacibus
lupis suis, sicut et sunt. Sanct. 96, 1: hii sunt milites, qui
multas res et homines simul colligunt, in quibus operamur pre-
dicando multa bona, videlicet quod hoc et hoc malum dimittant,
hoe et hoc bonum faciant, sed habent inter cetera duo idola,
hoc est, duo peccata, que eis nusquam vel raro eis predicando
auferre possumus; alia eis quandoque bene auferimus. que sunt
illa? unum: exactiones sive oppressiones indebite. induceremus
eos bene quandoque ad hoc, quod dimitterent torneamenta,
choreas, adulteria, apertas rapinas etc., sed quod deserant ex-
actiones indebitas, nequaquam. sciant tamen, quod, quamdiu
hoc idolum apud se habent, salvari non possunt; aliqua ratione
faciant, quicquid velint. et ideo Dominus multum adit eos in
tantum, quod tripliciter punit eos. primo, quod non permittit
eos hic prosperari vel raro etc. — secundum idolum est, quod
juvant dominos vel amicos suos, sive juste sive injuste. dicunt,
quod non possunt dimittere pro hoc vel pro hoc. 177, 2: unde
nobiles, qui sibi cavent ab exactionibus, rapinis et oppressione
indebita subditorum, plurimum merentur, scientes, quod, quic-
quid injuste habere potuerunt et illud pro Deo contempserant,
tantum meruerunt, ac si Deo illud obtulissent. 22, 1: Rachel,
que interpretatur ‚ovis‘ vel ,videns Deum‘, est religio, que debet
esse mitis ut ovis et videre Deum per contemplationem. duo
ejus filii sunt duo genera religiosorum, videlicet claustralium et
non claustralium. Zelpha, que interpretatur ‚os hians‘, est status
clericorum, qui alios docent. duo filii clerici beneficiati et non
beneficiati. Bala, que interpretatur ‚absorbens‘, sunt nobiles sive
divites, qui aliis famem patientibus bona terre multa absorbent.
cujus duo filii nobiles ceteros judicantes et non judicantes. Lia
— laboratores sive mechanici —. 180, 2: verbi gratia, ut cum
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 43
dominus jubet servum incendere, predari, occidere, furari etc.;
sic jubens dampnatur, ut qui opere perficit. 202, 2: domini
autem terreni volunt sibi durius satisfieri quam sustinere valeat,
qui eos lesit; Dominus vero celestis non sic est crudelis, sed
clementissimus et dulcissimus. Domin. 19, 1: due rote super
terram, alte et horribilis aspectus, sunt alti et potentes hujus
mundi, seculares et spirituales. quam magna sit potestas et di-
gnitas dominorum secularium, scilicet regum, ducum, comitum
etc. respectu pauperum et inferiorum, in vobis ipsis cottidie
videtis: quod jubent, fit, et quod inhibent, non fit. item, quam
alta sit dignitas dominorum spiritualium, scilicet archiepiscopo-
rum, episcoporum etc., similiter patet, quia dicitur eis a Domino:
quodcunque ligaveritis etc. Comm. 42, 2: sed mali consiliarii
consulunt dominis, quod subditos suos gravent, eo quod subditi
multa lucrentur et domini necessario indigeant adjutorio, et
tales consiliarii ponunt dominis canem super dorsum (Studien
2, 104). Zu strenge Herren, Comm. 42, 2: Beispiel Roboam,
Folgen: primum, quod predictum est, quod decrescunt ei res,
ut, qui apes spoliat nimis melle, se spoliat. et secundum, quod
decrescit ei favor subditorum et minus dolent de adversitatibus
ejus et minus ei sunt fideles. tertium, quod decrescit in homi-
nibus, quia ab eo recedunt ad alios dominos sive ad alias terras.
quartum, quod ex eis sequitur, quia decrescit ei honor, quia,
qui perdidit res et homines, hujus etiam honor minuitur. quin-
tum, quod fama sua perditur apud homines et apud alienos.
hec sunt temporalia. — unde non remanebunt ei nisi duo, sci-
licet nomen dignitatis cum incerto victu cottidiano, quod vix
veniet cum rebus omnibus de anno ad annum, de mense in
mensem, de ebdomada in ebdomadam, immo de die in diem.
secundum: solatium adulatorum. nec in hoc sibi placeant, quia
quicunque honorant eum, hoc faciunt ex timore vel pro questu,
ut canes, qui secuntur cadavera, ut lupi et vultures, qui, quam-
diu inveniunt, quod rodant, secuntur cadavera; cum vero nu-
datum est, relinquunt. sic aves ad aquilam. quia permittit eas
secum predam edere, sed cum ei deficit, ipsas comedit. sint
ergo clementes, et ex hoc crescent eis res, hominum favor,
copia hominum, honor, fortuna. Spec. 93, 1: sic quidam domini,
ut quidam advocati etc. sunt. non est humanum crudelem esse,
cum homo habeat os parvum, ungues et pellem lenem. — sunt
44 V. Abhandlung: Schönbach.
multi ut mare, quod facili vento movetur et fetet et spumat
et insanit et homines perdit et tribulat. sic quidam domini sem-
per pauperes tribulant, semper cruciant illos: ‚da! da! (= дір!
gip!), immo quoadquid sunt pejores illorum quidam diabolo
(= Freib. 1, 23°), quia ille non nisi malos torquet, isti bonos
et malos, id est, viduas bonas, orphanos, rusticos, sacerdotes,
religiosos. Freib. 1, 33* (Studien 5, 79): abstulerunt nostra nobis
et labores nostros, unde vivere debuimus nos et filii nostri!
assunt igitur angeli boni, et queret equus judex testimonium
ipsorum. et respondebunt: ,equissime judex, vera sunt hec, quia
hec vidimus, doluimus, dissuasimus sollicite, nihil profecimus*.
mali angeli a sinistris: ,equissime judex, vera sunt hec, quia hec
vidimus, consuluimus, fecerunt quod consuluimus, et multum
letati sumus‘. ita dic ad omnia alia, que secuntur. secundo de
similiter conquerimur de istis furibus, quorum quidam nobis
nostra nocte occulte furabantur, quidam aperte in die nobis vi-
dentibus. primi, qui in nocte sic vel sic nobis res nostras fura-
bantur, vestes nostras de cameris, peenniam nostram de cistis,
nostros equos de stabulis nostris et pecora, vinum de cellariis
nostris, pisces de gurgitibus (gurges — locus in fluvio arctatus
— ad capiendos pisces, Du Cange 4, 140f.) nostris etc., gra-
mina de pratis nostris, pabula de agris nostris. Freib. 2, 97°:
vix enim aliquis princeps, qui non habeat aliquas res injustas,
vel castra aut civitates sive terras vel injusta thelonea aut aug-
mentata aut homines aliorum vel exactiones. vix est aliquis
miles, judex vel nobilis, quem avaritia ex aliqua parte non vi-
cerit: per rapinam, advocatias, exactiones. ita dic civibus et aliis
statum suum. similiter domus omnes civitatis. rarus est enim civis
vel mechanicus vel agricola, immo ancilla vel servus, qui non per
aninam avaram sit infectus: illi cum usura, illi cum pignoribus.
alii cum preemptione, alii cum hac vel cum hac fraude, alii cum
ungelto (Studien 5, 88). — immo parvuli servuli incipiunt avare.
immo et domum regine incendit princeps Babylonis avaritia.
nam sicut nobiles viri extorquent majora a subditis injuste, sic
quedam nobiles femine minora, ut nere, lanam carpere, linum
dare etc. immo et nobilissimum templum incendit. multos enim
in clero per pluralitatem beneficiorum, per extorsionem pecu-
niarum. multi enim religiosorum nunc per simoniam et per pro-
prietatem et per nimiam vel avaram conquisitionem deducuntur.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 45
37°: secunda valva, ut nihil (servi, rustici) pro timore terreno-
rum dominorum faciant aliquo modo, quod sit contra Dominum
celestem, nec graminando nec pabulando nec alios decipiendo
nec feminas eis ducendo nec proximum pro eis ledendo. —
Große Sippschaft, Sanct. 79, 2: pauperum non recipiunt, bene
vestitis et magnas caudas familiarum habentibus magna com-
moda faciunt. Vögte, Domin. 64, 2: septima (plaga Egyptiorum)
grando maxima — iniqua dominatio sive advocati injusti nullis
elaustris nunc parcunt vel ecclesiis, nam quas predecessores
eorum dotaverunt, ipsi spoliant. tales advocati, judices, tyranni,
principes etc. exactores sunt quasi lupi.
Stüdte, Spec. 59, 5: (himmlisches Jerusalem) tres habuit
muros. intra extremum murum civitatis habitabant artifices et
plebei et populares. intra secundum sive medium cives nobi-
liores et prophete, intra tertium fuit domus regis et templum
Domini. Sanct. 120, 1: triplex signum — in Oriente mundi,
quia stella magna apparuit in Oriente existentibus. in medio,
quia vox angelorum insonuit: Gloria in excelsis etc. non tamen
dico pro certo Jerusalem sitam in medio mundi, sed quodam
respectu, sicut et alie terre multe respectibus diversis. in fine
mundi, id est, Rome. Roma enim sita est in Occidente mundi,
in qua fons olei in nativitate Domini erupit et templum pacis
corruit. 7,2: sunt plerique sic curiosi, si scirent pro certo civi-
tatem in partibus transmarinis sitam, in qua tale esset con-
vivium et tales ac tanti convive et que tam laudabilis et
amena esset, solummodo causa videndi ipsam quantocius trans-
fretarent. — hec non est magna ut Ninive, nec ornata ut ci-
vitas Romana (so und nicht Ratisbona wird die Abkürzung
aufzulósen sein), nec divitiis talibus exuberans ut quondam Tyrus
gloriosa, nec talis ibi pax ut quondam in Jerusalem tempore Sa-
lomonis — hec enim omnia pro minimo, immo pro nihilo ibi
essent. Vgl. Studien 2, 59 f. Sanct. 250, 1: et sieut fossata civi-
tates undique circumdant et cingunt, sic luxuria corpus et ani-
mam circumdat et inquinat. et sicut aqua in fossatis fetet, sic
isti nimis coram Domino. Spec. 86, 1: aliquando autem de ster-
quilinio fit hortus, aliquando de loco ameno fit locus fetidus,
sicut patet in civitatibus subversis. nam illa regio tota irriga-
batur quasi paradisus. Himmlische Stadt im Vergleich zur irdi-
schen, Freib. 1, 182: pro posse vitanda est societas malorum;
46 V. Abhandlung: Schönbach.
nullus enim liber haberet consortium cum urtieis, cum ferro
candenti, cum spinis, cum serpentibus et ranis etc. — diabolus
nunquam vult habere pacem tecum, nisi quam cattus cum mure,
vel lupus eum ove aut milvus cum pullo. — inter cives illius
regni celestis est pax perfectissima, sicut unus oculus concordat
cum alio, et membrum cum membro. Vgl. Freib. 1, Ak (Studien
5, 18).
Achtung durch den König, Comm. 46, 6: sic rex genera
liter maleficos sive inimicos illos vel illos proscribit, singulares
tamen inimicos nomine exprimit et in littera proscriptionis no-
minetenus scribi facit. — Richter, wozu vgl. die Stellen über
den Adel oben S. 31, dann Studien 5, 89. 7, 24 ff. Freib. 1, 5*:
et expensis nimiis ex pigritia et negligentia tota terra manet
sine pace. nam subjudices, cum non habeant judicium nisi pro
questu, non judicant nisi secundum amorem vel munera et ex-
hauriunt pauperes, et cum jubentur accipere tantum ut digitus,
accipiunt ut cubitum. ideo deberent ipsi domini judicare et se-
euros pauperes facere et istos capere, donec pauperibus omnia
redderent. — o quantus est Karolus! quantus H(enricus) etc.
— domini in terra sunt, ut rex apum inter apes est. dic, si
vis. ut sol, qui, ubicunque venit, multe stelle illum comitantur:
nunc ille, que dicuntur Cancer; nunc ille, que Pisces etc. si
ascendit, ut in die, secum ascendunt; si descendit, ut in nocte,
secum descendunt. amici sui, consanguinei sui, affines sunt cum
suis subditis. vicini sunt, quos ad hoc cogit familia sua. alii
secum descendunt ad infernum amicitia, alii timore, munere,
adulatione, silentio etc. qualis rector civitatis, tales et inhabita-
tores in ea. 2, 24 (vgl. Studien 1, 91): ideo, vos domine, non
permittatis filios vestros male loqui et male facere, et vos, viri,
familiam vestram, et quilibet judex in districtu suo, sive sit
judex major sive inferior, si aliquod peccatum non haberet,
quia hoe non facit, dampnatur. noni, qui non manifestant, niht
offent, ad corrigendum peccatum alterius, cum ad officium ejus
pertinent revelare, ut in synodo Alexandrina. 2,602: tertium.
quod majores subditis debent, est, ut sint boni judices et dili-
genter exerceant officium suum, sicut et quilibet fidelis homo
suum. debent enim laborare, ut pacem faciant in terra suis et
inter suos, et etiam, si possent, inter alios, ut Deus fecit. sic
et ipsi, cum creduntur esse in quiete, debent scrutari maleficos
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII, 47
et іпсагсегаге. — ut patet in David, in Karulo —. item, si
dieit aliquis, quod libenter juste judicaret, si sciret, respondeo:
debet cavere in judicio, ne abstrahant eum a vero judicio hec
quinque: inordinatus timor, amor, odium, negligentia, cupiditas.
Erbrecht, Freib. 2, 40% — Studien 5, 85. Erpressung, Kauf,
Comm. 44, 5: venenum, cum quo singulariter milites sive no-
biles se inficiunt, est exactio sive rapina. suadent demones ipsis,
quod pauperibus res suas auferant, quia res suas aliter defen-
dere non valeant. verum est, satis studiose ipsos quidam de-
fendunt, sed non sicut gallina pullos suos a milvo, ut quiete et
pacifice vivant, ut ditentur et proficiant, sed sicut canis cadavera
corvo, ut solus comedat. Freib. 2, 159?: nota de dominis, qui
pauperes etc., et de predonibus vel incendiariis, qui vestes in
hieme vel in frigore auferunt vel domos incendunt. Domin.
118, 2: quale est, quod latro ridet, cum ducitur ad suspendium?
puto non esse angelum in celo, qui non dampnaretur, si tale
fecisset ut tu. Freib. 2, 176°: sed si non converteris, tanto erit
gravius judicium, ut carnifex, quanto altius securim levat, tanto
fortius percutit animal. ita de arcu. nota: alicui expectavit
(Dominus) usque ad canitiem, et non advertit. — si aliquis de-
meruisset vitam et ligatis oculis sicut latro deduceretur per
pratum florum ad decollationem, cum perveniret ad finem prati,
stultus esset, si gaudens iret per flores et non consideraret,
quid futurum ei esset in fine prati. insuper, si aliquis illum re-
vocaret, et non curaret, sed semper iret. Spec. 49, 3: quis latro
reddere nollet, cum duceretur ad patibulum? qui molam haberet
in collo, ut in profundum precipitaretur, si non posset funem
solvere, rogare deberet amicos vel filios vel uxorem, ut vellent
nollent exsolverent eum, etiam furtive. Vgl. Studien 2, 115 ff.
Strafen, Sanct. 109, 2: indubitanter enim malis non est bene,
qui pro suis iniquitatibus in patibulis eruciantur, rotantur, igne
cremantur, suffodiuntur, carceribus torquentur еїс., sed veris-
sima est respective habita comparatione ad peccatores damp-
natos, qui in inferno torquentur. multo enim acrius cruciantur
ili quam isti. isti enim simplicem sustinent mortem, illi dupli-
cem in eternum. Freib. 1, 10^: insuper multi pro peccatis suis
etiam corporaliter eruciantur, suspenduntur, rotantur ete. per-
dunt oculos, manum etc. tot libras vel tot. ad peccata etiam
sepe admiscent se diverse amaritudines, unde ille raptor sagit-
48 У. Abhandlung: Schönbach.
tatur per crus etc. habeat sibi dampnum! cur ergo non quievit?
ille vulneratur, ille oceiditur, ille ferro ustulatur vel suspenditur
— habeat sibi dampnum! cum quo diabolo occupavit se? cur
non fuit in pace? ista lena vel adultera perdit nasum, ille
ebriosus calculatur (muß hier heißen: ‚leidet am Stein‘, doch
kann ich eine solche Bedeutung weder aus Du Cange 2, %f.
noch sonst belegen), et aliam habebit gravem et magnam infir-
mitatem. Ше luxuriosus fit leprosus ete. ille invidus semper
tristatur, ille iracundus peraltercatur (unbelegt), ille usurarius
capitur etc. hujusmodi. Freib. 1, 1918: si enim regnum celeste
venale esset, et si Deus vellet, quod homo pro illo per totum
corpus catenis ferreis ad statuam ferream ligaretur et ibi cotti-
die panem et aquam usque ad mortem comederet, libenter pati
posset. et si hoe Domino adhuc non sufficeret, sed vellet, quod
super hoc cottidie flagellaretur ad sanguinem, libenter pati de
beret, bonum foret. et si adhuc Domino non sufficeret et vellet,
quod cottidie ad caudam equi trahereris per spinas, sentes,
carduos et scopulos per decem annos, libenter etc. si adhuc
non hoc, sed quod in inferno ut diabolus torquereris per mille
annos, libenter etc., bonum foret et optimum mundi. Jeronimus
in libro illustrium virorum de Ignatio cap. XVI (Migne, Patrol.
Lat. 23, 766 f.) scripsit: Ignatius ad Romanos: ,oro, bestias ve-
loces esse mihi (quidam ponunt feroces) ad interitum et illiciam
[bei Migne: alliciam] eas ad me comedendum. [Ein Satz fort-
gelassen.] si noluerint venire, ego vim faciam, ego me ingeram,
ut devorer. ignoscite mihi, filioli mei: quid prosit mihi, ego
scio. [Es fehlt: nunc incipio Christi esse discipulus.] nihil de
eis, que videntur, desiderans, ut Jhesum Christum inveniam.
ignis, crux, bestie, confractio ossium, membrorum divisio et totius
corporis contritio et tormenta diaboli in me veniant, tantum ut
Christo fruar. — Erfindung des Galgens, Domin. 135, 2: (6. бе
bot) sie adhue sacerdotes, qui in subditis eam (luxuriam) pu-
niunt, spiritualiter commendat; e converso punit, qui non. Nu-
meri VI (25, 4): suspende cunctos principes (in patibulis). —
hic die, quod patibulum inventum fuit. nota ,cunctos', quia
omnes in judicio dampnet, qui pro posse non exstirpant eam a
subditis. Furcht vor Gehüngten, Domin. 142, 1; vgl. Studien 2,
114, wo der Literatur beizufügen ist: Chr. Villad Christensen.
Baarepreven, Kopenhagen 1900.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 49
Kaufleute, gemeinsame Unternehmungen, Domin. 56, 2 ==
Freib. 2, 15°: cum amor omnia faciat communia, que sunt pri-
vata, sicut socii mercatores sibi lucrum communicant omne, licet
unus petat hane provinciam querens nundinas, alter alteram,
communitas tamen pacti et societatis lucrum reducit in idem.
Unlauterer Gewinn, Freib. 2, 194 (kürzer Comm. 31, 2): per
avaritiam multipliciter, quia pro avaritia facit quosdam mentiri,
fraudare, festa violare, pejerare. per avaritiam facit, ut, si posset
unus alteri vendere valens obolum pro triginta denariis, ven-
deret. ut quidam apotecarii sive institores et plerique alii et
breviter omnes, qui volunt ditari, non dico sustentari, sic in-
humane et rapaciter vendere consueverunt. ideo omnis nego-
tiator, qui vellet esse securus de vita eterna, non deberet in-
tendere, ut ditaretur, sed ut sustentaretur secundum conditionem
status sui. Zerminhandel, Spec. 64, 6 = Freib. 2, 36°: ut res
injusto modo non conquirant, quemadmodum quidem, qui do-
minicis diebus nunquam quiescunt; quidam, qui in domibus suis
mala fieri permittunt causa lucri; quidam, qui semper jurant,
immo sepe pejerant, ut qui preemunt; quidam, qui carius in
certum terminum vendunt; quidam, qui furantur, ut quidam
molendinarii, qui non per se, sed servi eorum, pulli eorum et
porci eorum et circulus furantur. Habsucht vererbt sich, Domin.
148, 1: cum enim vident juvenes filii mercatorum, quod patres
sui alios decipiunt, faciunt ut illi. cum enim vident subditi, quod
majores habent tam magna pignora, ita non timent perpetrare,
que majora sunt. Üble Praktiken, Spec. 11, 2: nota, quod diffi-
cile est, in negotiatione hominem non offendere: item Leo Papa
(Epist. 167, Patrol. Lat. 54, 1206, inqu. XI): difficile est, inter
ementis vendentisque commercium non intervenire peccatum.
verumtamen mercator volens salvari caveat hec septem: primum
est, ut nihil emat vel vendat, quod Deus inhibuit. inhibuit
autem, quidquid non est utile, immo nocivum. non ergo debes
vendere puellam ad incontinentiam, non uxorem alicujus filiam,
ancilam, consanguineam etc. — item non judeum, rectum vel
injustum. item ecclesias, sacramenta, talos, juramenta, predica-
tionem. — secundum est, ut non sit nimis cupidus lucri supra
modum, ita quod proximum supergrediatur fratrem suum,
quoniam vindex est Deus de hiis omnibus. — tertium, ut ca-
veant mendacia et juramenta sive perjuria. — quartum est, ut
Sitzungsber, d. phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh. 4
50 У, Abhandlung: Schönbach.
caveant furtum sive fraudem in numero, pondere et mensura,
sive in aliis, in quibus fraus esse potest. item breviter: quam-
cunque rem vendis, in qua latet malum, quod videre non potest
emens nec cognoscere, quod tu scis, in hoc furtum commisisti,
et ideo facis contra preceptum septimum. non facias furtum,
nec in numero, nec in pondere, nec in mensura, nec in alio
quocunque modo, quoniam contra hoc septimum preceptum fe-
ceris. deprehensus cum hoc furto reddes septuplum, ut dieit
Salomon Prov. VI (6, 31), quia pro hoc dabis in morte, quod
nunquam Deum videbis, quod nunquam angelos, sanctos, Ma-
riam, celum; animam et corpus eterno supplicio. nota de men.
sura, videlicet de digito mercatorum et de finibus et de exten
sione pannorum etc. de cauponibus, quod miscent aquam vino,
quod non implent, sic vel sic. Mich. VI (6, 10): ‚mensura minor
irae plena‘. de pondere, quod facitis in ponderatione, quod fa-
citis cum vivo argento. item, quod libram alicujus levatis ex
ima parte, quod alte tenetis, quod ligamen. si dicis: ,do ei, ut
videat', respondeo: si habes eum pro tali, quod bene agnoscat,
et neminem velis decipere cum hoc, sit ita. si pro tali, quod
non, non. si pro anguillo dares ignaro serpentem, cum sint si-
miles, et ille comederet et moreretur, homicida sui esses. si pro
auro cuprum, fur suus esses. — in numero, quod convenitis, ut
hoc vel hoe carius nullus emat, et sic vendentes spoliatis. quod
male numeratis etc. breviter: ubicunque in hoc, quod non vi-
detur, fraudare aliquem intenditis, in hoc furtum committitis,
sive sit in re inanimata vel animata. misere fur, aquam vel
farinam lacti admisces, vaccam vendendam per aliquos dies non
mulgetis, vendens quasi tristis, ut mamillis turgentibus lactis
copiam habere videatur; caseos exbutiratis; lanam in madidam
terram, ut plus ponderet, per noctem reponitis. in omnibus hiis
multum peccatum committitis. piscium veterum fauces tundis
vel sanguine tingis; carnes malas pro bonis vendis, pisces cor
ruptos, et sic reus eris mortis comedentium. pulverem et quis
quilias vel purgamenta frumento addis et pro frumento vendis.
equos tales et tales pro bonis vendis. vestes veteres sophisticas
(Du Cange 7,528 — adulterare), ut sic quasi nove videantur,
et cum pauper operarius putat se diu bene vestitum, vix filum
tenent ad paucos dies utriusque suture. hujusmodi fraudes sunt
signa diaboli, quem plurimi heu mercatores habent, et hii omnes
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 51
датарпапіог. — quintum, ut caveat usuram, que fit in preemp-
tione et prevenditione. Le. XXV (Levit. 25, 36): ne dederis
usuris nec amplius accipias, quam dedisti. Das Folgende Studien
2, 105. — sextum, ne nimis tristentur mercatores et operarii,
cum non prosperantur vel dampnum patiuntur, et contra Deum
irascantur et murmurent. — septimum est, ut festa non infrin-
gatis. Freib. 2, 38*: et ideo omnino debet ibi quatuor cavere,
duo emptor et duo venditor, ne dampnentur. unum, quod emptor
debet cavere est, ne emat levius quam in mandato. ut pre-
emptores faciunt, quia hoc est usura. dic breviter aliquid de
hac. secundum, ut scienter non emat rapinam vel furtum. ven-
ditor etiam duo caveat. unum est mendacium et fraudem. plura
sunt, ut non jurare semper et festa observare, et non supra
omnem modum nimis care vendere, ita quod emeng supra mo-
dum jaceat in dampno etc. sed illa duo predicta sunt precipua.
unum est, ut dixi, mendacium et fraus, liegen triegen lugen
trugen (Studien 5, 85). pro quo plurimi mercatores dampnantur.
quoties enim mentiris, ut proximum decipias, mortaliter peccas.
— in hujusmodi fit dupliciter fraus. uno modo, cum quis habet
diversa pondera vel diversas mansuras, et vendit ad minorem
et emit ad majorem. secundo modo, cum quis habet justam
mensuram et pondus, sed tamen male mensurat et ponderat.
sicut faciunt caupones, qui implent mensuram spuma, vel ulnam
veram sic vertunt vel digitum in ulna, ut qui mensurat septem
ulnas, quod dimidia deficit. omnes predicti tenentur ad restitu-
tionem, cum sint veri fures, aut dampnantur, quia faciunt contra
Dei preceptum. — quicquid tu carius non agnoscenti, quid in
re est, vendis rem, quam tu agnoscis eam valere, tantum eum
decepisti. dicis: ‚do ei, ut videat. dic de anguilla et serpente,
vel ut appareat alterius modi. secundum est, ne vendat carius
ad terminum quam ad manum. omnes tenentur ad restitutionem
militibus, quos semper ita defraudant, et aliis omnibus, sive
taliter vendant hoc vel hoc. nam est crudelis et immunda usura,
ut judei. judeus enim nihil aliud facit, nisi quod vendit tempus.
Das Folgende Studien 2, 13 ff, wo bei dinstag В. Much in der
Heinzelfestschrift S. 193 ff. angezogen werden sollte. — Spec.
96, 2: quinti artifices, mechanici, mercatores. — fraus, hoc vix
evellere possumus, fatentur enim: ,si mentiri vel fraudare no-
lumus, vendere aliquid non possumus. — hoc ejus (diaboli, vgl.
4*
59 ү. Abhandlung: Schönbach,
Studien 2, 117 f.) signum sive character est, quod habent com-
muniter mercatores sui, quacunque per terras vadant. faciet
diabolus omnes, liberos et servos, mercatores habere caracterem
bestie, ne quis possit emere vel vendere, nisi qui habent carac-
terem bestie aut numisma nominis illius. Freib. 1, 240°, vgl.
Studien 5, 83. Tuch, Spec. 57, 5: quia fit homo per longam ejus
(male voluntatis) consuetudinem ut pannus, qui diu jacet in im-
mundo ceno, quia hic ita putrefit, ut lavari non possit vel utilis
effici; si cito levatum fuisset, lavari potuisset. Comm. 81, 2:
nota de novacula, que leniter et noscienter barbam hominis
aufert, sic quidam negotiatores. Kaufläden und Markt, Comm.
22, 9 = Freib. 1, 169°: exemplum de transeuntibus institas, in
quibus sunt venalia diversa delectabilia. ubi aliquis transit et
vix oculum brevissime in transitu illic deflectit, huic forte pri-
mus modus comparatur. deinde, si aliquantulum illa respicit,
nesciens quid faciat, sed statim cum perpendit, se illuc respi-
cere, recedit sine mora, huie forte secundus modus comparatur.
sed si postquam perpendit se illa respicere, non tamen recedit,
sed tantum videre delectatur, quod in illorum aspectu vult de-
lectari, licet nullam omnino voluntatem emendi habeat, huic
forte tertius modus assimilatur, in quo modo multi peccant mor-
taliter, licet religiosi nescientes nolint opere in conscientiam
perpetrare aliquo modo. Freib. 2, 250?: deberet homo, cum hic
sint nundine Dei, remissionis peccatorum et glorie celestis,
semper aliquid emere et reportare, saltim bonam voluntatem,
ut de aliis nundinis. Wage, Spec. 53, 3: quartum est libra. nota:
libre utraque pars semper inter se contendit, ut lingula ad se
fleetatur, пес cum alio occupatur, et significat vitium quoddam,
per quod multi a celo trahuntur, videlicet superbiam. — hoc
peccatum equiparantie et excellentie et placentie respectu aliorum
plurimos nune dampnat, qui omnes cogitationes suas ad hoc ponunt,
ut hominibus placeant vel alios excellant. pro hoc milites tornea-
mentis intendunt, pro hoc ancille et virgines chorizant, pro hoc
viri dignitates querunt, religiosi et clerici prelaturas, ut laudentur
et honorentur. pro hoc plerique viri et maxime femine, quantum
possunt, se excolunt et ornant se, ut per hoc placeant et lau-
dentur, ut tantum lingulam brevi tempore per hoc emant. sicut
lingula multa pondera adhuc sustinet, sic et ipsi multipliciter et
diu laborant, ut linguam nostram emant, sic et sic se ornando.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 53
Bauern, Spec. 77, 2: cum predicas laicis, sic procede. si
es in civitate, die: cras veniant rurales. post principium die:
vos rurales et mechanici et servitiales estis in vera via magno-
rum sanctorum in dura vita. dic multa. die duram vitam ipso-
rum. et vix aliquis vestrum sanctificatur. non dico: ,salvatur*,
sed ,sanctificatur', cujus festum celebretur. de omni aliorum
hominum conditione multi. Vgl. Studien 5, 48. 23. 7, 57. Sanct.
39, 1: rustici sollicite servant tempus seminandi, metendi, me-
dici curandi, mercatores mercandi etc. 205, 2: sicut autem agri-
cola seminare volens semen, inter cetera quatuor facit corpora-
liter: mane surgit — non sit ergo verbum ,mane surgere ante
lucem‘ propter multas utilitates. item: purum granum et melius
eligit ad seminandum et cavet, ne malum admisceat. item: ante
se semen spargit et in diversis locis post se semen spargit, qui
post mortem anime sue bene facere disponit. item: non statim
fructus querit. JBauernsünden, Sanct. 96, 1: rustici invidia.
Freib. 2, 82*: quinta plaga (Agyptens) mors pecorum, que sim-
plicia sunt et dure pascuntur, sunt rustici, quorum multi per-
eunt et de paupertate ad paupertatem vadunt. faciunt enim
mala opera et diversa. ibi enim maxima vigent mendacia, per-
juria, convitia, maledicta, furta, incantationes, fraudes, immo et
hereses. quare? quia de sola vita presenti sunt solliciti, ut ju-
menta, et Deum non curant. diebus festis potius intersunt choreis
ete. quam misse vel vero Deo; Вес est eis nimis longa, eum
etiam sit brevis. Bauern helfen bei Raubzügen, Freib. 2, 226*,
vgl. Studien 5, 91.
Handwerker, Sanct. 224, 2: quamdiu autem carpentarius
secundum lineam non operatur, facit opus curvum; et quamdiu
scriptor secundum lineam non scribit, non recte scribit; et
quamdiu lapicida lapidem quadrum secundum mensuram non
secat, non recte operatur, etiam si sibi recte operari videatur.
sic quamdiu non vivimus secundum justitiam, voluntatem et
vitam Dei, sed vivimus carne et vita nostra curva et inordinata,
vita mala vivimus, etiam si nobis recta videatur. — si esses
pauper, et dives ante se denarios aureos seminaret, et alter ex
parte altera plumbeos, stultus esses, si relictis aureis, quibus
ditari posses, plumbeos colligeres, qui modicissime tibi sub-
venirent. si hortum intrares, ubi multa copia sanorum et nobi-
lium pomorum foret, et econtra multa copia putridorum, si
54 V. Abhandlung: Schönbach,
putrida colligeres et sana relinqueres, stultus esses. si aliquis
nobilis artifex esset, qui artificio suo marcam cotidie deservire
posset, et portaret fimum pro obulo, hunc omnes fatuum dice-
rent. multo magis fatuus est iste, qui cum virtutibus et utilibus
operibus cotidie magna gaudia posset mereri in celo, si vellet,
et occupat se inutilibus, quibus meretur infernum vel purgato-
rium. Baumgb. Rust. de Sanct. 924: quinti sunt Sepherueym
(= Sepharuaim, 4 Reg. 17, 24 ff.), id est, librarii vel mechanici,
qui bene librarii dicuntur, quia quasi in libra filii et filie eorum
discunt mentiri et decipere etc. appone: et habent duo idola:
primum est decipere. dant enim aliquando hominibus emere
tertiam vel quartam partem nimis caram. ille sutor facit servam
suum corium comburere, ut appareat. isti fullones tingentes
pannum in caldarium et comburentes eum, postea pro bono dant
hominibus. isti pannos veteres et alias res antiquas faciunt
quasi novas. isti cerdones inter se paciscuntur, ut vadant ante
portam et intrantibus ad forum prebeant pro rebus ista, ut
nullus plus quam alter; et sic de ceteris mechanicis aliqua dic.
solent etiam dicere: ,si non deciperemus et mentiremur, ut
oportet, parum lucraremur'. ego dico eis, quod parum in hoc
luerantur boni, sed ad minus infernum lucrantur. secundum
idolum est mentiri. nota, quod nemo poterat vendere vel emere,
nisi adoraret bestiam et habuerit ejus karakterem, id est, men-
dacium diaboli, qui fuit mendax ab initio. appone aliqua.
Schuster, Freib. 1, 180%: ideo omnes studete omni diligentia,
quod aliorum bona multum diligatis, quod ille, qui melius cantat,
quod melius cantet. ita dic multa ad religiosos. qui plus dili-
gitur, qui plus laudatur, pro hoc vel pro hoc. ita dico de alia
persona. ita dico de alio claustro. ita de alia religione. sed
multi sunt, qui non solum non diligunt, sed etiam invident ut
demones, quod calcifex collaboratori suo, si sibi bene contingat
et quod prosperetur. nomina multa genera. sic religiosus de alio
claustro vel alia religione, et quod multum diligatur et quod
multum laudatur. hoc superbus non sustinet. Stiefel, vgl. Freib.
1, 22214 (Studien 5, 82 f.), welchem Passus die Stelle vorangeht:
vult Deus eos puniri in inferno ex justitia sua, et sanctis ad
magnum gaudium, quia lucet in eis justitia Dei (vgl. Studien
1, 81). ut piscator magnum habet gaudium, cum videt magnum
piscem captum hamo salientem; ut falconarius, cum videt herodios
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 55
magnam ardeam trahentes; ut venator maximum cervum cani-
bus circumdatum; ut rustici magnum et pessimum lupum, canes
lacerantem — sic cum videmus istos magnos predones, advo-
catos, tyrannos, usurarios, adulteros etc. sed dicis: ,quare ergo
predicatis peccatoribus, ut convertantur, ex quo gaudent de eis
in celo?! respondeo: ideo, ut ipsi penam evadant, et ideo, quia,
si salvabuntur, majus gaudium supra modum habebimus de ipsis,
videntes Dei misericordiam in ipsis in celo lucere, quam gau-
deamus de eorum condempnatione. Töpfer, Freib. 2, 252?: subito,
dum non speratur, veniet contritio ejus et comminuetur, sicut
conteritur lagena figuli contritione pervalida, et non invenietur
de fragmentis ejus testa, in qua portetur igniculus de incendio
aut hauriatur parum aque de fovea. hoc est: ita conteretur
peccator in judicio, quod nec modicum caritatis igniculum dein-
ceps concipiet. Schneider, Comm. 29, 3 = Freib. 2, 158°: exem-
plum de sartore, qui, etsi de vili panno aliquid permittit
perire, tamen de nobili, ut scarleto et alio vario et purpura,
nihil voluntarie sinit perire. Косі, seine Stellung, Freib. 1, 140°:
plus placet tibi servitium filii tui quam coquinarii (Du Cange
2, 556), licet tibi multum placeat, non quod majus sit, sed quod
filius ex majori fidelitate, familiaritate et dilectione facit, que
facit, et quia germanior nature tue, et ideo plus eum diligis,
unde in remuneratione cum coquinario tuo das. Kochen, Freib.
2, 1414: ideo pro hoc, sicut tu delectaris, cum anser bene as-
satur aut pullus, qui tibi debetur, aut pisces in caldario bene
coquuntur, salsantur, piperantur, ita ipsi diaboli, cum illi fortiter
torquentur. Berthold weiß, daß man Fleisch, um es rasch weich
zu bekommen, mit Spießglas siedet, Relig. 92, 2 f.: qui autem
cito vult decoqui, studeat tribus praedictis. ad hoc autem, quod
hoc fiat etiam valde cito, et quod etiam valde cito possit venire
ad perfectionem et omnia incommoda, quasi sint valde modica,
leviter pati, faciat, ut boni coqui. apponat spissum vitrum ad
carnes, id est, mundum Christum, pro nobis multo calidiora et
fortiora passum. Dazu vgl. Studien 7, 33, den ganzen XVII. Sermo
ad Religiosos, De culina regis coelestis (ed. Hoetzl, S. 88 ff.)
und den entsprechenden Abschnitt des ‚Geistlichen Baumgarten‘.
Dienstboten, servitiales, Spec. 64, 6: quinta porta: vita ser-
vitialium. — quos in luto et in quibuslibet vilibus laborare
oportet, cito autem ab hujusmodi liberabuntur. — fideles sint
56 V. Abhandlung: Schönbach.
tam Domino celesti quam terreno. terreno, ut tam in opere
quam in rebus sint ei fideles, ut videlicet non furentur et in
opere non otientur etc. — debet etiam esse fidelis Domino ce-
lesti in corpore suo, ut videlicet illud corpus, quod ei dedit,
sibi mundum et castum custodiat. hoc enim eis est necessarium,
eum sepe simul oporteat servos et ancillas laborare. et quantum
Dominus diligit senum largitatem, tantum juvenum castitatem,
quia utraque rara est et ideo cara. Schlechte Behandlung, Sanct.
19, 2: non est faciendum ut quidam, qui sibi servientes, cum
inhirmantur, die secundo vel tertio de domo ejiciunt et mori
permittunt vel, si retinent, ut canem sub gradu locant nec me-
lius ei quam cani faciunt. Lohn, Freib. 2, 92*: deberetis tamen
aliqua bona facere, etsi Paternoster non perficeretur, sed ab-
rumperetur etc. sed quidam nihil omnino boni volunt facere.
queris a servo tuo, cui das viginti solidos, et vis, quod tibi sit
ad omnia servitia die noctuque paratus, et certe non das sibi
tantum, quantum tibi Dominus vult dare. Wenig Essen, Freib.
2, 119*: immo sunt quidam adeo avari, quod volunt sibi fer-
venter serviri ut a jumentis, nec videre possunt, quod fortiter
comedant servientes, et si monent fortiter comedere faciunt, ut
moneant cito cessare. libenter vident eos fortiter et ante pran
dium et post laborare, sed non libenter vident fortiter comedere.
debent ipsis in mensis habundanter necessaria tribuere, et post
certo tempore pretium tribuere, nihil etiam addere (laboris?).
sciant tamen hospites, quam hospiti Deo rationem reddere in
morte, si necessaria subtrahunt familie. Sanct. 79, 1: sed qui
dam adeo sunt avari, quod reservant illa, que remanserunt in
mensa, et nihil vel modicum dant pauperibus, potius perinittunt
dari gallinis suis aut porcis quam Christo et proximis. aut per-
mittunt potius putrefieri, similes lupis, qui omnia devorant, et
si quid remanet, abscondunt vel usque ad putredinem reservant.
quare et vos, matresfamilias, plus pulmenti apponite: invenit
enim Christus quandoque panem, sed raro pulmenti, et scitis ho-
minem non diu posse durare cum solo pane (aus der Medi-
kantenpraxis). Schlechte Dienstleute, Sanct. 2, 2: caro — servus
malus, qui, si non premitur, rebellis domino efficitur. caro enim
est ut later, qui, quanto studiosius et pulchrius lavatur, tanto
immundior et turpior efficitur. sic et caro, quanto delicatius
nutritur: est dignum, ut castigetur, ne luxurietur. 110, 2: —
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 51
similes vilibus ancillis, que domum purgantes pulveres etc., que
in facie apparent, mundant, illa vero, que turpiora in angulis
latitant, ibi remanere permittunt. sie (in confessione) quidam
maxime sexus femineus magis naturaliter verecundus. Wäscherin,
Comm. 20, 4: lotrix, quando fortius pannum percutit, plus de-
albatur; caveat tamen, ne ipsum laniet. Sanct. 48, 2: si enim
muliercule, aliquas ferias suscepture, solent maculas vestium
aqua diluere, multo magis nos accepturi diem natalem maculas
animarum fletibus abluamus. item nota, quod dicit, si aqua non
sufficit, quod olei mollitiem et saponis acrimoniam addidit, si
vestis tantum est infecta.
Künste, Wissenschaften und Fertigkeiten stehen für Berthold
oft auf einer Linie und werden unter einander verwechselt,
Freib. 1, 1*: hoc bonum (ut virtutes) non habeant alie scientie.
qui enim discit bene declinare, propter hoc nescit bene cantare
vel econtra versificari, litteras componere, scribere, legere, jura,
philosophicam, texere, pistare et hujusmodi multa. Kunstwerk,
Freib. 1, 77°: Assuerus (vgl. Esth. 1, 6 ff) — in domo Ша mi-
rabili, de qua legitur in historia Alexandri, eujus columpne
erant argentee, tectura instar firmamenti concamerata, habens
gemmas diversi coloris in figuram siderum et signorum dispo-
sitas. — in horto esset vinea, habens vites argenteas, palmites
aureos et botros ex varietate gemmarum distinctos. lectuli quo-
que aurei et argentei dispositi erant super pavimentum sma-
ragdo stratum (Berthold schmückte also die biblische Erzählung
mit Farben aus der Alexandersage, die er für ein historisches
Buch hält). Buchschmuck, Freib. 1, 22214 (Studien 5, 82 f.).
Malerei; Farbenreiben, Freib. 2, 147*: дп multo experimento
tribulationis habundantia gaudii ipsorum fuit‘ (2 Cor. 8, 2) —
Andreas — Agatha — quanto, tu aurifex, aurum plus comburis,
tanto fit nobilius. ita die alias: vitrum lueidius; triticum arctius
eribratur, fit purior simila. vinum pendulum spinis verberatur
et fit recentius. corium a coriario sub pedibus conculcatur vel
concussum fit melius. ferrum limatum purius. tu, pictor, color
plus contritus fit melior. similiter lutum plus conculcatum, olla
melior. rustice, terram cum profundius et sepius aras, fructus
uberiores reddunt. sic est de bono homine, ideo boni multum
diligunt pati. Maler, Domin. 34, 2 = Freib. 2, 61°: secunde sunt
virgines fatue, que se colorant ut scuta scutarii (mhd. schiltere
58 V. Abhandlung: Schönbach.
bezeichnete also noch nicht ausdrücklich ‚Maler‘), ornant se ut
pavones, portant venalem virginitatem ad choreas et spectacula,
exponentes emptoribus ut institores merces suas et volunt con-
eupisci. (Schild, Freib. 1, 221°: nulla galea est tam spissa, lorica
tam gravis, que non levis reputetur, si gravis ictus in pugna
sustineatur.) Skizze zu einem Gemälde, Freib. 1, 175°: hec sunt
tantum prepicture, ut pictor facit, Portrüt der Geliebten, Freib.
1, 13° (Studien 2, 99); vgl. 2, 177°4, Hurenbilder, Freib. 2, 97°:
intemperantia — vestium, quibus multe femine eternaliter occi
duntur, que nimis supra modum in vestibus excedunt ita, ut
etiam mariti ipsarum nimis graventur, ut satisfaciant superbiis
earum. aliter enim ipsos quiescere die noctuque non permittunt.
— quedam (Kupplerinnen) habent imagines meretricum pictas,
quedam judearum per crocea pepla etc. Moses’ Liebesring, Freib.
2, 153*: Moyses in antiqua lege recedens ab uxore Ethiopissa,
sculpsit annulum, ut semper in aspectu ejus memor esset, ut
dieit Josephus. Heiligenbilder, Freib. 1, 1534: nota de corona
Romanorum, quam dabant vincentibus, et ideo debet libenter
resistere et pugnare pro illa gloria. libenter pugnaverunt Ro-
mani, licet parvum boni ex hoc assequerentur, videlicet, quia,
cum venit, recipiebatur cum aliqua gloria et retro caput aereus
quidam clipeus ponebatur. unde et sancti pinguntur cum tali
clipeo, qui fortiter pugnaverunt. Dämonen als häßlich gemalt,
Freib. 2, 5° (Studien 7, 92). Gemälde vom jüngsten Gericht,
Freib. 2, 42*: si vultis plus aliis habere in celo, plus laborate.
unde, fratres, quod unus tam magnus in celo est pre alio, quod
unus est in infimo, unus in summo etc., quod unus omnino ei
prope sedet, alius non; ratio non est, quia unus est consangui-
neus, alius non, sed quia plus boni fecit et melius Domino ser-
vivit. Petrus non fuit consanguineus, Paulus non, Job, Magda
lena, Katerina, Nicolaus, Elisabeth et alii infiniti. omnino
equaliter habet se ad omnes homines. unde sedens in maje
state, circumstantibus sanctis, habet librum (libram?) in una
manu, aliam in modo jurantis, quod dicit: ‚juro, quod, qui me
lius servat precepta (am Rande: ter) scripture mee, vicinior
mihi est et melius remunero‘. Vgl. Studien 7, 83. — Glasfenster
sind etwas Neues und Auffälliges, Spec. 10, 2 = Freib. 2, 210°:
die, si vis: cristallina fenestra, que prohibet pluviam et lucem
nihil impedit et sine qua omnes camere obscure fuissent et per
Studien zur Geschichte der altdentschen Predigt. VIII. 59
quam omnes sunt iluminate, significat bonam et puram con-
scientiam et voluntatem. Sanct. 58, 2 — Freib. 1, 87?: secundum
est in bonum conari, prout est homini possibile. licet enim opus
meritorium vite eterne non possit facere peccator in mortali
sine gratia gratum faciente, nec se possit illuminare per illam
gratiam, eo quod ipsam non habet, potest tamen facere aliquid,
quo facto illuminetur. sicut ille non potest domum sole illumi-
nare, tamen potest aperire fenestram, quo facto illuminetur. ita,
licet peccator ex condigno non possit gratiam merere, faciat
tamen, quod in se est, id est, predicta duo.
Musik, Lyra, Sanct. 155, 1: non si orans vel canens ut
lyra, que nescit, quid canit. 132, 2: tympanum est pellis extensa
inter duo ligna, per quod mortificatio carnis significatur. chorus
est multitudo similiter canentium, et dicitur ‚chorus‘ quasi
‚coövorum cantus‘, quia in choro omnes voces equaliter reso-
nant; per eum charitas significatur, qua omnes in Christo unum
sumus. Sanct. 166, 2: sicut in organo qualitatis (Du Cange 6, 64)
sonus immutatur et omnia sonum suum custodiunt, sicut ille,
qui organum moderatur, facit sonare modo hanc cordam, modo
illam, et eodem modo graviter, modo acute. ita Dominus pro
voluntate sua utitur elementis et ceteris creaturis ad beneficium
justorum et punitionem impiorum, et hoc est, in se elementa
convertuntur, id est, vires suas mutant et intermittunt, sicut in
organo qualitatis sonus, id est, qualitas soni immutatur pro
voluntate organizantis. et omnia elementa scilicet, licet sic mu-
tentur, sonum suum custodiunt quoad universalem moderationem.
non enim Deus creaturam condidit sibi contrariam, sed volun-
tati sue consentaneam. nota, quomodo mare circuit terram etc.,
aér etc. ignis, celum, planete singuli regirant congaudentes
tibi, dum es in terra. sed illud gaudium modicum est respectu
gaudii angelorum et sanctorum Dei, cum ad eos in celum venies,
cum te videbis sole pulchriorem ete. tange dotes. istum quadru-
plicem amorem ordinatum habuit beatus Anthonius. dic vitam
suam ut supra. Freib. 2, 53* (Studien 5, 86 f., vgl. meine Studien
zur Erzühlungsliteratur des Mittelalters 2, 14 f.). 2, 183* (Studien
2, 58. 5, 90), 2, 2504: libentissime quidem audiunt, ut dulcia
cantica et musica instrumenta, filomenam etc. Saite, Domin.
119, 1: in chordis prius lutum fetens, sed cum ejicitur, fit sonus
in eis, Deo valde detectabilis. Glocke, Sanct. 148, 2: ut cam-
60 У. Abhandlung: Schönbach.
pana bona, quanto antiquior, tanto fit melior et dulcior, ut di-
citur. Lieder singen, Comm. 5, 1 = Freib. 2, 57° (Studien 2, 90).
Spielleute, Studien 2, 56ff. Fahrende Schüler, Sanct. 143, 2: Rabbi
— magister, quia primo docuit angelos in celo, multo autem post
tempore venit in mundum, ubi factus est magister hominum
verbo et facto, ut sicut primo docuerat angelos in celo, quomodo
essent beati: licet quidam eorum, quos docuit, discere non cu
rarent, ut Lucifer, Astaroth et multi alii, qui facti sunt vagi et
a Deo recedentes, nec unquam quiescentes, sicut vagi scolares.
docuit autem quedam inferiora et communia et quedam alta
prima omnibus necessaria, et sunt decem, que qui diseit et
opere implet, salvabitur; qui vero contempnit, dampnabitur. sunt
quidam, ut scolares vagi et viles, discere nolentes, qui dure
verberantur et confunduntur, cum alii, qui studiose didicerunt,
coram omnibus laudibus extolluntur. communia omnibus, sicut
pueris, scripsit in tabulis, omnibus addiscenda. 148, 2: exem-
plum de pueris studentibus, quibus primo durum videtur stu-
dium, sed postmodum sine coactione student, student immo et
delectatione et amore studii relinquentes patriam et parentes
in exilium vadunt (spricht da eigene Erfahrung Bertholds? vgl.
Studien 7, 17f.), res, quas habent, expendunt, mane surgunt,
male comedunt, ut studere valeant. si igitur consuetudo horum
mundanorum facit labores dulces, quanto magis servitium Dei
celestis consuetudo dulce fecit, quod gratia supercelesti adju-
vatur!
Verschiedenes, Edler Jagdhund, Freib. 2, 59°: faciat quis-
que ut nobilis canis, qui non mordet hominem, sed lupum. unde
et dux apum non habet aculeum. similiter et reges unguntur
in signum clementie. sed multi faciunt ut ignobiles canes, qui
insiliunt in hominem et fugiunt lupos. itam quidem auferunt
res bonis et dant malis. sed a bonis accipere et malis dare non
pertinet ad celum, ut faciunt quidam joculatoribus pro laude,
qui earet naso, pede vel manu pro suo scelere. honorem non
habet. vis ergo honorem ab illo emere, qui nullum habet? (vgl.
Studien 2, 60). Bauernhund, Sanct. 81, 1: pluribus est ut сабо,
qui libenter comedit pisces etc. ut cani rusticano, qui libenter
comedunt carnes leporinas etc. ut inobedienti infirmo, qui li-
benter sanaretur, nec tamen vult dimittere, que medicus pro-
hibet: vinum, piper, carnes vaccinas ete. Reise (vgl. Studien 7, 27),
Studien zur Geschichte der altdentschen Predigt. VIII. 61
Sanct. 70, 2: si quis enim longissimum iter proficisci deberet,
si diligeret corpus, res et honores, et deferret de hora in horam,
immo in crepusculum, et se vilibus et inutilibus parvulis occu-
paret, vere stultus esset. 101, 1: debet quilibet sapiens domui,
in qua diu morari debet, in necessariis providere. qui enim ad
longinquas partes esset iturus et ibi pro tempore moraturus,
modis omnibus satageret, qualiter necessaria, que posset, ibi
premitteret, ut, dum veniret ibi, inveniret, quibus secure et
tranquille viveret. (Lebensbedürfnisse.) sapiens autem in dis-
positione domus scit, quod quinque sunt necessaria, ut bene
disponatur: primo cibus: secundo potus; tertio vestes; quarto
custodia; ad hoc enim adhibentur serre, vectes contra canes,
fures et mures. quinto utensilia diversa: olle, ciste, sedes, lecti,
ligna ad ignem etc. Wein, Spec. 60, 2: sicut enim materiale
vinum inter omnes liquores et sucos arborum obtinet principatum
quoad homines, nam pre omnibus liquoribus vinum moderate
sumptum cor letificat —; si autem immoderate sumitur, nihil
perniciosius. Sanct. 130, 2: quemadmodum nobilis plus delec-
tatur in vino recenti quam omnino acido, plus in vino puro quam
in fecibus, in serto de recentibus floribus quam in marcidis
et arefactis — gratius est Deo bonum tale et magis delectatur
in illis, qui citius convertuntur. 148, 1: bonum est mustum, sed
inveteratum multo sanius. simile de pisce. hanc habuit beatus
Joannes, qui Domino servivit circiter XCVI annos, et ideo Do-
minus multum eum dilexit. Weinkeller, Freib. 1, 226°: o quam
tristes erunt in morte et in judicio, qui nune perdunt tempus
suum. si aliquis haberet multa vasa in cellario suo et crederet
esse plena vino, et cum quereret, inveniret omnia vacua, mul-
tum doleret. sic in morte hominis: tot hore! tot dies! tot men-
ses! tot anni! Weinfafl, Freib. 2, 482 (vgl. Studien 5, 86). Wein
verbessern, oben S. 57. Fahrender Weinhandel, Spec. 62, 1: nota,
quod diabolus est ut clamator vini infernalis, id est, luxurie,
ut ad eum veniamus, et portat et dat gustare. Freib. 1, 7*®:
sicut aliquis clamat vinum clarum vel rubeum vel aliam rem,
item manifestavit se (Christus) per creaturam. sicut mercator
exponit res ad videndum, ut magis appetant homines illas, item
manifestavit se per sanctorum experientiam; sieut apothecarius
dat species suas ad gustandum, ut citius emantur, manifestavit
autem suam pulchritudinem per sacram scripturam. — Finger,
62 V. Abhandlung: Schönbach.
werden allegorisch gedeutet, Freib. 2, 67°: hoc ideo, qui sicnt
pollicem possum magis opprimere quam alium digitum, ut patet
(Gebärde), ita nullum genus hominum in mundo ita opprimitur
ut pauperes vidue. opprimit et molestat eas primus digitus
statim, id est, despectio. Weiteres Studien 5, 81. secundus di-
gitus est paupertas. modo non tibi videtur, quod aliquid habeas,
sed tamen triplex articulus te premit. ille, qui sibi tenebatur,
nihil tibi reddit. cui ille, a te repetit et judicio circeumducit. et
que divisit, hinc inde dividuntur, ita quod tibi parum manebit.
tertius, dura et amara vita in cibo, potu, vestitu, quia vix audet
accipere ad sufficientiam. quartus, timor et sollicitudo, quia
oportet te timere fere omne, quod est super te, quod sibi tua
rapiat; juxta te, tradat; infra, furetur. nunc est maritus tuus,
colonus tuus, mercator tuus, judex tuus, advocatus tuus etc. sed
non desperes. — Das unruhige Bett, Sanct. 161,2: nota, quod tria
sunt, que lectum inquietum reddunt: primum, si stridet, quando
movetur (vgl. Felix Liebrecht, Germania 24, 21); secundum, si
nimis est angustus; tertium, si nimius apud ipsum est strepitus
transeuntium, clamantium etc.
Unter allen den reichlichen Zeugnissen des Mittelalters,
welche die außerordentliche Wirkung der Predigten Bertholds
von Regensburg beschreiben, messe ich keinem höhere Wichtig-
keit bei als den Worten Roger Bacons, der sich nach scharfem
Tadel über die Prediger seiner Zeit folgendermaßen äußert
(Konrad Hofmann in den Sitzungsberichten der Bayrischen Aka-
demie der Wissenschaften 1867, 2, 375): frater Bertholdus Ale-
mannus, qui solus plus facit de utilitate magnifica in praedi-
catione, quam fere omnes alii fratres ordinis utriusque (der
Dominikaner und Minoriten). Demnach hat dieser fühigste Be-
urteiler, der die gesamte theologische Produktion und die wissen:
schaftliche seiner Zeit überblickte, Berthold von Regensburg
für den weitaus hervorragendsten Prediger des 13. Jahrhunderts
gehalten oder mindestens aus dieses Zeitraumes mittleren Jahr-
zehnten. Geschah dies mit Recht, dann erhebt sich sofort die
Frage: wie ist die Besonderheit von Bertholds Predigt historisch
zu erklären?
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 63
Freilich könnte ich mir alle Mühe um dieses Problem
sparen, wofern Jostes die Sachlage zutreffend auffaßte, der in
seiner schon des öfteren angezogenen Rezension meiner Arbeit:
‚Über eine Grazer Handschrift lateinisch-deutscher Predigten‘
im Historischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 12 (1891),
365 behauptet: ‚Ich bin nicht mit Schönbach der Ansicht,
daß Berthold, was seine Predigtweise anlangt, auf den Schultern
anderer stand, aber Nachfolger wird er genug gehabt haben —‹.
Verstehe ich diesen Satz richtig, dann scheint mir der darin
vertretene Standpunkt gänzlich unhaltbar: Berthold von Re-
gensburg braucht nicht historisch verständlich gemacht zu wer-
den, denn er ist ein homo sui generis, der keine geschichtlichen
Voraussetzungen hat. Für mich wäre Berthold auf diese Art
ein Wunder, das heißt, eine Erscheinung, welche die Natur-
gesetze durchbricht. Nun kann man ja über Wunder, oder was
man dafür hält, sehr verschiedener Ansicht sein; darin jedoch
werden auch diejenigen Forscher, welche die Annahme eines
Wunders in historischer Entwicklung als zulässig erachten,
mit mir einig sein, daß man zur Vermutung eines Wunders
erst dann greifen darf, sobald die Mittel natürlichen Erklärens
sämtlich versagt haben. Für meine Auffassung verhält sich die
Sache so: ich kenne keine Wunder in der Geschichte der
dentschen Literatur. Wohl weiß ich, daß es darin mancherlei
Rätsel gibt, von denen etliche vielleicht unlösbar bleiben wer-
den. Das ist aber doch nur dort der Fall, wo unsere Quellen
versagen, unsere Kenntnis nicht zureicht. Wie viele Rätsel der
mittelalterlichen Literaturgeschichte haben sich während der
letzten Jahrzehnte aufgehellt bei gemehrter Einsicht oder durch
glückliche Funde! Demgemäß halte ich es für eine Pflicht
wissenschaftlichen Forschens, daß man auf die historische Er-
klärung eines Werkes oder einer Persönlichkeit, auf das Er-
kennen der Bedingungen ihres Entstehens erst dann verzichte,
wenn alle Mittel resultatlos erschöpft scheinen, und selbst das
nicht endgültig, sondern nur zeitweilig, da jede Wendung un-
serer Studien, jede Erweiterung unseres Gesichtskreises auch
unser Verhältnis zu dem bereits aufgegebenen Problem zu än-
dern vermag. Was hat — als tröstliches Beispiel — die Kunst-
geschichte innerhalb der letzten Jahrzehnte für ‚Hafte‘ (der
altdeutsche Name des Rätsels) entknotet! Dabei denke ich an
64 У. Abhandlung: Schönbach.
Franz Wickhoff und seine Schule, an Maximilian Dvorak und
seine glänzende Arbeit, durch welche das Wirken der Brüder
van Eyck alles Wunderbaren entkleidet wurde. Noch will ich
nicht versäumen, hinzuzufügen, daß auch der Begriff des Wun-
ders sich sehr mannigfach interpretieren läßt: Augustinus sah
in den normalen Vorgängen des täglichen Lebens die größten
Wunder und damit behält er in gewissem Sinne recht. Es wird
dann für den, der diesem höchsten Meister der Theologie des
Mittelalters folgt, die ganze Aufgabe des Forschens im Welt-
system um eine Instanz verschoben: von der Pflicht, sich um
die Zusammenhänge aller dieser Wunder sowie um die Genesis
jedes einzelnen zu bekümmern, scheint mir die menschliche
Wissenschaft darob keineswegs entbunden; es handelt sich da
nur um Unterschiede der Terminologie.
Jedesfalls darf sich meines Erachtens kein Philologe vor
dem Erklären eines literarischen Phänomens zurückziehen, in-
dem er es den Fachgenossen als ein bedingungsloses präsen-
tiert, als eine Pallas Athene, die gerüstet dem Haupte des Zeus
entsteigt; zum mindesten nicht, bevor er sich selbst daran ver-
sucht hat. Jostes hatte das bei Berthold von Regensburg nicht
getan und war daher meinem Ermessen nach nicht berechtigt,
meine Aufstellungen schlechtweg abzulehnen. An sich ist das
ja sehr unwichtig und ich habe hier seinen Widerspruch nur
deshalb erwähnt, weil ich nicht den Schein erwecken wollte,
als ob ich einer Erörterung der prinzipiellen Frage auswiche.
Für mich bleibt Bertholds Predigt eine historische Erscheinung,
die, so eigentümlich sie sein mag, auf ihre Voraussetzungen
zurückgeführt und aus diesen verstanden werden muß.
Das geschieht am leichtesten, wenn man einen Blick auf
die Berthold vorangehende Entwicklung der deutschen Kanzel-
beredsamkeit des Mittelalters wirft oder vielmehr auf die der
mittelalterlichen Predigt überhaupt. Denn diese war wie alle
Theologie und alles kirchliche Wesen jener Zeit international,
auch in etwaigen Sondergestalten bei romanischen und germa-
nischen Völkern durch die Vermittlung der einen Kultursprache,
des Latein, zusammengehalten. Es scheint mir — und auch
darin unterscheidet sich meine Auffassung von der, die Jostes
vertritt — nicht erlaubt, die Entwicklung der altdeutschen Pre-
digt gesondert z. B. von dem maßgebenden Vorbilde der fran-
Studien zur Geschichte der altdentseben Predigt. VIII. 65
zösischen zu betrachten. Doch darüber sind die Akten bereits
geschlossen und ich darf mich hier um so eher auf das Her-
vorheben einiger Hauptpunkte beschränken, als ich ohnedies
binnen kürzester Frist meine jetzige Kenntnis von der Ge-
schichte der deutschen Predigt des Mittelalters in knapper und
allgemein zugänglicher Darstellung zusammenfassen will.
Die Predigt vor der Laiengemeinde ist in Deutschland
während des Mittelalters niemals anders denn in deutscher
Sprache gehalten worden; wenn noch immer (zuletzt Super-
intendent Richard Albert, Geschichte der Predigt in Deutsch-
land 1892 -- 1896) gelegentlich die Behauptung auftaucht, man
habe den Laien auch nur zuweilen lateinisch gepredigt, so bleibt
sie ohne Beweis und beruht auf Voreingenommenheit und un-
zureichender Sachkenntnis. Innerhalb der Klostermauern für
Mönche und bei anderen Gelegenheiten für geistliche Zuhörer-
schaft ist gewiß des öfteren lateinisch gepredigt worden, ob-
gleich beweisende Zeugnisse dafür in Deutschland bei weitem
nicht so häufig sind als nach den Ermittelungen Barthelemy
Hauréaus in Frankreich. (Spuren von Deutsch bei Zisterzienser-
kollationen des 12. Jahrhunderts begegnen in den Sermonen des
Hermann von Reun, vgl. meine Abhandlung über ihn WSB. 150
[1905], 18. 26.) Aber die deutsche Predigt des Mittelalters hat
sich bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts in völliger Ab-
hängigkeit von der lateinischen befunden, soweit wir nämlich
aus den uns erübrigten Aufzeichnungen schließen dürfen. Aller-
dings ist die Masse unserer Überlieferung dieser Prosa durch-
aus nicht von einheitlichem und gleichmäßigem Ursprung. Bis
weit hinauf ins 12. Jahrhundert und in einzelnen Ausläufern
darüber hinaus werden Predigten der älteren Kirchenväter,
einschließlich des stark benutzten Beda, ins Deutsche wörtlich
oder auszugsweise übertragen. In der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts macht sich der Aufschwung der französischen
Theologie vom 11. Jahrhundert ab geltend: in Frankreich ent-
stehen jetzt zunächst große Predigten, die aus Stücken der
Kirchenväter zusammengefügt und durch Zutaten abgerundet
werden; ihnen schließt sich dann zunehmend freier die selb-
ständige Produktion der französischen Kanzelredner an. Die
Sammlungen dieser Sermones gelangen sehr rasch nach Deutsch-
land und werden auch hier übersetzt (vgl. Studien 1,139 ff. % Neben
Sitzungsber. d, phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Abh.
66 V. Abbandlung: Schönbach.
diesen größeren Vortragsstücken deutscher Sammlungen gibt es
dann noch kleinere, die man gerne , Ansprachen' nennt, obschon
es eigentlich keinen rechten Grund gibt, sie von ‚Predigten‘ zu
trennen, und solche Ansprachen hat man zumeist für unabhän-
gige Arbeiten deutscher Verfasser gehalten. Das ist jedoch nur
zum geringsten Teile richtig, denn in der Regel finden auch
die ‚Ansprachen‘ ihre Widerlagen in kurzen Sermones lateini-
scher Sammlungen. Versuche, sich von dem Vorbilde der lateini-
schen Predigt, auch französischer Provenienz, zu emanzipieren,
sind nachweislich nur selten gemacht worden, kaum vor der
Mitte des 13. Jahrhunderts. Ich muß nun noch bemerken, daß
es sich gar nicht der Mühe lohnte, diese Beobachtungen hier
niederzuschreiben, wofern sie nur an dem in deutscher Sprache
uns überlieferten Predigtenmaterial angestellt wären. Denn dieses
beträgt nur einen verschwindend geringen Bruchteil des Vor-
rates, der für deutsche Prediger des Mittelalters handschriftlich
erstellt wurde. Die weitaus größte Menge deutsch gehaltener
Predigten steckt in den noch ungezählten Kodizes lateinischer
Aufzeichnungen, die man unternahm, damit daraus die Prediger
mittels ihrer selbstverständlichen Kenntnis des Latein die Ho-
milien und Sermone studierten, welche sie dann deutsch ihrem
Publikum vortragen wollten. Man findet dieses Verhältnis ganz
wohl begreiflich für das 14. und 15. Jahrhundert, dessen ge-
druckte Predigtenmagazine der fleißige Cruel zuerst durchge-
arbeitet hat, es gilt jedoch ebenso für die frühere Zeit. Darum
läßt sich eine wissenschaftliche Geschichte der altdeutschen Predigt
mit einigem Anspruch auf dauernde Geltung heute noch gar nicht
herstellen. Die Lösung dieser Aufgabe kann erst allmählich
vorbereitet werden, indem man alle auf deutschen Bibliotheken
vorfindlichen Handschriften lateinischer Predigten mit Rücksicht
auf ihren Ursprung untersucht; die Bibliotheken außerhalb
Deutschlands mögen manche von deutscher Hand geschriebene
Kodizes enthalten (insbesondere die englischen), sie werden
aber doch nur Ergänzungen bieten, denn der Zug des Ein-
flusses ging während des Mittelalters, einschließlich der Anfänge
der Renaissance, von Frankreich, Italien, England zu den
Deutschen, nicht umgekehrt. Wir entbehren also noch der
grundlegenden Vorarbeiten (Linsenmayer hat verdienstlicher-
weise eine Anzahl von Handschriften bayrischer Klöster gelesen),
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 61
nach deren Vollendung sich erst wird erkennen lassen, inwie-
fern die ungeführe Skizze der Entwicklung der altdeutschen
Predigt, die sich aus den wenigen deutschen Niederschriften
gewinnen ließ, gemessen an der ungeheuren Fülle der lateini-
schen Aufzeichnungen deutschen Ursprunges, der Wahrheit ent-
spricht, inwiefern sie berichtigt, erweitert oder überhaupt anders
gezeichnet werden muß. Ich möchte es gar nicht wagen, über
diese Frage hier zu reden, wofern ich nicht seit mehr als einem
Jahrzehnt größere Reihen von Handschriften lateinischer Pre-
digten, die in Deutschland entstanden, in den Händen gehabt
hätte (vornehmlich aus München, Wien, Innsbruck, Graz usw.).
Die entscheidende Wendung in der Geschichte der Pre-
digt des Mittelalters ganz im allgemeinen trat ein mit dem
Wirken der beiden Mendikantenorden. Durchaus nicht unver-
mittelt. Denn wenigstens die französische Predigt hatte schon
im Verlaufe des 12. Jahrhunderts im Zusammenhange mit dem
Aufblühen des Landes, seiner Ritter und seiner Kaufmannschaft,
sich glänzend entfaltet und mannigfach bereichert. Farbige
Schilderung des Lebens innerhalb der einzelnen Stände (schon
Petrus Cantor hatte in Paris Standespredigten gehalten), Be-
schreibung sündhafter Praktiken von Handwerkern und Krä-
mern, Erzählungen von Schule und Universität drängen sich in
die Kanzelreden und verleihen ihnen die größte Anziehungs-
kraft. Maurice von Sully, der Erzbischof von Paris, nimmt in
diesem Betrachte die hervorragendste Stellung ein, seine Pre-
digten sind auch alsbald aus den lateinischen Niederschriften
ins Französische übertragen und dadurch besonders Laien zu-
gänglich gemacht worden. Gerade die Eigenschaften, welche
wir an der Mendikantenpredigt als auszeichnend rühmen, treffen
wir schon bei mehreren Kanzelrednern der nächst voraufgehen-
den Zeit: leidenschaftliche Bewegung, Aufnahme packender
Einzelnheiten aus der Wirklichkeit des Lebens, Einführung des
Dialoges und der Rollen, weitausgreifende Rhetorik. Es findet
also tatsächlich kein Sprung in der Entwicklung der mittel-
alterlichen Predigt an dem Zeitpunkte statt, wo die Mendikanten-
orden die Führung übernehmen, was auch theoretisch schon
nicht wohl zu vermuten wäre, da die Mendikantenprediger von
Ruf und Auszeichnung uns durchweg als Schüler älterer Lehrer
bekannt sind. Aber es versteht sich von selbst, daß nunmehr,
5*
68 V. Abhandlung: Schönbach.
nach der Stiftung der Gesellschaften von Dominikus und Fran-
ziskus, die Dinge einen viel rascheren Lauf nehmen, die Rich-
tungen zu Strömungen anwachsen und, was sich früher als Eigen-
tümlichkeit und Vorzug einzelner Prediger erkennen ließ, jetzt
förmlich zu neuen Gattungen sich ausbildet. Die beiden Orden
trennen sich allmählich auch im Predigtwesen. Die Dominikaner,
die Fratres Praedicatores im engeren Sinne, haben zwar zu allen
Zeiten viele und wirksame Volksredner gehabt, die größere In-
tensität im Betriebe ihrer Studien, die Glaubenszensur, die
Leitung frommer und geistlicher Frauen haben jedoch ihrer
Predigtweise ein besonderes Gepräge verliehen. Die stärkere
populäre Wirkung ist, während des 13. Jahrhunderts wenigstens,
doch von den Minderbrüdern ausgeübt worden,’ weil (und nicht
obgleich, s. Studien 6, 36 f.) damals in der Gemeinschaft ihres
Ordens auch die wissenschaftlichen Studien mit Nachdruck ge-
pflegt wurden. Dieser Gruppe gehórt als die bedeutendste Per-
sönlichkeit Berthold von Regensburg an.
Die Eigenart dieses mächtigen Volksredners muß zu er-
fassen sein, wenn man sich zunüchst von der Komposition, dem
Inhalt und dem Stil seiner Predigten genaue Begriffe verschafft.
Die deutschen Aufzeichnungen lasse ich, gemäß der von mir
im sechsten Heft meiner ‚Studien‘ begründeten Ansicht, ganz
außer Betracht, obzwar sie in bezug auf das einzig Vergleich-
bare, nümlich den Stil (trotz einer Unmenge von Berthold-
1 Das bezeugt z. B. Everard von Villebene, Kanonikus des Ordens Vallis
Scolarum, der 1267 Doktor an der Universität Paris wurde und beson-
ders in den siebziger Jahren des 13. Jahrhunderts predigte, wenn er
(Codex Graecensis Nr. 818, ful. 333° am Tage des heil. Franz von Assisi)
sagt: parvulus, sicut jam dictum est, fuit beatus Franciscus, qui in gen-
tem fortissimam profecit, fratrum scilicet minorum, qui sunt fortes, for-
tiores, fortissimi. fortes in formatione morum, fortiores in consolatione
affüictorum, fortissimi in destructione errorum. — Die Bedeutung der
Predigt in dem Wirken der Bettelorden läßt sich sofort aus der beson-
deren Beschaffenheit ihrer Kirchen ersehen: sie sind vornehmlich für die
Predigt bestimmt, haben daher weite Räume, wenig und schmale Pieiler;
diesen Bedürfnissen paßte sich besonders die Gotik an, die sichere
und bequeme Konstruktionen erlaubte. Vgl. Dohme, Geschichte der
deutschen Baukunst (1887), S. 198 ff. Kraus, Geschichte der christlichen
Kunst 2, 161 ff. (über die Bauweise der Franziskaner- und Dominikaner-
kirchen). M. Hosack, Die Predigtkirche des Mittelalters in der Zeit-
schrift für Bauwesen 1893, Sonderabdruck: Berlin 1893.
Studien zur Geschichte der altdentschen Predigt. VIII. 69
schriften besitzen wir noch keine wissenschaftlich ausreichende
Beschreibung des Stiles der deutschen Texte), durchaus geeignet
sind, meine Ausführungen zu stützen. Am kürzesten kann ich
mich über die Komposition der lateinischen Predigten fassen,
weil ich diese gerade Studien 6, 58 ff. einläßlich betrachtet habe.
Dort zeigte sich, daß die nach dem Textspruche vorgetragene
historia aus dem alten Testament, mittels deren dann die Dis-
position des Stoffes vorgenommen wird, zu den wichtigsten for-
malen Kennzeichen der Bertholdschen Predigten gehört. Aber
keineswegs dieser allein, vielmehr charakterisiert sich dadurch
Bertholds Predigttechnik als eingegliedert in den historischen
Zusammenhang des 13. Jahrhunderts: die historia nämlich ist
in der französischen Predigt schon des 12. Jahrhunderts auf-
gekommen und hat sich von da nach Deutschland verbreitet.
Es genügt, für diese Dinge auf die Werke von Bourgain und
Lecoy de la Marche zu verweisen. In bezug auf den Aufbau
seiner Predigten nimmt daher Berthold keine Sonderstellung
unter seinen Zeitgenossen ein, er fügt sich vielmehr dem all-
gemeinen Gange der Entwicklung.
Was den Inhalt von Bertholds Predigten anlangt, so wird
man zunächst auf deren Bestimmung Rücksicht nehmen miissen.
Im großen und ganzen sind Bertholds Reden hauptsächlich
Bußpredigten, die also an Zeit und Ort nicht gebunden sind,
sondern die sündige Zuhörerschaft (vgl. Sanct. 12, 1. 54, 2), die
vornehmlich aus Laien besteht, zur Einkehr in sich selbst,
durch Schilderung der Laster (insbesondere der Habsucht, deren
Bedeutung für die Zeit die Äußerung Bonaventuras an den
König von Frankreich kennzeichnet, Analecta Franciscana 1,
416) zur Abkehr von ihnen, durch Lobpreisen der Tugenden
zur Ausbildung darin, ermahnen und bewegen sollen; die Aus-
malung von Gottes Güte und Gerechtigkeit, von des Teufels
Bosheit und List, von den Freuden des Himmels und den Mar-
tern der Hölle, muß die Erschütterung der Gemüter bewirken.
So ziemlich alle Aufzeichnungen Bertholdscher Predigten fallen
ganz oder zum Teil unter diesen Begriff der Bußreden. Ins-
besondere die sonst regulären Sonntags- und Evangelienpredigten
des Rusticanus de Dominicis und die mehr allgemein gehaltenen
des Rusticanus de Communi. Es gibt aber auch eigentliche
Festpredigten Bertholds, wo, unbeschadet des sonstigen Inhaltes,
70 V. Abhandlung: Schönbach.
die Hervorhebung der Feier des Tages einen bestimmten An-
teil beansprucht. Das ist beinahe durchweg in den Stücken des
Rusticanus de Sanctis der Fall, aber auch in den nicht von Ber-
thold selbst redigierten Sammlungen begegnen solche Festreden:
ein schlagendes Exempel gewährt der Weihnachtssermon Spee.
78,4 (Nr. 42, fehlt bei Jakob). Wieder einen besonderen Cha-
rakter tragen die Predigten Bertholds, die auf ein geistliches
Publikum berechnet sind. Ihrer ist eine ziemliche Anzahl vor-
handen, sie beschüftigen sich, wofern sie ad sacerdotes gerichtet
werden, mit Rechten und Pflichten des geistlichen Amtes (Spen-
dung der Sakramente), legen rückbaltlos die Schäden des kirch-
lichen Lebens bloß (was in den Predigten für Laien nur wenig
berührt wird, in den deutschen Texten beinahe günzlich unter-
bleibt) und mahnen zur Abhilfe, auch durch ausdrücklichen
Hinweis auf die Vorschriften des kanonischen Rechtes. Eine
besondere Gattung, auffüllig durch die große Zahl der Stücke
(zu denen auch sechs deutsche gehören), sind die Klosterpre-
digten oder, weiter gefaßt, die Reden an Religiosen. Es läßt
sich daraus erkennen, daß Berthold in dieser Wirksamkeit (man
denke an seine Stellung als Spiritual geistlicher Frauen, Studien
1, 6 ff.) sich besondere Bedeutung und Ansehen gewonnen haben
muß. Dem Inhalte nach befassen sich diese Predigten insbe-
sondere mit den Vorgüngen des inneren religiósen Lebens, aber
auch mit den Zuständen innerhalb der klösterlichen Gemein-
schaften, dem alltäglichen Treiben darin, den Schwierigkeiten
und Reibungen, über die Berthold erstaunlich genau unter-
richtet ist, wie auch die ihm zuzuweisenden deutschen Texte
des ,Geistlichen Baumgartens' lehren. Wiederum zu einer Gruppe
für sich schließen sich Bertholds Missionspredigten zusammen,
worunter ieh hauptsüchlich die Reden verstehe, welche er im
Dienste der Ketzermission gehalten hat (Religionsunterricht
Spec. 56, 4). Diese Stücke behandeln begreiflicherweise beinahe
ausschließlich Fragen des Glaubens! (das Symbolum Apostoli-
eum macht die Grundlage ganzer Reihen aus), Studien 3 habe
ich sie analysiert und dabei ausgehoben und besprochen, was
! Bekehrungen schreibt die späte Überlieferung Berthold zu, wenn es in
Jakob Sturms Reimwerk: Beschreibung von Regensburg 1663 (Verhand-
lungen des historischen Vereines für Oborpfalz und Regensburg, N. F. ?3
[1875], 60 heißt:
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 11
für unsere Kenntnis des deutschen Ketzerwesens wichtig sein
kann. Nun wissen wir ferner (Eubel, Geschichte der ober-
deutschen Minoritenprovinz, S. 251 ff.; Rieder, Das Leben Ber-
tholds von Regensburg, S. 31), daß Berthold durch ein Dekret
Papst Urbans IV. beauftragt wurde, Albertus Magnus, damals
Bischof von Regensburg, in der Predigt für einen geplanten
neuen Kreuzzug in das heilige Land zu unterstützen. Von den
Predigten, die Berthold gemäß diesem päpstlichen Befehle ge-
halten haben wird, hat sich, soweit ich weiß, nichts erhalten.
An sich ist die Kreuzpredigt dieser Zeit, was sich aus den Ver-
hältnissen Deutschlands sehr wohl begreift, ohne sonderlichen
Erfolg geblieben und vielleicht sehon deshalb nicht aufgezeichnet
worden; aber wir besitzen überhaupt sehr wenige Kreuzpre-
digten, weil das Vorübergehende ihres Inhaltes sie zur Nieder-
schrift und Sammlung wenig geeignet machte. Jedesfalls ist in
die uns bewahrten Kodizes Bertholdscher Reden keine seiner
Kreuzpredigten eingegangen und das ist wenigstens in einem
Betrachte von Interesse, weil dadurch die sonst begründete
Vermutung (Studien 7, 69f), die Vorlagen der Freiburger
Handschrift und überhaupt die nicht von Berthold beeinflufiten
Sammlungen seien vor 1263 entstanden, indirekt noch wahr-
scheinlicher gemacht wird. — Endlich móchte ich noch auf eine
besondere Eigenschaft des Inhaltes mancher Predigten Bertholds
aufmerksam machen. Es gibt nämlich eine Menge kleinerer und
größerer Abschnitte darin, die zwar sehr gut mit dem Haupt-
stoff verbunden sind, jedoch hüchstens als Exempel oder Belege
dem Zwecke der Predigt dienen; eigentlich teilen sie Kennt-
nisse über sehr verschiedene Gegenstünde mit, und zwar mit
solchem Interesse an der sachlichen Genauigkeit der Angaben,
daß diese um ihrer selbst willen vorgebracht zu sein scheinen.
Solche Stücke, in denen Abschnitte dieser Art vorkommen, bis-
weilen sogar das Übergewicht besitzen, möchte ich Lehrpredigten
nennen. Gewiß stellen sie keine durch die kirchliche Überlieferung
In der Begräbnis kirch ligt noch bis diese Stunden
Bertholdus, hier gebohrn, von dem man dieses schreibt:
Daß 60000 Mann der Kirchen einverleibt
Gehöret haben zu, was Ihnen Er gelehret,
Sein Grab Stadt Regensburg zugleich den Hungarn ehret.
Vgl. Analecta Franciscana 2, 84.
19 У. Abhandlung: Schönbach.
anerkannte Gattung dar, denn die Aufgabe der Predigt war
allzeit auf das Erstreben rein religiöser Ziele gerichtet, allein
es ist durchaus nicht unmöglich, daß bei Gelegenheit der aus
Laien bestehenden Zuhörerschaft gewisse Kenntnisse aus Erd-
kunde, Naturwissenschaften etc. vermittelt wurden. (Belehrungen
historischen Inhaltes u. dgl. gehen auch in die politischen Kan-
zelreden unserer Gegenwart ein.) Was zum mindesten Berthold
anlangt, kann darüber kaum ein Zweifel herrschen. Am Schlusse
der zweiten seiner Antichristpredigten (Studien 4, 31), in denen
- er das Wissen seiner Zeit über die Eschatologie zusammenge-
tragen hat, schreibt er selbst: omnia predieta de Antichristo ad
hoc biis sermonibus inserui, ut, si non in presenti, saltim aliqua
utilitas in posterum inde eliciatur et fideles confortentur in fide
Domini — und bezeugt damit ausdrücklich den Lehrzweck
dieser Stücke. Die sechs ersten Nummern der Sermones Spe-
ciales bilden eine zusammenhüngende Beschreibung des Himmels-
gebäudes, deren einzelne Teile auf einander bezug nehmen und
sich gegenseitig erläutern. Es werden daran die wesentlichen
Pflichten der Christenmenschen bildlich dargelegt, die Mit-
teilungen über die Himmelskörper, ihr System, ihre Bewegungen
gehen so ins Einzelne und werden mit solcher Genauigkeit der
Zahlen vorgetragen, daß sie für sich Wert beanspruchen. Am
Beginn der fünften Predigt heißt es Spec. 53, 1: et ideo ab
initio mundi usque ad judicium sic jussit Dominus solem in-
cedere et circuire semper per dimidium annum, per sex men-
ses, cum sex generibus siderum, a solstitio in solstitium, et in
judicio staret, ut omnes viventes ab initio mundi usque ad ju-
dieium doceat omnes, quod tam multi cum sex generibus pec-
catorum circueuntes dampnentur. in illis enim omnia includuntur,
per que fideles dampnabuntur, et cottidie profundius, et cottidie
plenam dietam perficit. et gratia ut dies decrescit, et pena ac
infelicitas ut nox accrescit. et dicas descensum solis primo se-
cundum litteram, totum simul non exponendo, et iterando valde
caute, ne mentiaris, et post quodlibet in loco suo exponendo et
iterando. Hieraus erhellt nicht bloß, wie genau Berthold die
Benutzer seiner Predigten instruiert, wie die Aufzeichnung des
einen Stückes die des vorangehenden berücksichtigt, sondern
hauptsächlich, wie wichtig ihm die Korrektheit seiner Angaben
über den Sonnenlauf ist: darüber darf nichts Falsches behauptet
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 13
und von den Zuhörern aufgenommen werden; das beweist klar
den lehrhaften Charakter dieser Reihenpredigt. Für die Gattung
der lehrhaften Sermones wird man noch Stücke in Anspruch
nehmen dürfen wie jenes an Frauen gerichtete, in dem die Zu-
fälle und Gefahren der Schwangerschaft, des natürlichen und
künstlichen Abortus, die mola u. dgl. mit einer Ausführlichkeit
behandelt werden, die durch den bloß erbaulichen Zweck der
Predigt nicht gerechtfertigt wird. Ebenso Stücke mit Belehrun-
gen über die Liturgie, das Kirchenjahr und seine Feste usw.
Zugleich erhellt wiederum, um wie vieles die lateinischen Texte
an Mannigfaltigkeit des Inhaltes die deutschen übertreffen, vgl.
Studien 6, 72ff. Daß aber Bertholds Predigtpraxis die seiner
Zeit gewiesenen Grenzen überschritte, kann ich nicht finden.
Es liegt also jedesfalls zumeist im Stil die auszeichnende
Eigenart Bertholds beschlossen. Nun wäre es ja eigentlich hier
nicht nötig, noch besonders von Bertholds Stil zu sprechen,
zumal in den sieben Heften meiner ihm gewidmeten Studien
ein ausreichendes Material für die Würdigung seiner stilistischen
Qualitäten ausgebreitet vorliegt, allein ich will doch wenigstens
für einige Hauptpunkte Beispiele ausheben, wo die starke, blut-
volle, bildkräftige Persönlichkeit Bertholds vorbricht. Unzählig
sind die Fälle von Entgleisungen oder lockeren Konstruktionen,
die sich aus dem Einfluß bequemer mündlicher Rede auf die
Niederschrift erklüren, deshalb mag ein Beispiel genügen, Spec.
13, 2: prima igitur anime resurrectio sive penitentia, que ficta
est, significatur per resurrectionem Samuelis factam, de qua
legitur В. XXXVIII (1 Reg. 28, î Е; 1 Paral. 10, 13: die Hexe
von Endor) quod Saul, volens sciscitari de eventu belli sui
sequentis diei, petivit a quadam pythonissa — pythonem qui-
dam tradunt artem esse suscitandi mortuos, quam Pythicus, id
est Apollo, adinvenit — petivit, inquam, ut —. de hac susci-
tatione dicitur a quibusdam, quod spiritus malignus apparuit in
specie Samuelis, vel phantastica imago ejus ibi apparuit, que
dicta est Samuelis; tradunt quidam, quod Deo permittente anima
ipsius, tantum consimili corpore induta, apparuit ibi; alii vero,
quod corpus tantum suscitatum est spiritu vivifico, anima in
loco suo quiescente; sive igitur illo modo sive alio, ficta hec
resurrectio significat fictam anime resurrectionem. Ein Begriff
wird zerlegt, Domin. 54, 1: ideo dicit Abacue I (1, 15): ‚secum
74 V. Abhandlung: Schönbach.
traxit illud іп sagena sua‘. sagena est rete, totam aquam oc-
cupans, et ipse temptationibus suis totum genus humanum oc-
cupat: juvenes et senes, pauperes et divites, sanos et infirmos,
feminas et viros (wie mhd.) impugnat. Umdeutung, Spec. 60, 6:
nota opera misericordie mystice: qui esurientem et sitientem
pane verbi Dei reficit vel potu sapientie refrigerat, et qui er-
rantem in domum matris Ecclesie revocat, et qui infirmum in
fide assumit, et qui in tribulatione aliqua seu carcere tristitie
oppresse subvenit compatiendo et consolando. item edificatio
ecclesiarum, claustrorum, altarium, luminarium, pontium, viarum
et hujusmodi. Technik des Rätsels: es werden die einzelnen
Qualitäten des Objektes beschrieben, dieses selbst jedoch erst
zuletzt genannt; dadurch bekommen die abgebrauchtesten Sachen
ein neues Kleid. Spec. 50, 3: dat Deus hominibus diversa magna
dona, de parvulis taceo, que similiter dat formicis et brutis —
sechs nämlich, und zwar: nam duo illorum prima, id est, pri-
mum et secundum dat, ut servari possint; sed si non servantur,
nunquam rehabentur. duo vero sic dat, ut nunquam perdi pos-
sint in quocunque statu. duo autem, id est, quintum et sextum
— ita die in qualibet inceptione trium membrorum —, ut ser-
vari possint et perdi et multotiens rehaberi et perdi. (Die sechs
sind: 1. virginitas, 2. tempus. — 3. gratia, das 4. fehlt. penitentia?
— 5. misericordia, 6. justitia.) tempus nobile, quoniam inter omnia
temporalia nihil est nobilius. sicut enim non recuperatur virgi-
nitas, sic qui unum diem inutiliter expendit, nunquam recupe-
rabit, sive vadat ad infernum sive ad celum. si enim damp-
natur, semper plus ardebit; similiter nunquam illum diem,
etiam si salvabitur, in celo recuperabit: semper enim pro per-
ditione unius diei minus habebit gaudii, minus deliciarum in
convivis, minus honorabitur et diligetur ab angelis et sanctis,
et nisi hic satisfecerit, in purgatorio punietur. Möglichkeiten,
Domin. 44, 1: quanta esset letitia pauperis, si princeps de pa-
latio ei occurreret! Starke Behauptungen, Sanct. 139, 1: quod
si aliquis in celestem Jerusalem vocaretur, omnia gaudia, que
ibi sunt, non sibi sufficerent. non dico, quod hoc fieri possit,
sed ut loquamur per impossibile, si fieret, nequaquam cum om-
nibus bonis, que ibi sunt, satiari posset, nisi videret celestem
patrem. Sanct. 187, 1: item si habueris omnem scientiam, ut
per totum mundum facias pacem, omnia bona in mundo disponas
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIIT. 75
tuo consilio, non tibi prodest ad salutem. item si haberes om-
nem fidem, ut etiam omnes hereses, immo omnes infideles, pa-
ganos, judeos, hereticos ad fidem trahas, si in peccato es, per
hoe non salvaberis. item si omnes pauperes pasceres, omnia
hospitalia rebus tuis sustentares, si tot ecclesias vel claustra
edificares, quot sunt, et sustentationem eis dares, si a peccato
non abstineres, dampnaberis. item si tradideris corpus tuum
omnibus martiriis, penis, flagellis, genuflexionibus etc., si а pec-
cato non abstines, Deum non placas. — ad quanta bona pecca-
tori valeat penitentia, nunc subticeo. item diabolo nihil molestius
est respectu peccatoris, quam ipsum abstinere a peccato et pe-
nitere. non enim ipsum tantum molestares, o peccator, ut per
impossibile loquar, si eum in camino poneres, si suspenderes,
rotares, non tantum contristaretur, quo ad quid. — item nihil
utilius peccatori, quam a peccato cessare et penitere. non sibi
esset tam utile, si cotidie pro eo tot misse cantarentur, quot
stelle sunt in celo, et quod omnes justi in terra pro eo orarent
vel omnes sancti interpellarent, immo nec tam utile, si Christus
nondum passus esset et adhuc pati deberet. quia tantum non-
nisi pro contritis pateretur. immo in terra libentius vellem esse
cum penitentia, quam in paradiso cum peccato, si possibile esset
(vgl. Studien 7, 113. 127), nam tamen de illo ejicerer, ut Lucifer
de celo et alii angeli infiniti — immo utilius esset peccatori
penitere, quam quod sancta Maria cotidie de celo descenderet
et loqueretur cum illo. nec mirum, cum Dominus loquereretur
cum Juda, et tamen sit dampnatus. homini peccatori utilius
esset penitere, quam quod Dominus illi daret sapientiam Salo-
monis, potestatem Octaviani, vel multos cotidie comitatus. Do-
min. 49, 2: et tu, o avare vel proprietarie, superbe ac invide,
si sie raptus quondam fuisses ad tertium celum et Deum vi-
disses et archana talia audisses, nisi hec deponas, perdis bona,
que facis, et dampnaberis — Domin. 89, 2: et tu, o avare vel pro-
prietarie, superbe ac invide, si sic raptus quondam fuisses ad
tertium celum et archana talia audisses, nisi Вес deponas, perdis
bona, que facis, et dampnaberis. Domin. 145, 2: ideo ne tardes.
mors enim tantum cruciat corpus, quod parum cogitare potest tunc
de anima. insuper et sensus debilitatur nimis. sed et ponatur,
quod coram sacerdote fleat in morte et testamentum disponat
et communicet et ungatur, adhuc autem dubito de ejus salute,
76 У, Abhandlung: Schönbach.
quia si timore mortis illud agit tantum, nec tamen facere vellet,
si sanus esset, dampnaretur. insuper si certus esses, quod con-
vertereris, tamen pro mundo toto in crastinum differre non de-
beres conversionem, tum propter purgatorium, tum quia omnes
imperatores recompensare non possent tantum gaudium ac glo-
riam celi, quantum amittis hoc solo die existendo in peccato.
Comm. 6, 4: ideoque qui ei beatum Jacobum vel aliquem alio-
rum apostolorum, si possibile fuisset, pervertisset, sive beatum
Nicolaum aut sanctum Martinum vel hujusmodi, ut nitebantur
quidam tortores pervertere quosdam sanctos precipuos, supra
modum Dominum offendisset. Spec. 65, 4: o peccator, crede
mihi, si daretur tibi regnum, non tantum gauderes ut iste, qui
in corde suo certus est certitudine vie de vita eterna; si decem,
8i centum, si mille, si omnia, si quod mundus, si quod omnia,
que in mundo sunt, tibi obedirent — dic aliqua — si stelle etc.
hane letitiam et securitatem dat anime Deus, qui in ea est.
ideo, o juvenes, cavete a peccato magno, ab hoc vel ab hoc.
dicunt homines, quod illi vel illi beati sint, qui multas habent
divitias vel honores vel delectationes mundi vel carnis etc. vere
nequaquam, quia nihil habent delectationis intus in anima, ex
quo Deus ab illa recessit per mortale, sed tantummodo habent
ut brutum. (Wenn hier so leichterdings zehn, hundert, tausend
Königreiche vergeben werden, so entspringt das derselben phan-
tastischen Weltanschauung, wie sie das höfische Epos und das
Mürchen besitzen.) Steigerung, Domin. 51, 1: nam gutta situle
(Isai. 40, 15) crassior est gutta roris. dicit Sap. XI. (11, 23)
totum mundum ut guttam roris, et hec est valde modica. mo
dicum ergo est omnino hujus temporis habundantia, et tamen
multi in hac gutta roris submerguntur. mirabile esset, si homo
in cipho pleno aque submergeretur; magis, si in cocleari pleno aque;
supra modum mirabile, si in gutta. sed videmus, quod multi
hodie submerguntur in gutta roris temporalium. verum est, quod
gutta roris sunt omnia mundana, et quid igitur est tua modica
portio? о avare dives, tua domus et agri tui? о incontinens,
tua incontinentia et tue delicie? о superbe, tua gloriola? ге
muneratio totius mundi quasi nihil est sed hoc modo miseri
non vident. Häufungen, Domin. 63, 1: vere digne exhorret
Deus homicidas, quia, qui talis est, peccat contra Deum, cui
occidit carissimam creaturam. si enim Deus hominem dampnat,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 77
qui furatur parum de frugibus aut pallium vel hujusmodi, quam
dure dampnabit talem, qui illum oceidit, qui toti mundo pre-
valet et quem emit se ipso? secundo contra omnium rerum
naturam. unus angelus alterum sinit vivere, leo leonem, aquila
aquilam, lupus lupum, serpens serpentem, bufo bufonem. tu
ergo, cur leones, serpentes, lupos occidendo hominem ejusdem
tecum nature crudelitate superasti? tertio, quia contra omnem
Scripturam Veteris et Novi Testamenti egisti in hoc, quod
Testamentum utrumque homicidium strictissime inhibet. cogitant
hie forte quidam: ‚bene mihi, quia in hoc non sum reus!‘ audi,
femina, que consilium ad venenum dedisti, rea es interfecti.
similiter et, qui consilium ad expeditionem injustam dedisti;
reus es omnium malorum, que in hoc contigerunt. similiter qui
in incertum sagittasti etc. — precipue contra amicos ejus caros.
si enim matrem habuit, cor ejus nimio dolore sauciasti. simi-
liter, si patrem habuit, si filium et omnes caros amicos ejus.
nisi ergo de peccato Deo satisfacias, omnes in judicio contra te
graves deferent querelas. Spec. 61, 2: qui vero has insidias di-
lectionis rerum affectat effugere, diligentissime consideret dis-
cutiendo, qualiter, si qua ex concessu superioris diligat, quia
tantum peccat religiosus diligendo parva ut magna, si equali
affectu diligit. equaliter curat de libello ut de castro et econtra,
de catto ut de equo, de cultello ut de oppido. affectum enim,
non censum respicit. tantum punitus est Adam pro pomo unico
quam Nabuchodonosor pro regno Jerusalem spoliato. — in ora-
torio namque prudenter orandum est et divino officio insisten-
dum, et hoc valde necessario, quia, qui debito modo scit ei
intendere, in eodem completorio, in eisdem vesperis etc. plus
in centuplo meretur, quam qui nescit et non curat. sunt autem
quinque modi, quibus religiosos in oratione sive in divino officio
diabolus decipere consuevit, quosdam primo modo, quosdam
secundo etc. et propter hec quinque sunt necessaria. primum
est in horis plena verborum prolatio; secundum mentis intentio;
tertium cordis puritas; quartum vera humilitas; quintum lau-
dandi strenuitas. propter hec quinque sunt quinque psalmi, qui
dicuntur ‚Confitemini‘, quia in confessione divine laudis hec
quinque sunt necessaria, et ideo etiam in textu Veteris et Novi
Testamenti sunt quinque Alleluia, quod interpretatur ,Laudate
Dominum‘, quia hiis quinque vult laudari. primum est, ut dixi,
18 V. Abbandlung: Schönbach.
plena sive perfecta verborum prolatio, ut de dicendis nihil ob-
mittamus, non sincopizemus, non sillabas preseindamus, non
verba integra transiliamus, sed perfecte, distincte et aperte, id
est, expressa voce proferamus. debemus legere et psallere aperte
et distinete. aperte quoad sententias, distincte quoad dictiones
propter homines audientes, utroque modo propter angelos pre-
sentes. — ita quidam sunt in lingua, scilicet tempore orationis,
ac si ignem in ore portent et illum ejicere festinent: vix enim
exspectant, donec verba ejiciant, ut parturiens et ut canis habens
sagittam in femore (Eccli. 19, 12). — quidam ad placentiam et
laudem hominum quasi lirando cantant. per talem cantum non
Deo placent, immo displicent. laudemus strenuitate sive alacri-
tate, ut strenue, viriliter, vivaciter, non tepide, non somnolenter,
non accidiose, non desidiose. Variation, Spec. 50, 5: peccatores
profani, ut Esau, vendunt попе pro modica lente, id est, pro
vili et parvula delectatione maximam gloriam, quam hereditare
debuerunt in celis. et abeunt parvipendentes, quod vendiderunt,
ut patet, rident enim et derident, lasciviunt, ludunt, nihil curant
de intolerabili dampno suo. sed sciant, quod multum flebunt,
ejulabunt, irrugient et dolebunt in tantum, quod tot mortes pati
vellent, quod non vendidissent, quot atomi sunt in sole, sed
nihil valet, quia eis clausa est janua misericordie, ut patet in
divite epulone, qui in tot annis habere non potuit guttam aque.
si enim tantum flerent, quot sunt gutte maris, nihil proficerent.
continget illis ut istis, qui nunc sunt in inferno per omnia tem-
pora. vendiderunt, cum hic essent, celestia gaudia pro istis par-
vulis delectatiunculis, iste pro hac, iste pro hac, abierunt parvi-
pendentes et non curantes, quod fecerant. sed quid nunc? irru-
giunt, clamant, ejulant etc., sed nunquam rehabebunt. Freib. 1,
80*: inde est, quod quandoque videmus quosdam bonos cadere,
qui valde boni videntur, et quosdam malos convertere, quia ille
bonus habuit aliquid mali in occulto, per quod permittitur ca-
dere, ut patet in edificio, quod in occulto ex aliquo stillicidio,
quod negligitur, putrescit vel dissolvitur, et tandem aperte totum
cadit. ita aliquis, qui bonus videtur, forte habet intra se invi-
diam vel superbiam vel aliud malum, et tandem aperte ruit.
ita econtra aliqui mali habent aliqua bona occulta, propter que
Dominus illos trahit. Gesprüch, Spec. 69, 1: debilis est hostis,
qui non potest vincere nisi volentem. si aliquis diceret tibi: ,con-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 19
cede mihi gladium tuum!‘, et responderes: ‚ad quid?', et re-
sponderet: ‚ut te occidam*', si dicis: ,nolo', aliud non potest. ita
die de lancea, cultello, igne etc. cum igitur rogat diabolus, ut
aperias oculos ad hoc videndum, claude; aperire non potest tibi.
ecce, quam impotens est, qui tantillum facere non potest. immo
nec omnes demones. sic de ore, manu, pedibus. Vergleiche,
Sanct. 161, 2: pauci tamen nunc sunt, qui habent nimis strictas
conscientias, sed plurimi nimis largas, ut ocreas Golie. Domin.
44, 2: sicut enim nullus guttas pluvie dinumerare potest, sic
nullus gaudia illius terre. 84, 1: est peccator ut membrum pu-
tridum, quod nihil de nutrimento recipit, et sicut ramus siccus.
91, 2: sicut enim venit fulgur ter vel quater aut decies aut
centies, et secuntur innumerabiles gutte pluvie, sic post fulgur
tribulationis, quam ab inimico pertulisti, sequitur innumerabilis
gloria et merces. 96, 1: vinea nova habet uvam acerbam in se,
hec est invidia. 134, 2: (wenn das vierte Gebot erfüllt) sicut
in sereno glacies, solventur peccata tua. Comm. 5, 3: luna est
honesta matrona —. ad hoc dedit Dominus dentes et labia, ut
fortiter claudantur. ideo enim Dominus dedit eis lenes voces,
non arma ferre, et maxillas ligatas lenibus peplis, ut, quiequid
faciant viri litigiosi, non salvari querentes, femine tamen non
sieut contentiose, quia contendere non est officium honestarum
feminarum et bonarum, sed diaboli. Sanct. 166, 1: plus diligerem
ovum vel acum, quam quod haberem in me omnia peccata; ad
nihil enim mihi valerent, nisi, quanto plura haberem, tanto plus
eternaliter arderem. stultus et invirtuosus esset, qui ranam tan-
tum diligeret, quod potius sibi vellet oculos erui quam illam
deserere, similiter os et nasum, immo et se comburi cum omni-
bus, que habet. multo stultior, qui peccatum, quod omni rana
est ignobilius et vilius, deserere non vult (Märchen vom Frosch-
könig? vgl. Studien 2, 91). Comm. 17,5 werden Kalbsfüße zur
Disposition der Predigt verwendet: de uno vitulo (injustus
timor) breviter me expedio, nisi quod ipsum et quatuor ejus
pedes breviter nominabo. Sanct. 208, 2: sicut enim zelotes ter-
renus pro puella, quam sibi copulari eupit, inter cetera quinque
facit, quibus zelum suum illi aperit, sic et zelotes celestis. facit
enim totum, quod debet et quod credit anime placere, pro modo
loquendi. portat enim terrenus ille pro amore puelle, quam di-
ligit, sertum, cirotecas depictas, calcios excisos, cingulum latum
80 V. Abhandlung: Schónbach.
atque depictum, vestesque curiales. secundo cantilenas amato-
rias facit. tertio clenodia tribuit. quarto pro illa laborat. quinto
aures puelle pulsat rogans per litteras, per nuntios et per
seipsum. sic Deus ferventior omni zeloti terreno, ut animam
tuam sibi placaret et attraheret. Alle einzelnen Momente werden
dann auf die Passion Christi übertragen, z. B.: secundo canti-
lenas amatorias in cruce decantavit, nec unam quidem, sed
septem, omni instrumento dulciores, ad quarum melodiam sol
in celo obscuratus est. Freib. 2, 27* steht der höchst unglück-
liche Vergleich: nam qui sic Deum timet, quod tamen non cavet
offendere eum, est sicut qui cum fatuo ludit, a quo timet ledi,
et tamen provocat eum offendendo. Müssen solche Stellen als
Extravaganzen einer ungebändigten Phantasie bezeichnet wer-
den, so kann man andererseits leicht ungerecht werden, wenn
man heute Bilder, Vergleiche usw. als geschmacklos verurteilt,
die das Mittelalter naiv gar nicht als unpassend empfand. Es
wird kaum einen mit lebhafter Einbildungskraft begabten Pre-
diger aus jener Zeit geben, der sich nicht gelegentlich wider
unseren heutigen Geschmack vergangen hätte.
Überblickt man das im ganzen bisher vorliegende Material
der lateinischen Predigten Bertholds von Regensburg, so läßt
sich erkennen, daß die besonderen Eigenschaften ihres Stiles
durch zwei Absichten entscheidend bestimmt werden. Der Redner
will die Aufmerksamkeit einer großen Zuhörerschaft (für eine
kleine reichen bescheidenere Mittel aus) anregen und wach er-
halten. Diesem Zwecke dienen alle seine rhetorischen Kunst-
griffe im engeren Sinne: wenn er die Hörer anruft, in Person
anspricht, sich in Wechselrede mit ihnen unterhält, sich Ein-
würfe machen läßt, an volkstümliche Vorstellungen anknüpft,
das Objekt erst am Ende der Beschreibung nennt, das eigene
Erfahren vorschiebt und endlich durch alle gebräuchlichen syn-
taktischen Mittel der Rhetorik Spannung hervorbringt. Die also
geweckte Aufmerksamkeit sucht der Prediger dann in Schwingun-
gen zu versetzen, um die Zuhörer zu ergreifen und zu erschüttern
(auf Tränen ist es abgesehen Freib. 1, Ais. 169°). Dabei bemüht er
sich, hauptsächlich auf die Phantasie zu wirken: Bilder und Ver-
gleiche, Übertreibungen ins Maßlose, Ausmalen und Verleben-
digung, dramatische Inszenierung und Sprechen in Rollen, das
ganze ungeheure Wissen des Redners, das den damaligen Kos-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 81
mos umspannt, und seine ebenso erstaunliche Bildkraft zwingt
er in den Dienst dieser Aufgabe. So ruft er die gewaltigsten
Eindrücke hervor, schmettert die Sünder zu Boden durch Furcht
und Schrecken, hat er aber die Gemüter einmal in seiner Macht,
dann gewinnt er sie durch milden Trost, richtet sie auf, flößt
ihnen Hoffnung ein und schildert die unbekannte Herrlichkeit
des himmlischen Jenseits mit ebenso hinreißender Begeisterung
wie vorher die Greuel der Verdammnis. So konnte es leicht
kommen, daß Bertholds Zeitgenossen in seiner Beredsamkeit
nicht das Produkt einer ungewöhnlichen Energie sahen, ange-
wandt auf Studien und rhetorische Übung, sondern vor allem
das Außerordentliche, das Einzige in ihm erfaßten, das Über-
natürliche und Wunderbare anriefen, um sich die machtvolle
Persönlichkeit und ihre als Taten wirkenden Predigten zu er-
klären. Für uns bleibt als nächste Pflicht übrig, uns um die
historischen Kräfte umzusehen, welche Bertholds außergewöhn-
liche Gaben in Bewegung gesetzt haben. —
Zuvor jedoch sei es gestattet, auf einem Punkte etwas zu
verweilen, der für die Geschichte der Überlieferung von Ber-
tholds Predigten wichtig ist. Die ganze Frage, wie man sich
das Entstehen lateinischer Niederschriften nach den von Berthold
deutsch gehaltenen Predigten vorzustellen habe, muß hier noch
einmal kurz aufgenommen werden. Ich habe sie bereits aus-
führlich erörtert in meiner schon des öfteren angeführten
Schrift ‚Über eine Grazer Handschrift lateinisch-deutscher Pre-
digten‘ (1890) 8. 20 f., 45, habe eine große Anzahl von Bei-
spielen aus der wohl durchgearbeiteten Geschichte der franzö-
sischen Predigt beigebracht und bin zu folgendem Ergebnis
gelangt: Es ist sehr unwahrscheinlich, fast unmöglich, daß
deutsche Aufzeichnungen Bertholdscher Predigten unmittelbar
vom Munde des Redners weg veranstaltet wurden; es ist wenig
wahrscheinlich, obgleich möglich, daß eine gehörte Predigt Ber-
tholds später deutsch aufgezeichnet wurde; es ist gewiß, daß
nach Bertholds eigenem Zeugnis (Studien 5, 3) seine Predigten
von zuhörenden Klerikern und Religiosen (vielfach fehlerhaft)
sofort lateinisch niedergeschrieben wurden; es ist höchst wahr-
scheinlich, daß Predigten Bertholds von Zuhörern auch nach-
träglich lateinisch aufgezeichnet worden sind. Die Richtigkeit
dieser Thesen ist von verschiedenen Fachgenossen stark ange-
Sitzungsber. d, phil.-hist. Kl. 155. Bd. 5. Ahh, 6
82 V. Abhandlung: Schönbach.
zweifelt worden, insbesondere hat man den Parallelen aus der
Entwicklung der französischen Predigt keinen Wert beimessen
wollen. Jostes sagt in der Besprechung meiner Schrift im
Historischen Jahrbuch der Görres-Gesellschaft 12 (1891), 361
kurzweg: ‚Die Zeugnisse aus Frankreich halte ich für völlig
unzureichend, um die Hypothese Schönbachs irgendwie hin-
reichend zu stützen.‘ Und auch Fr. Kauffmann hält (Theolog.
Literaturztg. 1891, S. 252 ff.) zwar die von mir beigebrachten
Parallelen für ‚lehrreich‘, aber doch nicht für zureichend, um
damit eine Entscheidung der Frage zu begründen. Solche Zweifel
schienen mir wohl berechtigt, wofern man nachweisen könnte,
daß es wesentlich schwieriger war, eine deutsch gesprochene
Predigt lateinisch aufzunehmen oder nachträglich niederzu-
schreiben, als eine französisch gesprochene Predigt lateinisch
wiederzugeben. Das ist nicht der Fall, hingegen glaube ich
a. a. O. S. 25 ff. gezeigt zu haben, daß zwar eine französische
Predigt sich zur Not französisch aufzeichnen ließ, daß es aber
schon in der Beschaffenheit der Schrift sehr wesentliche Hinder-
nisse für den gab, der eine deutsche Predigt deutsch nach-
schreiben, ja auch später niederschreiben wollte. Es darf nicht
übersehen werden, daß es nur für lateinische Aufzeichnungen
gehörter Predigten ein kaufendes Publikum gab, sowohl in
Frankreich als in Deutschland, nämlich Geistliche, die Muster-
stücke erwerben, gelehrte Theologen, die ausgezeichnete Kanzel-
reden studieren wollten. Ein Laienpublikum, das (französische
oder) deutsche Predigten zu lesen wünschte, hat es erst, und
zwar zunächst in Frauenklöstern zugleich mit den Anfängen
der deutschen Mystik gegeben; die älteren Sammlungen deutscher
Predigten, die gleichfalls nach lateinischen Vorlagen ausgearbeitet
wurden, waren für Prediger bestimmt, die sie ablasen oder aus
wendig lernten, nicht für Leser zur Erbauung. Jostes fragt
а. a. O.: ,— oder sind die Predigten von Meister Eckhart u. а.
auch aus dem Lateinischen zurückübersetzt?‘ Für ‚u. a.‘ kann
ich die Frage nicht beantworten, weil ich nicht weiß, wen
Jostes darunter versteht; was jedoch Meister Eckhart anbelangt,
erwidere ich darauf, daß ich dies für sehr wohl möglich hielte,
obzwar für Eckharts Predigten bereits, gemäß Denifles wichtigen
Aufstellungen, ein zunächst weibliches Lesepublikum vorhan-
den war.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 83
Für die äußeren Verhältnisse der altdeutschen Predigt
sollen die Parallelen aus der Geschichte der französischen gar
keine oder wenig Geltung besitzen. Frankreich ist während der
besten Zeit des Mittelalters das klassische Land der Bildung,
allenthalben ist es das gebende, es stellt die Muster auf, die
anderwürts nachgeahmt werden, dort macht man zuerst die
großen Fortschritte der Zivilisation, es ist das Vorland der
europäischen Kultur des Mittelalters. Was für alle Gebiete der
Kunst und Wissenschaft, des gesellschaftlichen Lebens gilt, da-
von soll nun die Predigt eine Ausnahme machen, indes wir
bereits wissen, daß die deutschen Prediger gerade während der
den Mendikantenorden unmittelbar voraufgehenden Zeit, näm-
lich im 12. Jahrhundert, am stärksten unter dem Einfluß der
französischen Kanzelredner gestanden und im regsten literari-
schen Verkehr die zu Paris gehaltenen Predigten von eigens
geschickten und bezahlten Schreibern haben kopieren lassen,
so daß sie dann binnen erstaunlich kurzer Frist in der Heimat
benutzt und nachgebildet werden konnten (vgl. Studien 1, 141 f.).
Daraus ersieht man, daß dieselben Bedingungen für die Predigt
hier und dort bestanden, und man wird schließen dürfen, daß
Zeugnisse aus der Geschichte der französischen Kanzelbered-
samkeit, die noch immer sehr viel besser erforscht ist als die
der deutschen, auch für diese Kraft und Wert besitzen müssen.
Soweit ich zu sehen mag, gründet sich der Widerstand gegen
das Heranziehen der französischen Analogien in diesem Falle
nicht so sehr auf sachliche Bedenken, sondern auf die Abneigung
wider das letzte Resultat meiner Untersuchungen, die Unecht-
heit des Wortlautes der deutschen Sermone Bertholds. Es
scheint manchem unerfreulich, den Besitzstand des Klassikers
der mittelhochdeutschen Prosa preisgeben zu müssen, und des-
halb werden hier Parallelen abgelehnt, die man andersfalls in
der Beweisführung unbedenklich zuließe. Sicherlich ist es ein
sehr anerkennenswertes Empfinden, aus dem solche Abneigung
hervorgeht, wissenschaftlich diskutabel ist es für mich nicht.
Doch hat mich diese Sachlage dazu bestimmt, in den Er-
órterungen von Studien 6 meine Argumentation ausschließlich
auf die Beschaffenheit der deutschen Texte selbst zu stützen
und auf die Analogien aus der französischen Predigt einstweilen
zu verzichten. Nunmehr, da ich meine Ergebnisse für gesichert
6*
84 V. Abhandlung: Schönbach.
halte, verweise ich nochmals mit Nachdruck auf jene wichtigen
Parallelen und füge hinzu, was ich inzwischen nachgesammelt
habe. Über die таууратої (auch ireypazeis), welche die Predigten
der griechischen (besonders des Origenes) und lateinischen Кіг-
chenväter nachschrieben, handelt jetzt Eduard Norden, Die
antike Kunstprosa (1898), S. 536, Anm. 1. Derselbe bespricht
S. 645, wie Symmachus bei einer neuen Ausgabe der Nach-
schriften seiner Reden Bemerkungen an den Rand geschrieben
hat, die dann spáter in den alten Text mit aufgenommen wur-
den. So sind auch die Predigten Augustins von Schnellschreibern
aufgenommen worden, vgl. seine Vorbemerkung zur Enarratio
des 51. Psalms sowie zu den 32 Sermonen über den 118. Psalm.
Sehr beachtenswert sind die Mitteilungen Gregors des Großen
über die Nachschriften seiner Predigten. In der Praefatio zu
den Homilien in Ezechielem heißt es Patrol. Lat. 76, 185 A:
homilias, quae in beatum Ezechielem prophetam, ita ut coram
populo loquebar, exceptae sunt, multis curis irruentibus in abo-
litionereliqueram. sed post annos octo, petentibus fratribus, notario-
rum schedas requirere studui easque favente Domino transcurrens
— emendavi. Noch wichtiger ist die Praefatio zu den Homiliae .
in Evangelia, die ich wegen ihrer Detailangaben vollstündig
hierhersetze, Patrol. Lat. 76, 1075 ff.: (an den Bischof Secundi
nus) Inter sacra missarum solemnia, ex his, quae diebus certis
in hac Ecclesia legi ex more solent, sancti Evangelii quadra-
ginta lectiones exposui. et quarumdam quidem dictata expositio,
assistente plebe, est per notarium recitata; quarumdam vero
explanationem coram populo ipse locutus sum, atque ita ut lo-
quebar excepta est. sed quidam fratres, sacri verbi studio fer-
ventes, antequam ad propositum modum ea, quae dixeram,
subtili emendatione perducerem, transtulerunt. quos recte ego
quasi quibusdam famelicis similes dixerim, qui prius escas edere
appetunt, quam plenius excoquantur. hoc vero ubi scriptum est:
„Ductus est Jesus in desertum a spiritu, ut tentaretur a diabolo‘
(Matth. 4, 1), prius quidem quasi sub quadam ambiguitate ex-
posui, sed eamdem | dubitationem certa notatione correxi. eas-
dem quoque homilias, eo quo dictae sunt ordine, in duobus
codicibus ponere curavi, ut et priores viginti, quae dictatae sunt
(also wohl die vom Notarius vorgelesenen), et posteriores toti-
dem, quae sub oculis dictae, in singulis essent distinctae cor-
Studien zur Geschichte der nitdeusschen Predigt. VIII. 85
poribus. quod vero quaedam antepositae sunt, quae in Evangelio
post leguntur, quaedam vero postpositae, quae ante per evange-
listam scriptae sunt, inveniuntur, nequaquam movere tuam
fraternitatem debet, quia, sicut a me diversis temporibus dictae
sunt, ita quoque sunt ab exceptoribus in codicibus арйтае. Tua
itaque fraternitas, sacris semper lectionibus intenta, si praedic-
tum locum Evangelii invenerit sub dubietate prolatum, vel eas-
dem homilias repererit ita ut praedixi non esse dispositas, has
inemendatas remansisse cognoscat et juxta eas, quas per prae-
sentem portitorem mittere studui, corrigat, nulloque modo illas
sine emendatione remanere permittat. editae autem in scrinio
sancte Ecclesiae nostrae retinentur, ut si qui forte a tua frater-
nitate longe sunt, hic inveniant, unde in his, quae emendatae
sunt, certiores fiant. Bei dem ungemeinen Ansehen, das die
Homilien Gregors in der ganzen Folgezeit genossen (Papst In-
nozenz ПІ. predigte einmal italienisch nach einer ihm vorge-
haltenen lateinischen Homilie Gregors, vgl. Michael, Gesch. des
deutschen Volkes 2, 101), kann diese Darlegung leicht etwas
Paradigmatisches gewonnen und wirklich unter ganz anderen
Verhältnissen nachgewirkt haben. Gewiß hat der Fall Gregors
starke Ähnlichkeit mit dem Bertholds, wie diesen das Vorwort
zu den Rusticanis auseinandersetzt. Gregors Predigten sind
(zum Teil) ‚vom Munde des Redners weg‘ in Kurzschrift auf-
gezeichnet worden, übereifrige Kleriker haben diese Reporter-
notizen sofort ausgearbeitet und solche Texte wurden alsbald
verbreitet. Dem gegenüber hat dann Gregor die ausgearbeiteten
Stücke (neben denen, welche er sonst diktiert hatte) sorgsam
korrigiert, in eine bestimmte Ordnung gebracht und wünscht
nun, daß sein autoritatives Exemplar (das er noch besonders
im Kirchenschatz aufbewahren läßt) überall dort zur Verbesse-
rung herangezogen werde, wo man fehler. und schadhafte
Niederschriften besitzt. Bertholds Predigten sind von Klerikern,
Ordensbrüdern und Lenten, die daraus einen Beruf machten,
nach den Worten des Redners lateinisch aufgenommen worden
(tironische Noten sind durchaus nicht ausgeschlossen), die Nieder-
schriften wiesen jedoch manche Fehler auf. Darum entschloß
sich Berthold, seine Predigten (nach Abschriften oder Entwürfen)
zu sammeln und zugleich durchzubessern. Diese Rusticani sollen
fortan die mangelhaften Exemplare vertreiben, ihnen allein
86 V. Abhandlung: Schónbach.
kommt die Autorität seines Namens zu. Der Unterschied be-
steht nur darin, daß Gregors lateinisch (in der Vulgärsprache ?)
vorgetragene Predigten lateinisch nachgeschrieben wurden, indes
Berthold deutsch predigt, was die Nachschreiber lateinisch no-
tierten. Die Möglichkeit dieses Verfahrens hatte ich noch 1890
(vgl. meine Schrift, S. 26) bezweifelt, bald darnach mich jedoch
vollkommen von ihr überzeugt.
Schon mit dem 11. Jahrhundert beginnen reichlichere Zeug-
nisse über französische Predigten und deren lateinische Nach-
schriften, im 12. häufen sie sich. Altprovenzalische Sermone des
12. Jahrhunderts hatte Armitage veröffentlicht, Paul Meyer re
zensiert das Buch Romania 14, 289 ff. und widerlegt die Be-
hauptung des Herausgebers, diese Predigten seien Notizen in
provenzalischer Sprache nach lateinischen Kanzelreden. Viel.
mehr hält Meyer sie für kurze und mangelhafte Bearbeitungen
lateinisch aufgezeichneter Predigttexte. Die vielberegte Frage
nach dem Ursprunge der franzósischen Fassungen der Predigten
Bernhards von Clairvaux untersucht Léopold Delisle von neuem
anläßlich der Mitteilungen Toblers über eine Handschrift dieser
Stücke (Sitzungsberichte der Berliner Akademie vom 4. April
1889) іш Journal des Savants 1900, 148—164. Die lateinischen
Niederschriften von Bernards französisch gehaltenen Predigten
sind, und zwar verschiedene Male, wieder französisch bearbeitet
worden (vgl. Försters Edition von 1885 im zweiten Bande der
Romanischen Forschungen und die vollständige Ausgabe im
Bande 203 des Stuttgarter Literarischen Vereines, 1894). Die
einzelnen Fassungen stehen zuweilen nicht weiter von einander
ab als die Handschriften von Bertholds deutschen Predigten.
Delisle gibt S. 150 ff. eine Probe, indem er den lateinischen
und französischen Text eines Sermons in Cantica vergleicht;
daraus ergibt sich S. 157, daß die lateinische Vorlage nach den
Noten eines Zuhörers hergestellt wurde. Vgl. noch Journal des
Savants 1903, S. 347 f. Ganz ebenso verhält es sich mit den
franzüsischen Texten der Predigten des berühmten Erzbischofs
von Paris, Maurice von Sully, die gleichfalls nach lateinischen
Aufzeichnungen bearbeitet wurden, vgl. Paul Meyer in der Ro-
mania 23 (1894), S. 177 ff., 497 ff. Zwei französische Predigten,
die aus dem Latein übersetzt sind, veróffentlichte Paul Meyer
in der Romania 16 (1887), S. 67 ff. Dazu vgl. Zeitschrift für
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 87
romanische Philologie 2, 157 (aus G. Lücking, Die ältesten fran-
zösischen Mundarten) ein Fragment aus Valenciennes, das die
Aufzeichnung einer französischen Predigt mittels tironischen
Noten in einem Gemisch von Französisch und Latein enthält,
weil französisch nachzuschreiben dem Aufzeichnenden zu müh-
sam war. Everardus de Villebene (oben S. 68 Anm.) sagt Graec.
518, 254 von beauftragten und besoldeten Nachschreibern der
Predigten: sic faciunt quidam, qui sermones frequentant et
audientes predicatores ipsos dijudicant dicendo: ,iste est asini-
nus, iste est verbosus, iste est ociosus‘, et quod audiunt, qua-
ternis committunt (Du Cange 6, 604°), et parum vel nihil in
cordibus suis reponunt. Am Ende des 14. Jahrhunderts werden
die Predigten des Joannes Gerson aus dem Französischen ins
Latein (sehr schlecht) übertragen und dann herausgegeben, vgl.
Hist. littér. de la France 24 (1863), S. 376. Noch im 15. Jahr-
hundert hat man in Frankreich französisch gehaltene Predigten
lateinisch nachgeschrieben, im 16. dann wieder ins Französische
übertragen (wie bei Geiler von Kaisersberg). Einen klassischen
Fall bilden die Predigten des Michel Menot, die solchermaßen
zur Verüffentlichung gelangten. Vgl. darüber den Aufsatz von
Armand Gasté in den Mémoires de l'Académie nationale des
sciences, arts et belles-lettres de Caen, 1897 und den Bericht
von Joseph Couraye du Parc in der Bibliothèque de l'École des
chartes, 58. Band (1897), S. 453. Ja, die bereits erwühnte Re-
zension von Jostes bringt S. 361 Anm. eine Notiz, wornach
franzüsische Predigten lateinisch aufgezeichnet wurden.
Lateinische Nachschriften lateinisch gehaltener Predigten
bezeugt Salimbene in seiner Chronik S. 136 (v. J. 1248), wo er
berichtet, wie Bruder Marcus de Montefeltro sich die Reden
Bonaventuras verschafft hat. Auf diese Weise wurden auch die
Sermone des heil. Thomas von Aquino überliefert. Hierher ge-
hört ferner, was Denifle in seinem Archiv, 5. Band (1889), 8. 351
mitteilt: die Handschrift F. 36 der Amploniana in Erfurt enthält
auf der Rückseite des zweiten Vorsetzblattes (Schrift des beginnen-
den 14. Jahrh.) einen lateinischen Sermon Meister Eckharts und
am Schluß die Notiz: iste sermo sic est reportatus ab ore magistri
Echardi de Hochheim die beati Augustini Parisius (vgl. oben S. 82).
Spürlich sind ältere Zeugnisse aus der Geschichte der
deutschen Predigt, aber, wie ich schon wiederholt behauptete,
88 V. Abhandlung: Schönbach.
nur deshalb, weil die deutsche Predigt erst im 12. Jahrhundert
selbständig wurde, das Material von dieser Zeit ab, welches in
Handschriften sich verbirgt, noch nicht annähernd so energisch
durchforscht worden ist, als dies in Frankreich geschah (solche
Arbeiten de la longue haleine sind im allgemeinen bei uns nicht
beliebt). Wattenbach erzählt in seinen Geschichtsquellen, 6. Aufl.,
2, 306: Irimbert, der Bruder des großen Abtes Gottfried von
Admont, hält den Admonter Nonnen Vorträge durch das Fenster:
einzelne Nonnen arbeiten Teile davon gemäß den lateinischen
Nachschriften, die auf Wachstafeln hergestellt wurden, dann auf
Pergament aus. Dagegen handelt es sich bei dem Gottesfreund
(Denifle, Zeitschr. f. d. Altert. 24, 216) um deutsche Nachschriften
deutscher Predigten, wenn es dort heißt, er sei nach dem Ап-
hören einer Predigt Taulers (der vor Laien deutsch redete, vor
Gelehrten lateinisch) in seine Herberge gegangen und habe den
Sermon Wort für Wort aufgeschrieben. Daß die Sache an sich
nicht wahr ist, weiß man aus Denifles Forschung; wenn aber
sich dort der Meister über solche Fähigkeit des Laien wundert,
so muß man den ganzen Vorgang im 14. Jahrhundert doch für
möglich gehalten haben. Eine gute Analogie zu Berthold bietet
Matthias von Liegnitz nach den Mitteilungen des Prälaten
Adolf Franz im Katholik 1898, 1, 7: ‚Die Predigten über die
Sonntagsepisteln sind von dem Magister Matthias in deutscher
Sprache gehalten worden. Sie waren den Bedürfnissen der
Scholaren, unter welchen sich viele Kleriker und Priester be-
fanden, angepaßt. Wie der berühmte Prager Prediger Konrad
von Waldhausen seine für die Scholaren gehaltenen Predigten
in lateinischer Sprache hinterließ, so erachtete es auch Matthias
von Liegnitz für nützlich, seine Predigten über die Sonntags-
episteln für Scholaren in lateinischer Sprache niederzuschreiben.'
Beachtenswert scheint mir auch der späte Fall des sel. Canisius.
Dieser hat 1564/65 Predigten gehalten, er hat sie dann (Zeit-
schrift f. Kathol. Theologie 6 [1882], S. 584) in einem Altöttinger
Kodex lateinisch entworfen, in sehr raschen Zügen, am Schlusse
gekürzt. ‚Öfters sind deutsche Schlagwörter eingestreut und
heikle Stellen mit den auf der Kanzel zu brauchenden deutschen
Ausdrücken genau aufgeschrieben. Am Rande vorkommende
Wörter merken wiederholt die Gleichnisse an, deren sich der
Prediger bedienen wollte, z. B. die Ziegel auf dem Dach.‘ Über
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. УШІ. 89
die Technik, deutsch nach lateinischen Konzepten zu predigen,
vgl. Geffcken, Bilderkatechismus, S. 14. 196 ff., nach dem Ma-
nuale curatorum des Joannes Surgant. Noch im Jahre 1835
schreibt an der Universität Göttingen Ad. von Warnstedt die
Vorlesungen Jakob Grimms über Geschichte der deutschen Li-
teratur ‚stellenweise raumsparend‘ lateinisch nach. Vgl. Roethe,
Jakob Grimms Vorlesungen über deutsche Literaturgeschichte
in den Nachrichten der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu
Göttingen, Phil.-hist. Kl. 1899, S. 508 — 548, besonders 8. 512.
Damit mag es einstweilen genug sein. —
Für die Predigtweise Bertholds von Regensburg mufiten
in erster Linie die Vorschriften und Gepflogenheiten des Mino-
ritenordens, vor allem Lehre, Gebot und Beispiel des heil. Franz
von Assisi maßgebend sein. Berthold gehörte gewiß noch der
ersten Generation deutscher Minoriten an (Studien 1, 4. 11 f.),
auf ihn wirkte, obgleich er den Stifter seines Ordens kaum
persönlich kennen gelernt hat, noch ganz unmittelbar dessen
ins Wunderbare entrückte Erscheinung. Das geht schon aus
den Mitteilungen hervor, die er in seinen Predigten über Fran-
ziskus gibt, Studien 5, 49. Die für Berthold gültige Regel ist
die bullata von 1223 (H. Boehmer, Analekten zur Geschichte
des Fr. v. A. 1904, S. 29—35). Aber er kennt auch die Regula
prima von 1221 (Boehmer, S. 1—26; sie hat keinen Kursus,
indes die Regula bullata deutlichste Spuren des Kursus an sich
trägt), ihr entnimmt er seine Bestimmungen über die Praxis
des Betens, Studien 7, 45 ff, vgl. Boehmer, S. 4. 31, 10. Die
Regula bullata zitiert er ausdrücklich, Comm. 22, 2, anläßlich
des Verbotes schlechter Gesellschaft: precipio firmiter etc., ut
non habeant suspecta consortia vel consilia malorum (1. mulierum)
== Abs. 11, bei Boehmer 31, 2 ff. Was nun die Anfänge der
Minoritenpredigt belangt, schließe ich mich durchaus den An-
sichten an, die Hilarin Felder in dem Buche: Geschichte der wissen-
schaftlichen Studien im Franziskanerorden S. 33—57 vorträgt
und wornach die einfache Bußansprache, die auch von Laien-
brüdern ausgehen konnte, unterschieden wird von der eigent-
lichen Predigt, zu der geistliche Bildung erfordert wird und
eine besondere Erlaubnis, die auf eine vorausgehende Prüfung
hin zu erteilen ist. Auch darin wird Felder recht haben, daß
er den Inhalt der Minoritenpredigt in der älteren Zeit begrenzt
90 У. Abhandlung: Schönbach.
sein läßt durch die Vollmacht Papst Innozenz ПІ., poenitentiam
praedicare. Das bildet ja auch nach meinen Darlegungen (oben
S. 69 f.) den Hauptstoff der Predigten Bertholds, nur daß diese
sich nicht auf die Besserung der Sitten beschrünken, sondern
der Entwicklung des Ordens und der Zeit gemäß vielfach
andere Interessen in ihren Bereich ziehen. Freilich, was der
heil. Franz selbst ausdrücklich vorschrieb, das war auch für
Berthold wegweisend. In der Regula prima handelt cap. 15,
De praedicatoribus (Boehmer, S. 15 ff.) eigentlich mehr davon,
daß und wie die Minoritenprediger ihrer Zuhórerschaft ein Bei-
spiel vorleben sollen, nur indirekt wird damit der Inhalt der
Predigten umschrieben. Hervorgehoben werden vitia et peccata
(Boehmer 16, 15) als die Angriffsobjekte für die predigenden
Minderbrüder. Genauer bestimmt die Regula bullata Kap. ?
(Boehmer 33, 30 ff.) den Predigtstoff: moneo quoque et exhortor
eosdem fratres, ut in praedicatione, quam faciunt, — ad utili-
tatem et aedificationem populi, annuntiando eis vitia et virtutes,
poenam et gloriam cum brevitate sermonis. Man wird gestehen
müssen, daß Bertholds Predigtpraxis diesem Gebote wirklich
gefolgt ist (oben S. 69 ff), ebenso wie die des heil. Antonius von
Padua, vgl. Lempp, Zeitschr. f. Kirehengesch. 13, 24 ff. 30; was
über diesen, die Art und Wirkung seiner Reden berichtet wird
(Lempp, a. a. O. S. 28. 32), findet sich auch über Berthold erzählt.
Den Einflufj, welchen die Entwicklung des Minoritenordens
auf die Predigt Bertholds ausgeübt hat, wird man erst bemessen
kónnen, wenn die vollstindige Ausgabe der lateinischen Texte
vorliegt. Jedesfalls kann ich jetzt schon versichern, daf die
großen Kämpfe, welche während einiger Jahrzehnte innerhalb
der Minderbrüder zwischen den Parteien der Idealisten und
der Praktiker des Lebens stattfanden, bei Berthold keine Er-
wähnung oder Anspielung finden, was sich ja von selbst ver-
steht. Wer genau zusieht, wird nicht nur wahrnehmen, daß
Berthold das Evangelium aeternum kennt und ehrt (Studien
4, 1 £), sondern daß er seiner ganzen Haltung nach zu der
strengeren Gruppe, den Spiritualen, gehört, die dem ursprüng-
lichen Ideale der Bußbruderschaft des heil. Franz von Assisi
zustrebte, wenngleich Berthold bei seinem fest ausgeprägten
Sinn für kirchliche Zucht und geistliche Disziplin (auch der
‚Baumgarten‘ bekundet ihn; vgl. ad Relig. 15, 5. 22, 16. 28,8.
Studien zur Geschichte der altdentschen Predigt. VIII. 91
29, 17. 37. 50, 5. 52, 10. 55, 8. — überall sind Minoriten ge-
meint) gewiß niemals aus dem Geleise eines ernsten Ordens-
mannes gewichen sein wird.
Viel zuverlässiger ist, was sich schon jetzt über die Vor-
bilder ermitteln läßt, die Berthold für seine Predigten benutzt,
die er mit Vorliebe studiert, denen er mit Bewußtsein nach-
geeifert hat. Denn dafür legen die von ihm selbst angeführten
kirchlichen Autoren bestimmtes Zeugnis ab, wie sie Studien 5,
9. 22. 25. 57. 60. 13 aus den einzelnen Sammlungen von mir
zusammengestellt wurden. Ganz gleichmäßig führen sie alle zu
demselben Ergebnis: unter sämtlichen von Berthold zitierten
Kirchenschriftstellern nehmen immer wieder dieselben drei die
ersten Plätze ein, hinter denen die übrigen an Häufigkeit der
Anführungen weitaus zurückbleiben, nämlich die drei großen
Prediger: Augustinus, Gregor und Bernard von Clairvaux. Ich
ziehe gewiß keinen Fehlschluß, wenn ich die ganz schlagenden
Zahlen der von Berthold beigebrachten Zitate als den konkreten
Ausdruck des Verhältnisses ansehe, in dem sich Berthold zu
den genannten Autoritäten befindet: insofern jemand durch das
Studium der Literatur zum Prediger sich bilden kann — und
das ist bis zu einem gewissen Grade sicher möglich —, inso-
fern hat Berthold an Augustin, Gregor und Bernard sich ge-
bildet und hat von diesen Männern zuvörderst predigen gelernt.
Überlegt man sich die besonderen Eigenschaften von Bertholds
Predigtweise und zieht dann die Qualitäten in Betracht, durch
welche seine drei großen Muster sich RE dann
erschließt sich eine Übereinstimmung in den Hauptpunkten, die
ich als stringenten Beweis für die Richtigkeit meiner These
ansehe. Nur läßt sich diese Übereinstimmung erst dann in
allen Einzelnheiten aufzeigen, wenn die Gesamtausgabe der
lateinischen Predigten Bertholds den Vergleich ermöglicht haben
wird. Vorläufig beschränke ich mich auf etliche Bemerkungen,
die allerdings Glaubwürdigkeit beanspruchen. Ich habe früher
(oben S. 80%.) die Besonderheiten von Bertholds Predigtstil um
zwei Punkte konzentriert: sein Bestreben, die Zuhörer auf-
merksam zu machen und dann die Gespannten zu erschüttern.
Die rhetorischen Mittel nun, welche zur Erreichung des ersten
Zweckes dienen, beherrscht gerade Augustinus im höchsten
Grade. Der Stil dieses Begründers des abendländischen Christen-
92 Y. Abbandlung: Schönbach.
tums ist hinlünglich bekannt, zudem noch aus der trefflichen Arbeit
Regniers. Wer sich einigermaßen in Augustinus eingelesen hat,
dem gewührt seine Darstellung ein so scharf umrissenes Bild
seines Stiles, daß es nicht vergessen wird und einen Maßstab
darbietet, der auch an Material von geringem Umfang (viel
leicht zwanzig Druckzeilen) den Autor wiederzuerkennen ver-
stattet. Und Berthold war mit Augustinus ganz genau vertraut,
ihm sind die passenden Zitate bequem zur Hand, natürlich am
meisten aus den Hauptwerken, aber auch aus Schriften, die
nicht ganz am Wege liegen. Ich meine nun nicht, daß Berthold
seine Rednerkünste und den lebhaften Ausdruck des Stiles, der
den Zuhörer angreift, einfach Augustinus abgelernt hat, wohl
aber behaupte ich, daß Bertholds Anlage und schulmäßige Rhe-
torik durch das Studium Augustins ungemein gefördert und in
die besondere Richtung dieses Schriftstellers gedrängt worden
sind. Fast in noch höherem Grade behaupte ich Ähnliches
über die Beziehung Bertholds zu Bernard von Clairvaux. Dieser
Autor des 12. Jahrhunderts ist das bedeutendste Vorbild für
die Schriftstellerei des 13., insbesondere der Mendikantenorden
geblieben, ja noch ins 14. Jahrhundert hinein wird er am
häufigsten angeführt und nachgebildet. Berthold hat sich ihn
zum Muster genommen, nicht bloß in bezug auf seine Predigten
an Geistliche und Religiosen im engeren Sinne, wo ja Bernards
Sermone an die Kongregationen der Zisterzienser sich von selbst
als höchstes Beispiel darboten, sondern auch im allgemeinen
für die rednerische Technik, welche die Gemüter erschüttern
will. Darin war nun allerdings Bernard ein ausgezeichnetes, ja
ein Vorbild einzig in seiner Art, wie schon die Charakteristik
lehren mag, die ich in den Studien zur Erzählungsliteratur des
Mittelalters 1, 96 ff. versucht habe. Ihm hat Berthold, das
zeigen die Ziffern der Zitate, mit noch größerer Beflissenheit
nachgestrebt als der Rhetorik Augustins und wirklich ist auch
ein Teil der Macht, die Gemüter zu ergreifen, durch diese
Studien von Bernard auf Berthold übergegangen. Von Augusti-
nus über Bernard zu Berthold läßt sich eine direkte Linie der
Entwicklung des oratorischen Stiles ziehen. Nicht minder
zeichnen sich die Homilien Gregors des Großen durch Lebhaf-
tigkeit aus, allein sie ist von anderer Art als die Bertholds.
Dagegen hat in anderem Bezuge Gregors Prosa für Berthold
Studien zur Geschichte der alideuntschen Predigt. VIII. 93
als Beispiel gedient, nämlich durch den schier unübersehbaren
Reichtum an Bildern und Gleichnissen, eine Eigenheit, die
Gregor zu seiner ganz besonderen Beliebtheit während des
Mittelalters verholfen hat. Es sind somit gerade diejenigen
Eigenschaften, welche dem Bilde von Bertholds Beredsamkeit
seine bezeichnenden Züge verleihen, auch dieselben, welche
die drei großen Prediger auszeichnen, die er sich ganz vor-
zugsweise zu Führern in seiner Ausbildung als Kanzelredner
erwählt hat. Es ist also möglich, einen wesentlichen Teil von
Bertholds Predigttechnik mittels seiner nachweisbaren Studien
an die Einwirkung älterer Vorbilder zu knüpfen.
Nun ließe sich ja denken, daß auch Bertholds Gepflogen-
heit, kurze Erzählungen, Fabeln und Exempel in seinen
Predigten vorzubringen (den deutschen Texten fehlen sie aller-
dings gänzlich bis auf eines), auf den Gebrauch Gregors des
Großen zurückzuführen sei, der in seinen Homilien regelmäßig
eine Geschichte vorträgt, zumeist solche, die schon in seinen
eigenen Dialogen vorkommen. Ein Schluß der Art wäre nun
doch voreilig, denn die Kunst, Predigten durch Anekdoten und
Exempel zu illustrieren und zu beleben, wird just im 13. Jahr-
hundert unmittelbar vor Berthold von Regensburg, zu seiner
eigenen Zeit und lange darnach mit einem Eifer geübt, der
bisweilen übertreibt und die Unterhaltung durch Erzählen zu
einem Selbstzweck macht, der die erbauliche Wirkung stört
und aufhebt. Berthold ist also mit seinen Geschichtchen durch-
aus im Zusammenhange der Gewohnheiten innerhalb der Pre-
digtpraxis seiner Zeitgenossen verblieben. Ich halte es nicht
für überflüssig, hier zuvürderst auf einige Beispiele aus Ber-
tholds lateinischen Texten hinzuweisen, da doch irgend jemand,
von den deutschen Bearbeitungen ausgehend, überhaupt be-
zweifeln könnte (vgl. aber Studien 6, 70 f.) daß Berthold in
die Predigt Erzühlungen einflocht (allerdings gewührt schon
meine Abhandlung ‚Über eine Grazer Handschrift lateinisch-
deutscher Predigten‘, S. 54 Anm. und verstreut von S. 65 ab,
für das Bertholdsche Gut des Kodex hinreichende Belege). Es
ist nun nicht ganz leicht abzugrenzen, was bei Berthold als
exemplum gelten soll. Denn er führt unter dieser Bezeichnung
auch bloß Beobachtungen aus dem Tier- und Menschenleben
an oder theoretische, vielleicht für den besonderen Zweck erst
94 V. Abhandlung: Schönbach.
zurechtgemachte Beispiele. Dahin werden wohl solche Fälle
gehören: Sanct. 162, 1: trepidaverunt, ut elephas murem (vgl.
Alexander Neckam, De naturis rerum, lib. 2, cap. 44 [ed. Wright,
р. 225 f.]): odorem muris maxime fugiunt (elephantes). pabula
etiam, que a musculis contacta sunt, recusant; wird aus Solin
stammen (Polyhist. cap. XXV, 2). Auch Spec. 74, 5 über Ele-
fant und Drache, wozu vgl. Neckam, De naturis rerum, lib. 2,
cap. 145. Sanct. 81, 2: hec (medicina Salvatoris) enim fecit sa-
lire uno saltu animam in celum a terra in morte post judicium,
corpus similiter eum anima. hoc facit hominem tam sanum, ut
nulla res eum ledere possit; tam pulchrum, quod fiat sole, non
tantum stella, clarior; tam agilem, ut omni aére, immo vento vel
fulgore agilior, sole penetrabilior, quia sol illesus penetravit
vitium, corpus vero illesum milia muros; tam impassibile facit,
non ut salamandra in igne vel alec in aqua (Freidank 109, 14 ff.),
sed ut angelus in celo, quem nihil ledere potest, nec gladius
nec fames nec infirmitas etc. Spec. 74, 4: exemplum eifi, sedis
et corone. item qui ductus fuit in locum Indie. Spec. 90, 5:
exemplum de sole et domo (Studien 7, 88). Freib. 2, 16*: exem-
plum de illo, qui in turba cadit et alios super se ruere facit.
88°: exemplum de sacco pleno stramine etc. 84^: exemplum de
Шо, qui de ma. vanam gloriam habuit. — exemplum: si duo
essent in domo tua et crederes esse eos amicos tuos et optimos,
et unus illorum esset inimicus tuus mortalis, non esses secure
cum eo et valde esset tibi semper cavendum. 84°: nota: aliquis
bibulus, cum non habet vinum, delectatur odorare ad vas vini.
sic gluto odorem odorare de coquina. Sanct. 142, 1: gulosi —
ilum vendunt, qui pascit omnes in celo dulcissimo aspectu suo
tam delectabiliter, ut etiam tempus non sentiant, immo illad
tempus magnum milium ducentorum annorum juravit angelus
non esse tempus. Spec. 80, 2: gaudium etiam magnum est ibi, non
tale, quale habet ille, qui ab eculeo ducitur repente ad regnum.
Fabeln, Domin. 85, 1 = Freib. 2, 182*: nota de cervo, ser-
pente et aquila, et quanto virtuosius agitur, tanto anima interius
sanatur, clarificatur et pulchrior efficitur. Domin. 144, 1 =
Freib. 2, 1832: exemplum de serpente in sinu, qui ita hominem
interficit, ас si multos ibidem haberet. Freib. 1, 19^: nota de
pisce, qui de mari ascendit Renum. Freib. 2, 159*: exemplum
de ape et scrabone.
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 95
Erzählungen, Spec. 74, 5: exemplum, qui cattum plorare
fecit sinapi. Sanct. 115, 1: (von der Beicht) tamen ne proditio
fiat alterius criminis, sed, si culpa propria explicari non potest
sine revelatione peccati alterius, licet illud confiteri cautiori
tamen modo, quo prodest sine proditione persone, ut mulier de
episcopo: a quodam magno prelato cognita sum. Spec. 14, 5:
exemplum illorum, quos porci laceraverunt. Freib. 2, 27*: ita
sompniavit dominus illorum diabolus, quod vellet esse similis
Altissimo, sed invenit se in luto. est superbia ut vetule. dic
de lacte (das Mädchen mit dem Milchtopf). 2, 220": nota de
filio Parisius ad studium misso. 1, 70°: exemplum de muliere
alba, que loquens vel faciens aliquid minus bonum coram viro
suo erubescit, venit rubor in faciem, qui albedini junctus pul-
criorem viro reddit. ita anima innocens ex modica offensa con-
funditur et affligitur, pulchrior apparet sponso (vgl. die Rahmen-
erzühlung in Gottfried Kellers ‚Sinngedicht‘). 1, 158°: exemplum
de privignis. 1, 46*: nota de sene fatuo. 1,80%: item ut dicitur
exemplum de vidua et homine clerico c. i. 2, 2504: exemplum
de Clemente et matre sua et fratribus, qui etc.
Aus dieser Zusammenstellung läßt sich erkennen, daß ich
mit Recht Studien 6, 10 f. darauf hingewiesen habe, wie zurück-
haltend die Rusticani bei der Aufnahme von Exempeln sind,
sie gewähren nur etliche Fabeln. Hingegen enthält die Frei-
burger Handschrift am meisten von solchen Erzählungen und
Beispielen, sie wird auch darum der mündlichen Überlieferung
am nächsten stehen. Aber selbst die mit strengster Einfachheit
gestalteten Sermones ad Religiosos entbehren nicht gänzlich der
Exempel, wie man aus dem Druck von Hoetzl entnimmt: 11,
22: nota exemplum de fratre morituro; 22, 3: Hirsch und Schild-
kröte; 37, 35: exemplum de sole; 37, 37: de fonte; 38, 30:
exemplum de cribro; 96, 31: nota dicta de arbore; 91, 11: nota
de elephante. — (Bei dieser Gelegenheit sei noch das Wortspiel
erwähnt, das Comm. 18,5 steht: sunt enim quidam avari de
Deo minus confidentes quam de judeo: serviens enim judeo con-
fidit, quod sibi pretium post servitium persolvat et interim sibi
cibum tribuat, avarus vero hoc de Deo non credit. Vgl. das
Wortspiel zwischen verbera und verba, Relig. 27, 26. Das klingt
fast wie bei Abraham a Sancta Clara.)
96 У, Abhandlung: Schónbach.
Soweit ich die verzeichneten Zitate auf bestimmte Fabeln
und Geschichten beziehen kann, gehören sie sämtlich zu den
meistverbreiteten Stücken der Erzählungsliteratur des Mittel-
alters. Es wäre daher kaum möglich, irgend einen Autor oder
eine Sammlung anzugeben, aus denen Berthold vorzugsweise
geschöpft hätte. Vielleicht gewährt es einen Fingerzeig, wenn
ich anmerke, daß eine ganze Anzahl der Stücke auch in den
Predigten Jakobs von Vitry begegnet, die Berthold nachweis-
lich gekannt hat. Teilt er doch mit diesem Prediger auch die
Ansicht über das Fabelhafte mancher biblischen Erzählungen,
wie sich weist, wenn man Bertholds Worte Studien 7, 39 mit
den bei Pitra, S. 192 (vgl. unten) beigebrachten Jakobs von
Vitry vergleicht, wo es über die Geschichte von Amasias 4 Reg. 14
heißt: licet haec sunt secundum litteram fabulosa, non tamen
fabulose dieta sunt. —
Wir sehen also auch hier, in bezug auf Bertholds Exempel,
daß er durchaus im Zusammenhange mit der Entwicklung der
Predigt seiner Zeit steht und von seinen Vorgängern gelernt
hat. Noch wichtiger ist vielleicht, daß auch das Verfahren, die
Sünden einzelner Stände, besonders der Handwerker, Kaufleute,
Dienstboten usw., durch im Leben beobachtete Beispiele scharf
zu beleuchten, das von jeher den deutschen Texten solche An-
ziehung verlieh, nicht von Berthold erfunden worden ist, son-
dern auf älterer Technik beruht. Ich habe schon in meiner
Arbeit ‚Über eine Grazer Handschrift lateinisch-deutscher Pre-
digten‘ (1890), S. 55 f., dargelegt, wie Berthold und Maurice
von Sully sich in diesen Dingen berühren, hier kann ich noch
über einen sehr merkwürdigen Fall berichten.
Im zweiten Bande der Analecta novissima Spicilegii Soles-
mensis (1888) hat Kardinal Рита das Leben und die Werke
von vier seiner mittelalterlichen Vorgänger auf dem bischöf-
lichen Stuhle von Tusculum behandelt, darunter auch Jakob
von Vitry, S. XX ff. 188. 344—461. Dieser berühmte franzö-
sische Kanzelredner, Politiker und Prälat hat zwischen den
Jahren 1180 bis 1240 gelebt, also bis zu dem Jahre, wo Ber-
thold zu predigen anfing, vgl. Studien 7, 2 f.). Aus seinen Ser
mones vulgares hat Pitra a. a. O. nach einer Vatikanischen
Handschrift grófere Proben dargeboten, die Exempla daraus
hat Th. Е. Crane im 26. Bande der Publications of the Folk-
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIIT. 97
Lore Society (London 1890) gesammelt und mit lehrreichen
Anmerkungen herausgegeben; die beiden umfangreichen Ser-
mones ad Fratres Minores hat Prof. Dr. Hilarin Felder 1903
(Rom, Befani = Spicilegium Franciscanum 5) veröffentlicht.
Unter den Stücken bei Pitra befindet sich S. 431 ff. ein Auszug
aus dem Sermo 56 ad mercatores et campsores, der S. 433 ein
Verzeichnis betrügerischer Praktiken der Kaufleute enthält, das
folgendermaßen lautet:
Cupiditas autem forum suum tenet, in quo falsi tabernarii
cum mensuris iniquis et dolosis, vinum vendunt. alii XI pro
XII commodant; taxillos et candelas ad ludum, emungendo pe-
cuniam, ministrant. falsi advocati linguas suas venales exponunt.
meretrices cadavera sua omnibus vendunt. campsores denarios
decurtant et rescindunt. aurifabri stannum argento miscent. falsi
apothecarii et corruptis et veteribus speciebus electuaria con-
ficiunt et sophisticant. venditores pannorum cum ulnis decurtatis
pannos mensurant. carnifices carnes diu reservatas et fetidas et
pisces putridos vendendo plures perimunt et necant. venditores
equorum furfure eos inflant, et eorum morbos abscondunt et
celant, et aliquando tam ex parte ementis quam ex parte ven-
dentis pretium accipiunt, et mendaciis decipere non formidant.
Quidam autem ex fraudulentis mercatoribus mensuram
habent perforatam. hi sunt, qui mala intentione vel in peccato
mortali opera degenerare faciunt. alii in mensura sua spumam
supernatare faciunt, ut videatur plena. hi sunt hypocritae deci-
pientes homines superficiali religione, similes Joen (!), qui sa-
vonem, ut spumare faciat, capillis apponit. alii picem vel aliquod
lignum in fundo mensurae apponunt, ut videatur magna ex-
terius, cum tamen interius rarum capiat. —
Diese Aufzühlung des um dreiffig Jahre ülteren berühmten
Redners hat Berthold von Regensburg in seinem Sermo de ci-
vitatibus zum guten Teile würtlich verwendet, vgl. Studien 6,
98.159. (Aber auch sonst hat er Stellen der Sermones vul.
gares gebraucht, z. B. Pitra 436. 439 f. 441. 442.) Das ist nicht
zu verwundern, weil Jakob von Vitry schon wegen seiner Pre-
digten für die Minoriten bei den Mitgliedern dieses Ordens
einer besonderen Autorität genoß; auch Berthold kannte diese
Reden und hat sie benutzt.
Sitzungsber. d. phil.-hist. Kl. 155. Bd, 5. Abh. 7
98 У. Abbandlung: Schönbach.
Die Sermones vulgares des Jakob von Vitry waren übrigens
noch für andere Prediger unter den Minderbrüdern der Zeit
Bertholds vorbildlich geworden. Die von mir aus Pitras mangel-
haftem Text ausgeschriebene Stelle war schon Barthelemy Нап-
réau aufgefallen, der sie im Journal des Savants 1888, S. 416,
übersetzte und in den Notices et Extraits des Manuscrits X XXII,
2 (1888), S. 304, aus der besseren und reicheren Fassung des
Man. lat. de la Bibliothèque Nationale Nr. 17509, fol. 116, ab-
druckte. Dort hat er bereits angemerkt, daß diese Stelle auch
von dem Minoriten Guibert de Tournay ausgeschrieben wor-
den ist (er zitiert dafür Man. lat. de la Bibliothèque Nationale
Nr. 9606, fol. 32 у°), der auf Befehl Papst Alexanders IV. seine
populären Predigten redigiert und bald nach 1261, dem Todes-
jahre des Papstes, herausgegeben hat (vgl. Lecoy de la Marche,
La chaire franç., au XIII* siècle, Ze édit., р. 149. 509). Ich be-
nutzte diese Predigten in der Handschrift Nr. 524 der Univer-
sitätsbibliothek zu Graz, wo sich die Stelle in dem sermo se-
cundus de mercatoribus fol. 2034 findet: |
et nota diligenter auctoritatem Eccli. (20, 28) supradictam:
difficile exuitur negotians ete. et non justificabitur caupo a pec-
catis labiorum et a verbis fallacibus et mendaciis. unde alia
translatio dieit: difficile exuitur negotians a crimine mendacii.
unus jurat: ,tantum valet‘, alius affirmat: ,tantum non valet“.
illi in angulis merces suas vendunt et suam collocant sta-
tionem, ubi melius latere et fallere possunt. hii tenent forum
suum falsi tabernarii, qui cum dolosis mensuris vinum vendunt.
alii 11 pro 12 accomodant. alii taxillos et candelas ad ludum
emungendo pecuniam ministrant. falsi advocati linguas suas
venales exponunt, ita quod in articulo mortis loqui non possunt,
quippe qui linguas suas vendiderunt. hic campsores denarios
reseindunt, aurifaber stagnum argento miscet. falsi apoteccarii
ex corruptis et veteribus speciebus electuaria conficiunt. ven-
ditores pannorum cum ulnis decurtatis pannos mensurant. car-
nifices carnes infectas et diu reservatas, pisces putridos ven-
dendo plures necant. venditores equorum morbos eorum abscondunt
et celant, equos furfure inflant. асбіопагії (== Agenten, Du Cange
1, 63) rustusarii (l rusticarii?) ex parte ementis et vendentis
pecuniam accipiunt. — (204°) ergo illi abhominabiles estimantur,
qui, justitiam Domini minime considerantes, per immoderatum
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. ҮШ. 09
pecunie ambitum polluunt merces suas, plus perjuriis honorando
quam precibus. ‚Domine,‘ inquit, ‚memorabor justitie tue‘ (Psalm.
10, 16), solius non fraudis ad licium admixte, nec in mensura
пес in moneta nec in re ipsa. in mensura, quia quidam frau-
dulenter habent mensuram perforatam, alii semiplenam; alii
spumas supernatare faciunt, ut videatur plena; alii parvam,
sed in profundo picem vel aliquem lignum ponunt, ut videatur
magna. in moneta alii falsam monetam afferunt, alii fractam,
alii recisam, alii plumbeam, alii ferream. — jure ipsa sunt sicut
tabernarii et caupones fraudulenter ignorantibus emptoribus
miscent aquam vino et bonum vinum et minus carum trahunt
de eodem dolio. et vetule aquam ponunt in lacte, et quando
vaccam vendere (204?) volunt, per aliquot dies lac a mamillis
non extrahunt, ut mamillis turgentibus lactis copiam habere vi-
deantur. et quando caseos vendere volunt, prius in pulmentis
suis ponentes pinguedinem extrahunt; et philatas sive fustatas
suas et filacia ad pondus volentes vendere, nocte precedente,
ut magis ponderent, in humida terra reponunt. et carnifices,
qui extrahunt sanguinem de baconibus, comprimendo eos quasi
in torculari, priusquam vendant; et fauces veterum piscium tun-
dentes rubescere faciunt vel sanguine tingunt, ut recentes vi-
deantur, et inde homines sepe moriuntur. unde et, cum quidam
christianus captus duceretur ante Soldanum, ut decapitaretur;
‚si me,‘ inquit, ‚Soldane, interficitis, magnum dampnum incur-
retis: non est annus, in quo non occidam plus quam centum de
hostibus vestris peregrinis christianis, quibus carnes coctas ve-
teres fetidas et pisces corruptos vendo.' tales negotiatores ejicit
Dominus de templo (vgl. oben S. 49 Ё). — Es stimmen diese
Angaben übrigens auch mit den Strafsatzungen stüdtischer
Rechtsbücher der Zeit, vgl. Michael, Geschichte des deutschen
Volkes im 13. Jahrhundert 1, 152 ff.
Die Predigten des 1270 verstorbenen Guibert von Tournay
waren handschriftlich sehr verbreitet und ein gut Teil von
ihnen ist auch einmal 1518 gedruckt worden. Diese Beliebt-
heit erklärt sich daraus, daß die Reden ziemlich allgemein
gehalten, somit zu anderer Zeit und an anderem Ort verwend-
bar waren.
Es hat sich nun, wie ich glaube, mit ausreichender Be-
stimmtheit erwiesen, daß die besondere Art der Predigt Bertholds
7*
100 V. Abhandlung: Schönbach.
von Regensburg keineswegs ohne Voraussetzungen entstanden
ist, sondern daß viele und wichtige ihrer Bestandteile auf die
historischen Bedingungen von Bertholds Wirken, zunächst
innerhalb des Minoritenordens, auf sein mit vollem Bewaußt-
sein gepflegtes Studium großer Vorbilder und auf die seiner
Generation überkommene Technik sich zurückführen lassen.
Damit ist allerdings die Erscheinung Bertholds von Regensburg
keineswegs ‚ausgerechnet‘, sie ist nur in ihre Zeit hineingestellt
und mit ihr verknüpft. Für die Erklärung seines Wesens und
seiner Tätigkeit fehlt noch ein Wichtigstes, die Kenntnis der
Eigenart seiner Persönlichkeit, durch welche alle historischen
Vorbedingungen, Umstände und Faktoren erst zu der Einheit
seiner Leistung als Prediger verschmelzen.
Das Äußere des Bruder Berthold könnten wir uns vor-
stellen, wenn das Relief auf dem vom Hauptmann Woldemar
Neumann geretteten Grabstein des Predigers (Verhandl. des
histor. Vereins für Oberpfalz und Regensburg, М. Е. 31 == 39
v. J. 1885, 8. 257 £.) ihn genau abbildete. Nun gibt es bekannter-
maßen schon im 13. Jahrhundert einzelne vortreffliche Porträt-
statuen in Deutschland (Graf Berthold von Zühringen, T 1218
im Münster zu Freiburg, Herzog Heinrich IV. von Schlesien,
1 12%, in der Breslauer Kreuzkirche, im 14. Jahrhundert
Zeichnungen individualisierter Köpfe, z. B. im Prager Kuni-
gundenpassional von 1312, vgl. К. Lamprecht, Zeitschr. f. d.
Kulturg., N. F. 1, 9), allein dieses Bildwerk zu Regensburg
scheint mur nur den Typus eines gelehrten Minderbruders vor-
zustellen. Wenigstens in einem Punkte entspricht es gewiß nicht
der Wahrheit: der Kopf auf dem Relief ist bartlos, Berthold
jedoch trug einen Bart, wie er selbst sagt Freib. 1, 64*: —
neque ut dicitur in Sententiis: ,omne, quod ex aliquo est, filius
ejus est. ut ego non sum unguium et barbe (wohl mit einer
Handbewegung verbunden) vel capilli mei pater.
Über die Eigenschaften seines Charakters legt Berthold
kein unmittelbares Zeugnis ab. Es gibt zwar ein paar Stellen,
die als Belege für die besondere Demut des Redners aufgefaßt
werden könnten, ich halte sie jedoch nur für oratorische Wen-
dungen: Freib. 1, 80°; habet nuntios Dominus, quos mittit,
unum vilem, quinque probos. misit me vilem; non audistis, quia
peccator sum ut vos. habet alios nuntios gloriosos, mihi valde
Studien zur Geschichte der altdeuischen Predigt. VIII. 101
dissimiles, quos mittit. Comm. 26, 6: im Himmel non egebunt
doctrina Veteris Legis (die Berthold zur Aufklärung der neuen
verwendet hatte) vel alicujus mediocris predicatoris. Freib.
2, 143^: avaritia — nam homo ab aliquo rogari potest vel pre-
dicari, ut faciat, quod sibi utile est, fera autem a nullo. predica
fere, quiequid vis, de celo vel de aliis, predam non dimittit.
veniant angeli et rogent, non saneti, non homines hic, non
Maria, non Christus. attendite, vos omnes, et hoc vobis ostendo
esse verum. quod ego rogarem, nihil esset, quis enim ego sum?
Wir sind also durchaus genótigt, aus dem Material der
lateinischen Predigttexte Schlüsse auf das Wesen Bertholds zu
ziehen, die deutschen Texte versagen sich einer solchen Be-
handlung günzlich, wie schon die bisherige Literatur beweist.
Daß Berthold von Regensburg mit ganz ungewöhnlich glünzen-
den Gaben ausgestattet war, dessen versichert uns der staunens-
wert rasche Erfolg schon seines ersten Wirkens (Studien 7, 2f.).
Er ist seinen Zeitgenossen alsbald wie ein das Mittelmaß der
Leistungen weit überschreitendes Phänomen vorgekommen, als
ein Wunder, und ins Wunderbare sind auch die Berichte über
seine Predigten sofort ausgeartet. Dem gegenüber beweist die
Anekdote über Bertholds Gespräch mit dem König von Frank-
reich, die gut überliefert ist und die ich für richtig halte, welch
einfach nüchterner Sinn dem großen Prediger eigen war. Das
Geschichtlein findet sich im Cod. Vaticanus ser. Ottob. Nr. 522,
membr. васг. 14, fol. 142—506, einer Sammlung von Erzählungen
zum Gebrauche von Predigern, die Analecta Franciscana (Qua-
racchi 1885) 1, 413—419 abgedruckt ist, und lautet (fol. 231 г.
S. 417) folgendermaßen: cum venisset ille sanctus et famosus
praedieator divini verbi de Alemannia, frater Bertholdus, in
Franeiam, voluit rex videre illum et alloqui. cui cum loque-
retur latine, addidit: ‚non bene latinum, frater bone, novi‘. ‚lo-
quimini secure, domine rex,‘ inquit frater Bertholdus, ,quia regi
verecundum non est aut indecens falsum loqui latinum.‘ tandem
inter confabulationes sanctas rex Navarre, qui praesens erat,
talia postmodum narrabat: ‚multum dominus rex Francie et ego
aedificati sumus de fratre illo magno praedicatore. cum enim
dicerem domino regi Franciae, ipso fratre praesente: ,Domine,
quidam operarii in Alemannia, conducti ad agrum die quodam
praedicationis suae, longe a loco, ubi stationem locaverat frater
102 V. Abhandlung: Schónbach.
iste, rogabant mane dominum, qui eos conduxerat, ut permit-
teret eos audire verbum praedicationis; quo non permittente,
cum essent in agro laborantes, protestati sunt se audivisse prae-
dicationem fratris et intellexisse, cum tamen distarent fortasse
per leucam unam;' tune frater Bertholdus respondens ait: ‚non
credatis, bone Domine, nec fidem adhibeatis relationibus hujus-
modi, quae de me referuntur, quasi sint miracula. non enim
fuit hoc verum, quantum credo, nec unquam audivi, quod hoc
verum fuerit. sed sunt quidam homines, volentes aut pecuniam
lucrari aut aliqua alia vana ex causa, qui sequentes me inter
aliam multitudinem aliquando talia fingunt et aliis referunt.‘
qua quidem ratione ambo reges fuerunt aedificati multum, mani-
feste videntes, fratrem illum tamquam fidelem dispensatorem
divini verbi non vanam ab hominibus gloriam quaerere, sed
Dei tantum honorem et animarum salutem affectare; plus veri
tatem quam plebis favorem vanaeque laudis rumores diligere.
— Darf man in der ersten Antwort Bertholds an den König
von Frankreich über dessen mangelhafte Kenntnis des Latein
(man könnte übrigens daraus schließen, daß Berthold nicht
französisch verstand, weil der König mit ihm sich lateinisch
unterhielt, vgl. Studien 7, 28 f.) einen Beleg für die Klugheit
und Gewandtheit finden, die den deutschen Prediger befähigte,
so viel mit den Großen der Erde zu verkehren, wie uns wirk-
lich überliefert wird, so merkt man in der zweiten Anekdote,
außer der dem Beruf angemessenen Bescheidenheit, auch den
klaren Blick für die Wirklichkeit des Lebens. Gerade dafür
bieten uns aber auch Bertholds Predigten selbst unzweifelhafte
Zeugnisse. Wenn überhaupt durch sie etwas festgestellt wird,
so ist es Bertholds Gabe der Anschauung, der Sinn für das
Gegenständliche, das offene Auge für die Welt, ihr Großes und
Kleines, ihr Schönes und Häßliches, ihr zusammenhangendes
System und ihre einzelnen Sonderbarkeiten. Unter den Deutschen
des Mittelalters, von denen wir literarische Überlieferung be-
sitzen, wüßte ich außer Wolfram von Eschenbach kaum einen
zu nennen, der so in die Welt zu schauen und aus ihr aufzu-
nehmen wußte; freilich dem führenden deutschen Adel muß
diese Fähigkeit in hohem Maße eigen gewesen sein. Für Ber-
thold wird sie durch zahllose Stellen bezeugt: aus ihr quillt
ihm der Stoff für die Unmasse kleiner Bilder und Vergleiche,
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII. 103
die er gewiß oft nicht zur notwendigen Erhellung des Ab-
strakten, sondern um ihrer selbst willen, wegen seines Genusses
dabei, angebracht hat. Man lernt diese Besonderheit Bertholds
schätzen, wenn man damit die Manier vergleicht, die sich für
diese ‚Physik des täglichen Lebens‘, für die Observationen, die
sofort in Moral umgesetzt werden, andere Prediger aus dem Ende
des 13. Jahrhunderts, z. B. Jakob von Lausanne (vgl. meine
Mitteilungen aus Grazer Hss. 3, 28—91), Guy d’Evreux usw.
gebildet haben: wie steif theoretisierend, wie unlebendig, wie
herangezwängt nehmen sich da die Dinge aus, welche Berthold
in bequemster freier Fülle zuströmen! Gewiß war es dasselbe
Vermögen, die Wirklichkeit zu überschauen und in ungeheurem
Gedächtnis zu bewahren, die Berthold dazu ausgerüstet hat, in
eminent praktische Fragen mit Geschick und Takt einzugreifen,
wie das die neuerlich von Rieder untersuchten urkundlichen
Zeugnisse berichten. Und über diese Gaben eines ausgezeich-
neten Beobachters kann Berthold nicht bloß der Außenwelt
gegenüber verfügt haben, er besaß und übte sie gewiß ebenso
in der Seelenkunde, die durch eine ausgedehnte und vieljährige
Beichtpraxis ihm zu einer wichtigsten Aufgabe geworden war;
gerade darüber wissen die Zeitgenossen vieles zu erzählen,
rühmen sie Bertholds scharfen Blick, aber auch seine Herzensgüte.
Müssen wir aus Bertholds Predigten im ganzen den Ein-
druck gewinnen, daß dem Redner eine außerordentliche Leb-
haftigkeit eigen war, die man anzunehmen schon durch die
äußeren Erfolge seiner Vorträge genötigt wird, so läßt sich das
Wesen dieser Lebhaftigkeit noch genauer mit Hilfe einer Wahr-
nehmung bestimmen: wer die lateinischen Reden Bertholds
achtsam und in größeren Reihen nacheinander liest, dem muß
auffallen, daß so überaus häufige Wechsel in den Stimmungen,
anscheinend unvermittelte Übergänge, ja Sprünge von einem
Extrem des Gefühls in das andere stattfinden, unleugbar Hei-
teres oder wenigstens Unterhaltendes stellt sich neben tragisch
rührende Abschnitte. Nun fällt ja gewiß manches davon unter
den Begriff der Technik des Predigers, der gerade durch sol-
chen Wechsel der Mittel sein Publikum mit voller Sicherheit
beherrscht, allein so gleichmäßig allenthalben kann Berthold den
Gefühlswandel solcher Art nur in seinen Vorträgen haben ein-
treten lassen, wenn die Verfassung seines eigenen Gemütes
104 V. Abhandlung: Schönbach.
dafür vorzüglich veranlagt war. Dürfen wir vermuten, daß als
Basis derartiger Beweglichkeit des Empfindens bei Berthold
jene Mischung psychischer Qualitäten zu denken ist, die man
mit einem noch nicht durch Besseres ersetzten Ausdruck als
‚sanguinisches Temperament‘ bezeichnet, dann erklärt sich un-
schwer diese charakterische Besonderheit des schnellen Stim-
mungswechsels in seinen Darstellungen. In Predigten späterer
Nachahmer Bertholds bis zum 15. Jahrhundert hinauf artet
diese Eigenheit ins Groteske aus.
In voll übereinstimmendem Zusammenhang mit dieser
Darlegung steht es, wenn man als die Haupt- und Grundkraft
von Bertholds Begabung die Phantasie erkennt (Studien 7, 135).
Durch sie strömen dem Redner, sobald er den früher vorge-
zeichneten Plan, die Ordnung des Stoffes, in lebendig rauschende
Rede umsetzt, in unaufhörlicher Fülle die Gedanken und Bil-
der, die Apergus aus dem Tagesleben, die Ergebnisse reichen
und reifen Erfahrens zu, alles auf dem Untergrunde eines aus
gebreiteten Wissens und umfassender Studien, dauernden Ü bens.
War Bertholds Einbildungskraft bisweilen gar sehr geneigt,
über die Stränge zu springen und maßlos ins weite zu schweifen,
so ist sie gerade durch die Tradition der kirchlichen Lehre,
an die sein Bildungsgang ihn gebunden hatte, strenge zurück-
gehalten und auf wohltätiges Wirken eingeschränkt worden.
Nur aus der katholischen Orthodoxie seiner Zeit und aus dem
ernsten Geiste der Stiftung des heil. Franz von Assisi in ihrer
reinsten Gestalt versteht sich die Erscheinung des Minder-
bruders Bertholds von Regensburg: er wurzelt fest in seinem
historischen Untergrunde und ist der volkstümlichen deutschen
Predigt weit bis ins 15. Jahrhundert ein unerreichtes Vorbild
geblieben, nicht als ein Wegweiser zur Reformation, wohl aber
als der glänzendste Vertreter der ganz allmählich entfalteten,
aus der gesamten Entwicklung der katholischen Kirche sich
nährenden und aufbauenden Kanzelberedsamkeit des Mittel-
alters. —
Wohl weiß ich, daß die hier gezogenen Grundlinien der
Persönlichkeit Berthold von Regensburg ziemlich grob und
wenig scharf sich darstellen, sie geben kein volles, rundes,
farbiges Gemälde, wie es dem gewaltigen Manne und seiner
mächtig quellenden Lebenskraft entspricht. Aber deutlicher
Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt, VIII. 105
wird uns sein Wesen doch schon jetzt als bisher und so mag
es einer künftigen glücklicheren Forschung anheimgegeben sein,
die aus einer vollständigen kritischen Ausgabe der lateinischen
Predigten wird schöpfen können — erstellt sie Prof. Hilarin
Felder, so liegt sie damit in den besten Händen — diese Um-
risse auszufüllen und das wahre Bildnis des größten deutschen
Volksredners zu schaffen, das die deutsche Philologie dem An-
denken Bruder Bertholds von Regensburg schuldet.
Nachtrag zu S. 3 ff.
Es ist nicht ohne Interesse wahrzunehmen, daß ein ähn-
liches Verhältnis wie das zwischen Bartholomaeus Angelicus und
Berthold von Regensburg einige Zeit später zwischen Bartho-
lomaeus Angelicus und dem französischen Minoriten Nikolaus
Bozon in England wiederkehrt. Dieser hat nämlich in seinen
Metaphorae, den Moralisationen der von ihm zusammengetrage-
nen Erzählungen ein ziemliches Teil seiner naturwissenschaft-
lichen Kenntnisse aus dem Werke De proprietatibus rerum ge-
schöpft, ohne es jedoch zu erwähnen, und vielmehr (wie Berthold)
die Autoren unmittelbar angeführt, die er aus der Enzyklopädie
des Bartholomaeus kennen gelernt hatte. Vgl. darüber Paul
Meyers Einleitung zu den Contes moralisés des Nicole Bozon
(Paris 1889), S. VI ff.
Übersicht des Inhaltes.
Vorbemerkung 8. 1.
Das enzyklopädische Wissen Bertholds von Regensburg S.2. — Das Werk
des Bartholomaeus Anglicus: De proprietatibus rerum S. 3. — Sein
Entstehen 5. 5, — Es ist von Berthold benutzt worden 8. 8. — Вег-
thold beobachtete selbst S. 10.
Die Menschen bei Berthold S. 11. — Sie sind aus den Elementen geschaffen
S. 11. — Mikrokosmus S. 13. — Schwächen S. 14. — Lebensdauer
8. 15. — Gleichheit der Menschen 8. 15. — Arbeit S. 17. — Reich-
tum, Geld S, 18. — Unendliche Zahlen 8. 19.
Wohnhaus 8. 20, — Hausväter S. 21. — Hausfrauen S. 22, — Kindererziehung
S. 22. — Kinderspielzeug 8. 23. — Kleider S. 24. — Spiegel В. 24.
Sitzungsber. d. phil.-hist, Kl. 155. Bd. 5. Abh. 8
106 V.Abh.: Schönbach. Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt. VIII.
— Gastfreund, Nahrung 8. 24. — Ehebruch S. 25. — Abtreibung der
Leibesfrucht 8. 27.
Stände S. 28, — Ihre Zahl S. 29, — Kaiser 5. 34. — Königskrönung S. 35,
Fürsten S. 36, — Beamte 5. 36. — Krieg und Kriegsleute 8.37 —
Pferd S. 38.
Adel und Herren S. 89. — Städte S. 45, — Acht В. 46, — Richter 8. 46. —
Strafen S. 47. — Kaufleute und Handel S. 49. — Bauern S. 53, —
Handwerker S. 53. — Dienstboten S. 55. — Künste 8. 57. — Malerei
S. 57. — Musik S. 59.
Verschiedenes. Hunde 8. 60. — Wein В. 61. — Finger S. 62. — Bettstatt
З. 62.
Bertholds Wirkung als Prediger S. 62. — Notwendigkeit eines Erklärunge:
versuches 8. 63, — Die deutsche Predigt vor Berthold 8. 64. — Auf-
treten der Mendikantenorden 8. 67. — Die Komposition von Bertholds
Predigten 5. 69. — Ihr Inhalt 8. 69, — Lehrpredigten 8. 71. — Stil
der Reden Bertholds S. 73, — Absicht: Aufmerksamkeit und Erschüt-
terung 5, 80,
Zeugnisse für das Entstehen der Aufzeichnungen mittelalterlicher Predigten
S. 81, — Die Vorschriften Franz von Assisis über das Predigen S. 89.
— EinfluB von Augustin, Gregor, Bernard von Clairvaux auf Berthold
S. 91. — Bertholds Exempel S. 93. — Beziehungen zu Jakob von
Vitry 8.96. — Praktiken der Handwerker und Kaufleute schildert
Berthold nach Jakob von Vitry В. 97, — So tut auch Guibert von
Tournay S. 98, — Bertholds historische Bedingtheit 5. 99.
Persönlichkeit Bertholds von Regensburg S. 100, — Äußeres S. 100. — Be-
scheidenheit S. 100. — Sein Gespräch mit den Künigen von Frank-
reich und Navarra S. 101, — Nüchterner Sinn für die Wirklichkeit
des Lebens В. 102. — Beobachtungsvermügen В. 103. — Lebhaftigkeit
S. 103. — Stimmungswechsel S. 103, — Sanguinisches Temperament
S. 104. — Hauptgabe: Phantasie S. 104. — Schluß S. 105.
Nachtrag zu 8. 3 ff. S. 105,
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